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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 8 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

25.11.2012 09:39
Plädoyer für Studiengebühren Antworten

Keine Studiengebühren zu erheben bendeutet nicht nur, daß den Universitäten Geld fehlt. Es ist auch sozial ungerecht.

Ein weiterer Gesichtspunkt ist übrigens das Verhältnis von Lehrenden und Studenten. Der Student, der für seine Lehrveranstaltungen zahlt, kann für sein gutes Geld auch gute Lehre verlangen. Derjenige, der sein Studium geschenkt bekommt, muß nehmen, was man ihm gibt. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

25.11.2012 10:02
#2 RE: Plädoyer für Studiengebühren Antworten

Als es (in Österreich) noch Studiengebühren gab, habe ich keine bezahlt, als es dann keine mehr gab, habe ich welche bezahlt.

theophil Offline



Beiträge: 82

25.11.2012 11:33
#3 RE: Plädoyer für Studiengebühren Antworten

Lieber Zettel,

ich stimme Ihnen prinzipiell zu, eine Universitätsausbildung zu erhalten, die zu erheblichen persönlichen Einkommensgewinnen und einem persönlichen immatierellen Gewinn führt, sollte entsprechend bezahlt werden. Sie sollte nicht vollständig selbst bezahlt werden, weil die ganze Gesellschaft von einer besseren Ausbildung profitiert. Schon ein relativ geringer Betrag könnte die Studienbedingungen substantiell verbessern, weil die Universitäten unterfinanziert sind. Ein geringer Betrag könnte auch eine gewisse Anreizwirkung entfalten, das Studium nicht ewig zu verlängern. Das ist übrigens nicht nur ein Problem der Geisteswissenschaften sondern auch der Naturwissenschaften, in denen sich neben dem Studium vom selbstverdienten Geld schon ganz gut Leben lässt.

Neulich habe ich die Zahlen aus dem OECD Bildungsreport Deutschland gefunden, die auseinandergenommen hat, wie sich die privaten und öffentlichen Gewinne eines Universitätsabsolventen zusammensetzen:

http://theophilsblog.com/post/3556074661...ten-und-gewinne

Bei den aktuellen Einkommenssteuertarifen & Löhnen überwiegen die öffentlichen Gewinne eines Universitätsabsolventen die privaten Gewinne des Absolventen selbst. Studenten bezahlen über Umwege also für ihr Studium, behalten aber deutlich höhere private Einkommensgewinne als Menschen mit abgeschlossener Ausbildung.

Unter diesen Umständen müssen Studiengebühren graduell eingeführt werden und die gesamte finanzielle Belastung von Hochqualifizierten muss berücksichtigt werden.

http://theophilsblog.com
Politisch. Liberal. Optimistisch.

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

25.11.2012 12:43
#4 RE: Plädoyer für Studiengebühren Antworten

Zitat von theophil im Beitrag #3
die gesamte finanzielle Belastung von Hochqualifizierten muss berücksichtigt werden.


Die finanzielle Belastung eines/r Hochqualifizierte(n) besteht erst dann, wenn der/die Hochqualifiziert(e) einen hoch dotierten Job ausübt. Wenn der Hochqualifizierte Pech am Arbeitsmarkt hat, hat auch der Staat Pech beim Rückholen der Studienkosten.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

26.11.2012 12:08
#5 RE: Plädoyer für Studiengebühren Antworten

Zitat von theophil im Beitrag #3
Studenten bezahlen über Umwege also für ihr Studium,

Das kann man so nicht sagen. Ein Teil der Studenten zahlt später höhere Steuern - aber es gibt da überhaupt keine direkte Relation.
Viele Unstudierte bezahlen hohe Steuern (z. B. wenn sie als Meister einen Handwerksbetrieb führen), viele Akademiker bezahlen kaum Steuern (oder fallen dem Staat sogar zur Last).

Dito gibt es gerade bei den guten Akademikern viele, die nach dem Studienabschluß im Ausland arbeiten und überhaupt nichts mehr "zurückzahlen".
Und da tröstet auch nicht, daß wir umgekehrt Leute abzocken, die im Ausland studiert und dieses Studium auch über Gebühren bezahlt haben - um dann in Deutschland hoch besteuert zu werden.

Es führt eigentlich kein Weg daran vorbei: Sinnvoll und gerecht sind nur Studiengebühren.
Die Debatte kann eigentlich nur darum gehen, wie man begabten Leuten ohne Finanzreserven ein Studium ermöglicht, das sie nachgelagert bezahlen.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

26.11.2012 13:32
#6 RE: Plädoyer für Studiengebühren Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #5
Es führt eigentlich kein Weg daran vorbei: Sinnvoll und gerecht sind nur Studiengebühren.
Die Debatte kann eigentlich nur darum gehen, wie man begabten Leuten ohne Finanzreserven ein Studium ermöglicht, das sie nachgelagert bezahlen.

Das Ding ist ja nicht so einfach.

Zitat von Focus
Nach Angaben des US-Bildungsministeriums werden gegenwärtig nur noch 38 Prozent der fälligen Studentenkredite regelmäßig abgezahlt. Vor fünf Jahren waren es noch 46 Prozent. Gründe für die wachsende Zahlungsunwilligkeit: Ein großer Teil der Schuldner hat wegen Arbeitslosigkeit oder zu geringer Einkommen um Stundung gebeten, bzw. einfach aufgehört, die monatlichen Raten zu überweisen, erklärt die Behörde.


Studiengebühren sind m.E. nicht kompatibel mit dem System der Massenunis und dem politisch angestrebten Ziel möglichst vieler Akademiker. Man muss sich mal die Entwicklung des Anteils von potentiellen Akademikern an der Schulabgängermenge ansehen. Wenn 45 Prozent eines Jahrgangs ein Studium beginnen, kann das nicht mehr die "Elite" der Leistungsfähigsten sein. Und wenn schlussendlich 30 Prozent eines Jahrgangs dieses Studium auch beenden, sind das immernoch zuviele. Soviele hochdotierte Posten gibt kein Arbeitsmarkt her.

Wenn man also eine akademische "Elitenausbildung" mit kostendeckenden Studiengebühren will, bei der am Ende auch wirkliche Hochleister rauskommen, muss man den gesamten Hochschulsektor "gesundschrumpfen" wollen. Eine Studiengebühr von eher symbolischen 500 € pro Semester ist lediglich ein Ärgernis für die 45 Prozent Studienanfänger. Die Studienbedingungen verbessern sich dadurch ja nun nicht gerade merkbar, die späteren Jobaussichten auch nicht.
Mit der Erhebung von kostendeckenden Studiengebühren einhergehen muss also ein Reduktion des ganzen Sektors. Weniger (aber bessere) Studenten, weniger (aber bessere) Unis, weniger Lehrstühle für ökonomisch irrelevante Orchideenfächer etc.
Wenn man das nicht will und weiterhin die Ermöglichung von akademischen Abschlüssen für (fast) jedermann anstrebt, landet man auch mit hohen Studiengebühren in einer Sackgasse. Wie eben in den USA, wo die Leute mit der zusätzlichen Hypothek ihrer Student-Loans belastet keinen adäquaten Platz im Arbeitsmarkt finden.

Aber eher friert die Hölle ein, als dass die bundesrepublikanische Konsensrepublik einen Rückgang der angeblich leistungsanzeigenden nominellen Hochschulbildungsquoten hinnimmt.

Beste Grüße, Calimero

----------------------------------------------------
Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

26.11.2012 14:33
#7 RE: Plädoyer für Studiengebühren Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #6
Wenn 45 Prozent eines Jahrgangs ein Studium beginnen, kann das nicht mehr die "Elite" der Leistungsfähigsten sein. Und wenn schlussendlich 30 Prozent eines Jahrgangs dieses Studium auch beenden, sind das immernoch zuviele. Soviele hochdotierte Posten gibt kein Arbeitsmarkt her.

Das ist schon richtig.
Aber "Hochschulstudium" bedeutet ja nicht automatisch Höchstqualifizierung für potentielle Nobelpreisträger. Die große Mehrheit der Studenten macht einige Jahre Ausbildung, um danach als FH-Absolvent oder Bachelor einen halbwegs ordentlich bezahlten Job als qualifizierter Sachbearbeiter zu kriegen. Das sind Studiengänge, deren Vollkosten auch mit so einem halbwegs ordentlich bezahlten Job bezahlt werden könnten.

Jedenfalls wenn die Steuern entsprechend niedriger wären. Eine Doppelbezahlung des Studiums über Gebühren und dann über erhöhte Steuern wäre tatsächlich schwierig.

Die 10% der Studenten, die wirklich einen hochqualifizierten Abschluß machen, die können sich im Beruf dann auch deutlich mehr Gebühren leisten.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

26.11.2012 19:26
#8 RE: Plädoyer für Studiengebühren Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #7
Die große Mehrheit der Studenten macht einige Jahre Ausbildung, um danach als FH-Absolvent oder Bachelor einen halbwegs ordentlich bezahlten Job als qualifizierter Sachbearbeiter zu kriegen. Das sind Studiengänge, deren Vollkosten auch mit so einem halbwegs ordentlich bezahlten Job bezahlt werden könnten.

Also das, was man früher nach einer kaufmännischen o.ä. Lehre gemacht hat? Bei der es zusätzlich noch eine Ausbildungsvergütung gibt?

Zitat
Jedenfalls wenn die Steuern entsprechend niedriger wären. Eine Doppelbezahlung des Studiums über Gebühren und dann über erhöhte Steuern wäre tatsächlich schwierig.


Wiedereinführung, bzw Erhöhung von Studiengebühren und eine steuerliche Entlastung? Das wird ja immer utopischer!

----------------------------------------------------
Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

27.11.2012 02:09
#9 RE: Plädoyer für Studiengebühren Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #7
Zitat von Calimero im Beitrag #6
Wenn 45 Prozent eines Jahrgangs ein Studium beginnen, kann das nicht mehr die "Elite" der Leistungsfähigsten sein. Und wenn schlussendlich 30 Prozent eines Jahrgangs dieses Studium auch beenden, sind das immernoch zuviele. Soviele hochdotierte Posten gibt kein Arbeitsmarkt her.

Das ist schon richtig.
Aber "Hochschulstudium" bedeutet ja nicht automatisch Höchstqualifizierung für potentielle Nobelpreisträger. Die große Mehrheit der Studenten macht einige Jahre Ausbildung, um danach als FH-Absolvent oder Bachelor einen halbwegs ordentlich bezahlten Job als qualifizierter Sachbearbeiter zu kriegen. Das sind Studiengänge, deren Vollkosten auch mit so einem halbwegs ordentlich bezahlten Job bezahlt werden könnten.

Jedenfalls wenn die Steuern entsprechend niedriger wären. Eine Doppelbezahlung des Studiums über Gebühren und dann über erhöhte Steuern wäre tatsächlich schwierig.

Die 10% der Studenten, die wirklich einen hochqualifizierten Abschluß machen, die können sich im Beruf dann auch deutlich mehr Gebühren leisten.


Das Problem ist doch das "alles über einen Kamm scheren" - vermutlich eine direkte Folge der Bildungszentralplanpolitik.

In bestimmte Fächern macht es Sinn, den Studiengang in Bachlor und Master aufzuteilen, den Bachlor als den grundlegenden Abschluss für die - überspitzt formuliert - "breite Masse" der Studenten eines Faches zu etablieren und den Master als Weiterbildung für die Besten bzw. diejenigen, welche die nötigen Qualifikationen und Fähigkeiten für bestimmte, tiefergehenden Tätigkeiten auf ihrem Fachgebiet mitbringen, anzubieten.

In vielen Naturwissenschaften und Mathematik ist dies nicht der Fall. Im Informatik und Ingenieuresbereich mag ich dies nicht einschätzen, kommt wohl auch hier stark auf die konkrete Ausrichtung an. Jura ist auch ganz klar ein Fach, in dem eine Zwischenstufe höchstens für reine Wirtschaftsjuristen Sinn macht oder für Doppelbachlors, bei denen der juristische Teil nicht alleine für sich steht.

Doch wie sieht es in anderen Fächern aus? Was sagen andere hier im Forum dazu?

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."
-Thomas Jefferson
Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

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