Früher war es üblich stolz zu sein, wenn die Bürger "reicher " werden und das war auch nützlich für die Politiker (zur Wiederwahl). Heute habe ich den Eindruck, dass man sich regelrecht überschlägt in der Anzahl der Hiobsbotschaften über angebliche Armut. Es scheint, als könnnen die Politiker nicht genug Armut haben, weil sie sich davon mehr politisches Profil versprechen. Wer wagt es schon mehr Millionäre zu fordern oder wenigstens die Bedingungen dafür zu verbessern? Ein Minister aus China. Ein Kurzbesuch in den USA hat mir deutlich vor Augen geführt wie reich Deutschland ist und wie gut es den sogenannten hier Armen geht. Dieser Armutsbericht ist wahrlich ein Zeugnis allgemeiner geistiger Verarmung.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #3"Armut unterhalb dieser Grenze ausgeschlossen ist".
Meinten Sie "oberhalb"?
Zitat von Frank2000 im Beitrag #3Meinten Sie "oberhalb"?
Nein. Ich meinte, daß der Sozialstaat immer so viel Geld zuschießt, daß jeder mindestens das definierte Grenzeinkommen hat. Es gibt also niemanden, der unterhalb dieser Grenze liegt und "arm" im Sinne der staatlichen Definition ist.
Und das in einem Land, in dem es eigentlich überhaupt keine Armut mehr gibt.
Jammerschade dass Karl Marx und Friedrich Engels das nicht mehr erleben dürfen. Jetzt beginnt sie endlich; die Verelendung der Massen. Da nun klar ist, wer recht hatte, kann man daran gehen mit den wissenschaftlichen Methoden der eingangs genannten Herren diese Armut zu bekämpfen - eigentlich ist man schon dabei.
Und das in einem Land, in dem es eigentlich überhaupt keine Armut mehr gibt.
Jammerschade dass Karl Marx und Friedrich Engels das nicht mehr erleben dürfen. Jetzt beginnt sie endlich; die Verelendung der Massen. Da nun klar ist, wer recht hatte, kann man daran gehen mit den wissenschaftlichen Methoden der eingangs genannten Herren diese Armut zu bekämpfen - eigentlich ist man schon dabei.
Nach dem Raster der Firma K.M. & F.E. (VEB) handelt es sich dabei aber eher um Lumpenprekatariat, von dem keine Hoffnung auf Freisetzung revolutionärer Energie zwecks Laternenumwidmung u. dgl. zu erwarten ist. Gefangen in seinem altbekannten Selbstverblendungszusammenhang erkennt es sicher nicht einmal seine Rolle als weltgeschichtliches Subjekt. Zumal das Zielpublikum für solche Erkenntnisbeförderung die eigentliche revolutionäre Klasse darstellt: die Intelligenzija. Der Über(groß)vater des kommenden Aufstands wäre also eher Herbert Marcuse. Die List der Vernunft hat allerdings in dem letzten 35 Jahren dafür gesorgt, daß diese 99%-iger auf dotierten Beamtenstellen, Redaktionspöstchen oder Fahrradkuriervelosätteln zwischengeparkt wurden, was den tätlichen revolutionären Elan mgw. doch etwas schmälert.
Schon die vorige Revolutionstruppe ist durchs Deckchensticken gründlich korrumpiert worden:
Zitat Spiegel No. 11/1983 _____ Daß der eine oder die andere strickt, vielleicht auch einen Hund mitbringt - damit muß das Parlament nun rechnen. (...) Alle Mitglieder der Fraktion kommen aus der Grünen-Basisbewegung; dabei sind Aktivisten aus Bürgerinitiativen gegen Kernkraft und Nachrüstung, Säureregen-Bekämpfer, Wehrdienstverweigerer, Volkszählungs-Boykotteure und Dritte-Welt-Experten. (...) Herbert Rusche von der Frankfurter Schwulen-Initiative tritt als "Schwuler für die Rechte der Frauen" ein, die Braunschweiger Pharmazie-Professorin Erika Hickel will "gegen Großkliniken kämpfen". Und den Sozis stellen die Grünen einen leibhaftigen Mann vom Bau mit Schwielen an den Händen gegenüber, zunächst als Nachrücker: den Maurer Dieter Drabiniok aus Bottrop. (...) Mit dem Frankfurter Buchhändler Joseph "Joschka" Fischer bieten sie einen seit Apo-Zeiten geübten Redner auf. _____
Lieber Ulrich Elkmann, ich hatte eher den Zehn-Punkte-Plan der Herren im Kopf:
Zitat von http://gutenberg.spiegel.de/buch/4975/4Für die fortgeschrittensten Länder werden jedoch die folgenden ziemlich allgemein in Anwendung kommen können: -Expropriation des Grundeigentums und Verwendung der Grundrente zu Staatsausgaben. -Starke Progressivsteuer. -Abschaffung des Erbrechts. -Konfiskation des Eigentums aller Emigranten und Rebellen. -Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine Nationalbank mit Staatskapital und ausschließlichem Monopol. -Zentralisation des Transportwesens in den Händen des Staats. -Vermehrung der Nationalfabriken, Produktionsinstrumente, Urbarmachung und Verbesserung aller Ländereien nach einem gemeinschaftlichen Plan. -Gleicher Arbeitszwang für alle, Errichtung industrieller Armeen, besonders für den Ackerbau. -Vereinigung des Betriebs von Ackerbau und Industrie, Hinwirken auf die allmähliche Beseitigung des Unterschieds von Stadt und Land. -Öffentliche und unentgeltliche Erziehung aller Kinder. Beseitigung der Fabrikarbeit der Kinder in ihrer heutigen Form. Vereinigung der Erziehung mit der materiellen Produktion usw.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #5Jammerschade dass Karl Marx und Friedrich Engels das nicht mehr erleben dürfen.
Wirklich schade, gerade fuer Marx, einen Mann, der seinen Lebtag lang nicht eine einzige Sekunde gearbeitet und trotzdem ueber seine Armut geklagt hat.
Fonso
Nachtrag: Wissen die Linken eigentlich, dass Marx u.A. die Juden fuer sein Unheil verantwortlich gemacht hat? Hitlervergleiche sind zwar ein Totschlagargument, aber in diesem Fall passt es bestens.
Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #8Wissen die Linken eigentlich, dass Marx u.A. die Juden fuer sein Unheil verantwortlich gemacht hat?
Doch, das wissen sie. Und sie haben sie aus diesem oder anderen Gründen immer gehaßt und daran hat auch Bebel nicht so viel ändern könnten. Heutzutage hassen sie die Juden, weil die den Weltfrieden gefährden und nicht nett zu den Mohammedanern sind.
Zitat von Hausmann im Beitrag #10Lieber Erling Plaethe,
danke für Ihre Erinnerung an das Manifest der Kommunistischen Partei!
Eines sollte man dabei (angesichts heutigen Polit-Geschwurbels) lobend hervorheben: Die klare Ansage.
Das gilt in etwas abgeschwächtem Maß auch für die Große Transformation. Nur im Unterschied zum Kommunistischen Manifest damals, ist das kein Pamphlet irgendeines sektiererischen Debattierclubs, sondern Grundlage exegetisch-politischen Handelns der Bundesregierung.
Zitat von AldiOn im Beitrag #9Doch, das wissen sie. Und sie haben sie aus diesem oder anderen Gründen immer gehaßt und daran hat auch Bebel nicht so viel ändern könnten. Heutzutage hassen sie die Juden, weil die den Weltfrieden gefährden und nicht nett zu den Mohammedanern sind.
Hauptsache, man kann über die steigende Armut und die sich vergrößernde Schere zwischen Arm und Reich in dieem Land klagen. Auch wenn ich nicht anzweifel, das es so ist, die ständigen Horrormeldungen sind sicherlich nicht zielführend. Hauptsache, es werden dafür fragwürdige Definitionen von Armut bzw. neue Erhebungsmethoden entwickelt, um weiterhin erschreckende Meldungen verbreiten zu können. Und dies betrifft ja nicht nur die Armutsreporte.
Sie haben mit Ihrer Kritik wohl grundsätzlich Recht. Allerdings halte ich es nicht für unzulässig, dass man zwischen einem Existenzminimum im Sinne von Schwelle eines menschenwürdigen Unterhalts und Armut unterscheidet. Armut wäre demnach zu definieren als über dem Existenzminimum liegender, aber vergleichsweise bescheidener Besitz von Ressourcen.
Ein solcherlei verstandener Armutsbegriff wäre also per definitionem relativ. Aber er gewinnt auch nur so einen Erkenntniswert; denn die 'absolute' Armut (die freilich im Vergleich zu Afrika keine Armut ist) wird ja schon von dem Bereich unterhalb des Existenzminimums erfasst (und sie ist in Deutschland, falls sie auftritt, selbst gewählt, nämlich als Verzicht auf entsprechende staatliche Leistungen).
An dem relativen Armutsbegriff stören vermutlich vor allem die Assoziationen, die das Wort Armut weckt. Natürlich ist es dem allgemeinen Sprachverständnis nach einigermaßen absurd, jemanden als arm zu bezeichnen, der einen Farbfernseher und ein Auto sein Eigen nennt. Allerdings kann es durchaus von Wert sein, Unterschiede in den Einkommens- und Vermögensverhältnissen aufzudecken: weniger zwecks Anklage unseres Wirtschaftssystems, sondern vielmehr im Hinblick auf das soziale Unruhepotenzial, das in einer Gesellschaft schlummert.
Zitat von NoricusNatürlich ist es dem allgemeinen Sprachverständnis nach einigermaßen absurd, jemanden als arm zu bezeichnen, der einen Farbfernseher und ein Auto sein Eigen nennt. Allerdings kann es durchaus von Wert sein, Unterschiede in den Einkommens- und Vermögensverhältnissen aufzudecken: weniger zwecks Anklage unseres Wirtschaftssystems, sondern vielmehr im Hinblick auf das soziale Unruhepotenzial, das in einer Gesellschaft schlummert.
Ein derart ambivalenter Armutsbegriff lädt aber zur politischen Manipulation geradezu ein. Es ist doch klar, dass die Ankläger einer relativen Armut mit der Vorstellung absoluter Armut spielen, wenn sie diesen Unterschied nicht offen legen, was dann auch so gut wie nie der Fall ist. Und was das Unruhepotential betrifft, darf man wohl die Frage nach der Henne und dem Ei stellen...
Zitat von Noricus im Beitrag #15Allerdings halte ich es nicht für unzulässig, dass man zwischen einem Existenzminimum im Sinne von Schwelle eines menschenwürdigen Unterhalts und Armut unterscheidet.
Da würde ich gar nicht widersprechen. Denn diese Unterscheidung gibt es ja in Deutschland. Das reine Existenzminimum im Sinne von Essen, Kleidung und Dach über dem Kopf liegt ja deutlich niedriger als die Sozialhilfe. Bei der Berechnung der Sozialhilfe werden auch eine Reihe weiterer Aspekte eingerechnet. Und wenn die alle vom Sozialstaat finanziert werden (wie es ja der Fall ist), kann man eigentlich überhaupt nicht mehr von Armut sprechen.
Daß es dann immer noch ein Stück Abstand zu einem Durchschnittseinkommen oder einem Luxusleben gibt, hat den Staat nicht mehr zu interessieren.
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