Zitat von jpj im Beitrag #17Der Staat betrachtet sich auch hier nicht als Adressaten seiner Gesetze, also spürt er auch keine "Zwickmühle".
Solange es keinen Kläger gibt, ja. Mich interessiert nun, ob es dafür Erfolgsaussichten gäbe. Mein Pessimismus sagt mir zwar, daß die Richter --selbst staatlich erzogen in irgendeinem Geist-- eine schräge Argumentation finden, aber ein Versuch wäre es wert.
Zitat von Christoph im Beitrag #5Die Vorteile, die Märkte stets mit sich bringen. Spontan fallen mir die folgenden ein: 1. Das Angebot richtet sich nach der Nachfrage 2. größere Auswahl, d.h. auch individuelle Bedürfnisse können, befriedigt werden 3. schon im Artikel genannt: Abläufe werden effizienter organisiert
Dem möchte ich zustimmen. Und genau aus diesem Grund würde ich das "Schulwesen" um die Kinderbetreuung ergänzen. Was für eine gewaltige Last würde Bund, Länder und Kommunen damit genommen? Wie viele Kommunen kämen damit allein aus der Haushaltssicherung.
Auch Unternehmen böte das gute Möglichkeiten im Wettbewerb um die gesuchten (weiblichen) Arbeitskräfte. Selbst kleine Unternehmen könnten über Verbünde arbeitsplatznahe Kinderbetreuung ermöglichen.
Tischler
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20.11.2012 11:51
#28 RE: Marginalie: Privatisierung des Schulwesens
Liebe Kollegen, ich bitte vorauseilend schon mal um Verzeihung, falls meine nachfolgende Frage schon x-fach beantwortet wurde. Ich hab nur quer gelesen.
Grundsätzlich befürworte ich ein privates Schulwesen. Aber wie wird die Finanzierung gestaltet? Durch Steuerentlastung der Familien? Durch einen Schulcheck, den dann der gewählte "Schulunternehmer" bekommt? Bei der zweiten Variante sähe ich das Problem, dass nach absehbarer Zeit nur noch über zu geringe Mittel diskutiert würde. Das übliche eben, wenn der Staat als direkter Finanzier auftaucht.
Zitat von Noricus im Beitrag #21Sollten Privatschulen eine höhere Qualität haben, liegt das m.E. in erster Linie an den Schülern. Besagte Anstalten werden wohl hauptsächlich von den Kindern besserverdienender Bildungsbürger frequentiert. Dass in diesen Schichten eine ganz andere Leistungsethik herrscht als in der Durchschnittsbevölkerung und dass Underachiever in einer Privatschule viel mehr individuelle Förderung erhalten als in einer Staatsschule (was die erkleckliche Summen bezahlenden Eltern ja auch erwarten dürfen), liegt auf der Hand.
Natürlich liegt das an den Schülern. Aber nicht an den finanziellen Verhältnissen der Eltern, sondern an deren Bereitschaft für die Bildung ihrer Kinder aktiv zu werden und überdurchschnittlich verantwortlich zu sein. Es ist schlicht eine Frage der Wertung, nicht der finanziellen Möglichkeiten. Das Kindergeld kann auch für das Schulgeld verwand werden, muss es aber nicht.
Das ist richtig. Häufig wird auch übersehen, wie viel Eigenverantwortung das staatliche Schulwesen (zumindest in seiner Halbtagsversion) den Eltern und auch den Schülern belässt: Ob sich die Kinder das vormittags Vermittelte wirklich aneignen; ob sie die Unterrichtsstunden vor- und nachbereiten, wird nachmittags in und von den Familien entschieden, nicht vom Staat. Das Kindergeld kann auch für privaten Nachhilfeunterricht verwendet werden. Dies ist meistens eine sinnvolle Investition; denn in geschätzt 80-90 % der Fälle sind schlechte Noten auf Faulheit zurückzuführen.
In einer Privatschule wird hingegen das Erreichen des Lern- und Klassenziels (und damit der Nachhilfeunterricht) zu einer ökonomischen Notwendigkeit: für die Eltern, weil sie für das hohe Beschulungsentgelt eine adäquate Gegenleistung fordern; für die Schule, weil sie sich eine zu hohe Versagensquote nicht leisten kann, wenn sie am Markt bestehen will. Daher haben Privatschulen ein großes Eigeninteresse an der Förderung schwächerer Schüler und deshalb bieten sie entsprechenden Zusatzunterricht nachdrücklich an. Dies trägt dann unbeschadet weiterer Faktoren zu den besseren Notenschnitten in Privatschulen bei.
Zitat Wenn also die Kinder merken, dass ihre Eltern einige Anstrengungen unternehmen um ihnen das Lernen schmackhaft zu machen, könnte es ja immerhin sein, dass sie dann ihre Eltern nicht enttäuschen wollen und sich anstrengen.
Könnte, ja. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die meisten Kinder so denken. Gegenwärtig dürfte es in den meisten Fällen so sein, dass sich die Eltern von Privatschülern nicht wirklich einschränken müssen, um ihren Kindern diese Form der Bildung zu ermöglichen. Treibende Kraft hinter der Entscheidung für eine Privatschule sind wohl in aller Regel die Eltern, während das Kind die Beeinträchtigungen seiner Lebensqualität wahrnimmt, die es ggf. dadurch erleidet: lange Anfahrten zur und Rückfahrten von der Schule; oder die Unterbringung in einem Internat; oder - bei nicht koedukativen Schulen - die Vereitelung des Kontakts mit dem anderen Geschlecht. Dass das Kind dann noch aus Dankbarkeit fleißig ist, wage ich zu bezweifeln. Aber vielleicht ist mein Menschenbild einfach zu negativ
Zitat von Noricus im Beitrag #21 Wesentlich ist in der Diskussion m.E. nicht, ob man das Bildungsangebot einer Marktlösung zuführen soll, sondern welche Eingriffs- bzw. Normierungsrechte sich der Staat vorbehält. Überließe man beispielsweise die Wahl des Fächerkanons dem Markt, so würde dies zweifellos dazu führen, dass nicht bzw. kaum in bare Münze umsetzbare Gegenstände wie Latein und Geschichte bald in keinem Lehrplan mehr zu finden wären. Denn die Eltern würden - vernünftigerweise - darauf drängen, dass ihre Kinder über möglichst praxisnahe Gegenstände oder in der Art eines Propädeutikums für verwertbare Studienfächer unterrichtet werden. Man will seinem Sprössling ja nicht die Chance auf einen guten Beruf verbauen, indem man ihn zu viele brotlose Künste lernen lässt, während andere Eltern nur auf die Nutzbarkeit des zu vermittelnden Wissens schielen und ihrem Nachwuchs dadurch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Schulen würden dann nicht mehr bilden, sondern ausbilden. Das kann man als Gesellschaft wollen oder auch nicht.
Das ist ja gerade das reizvolle der Marktlösung, solange die Eingriffs- bzw. Normierungsrechte für staatliche wie private Schulen gleich sind, kann man dann anhand der Entwicklung beobachten welche Schulform erfolgreicher ist. Man kann sich also die Spekulationen und Mutmaßungen sparen und einfach die Vielfalt der Gleichheit vorziehen. [/quote]
Einen Erfolgsvergleich kann man nur anstellen, wenn sich die zu vergleichenden Gegenstände an einem nämlichen Ziel messen lassen. Eine allgemeinbildende Schule hat als Ziel ... die Allgemeinbildung. Diese zu messen dürfte schwierig sein. Aber man wird wohl unterstellen können, dass Allgemeinbildung eine gewisse Vielfalt an Fächern voraussetzt. Ist hingegen das Ziel z.B. die Vorbereitung auf einen MINT-Studiengang, dann wäre es sinnvoll, die Zahl der Fächer zugunsten einer Verstärkung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts zu reduzieren. Allgemeinbildung ist letztlich frei von einem klar umrissenen Zweck; ob man aus ihr einen wirtschaftlichen Nutzen ziehen kann, ist fraglich. Bei der gezielten Vorbereitung auf einen MINT-Studiengang ist das anders. Ein freier Lehrplanmarkt wird deshalb nicht zu mehr, sondern zu weniger Vielfalt führen. Verantwortungsvolle Eltern geben ihren Kindern lieber die Taube in die Hand, als dass sie ihnen den Spatzen auf dem Dach in Aussicht stellen.
Aber natürlich kann man das mal ausprobieren. Ich wäre ja froh, wenn ich mich irrte.
Lieber Noricus, einen noch ganz wichtigen Punkt wollte ich einem Nachtrag hinzufügen: Die Lehrer an Privatschulen. Die Lehrer in meinem Bekanntenkreis arbeiten fast alle in Privatschulen und sie tun dies obwohl sie weniger verdienen und weil ihnen ihre Arbeit Spass macht. Das liegt auch an den Schülern, sagen sie. Für mich arbeitete mal ein Student auf Lehramt aus Frankreich. Sein Ziel war damals Beamter zu werden. Ich hab immer wieder versucht in Frage zu stellen, dass es erstrebenswert sein muss im Staatsdienst zu arbeiten nur weil es mehr Geld gibt. Einige Jahre nachdem wir uns nicht mehr gesprochen hatten, rief er mich an, erzählte wie glücklich er mit seiner Stelle an einer Privatschule ist und erinnerte mich an unsere kleinen Diskussionen.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #30Lieber Noricus, einen noch ganz wichtigen Punkt wollte ich einem Nachtrag hinzufügen: Die Lehrer an Privatschulen. Die Lehrer in meinem Bekanntenkreis arbeiten fast alle in Privatschulen und sie tun dies obwohl sie weniger verdienen und weil ihnen ihre Arbeit Spass macht. Das liegt auch an den Schülern, sagen sie. Für mich arbeitete mal ein Student auf Lehramt aus Frankreich. Sein Ziel war damals Beamter zu werden. Ich hab immer wieder versucht in Frage zu stellen, dass es erstrebenswert sein muss im Staatsdienst zu arbeiten nur weil es mehr Geld gibt. Einige Jahre nachdem wir uns nicht mehr gesprochen hatten, rief er mich an, erzählte wie glücklich er mit seiner Stelle an einer Privatschule ist und erinnerte mich an unsere kleinen Diskussionen.
Schockschwerenot, lieber Erling Plaethe, wie können Sie nur dem Staat einen potenziellen Diener abspenstig machen?
Im Ernst: Ich kann mir vorstellen, dass es leichter ist, mit der typischen Privatschulklientel zu arbeiten. Wobei - wenn ich die Gespräche mit den mir bekannten (Staatsschul-)Lehrern resümiere - der eigentlich belastende Kontakt derjenige mit den Eltern und den Kollegen ist. Was soll man der Mutter eines Grundschülers sagen, die sich bei der Lehrerin beschwert, dass ihr Kind auf eine Lernzielkontrolle "nur" einen Zweier bekommen hat?
Zitat von Noricus im Beitrag #31 Was soll man der Mutter eines Grundschülers sagen, die sich bei der Lehrerin beschwert, dass ihr Kind auf eine Lernzielkontrolle "nur" einen Zweier bekommen hat?
Vor Jahrzehnten habe ich geholfen, eine Freie Schule mitzugründen. Sechs Jahre hat es gedauert, um den Widerstand von Politik und Bürokratie zu überwinden. Noch viele Jahre mußten wir um die Existenz unserer Schule kämpfen. Heute ist sie etabliert, und in unserer Stadt sind inzwischen drei weitere Grundschulen entstanden. Wir lagen also im Trend. Hat nun jemand mitbekommen, daß etwa Schweden vor einigen Jahren eine völlig umsozialdemokratische Wende hin zu einem privateren Schulwesen gemacht hat, und nichtstaatliche Schulen zum Wohle aller bewußt und massiv fördert? Die Gründe, aus dem staatlichen Schulsystem zu flüchten, sind mittlerweile weiter gewachsen. Zu diesen neuen Gründen zählt unter anderem eine wachsende Indoktrination der Schüler im Sinne einer aus den 60er stammenden Lehrergeneration. Vor kurzem hatte ich ein Gespräch mit jüngeren Eltern. Als sie erfuhren, daß ich da eine gewisse Erfahrung habe, hat man mich fast als Rechtsberater für die sofortige Gründung einer freien Schule engagiert. Sie ärgern sich über qualitative Mängel, in diesem Fall einen unterirdisch schlechten Religionsunterricht, Indoktrination, Vernachlässigung elementarer Fähigkeiten im Bereich Lesen und Schreiben etc. Ohne Konkurrenz wird unser Schulsystem weiter degenerieren.
ich hörte von einer Lehrerin die eine Aufnahme machte, während sie Drittklässler vorlesen ließ. Die Aufnahme hat sie beim folgenden Elternabend vorgespielt. Es hat gewirkt!
Aus meiner recht engen Sicht kann ich einen Trend hin zu Privatschulen bestätigen - trotz deutlich schlechterer äußerer Bedingungen. Und Eltern kann man nur raten, sich künftige Schulen gründlich anzusehen, mit Lehrern und Schülern dort zu reden. MfG
Zitat von Johannes im Beitrag #33Vor Jahrzehnten habe ich geholfen, eine Freie Schule mitzugründen. Sechs Jahre hat es gedauert, um den Widerstand von Politik und Bürokratie zu überwinden. Noch viele Jahre mußten wir um die Existenz unserer Schule kämpfen. (...)
Ohne Konkurrenz wird unser Schulsystem weiter degenerieren.
Davon bin ich auch überzeugt, lieber Johannes. Zum einen, weil Konkurrenz die Vielfalt fördert. Zum anderen, weil sie die Leistung fördert.
Ich illustriere diese banalen Wahrheiten gern mit dem Telefonsystem. Bis zur Privatisierung war es in Deutschland bekanntlich ein Monopol der Bundespost, nicht nur das Netz zu betreiben, sondern auch Anschlüsse zu legen und sogar die Telefone zu vergeben.
Ja, vergeben. Denn kaufen konnte man ein Telefon nicht; es wurde von der Post in der Wohnung installiert, und man zahlte eine Leihgebühr.
Wie für alles. Wir hatten damals eine Klingel in unserem Garten, damit wir das Telefon hörten, wenn wir dort waren. Für diese mußten wir Monat für Monat eine Gebühr bezahlen; als Leihgebühr zusätzlich zu den Installationskosten. Denn auch diese Klingel hatten wir nur geliehen.
Nachdem man die Einrichtung eines Anschlusses beantragt hatte, vergingen oft Monate, bis man die glückliche Nachricht bekam, daß es jetzt so weit war.
Alle Privaten hatten dasselbe Standardtelefon. Erst in der Endphase des staatlichen Monopols gab es zwei, drei alternative "Komfortelefone". Natürlich gegen eine erhöhte Leihgebühr.
Das alles mußte man sich gefallen lassen, weil der Staat ein Monopol hatte. Wer sich einfach im Ausland ein Telefon kaufte und es in die Buchse stöpselte, machte sich strafbar.
So ist es überall. Warum sollte es im Schulwesen anders sein?
Herzlich, Zettel
PS: Willkommen im kleinen Zimmer!
Pumphut
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gelöscht
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22.11.2012 23:41
#37 RE: Marginalie: Privatisierung des Schulwesens
Zitat von Christoph im Beitrag #5Die Vorteile, die Märkte stets mit sich bringen. Spontan fallen mir die folgenden ein: 1. Das Angebot richtet sich nach der Nachfrage 2. größere Auswahl, d.h. auch individuelle Bedürfnisse können, befriedigt werden 3. schon im Artikel genannt: Abläufe werden effizienter organisiert
Dem möchte ich zustimmen. Und genau aus diesem Grund würde ich das "Schulwesen" um die Kinderbetreuung ergänzen. Was für eine gewaltige Last würde Bund, Länder und Kommunen damit genommen? Wie viele Kommunen kämen damit allein aus der Haushaltssicherung.
Auch Unternehmen böte das gute Möglichkeiten im Wettbewerb um die gesuchten (weiblichen) Arbeitskräfte. Selbst kleine Unternehmen könnten über Verbünde arbeitsplatznahe Kinderbetreuung ermöglichen.
Alles x-mal durchexerziert. Die Powerfrauen arbeiten nicht. Das ist nun mal so. Sie arbeiten nicht, wenn es keine Kinderbetreuung gibt. Und wenn es welche gibt, arbeiten sie auch nicht. Warum sollten sie auch?
OK, war jetzt überspitzt. Einige Frauen arbeiten. Die arbeiten so oder so. Und die nicht arbeiten, arbeiten so oder so nicht. "Gründe" gibt´s genug.
Zitat von Pumphut im Beitrag #37Alles x-mal durchexerziert. Die Powerfrauen arbeiten nicht. Das ist nun mal so. Sie arbeiten nicht, wenn es keine Kinderbetreuung gibt. Und wenn es welche gibt, arbeiten sie auch nicht. Warum sollten sie auch?
OK, war jetzt überspitzt. Einige Frauen arbeiten. Die arbeiten so oder so. Und die nicht arbeiten, arbeiten so oder so nicht. "Gründe" gibt´s genug.
War das jetzt ein Argument für oder gegen die Privatisierung?
Zitat von Job im Beitrag #27Und genau aus diesem Grund würde ich das "Schulwesen" um die Kinderbetreuung ergänzen. Was für eine gewaltige Last würde Bund, Länder und Kommunen damit genommen? Wie viele Kommunen kämen damit allein aus der Haushaltssicherung.
Auch Unternehmen böte das gute Möglichkeiten im Wettbewerb um die gesuchten (weiblichen) Arbeitskräfte. Selbst kleine Unternehmen könnten über Verbünde arbeitsplatznahe Kinderbetreuung ermöglichen.
Mir ist auch unklar, warum das in Deutschland so wenig der Fall ist.
Von Unis kenne ich die Uni-Kindergärten. Warum können Unternehmen nicht auch so etwas auf die Beine stellen?
Nebenbei: Wieso ist eigentlich der Begriff "Kindergarten" im Verschwinden begriffen, der es bekanntlich ja sogar als kindergarden ins Englische geschafft hat? Warum heißen die Kindergärtnerinnen nicht mehr so, sondern "Erzieherinnen".
Was ja auch noch ein schiefer Begriff ist, denn erzogen sollten Kinder zu Hause werden. Die Kindergärterinnen sollen mit ihnen spielen und dafür sorgen, daß sie keinen Unfug anstellen.
Zitat Was ja auch noch ein schiefer Begriff ist, denn erzogen sollten Kinder zu Hause werden. Die Kindergärterinnen sollen mit ihnen spielen und dafür sorgen, daß sie keinen Unfug anstellen.
Im Kindergarten sollen Kinder nicht nur "geparkt" werden (unter Aufsicht Spielen), sondern durchaus gefördert werden. Sozial(Umgang miteinander, mit den Erziehern), körperlich (Sport"Stunde") und auch intellektuell(einfache Englische Lieder singen, Würzburger Programm: http://www.phonologische-bewusstheit.de/...indergarten.htm ).
Ein Kindergarten ist heute expliziert mehr als "nur" Spielen sondern soll auch die Kleinen auf die nächste Stufe "Schule" vorbereiten und die Eltern in der Erziehung unterstützen (aber nicht Ersetzen!!!)
Zitat von Zettel im Beitrag #39 Mir ist auch unklar, warum das in Deutschland so wenig der Fall ist.
Von Unis kenne ich die Uni-Kindergärten. Warum können Unternehmen nicht auch so etwas auf die Beine stellen?
Es gibt ja Betriebs-Kindergärten. Aber vor 10, 20 Jahren wurde das sicherlich bei den meisten Unternehmen als "Kinderkram" <sig> eingestuft und auch aus Kostengründen nicht weiter verfolgt. Zudem war hier in Deutschland die "klassische" Arbeitsteilung in der Familie deutlicher und länger ausgeprägt wie im europäischen Ausland und den USA, und von daher auch die Nachfrage geringer. Demographie und Fachkräftemangel haben zwar die Vorzeichen deutlich geändert, entscheidend ist aber heute, dass der Staat (+ Wohlfahrtsverbände, + Initiativen) bereits so fett im Geschäft ist und über Steuern den ganzen Bereich finanziert. Ohne eine echte Privatisierung geht da wohl gar nichts.
Zitat von Zettel im Beitrag #39 PS: Willkommen im kleinen Zimmer!
Zitat Was ja auch noch ein schiefer Begriff ist, denn erzogen sollten Kinder zu Hause werden. Die Kindergärterinnen sollen mit ihnen spielen und dafür sorgen, daß sie keinen Unfug anstellen.
Im Kindergarten sollen Kinder nicht nur "geparkt" werden (unter Aufsicht Spielen), sondern durchaus gefördert werden. Sozial(Umgang miteinander, mit den Erziehern), körperlich (Sport"Stunde") und auch intellektuell(einfache Englische Lieder singen, Würzburger Programm: http://www.phonologische-bewusstheit.de/...indergarten.htm ).
Ein Kindergarten ist heute expliziert mehr als "nur" Spielen sondern soll auch die Kleinen auf die nächste Stufe "Schule" vorbereiten und die Eltern in der Erziehung unterstützen (aber nicht Ersetzen!!!)
Ich denke es ist geradezu exemplarisch für die Hybris unserer Zeit, dass die große und für die intellektuelle Entwicklung der Kinder ganz entscheidende Bedeutung des Spielens völlig unterschätzt wird. Eine professionelle Kindergärtnerin bereitet jeden Arbeitstag im Kindergarten mit der kreativen Entwicklung neuer Spiele vor, und zwar zu Hause. Und abgestimmt auf die Kinder unter Berücksichtigung der spontanen Bildung von Gruppen durch die Kinder. Sie hat auch Angebote ausgearbeitet für die Einzelgänger welche nicht in einer Gruppe spielen möchten. Dafür kauft diese am Vortag Material ein und bereitet den folgenden Tag vor wie ein Lehrer seinen Unterrichtstag vorbereitet.
Zitat Was ja auch noch ein schiefer Begriff ist, denn erzogen sollten Kinder zu Hause werden. Die Kindergärterinnen sollen mit ihnen spielen und dafür sorgen, daß sie keinen Unfug anstellen.
Im Kindergarten sollen Kinder nicht nur "geparkt" werden (unter Aufsicht Spielen), sondern durchaus gefördert werden. Sozial(Umgang miteinander, mit den Erziehern), körperlich (Sport"Stunde") und auch intellektuell(einfache Englische Lieder singen, Würzburger Programm: http://www.phonologische-bewusstheit.de/...indergarten.htm ).
Ein Kindergarten ist heute expliziert mehr als "nur" Spielen
Darüber ließe sich aber ordentlich streiten. ;)
Erstens über Anspruch und Wirklichkeit der pädagogischen Konzepte und zweitens über deren Sinnhaftigkeit.
Zitat von Job im Beitrag #43 Darüber ließe sich aber ordentlich streiten. ;)
Erstens über Anspruch und Wirklichkeit der pädagogischen Konzepte und zweitens über deren Sinnhaftigkeit.
Da stimme ich Ihnen vollkommen zu. Die meisten pädagogischen Konzepte dienen vor allem der Flucht vor der Arbeit. Stundenlanges Spielen mit Kindern kann sehr anstrengend sein, vor allem wenn es den Kindern Spaß machen soll. Diejenigen Kindergärtnerinnen und Kindergärtner (welche es auch gibt, wenn auch nur wenige) die ihren Beruf ernst nehmen, wissen worauf es ankommt. Pädagogische Konzepte sind eher etwas für die an dieser Herausforderung Gescheiterten. Mitunter habe ich den Eindruck, dass leider auch nicht wenige Eltern sich darunter befinden.
Zitat von Zettel im Beitrag #36(...) Ich illustriere diese banalen Wahrheiten gern mit dem Telefonsystem. Bis zur Privatisierung war es in Deutschland bekanntlich ein Monopol der Bundespost, nicht nur das Netz zu betreiben, sondern auch Anschlüsse zu legen und sogar die Telefone zu vergeben.
Ja, vergeben. Denn kaufen konnte man ein Telefon nicht; es wurde von der Post in der Wohnung installiert, und man zahlte eine Leihgebühr. (...) Das alles mußte man sich gefallen lassen, weil der Staat ein Monopol hatte. Wer sich einfach im Ausland ein Telefon kaufte und es in die Buchse stöpselte, machte sich strafbar. (...)
So "einfach" war das gar nicht. Bei mir zu Hause jedenfalls gab es nämlich keine Buchse, sondern das Telefon war obrigkeitlich fest angeschlossen, da kam nur das Kabel aus der Wand. Allein schon die Einrichtung einer Buchse wäre also bereits Sachbeschädigung und Sabotage einer staatlichen Fernmeldeeinrichtung gewesen. Da gab es dann schon eine kleine Krise, als unser Goldhamster (der eine steile Karriere als Ausbrecherkönig hinlegte) bei einer seiner nächtlichen Eskapaden einmal das Telefonkabel durchnagte... Das Einheitstelephon war aber im Vergleich zu dem, was heute im Handel ist, ausgesprochen robust, es sollte schließlich jahrzehntelang fest angeschnürt Dienst tun. Der Hörer kam noch auf eine richtige Gabel, nicht wie heute auf ein Knöpfchen, das bei schlampigem Auflegen die Leitung nicht wirklich unterbricht.
Zitat Gundolf Freyermuth, NZZ Folio 9/1999: ________ "Denn der Arm der allmächtigen Telefongesellschaften reichte so bis in die Schlafzimmer. Die uniformen, gleichmässig hässlichen Geräte, die die Verbraucher zu mieten hatten, durften über hundert Jahre hinweg nicht ohne Genehmigung von einem Ort an einen anderen verlegt werden. Und sie liessen sich - das grausamste Detail - weder ausstöpseln noch abschalten. Dieser Bürokratensadismus, das Gegenstück zum Anschlussverbot besserer Technik, hiess «Anschlusszwang». Er unterstellte jeden Bürger in der Alten wie in der Neuen Welt dem Diktat der jeweiligen Fernmeldebürokratie.
Neulich lief ein alter Film, in dem ein übermüdeter Mann versuchte, ein schellendes Wählscheibenungetüm im Kleiderschrank unter der Wäsche zu begraben. Meinem fünfjährigen Sohn zu erklären, worin der Sinn dieser Szene bestand, war nicht einfach, aber eine lehrreiche Übung. Sie weckte die Erinnerung an den Telefonterror, den ich selbst noch viele Jahre in den eigenen vier Wänden erduldete." ________
Interessantes Thema, dass Sie - werter Zettel - da aufgegriffen haben - stehe ich doch selber vor dem Dilemma, meine Kinder in "diesem unserem Lande" nicht in einer Schule vom Stile Summerhills anmelden zu können.
Ich habe mich zudem erst kürzlich wieder durch die Lektüre A. S. Neills Summerhill-School-New-View-Childhood gegen jegliche Erziehungsallüren immunisiert (frei nach meinem persönlichen Motto "Wenn ich das Wort Erziehung höre, greif ich zum Revolver", wobei ich jedem politisch Interessierten nur empfehlen kann, Alice Millers "Am Anfang war Erziehung" zu lesen, um nicht nur zu nachvollziehen zu können, wie Monster vom Stile Hitlers, Stalins und Maos entstanden sind, sondern auch zu verstehen, aufgrund welcher Erziehungsideale ihnen Abermillionen willig gefolgt sind und weltweit auch heute noch ähnlichen Despoten und Tyrannen folgen) und dabei ist mir aufgefallen, dass Neill, obwohl er politisch durchaus mit sozialistischen Positionen sympathisierte (die Sozialisten aber durchaus kritisiert und auch begründet befürchtet, dass diese seine Schule schliessen werden), jede Menge Beispiele aus dem Schulalltag bringt, warum Sozialismus nicht funktioniert.
Hier in Hamburg war die FDP beim Volksentscheid zur Schulreform übrigens sehr erfolgreich gegen die Volksfront aus CDU, SPD, Grünen und Linken.
Zitat In einer Privatschule wird hingegen das Erreichen des Lern- und Klassenziels (und damit der Nachhilfeunterricht) zu einer ökonomischen Notwendigkeit: für die Eltern, weil sie für das hohe Beschulungsentgelt eine adäquate Gegenleistung fordern; für die Schule, weil sie sich eine zu hohe Versagensquote nicht leisten kann, wenn sie am Markt bestehen will. Daher haben Privatschulen ein großes Eigeninteresse an der Förderung schwächerer Schüler und deshalb bieten sie entsprechenden Zusatzunterricht nachdrücklich an. Dies trägt dann unbeschadet weiterer Faktoren zu den besseren Notenschnitten in Privatschulen bei.
Ich möchte darauf hinweisen, dass eine Schule in nicht-staatlicher Trägerschaft nicht automatisch eine Schule ist, für die die Eltern bezahlen müssen. Die kirchlichen Schulen etwa des Erzbistums Köln kosten die Eltern genau gar nichts, sieht man einem Betrag in Höhe von 20 € pro Jahr ab, der als Kopierkostenbeitrag deklariert ist.
Der Unterschied zu den staatlichen Schulen ist insbesondere der, dass die Schülerschaft insgesamt homogener ist. Zumindest die Eltern sind teils aktive Kirchenmitglieder, teils stehen sie der Kirche als Institution immerhin so nahe, dass sie dieser die Ausbildung ihrer Kinder überlassen; andere schicken ihre Kinder dorthin in der Erwartung, dass es dort etwas "behüteter" sei.
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