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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 9 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.10.2012 12:02
Marginalie: Die Ohio-Verschwörung Antworten

Eigentlich ist das mehr Stoff für ein KKK; aber weil es auch um den aktuellen Stand der Umfragen geht, erscheint diese Glosse zur Ohio-Verschwörung als Marginalie.

In einer Nachbemerkung mache ich auf die Serie zu Verschwörungstheorien aus den Anfängen von ZR aufmerksam, in der ich versucht habe, diesem seltsamen Phänomen ein wenig gründlicher nachzugehen.

Quentin Quencher Offline




Beiträge: 120

26.10.2012 12:49
#2 RE: Marginalie: Die Ohio-Verschwörung Antworten

Zum Thema Verschwörungstheorien hätte ich auch etwas beizusteuern. In einer Sendung der Stimmen der Kulturwissenschaften, wurde Claus Oberhauser intervievt, der sich mit dieser Thematik an der Uni Insbruck beschäftigt. Mich hatte es damals zu der Bemerkung veranlasst:

„In der Vergangenheit wurden Verschwörungsgruppen konstruiert und in den Freimaurern, Juden oder Jesuiten Personengruppen gefunden, denen etwas undurchsichtiges anhaftete. Heute sind es Politiker, Lobbyisten, Konzerne, Ökos oder Journalisten die sich verschworen haben sollen um entweder sich schamlos zu bereichern oder die Macht über die Menschen und deren Gedanken erreichen wollen. Was früher ethnischen oder religiösen Gruppen angedichtet wurde, macht man heute mit Personen nach sozialem oder beruflichen Status oder politischer Überzeugung.“
Das Wesen von Verschwörungstheorien

Die Beiträge hier aus dem Jahr 2006 hatte ich leider nicht gelesen, werde dies heute Abend nachholen.

Beste Grüße

Quentin Quencher
Glitzerwasser

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

26.10.2012 14:21
#3 RE: Marginalie: Die Ohio-Verschwörung Antworten

Offenbar sieht das Obama-Lager seine Felle davon schwimmen.
Einerseits zeigt Obama mit verbalen Entgleisungen Nerven, andererseits werden schon mal Ausreden für eine mögliche Niederlage aufgebaut.

FriedrichDerZweite Offline



Beiträge: 7

26.10.2012 14:49
#4 Romneys Vorsprung und Nate Silver Antworten

"538" lese ich auch selbst inzwischen sehr gerne; ursprünglich bin ich dort, glaube ich, von hier aus hingekommen - vielen Dank dafür.

Im Moment allerdings verstehe ich eins nicht - ich wollte auch fast schon bei Nate Silver fragen, aber vielleicht übersehe ich auch was ganz Einfaches und kriege ich hier schon eine gute Antwort:
wenn anscheinend alle oder zumindest die wichtigsten Institute einen (bundesweiten*) Vorsprung für Romney sehen, warum sieht dann Nate (sowohl in der Prognose als auch im "Now-Cast", also der Einschätzung "was wäre, wenn heute gewählt würde?") Obama im popular vote mit etwa 50-49 vorne?

- - -

XKCD übrigens ist ganz großartig, auch wenn man sich die Warnung vermutlich zu Herzen nehmen sollte:
"This comic occasionally contains strong language (which may be unsuitable for children), unusual humor (which may be unsuitable for adults), and advanced mathematics (which may be unsuitable for liberal-arts majors)." [Texte in Klammern stehen schon im Original.]



*"Bundesweit" - es bereitet mir immer diebisches Freude, solche sehr deutschen Begriffe auf die USA zu übertragen, wenn es einigermaßen passend ist.

Florian Offline



Beiträge: 3.136

26.10.2012 16:35
#5 RE: Romneys Vorsprung und Nate Silver Antworten

@ Friedrich:

Zitat

Im Moment allerdings verstehe ich eins nicht - ich wollte auch fast schon bei Nate Silver fragen, aber vielleicht übersehe ich auch was ganz Einfaches und kriege ich hier schon eine gute Antwort:
wenn anscheinend alle oder zumindest die wichtigsten Institute einen (bundesweiten*) Vorsprung für Romney sehen, warum sieht dann Nate (sowohl in der Prognose als auch im "Now-Cast", also der Einschätzung "was wäre, wenn heute gewählt würde?") Obama im popular vote mit etwa 50-49 vorne?




Ja, ist auf den ersten Blick seltsam.
Hintergrund sind wohl zwei (oder drei) Einflussfakoren.

Erstens:
Silver verwendet ein komplexes Modell.
Es fließen dort alle möglichen Faktoren ein (auch Konjunkturindikatoren, gewisse Erfahrungswerte aus den Vorjahren, etc.) und natürlch auch die Umfraeergbnisse.
Letztere aber nicht mit einem primitven Mittelwert aller Institute, sondern mit Gewichtungsfaktoren. (Basierend auf früherer Verlässichkeit der Institute, auf dem genauen Zeitraum der Umfrage und auf die genaue Befragungsmethodik. Eine Befragung von "likely voters" zählt stärker als eine von "registered voters". Eine die auch Mobiltelefone anruft zählt stärker als eine, die nur auf Festnetz zählt, etc.). Zudem wird bei den einzelnen Instituten auch deren traditioneller "bias" rausgerechnet. Rasmussen ist z.B. im Schnitt imm 1-2 Punkte stärker republican-leaning als der Rest. Das wird durch Silver dann korrigiert.

Zweitens:
Hauptziel bei Silver sind Prognosen für die Ergebnisse der einzelnen Staaten. Bundesweite Umfragen werden also letztlich nur als Einflussfaktor genommen zur Berechnung der State-Ergebnisse. In diese fließen aber (mit hohem Gewicht) v.a. auch Umfragen ein, die für einzelne Staaten durchgeführt wurden.
Und hier gibt es wohl den seltsamen Effekt, dass zwar bei den bundesweiten Umfragen Romney leicht vorne liegt, dass aber bei den aggregierten Umfragen für einzelne Staaten nach wie vor Obama vorne liegt.
Wie das sein kann ist zwar nicht ganz klar. Es scheint auch Silver und seine Kollegen zu irritieren. Er thematisiert dieses Problem zum Beispiel hier: http://fivethirtyeight.blogs.nytimes.com...poll-stalemate/

Zitat:

Zitat
For the last week or so, we have been hoping to decode a confusing polling landscape. President Obama still appeared to hold a narrow Electoral College lead on the basis of state-by-state surveys, while national polls were suggestive of a tie or perhaps the slightest edge for Mitt Romney.(...)
There have been plenty of elections before when the outcome was highly uncertain down the stretch run or on Election Day itself. But I am not sure that there has been one where different types of polls pointed in opposite directions. Anyone in my business who is not a bit terrified by this set of facts is either lying to himself — or he doesn’t know what he’s doing.




Und ein (möglicher) dritter Punkt:
Es könnte natürlich auch sein, dass Nate Silver selbst nicht ganz neutral ist.
Erstens hat er vielleicht persönliche politische Präferenzen. (Falls er sich einen Erfolg von Obama wünscht, könnte er durch eine positive Darstellung versuchen, dessen Wähler bei der Stange zu halten).
Zweitens ist die derzeitige superknappe Situation natürlich für ihn auch ideal, weil es seine Klickzahlen maximiert.
Um persönlich glaubwürdig zu bleiben, muss ja letzten Endes nur seine Prognose unmittelbar vor dem Wahltag richtig sein. Um Silvers Qualität zu beurteilen wird nie jemand die heutige Prognose mit dem Wahlergebnis vergleichen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.10.2012 19:15
#6 RE: Marginalie: Die Ohio-Verschwörung Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Eigentlich ist das mehr Stoff für ein KKK; aber weil es auch um den aktuellen Stand der Umfragen geht, erscheint diese Glosse zur Ohio-Verschwörung als Marginalie.

Zur realen Lage in Ohio diese Reportage von John Dickerson in Slate.

Dickerson tendiert persönlich nach meinem Eindruck aus früheren Artikeln eher zu den Demokraten, aber er ist guter Journalist genug, diese Atmosphäre der Begeisterung zu beschreiben, die offenbar die letzte Phase von Romneys Wahlkampf kennzeichnet.

Und als Alternative zu Romentum gibt es jetzt Mittmentum.



Eine interessante Überlegung in diesem Artikel betrifft das early voting. Anders als in Deutschland gibt es in den meisten US-Staaten nicht nur Briefwahl, sondern man kann auch bis zu mehr als einem Monat vor der Wahl schon in einem Wahllokal wählen gehen; und zwar ohne einen Grund nennen zu müssen.

Die Ergebnisse des early voting in Ohio sind durchgesickert; und sie zeigen Obama weit vorn. Das dürfte zum Teil widerspiegeln, daß er tatsächlich vor einem Monat noch weit vor Romney lag. Aber - so zitiert es Dickerson - es könnte auch sein, daß Obama-Wähler mehr als die Romneys vom early voting Gebrauch machten.

Jetzt hat ja sogar Obama mitgeteilt, daß er bereits gewählt hätte (wenn ich es recht verstehe, als der erste amtierende Präsident, der nicht bis zum Wahltag wartet). Das könnte natürlich eine Ermutigung für seine Anhänger sein, es ihm nachzutun - denn wer weiß, wer davon sonst in den verbleibenden Tagen noch zu Romney umschwenkt.

Edit: Fehler behoben.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.10.2012 19:24
#7 RE: Romneys Vorsprung und Nate Silver Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #5
Ja, ist auf den ersten Blick seltsam.
Hintergrund sind wohl zwei (oder drei) Einflussfakoren.

Vielen Dank für die Erläuterung! Ja, so sehe ich das auch.

Wobei ich den Verdacht, Nate Silver (der in der Tat den Demokraten nahesteht) könne nicht unparteiisch sein, jedenfalls bisher nicht übernehmen mag. Denn ich habe den Eindruck, daß er sich als ein Wissenschaftler versteht, dem sein Ruf als Statistiker wichtiger ist als eine Parteipräferenz.

Andererseits stimmt es natürlich: Was vor dem Wahltag an projections publiziert wird, das ist nicht überprüfbar. The eating erst is the proof of the pudding.

Das gilt übrigens auch für Gallup, das nach Einführung der getrennten Auszählung für RV und LV bei den Letzteren Romney bis zu sieben Prozentpunkte vorn hatte, was viele Aufsehen auslöste. Inzwischen sind es wieder drei realistische Punkte geworden.

Herzlich, Zettel

Florian Offline



Beiträge: 3.136

26.10.2012 19:49
#8 RE: Marginalie: Die Ohio-Verschwörung Antworten

@ Zettel:

Eine Detailanmerkung:

Zitat
Die Ergebnisse des early voting in Ohio sind durchgesickert;



Nein, nicht die Ergebnisse.
Die Auszählung wird m.E. erst am Wahlabend stattfinden.

Allerdings gibt es in den USA das seltsame System der Voter Registration.
Ein Bürger kann sich als Wähler registrieren lassen.
Je nach Staat kann er oder muss er sich dabei für eine Partei (!) registrieren lassen.
Der Wähler ist also "registered Republican", "registered Democrat" oder "registered Independent".

Die Wähler legen so ihre (allgemeine) Parteipräferenz offen.
Dies hat für den Wähler den Vorteil, dass er bei der jeweiligen Partei bei den Primaries mitstimmen kann.

Als öffentliche Information zugänglich ist in Ohio (m.W.) nur, wie viele "registered Democrats" bislang ihre Stimme abgegeben haben.
Dies ist zwar ein Indiz für den Wahlerfolg Obamas, aber auch nicht mehr.
Auch ein "registered Democrat" kann schließlich in der Wahlkabine sein Kreuzchen bei Romney machen.

So oder so:
Es wird sehr knapp.
In Ohio werden rund 5 Mio. Bürger ihre Stimme abgeben.
Der Sieger wird wahrscheinlich weniger als 2% Vorsprung haben.
Voraussichtlich wird also ein Vorsprung von weniger als 100.000 Stimmen in Ohio die US-Wahl entscheiden.
(Und man kann für die USA nur hoffen, dass es nicht wieder nur ein paar Hundert stimmen sind wie 2000 in Florida...).

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.10.2012 21:33
#9 RE: Marginalie: Die Ohio-Verschwörung Antworten

Zitat von Artikel
Im US-Wahlkampf gibt es derzeit eine paradoxe Situation:

In den nationalen Umfragen führt inzwischen fast überall Mitt Romney mehr oder weniger deutlich; bei RealClearPolitics zum Beispiel mit einem Prozentpunkt Vorsprung und in den drei daily trackings von Gallup, Rasmussen und der Washington Post mit einem Vorsprung von jeweils drei Prozentpunkten.

Dennoch würde, wenn jetzt Wahlen wären, Barack Obama sehr wahrscheinlich Präsident bleiben; denn die meisten Berechnungen für das Electoral College, das Wahlleute­gremium, geben ihm dort weiter eine Mehrheit.


Mit diesem Thema befaßt sich jetzt auch Ezra Klein in der Washington Post.

Er hat führende Demoskopen gefragt, ob sie es für wahrscheinlich halten, daß am 6. November Romney den popular vote gewinnt und die Wahl verliert. Die meisten haben das verneint, mit unterschiedlichen Begründungen.

Die meisten tippen entweder auf verzerrende Faktoren in den Umfragen (zB in den daily trackings von Gallup und Rasmussen) oder vermuten, daß sich entweder die Lage in den swing states den national polls angleichen wird oder umgekehrt.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.10.2012 21:39
#10 RE: Marginalie: Die Ohio-Verschwörung Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #8
@ Zettel:

Eine Detailanmerkung:

Zitat
Die Ergebnisse des early voting in Ohio sind durchgesickert;


Nein, nicht die Ergebnisse.
Die Auszählung wird m.E. erst am Wahlabend stattfinden.

Allerdings gibt es in den USA das seltsame System der Voter Registration.
Ein Bürger kann sich als Wähler registrieren lassen.
Je nach Staat kann er oder muss er sich dabei für eine Partei (!) registrieren lassen.
Der Wähler ist also "registered Republican", "registered Democrat" oder "registered Independent".

Die Wähler legen so ihre (allgemeine) Parteipräferenz offen.


Gerade in Ohio, lieber Florian, muß man sich nicht als Demokrat oder Republikaner registrieren. Das ist also nicht die Quelle dieser Information.

Aber mit "durchgesickert" habe ich mich tatsächlich falsch ausgedrückt. Es gibt entsprechende Informationen, hätte ich schreiben sollen. Sie rühren zum einen daher, daß man sich angesehen hat, in welchen Wahlkreisen es besonders viel early voting gab - und das waren überwiegend demokratisch dominierte. Zum anderen gibt es eine Umfrage von Time Magazine, in der gefragt wurde, ob man schon gewählt hätte.

Herzlich, Zettel

(ach ja, und da fällt mir ein - war da nicht noch was mit einer Wette, lieber Florian? )

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