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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 7 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.11.2012 22:25
KKK: Kleider machen Lehrer Antworten

Bevor es morgen wieder richtig politisch wird, zum Ausklang des heutigen Tags noch eine kleine Glosse zu den Sorgen, die man heutzutage offenbar als Lehrer hat.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

05.11.2012 23:39
#2 RE: KKK: Kleider machen Lehrer Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Bevor es morgen wieder richtig politisch wird, zum Ausklang des heutigen Tags noch eine kleine Glosse zu den Sorgen, die man heutzutage offenbar als Lehrer hat.

Da hab ich auch eine unpolitische(?) Erfahrung beizusteuern. Aus der Grundschulzeit.
In meinem Fall viel diese in die, bar jeder antiautoritären Anwandlungen junger Lehrerinnen, ersten Jahre der DDR-Oberschule.
Die körperbetonende Kleiderauswahl der weiblichen Erzieherinnen sozialistischer Persönlichkeiten hat sich so sehr in das Gedächtnis gar nicht weniger Schüler gebrannt, dass es noch viele Jahrzehnte und ein paar Gläser erinnerungsaufhelllender Getränke auf Klassentreffen später, für Gesprächsstoff und immer wieder gleiche Bilder vor den gleichen geistigen Augen sorgt.
Damals, hinter'm Mond, wurde nichts dem Zufall überlassen, schon gar nicht die Verpackung des Lehrkörpers.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Florian Offline



Beiträge: 3.136

05.11.2012 23:40
#3 RE: KKK: Kleider machen Lehrer Antworten

Zitat
Eine Überraschung. Die jungen Leute sagen klipp und klar, sich bei nachlässig gekleideten Lehrern mehr herauszunehmen. (...) Lehrer zu sein, sagen sie, sei ein Beruf, und man solle es den Lehrern ansehen, dass sie in der Schule etwas anderes trügen als daheim auf dem Sofa.




Auch ich habe den Eindruck, dass das bei der heutigen Jugend bzw. jungen Erwachsenen der Sinn für korrekte Kleidung eher wieder auf dem Vormarsch ist.

So oder so:
Mit Hemd, Stoffhose und sportlichem Sakko macht man als Lehrer doch auch heute nichts falsch, oder?

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.009

06.11.2012 00:22
#4 RE: KKK: Kleider machen Lehrer Antworten

Zitat
Eine Überraschung. Die jungen Leute sagen klipp und klar, sich bei nachlässig gekleideten Lehrern mehr herauszunehmen. (...) Lehrer zu sein, sagen sie, sei ein Beruf, und man solle es den Lehrern ansehen, dass sie in der Schule etwas anderes trügen als daheim auf dem Sofa.



Kann ich so aus meiner Schulzeit (90er Jahre) bestaetigen. Und habe sofort als Vergleich die Bilder vor Augen vom Geschichts- und Sozialkundelehrer, der grundsaetzlich immer mit Anzug und Krawatte in den Unterricht kam, und dem Deutsch- und Sportlehrer, der gelegentlich im Trainingsanzug im Deutschunterricht aufgetaucht ist.

P.S.: Der Direktor meiner Schule hat uebrigens (abgesehen von offiziellen Anlaessen) nie einen Anzug getragen, sondern immer nur Hose und Hemd; der Mann hat auch so ausreichend Autoritaet ausgestrahlt. Gerade aber bei den Leuten, die noch unter den Schuelern ganz am Ende der Nahrungskette stehen (Referendare und Anfaenger), ist die Kleidung extrem wichtig und kann bereits am Anfang der Karriere die entscheidenden Weichen stellen; das meine ich durchaus ernst: Ein neuer Lehrer, der sich im ersten Jahr nicht den Respekt der aelteren Schueler sichert, ist fuer immer verloren.

Gruesse,
Fonzo

augustin Offline



Beiträge: 128

06.11.2012 10:31
#5 RE: KKK: Kleider machen Lehrer Antworten

Interessant, worüber sich angehende Lehrer so den Kopf zerbrechen. Wenn ich mir allerdings in Erinnerung rufe, was und wer da damals bei uns teilweise von der Uni nachgerückt kam, sollten sich einige wohl eher über andere Dinge Gedanken machen, wenn sie ihr Autoritätsproblem in den Griff kriegen wollen.

Ich kann mich nicht erinnern, dass die Kleidung des Kollegiums im Schulalltag eine wesentliche Rolle gespielt hätte. Die meisten liefen sowieso unauffällig herum. Bemerkenswert war eher, wenn der individuelle Kleidungsstil den persönlichen Eindruck verstärkte, den man sowieso von jemandem hatte. Da fällt mir unser im persönlichen Bereich völlig chaotischer und ziemlich verplanter Geschichtslehrer ein, der gelegentlich (vermutlich wenn seine Frau nicht mehr dazu kam, ihm morgens etwas anständiges rauszulegen) Modesünden beging, für die's in früheren Zeiten ein paar Tage Hungerturm gesetzt hätte.

Und auf der anderen Seite unser extrem schnöseliger und selbstdarstellerischer Englischlehrer - er hatte sogar eine eigene Website mit einem Bild von sich in Denkerpose, im Jahr 2000 keine Selbstverständlichkeit - der gelegentlich bonbonfarbene Sportsakkos trug, vielleicht eine späte Reminiszenz an den Miami-Vice-Look. Sah bei objektiver Betrachtung recht fesch aus, aber die Tendenz zum Overdressing ließ den hoffnungslosen Schnösel nur noch schnöseliger wirken.

Aber bei den meisten könnte ich gar nicht mehr sagen, wie sie genau herumliefen. Vermutlich meistens irgendetwas Unauffälliges in Herbstfarben. Keine schlechte Wahl möchte ich meinen, auch für Referendare und Junglehrer.

Grundsätzlich kann ich aber die Bedenken der Referendare über die Anforderungen des Dresscodes nachempfinden. In Situationen, in denen man unsicher ist, was angemessen ist, kann die heutige Anarchie in Kleidungsfragen schon eine unangenehme Sache sein.

Z.B. die Frage - was ziehe zum Vorstellungsgespräch an? Normalerweise würde man ja sagen, so ordentlich und formell wie möglich. Nur stellt sich hier die Frage, was mein Gegenüber trägt, denn die Behauptung "overdressed gibt es nicht" kann nur von jemandem stammen, der keinen Einblick hat. Businessratgeber sagen klar - vermeide es unbedingt, beim Vorstellungsgespräch formeller bekleidet zu sein, als der potentielle Arbeitgeber.

Nun ist die wichtigste Übung, erst einmal zu erraten, was der (hoffentlich zukünftige) Chef nun tragen wird. In meiner Branche, der Juristerei, geht es in dieser Frage drunter und drüber. Generell geht die Tendenz klar zum Anzug bei formellen Anlässen, zu denen sicherlich auch ein Vorstellungsgespräch gehört. Nur wird das keineswegs geradlinig durchgehalten. Es gibt durchaus altlinke und sonstige formhassende Anwälte, die der Richter bei Verhandlungen zwingen muss, Schlips und Kragen unter der Robe zu tragen - es gibt Gerichtsurteile über die Frage, ob er das anordnen und bei Nichtbeachtung den Anwalt von der Verhandlung ausschließen darf!

In vielen Kanzleien wird abseits vom Kundenkontakt Bürokleidung getragen, in manchen auch strenger "Businesslook", in anderen herrscht Anarchie.

Was nun wann angemessen ist, muss der Neuling erstmal austarieren.

Schön ist das nicht, wenn ein Neuling nicht unangenehm auffallen will, was er tunlichst vermeiden sollte.

Ich denke, das wird in vielen Branchen in der freien Wirtschaft ähnlich sein. Die früher herrschende allgemein verbindliche Regel - im Geschäftsleben trägt man Anzug, hat das Leben in dieser Hinsicht schon deutlich leichter gemacht, denke ich.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

06.11.2012 11:47
#6 RE: KKK: Kleider machen Lehrer Antworten

Zitat von augustin im Beitrag #5
Interessant, worüber sich angehende Lehrer so den Kopf zerbrechen.

Wenn sie es nicht tun, dann tun es andere ...

Mir fällt da mein Cousin ein, ein ganz feingeistiger Intellektueller, der seinen Magister mit Promotion später mit einem Lehramt verwendungstauglich gemacht hat.
In einem seiner ersten Schuljahre bemühte er sich, seiner Klasse "The catcher in the rye" nahe zu bringen. Und stieß auf völliges Desinteresse.
Bis er schließlich mitbekamm, daß in einer der letzten Bänke getuschelt wurde. In seiner Verzweiflung, wenigstens irgendeine Reaktion zu bekommen, brachte er die Schülerin dazu, das Gesagte noch einmal laut für die ganze Klasse zu wiederholen: "Glaubst Du, daß dem Lehrer dieser blaue Pullover steht?".

Ich weiß nicht, wie diese Modediskussion ausging. Aber er hat wohl sehr schnell eine andere Lektüre gebracht.

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

06.11.2012 18:23
#7 RE: KKK: Kleider machen Lehrer Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #3
Mit Hemd, Stoffhose und sportlichem Sakko macht man als Lehrer doch auch heute nichts falsch, oder?


Aus der Praxis:

1. Meine Kleidung soll einerseits einen gewissen Unterschied zu den Schülern signalisieren sowie zeigen, dass ich die Situation "Unterricht" ernstnehme.

2. Auf der anderen Seite sind Klassenräume etwas anderes als Büros oder Bankschalter: Beim Tafelwischen, wenn der Schwamm zu nass ist, läuft Wasser aus dem Schwamm auf die Hand und vielleicht zum Hemdsärmel. Wenn die frisch gewischte Tafel zu- oder aufgeklappt wird, spritzt Kreidewasser auf den Lehrerstuhl oder das Pult, auch mal auf meine Schuhe. Also: Strapazierfähige und leicht zu reinigende Kleidung.

3. Ich muss einen Schlüsselbund, ein Notizbuch, einen Mehrfarbenkugelschreiber und meine Kreide am Körper tragen können - und gut ist es auch, irgendwelche Zettel etc. rasch in irgendeiner Tasche der Kleidung verschwinden lassen zu können. Ein Sakko mit seinen Taschen ist ideal.

4. Dann: Im Unterricht bewege ich mich ziemlich viel, gehe durch die Klasse, bücke mich zu den Sextanern hinunter. Eine Krawatte wäre dauernd im Weg. Fällt weg. Krawatte wirkt auch zu steif.

5. Bei einer Gruppenarbeit oder während einer Einzelarbeitsphase gehe ich neben den Schülern oder ihnen gegenüber in die Hocke, wenn ich etwas erkläre oder helfe. Ich will die Schüler ja nicht von oben herab zutexten, sondern mit ihnen auf Augenhöhe sein, wenn ich ihnen etwas erkläre. Außerdem vermeide ich so Missverständnisse, wenn manche jungen Damen Oberteile tragen, die mehr oder weniger tiefe Einblicke gewähren. Auch da bin ich lieber auf gleicher Höhe als von oben herab.

6. Und es muss möglich sein, dass ich, wie heute, vor einer Klausur rasch mit anpacke, wenn in der Aula mal eben 18 Tische vom Rollwagen gehoben und aufgeklappt werden müssen - und außerdem in möglichst kurzer Zeit 100 Stühle gestapelt werden müssen, um Platz für die Tische zu schaffen. Früher mag der Lehrer die Schüler kommandiert haben; zu meinem Rollenselbstverständnis gehört, dass ich mir keinen Zacken aus der Krone breche, wenn ich mit den Schülern, die ich mir zur Hilfe geholt habe, mit anpacke.

Und während der Klausuraufsicht habe ich dann auf der erhöhten Bühle gesessen, dem Fußboden der Bühle wohlgemerkt. Wo sonst? Also wieder: Strapazierfähige Kleidung, in der auch mal körperlich ein paar TAkte getan werden können.

7. Die Schuhe müssen so beschaffen sein, dass ich darin lange bequem stehen kann, aber auch im Laufschritt eilen kann, wenn es sein muss. Und sie dürfen keine harte Sohle haben, die auf den Fluren klacken würde.

Fazit: Anzug und Krawatte geht gar nicht. Auch eine zu gute Kleidung ist wenig ratsam, da sie zu schnell verschmutzt und verschleißt. Bleiben also: Hemd und Sacko (zeigt Distanz, bietet die notwendigen Taschen) und gute Jeans oder sonstige Hosen aus einem festeren Stoff. Dazu bequeme Halbschuhe o.ä.

Für die neuen Sextaner, die es zu ca. 1 Drittel gewöhnt waren, ihre Grundschullehrerin nicht nur zu dutzen, sondern auch mit dem Vornamen anzureden ("Du, Svenja, ..."), bin ich auch mit Sakko + Jeans schon die Autoritätsperson.

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

06.11.2012 21:56
#8 RE: KKK: Kleider machen Lehrer Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #4
Der Direktor meiner Schule hat uebrigens (abgesehen von offiziellen Anlaessen) nie einen Anzug getragen, sondern immer nur Hose und Hemd; der Mann hat auch so ausreichend Autoritaet ausgestrahlt.


Genau das ist der Punkt. Formelle Kleidung verschafft vielleicht einen gewissen Vorschuss an Autorität, kann das Fehlen derselben allerdings nicht aufwiegen. Und ebenso schadet auch legere Kleidung nicht, wenn ein Lehrer über genügend Autorität verfügt.

Ich persönlich habe nie auf die Kleidung von Lehrern geachtet, sondern auf deren Verhalten: Die Kumpeltypen waren mir immer suspekt. Im klar definierten Machtverhältnis zwischen Lehrern und Schülern wirken derartige Anbiederungen falsch bzw. fragil. Denn irgendwann kommt der Tag der Prüfung oder eines Konflikts; und dann sitzt der Lehrer am längeren Hebel. Ich habe die distanzierten Typen geschätzt und respektiert bzw. solche, die einen stringenten Unterricht geboten haben. Anzüge trugen diese Lehrer nicht.

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