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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 26 Antworten
und wurde 6.120 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

03.12.2012 16:42
Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Während Autoren, die auf die mit der Einwanderung verbundenen Probleme hinweisen, so behandelt werden wie vor zwei Jahren Sarrazin und kürzlich Heinz Buschkowsky, vollzieht sich in den Schulen die faktische Segregation.

Was übrigens den Fetisch des "gemeinsamen Lernens" angeht, übersehen dessen Anbeter notorisch, daß gerade dort, wo alle Schüler auf "dieselbe" Schule gehen, diese "selbe" Schule je nach Wohngegend, nach Präferenz der Eltern, nach Trägerschaft usw. radikal verschieden ist.

Siehe dazu Ist das deutsche Schulsystem zu differenziert? Nein, zu egalitär; ZR vom 1. 7. 2007

ratloser ( gelöscht )
Beiträge:

03.12.2012 17:13
#2 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Während Autoren, die auf die mit der Einwanderung verbundenen Probleme hinweisen, so behandelt werden wie vor zwei Jahren Sarrazin und kürzlich Heinz Buschkowsky, vollzieht sich in den Schulen die faktische Segregation.

Was übrigens den Fetisch des "gemeinsamen Lernens" angeht, übersehen dessen Anbeter notorisch, daß gerade dort, wo alle Schüler auf "dieselbe" Schule gehen, diese "selbe" Schule je nach Wohngegend, nach Präferenz der Eltern, nach Trägerschaft usw. radikal verschieden ist.

Siehe dazu Ist das deutsche Schulsystem zu differenziert? Nein, zu egalitär; ZR vom 1. 7. 2007




Solange die Interpretationsfolie die ist, dass jede Nichtgleichverteilung notwendigerweise Ausdruck von "Diskriminierung" ist, wird der Wahnsinn weitergehen.

Andere Erklärungsansätze für Ungleichverteilung würden das Welt- und Menschenbild des Juste milieu sprengen, sind also per se rassistisch und/oder menschenfeindlich.

Jetzt wird es vermutlich bald eine Quote für Hochbegabtenstipendien geben:

http://www.welt.de/wirtschaft/article111...erreichbar.html

Gefördert werden dann nicht die 10% hochbegabtesten Schüler eines Jahrgangs, sondern anteilsmäßig die 10% hochbegabtesten Schüler aus der Gruppe der Harz IV-Empfängerfamilien, der "Arbeiterfamilien" (gibts die noch?), der gleichgeschlechtlichen Eltern, der Familien mit Migrationshintergrund, der Familien mit Tourette-Syndrom etc. etc. etc.

Ein IQ von 95 ist bei einem Kind aus einer Harz IV-Familie dann Ausdruck einer Begabung, die beim Sproß einer "Akademiker"- (oder gar - pfuiiii!!! - "Eliten") Familie einem IQ von 135 enstpricht. Für jede Opfergruppe gibts einen Korrekturfaktor bezüglich der Begabung.

Schulnoten, Testergebnisse etc. sind nur noch unbedingt zu bearbeitende Rohdaten...und sagen für sich genommen gar nichts aus. Ein Mädchen mit einer Trisomie 21 bekommt dann ein Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes, wenn es unfallfrei Vierwortsätze schreiben kann, da diese gesellschaftliche Gruppe bisher bei der Stipendienvergabe schlimmstmöglich diskriminiert wird.

Gerecht ist gleich...ungleich ist ungerecht...ungerecht muss gerecht gemacht werden...und wenn man dazu die Balken biegen muss....

Kaa Offline




Beiträge: 658

03.12.2012 17:30
#3 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Zitat von ratloser im Beitrag #2

Jetzt wird es vermutlich bald eine Quote für Hochbegabtenstipendien geben:

http://www.welt.de/wirtschaft/article111...erreichbar.html

Gefördert werden dann nicht die 10% hochbegabtesten Schüler eines Jahrgangs, sondern anteilsmäßig die 10% hochbegabtesten Schüler aus der Gruppe der Harz IV-Empfängerfamilien, der "Arbeiterfamilien" (gibts die noch?), der gleichgeschlechtlichen Eltern, der Familien mit Migrationshintergrund, der Familien mit Tourette-Syndrom etc. etc. etc.




Der Artikel in der Welt ist interessant. Eine Quote für Hochbegabtenstipendien kann man da nicht raus lesen. Es geht um Begabtenstiftungen, bei denen muß man sich bewerben, wenn man gefördert werden will. Und daß sich diese Stiftungen bemühen (wollen/sollen), auch die Förderungswürdigen zu erreichen, die wegen sozialer Schieflage mit den Prüfern rausgefallen sind, ist in der Hauptsache nicht löblich, sondern einfach sinnvoll.

Gut finde ich auch die Beschreibung des Nichtdazugehörigkeitsgefühls, das muß man sich immer mal wieder vor Augen halten. Man lernt nicht nur Stoff im Schulalter, man lernt auch Statusverhalten.

Und ganz besonders interessant sind die letzten Absätze:

Zitat von Welt.de
Schaut man Roths Forschung genauer an, relativiert sich allerdings die Hilflosigkeit gegenüber der Vererbung. Zwar sei Intelligenz etwa zur Hälfte angeboren, ein Drittel aber würde durch die Umwelt geprägt.

Das Problem ist nur: Die wichtigen Weichen werden offenbar schon im Kleinkindalter, zwischen drei und fünf Jahren, gestellt. Davon jedenfalls geht der Forscher aus. Für den Staat kann das nur bedeuten, möglichst früh mit der Förderung zu beginnen.

Zakariya Ali setzt stattdessen auf Hilfe zur Selbsthilfe. 40 Stipendiaten sind schon Mitglied in seinem Verein. In der vergangenen Woche haben sie die erste Schule im Berliner Brennpunkt Neukölln besucht, um Kinder für ein Studium begeistern. "Es ist noch ein langer Weg", sagt Zakariya Ali. "Und der beginnt schon in den Kindergärten."



Interessant ist nicht, was da steht, das habe ich nämlich schon mal gelesen, z.B. in Sarrazins erstem Buch. Interessant ist, daß es da steht.


Politisch korrekt zu sein, ..., wäre, so zu tun, als könne man Hundekacke an der sauberen Seite anfassen Michael Robotham (Krimiautor)

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

03.12.2012 17:36
#4 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Zitat von ratloser im Beitrag #2
Jetzt wird es vermutlich bald eine Quote für Hochbegabtenstipendien geben:

http://www.welt.de/wirtschaft/article111...erreichbar.html

In dem Artikel steht nichts davon. Siehe auch den Beitrag von Kaa, dem ich vollständig zustimme.

AldiOn Offline




Beiträge: 983

03.12.2012 17:56
#5 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Zitat
Mag sein, daß es sich faktisch vollzieht, ohne daß man das Kind beim Namen nennt.


Das tut es
Migrantenkinder in Schulen: Entmischung im Klassenzimmer - taz.de

Zitat
Der Sachverständigenrat deutscher Stiftung für Integration und Migration (SVR) hat jetzt untersucht, wie sich die elterlichen Kriterien bei der Schulwahl auf die Situation an den Schulen auswirken. Die Ergebnisse sind frappierend: Denn etwa jeder vierte Jugendliche mit Migrationshintergrund besucht eine Schule, in der Schüler nichtdeutscher Herkunft die Mehrheit bilden. Besonders dramatisch ist die Lage in Berlin: Dort gehen fast zwei Drittel aller Einwandererkinder auf eine Schule, in der sie die Mehrheit stellen.

...

Zwar wird allen Kindern in Deutschland behördlich eine Schule zugewiesen. Doch Mittelschichtseltern sind enorm findig, wenn es darum geht, ihren Kindern eine gute Bildung zu ermöglichen. In Großstädten sorgen rund 10 Prozent aller Eltern mit Erfolg dafür, dass ihre Kinder auf eine bevorzugte Grundschule wechseln. Eltern mit Migrationshintergrund wissen oft gar nicht, dass ihnen diese Möglichkeit offensteht.

Die Festlegung der Einzugsbereiche in Berlin ist wohl eine Konsequenz daraus.

Aber ... cool bleiben...
Es gibt schon Vorschläge wie man damit umgehen kann... von den üblichen Verdächtigen.

Migrantenkinder in Schulen: Entmischung im Klassenzimmer - taz.de

Zitat
Die Entmischung an deutschen Schulen ist das größte Integrationsproblem, das es in Deutschland gibt. Denn wie in kaum einem anderen Land bestimmt hierzulande schon die Wahl der richtigen Grundschule den Verlauf der weiteren Bildungskarriere. Einwandererkinder und Kinder aus Hartz-IV-Haushalten, die auf ihrer Schule unter sich bleiben, bleiben deshalb auch später oft außen vor.
...
Nun kann man Eltern – ob mit oder ohne Migrationshintergrund – nicht dazu verdonnern, ihr Kind an eine Schule zu schicken, die ihnen nicht gefällt. Aber man sollte die besten Lehrer in die schwierigsten Schulen schicken, um den Kindern dort eine Chance zu geben. Wenn das nicht geht, sollte man es diesen Kindern zumindest ermöglichen, an bessere Schulen zu wechseln – zur Not auch durch eine Art Quote.



Quoten sind scheinbar für Einige eine Universallösung


***********Ergänzung gerade gefunden******
der Spiegel noch
Ausländische Kinder an Grundschulen: Eltern treiben Spaltung voran - SPIEGEL ONLINE

Zitat
Wählerische Eltern schaden dem deutschen Schulsystem, kritisiert der Sachverständigenrat für Integration: Wenn sie ihre Kinder auf Grundschulen mit geringem Ausländeranteil schicken, verschärfen sie die soziale Spaltung.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

03.12.2012 18:11
#6 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #4
Zitat von ratloser im Beitrag #2
Jetzt wird es vermutlich bald eine Quote für Hochbegabtenstipendien geben:
rat
http://www.welt.de/wirtschaft/article111...erreichbar.html

In dem Artikel steht nichts davon. Siehe auch den Beitrag von Kaa, dem ich vollständig zustimme.


Beim ersten Überfliegen muss ich sagen, Sie haben Recht, geschätzter Zettel. Ich glaube, ratloser liest einfach mehr zwischen den Zeilen. Denn solche Artikel sind regelmäßig das Vorspiel, mit dem der Glaube an Diskriminierung beim Lesen verankert werden soll. Ob nun zu Recht oder zu Unrecht, da kann man drüber streiten. Bezüglich der Diskriminierung von Frauen zum Beispiel stimmte es ja in den 50er und 60er Jahren und auch noch in den 70er Jahren. In den 80er und Anfang 90er Jahren konnte man sicherlich noch Reste finden und heute findet man zumindest noch Überbleibsel aus den Generationen, die in jenen Jahrzehnten das Bildungssystem durchlaufen haben. Die aktuelle Manager-Generation ist ja nicht die der 30jährigen. Es wäre aber auch egal, selbst wenn es diese Überbleibsel nicht gäbe - man würde jede Abweichung vom statistischen Gleichverteilungsideal als Beweis für Diskriminierung herzanziehen - und die Forderung sind Quoten.

Man ordnet ein Symptom (Ungleichverteilung) nicht nur Pauschal einer Ursache (Diskriminierung) zu und beißt jeden verbal Tot, mit Strohmanargmuenten und persönlichen Angriffen, der widerspricht, sondern doktort dann auch gezielt an diesem Symptom herrum. Das gibt nämlich das Gefühl, die Welt lenken und dem eigenen Ideal anpassen zu können. Und da dies nicht funktioniert, ist man damit auch nie fertig (aber in der Zukunft ganz sicher, möglich sei es schon). Da man nie Fertig ist, wird einem nie langweilig, man kann sich immer damit Beschäftigen. In der Freizeit, in der sich jemand durch politischen Aktionismus ein gutes Gewissen erarbeitet, und auch Beruflich. Dann gibt es sogar noch Geld dafür.

Was also wird früher oder später gefordert werden, wenn sich die Gleichverteilungsaktivisten (die sich selber als Vorkämpfer der Gleichberechtigung sehen) hier, ob zu unrecht oder nicht, abgearbeitet haben? Werden die irgendwann aufhören? Nein.

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."
-Thomas Jefferson
Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

ratloser ( gelöscht )
Beiträge:

03.12.2012 18:22
#7 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Ich dachte, Hochbegabtenstipendien seien für Hochbegabte und nicht für *sozial Benachteiligte*?

In das Auswahlverfahren für Hochbegabtenstipendien kommt man für gewöhnlich mittels Vorschlag durch Dritte.

Meine Ironie in Bezug auf die Quoten Einführung werde ich sicherheitshalber zukünftig als solche unmissverständlich kennzeichnen...eine solche Regelung entspräche aber dem Tenor des Artikels.

So viele zu bergende, sozial benachteiligte Genies vermute ich übrigens in unserer Gesellschaft nicht. ;-)

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

03.12.2012 18:37
#8 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #6
Zitat von Zettel im Beitrag #4
Zitat von ratloser im Beitrag #2
Jetzt wird es vermutlich bald eine Quote für Hochbegabtenstipendien geben:
rat
http://www.welt.de/wirtschaft/article111...erreichbar.html

In dem Artikel steht nichts davon. Siehe auch den Beitrag von Kaa, dem ich vollständig zustimme.


Beim ersten Überfliegen muss ich sagen, Sie haben Recht, geschätzter Zettel. Ich glaube, ratloser liest einfach mehr zwischen den Zeilen. Denn solche Artikel sind regelmäßig das Vorspiel, mit dem der Glaube an Diskriminierung beim Lesen verankert werden soll. Ob nun zu Recht oder zu Unrecht, da kann man drüber streiten. Bezüglich der Diskriminierung von Frauen zum Beispiel stimmte es ja in den 50er und 60er Jahren und auch noch in den 70er Jahren. In den 80er und Anfang 90er Jahren konnte man sicherlich noch Reste finden und heute findet man zumindest noch Überbleibsel aus den Generationen, die in jenen Jahrzehnten das Bildungssystem durchlaufen haben. Die aktuelle Manager-Generation ist ja nicht die der 30jährigen. Es wäre aber auch egal, selbst wenn es diese Überbleibsel nicht gäbe - man würde jede Abweichung vom statistischen Gleichverteilungsideal als Beweis für Diskriminierung herzanziehen - und die Forderung sind Quoten.

Man ordnet ein Symptom (Ungleichverteilung) nicht nur Pauschal einer Ursache (Diskriminierung) zu und beißt jeden verbal Tot, mit Strohmanargmuenten und persönlichen Angriffen, der widerspricht, sondern doktort dann auch gezielt an diesem Symptom herrum. Das gibt nämlich das Gefühl, die Welt lenken und dem eigenen Ideal anpassen zu können. Und da dies nicht funktioniert, ist man damit auch nie fertig (aber in der Zukunft ganz sicher, möglich sei es schon). Da man nie Fertig ist, wird einem nie langweilig, man kann sich immer damit Beschäftigen. In der Freizeit, in der sich jemand durch politischen Aktionismus ein gutes Gewissen erarbeitet, und auch Beruflich. Dann gibt es sogar noch Geld dafür.

Was also wird früher oder später gefordert werden, wenn sich die Gleichverteilungsaktivisten (die sich selber als Vorkämpfer der Gleichberechtigung sehen) hier, ob zu unrecht oder nicht, abgearbeitet haben? Werden die irgendwann aufhören? Nein.


Aus dem Welt-Artikel:

Zitat

Der Wandel blieb denn auch bisher aus. 2011 wurden 125 Selbstbewerber aufgenommen. 9832 Neustipendiaten dagegen schafften es dank Empfehlung plus Auswahlverfahren in die Stiftung. Zwar hätten sich in Eigeninitiative "erfreulich viele" Kinder aus nicht akademischem Elternhaus beworben, wie die Studienstiftung in ihrem Jahresbericht 2011 vermerkt.

"Wermutstropfen" sei aber, dass diese unter den Testbesten "weniger vertreten" seien als in der Ausgangsgruppe. Auch der Appell an sämtliche Auswahlkomitees, die Aufstiegsleistung von Arbeiter- und Migrantenkindern doch bitte gebührend zu würdigen, verhallte bisher: Unter den per Selbstbewerbung gefundenen Stipendiaten stammten im Auswahljahr 2011/12 auch nur 32 Prozent aus einem nicht akademischen Elternhaus – kaum mehr als bei der Stiftung insgesamt.



http://www.welt.de/wirtschaft/article111...erreichbar.html

Welche Überraschung: Schulleite und Professoren sind bei der Vorschlagsauswahl nicht total benebelt.

Was macht man dagegen? Es wird nur eine Lösung geben: Quoten.

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."
-Thomas Jefferson
Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

ratloser ( gelöscht )
Beiträge:

03.12.2012 19:02
#9 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #8

Aus dem Welt-Artikel:

Zitat

Der Wandel blieb denn auch bisher aus. 2011 wurden 125 Selbstbewerber aufgenommen. 9832 Neustipendiaten dagegen schafften es dank Empfehlung plus Auswahlverfahren in die Stiftung. Zwar hätten sich in Eigeninitiative "erfreulich viele" Kinder aus nicht akademischem Elternhaus beworben, wie die Studienstiftung in ihrem Jahresbericht 2011 vermerkt.

"Wermutstropfen" sei aber, dass diese unter den Testbesten "weniger vertreten" seien als in der Ausgangsgruppe. Auch der Appell an sämtliche Auswahlkomitees, die Aufstiegsleistung von Arbeiter- und Migrantenkindern doch bitte gebührend zu würdigen, verhallte bisher: Unter den per Selbstbewerbung gefundenen Stipendiaten stammten im Auswahljahr 2011/12 auch nur 32 Prozent aus einem nicht akademischen Elternhaus – kaum mehr als bei der Stiftung insgesamt.


http://www.welt.de/wirtschaft/article111...erreichbar.html

Welche Überraschung: Schulleite und Professoren sind bei der Vorschlagsauswahl nicht total benebelt.

Was macht man dagegen? Es wird nur eine Lösung geben: Quoten.





Interessant ist doch, dass sich eine per se unideologisch gefärbte Organisation wie die Studienstiftung des Deutschen Volkes bemüßigt fühlt, eine solche entschuldigende/bedauernde Erklärung herauszugeben.

Der Druck, den der egalitäre Zeitgeist ausübt, ist enorm. Ich wage zu behaupten, dass der Anteil von Stipendienträgern aus "sozial benachteiligten Gesellschaftsschichten" eher falsch hoch, als falsch niedrig sein dürfte.

Je sozial durchlässiger eine Gesellschaft (und wir leben seit dem Ende des zweiten Weltkriegs in einer sehr sozial durchlässigen Gesellschaft), desto polarisierter und wenig vertikal mobil wird die Gesellschaft nach einer Zeit des Austauschs am Ende sein.
Wenn man nach Gold sucht, kann man den nach dem ersten Sieben durchgefallenen Abraum noch fünfzig mal nachsieben. Es wird nicht mehr viel hängenbleiben.

Bedenkt man dann noch, dass es ethnisch/kulturelle Unterschiede bezüglich der Intelligenz und Persönlichkeitseigenschaften wie Disziplin, Triebkontrolle, Frustrationstoleranz etc. gibt (Stichwort eklatant unterschiedliche Schulleistung vietnamesisch, russisch, türkisch stämmiger Schüler), wird man an scheinbarer Ungerechtigkeit ersticken. Der einzige Ausweg sind Quoten. Den Partikularinteressen von gesellschaftlichen Gruppen mag das dienen, den gesamtgesellschaftlichen Interessen mit Sicherheit nicht.

Mein Lieblingsmärchen war schon immer das von des Kaisers neuen Kleidern...

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

03.12.2012 19:58
#10 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Zitat von ratloser im Beitrag #7
Ich dachte, Hochbegabtenstipendien seien für Hochbegabte und nicht für *sozial Benachteiligte*?

Das eine schließt das andere bekanntlich nicht aus.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

03.12.2012 20:02
#11 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Zitat von ratloser im Beitrag #7
Meine Ironie in Bezug auf die Quoten Einführung werde ich sicherheitshalber zukünftig als solche unmissverständlich kennzeichnen...eine solche Regelung entspräche aber dem Tenor des Artikels.


Sie kennen den Grund, warum ich nicht mehr mit Ihnen diskutiere: Sie unterstellen nachgerade habituell dem Anderen Behauptungen, die er nicht aufgestellt hat. Hier diesem Artikel.

Das ist mit "Ironie" überhaupt nicht zu rechtfertigen. Es ist schlechter Diskussionsstil; und nebenbei einer, den ich sonst von Linken kenne.

Hier im Forum, wo fair diskutiert wird, sind Sie mit diesem Stil eine Ausnahme.

Eloman Offline



Beiträge: 251

03.12.2012 20:08
#12 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Selbst die aufstiegs- und bildungsorientierten Migranteneltern schicken ihre Kinder nicht auf "Ghettoschulen", warum sollten es dann die deutschen machen?

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

03.12.2012 22:01
#13 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Mit der Gesamtschule lügt man sich doch nur in die Tasche: Denn wer den entsprechenden Abschluss mit einem Vierer schafft, dürfte für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt uninteressant sein. Nominell hat er natürlich das gleiche Abgangszeugnis wie der Einsnull-Absolvent; aber darin erschöpfen sich schon die Gemeinsamkeiten, die allerdings - so scheint es mir - in den Jammer-Studien über die Bildungsungerechtigkeit in Deutschland unkritisch als Argument für die Überlegenheit des differenzierungsfreien Schulwesens hervorgehoben werden.

Und irgendwie fühle ich mich wie im falschen Film: Meine Wenigkeit ist in den ungetrübt schwarzen Zeiten der Regentschaft des Königs Franz Josef mit Ausländer- und Unterschichtkindern in die Grundschule gegangen. Und im linken Berlin wird schon in der Primarstufe de facto segregiert. Verkehrte Welt.

Florian Offline



Beiträge: 3.171

03.12.2012 22:40
#14 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

@ Noricus:

Zitat
Und irgendwie fühle ich mich wie im falschen Film: Meine Wenigkeit ist in den ungetrübt schwarzen Zeiten der Regentschaft des Königs Franz Josef mit Ausländer- und Unterschichtkindern in die Grundschule gegangen.



Ich auch.
Ich habe gerade an meine bayerische Provinz-Grundschule Anno 1979 zurückgedacht.
Damals lief das so ab:
Es gab in meiner Kleinstadt-Grundschulklasse rückblickend verblüffend viele "Migranten": eine Italienerin, ein Jugoslawe, ein Halb-Amerikaner und eine zeitlang sogar eine Engländerin (jedesmal, wenn man am Montag erzählen durfe, was man am Wochenende gemacht hat, war ihre Antwort immer gleich: "Picknick").

In der Schule gab es auch Türken. Aber seltsamerweise waren diese - im Gegensatz zu den sonstigen "Migranten" - nicht in den "normalen" Klassen. Sondern es gab eine extra "Türkenklasse", in der glaube ich viel Zeit darauf verwendet wurde, den Kindern Deutsch beizubringen.
(Vor meinem geistigen Auge habe ich noch, dass ich einmal dem Lehrer in der Türkenklasse irgendetwas ausrichten musste als dieser gerade mit Engelsgeduld dabei war, seiner Klasse das schöne Wort "Eichkatzerl" beizubringen).

Ich habe gerade zum ersten Mal darüber nachgedacht und es will mir kein rechter Grund einfallen, warum der Jugoslawe grundsätzlich anders behandelt wurde als der Türke. War aber so.
Eine mögliche Erklärung wäre vielleicht ein Eingangs-Sprachtest.

ratloser ( gelöscht )
Beiträge:

03.12.2012 22:53
#15 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Lieber Zettel,

ich glaube zu wissen, was Sie an mir provoziert!

;-)

schönen Abend noch und arbeiten Sie sich nicht zu sehr an mir ab...sehen Sie nach vorne...ins Schächtelchen!

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.12.2012 01:49
#16 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Zitat von ratloser im Beitrag #15
Lieber Zettel,

ich glaube zu wissen, was Sie an mir provoziert!

Sie brauchen es nicht mit Glauben zu versuchen; ich habe es Ihnen ja gesagt: Sie unterstellen nachgerade habituell dem Anderen Behauptungen, die er nicht aufgestellt hat.

Ihr Diskussionsstil mag anderswo erfolgreich sein. In dieses Forum paßt er nicht.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

04.12.2012 08:28
#17 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1

Was übrigens den Fetisch des "gemeinsamen Lernens" angeht, übersehen dessen Anbeter notorisch, daß gerade dort, wo alle Schüler auf "dieselbe" Schule gehen, diese "selbe" Schule je nach Wohngegend, nach Präferenz der Eltern, nach Trägerschaft usw. radikal verschieden ist.

Ich hab auch einen Fetisch:

Zitat von Jan Fleischhauer, Unter Linken

Je größer der moralische Aufwand, desto trivialer häufig die Motive.


Die trivialen Motive bestehen in mangelhafter finanzieller Ausstattung des Bildungssektors, leerstehenden Schulen in Gebieten mit geringem Migrationsanteil und einem hohen Krankenstand bei Lehrern.
Wenn darauf mit Zusammenlegung und Vereinheitlichung geantwortet wird, geschieht dies m.E. auf Grund der Verwaltung des Mangels. Die Ideologisierung dient eigentlich nur der Verschleierung der Ratlosigkeit und der Überlegenheit der privaten Bildung vor der öffentlichen Versorgung.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

04.12.2012 10:38
#18 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Zitat
Die trivialen Motive bestehen in mangelhafter finanzieller Ausstattung des Bildungssektors, leerstehenden Schulen in Gebieten mit geringem Migrationsanteil und einem hohen Krankenstand bei Lehrern.


Hinzu kommt m.E.n. noch die geradezu religöse Vermeidung des Themas "Güte von Lehrern" und damit jeder Art von Qualitätskontrolle.

Herzlich, Thomas

Benedikt Offline



Beiträge: 6

04.12.2012 17:39
#19 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Zitat
Ich dachte, Hochbegabtenstipendien seien für Hochbegabte und nicht für *sozial Benachteiligte*?

Nachdem ich für verschiedene Selbstständige, die Schülern außerhalb der Schule zu mehr Bildung verhelfen, technische Dienstleistungen erbracht habe, kann ich dieses Wort "hochbegabt" nicht mehr hören. Was da für ein Gewese drum gemacht wird - es geht schon teilweise ins Lächerliche. Und in der Tat entpuppen sich die meisten "Hochbegabten" als Kinder von Eltern, die einen hohen Leistungsdruck ausüben. In der Haut dieser Kinder möchte ich nicht stecken.

Kaa Offline




Beiträge: 658

04.12.2012 19:44
#20 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Zitat von Benedikt im Beitrag #19
Nachdem ich für verschiedene Selbstständige, die Schülern außerhalb der Schule zu mehr Bildung verhelfen, technische Dienstleistungen erbracht habe, kann ich dieses Wort "hochbegabt" nicht mehr hören. Was da für ein Gewese drum gemacht wird - es geht schon teilweise ins Lächerliche.

Halten Sie sich halt die Ohren zu. Wenn Ihnen mal ein behindertes Kind über den Fuß läuft, können Sie "Down Syndrom" nicht mehr hören? Usw. usf., mir gehts nicht ums Lächerlich machen, obwohl die Argumentation so sehr keine ist, daß sich das anbietet.

Es gibt Kinder mit einem IQ von über 140, und die meisten von denen langweilen sich schmerzlich in der Schule.


Politisch korrekt zu sein, ..., wäre, so zu tun, als könne man Hundekacke an der sauberen Seite anfassen Michael Robotham (Krimiautor)

Benedikt Offline



Beiträge: 6

05.12.2012 12:19
#21 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Zitat von Kaa im Beitrag #20

Halten Sie sich halt die Ohren zu. Wenn Ihnen mal ein behindertes Kind über den Fuß läuft, können Sie "Down Syndrom" nicht mehr hören? Usw. usf., mir gehts nicht ums Lächerlich machen, obwohl die Argumentation so sehr keine ist, daß sich das anbietet.

Es gibt Kinder mit einem IQ von über 140, und die meisten von denen langweilen sich schmerzlich in der Schule.

Es ist wohl kaum der Fall, dass Eltern ihrem Kind ein Down-Syndrom andichten, das gar nicht vorhanden ist. Bei Hochbegabung sieht das etwas anders aus.

ratloser ( gelöscht )
Beiträge:

05.12.2012 12:38
#22 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Zitat von Benedikt im Beitrag #21
Zitat von Kaa im Beitrag #20

Halten Sie sich halt die Ohren zu. Wenn Ihnen mal ein behindertes Kind über den Fuß läuft, können Sie "Down Syndrom" nicht mehr hören? Usw. usf., mir gehts nicht ums Lächerlich machen, obwohl die Argumentation so sehr keine ist, daß sich das anbietet.

Es gibt Kinder mit einem IQ von über 140, und die meisten von denen langweilen sich schmerzlich in der Schule.

Es ist wohl kaum der Fall, dass Eltern ihrem Kind ein Down-Syndrom andichten, das gar nicht vorhanden ist. Bei Hochbegabung sieht das etwas anders aus.



Ich darf Ihnen versichern, dass "Hochbegabtenstipendien" nicht gefühlt hochbegabte Jugendliche erhalten, sondern nachgewiesen hochbegabte. Jedenfalls bislang noch.

Dass Hochbegabung das Leben der davon "Betroffenen" nicht unbedingt nur leichter macht, ist eine Sache. Hohe kognitive Leistungsfähigkeit geht nicht selten mit psychischer Irritabilität unterschiedlicher Couleur einher.

Dass Hochbegabung aber zu einem sozialen Stigma zu werden droht, ist eher einem kollektiv gepflegten Neidkomplex zu verdanken.

;-)

rubars25 Offline



Beiträge: 42

05.12.2012 13:09
#23 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Zitat von ratloser im Beitrag #22

Dass Hochbegabung aber zu einem sozialen Stigma zu werden droht, ist eher einem kollektiv gepflegten Neidkomplex zu verdanken.
;-)


Hochbegabung allgemein ist nicht in Gefahr. Anastasia Skukhtorova würde ich dieses Prädikat nämlich neidlos zugestehen.

Meiner Erfahrung nach war es allerdings bereits vor 15 Jahren im Rahmen geselliger Zusammenkünfte nicht hilfreich zu sagen, "Ich kenne den Unterschied zwischen "Ableiten" und "Aufleiten".

uniquolol Offline




Beiträge: 254

20.12.2012 23:17
#24 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

"...„Die Praxis ging über Jahre in die entgegengesetzte Richtung“, sagt der Wissenschaftler. Weniger Frontalunterricht wurde häufig mit besseren Leistungen assoziiert, vor allem für schwächere Schüler. „Aber das stimmt so nicht. Bei einem durchschnittlich begabten Pädagogen hat die Abkehr vom Frontalunterricht deutlich negative Effekte.“..."

Inge Kloepfer - "Frontalunterricht macht klug" - FAZ
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/bi...g-11994686.html

uniquolol Offline




Beiträge: 254

23.12.2012 21:38
#25 RE: Kreuzberger Schulen und Gegenwartsverdrängung Antworten

Die realen Zustände an den Berliner Grundschulen - (v. a. in den sog. "sozialen Brennpunkten") - praxisnah beschrieben. Clever gemacht, angenehm flüssig zu lesen...

Philipp Möller - "Isch geh Schulhof" - Bastei Lübbe
http://www.luebbe.de/Buecher/Sachbuch/De...8-3-404-60696-2

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