Der desolate Zustand der FDP hat viel damit zu tun, daß sie - jedenfalls in der öffentlichen Wahrnehmung - kaum noch gesellschaftliche Ziele vertritt. Die Grünen, die Piraten, selbst die "Volksparteien" haben Vorstellungen von dem, was anders, was besser werden sollte. Die FDP wird überwiegend nur noch als eine Partei wahrgenommen, die Interessen vertritt.
Dabei mangelt es nicht an Themen für Liberale. Der Weg in die Planwirtschaft, der mit der "Energiewende" einhergeht, hätte sie eigentlich auf den Plan rufen müssen. Stattdessen findet er unter der Mit-Federführung ihres Vorsitzenden statt.
Ein klassischer Schwerpunkt des Liberalismus ist die kulturelle Freiheit. Eine Privatisierung des Schulwesens könnte eine genuin liberale Forderung sein; jedenfalls eine Ausweiung des privaten Sektors.
Das würde aber auf erbitterten Widerstand der meinungsbildenden Medien stoßen, wenden Sie ein? Ja, gewiß. Aber nicht sie soll die FDP, wenn sie überleben will, ja überzeugen; sondern eine freiheitliche denkende Minderheit. Laut einer Forsa-Umfrage vom November 2011 sind
Zitat ... die Akzeptanz und der Zuspruch zum freien Schulwesen ungebrochen und im Vergleich zu 2009 sogar noch gewachsen sind. Insgesamt würden 34 Prozent der Bevölkerung für ihr Kind eher eine private Schule, anstatt eine staatliche, auswählen.
Den Hinweis auf diese Untersuchung verdanke ich dem in der Marginalie zitierten Artikel von Hellmuth Vensky.
Welchen Vorteil hätte eine Privatisierung des Schulwesens denn für die Schüler? Die schlechte Qualität vieler öffentlichen Schulen in Deutschland beruht auf einem schlechten Lehrkonzept. Das bloße Vermitteln von Wissen ist längst nicht mehr zeitgemäß. Schulen müssen auch eine Erzieherrolle übernehmen, denn es ist heute nicht mehr selbstverständlich, dass die Mutter als Hausfrau zu Hause bleibt. Nordische Länder, die das begriffen haben, liegen mit ihrem modernen Schulkonzept auch in den PISA-Studien vorn, trotz staatlicher Schulen.
Zitat von ZettelIn einer Zeit zunehmender Ideologisierung unserer Gesellschaft wäre dies ein wirksames Mittel gegen Einheitsdenken.
Genau deshalb werden jetzt die Privatschulen geschleift.
Genau so ist es. Die »Ideologisierung« gibt es nicht nur in der Umwelt- und Energiepolitik. Besonders im Bildungs- und Gesundheitsbereich herrscht seit jeher eine marktfeindliche Ideologie. Viele gehen soweit, dass sie die Aufgabe der Schule nicht mehr darin sehen, Wissen zu vermitteln, sondern vor allem darin, das Individuum der Gemeinschaft einzuverleiben. Das ist m.E. auch der wahre Grund dafür, dass Kindergärten und Ganztagsschulen in der Politik so beliebt sind. Wer Menschen nicht für fähig hält, selbst über Heizung und Beleuchtung ihres Heims zu entscheiden, kann ihnen nicht guten Gewissens das Wohl eines Kindes anvertrauen.
Die Vorteile, die Märkte stets mit sich bringen. Spontan fallen mir die folgenden ein: 1. Das Angebot richtet sich nach der Nachfrage 2. größere Auswahl, d.h. auch individuelle Bedürfnisse können, befriedigt werden 3. schon im Artikel genannt: Abläufe werden effizienter organisiert
zu 1.: Supermärkte stehen dort, wo Leute einkaufen wollen. Schulen stehen dort, wo sie nach dem Krieg (oder früher) hingebaut wurden. Sie sollten aber dort stehen, wo Eltern ihre Kinder zur Schule schicken wollen.
zu 2.: Es mag Eltern geben, die von der Schule eine Rundumbetreuung erwarten, inklusive Erziehung. Andere sehen sich in der Lage sehen, ihre Kinder selbst zu erziehen, und erwarten von der Schule die Vermittlung von Wissen. Manche Eltern finden, die Schule sollte um sieben beginnen, andere sind überzeugt, dass ihre Kinder erst ab um 10:00 richtig aufnahmefähig sind. Manche denken, es sollte aller 30 min. eine kurze Pause geben, manche nicht. Ein Markt erfüllt solche Ansprüche, wenn es eine genügend große Nachfrage danach gibt. Im jetzigen, zentral verwalteten, System ist das fast unmöglich. Wo private Anbieter stets mehrere konkurrierende Lösungen für ein Problem anbieten, sucht die Politik jahrzehntelang nach vermeintlich optimalen Lösungen die sie dann mit Zwang durchzusetzen sucht. Dort ist es notwendig, dass, wie Sie es formulieren, ganze Länder »begreifen«, welches »Schulkonzept« das richtige ist. In einem Markt können Eltern das individuell entscheiden; langfristig setzt sich das beste Konzept durch – so es eines gibt!
zu 3.: Eine Privatfirma geht unter, wenn sie es nicht vermag, mindestens so effizient zu wirtschaften, wie ihre Mitbewerber. In staatlich finanzierten Institutionen gibt es entweder gar keine Anreize, effizient zu wirtschaften, oder sie müssen künstlich geschaffen werden, was meistens misslingt. Gelingt es einem Privatanbieter nicht, z.B einen Physiklehrer einzustellen, wird er versuchen, Bewerber mit einem höheren Gehalt, kürzeren Arbeitszeiten, einer günstigen Wohnung in der Nähe der Schule, … zu motivieren. Bei Beamten ist die Besoldung zentral und starr festgelegt.
Zitat von Zettel im Beitrag #1 Ein klassischer Schwerpunkt des Liberalismus ist die kulturelle Freiheit. Eine Privatisierung des Schulwesens könnte eine genuin liberale Forderung sein; jedenfalls eine Ausweiung des privaten Sektors.
Das würde aber auf erbitterten Widerstand der meinungsbildenden Medien stoßen, wenden Sie ein? Ja, gewiß. Aber nicht sie soll die FDP, wenn sie überleben will, ja überzeugen; sondern eine freiheitliche denkende Minderheit. Laut einer Forsa-Umfrage vom November 2011 sind
Zitat ... die Akzeptanz und der Zuspruch zum freien Schulwesen ungebrochen und im Vergleich zu 2009 sogar noch gewachsen sind. Insgesamt würden 34 Prozent der Bevölkerung für ihr Kind eher eine private Schule, anstatt eine staatliche, auswählen.
Da stimme ich Ihnen zu lieber Zettel, aber der erbitterte Widerstand kommt auch und vor allem von der zuständigen Bundesministerin Anette Schavan:
Zitat von http://www.bmbf.de/_media/press/Pm_1002-126.pdf„Bildung ist ein öffentliches Gut. Das regelt nicht der Markt, sondern es ist unsere politische Verantwortung, dass junge Menschen gute Chancen bekommen“,
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #6Da stimme ich ihnen zu lieber Zettel, aber der erbitterte Widerstand kommt auch und vor allem von der zuständigen Bundesministerin Anette Schavan:
Zitat von http://www.bmbf.de/_media/press/Pm_1002-126.pdf„Bildung ist ein öffentliches Gut. Das regelt nicht der Markt, sondern es ist unsere politische Verantwortung, dass junge Menschen gute Chancen bekommen“,
Abgewandelt klingt das dann so: Nahrungsmittel sind öffentliche Güter. Das regelt nicht der Markt, sondern es ist unsere politische Verantwortung, dass alle Menschen Zugang zu Nahrungsmitteln bekommen.
Zitat von Liebling nicht jetzt im Beitrag #3Welchen Vorteil hätte eine Privatisierung des Schulwesens denn für die Schüler? Die schlechte Qualität vieler öffentlichen Schulen in Deutschland beruht auf einem schlechten Lehrkonzept. Das bloße Vermitteln von Wissen ist längst nicht mehr zeitgemäß. Schulen müssen auch eine Erzieherrolle übernehmen, denn es ist heute nicht mehr selbstverständlich, dass die Mutter als Hausfrau zu Hause bleibt. Nordische Länder, die das begriffen haben, liegen mit ihrem modernen Schulkonzept auch in den PISA-Studien vorn, trotz staatlicher Schulen.
Guten Morgen, es ist zu einfach, wenn man pauschal den öffentlichen Schulen eine "schlechte Qualität" und unausgesprochen den privaten eine gute Qualität zuspricht. Selbst an einer öffentlichen SChule, während meine bessere Hälfte an einer privaten Schule unterrichtet, und auch mit einem gewissen Einblick in andere Schulen in kirchlicher Trägerschaft hier in der Umgebung kann ich sagen, dass es so einfach nicht ist.
Bei aller berechtigten Kritik an G8, einer Nivellierung durch immer mehr Schüler am Gymnasium etc. möchte ich doch auch feststellen, dass sich die Qualität des Unterrichts in den vergangenen Jahren durchaus methodisch und didaktisch verbessert hat. Dabei spielt die Einführung des Zentralabiturs (auch wieder bei aller berechtigten Kritik) dabei eine Rolle. Gerade die kirchlichen Schulen scheinen sich ganz gerne den staatlichen Vorgaben zu widersetzen, auch denen, die sinnvoll sind (Stichwort: Ausarbeitung eines schulinternen Lehrplans).
Dass die nordischen Schulen bei PISA besser abgeschnitten haben, hat vielfältigere Gründe. Finnland zum Beispiel schließt Legastheniker grundsätzlich von Schulleistungstests wie PISA aus. In Finnland gibt es kaum bildungsferne Migranten udn es gibt eine bessere Schüler-Lehrer-Relation.
Zwei Schüler von mir waren in den letzten Jahren ein Jahr in Schweden bzw. Finnland. Was diese beiden berichtet haben über die Anforderungen und auch die Einforderung von Leistungen, steht in deutlichem Gegensatz zu den schönfärberischen Bildern, die hier von den dortigen Schulen dominieren.
Zitat von Gansguoter im Beitrag #8Zwei Schüler von mir waren in den letzten Jahren ein Jahr in Schweden bzw. Finnland. Was diese beiden berichtet haben über die Anforderungen und auch die Einforderung von Leistungen, steht in deutlichem Gegensatz zu den schönfärberischen Bildern, die hier von den dortigen Schulen dominieren.
Aber würde das nicht heißen, dass der Pisa-Test trotz geringerer schulischer Anforderungen besser abgeschnitten wird? Mal ohne den Einfluss von Legasthenikern und Migranten (mangels Datenmaterial)zu bewerten.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #6Da stimme ich ihnen zu lieber Zettel, aber der erbitterte Widerstand kommt auch und vor allem von der zuständigen Bundesministerin Anette Schavan:
Zitat von http://www.bmbf.de/_media/press/Pm_1002-126.pdf„Bildung ist ein öffentliches Gut. Das regelt nicht der Markt, sondern es ist unsere politische Verantwortung, dass junge Menschen gute Chancen bekommen“,
Abgewandelt klingt das dann so: Nahrungsmittel sind öffentliche Güter. Das regelt nicht der Markt, sondern es ist unsere politische Verantwortung, dass alle Menschen Zugang zu Nahrungsmitteln bekommen.
Ganz konkret heißt das:
Zitat Lutz Hachmeister, taz 19-11-2012 ________ " Wenn es gelingt, die gedruckte Zeitung unentbehrlich zu machen und dafür mehr zu kassieren, kann das auch funktionieren. Es wird aber wohl für Recherchejournalismus indirekte öffentliche Subventionen geben müssen. Die Gesellschaft muss das wollen." ________
Über Bereitschaft von Bildungspolitikern und GEW einen echten Wettbewerb mit privaten Anbietern einzugehen braucht man sich keine Illusionen zu machen. Wirkliche Veränderungen in der deutschen Bildungslandschaft halte ich dann für möglich, wenn dem Staat das Geld ausgeht oder wenn private Anbieter durch den Einsatz von E-Learning Systemen eine Alternative schaffen könnten, die den herkömmlichen Unterrichtsformen deutlich überlegen wäre. Wenn facebook.com Milliarden Wert ist, weil es weiss was seine Nutzer so an Unfug in Ihrer Freizeit treiben, wie viel wäre dann wohl ein "schoolbook.com" Wert, dass von Millionen gut Ausgebildeter Nutzer das intellektuelle Potential detailliert und objektiv einschätzen kann?
Sehr verehrter Zettel, sehr verehrte Mitdiskutanten,
ich wollte an dieser Stelle nur kurz unserem „Gastgeber“ für diesen Beitrag über „kulturelle Freiheit“, als „klassischem Schwerpunkt des Liberalismus“ danken. Ja, es gibt natürlich(!) einen Liberalismus „jenseits von Angebot und Nachfrage“. Aber, ob es ihn auch in ganz Deutschland, außerhalb von „Zettels kleinem Zimmer“, gibt, bleibt die Frage.
Zitat von Martin im Beitrag #9Aber würde das nicht heißen, dass der Pisa-Test trotz geringerer schulischer Anforderungen besser abgeschnitten wird?
Das sind ja verschiedene Aussagen auf verschiedenen Ebenen: Das Ergebnis an sich, die Interpretation und die politische Verwendung. Vom Zahlenergebnis her können Sie recht haben. Die Interpretation, die Schüler seien unterschiedlich kompetent, ist hingegen äußerst wacklig. Man kann nämlich nicht dieselbe Frage in alle OECD-Sprachen übersetzen und meinen, sie sei von gleich cleveren Kindern aller Kulturkreise gleich gut zu lösen. Dafür sind die Ausdrucksmöglichkeiten der Sprachen zu verschieden und --was wichtiger ist-- die Übersetzer selber haben Spielraum, die Frage so zu formulieren, daß sich ein besserer Lösungshinweis ergibt.
Vielen Dank für diesen wie üblich fundierten und auf den Punkt geschriebenen Artikel. Die neuerlichen Schwierigkeiten bei den Privatschulen waren mir völlig entgangen. Leider passt die Rücksichtslosigkeit der Schulämter nur zu gut zum langjährigen Verhalten ihrer Beamten. Gestatten Sie mir eine Bemerkung zu folgedner Aussage: "Es gibt historische Gründe dafür, daß Schulen in staatlicher Regie betrieben werden (...) Der Staat sprang dort ein, wo Eltern sich (Unterricht) nicht leisten konnten." Das war nicht der einzige Grund; die Kinder sollten ausdrücklich zu loyalen Untertanen erzogen werden. Siehe u.a. hier: http://tinyurl.com/ylfcjcb
Zitat Es gibt historische Gründe dafür, daß Schulen in staatlicher Regie betrieben werden; wenn auch bis ins 19. Jahrhundert diejenigen, die es sich leisten konnten, den Privatunterricht für ihre Kinder bevorzugten, sei es durch Hauslehrer, sei es in Privatschulen. Der Staat sprang dort ein, wo Eltern sich das nicht leisten konnten.
Die Schulen wurden ja sozusagen von den Kirchen in den Säkularisierungswellen geerbt. Das ist jetzt Definitionssache, ob man die Kirchen als private Institutionen betrachtet. Interessat dürfte jedenfalls sein, daß die Paulskirchenverfassung die Schulpflicht nur als Pflicht des Staates verstand, flächendeckende Beschulungsmöglichkeiten zu schaffen, wenn es die Eltern es nicht können (etwa in abgelegenen Regionen). Hausunterricht durfte keiner Beschränkung unterworfen werden (§ 154). Ja, das war die erste liberale demokratische Verfassung in Deutschland! Erst später wurde Schulpflicht eine Last für die Schüler. Schule sollte nicht nur bilden, sondern im nationalsozialistischen Geiste erziehen. Das Adjektiv hat man zwar später gestrichen, der Rest vom Geiste blieb.
Nun kann man überlegen: Früher war die Schulpflicht ein Recht der Eltern gegenüber dem Staat, die Kinder billig beschulen zu lassen. Später wurde sie eine Pflicht der Eltern, ihre Kinder abzugeben. Heute spricht man von einem Recht auf flächendeckende Betreuung im Kindergartenalter, später wird es eine Pflicht der Eltern, die Kleinkinder ...
Da waren Sie schneller. Übrigens müßte es da mittlerweile eine Zwickmühle für den Staat geben: Schulen dienen der Erziehung, nicht allein der Bildung (Schulpflichtgesetze), also ist Schule ein Teil der Erziehung. Ein Kind, das nicht zur Schule will, müßte entweder durch die Eltern oder die Polizei gezwungen werden, also durch Gewalt. Ein Kind hat aber nun (§ 1631) ein Anrecht auf gewaltfreie Erziehung.
Vielleicht weiß jemand hier im Forum mehr dazu, aber eigentlich fehlt mittlerweile die rechtliche Möglichkeit, Schulzwang durchzusetzen.
Zitat Übrigens müßte es da mittlerweile eine Zwickmühle für den Staat geben: (snip Widerspruch, in dem sich der Staat befindet). Vielleicht weiß jemand hier im Forum mehr dazu, aber eigentlich fehlt mittlerweile die rechtliche Möglichkeit, Schulzwang durchzusetzen.
Der verlinkte Artikel berichtet von Familien, die in Deutschland erfolgreichen Heimunterricht mit ihren Kindern praktizierten. Dort wird beschrieben, wie die Schulämter gegen solche Familien vorgehen: Geldstrafen, gewaltsame Abführung der Kinder durch die Polizei, Haftstrafen gegen die Eltern und dauerhafter Entzug des Sorgerechts. Der Staat betrachtet sich auch hier nicht als Adressaten seiner Gesetze, also spürt er auch keine "Zwickmühle".
Herzlichst,
jpj
Pumphut
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19.11.2012 20:00
#18 RE: Marginalie: Privatisierung des Schulwesens
Zitat von Emulgator im Beitrag #15Schule sollte nicht nur bilden, sondern im nationalsozialistischen Geiste erziehen. Das Adjektiv hat man zwar später gestrichen, der Rest vom Geiste blieb.
Alles andere wäre eine Überraschung. "National" geht gar nicht.
Pumphut
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19.11.2012 20:23
#19 RE: Marginalie: Privatisierung des Schulwesens
Zitat von ZettelIn einer Zeit zunehmender Ideologisierung unserer Gesellschaft wäre dies ein wirksames Mittel gegen Einheitsdenken.
Genau deshalb werden jetzt die Privatschulen geschleift.
Die »Ideologisierung« gibt es nicht nur in der Umwelt- und Energiepolitik. Besonders im Bildungs- und Gesundheitsbereich herrscht seit jeher eine marktfeindliche Ideologie. Viele gehen soweit, dass sie die Aufgabe der Schule nicht mehr darin sehen, Wissen zu vermitteln, sondern vor allem darin, das Individuum der Gemeinschaft einzuverleiben. Das ist m.E. auch der wahre Grund dafür, dass Kindergärten und Ganztagsschulen in der Politik so beliebt sind.
Zitat von Wer hat´s gesagt? a) „Wir machen Ernst mit unserer programmatischen Forderung, die wirtschaftlichen und erzieherischen Funktionen des Einzelhaushaltes der Gesellschaft zu übertragen.“
b) „Heute beanspruchen die Führung wir, das heißt, wir allein sind befugt, die Menschen — den einzelnen Mann, die einzelne Frau — zu führen. Die Lebensbeziehungen der Geschlechter regeln wir. Das Kind bilden wir!“
c) „Es gilt, die Kinder von dem rohen Einfluss der Familie zu befreien. Wir müssen sie verstaatlichen. Von den ersten Lebenstagen an werden sie unter dem segensreichen Einfluss der Kindergärten und Schulen stehen. Die Mutter zu bewegen, uns, dem Staat, das Kind zu überlassen, das soll unsere praktische Aufgabe sein.“
d) „Die Regierung will mit dem Ausbau der Ganztagsbetreuung eine ›kulturelle Revolution‹ erreichen. Wir wollen die Lufthoheit über unseren Kinderbetten erobern!“
Auflösung morgen. Versprochen.
Ungefähr eine Stunde hat er sich gehalten. Dann hat der Zensor den Braten gerochen und gelöscht.
Um nicht die Gutti zu geben, entnommen habe ich die Zitate den Geiernotizen.
Zitat von Gansguoter im Beitrag #8es ist zu einfach, wenn man pauschal den öffentlichen Schulen eine "schlechte Qualität" und unausgesprochen den privaten eine gute Qualität zuspricht.
Sollten Privatschulen eine höhere Qualität haben, liegt das m.E. in erster Linie an den Schülern. Besagte Anstalten werden wohl hauptsächlich von den Kindern besserverdienender Bildungsbürger frequentiert. Dass in diesen Schichten eine ganz andere Leistungsethik herrscht als in der Durchschnittsbevölkerung und dass Underachiever in einer Privatschule viel mehr individuelle Förderung erhalten als in einer Staatsschule (was die erkleckliche Summen bezahlenden Eltern ja auch erwarten dürfen), liegt auf der Hand.
Zitat Gerade die kirchlichen Schulen scheinen sich ganz gerne den staatlichen Vorgaben zu widersetzen, auch denen, die sinnvoll sind (Stichwort: Ausarbeitung eines schulinternen Lehrplans).
Besonders pikant wird es ja, wenn grün wählende Eltern ihre Kinder in eine konfessionelle Privatschule schicken. Einerseits votiert man für eine möglichst ungeregelte Zuwanderung, andererseits will man den eigenen Nachwuchs vor einer der Folgen dieser Politik bewahren. Es ist dies ein typischer Fall ökolinken Pharisäertums. Weniger verwunderlich ist die Zuneigung der genannten Elterngruppe zu Waldorf-Schulen. Zwar mögen unsere alternativen Bildungsbürger bei den völkisch-rassistischen Komponenten der Steiner-Lehre zusammenzucken, im Übrigen dürfte sich der anthroposophische Humbug weitgehend harmonisch in ein grünes Weltbild einfügen lassen.
Wesentlich ist in der Diskussion m.E. nicht, ob man das Bildungsangebot einer Marktlösung zuführen soll, sondern welche Eingriffs- bzw. Normierungsrechte sich der Staat vorbehält. Überließe man beispielsweise die Wahl des Fächerkanons dem Markt, so würde dies zweifellos dazu führen, dass nicht bzw. kaum in bare Münze umsetzbare Gegenstände wie Latein und Geschichte bald in keinem Lehrplan mehr zu finden wären. Denn die Eltern würden - vernünftigerweise - darauf drängen, dass ihre Kinder über möglichst praxisnahe Gegenstände oder in der Art eines Propädeutikums für verwertbare Studienfächer unterrichtet werden. Man will seinem Sprössling ja nicht die Chance auf einen guten Beruf verbauen, indem man ihn zu viele brotlose Künste lernen lässt, während andere Eltern nur auf die Nutzbarkeit des zu vermittelnden Wissens schielen und ihrem Nachwuchs dadurch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Schulen würden dann nicht mehr bilden, sondern ausbilden. Das kann man als Gesellschaft wollen oder auch nicht.
Zitat von Hausmann im Beitrag #20Wurde eigentlich schonmal über eine Entlastung des Staates von seiner Schulpflicht nachgedacht?
Entlastung des Staates? Ja wollen Sie denn hier den Nachtwächterstaat herbeireden? Wurde eigentlich schon mal über eine Belastung des Bürgers für seine Bildung nachgedacht? Ja, sie wurde als unsozial abgelehnt. (Kann auch als Antwort für die zitierte Frage verwendet werden.)
Viele Grüße, Erling Plaethe
Pumphut
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19.11.2012 22:00
#23 RE: Marginalie: Privatisierung des Schulwesens
Zitat von Noricus im Beitrag #21Besonders pikant wird es ja, wenn grün wählende Eltern ihre Kinder in eine konfessionelle Privatschule schicken. Einerseits votiert man für eine möglichst ungeregelte Zuwanderung, andererseits will man den eigenen Nachwuchs vor einer der Folgen dieser Politik bewahren. Es ist dies ein typischer Fall ökolinken Pharisäertums.
In der Szene business as usual, Links reden, rechts leben. Aber auch das geht zu Ende. Bald treffen sich alle in der Friedefreudeenheitsschule, zum "gemeinsamen lernen".
Zitat von Pumphut im Beitrag #23In der Szene business as usual, Links reden, rechts leben. Aber auch das geht zu Ende. Bald treffen sich alle in der Friedefreudeenheitsschule, zum "gemeinsamen lernen".
So recht, (d.h. links) hat das noch nie funktioniert: manche Tiere sind & bleiben gleicher als der Rest. Kinder von Funktionären sind von Natur aus begabter als die Brut der Plebs und müssen behütet auf die Verantwortung als zukünftige Kader präpariert werden; Offiziersrangen müssen vor Kinderspionen aus Familien mit Westkontakt beschützt werden, etc. Und dunkelgrüne Kadersprößlinge würden nur gehänselt, weil Papa-&-Mama manchmal im HO-Laden (oder wie das Pendant sonst heißen wird) richtiges Fleisch kaufen - natürlich nur für die Tante aus Amerika, die unsern Sojapamp nicht mag & nur Futter mit Genen drin verträgt. Das Maß der feudalen Ausprägung steht im inversen Verhältnis zur offiziellen Egalität solcher Systeme.
Zitat von Noricus im Beitrag #21Sollten Privatschulen eine höhere Qualität haben, liegt das m.E. in erster Linie an den Schülern. Besagte Anstalten werden wohl hauptsächlich von den Kindern besserverdienender Bildungsbürger frequentiert. Dass in diesen Schichten eine ganz andere Leistungsethik herrscht als in der Durchschnittsbevölkerung und dass Underachiever in einer Privatschule viel mehr individuelle Förderung erhalten als in einer Staatsschule (was die erkleckliche Summen bezahlenden Eltern ja auch erwarten dürfen), liegt auf der Hand.
Natürlich liegt das an den Schülern. Aber nicht an den finanziellen Verhältnissen der Eltern, sondern an deren Bereitschaft für die Bildung ihrer Kinder aktiv zu werden und überdurchschnittlich verantwortlich zu sein. Es ist schlicht eine Frage der Wertung, nicht der finanziellen Möglichkeiten. Das Kindergeld kann auch für das Schulgeld verwand werden, muss es aber nicht. Wenn also die Kinder merken, dass ihre Eltern einige Anstrengungen unternehmen um ihnen das Lernen schmackhaft zu machen, könnte es ja immerhin sein, dass sie dann ihre Eltern nicht enttäuschen wollen und sich anstrengen.
Zitat von Noricus im Beitrag #21 Wesentlich ist in der Diskussion m.E. nicht, ob man das Bildungsangebot einer Marktlösung zuführen soll, sondern welche Eingriffs- bzw. Normierungsrechte sich der Staat vorbehält. Überließe man beispielsweise die Wahl des Fächerkanons dem Markt, so würde dies zweifellos dazu führen, dass nicht bzw. kaum in bare Münze umsetzbare Gegenstände wie Latein und Geschichte bald in keinem Lehrplan mehr zu finden wären. Denn die Eltern würden - vernünftigerweise - darauf drängen, dass ihre Kinder über möglichst praxisnahe Gegenstände oder in der Art eines Propädeutikums für verwertbare Studienfächer unterrichtet werden. Man will seinem Sprössling ja nicht die Chance auf einen guten Beruf verbauen, indem man ihn zu viele brotlose Künste lernen lässt, während andere Eltern nur auf die Nutzbarkeit des zu vermittelnden Wissens schielen und ihrem Nachwuchs dadurch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Schulen würden dann nicht mehr bilden, sondern ausbilden. Das kann man als Gesellschaft wollen oder auch nicht.
Das ist ja gerade das reizvolle der Marktlösung, solange die Eingriffs- bzw. Normierungsrechte für staatliche wie private Schulen gleich sind, kann man dann anhand der Entwicklung beobachten welche Schulform erfolgreicher ist. Man kann sich also die Spekulationen und Mutmaßungen sparen und einfach die Vielfalt der Gleichheit vorziehen.
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