Tschechien gehört zu den wenigen Staaten, die bei der Palästina-Abstimmung an der Seite Israels und der USA gestanden haben.
Daß sonst nur kleine und kleinste, wie Panama und die Marschall-Inseln noch dazu von den USA abhängige Staaten noch mit den USA stimmen, ist, nebenbei gesagt, ein drastisches Beispiel für die Erosion der Macht der USA unter Präsident Obama.
Zitat Nachdem die Kommunisten in der Tschechoslowakei (seit 1960 ČSSR) fest im Sattel saßen, änderte sich das Verhältnis zu Israel drastisch.
Ich weiß nicht, ob Sie mit dem Wort "nachdem" hier eine rein temporale Bedeutung im Sinn hatten, aber für mich liest sich das so, als wäre eine Kausalität zwischen der kommunistischen Machtergreifung in der Tschechoslowakei und dem Bruch mit Israel gemeint.
Das wäre so m.E. nicht haltbar. Die Kommunisten hatten sich ja bereits im Februar 1948 in der CSR an die Macht geputscht (sog. "Februarumsturz"), die Waffenlieferungen an Israel erfolgten ab Mai 48.
Sie sind damit als Teil der anfänglichen kommunistischen/sowjetischen Unterstützung für Israel zu sehen. Die SU war 1947 bei den Verhandlungen über den zukünftigen Status des Mandatsgebiets offensiv für eine jüdische Eigenstaatlichkeit eingetreten und hatte am 17. Mai 1948 als erster Staat der Welt Israel anerkannt. Die sowjetische Außenpolitik erhoffte sich von einem jüdischen Staat eine Schwächung der Briten in der Region.
Die Waffenlieferungen erfolgten durch die CSR, um einen direkten Bruch des Waffenembargos durch die SU zu vermeiden.
Trotz der offen antisemitischen Innenpolitik der SU ab 1949 ("Kosmopolitenkampagne") blieb das außenpolitische Verhältnis zu Israel zunächst entspannt. Ab '53 kühlte sich dann das Verhältnis merklich ab und die SU begann sich diplomatisch immer stärker auf Seiten der Araber zu positionieren. Das gipfelte im sowjetisch-ägyptischen Waffengeschäft von 1955. Auch hier erfolgte die Lieferung über die CSR, vermutlich eine symbolische Geste.
Ägypten, Jordanien sind britisch dominiert, Syrien und Libanon frankophil. Da setzt die Sowjetunion bei Israel an, auch wenn Stalin in Russland antisemitische Verfolgung befiehlt.
"Die Vorgänge der so genannten schwarzen Jahre (1948-53) in der Sowjetunion und in Osteuropa gehören aber natürlich in eine kritische Aufarbeitung der linken Geschichte. Damals, in der Phase des späten Stalinismus, schlug der zuvor auch von jiddischen Bolschewiken der Evsekcija[18] propagierte kommunistische Antizionismus in eine Spielart des Antisemitismus um.[19] Dabei tauchen explizit immer wieder drei Vorwürfe auf – und zwar erstens der jüdischen Weltverschwörung, zweitens dem Zionismus und drittens den amerikanischen Weltherrschaftsplänen zu dienen. Der antisemitische Charakter wird durch den Umstand, dass die Vorwürfe alle Juden unter Generalverdacht stellten und sich explizit nicht nur gegen Zionisten richteten, bestätigt. Alle diese Momente trugen in der Spätphase des Stalinismus dazu bei, aus dem Zionismus eine Art bösartige destruktive Ideologie zu konstruieren. Auch – aber nicht nur - wegen dieser besonders schwarzen Seite des Antizionismus ist es erstrebenswert, den Antizionismus zu verwerfen."
Zitat Nachdem die Kommunisten in der Tschechoslowakei (seit 1960 ČSSR) fest im Sattel saßen, änderte sich das Verhältnis zu Israel drastisch.
Ich weiß nicht, ob Sie mit dem Wort "nachdem" hier eine rein temporale Bedeutung im Sinn hatten, aber für mich liest sich das so, als wäre eine Kausalität zwischen der kommunistischen Machtergreifung in der Tschechoslowakei und dem Bruch mit Israel gemeint.
Nein, das war nicht gemeint, lieber Augustin; aber an Ihrem und den Kommentaren von Frank sehe ich, daß es mißverständlich formuliert war.
Mir war schon klar, daß die UdSSR zunächst auf Israel setzte, weil - wie Frank das dargelegt hat - auf der anderen Seite Verbündete des Westens standen. Wenn ich mich recht erinnere (ich habe im Augenblick keine Zeit zum Verifizieren) stand die Armee Jordaniens sogar unter dem Kommando eines Briten, Glubb Pascha (ab wann, müßte ich allerdings nachsehen). Der Suezkanal wurde bis 1956 von Briten und Franzosen verwaltet. Im Irak regierten, wie in Jordanien, die von den Briten eingesetzten Haschemiten; der König war Husseins Vetter, ich glaube er hieße Faisal.
Andererseits war das Verhältnis der USA zu Israel längst nicht so eng wie heute.
Zitat Nachdem die Kommunisten in der Tschechoslowakei (seit 1960 ČSSR) fest im Sattel saßen, änderte sich das Verhältnis zu Israel drastisch.
Ich weiß nicht, ob Sie mit dem Wort "nachdem" hier eine rein temporale Bedeutung im Sinn hatten, aber für mich liest sich das so, als wäre eine Kausalität zwischen der kommunistischen Machtergreifung in der Tschechoslowakei und dem Bruch mit Israel gemeint.
Nein, das war nicht gemeint, lieber Augustin; aber an Ihrem und den Kommentaren von Frank sehe ich, daß es mißverständlich formuliert war.
Ich habe die Passage jetzt etwas erweitert und denke, daß sie jetzt nicht mehr mißverständlich ist:
Zitat von ZRNachdem die Kommunisten in der Tschechoslowakei (seit 1960 ČSSR) fest im Sattel saßen und die UdSSR auf einen proarabischen und antiisraelischen Kurs umschwenkte, änderte sich das Verhältnis zu Israel drastisch.
Zitat von Zettel im Beitrag #1Tschechien gehört zu den wenigen Staaten, die bei der Palästina-Abstimmung an der Seite Israels und der USA gestanden haben.
Daß sonst nur kleine und kleinste, wie Panama und die Marschall-Inseln noch dazu von den USA abhängige Staaten noch mit den USA stimmen, ist, nebenbei gesagt, ein drastisches Beispiel für die Erosion der Macht der USA unter Präsident Obama.
Vielen Dank für die Informationen. Dass Netanjahu Tschechien als besten Freund in Europa bezeichnet hat, war mir neu. Und noch etwas hat mich bei der Abstimmung gewundert; dass auch Bosnien-Herzegowina sich enthalten hat. Kennen Sie, lieber Zettel, oder jemand anders dafür eine Erklärung?
Zitat von Zettel im Beitrag #1Daß sonst nur kleine und kleinste, wie Panama und die Marschall-Inseln noch dazu von den USA abhängige Staaten noch mit den USA stimmen, ist, nebenbei gesagt, ein drastisches Beispiel für die Erosion der Macht der USA unter Präsident Obama.
Ist das so? Hat Obama nicht signalisiert, daß er eine andere Nahostpolitik verfolgen wolle? Die anderen "Freunde" Israels und der USA könnten ihre Entscheidung gewagt haben, weil nicht zu befürchten ist, daß Obama selber dies übelnehmen würde. Sein Nachfolger, ja, aber bis dann ist das nicht mehr so aktuell, wenn man nicht wirklich von den USA abhängig ist.
Bosnien-Herzegowina besteht ja de facto aus drei Teilen:
28.10.11 "Israel und Palästina umwerben Bosnien-Herzegowina
Sarajewo - Die Außenminister von Palästina und Israel sind am Freitag in Bosnien-Herzegowina eingetroffen, um für ihre unterschiedlichen Standpunkte zur Anerkennung Palästinas durch den UN-Sicherheitsrat zu werben. Der Balkanstaat ist derzeit nichtständiges Mitglied des Gremiums und in der Frage der Anerkennung Palästinas unentschlossen. Der Führer der bosnischen Muslime unterstützt die Anerkennung, während die serbische Minderheit hinter der israelischen Position steht und der Führer der Kroaten im Land sich bisher nicht klar geäußert hat.
>>>> Sit intra te concordia et publica felicitas >>>>
Zitat von Zettel im Beitrag #1Daß sonst nur kleine und kleinste, wie Panama und die Marschall-Inseln noch dazu von den USA abhängige Staaten noch mit den USA stimmen, ist, nebenbei gesagt, ein drastisches Beispiel für die Erosion der Macht der USA unter Präsident Obama.
Ist das so? Hat Obama nicht signalisiert, daß er eine andere Nahostpolitik verfolgen wolle? Die anderen "Freunde" Israels und der USA könnten ihre Entscheidung gewagt haben, weil nicht zu befürchten ist, daß Obama selber dies übelnehmen würde. Sein Nachfolger, ja, aber bis dann ist das nicht mehr so aktuell, wenn man nicht wirklich von den USA abhängig ist.
Ja, so könnte man das amerikanische Verhalten in der Tat deuten.
Man kann sich schwer vorstellen, daß die USA, wenn sie wirklich diplomatischen Druck gemacht hätten, nicht noch weitere Länder dazu hätten bringen können, mit "nein" zu stimmen. Es sieht etwas danach aus, daß die USA for the record mit nein gestimmt haben, es ihnen aber nicht wichtig war, wie ihre Verbündeten stimmen würden.
Obama könnte künftig auch gegenüber dem Kongreß argumentieren, daß die USA ihren Kurs überdenken müßten, um nicht den Einklang mit ihren Verbündeten zu verlieren.
Zitat von Frank im Beitrag #9Bosnien-Herzegowina besteht ja de facto aus drei Teilen:
28.10.11 "Israel und Palästina umwerben Bosnien-Herzegowina
Sarajewo - Die Außenminister von Palästina und Israel sind am Freitag in Bosnien-Herzegowina eingetroffen, um für ihre unterschiedlichen Standpunkte zur Anerkennung Palästinas durch den UN-Sicherheitsrat zu werben. Der Balkanstaat ist derzeit nichtständiges Mitglied des Gremiums und in der Frage der Anerkennung Palästinas unentschlossen. Der Führer der bosnischen Muslime unterstützt die Anerkennung, während die serbische Minderheit hinter der israelischen Position steht und der Führer der Kroaten im Land sich bisher nicht klar geäußert hat.
Zitat von Frank im Beitrag #9Bosnien-Herzegowina besteht ja de facto aus drei Teilen:
28.10.11 "Israel und Palästina umwerben Bosnien-Herzegowina
Sarajewo - Die Außenminister von Palästina und Israel sind am Freitag in Bosnien-Herzegowina eingetroffen, um für ihre unterschiedlichen Standpunkte zur Anerkennung Palästinas durch den UN-Sicherheitsrat zu werben. Der Balkanstaat ist derzeit nichtständiges Mitglied des Gremiums und in der Frage der Anerkennung Palästinas unentschlossen. Der Führer der bosnischen Muslime unterstützt die Anerkennung, während die serbische Minderheit hinter der israelischen Position steht und der Führer der Kroaten im Land sich bisher nicht klar geäußert hat.
Zitat von Zettel im Beitrag #11Man kann sich schwer vorstellen, daß die USA, wenn sie wirklich diplomatischen Druck gemacht hätten, nicht noch weitere Länder dazu hätten bringen können, mit "nein" zu stimmen. Es sieht etwas danach aus, daß die USA for the record mit nein gestimmt haben, es ihnen aber nicht wichtig war, wie ihre Verbündeten stimmen würden.
Ich halte dieses Vorgehen aus Sicht der Vereinigten Staaten in der Situation für völlig vernünftig. Auch wenn die USA diplomatischen Druck ausgeübt hätten, wäre das Abstimmungsergebnis wohl nur im Detail anders ausgefallen. Dass sich genügend Länder gefunden hätten, um die Anerkennung Palästinas zu verhindern, bezweifle ich stark. Warum also diplomatische Ressourcen darauf „verschwenden“? Bei dem derzeit vergleichsweise kühlen israelisch-amerikanischen Verhältnis, wird in Washington auch keine große Bereitschaft gewesen sein, dies aus Gefälligkeit für einen Verbündeten zu tun. Und wenn man sich anschaut, wie die Regierung Netanyahu auf die Abstimmung reagiert, ist es sehr wahrscheinlich, dass ein stärkerer Einsatz der USA gegen die Anerkennung Palästinas durch die UN von israelischer Seite nicht stärker honoriert worden wäre. Beispielsweise durch ein Einlenken bei den Siedlungsplänen für das E1-Gebiet.
Zitat von LD im Beitrag #16Und wenn man sich anschaut, wie die Regierung Netanyahu auf die Abstimmung reagiert, ist es sehr wahrscheinlich, dass ein stärkerer Einsatz der USA gegen die Anerkennung Palästinas durch die UN von israelischer Seite nicht stärker honoriert worden wäre. Beispielsweise durch ein Einlenken bei den Siedlungsplänen für das E1-Gebiet.
Warum sollen eigentlich wegen dieser UN-Geschichte in Jerusalem weniger Wohnungen gebaut werden?
Zitat von Zettel im Beitrag #11Man kann sich schwer vorstellen, daß die USA, wenn sie wirklich diplomatischen Druck gemacht hätten, nicht noch weitere Länder dazu hätten bringen können, mit "nein" zu stimmen. Es sieht etwas danach aus, daß die USA for the record mit nein gestimmt haben, es ihnen aber nicht wichtig war, wie ihre Verbündeten stimmen würden.
Ich halte dieses Vorgehen aus Sicht der Vereinigten Staaten in der Situation für völlig vernünftig. Auch wenn die USA diplomatischen Druck ausgeübt hätten, wäre das Abstimmungsergebnis wohl nur im Detail anders ausgefallen.
Damals stimmten Schweden, die Niederlande, Deutschland, Tschechien und Litauen mit "nein"; GB Dänemark, Portugal, die Schweiz, Italien und fast alle Staaten Ost- und Südosteuropas enthielten sich.
Im Vorfeld solcher Abstimmungen gibt es immer ein diplomatisches Tauziehen, bei dem auch eine Rolle spielt, daß man nicht isoliert werden möchte. Das mag einer der Gründe dafür gewesen sein, daß Deutschland, das mit "nein" hatte stimmen wollen, jetzt zur Enthaltung wechselte.
Zitat von LD im Beitrag #16Dass sich genügend Länder gefunden hätten, um die Anerkennung Palästinas zu verhindern, bezweifle ich stark.
Das stimmt natürlich. Der Westen hat in der UNO schon lange keine Mehrheit mehr.
Zitat von LD im Beitrag #16Warum also diplomatische Ressourcen darauf „verschwenden“? Bei dem derzeit vergleichsweise kühlen israelisch-amerikanischen Verhältnis, wird in Washington auch keine große Bereitschaft gewesen sein, dies aus Gefälligkeit für einen Verbündeten zu tun.
Wenn die USA die Aufnahme der Autonomiebehörde als Beobachter für akzeptabel gehalten hätten, dann hätten sie sich selbst enthalten können. Wenn nicht, dann hätten sie auch alle Anstrengungen unternehmen müssen, Verbündete zu gewinnen.
Was Susan Rice im Auftrag Obamas und Clintons gemacht hat, ist eine nachgerade mutwillige Zurschaustellung der Isolierung der USA. Unter Bush wäre das undenkbar gewesen.
Zitat von LD im Beitrag #16Und wenn man sich anschaut, wie die Regierung Netanyahu auf die Abstimmung reagiert, ist es sehr wahrscheinlich, dass ein stärkerer Einsatz der USA gegen die Anerkennung Palästinas durch die UN von israelischer Seite nicht stärker honoriert worden wäre. Beispielsweise durch ein Einlenken bei den Siedlungsplänen für das E1-Gebiet.
Israel hat in der Tat keinen Grund mehr zum Einlenken. Eine Zweistaatenlösung ist für Israel nur dann denkbar, wenn gesichert ist, daß nicht wenige Kilometer von seinen Bevölkerungszentren entfernt feindliche Truppen und Dschihadisten in Stellung gehen können (siehe den aktuellen Artikel in ZR).
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