Man könnte es anerkennend als Chuzpe bezeichnen, oder auch als Heuchelei. Auf jeden Fall ist die Dreistigkeit erstaunlich, wie gerade ein Finanzversager wie Steinbrück nun in den Wahlkampf einsteigt.
Mein Beurteilung von Steinbrück deckt sich ja mit der Ihren, lieber R.A.
Allerdings: Ich war letztes Jahr mal auf einem Unternehmerkongress. (Also eine Veranstaltung, bei der die allermeisten Teilnehmer mittelständische Unternehmer waren). Am Abend gab es dann noch einen Vortrag von Herrn Steinbrück, mit seinen üblichen Thesen (die Banken sind schuld an der Krise, der Kapitalismus muss gezähmt werden, etc.). Und wenn ich die Stimmung im Saal richtig gedeutet habe, hatte Steinbrück unter den Zuschauern verblüffend viel Sympathien.
Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, woran das liegt. Großbanken haben zwar unter deutschen Mittelständlern nicht besonders viele glühedne Verteidiger. Aber man sollte doch meinen, dass ein Unternehmer Angriffe auf die wirtschaftliche Freiheit und auf den Kapitalismus eher nicht goutiert. Zum Teil ist es sicher auch einfach der nüchtern-unaufgeregte Habitus des Herrn Steinbrück, der im Mittelstand ganz gut ankommt. Aber dennoch bleibe ich etwas überrascht zurück.
[quote="Florian"|Und wenn ich die Stimmung im Saal richtig gedeutet habe, hatte Steinbrück unter den Zuschauern verblüffend viel Sympathien.[/quote] Das ist wohl leider typisch. Der Kapitalismus ist in Deutschland selbst unter Kapitalisten unbeliebt - auch eine Folge der linken Umerziehungspropaganda.
Wobei natürlich ein normaler Mittelständler auch nicht viel Ahnung von der Großfinanz hat und sich ähnlich über angebliche und echte Mißstände dort ärgert wie der SPD-Stammtisch.
Zitat von Florian im Beitrag #2 Großbanken haben zwar unter deutschen Mittelständlern nicht besonders viele glühedne Verteidiger. Aber man sollte doch meinen, dass ein Unternehmer Angriffe auf die wirtschaftliche Freiheit und auf den Kapitalismus eher nicht goutiert.
Nicht jeder Unternehmer, lieber Florian, ist auch ein überzeugter Kapitalist. Schon gar nicht nach aussen. Kapitalismus ist meistens primär im Interesse desjenigen, der sich verbessern, oder im Falle von Unternehmern, vergrössern will. Wer dagegen mit seiner Grösse zufrieden ist, kann auch schonmal gegen den Kapitalismus wettern. Es mag gar nicht so wenige Unternehmer geben, die zwar Wert darauf legen ein paar hunderttausend Euro im Jahr nach Hause zu nehmen, aber durchaus auch mit der Hälfte noch ihre Villa finanziert bekommen. Ich würde dazu neigen zu vermuten, dass die meisten Unternehmer, die Steinbrück zustimmen, vor allem die sind, deren Unternehmen schon Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte alt sind. Während die Jungunternehmer, die den Laden noch selbst aufgebaut haben, vielleicht ein bischen allergisch reagieren.
Zum anderen, und das ist etwas sehr trauriges, bedeutet Unternehmer zu sein, nicht, das man auch liberal ist. Freiheiten, die man sich selber zugesteht, auch anderen zuzustehen, ist keine Eigenschaft von Geld sondern von Überzeugung. Viele interessieren sich nicht für Großbanken, ist ja nicht ihr Geschäft. Und was scheren einen die anderen ?
Zitat von Florian im Beitrag #2 Allerdings: Ich war letztes Jahr mal auf einem Unternehmerkongress. (Also eine Veranstaltung, bei der die allermeisten Teilnehmer mittelständische Unternehmer waren). Am Abend gab es dann noch einen Vortrag von Herrn Steinbrück, mit seinen üblichen Thesen (die Banken sind schuld an der Krise, der Kapitalismus muss gezähmt werden, etc.). Und wenn ich die Stimmung im Saal richtig gedeutet habe, hatte Steinbrück unter den Zuschauern verblüffend viel Sympathien.
Mich wundert das nicht im geringsten, denn der Mittelstand ist Kunde bei den Sparkassen. Es sind staatliche Institute welche die Kreditvergabe im Zusammenspiel mit der Politik organisieren. In Deutschland gibt es gar keinen sichtbaren privaten Bankensektor. Die Deutsche Bank ist sozusagen die "Letzte ihrer Art". Und sie spurt einfach nicht. Damit muss Schluss sein und deswegen zeigt der Staat als Vertreter des Monopolisten auf dem Markt, die Zähne. Ob mit Steinbrück als eingebildeter Kanzler oder mit der neuen Finanzmarktregulierung: Agenda der Bundesregierung.
Die Banken lassen sich auch zum Sündenbock machen. Wie Unternehmen anderer Branchen ebenfalls, je nach Themenlage.
Allen gemeinsam ist, daß sie sich ducken, und keinerlei Öffentlichkeitsarbeit anstrengen. Folglich ist es leicht sie zu diffamieren.
Ansonsten sind die Unternehmen, bzw. die Unternehmer, Manager, Eigentümer, wie alle anderen Menschen auch vom Bedürfniss beseelt, weltanschaulich dem Zeitgeist zu entsprechen.
Abgesehen von ihren spezifischen Interessen übernehmen sie ansonsten genau so unkritisch wie die übrige Bevölkerung, was aus der linksgrünen Ecke kommt.
So mault man in energieintensiven Branchen zwar über die Kosten der Energiewende, in den Kantinen wird aber politkorrekt ethnisch-multikulturell serviert. Oder man erfüllt ohne zu murren die Frauenquoten, auch wenn es viel qualifiziertere männliche Bewerber gibt.
Die Deutsche Bank ist ein großer Fan von Klimaschutzzertifikaten und bei diesem Thema so richtig dunkelgrün. Das bringt dennoch keine Gnade vor den grünlinken Moralrichtern.
Banken wie auch der Rest der nicht staatlichen Wirtschaft will Geschäfte machen. Nur das zählt. Für gesellschaftspolitische Verantwortungsbereitschaft außerhalb des eigenen Unternehmens hält man sich nicht für zuständig.
Mittelständische Unternehmer sind oft erstaunlich unpolitisch, und kaum informiert. Sie haben ja auch genug anderes zu tun. Sie sorgen sich um ihre Firma, ihre Mitarbeiter, und genießen ihren Erfolg. Leben oft in einer Seifenblase, einer schönen Welt mit Privatschulen für die zarten Kinderchen, weit weg von all dem Elend das die Ökolinken anrichten. Und man ernährt sich oft bio, die Gattinnen leben in esotherischen Sphären, findet Umweltschutz wahnsinnig wichtig, bezahlt beim Flug in der Bussines-class natürlich den Treibhauszuschlag, findet die Energiewende gut und KKW´s hält man für ganz arg gefährlich, und fährt ps-starke Luxuskarossen.
Man will sich nicht belasten mit Dingen auf die man keinen direkten Einfluß hat und erschafft sich seine kleine, bessere Welt. Man ist ja Unternehmer. Und natürlich grün und sozial, denn gut sein ist noch das Sahnehäubchen auf dem wirtschaftlichen Erfolg.
Die Unternehmer sind heute ebenfalls stark linkslastig, und so lange einer wie Steinbrück auf andere Unternehmer eindrischt, glaubt man sich in Sicherheit.
Irgendwann kommt man selbst dran, z.B. mit Vermögenssteuern und Zwangsanleihen, aber bis dahin lässt man es sich gut gehen und beklatscht Sozia und Grüne.
Zitat von FlorianUnd wenn ich die Stimmung im Saal richtig gedeutet habe, hatte Steinbrück unter den Zuschauern verblüffend viel Sympathien.
Das ist wohl leider typisch. Der Kapitalismus ist in Deutschland selbst unter Kapitalisten unbeliebt - auch eine Folge der linken Umerziehungspropaganda.
Wobei natürlich ein normaler Mittelständler auch nicht viel Ahnung von der Großfinanz hat und sich ähnlich über angebliche und echte Mißstände dort ärgert wie der SPD-Stammtisch.
Es wurde schon gesagt: Kleine und mittlere Unternehmen haben als Hausbank oft die Sparkassen, sie sind aber auch bei den Volksbanken oder Raiffeisenbanken zu finden (bei »Raiffeisen« denkt man automatisch immer den liberalen Abgeordneten mit).
Diese Institute haben ein anderes Geschäftsgebaren, als es die Deutsche Bank an den Tag legt.
Mir ist nicht bekannt, dass eine genossenschaftliche Bank den Kommunen diese berüchtigten riskanten Finanzgeschäfte angeboten hätte, bei denen fast immer die Banken, aber fast nie die Kommunen gewonnen haben. Von der Deutschen Bank und anderen Großbanken hat man es nicht nur einmal gehört. Die Stadt Riesa in Sachsen hat mehr als 30 Millionen Euro dabei verloren.
Natürlich kann man argumentieren, dass es vor allem die Schuld der jeweiligen Stadtkämmerer und Lokalpolitiker war. Aber es gehören immer (mindestens) zwei Seiten dazu. Wenn man Geschäfte mit Unbedarften macht, die mit kommunalen Geldern spielen, kann man eben die Rendite und den Bonus nach oben treiben. Welche der beiden Seiten bei solchen Geschäften über den Tisch gezogen wurde, ist ja hinreichend bekannt.
Ein ausgestiegener Banker hat später der Presse gesagt: Es ging irgendwann nur noch darum, einen noch größeren Dummkopf zu finden, dem man bestimmte vergiftete Produkte andrehen konnte. Anders kann man extrem hohe Renditeziele gar nicht erreichen. Im Gegensatz dazu: Keine Volksbank oder Raiffeisenbank hat öffentlich ein Renditeziel von 25 Prozent angekündigt, weil man das im normalen Bankgeschäft mit Unternehmen und Arbeitnehmern gar nicht erreichen kann.
Wie auch immer: Ein Mittelständler sieht jedenfalls auch beide Seiten. Es ist doch klar, dass er nach dem Geschäftsgebaren der Großbanken in der Zeit von der »New Ecomomy« bis zur letzten großen Finanzkrise nicht so gut auf selbige zu sprechen ist.
In meinen Augen reicht es völlig aus, wenn die mittelständische Wirtschaft mit einer Sparkasse(1) oder einer genossenschaftlichen Bank seriöse Geschäfte macht, so wie es in der Tradition des Liberalen Raiffeisen steht. Das sehe ich als finanzielle Grundlage einer gesunde Marktwirtschaft. Das betone ich, um zu zeigen, dass ich nicht unter dem Einfluss linker Umerziehungspropaganda stehe ;-)
Wenn man es sauber durchsetzen könnte, wäre ich sofort für eine Art Trennbankensystem (meinetwegen mit der Klausel, dass die normalen Geschäftsbanken einen kleinen Teil ihrer Geschäfte mit den Investmentbanken abwickeln dürfen). In meinen Augen steht ein Trennbankensystem nicht im Widerspruch zur Marktwirtschaft (zumindest nicht zu dem Teil der Marktwirtschaft, den Mittelständler und Freiberufler betreiben).
---- (1) Bei den Sparkassen müsste allerdings der politische Einfluss reduziert werden und sie hätten nie mit den Landesbanken zusammenarbeiten sollen.
Steinbrück ist ein brillianter Redner und Diskussionspartner und eine Zeitlang habe ich in ihm auch einen der wenigen Politiker gesehen, der von Wirtschaft und insbesondere auch von der Finazwirtschaft etwas versteht. Er hat mich aber eines besseren belehrt. Mit seinen Vorschlägen macht er nur Stimmung. Ich kann hier R.A. nur Recht geben. Es soll m.E. nur von dem Problem der Staats- und Kommunalverschuldung abgelengt werden.
Zu den Vorschreibern möchte ich folgendes anmerken:
1. Die Idee eines Trennbanksystems ist nicht neu und bringt keinerlei Vorteile. Denn es sind ja gerade nicht die Zockerteile der Großbanken die Probleme machen. Es sind die klassische Kreditabteilungen. Diese haben überbewertete Immoblilien als Pfand für schlechte Kredite in ihren Büchern. Und dies ist die Folge der Immoblilienblasen in Spanien, den USA etc. Die Zockerabteilungen der Großbanken gleichen diese Risiken aus. Ich sehe daher eine Trennbankensystem daher sogar für nachteilig an. Das klassische Kreditgeschäft würde nur für den Kreditnehmer teurer. Noch eine kleine Anmerkung am Rande, wenn die Kreditvergabe an Unternehmen sich in Europa in den letzten Jahren als schwierig erwiesen hat, so liegt es im Wesentlichen daran, dass die Eigenkapitalquote hochgesetzt wurde. 2. Der Mittelstand arbeitet nicht nur mit Sparkassen und Reifeisenbanken zusammen. Ein guter Teil handelt mit dem Ausland. Ob Einkauf oder Vertrieb, für größere Geschäfte braucht man schon die Zusammenarbeit mit einer Großbank. Sparkassen etc. beteiben kein Akkreditivgeschäft (http://de.wikipedia.org/wiki/Akkreditiv). Dieser Geschäftszweig ist aber eng mit dem Kreditgeschäft verbunden.
Zitat von 123 im Beitrag #6Allen gemeinsam ist, daß sie sich ducken, und keinerlei Öffentlichkeitsarbeit anstrengen. Folglich ist es leicht sie zu diffamieren.
Das ist leider richtig.
Vor einiger Zeit saß ich mal mit Rolf Breuer in einem Aufsichtsrat und konnte mich mit ihm über dieses Thema unterhalten. Er ist nun wirklich ein intelligenter Mann - aber er hat überhaupt nicht verstanden, daß es da ein Defizit geben könnte. Für ihn beschränkte sich die Arbeit des Bankenverbandes auf klassische Lobbytätigkeit im Regierungsviertel und etwas allgemeine Sympathiewerbung z. B. in Form von Börsenwettbewerben an Schulen.
Wie sehr seine Branche politisch bedroht ist, weil keiner der Propaganda der Gegenseite entgegentritt und Bevölkerung und Medien ökonomisch völlig ungebildet sind, das wollte er nicht sehen.
Zitat von Rapsack im Beitrag #8 Steinbrück ist ein brillianter Redner und Diskussionspartner und eine Zeitlang habe ich in ihm auch einen der wenigen Politiker gesehen, der von Wirtschaft und insbesondere auch von der Finazwirtschaft etwas versteht. Er hat mich aber eines besseren belehrt. Mit seinen Vorschlägen macht er nur Stimmung. Ich kann hier R.A. nur Recht geben. Es soll m.E. nur von dem Problem der Staats- und Kommunalverschuldung abgelengt werden.
Zu den Vorschreibern möchte ich folgendes anmerken:
1. Die Idee eines Trennbanksystems ist nicht neu und bringt keinerlei Vorteile. Denn es sind ja gerade nicht die Zockerteile der Großbanken die Probleme machen. Es sind die klassische Kreditabteilungen. Diese haben überbewertete Immoblilien als Pfand für schlechte Kredite in ihren Büchern. Und dies ist die Folge der Immoblilienblasen in Spanien, den USA etc. Die Zockerabteilungen der Großbanken gleichen diese Risiken aus. Ich sehe daher eine Trennbankensystem daher sogar für nachteilig an. Das klassische Kreditgeschäft würde nur für den Kreditnehmer teurer. Noch eine kleine Anmerkung am Rande, wenn die Kreditvergabe an Unternehmen sich in Europa in den letzten Jahren als schwierig erwiesen hat, so liegt es im Wesentlichen daran, dass die Eigenkapitalquote hochgesetzt wurde. 2. Der Mittelstand arbeitet nicht nur mit Sparkassen und Reifeisenbanken zusammen. Ein guter Teil handelt mit dem Ausland. Ob Einkauf oder Vertrieb, für größere Geschäfte braucht man schon die Zusammenarbeit mit einer Großbank. Sparkassen etc. beteiben kein Akkreditivgeschäft (http://de.wikipedia.org/wiki/Akkreditiv). Dieser Geschäftszweig ist aber eng mit dem Kreditgeschäft verbunden.
Eine einfache Google-Suche nach "Akkreditiv" und "Volksbank" führt zu etlichen Treffern und zur Darstellung der Leistungen der Volksbanken. Beispiel: http://www.volksbank-phd.de/unternehmens....tab3.html.html Soweit ich das sehe, können deutsche Mittelständler hierbei Leistungen einer Volksbank in Anspruch nehmen.
Zitat von stefanolix im Beitrag #7Diese Institute haben ein anderes Geschäftsgebaren, als es die Deutsche Bank an den Tag legt.
Sicher. Weil sie gewisse Teile des Finanzgeschäfts den Großen überlassen. Diese Großen sind nicht nur die Deutsche Bank oder diverse Auslandsbanken, die in Deutschland die Lücke füllen, die die Schwäche des deutschen Privatbanksektors läßt. Sondern das sind auch die Spitzeninstitute der Sparkassen und Volksbanken und die Großinstitute dieser Art. Eine große Sparkasse wie Hamburg, Köln oder Frankfurt macht durchaus Spekulationsgeschäfte, die bei der Masse der ländlichen Sparkassen nicht vorkommen. Gleiches gilt für die DZ Bank als Spitzeninstitut der Volksbanken.
Und daß die Landesbanken als Spitzeninstitute der Sparkassen notorische (und erfolglose) Spekulanten sind, ist bei der Finanzkrise ja auch noch einmal bekräftigt worden.
Zitat Mir ist nicht bekannt, dass eine genossenschaftliche Bank den Kommunen diese berüchtigten riskanten Finanzgeschäfte angeboten hätte, bei denen fast immer die Banken, aber fast nie die Kommunen gewonnen haben.
Ein konkretes Beispiel kenne ich auch nicht, weil ich überhaupt wenige solche Fälle kenne. Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß WestLB und Genossen irgendwelche Skrupel gehabt hätten, Kommunen solche Anlageformen zu verkaufen. Bei umstrittenen Geschäften wie den Cross-Border-Leasings waren Sparkassen auf jeden Fall dabei.
Zitat Natürlich kann man argumentieren, dass es vor allem die Schuld der jeweiligen Stadtkämmerer und Lokalpolitiker war.
Kann man nicht nur, sollte man. Wenn ein Kämmerer mit Millionen rumspielt, hat eine Bank NULL moralische Verpflichtung, ihn wie eine unbedarfte Oma zu behandeln. Denn es gilt ja auch: Wenn diese Spekulationen geklappt hätten, dann hätten die Kommunen die entsprechend hohen Renditen ja auch ohne Vorbehalte kassiert.
Zitat Keine Volksbank oder Raiffeisenbank hat öffentlich ein Renditeziel von 25 Prozent angekündigt, weil man das im normalen Bankgeschäft mit Unternehmen und Arbeitnehmern gar nicht erreichen kann.
Dir ist schon klar, daß es bei den 25% um Eigenkapitalrendite ging und nicht um Umsatzrendite? Und auch die Deutsche Bank hat nie behauptet, daß sie das im normalen Kreditgeschäft erwirtschaften wolle. Sondern eben beim Investment Banking, wo das möglich und auch moralisch problemlos ist.
Zitat Ein Mittelständler sieht jedenfalls auch beide Seiten.
Ein Mittelständler sieht eigentlich nur eine Seite, und die noch unvollständig.
Zitat Es ist doch klar, dass er nach dem Geschäftsgebaren der Großbanken in der Zeit von der »New Ecomomy« bis zur letzten großen Finanzkrise nicht so gut auf selbige zu sprechen ist.
Weil er diese Geschäfte nicht versteht und deswegen genauso auf die Desinformation der Medien hereinfällt wie der Normalbürger.
Auch wenn Sparkassen und Volksbanken diverse Finanzgeschäfte an die Großen delegieren, so sind diese Geschäfte eben doch notwendig und sinnvoll - und letztlich auch im Interesse der Mittelständler, die davon direkt nichts mitbekommen.
Zitat In meinen Augen reicht es völlig aus, wenn die mittelständische Wirtschaft mit einer Sparkasse(1) oder einer genossenschaftlichen Bank seriöse Geschäfte macht, so wie es in der Tradition des Liberalen Raiffeisen steht.
Sicher. Der Mittelstand und die Kleinbanken machen die Geschäfte, die ihr Job sind und von denen sie etwas verstehen. Und lassen die Großfinanz die anderen Geschäfte machen, von denen die Kleinen nichts verstehen und die für das Gesamtsystem nötig sind.
Es wäre fatal, wenn eine international arbeitende Volkswirtschaft wie die unsere nur noch Finanzgeschäfte auf regionaler Kleinbasis betreiben würde. Sondern es wäre im Gegenteil besser, wenn wir einige Banken mehr à la Deutsche Bank hätten und nicht so stark von Auslandsbanken und dem Finanzplatz London abhängig wären. Es gibt ein groteskes Mißverhältnis zwischen der Wirtschaftsgröße Deutschlands und der Zwergstruktur unseres Finanzsektors.
Zitat von stefanolix im Beitrag #10Soweit ich das sehe, können deutsche Mittelständler hierbei Leistungen einer Volksbank in Anspruch nehmen.
Ist nicht mein Spezialgebiet - aber man kann wohl davon ausgehen, daß ein Partner in Taiwan oder Brasilien mit dem Akkreditiv der Volksbank Posemuckel nicht viel anfangen kann. Die Leistung der Volksbank dürfte hier in erster Linie darin bestehen, die Gewährleistung einer international tätigen Großbank zu vermitteln. Was ja auch eine völlig sinnvolle Arbeitsteilung ist.
Eine einfache Google-Suche nach "Akkreditiv" und "Volksbank" führt zu etlichen Treffern und zur Darstellung der Leistungen der Volksbanken. Beispiel: http://www.volksbank-phd.de/unternehmens....tab3.html.html Soweit ich das sehe, können deutsche Mittelständler hierbei Leistungen einer Volksbank in Anspruch nehmen.
Aus meiner Praxis kann ich dem nicht zustimmen. Mit Volksbanken etc. gab es bisher immer Probleme, diese haben mit dem Auslandsgeschäft einfach zuwenig Erfahrung. Ausnahmen mag es geben. Alle Unternehmen die ich kenne sind daher auch Kunden einer internationalen Bank, wenn sie nicht nur einmalige Auslandsgeschäfte tätigen, manche haben sich an diese auch für einmalige Geschäfte gewendet. Es ist gerade die Stärke von HSCB, Deutschebank etc. in fast allen Ländern mit eigener Fiale vertreten zu sein. Dies hilft enorm bei der Abwicklung. Deswegen haben ja auch viele ausländische Banken eine Fiale in Frankfurt.
Zitat von stefanolix im Beitrag #7Diese Institute haben ein anderes Geschäftsgebaren, als es die Deutsche Bank an den Tag legt.
Sicher. Weil sie gewisse Teile des Finanzgeschäfts den Großen überlassen. Diese Großen sind nicht nur die Deutsche Bank oder diverse Auslandsbanken, die in Deutschland die Lücke füllen, die die Schwäche des deutschen Privatbanksektors läßt. Sondern das sind auch die Spitzeninstitute der Sparkassen und Volksbanken und die Großinstitute dieser Art. Eine große Sparkasse wie Hamburg, Köln oder Frankfurt macht durchaus Spekulationsgeschäfte, die bei der Masse der ländlichen Sparkassen nicht vorkommen. Gleiches gilt für die DZ Bank als Spitzeninstitut der Volksbanken.
Und daß die Landesbanken als Spitzeninstitute der Sparkassen notorische (und erfolglose) Spekulanten sind, ist bei der Finanzkrise ja auch noch einmal bekräftigt worden.
Zitat Mir ist nicht bekannt, dass eine genossenschaftliche Bank den Kommunen diese berüchtigten riskanten Finanzgeschäfte angeboten hätte, bei denen fast immer die Banken, aber fast nie die Kommunen gewonnen haben.
Ein konkretes Beispiel kenne ich auch nicht, weil ich überhaupt wenige solche Fälle kenne. Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß WestLB und Genossen irgendwelche Skrupel gehabt hätten, Kommunen solche Anlageformen zu verkaufen. Bei umstrittenen Geschäften wie den Cross-Border-Leasings waren Sparkassen auf jeden Fall dabei.
Zitat Natürlich kann man argumentieren, dass es vor allem die Schuld der jeweiligen Stadtkämmerer und Lokalpolitiker war.
Kann man nicht nur, sollte man. Wenn ein Kämmerer mit Millionen rumspielt, hat eine Bank NULL moralische Verpflichtung, ihn wie eine unbedarfte Oma zu behandeln. Denn es gilt ja auch: Wenn diese Spekulationen geklappt hätten, dann hätten die Kommunen die entsprechend hohen Renditen ja auch ohne Vorbehalte kassiert.
Alle Landes Banken und auch die Großen Sparkassen wie die Köln-Bonner haben sehr wohl mitgezockt. In der Geschäftswelt gilt und dies Betrifft insbesondere auch die Kommunen, alles (fast) ist möglich. Einen Schutz, wie es für Verbraucher gibt, gibt es mit guten Grund nicht. Ein Blick ins HGB + guten Kommentar hilft. Wenn sich Kommunen auf waghalsige Geschäfte einlassen, so ist es die eigene Gier die sie treibt. Grundsätzlich sollte es für alle gelten: Geschäfte von den man nichts versteht sollte man die Finger lassen! Man kann und muß sich selber schlau machen und nicht blind dem Geschäftspartner vertrauen. Ich glaube die Kommunen wußten bei ihren Spekualtionen sehr genau was sie da taten, und wenn nicht wollten sie es garnicht so genau wissen. Es war zu verlockend sich mit dieser Art Geschäften Geld ins Stadtsäckel zu holen.
Zitat von RA Zitat Mir ist nicht bekannt, dass eine genossenschaftliche Bank den Kommunen diese berüchtigten riskanten Finanzgeschäfte angeboten hätte, bei denen fast immer die Banken, aber fast nie die Kommunen gewonnen haben.
Ein konkretes Beispiel kenne ich auch nicht, weil ich überhaupt wenige solche Fälle kenne. Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß WestLB und Genossen irgendwelche Skrupel gehabt hätten, Kommunen solche Anlageformen zu verkaufen.
Beispiele in denen die WestLB mit Kommunen (möglicherweiese) unpassende Finanzgeschäfte getätigt hat, finden sich hier. Persönlich habe ich von Bekannten von weiteren Fällen gehört, in denen die WestLB Zinsderivate verkauft hat, mit denen die betroffene Stadt Verluste erlitt und eine Klage in Erwägung gezogen wurde.
In einigen Fällen kann ich die die Kritik allerdings nicht nachvollziehen. Für eine Kommune, deren Einnahmen ja - Stichwort Gewerbesteuer - ausgeprägt prozyklisch sind, macht es ja unter Umständen Sinn einen variablen kurzfristigen Zins zu bezahlen und nicht einen festen langfristigen. Es könnte also Sinn machen, den einen gegen den anderen zu "swappen".
Ich glaube ein Großteil des Unverständnisses besteht auch darin, dass Kommunen bei den Swap Geschäften auf einmal das tun müssen, was sie sonst nicht tun, nämlich zu Marktpreisen bewerten - und damit über die gesamte Laufzeit. Ändert sich der Zins auf ein eine Millionen Geschäft um 1%, dann ändert sich die Zinszahlung eben um 10.000 Euro pro Jahr. Das war die Kommune bisher gewohnt. Bei einem Swap über 10 Jahre aber ändert sich der Wert des Swaps um (ungefähr) den 10 Fachen Wert, sprich um 100.000. Mit Unternehmensbuchführung würde das nicht viel ausmachen, weil sich gleichzeitig der Wert der Verbindlichkeiten in die Gegenteilige Richtung ändert und zwar so, dass der Verlust auf die Laufzeit des Swaps, also 10 Jahre gestreckt wird. Kommunen aber, mit ihrer Buchführung, sehen das nicht.
Zitat von R.A. im Beitrag #11Und daß die Landesbanken als Spitzeninstitute der Sparkassen notorische (und erfolglose) Spekulanten sind, ist bei der Finanzkrise ja auch noch einmal bekräftigt worden.
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