Leider bin ich erst heute Abend zum Schreiben gekommen, so daß dieser Vorbericht zu den Wahlen in Holland sozusagen in letzter Minute erscheint. Ich hoffe, er ist dennoch hilfreich zum Verständnis des Ergebnisses.
Zitat von Zettel im Beitrag #1Leider bin ich erst heute Abend zum Schreiben gekommen, so daß dieser Vorbericht zu den Wahlen in Holland sozusagen in letzter Minute erscheint. Ich hoffe, er ist dennoch hilfreich zum Verständnis des Ergebnisses.
Inzwischen liegen die ersten Hochrechnungen vor. Sie kommen den in dem Artikel genannten Zahlen recht nahe:
-- PVV und PvdA liegen Kopf-an-Kopf bei je 36 Sitzen
-- Die SP hat sich mit 20 Sitzen gesteigert, aber bleibt weit unter den 38 Sitzen, die ihr zum Anfang des Wahlkampfs prophezeit worden waren
-- Wilders' PVV geht von 24 auf 18 Sitze zurück
-- Die christdemokratische CDA erreicht mit 12 Sitzen ein historisches Tief
-- Die D66 hält sich entgegen den Prognosen gut und steigt sogar von 10 auf 11 Sitze
-- Die Grünen erfahren das erwartete Desaster und fallan von 10 auf 4 Sitze. Sie bleiben damit sogar unter der konservativen Christenunion.
-- Eine Partei, die ich in dem Artikel nicht erwähne, 50+, könnte zwei Mandate gewinnen.
Eine Linkskoalition aus PvdA, SP und Grünen wäre damit mit 60 Sitzen immer noch weit von der erforderlichen Mehrheit von 76 Sitzen entfernt.
Nachtrag: "Hochrechnungen" ist nicht ganz richtig. Es handelt sich um die letzten Prognosen, basierend auf Umfragedaten.
Wer herausfinden möchte, welche Partei (vermeintlich) gut zu ihm passt, kann den "Holländischen Wahlomat" benutzen. Laut dem Test sind mir PVV, CU und CDA am nächsten. Mich wundert es aber ein wenig, dass das VVD-Logo so weit von meinem Punkt entfernt ist.
Das ist jetzt wirklich eine Hochrechnung aufgrund ausgezählter Stimmen. Sie hat sich bis 21.30 Uhr nicht geändert.
Danach hätten die beiden großen Parteien VVD und PvdA noch mehr von der Polarisierung im Wahlkampf profitiert als erwartet.
Wilders' PVV hat miserabel abgeschnitten und die Zahl ihrer Sitze von 24 auf 13 fast halbiert.
Die einstige führende Partei der Niederlande, die christdemokratische CDA, ist mit 13 Sitzen zu einer der kleinen Parteien geschrumpft. Die Linkssozialisten der SP hat es ebenfalls schwer getroffen - sie haben nicht mehr erreicht als die bisherigen 15 Sitze; das, nachdem sie im Wahlkampf schon als die künftige stärkste Partei gehandelt worden waren.
Alle Kleinen haben sich gut gehalten. Die Demokraten66 haben sogar zwei Sitze hinzugewonnen; entgegen den Prognosen, die vorhergesagt hatten, daß ihre Wähler teils zur VVD und teils zur PvdA abwandern würden.
Da mag eine Rolle gespielt haben, daß keine andere Partei derart europatreu ist; man könnte überspitzt sagen: Da haben sich die letzten Anhänger Europas hinter den Fahnen der D66 versammelt.
Die Koalitionsarithmetik ist so, wie ich es in dem Artikel beschrieben habe: Samsom ist weit von einer Mehrheit aus PvdA, Grünen und SP entfernt; das ergibt nur 59 Sitze von 76 benötigten. Wo Rutte eine Mehrheit hernehmen soll, ist auch nicht zu sehen. Mit der CDA käme die VVD auf 54 Sitze. Selbst eine (unwahrscheinliche) erneute Tolerierung durch Wilders' PVV mit ihren 13 Sitzen würde keine Mehrheit ergeben.
Es wird wieder eine instabile Regierung geben, wieder eine unnatürliche Koalition. Am unnatürlichsten wäre vermutlich eine Große Koalition; angesichts der diametral gegensätzlichen Auffassungen von Rutte und Samsom.
Ceterum censeo: Wer das Verhältniswahlrecht will, ist selbst schuld. Auch Deutschland geht solchen Zuständen entgegen; wenn auch vielleicht nicht ganz so krass.
Zitat von Zettel im Beitrag #6 Es wird wieder eine instabile Regierung geben, wieder eine unnatürliche Koalition. Am unnatürlichsten wäre vermutlich eine Große Koalition; angesichts der diametral gegensätzlichen Auffassungen von Rutte und Samsom.
Sie werden zueinanderfinden, da bin ich verhalten optimistisch.
Zitat von ZettelCeterum censeo: Wer das Verhältniswahlrecht will, ist selbst schuld. Auch Deutschland geht solchen Zuständen entgegen; wenn auch vielleicht nicht ganz so krass.
Das Mehrheitswahlrecht würde nur Sinn machen, wenn es tatsächlich gegensätzliche Auffassungen gäbe. Das ist in Deutschland in den entscheidenden Fragen (Energiewende, Europa, Rente, Steuern, Wirtschaftspolitik, Außenpolitik, Verteidigungspolitik) nicht der Fall. Lediglich die Linke und ein paar Splitterparteien tanzen etwas aus der Reihe.
Zitat von Zettel im Beitrag #6Das ist jetzt wirklich eine Hochrechnung aufgrund ausgezählter Stimmen.
Wieder nicht ganz richtig.
Es ist eine Hochrechnung aufgrund von Exit Polls. Die Auszählung verläuft in Holland ganz anders als in Deutschland. Erst gegen 21.45 gab es die ersten echten Wahlkreis-Resultate. Die aus den großen Städten werden erst ab 23.00 Uhr erwartet.
Tut mir leid, daß ich ungenau berichtet hatte. Mein Niederländisch ist offenbar doch a bisserl eingerostet.
Zitat von Zettel im Beitrag #6 Es wird wieder eine instabile Regierung geben, wieder eine unnatürliche Koalition. Am unnatürlichsten wäre vermutlich eine Große Koalition; angesichts der diametral gegensätzlichen Auffassungen von Rutte und Samsom.
Sie werden zueinanderfinden, da bin ich verhalten optimistisch.
Wobei VVD und PvdA in der Ersten Kammer nur über 30 von 75 Sitzen verfügen und somit keine eigene Mehrheit haben. Dort bräuchten sie noch mindestens einen Partner.
Amsterdam geht wieder an die Sozialdemokraten, die dort 36 Prozent holen.
Mit großem Abstand folgen VVD (19 Prozent) und D66 (knapp 15 Prozent).
Die Grünen verlieren über die Hälfte und kommen auf etwas mehr als fünf Prozent.
Viertstärkste Partei werden die Sozialisten mit fast zehn Prozent.
Die PVV erreicht sechs Prozent, die Christdemokraten zwei Prozent.
Für die Piraten ist der Zug wohl abgefahren. Wenn selbst in einer Stadt wie Amsterdam gerade mal ein halbes Prozent der Wähler für sie stimmt, ist das keine gute Ausgangslage.
Der NOS-Stream läuft bei mir im Hintergrund. Der Reporter ist auf der PvdA-Feier. So weit, so uninteressant. Doch dann schließt der Befragte eine Koalition mit der VVD aus. Schließlich habe er eben sogar im deutschen Fernsehen gehört, dass die VVD RECHTSliberal ist...
Zitat von tekstballonnetje im Beitrag #19Im Hintergrund ein Plakat mit der Aufschrift: "Meeleven met slachtoffers. Niet met daders."
Google Translate übersetzt das mit "Just flour with victims. Not with offenders." Sieht ein bisschen ungewöhnlich aus.
Mit meinem flämisch imprägnierten Rudimentärniederländisch hätte ich den Satz mit "Mitleid mit den Opfern, nicht mit den Tätern" übersetzt.
"Mee-leven". Máár: Ndl. "Meel" = duits: "Mehl", engels "flour". Zoiets resulteert, als je "electronische breinen" raadplegt... Zie ook: http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Ma...diotTranslation: ____ "The spirit is willing but the flesh is weak" got translated as "The alcohol is strong but the meat is rotten". ___
P.S.: http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Ma...siveTranslation ______________ Free online computer translators do this a lot, especially Babelfish, which quickly went memetic for its ability to produce hilariously mangled results in this manner. Amplified by the fact that even a one-way machine translation will invariably produce stilted grammar and have difficulty with homonyms. [...] Want some fun trying this out? Check this site (it uses Babelfish). This site as well (and this one uses Google Translate) and this site iterates over multiple languages. _______________
(Dort auch die entsprechenden Links.)
P.P.S.: http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Bl...lation/RealLife _____ The German translation for a small toy fishtank with plastic fish: "Lebensunterhalt aus direkter Sonne leuchtet". Just retranslating this to English in the most literal of ways gives you "Keep out of direct sunlight", which is probably the phrase it was originally translated from. _____
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