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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 32 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Faber Offline




Beiträge: 142

17.09.2012 00:05
#26 RE: Kommunistische Widerstandskämpfer Antworten

Kommunisten zu Widerstandskämpfern zu erklären ist für mich Teil linker Propaganda. Unsere heutigen Kommunisten hätten das natürlich gerne, nur war es ja eben nicht so, daß die KPD eine menschenfreundliche Demokratie errichten wollten, sondern ebenfalls eine Diktatur. Hätte damals die rote Diktatur gewonnen, würde man dann heute Nationalsozialisten als "Widerstandskämpfer" feiern? Nicht zu vergessen, daß nach der Machtergreifung die Roten quasi scharenweise zu den Braunen überliefen, so unterschiedlich können die Ausrichtungen also nicht gewesen sein.

Faber Offline




Beiträge: 142

17.09.2012 00:12
#27 RE: Straßennamen Antworten

Und schon geht es weiter:

Zitat
Die in Münster heftig geführte Diskussion über Hindenburg und der am Sonntag dort stattfindende Bürgerentscheid über die Benennung des dortigen Schlossplatzes zeigt auch in Ahaus Wirkung: In der Politik mehren sich die Stimmen, die sich für eine Umbenennung der Ahauser Hindenburgallee aussprechen, weil Hindenburg ein Wegbereiter des Nationalsozialismus war. Im Oktober soll sich der Kulturausschuss erneut mit dem Thema befassen.



http://www.muensterlandzeitung.de/lokale...;art977,1766177

Nur FDP und Anwohner zeigen sich im Kampf gegen rechts noch uneinsichtig.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.09.2012 00:23
#28 RE: Kommunistische Widerstandskämpfer Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #25
In Deutschland hat niemand in den KZs so gut mit den Wachmannschaften zusammengearbeitet wie die Kommunisten, die deshalb als Kapos von den Nazis sehr geschätzt wurden. Gerade in Buchenwald.

Siehe zum Beispiel diesen Text der Geschichtswerkstatt Göttingen:

Zitat
Schon kurz nach der bewaffneten Selbstbefreiung der Häftlinge des KZ Buchenwald am 11. April werden Stimmen laut, die gegenüber den "roten Kapos" im Lager den Vorwurf der Mittäterschaft am Terror der SS erheben. Die im pervertierten Sprachgebrauch der SS als "Kameradschaftspolizei" (Kapo) bezeichnteten und durch die SS eingesetzten Funktionshäftlinge stellten eine organisatorische Zwischenschicht im KZ dar. Die Kapos ermöglichten es dem zahlenmäßig geringen SS-Wachpersonal, das Lager mit mehreren tausend Häftlingen zu verwalten und zu kontrollieren.

Nach Aussagen v]on Lagerinsassen stellten bereits kurze Zeit nach der Lagergründung Mitglieder und Funktionäre der KPD - aus der Gruppe der mit roten Winkeln als politische Gefangene gekennzeichneten Lagerinsassen - diese "Führungsschicht" unter den Gefangenen. Nachdem ihr Anteil am Lagerwiderstand, der in der eigenständigen Befreiung gipfelte, zuerst hervorgehoben wurde, mehren sich nun kritische Stimmen: Herrschaft einer kleinen, deutschen, mit Privilegien ausgestatteten, kommunistischen Kapo-Clique über die Mehrheit der ausländischen Häftlinge; Bevorzugung der eigenen Kader bis hin zum Austausch von Todeskanditaten zur Rettung von Kommunisten so lauten die Vorwürfe.


Es handelt sich um einen Text aus dem "Extrablatt für Göttingen zum Tag der Befreiung" vom 8. Mai 1945.

Auch damals war das also schon bekannt; auch wenn die Einzelheiten erst durch die Veröffentlichung geheimer SED-Akten nach der Wiedervereinigung bekannt wurden.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.548

17.09.2012 01:24
#29 RE: Straßennamen Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #24
Zitat von Zettel im Beitrag #1
Jetzt soll den politischen Säuberern schon ein Hindenburgplatz zum Opfer fallen.

Es wird in Münster keinen Hindenburgplatz mehr geben.


Nicht überraschend: trotzdem - nach den Plakaten & der Lokalpresse hätte das Ergebnis mit mindestens 90% Ablehnung ausfallen müssen: es gab keine einzige öffentliche Dagegenhaltung, dafür aber eindringliche Hinweise, welche Haltung die einzig zulässige für anständige Zeitgenossen sei. An der Mobilisierung der Volksmassen bleibt aus Sicht der öffentlichen Bedenkenträger noch zu arbeiten.
Daß man in Ahaus jetzt auch eine Gelegenheit sieht, mal was anderes als Marktöffnungszeiten & leere Kassen zu ventilieren, schmeckt wohl zu Recht nach Trittbrettfahrertum. Andererseits wird man dort froh sein, endlich-endlich mal überregional als etwas anderes wahrgenommen zu werden als "die Stadt mit dem Endlager" oder war's Zwischenlager? oder WAA?, sondern auch endlich mal mithilft, Hitler & die Seinen zu besiegen.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

17.09.2012 08:43
#30 RE: Kommunistische Widerstandskämpfer Antworten

Zitat von Faber im Beitrag #26
Kommunisten zu Widerstandskämpfern zu erklären ist für mich Teil linker Propaganda. Unsere heutigen Kommunisten hätten das natürlich gerne, nur war es ja eben nicht so, daß die KPD eine menschenfreundliche Demokratie errichten wollten, sondern ebenfalls eine Diktatur. Hätte damals die rote Diktatur gewonnen, würde man dann heute Nationalsozialisten als "Widerstandskämpfer" feiern? Nicht zu vergessen, daß nach der Machtergreifung die Roten quasi scharenweise zu den Braunen überliefen, so unterschiedlich können die Ausrichtungen also nicht gewesen sein.


Es ist ein spannendes Gedankenspiel: Was wäre geschehen, wenn die Weimarer Republik in eine kommunistisch-stalinistische Diktatur übergegangen wäre? Ganz sicher hätte es dann Widerstand von anderer Seite gegeben, z. B. von Freikorps und Rechtsradikalen. Aber es kam nicht die Diktatur der Roten, sondern die Diktatur der Braunen.

Gegen ein so verbrecherisches Regime ist Widerstand legitim. Wenn man die linke Seite des Widerstands differenziert betrachtet, waren dort SPD, Gewerkschafter, Kommunisten und andere Kräfte vertreten — in der Zeit von 1933 bis 1945 ganz sicher nicht primär in ihrer Eigenschaft als Parteimitglieder, sondern im Widerstand gegen die Diktatur. Wo möchten Sie denn eine Grenze ziehen? Soll man nur die Namen von SPD-Vertretern auf Straßenschildern belassen? Und was ist mit dem linken Flügel der SPD, der recht nahe bei den Kommunisten war? Nein, ich denke, dass jeder nachweisbare Widerstand geehrt werden sollte.

Die kommunistische Propaganda hat natürlich nach 1945 die Leistungen der eigenen Vertreter im Widerstand überhöht, vor allem in der DDR. Dort diente es der Untermauerung des Machtanspruchs der SED. Aber das Überhöhen eigener Helden liegt in der Natur der Sache und andere tun das auch. Ich denke, man sollte differenzieren: Die Leistungen der wirklichen Widerstandskämpfer stehen auf der einen Seite, die kommunistische Propaganda auf der anderen. Es gibt ohnehin nur wenige ganz ungebrochene Biographien.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

17.09.2012 11:06
#31 RE: Straßennamen Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Jetzt soll den politischen Säuberern schon ein Hindenburgplatz zum Opfer fallen.

Die Diskussion ist kein Münsteraner Phänomen, das ist eine bundesweite Kampagne der Linken. In Darmstadt hatten wir das schon vor einigen Jahren (am Ende gab es dann keine Umbenennung).

Hindenburg ist dabei wohl nur der Versuch, mit einem aus linker Sicht möglichst klaren Fall anzufangen. Das ist der Typ, der Hitler zum Reichskanzler ernannt hat - damit hat man ein ultimatives "Argument" und kann sich um eine differenzierte historische Betrachtung drücken. Hitler geht halt gar nicht.

Dabei ist genau das Hindenburg am wenigsten vorzuwerfen. Er war als Präsident auf die Verfassung verpflichtet, und angesichts der Wahlergebnisse und der Konstellation im Parlament blieb ihm am Ende kaum etwas Anderes übrig. Eigentlich hatte sich Hindenburg schon bis an die Grenze der Verfassungsmäßigkeit gegen diese Ernennung gewehrt. Ein demokratischer Politiker hätte nicht viel anders handeln können.

Die eigentlichen Kritikpunkte gegen Hindenburg sind ganz andere, insbesondere seine "Dolchstoß"-Lüge, mit der er die Weimarer Republik enorm schwächte.

Aber das ist den Linken zweitrangig. Sie fangen mit Hindenburg an - und wenn der flächendeckend getilgt ist, und sich die Leute an politische Säuberungen dieser Art gewöhnt haben, dann wird es immer mehr solcher Anträge geben.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

17.09.2012 11:15
#32 RE: Kommunistische Widerstandskämpfer Antworten

Zitat von stefanolix im Beitrag #30
Es ist ein spannendes Gedankenspiel: Was wäre geschehen, wenn die Weimarer Republik in eine kommunistisch-stalinistische Diktatur übergegangen wäre?

Das ist doch nicht schwer vorzustellen - man muß doch nur anschauen, was zeitgleich in der SU üblich war.

Zitat
Gegen ein so verbrecherisches Regime ist Widerstand legitim.


Richtig.
Aber wenn ich einzelne Widerständler namentlich ehre, dann ist auch wichtig, wofür die sich eingesetzt haben. Und das Austauschen der braunen gegen eine rote Diktatur ist kein Ehrungsgrund.

Zitat
Wo möchten Sie denn eine Grenze ziehen? Soll man nur die Namen von SPD-Vertretern auf Straßenschildern belassen?


Richtig. Denn die SPDler (auch der linke Flügel) haben sich erwiesenermaßen für die Demokratie eingesetzt. Und die Kommunisten nicht.

Die Kommunisten wegen ihres Widerstands gegen die Nazis zu ehren, das wäre als ob man einen Mafia-Clan für seinen Einsatz gegen das organisierte Verbrechen lobt, wenn er konkurrierende Mafia-Clans liquidiert hat.
Und genauso könnte man dann auch Röhm und seine Leute als Nazi-Opfer auf die Gedenksteine setzen.

Florian Offline



Beiträge: 3.179

17.09.2012 13:38
#33 RE: Kommunistische Widerstandskämpfer Antworten

Egal wie man es bewertet:
Hindenburg hat einiges geleistet.

1. Im August 1914 stand die Ostfront schon nach wenigen Tagen vor dem Zusammenbruch.
Deutschland hatte einfach die Mobilierungsgeschwindigkeit der Russen unterschätzt und Ostpreußen nur mit minimalen Kräften verteidigt.
Der ursprüngliche Kommandant der Ostfront wurde entlassen, Hindenburg aus dem Ruhestand reaktiviert und innerhalb von einer Woche erzielte er bei Tannenberg einen der größten Erfolge der Militärgeschichte:
Bei einer numerischen Unterlegenheit von ca. 3 zu 1 gab es kaum deutsche Verluste - aber eine komplette russische Armee mit weit über 100.000 Soldaten wurde praktisch komplett aufgerieben bzw. gefangen genommen.
(Allerdings: Die dahinter liegende Taktik hatte der Stab der 8. Armee schon ausgearbeitet, als Hindenburg in Ostpreußen antraf - aber Hindenburg war es, der den sehr gewagten Manövern zustimmte).

2. Als Hindenburg (und Ludendorff) den Oberbefehl bekamen, war eine ihrer wichtigsten Maßnahmen, das sinnlose Anrennen gegen die allierten Schützengräben zurückzufahren. Deutschland blieb im Westen im wesentlichen defensiv. Die Verluste der West-Allierten waren im Stellungskrieg daher auch spürbar größer als die deutschen Verluste.
(Bei aller taktischen Brillanz bleibt allerdings der große militär-strategische politische Vorwurf, dass man einen eigentlich verlorenen Krieg solange in die Länge zog, bis ein annehmbarer Verständigungsfriede nicht mehr möglich war - und dadurch auch Millionen Tote zu beklagen waren).

3. Hindenburg war ganz sicher kein Demokrat. Aber als Reichspräsident achtete er die Verfassung, auf die er vereidigt war.
Dass er Hitler so lange es irgendwie ging verhindern wollte, ist sogar recht ehrenwert.
Aber in einer Demokratie kann man halt Wahlergebnisse auch nicht unbegrenzt ignorieren.

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