Daß Peer Steinbrück einen Wahlkampf mit dem Schwerpunkt soziale Gerechtigkeit ankündigt, hat mich zu diesem ein wenig unausgewogenen Artikel veranlaßt.
In ihn sind Notizen zum Thema soziale Gerechtigkeit eingegangen, zu dem ich schon länger etwas schreiben wollte; etwas, das dann allerdings etwas ausführlicher ausgefallen wäre. Und andererseits hat den Artikel der aktuelle Anlaß der morgigen Kür des Kandidaten motiviert.
Um nicht mißverstanden zu werden: Ich halte Peer Steinbrück für einen der intelligenten und vertrauenswürdigen Sozialdemokraten; einen in der Tradition nicht nur seines Freunds Helmut Schmidt, sondern auch derer, die mich einmal veranlaßt haben, in die SPD zu gehen - Kurt Schumacher, Ernst Reuter, Carlo Schmid, Adolf Arndt, Heinz Kühn.
Aber was reitet Peer Steinbrück, sich ausgerechnet als Champion sozialer Gerechtigkeit präsentieren zu wollen; so, als sei er Oskar Lafontaine?
Zitat von Zettel im Beitrag #1 Aber was reitet Peer Steinbrück, sich ausgerechnet als Champion sozialer Gerechtigkeit präsentieren zu wollen; so, als sei er Oskar Lafontaine?
Zitat von Peer SteinbrückMan muss die Kavallerie nicht immer ausreiten lassen. Die Indianer müssen nur wissen, dass es die Kavallerie gibt
Peer Steinbrück hat sich die soziale Gerechtigkeit nicht ausgesucht, sondern sie wird ihm von seinem Wahlkampfteam vorgeschrieben:
Zitat von Elisabeth NiejahrWenn die Kanzlerin irgendwo zu packen ist, dann bei den sozialen Fragen. Für die SPD ist das eine Chance – trotz Peer Steinbrück.
Wenn jetzt Güllner mitspielt, dann wird die soziale Gerechtigkeit zu dem Thema überhaupt hochgejazzt und die Gerechten werden bei jauch, Will; Maischberger, Plasberg, Will und Illner die neoliberale Ungerechtigkeit von CDU/CSU und FDP bejammern. Für Verschwörungstheoretiker: Soziale Gerechtigkeit als Thema wird der SPD nicht viel bringen, eignet sich aber hervorragend um die FDP aus dem Bundestag zu prügeln.
Zitat von Zettel im Beitrag #1Daß Peer Steinbrück einen Wahlkampf mit dem Schwerpunkt soziale Gerechtigkeit ankündigt, hat mich zu diesem ein wenig unausgewogenen Artikel veranlaßt.
Er hat es nicht anders gewollt, jetzt macht er einen Neidwahlkampf. Das funktioniert in Deutschland immer, weil sich wohl niemand gerecht behandelt fühlt der sich behandeln lässt. Die SPD und Steinbrück haben somit ihre Niederlage eingestanden; weil sie kein Thema mehr finden außer ihrer obsessiven Larmoyanz. Wo sogar ein Sieg in einem Wettkampf eines Gerechtigkeitssiegels bedarf, ist nichts durchgekauter und ausgelutschter als diese nicht enden wollende Leier von der Gerechtigkeit. Für mich ist sie so blutleer und Untot wie ein Nachzehrer. Ich habe keine Verwendung mehr für sie und für Parteien, welche sie sich auf die Fahne schreiben, auch nicht.
Natürlich ist "Gerechtigkeit", besonders als "soziale" solche, ein Nicht-Thema - da braucht man gar nicht Hayek gelesen zu haben (was bei einem Politiker, zumal einem deutschen, auch nicht erwartet werden sollte; Frank Schäffler ist die Ausnahme, die die eiserne Regel bestätigt). Aber es verkauft sich halt - solange man davon absieht, den Begriff mit irgendeiner Probe von Realität zu belasten. Also eigentlich ein ideales Wahlkampfthema. Solange man es als Hintergrundmusik spielt. Wenn es die einzige Aktie im Portfolio darstellt, hat man evt. zu wenig diversifiziert.
Rawls ist ja nun nicht der einzige mit einer theoretischen Auslotung der "Gerechtigkeit" (wenn auch der einzige, der hier-&-da angeführt wird wird, also 1 Begriff ist). Dagegen steht ziemlich dezidiert Robert Nozicks "Anarchy, State, and Utopia". Murray Rothbard hat zwar absolut recht, daß das ein Glasperlenspiel im irrealen Raum ist, aber das ist nun 1x das Kennmerk aller solcher Bemühungen.
Zitat von C. im Beitrag #2(...) Peer Steinbrück hat sich die soziale Gerechtigkeit nicht ausgesucht, sondern sie wird ihm von seinem Wahlkampfteam vorgeschrieben:(...)
Lange nachgedacht kann das Wahlkampfteam aber nicht haben. 'Soziale Gerechtigkeit' ist doch DAS Thema der Sozialdemokraten, das ist doch deren Kernkompetenz, die sich sogar im Parteinamen manifestiert. 'Soziale Gerechtigkeit' steht doch eh schon auf der Fahne der Partei, unter der sich alle am leichtesten versammeln lassen. Ich bin übrigens nicht der Meinung, das derjenige, der für soziale Gerechtigkeit kämpft, selber ein armer, ausgebeuteter Hund sein muss. Aber Steinbrücks Gegner werden genau das groß herausstellen. Ich befürchte, wir bekommen einen stinklangweiligen 08/15-Wahlkampf ohne Angebote für die Lösung der wirklich drängenden Probleme dieses Landes.
Abgesehen davon, dass jeder, der erzählt, er kämpfe für "soziale Gerechtigkeit" per se ein populistischer Lügner ist, geht es doch bei Steinbrück nicht darum, dass er mit Reden Geld verdient hat und deshalb kein armer, ausgebeuteter Hund ist. Es geht doch viel eher darum, dass es etwas schief wirkt, auf der einen Seite Boni von Managern als des Teufels zu deklarieren, sich andererseits aber via Genossen üppig aus der Schatulle eine Pleitekommune zu bedienen. Kommt noch dazu, dass es auch Herrn Steinbrück aufgefallen sein müsste, dass er seine Honorare weniger dem Inhalt seiner Reden verdankt, als der Tatsache, dass er einmal Finanzminister war. Wenn eine Getränkefirma an einem Werbeanlass einen Prosecco in Dosen präsentieren will, engagiert man dafür Paris Hilton. Bei Werbeanlässen der Finanz-bzw. Versicherungbranche lässt man halt einen Ex-Finanzminister auftreten, so etwas soll wahrscheinlich etwas Glanz in die Hütte zaubern.
"Wenn eine Getränkefirma an einem Werbeanlass einen Prosecco in Dosen präsentieren will, engagiert man dafür Paris Hilton..."
Naja, vielleicht wird er demnächst ja angerufen, wenn es darum geht, überteuerten Pinot grigio an den Mann zu bringen.
Übrigens, meiner Meinung nach ausser dem Beleg, dass man es mit einem önologischen Dummkopf zu tun hat, der nur auf den Preis guckt, ärgert zusätzlich der übliche abgehobene, gerne auch mal arrogant schnöselige Ton (Kavallerie!); von den Basics des preiswerten, guten Lebens hat der Mann jedenfalls keine Ahnung - zumindest in der Pfalz und in Rheinhessen findet man zahlreiche Winzer, die auch schon mal für drei, vier Euro zwar kein großes Gewächs, aber ein durchaus angenehm trinkbares Alltagsweinchen produzieren - das heißt dann aber natürlich Grauburgunder und ist bei weitem nicht so fashionabel, wie wenn man diese biedere deutsche Rebe aufgemotzt im Brioni-Anzug daher kommen läßt...
Zitat von rakatak im Beitrag #5Ich befürchte, wir bekommen einen stinklangweiligen 08/15-Wahlkampf...
Naja, ich bin mal gespannt, wie Steinbrueck den Spagat zwischen Gerechtigkeitsrhetorik auf der einen Seite und einer Umverteilungspolitik von Arm nach Reich (Energiewende, Euro-Rettung) auf der anderen Seite meistern wird, ohne sich massive Verletzungen in der Leistengegend zuzuziehen
In der Politik kann man sich jegliche philosophische Betrachtungen über den Begriff "sozialen Gerechtigkeit" schenken, denn in fast allen Fällen steht er dort nur als Synonym für "Gleichheit". Alle Maßnahmen, zu deren Begründung üblicherweise die "soziale Gerechtigkeit" herangezogen wird, zielen auf die Herstellung von mehr Gleichheit, und die Freunde der "sozialen Gerechtigkeit" vermögen es meist nicht, einen Zustand anzugeben, der sich von dem der Gleichheit unterscheidet, wenn man sie bittet, den Endpunkt ihres Strebens nach "sozialer Gerechtigkeit" zu benennen.
Zitat Soziale Gerechtigkeit als Thema wird der SPD nicht viel bringen, eignet sich aber hervorragend um die FDP aus dem Bundestag zu prügeln.
Und die FDP wird bei ihrem Abstieg in die Bedeutungslosigkeit fröhlich mitwirken, indem sie diesen Angriffen durch das Nachäffen linker Positionen auszuweichen versucht, statt offensiv den leistungsfeindlichen Umverteilungswahn anzuprangern, der auf diese Weise noch mehr als bisher Bestandteil der Politik werden soll - wenn Steinbrück & Trittin regieren, ganz easy auch noch auf europäischer Ebene.
Den Solms haben sie ja schon mal abgesägt und statt seiner einen Sozialpolitiker auf Platz 1 der hessischen Landesliste gesetzt. Denn davon gibt es ja so wenige, dass die FDP diesem Mangel unbedingt abhelfen muss.
Zitat von Kubix im Beitrag #11Zitat:Den Solms haben sie ja schon mal abgesägt und statt seiner einen Sozialpolitiker auf Platz 1 der hessischen Landesliste gesetzt. Denn davon gibt es ja so wenige, dass die FDP diesem Mangel unbedingt abhelfen muss.
Die neue Nummer 1 kennen ich nicht, aber um den Solms ist es nun wirklich nicht schade - hat er doch die sozialistische Europolitik doch regelmässig widerspruchslos durchgewunken und bei den Koalitionsverhandlungen auf ganzer Linie versagt. Schlimm nur, was der für eine fette Pension er auf Kosten hart arbeitender Unter- und Arbeitnehmer erhalten wird.
Zitat von Frankenstein im Beitrag #12 Die neue Nummer 1 kennen ich nicht, aber um den Solms ist es nun wirklich nicht schade - hat er doch die sozialistische Europolitik doch regelmässig widerspruchslos durchgewunken und bei den Koalitionsverhandlungen auf ganzer Linie versagt. Schlimm nur, was der für eine fette Pension er auf Kosten hart arbeitender Unter- und Arbeitnehmer erhalten wird.
"Widerspruchslos durchgewunken" ist so nicht richtig. Zwar vertrat er in der ESM-Debatte weitestgehend die Auffassung der Parteiführung, aber in einer Art und Weise, die Raum für Argumente schaffte. Solms hat auch in vielen Fällen dafür gesorgt, dass Schäffler innerhalb der FDP Gehör fand, wenn eine gewisse Regie ihn am liebsten totgeschwiegen hätte.
Da Sie dies anscheinend nicht wussten oder bewusst ignorierten, vermag ich auch dem von Ihnen behaupteten Insiderwissen über die Koalitionsverhandlungen nicht so recht zu trauen. Wenn es bei Ihnen für die Qualifikation als "Versagen" ausreicht, dass sich ein Einzelner nicht gegen die eigene Parteiführung und den größeren Koalitionspartner durchsetzen kann, würde sich diese Einschätzung jedenfalls bestätigen. Ein Neidappell zum Schluss passt da ganz gut ins Bild.
Zitat von Frankenstein im Beitrag #12 Die neue Nummer 1 kennen ich nicht, aber um den Solms ist es nun wirklich nicht schade - hat er doch die sozialistische Europolitik doch regelmässig widerspruchslos durchgewunken und bei den Koalitionsverhandlungen auf ganzer Linie versagt. Schlimm nur, was der für eine fette Pension er auf Kosten hart arbeitender Unter- und Arbeitnehmer erhalten wird.
"Widerspruchslos durchgewunken" ist so nicht richtig. Zwar vertrat er in der ESM-Debatte weitestgehend die Auffassung der Parteiführung, aber in einer Art und Weise, die Raum für Argumente schaffte. Solms hat auch in vielen Fällen dafür gesorgt, dass Schäffler innerhalb der FDP Gehör fand, wenn eine gewisse Regie ihn am liebsten totgeschwiegen hätte.
Da Sie dies anscheinend nicht wussten oder bewusst ignorierten, vermag ich auch dem von Ihnen behaupteten Insiderwissen über die Koalitionsverhandlungen nicht so recht zu trauen. Wenn es bei Ihnen für die Qualifikation als "Versagen" ausreicht, dass sich ein Einzelner nicht gegen die eigene Parteiführung und den größeren Koalitionspartner durchsetzen kann, würde sich diese Einschätzung jedenfalls bestätigen.
Nun, dass Solms bei den Koalitionsverhandlungen auf ganzer Linie versagt hat, wurde zumindest im FDP-Forum glaubwürdig von verschiedenen Parteimitgliedern mit entsprechendem Hintergrundwissen kolportiert. Ich hielt (und halte) die dortigen Darstellungen für glaubwürdig.
Zitat von Kubix im Beitrag #13Ein Neidappell zum Schluss passt da ganz gut ins Bild.
Inwiefern es Neid ist, die Kritik an der Enteignung fremden Eigentums als "Neid" zu attributieren, mag Ihr Geheimnis bleiben. Was sich die Abgeordneten in ihre Taschen schaufeln, geht meines Ermessens mach jedenfalls auf keine Kuhhaut mehr (und korreliert nicht im Geringsten mit ihrer Leistung), wobei der Bürokratenhofstaat in Brüssel es natürlich noch seit exzessiver auf die Spitze zu treiben versteht.
Ich stimme zwar dem Grundtenor des Artikels zu: Alle Schichten dürfen auf ein Wachstum des Wohlstandes und auf eine Verbesserung des Lebensstandards zurückblicken. Aber im Detail gibt es sehr große Unterschiede zwischen der Mittelschicht (z.B. ein Ehepaar mit zwei Schulkindern und zwei mittleren Einkommen) und den wirklich Reichen (die für ihr Einkommen nicht selbst arbeiten müssen). Der Reiche sieht merkwürdigerweise immer so aus, als ob er wesentlich besser ausgeschlafen sei …
Weil es im Artikel um gutes Essen ging: Als Hobbykoch koche ich (Mittelschicht) natürlich auch manchmal für Gäste. Es mag auch Hobbyköche aus relativ reichen Familien geben, die ebenfalls gern Gäste bewirten. Der große Unterschied besteht darin, dass der Reiche jede Aufgabe delegieren kann, die er nicht selbst erledigen will.
Und beim »Material« für das Kochen gibt es auch wesentlich größere Unterschiede, als es im Artikel beschrieben ist. Nur am Beispiel Käse: Ich mag den Roquefort nun nicht so gern und kann die Qualitätsunterschiede nicht einschätzen. Aber beim Parmesan, beim Gorgonzola, beim Mozzarella oder beim Pecorino gibt riesige Qualitätsunterschiede. Legen Sie mal einen abgepackten Gorgonzola aus der Kühltheke des Supermarkts neben einen Gorgonzola, den Ihnen die Mitarbeiterin an einer guten Käsetheke vom Laib schneidet. Lassen Sie sich die Augen verbinden und schnuppern Sie an beiden Proben ;-)
Zitat von Frankenstein im Beitrag #14Nun, dass Solms bei den Koalitionsverhandlungen auf ganzer Linie versagt hat, wurde zumindest im FDP-Forum glaubwürdig von verschiedenen Parteimitgliedern mit entsprechendem Hintergrundwissen kolportiert. Ich hielt (und halte) die dortigen Darstellungen für glaubwürdig.
Dazu würde ich aber gern mal die Meinung von R.A. und Rayson hören. Mit der vorgegebenen Linie der FDP (Westerwelle wird Außenminister) war doch sonnenklar, dass der Finanz- und Steuerexperte Solms kaum noch etwas bewegen konnte. Man kann nicht auf das Finanzministerium verzichten und dann die Leitlinien der Finanz- und Steuerpolitik bestimmen wollen. In dieser Situation saß die FDP am weitaus kürzeren Hebel. Dann ist es aber nicht das persönliche Versagen des Finanz- und Steuerexperten, wenn auf diesem Gebiet nicht mehr für die FDP herausgeholt wurde.
Zitat von Frankenstein im Beitrag #14 Nun, dass Solms bei den Koalitionsverhandlungen auf ganzer Linie versagt hat, wurde zumindest im FDP-Forum glaubwürdig von verschiedenen Parteimitgliedern mit entsprechendem Hintergrundwissen kolportiert. Ich hielt (und halte) die dortigen Darstellungen für glaubwürdig.
Interessant. Abgesehen davon, dass ich im FDP-Forum noch keinen Beitrag gelesen habe, dessen Verfasser ich ernsthaft Hintergrundwissen unterstellen würde, ohne mir gewaltige Sorgen um den parteiinternen Auswahlprozess machen zu müssen, würden für mich solche Berichte nie ausreichen, um sie mir zu eigen zu machen. Aber das mögen ja andere anders sehen.
Zitat von Frankenstein im Beitrag #14Inwiefern es Neid ist, die Kritik an der Enteignung fremden Eigentums als "Neid" zu attributieren, mag Ihr Geheimnis bleiben.
Muss es nicht. Denn Sie kritisierten die Höhe der Entgelte, nicht die Art ihrer Gewinnung. Der Schwenk ist bekannt, in unserem kleinen Austausch aber neu.
Zitat von Frankenstein im Beitrag #14Was sich die Abgeordneten in ihre Taschen schaufeln, geht meines Ermessens mach jedenfalls auf keine Kuhhaut mehr (und korreliert nicht im Geringsten mit ihrer Leistung), wobei der Bürokratenhofstaat in Brüssel es natürlich noch seit exzessiver auf die Spitze zu treiben versteht.
Ich habe es mir abgewöhnt, über die Einkommen anderer herzuziehen, ja überhaupt mich dafür zu interessieren. An diesem bei links wie rechts beliebten Spiel mögen sich die beteiligen, denen das besonders wichtig ist. Die Leistung anderer geringzuschätzen, ist mir viel zu sehr Allgemeingut des Spießers, als dass ich mich damit anfreunden könnte. Und, um an dieser Stelle überraschenderweise auf das Thema zurückzukommen, die Leistung Solms' kann in der deutschen Politiklandschaft nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wenn es überhaupt in unseren Jahrzehnten jemanden gab, der glaubwürdig für ein einfaches Steuersystem eintrat, dann er. An ihm konnten sich auch viele Nachwuchspolitiker orientieren, die jetzt in der FDP eine achtbare Rolle spielen. Es wird Westerwelles historischer Fehler bleiben, aufgrund falscher Ratschläge durch überschätzte Ex-Vorsitzende trotz aller Wahlkampf-Rhetorik das Außenamt angestrebt und Solms somit um die ihm von den Wählern zugedachte Rolle als Architekt eines neuen Steuersystems gebracht zu haben (z.B. als Staatssekretär eines Superministers Westerwelle).
Zitat von Kubix im Beitrag #17]Ich habe es mir abgewöhnt, über die Einkommen anderer herzuziehen, ja überhaupt mich dafür zu interessieren. An diesem bei links wie rechts beliebten Spiel mögen sich die beteiligen, denen das besonders wichtig ist. Die Leistung anderer geringzuschätzen, ist mir viel zu sehr Allgemeingut des Spießers, als dass ich mich damit anfreunden könnte.
Das würde bedeuten, dass es in Griechenland gar kein Problem mit den grotesk ausufernden Staatsdienst gibt, sondern lediglich mit der Finanzierung duch neidische deutsche und griechische Steuerzahler, die die Leistung produktiver Bürokraten nicht zu schätzen wissen. Nur wundert man sich dann warum es in Ländern mit überaus vielen produktiven Bürokraten zu schweren wirtschaftlichen Verwerfungen kommt.
Und natürlich ist das Einkommen anderer interessant und diskussionswürdig, wenn es nicht durch freiwillige Kontrakte erzielt, sondern über durch staatliche Gewalt erzwungene Abgaben generiert wird.
PS: Im Prinzip habe ich gar nichts gegen Solms, da er jedoch bis zum heutigen Tage die sozialistische Politik der Euro-Fanatiker unterstützt, halte ich ihn als Vertreter einer (vermeintlich) liberalen Partei (die die FDP natürlich bedauerlicherweise nicht ist) für ungeeignet.
Zitat von Frankenstein im Beitrag #18 Das würde bedeuten, dass es in Griechenland gar kein Problem mit den grotesk ausufernden Staatsdienst gibt, sondern lediglich mit der Finanzierung duch neidische deutsche und griechische Steuerzahler, die die Leistung produktiver Bürokraten nicht zu schätzen wissen. Nur wundert man sich dann warum es in Ländern mit überaus vielen produktiven Bürokraten zu schweren wirtschaftlichen Verwerfungen kommt.
Das würde es nun wirklich nicht bedeuten. Wie kommt man auf solch "mutige" Schlüsse?
Zitat von Frankenstein im Beitrag #18Und natürlich ist das Einkommen anderer interessant und diskussionswürdig, wenn es nicht durch freiwillige Kontrakte erzielt, sondern über durch staatliche Gewalt erzwungene Abgaben generiert wird.
Nochmal: Das ist eine Kritik an der Art der Generierung, die mit der Höhe des Einkommens aller mir bekannten Logik nach erstmal nichts zu tun hat. Im Gegenteil: Wer diesen Aspekt betont, darf jedes noch so kleine über den Staat bezogene Einkommen nicht gutheißen. Es sei denn, er hätte einen geeigneten Maßstab zur Verfügung, der gute "mit staatlicher Gewalt erzwungene" Einkommen von bösen zu trennen vermag, und sei es nur aufgrund ihrer Höhe. Man kann aber so wenig ein bisschen libertär sein wie ein bisschen schwanger.
Seitdem es existentielle Armut in Deutschland nicht mehr gibt wird nun immer die relative Armut im politischen Kampf bemüht. Die Armutsgefährdungsgrenze liegt bei 60% des Medians des Nettoeinkommens. Durch diese Definition haben sich Soziologen und sog. Armutsforscher eine ewige Daseinsberechtigung verschafft. Auch bei Verdoppelung aller Einkommen bleibt die Zahl der Armen gleich. Die SPD-Neidkampagne widert mich an.
Zitat von Frankenstein im Beitrag #18PS: Im Prinzip habe ich gar nichts gegen Solms, da er jedoch bis zum heutigen Tage die sozialistische Politik der Euro-Fanatiker unterstützt, halte ich ihn als Vertreter einer (vermeintlich) liberalen Partei (die die FDP natürlich bedauerlicherweise nicht ist) für ungeeignet.
Sehen Sie, und ich halte überhaupt nichts von politischen Reinheitsgeboten, sondern wertschätze jeden Ansatz, der dazu beitragen könnte, wenigstens ein bisschen mehr Freiheit in dieses Land hereinzulassen.
@frankenstein: “...Und natürlich ist das Einkommen anderer interessant und diskussionswürdig, wenn es nicht durch freiwillige Kontrakte erzielt, sondern über durch staatliche Gewalt erzwungene Abgaben generiert wird...”
Vollkommen richtig! - Was dem einen seine “Islamophobie” ist, ist dem anderen seine “Neiddiskussion”. Diese Begriffe werden hierzulande seit langem - sehr erfolgreich - taktisch/strategisch angewandt, beide sollen eine nüchterne Diskussion bzw. ein ernsthaftes Hinterfragen eines bestimmten Themas verhindern. Die Zielsetzung ist identisch: Man möchte die persönliche Integrität des kritischen Beobachters zerstören, diesem wird ein fragwürdiger Charakter unterstellt, um dadurch einer fairen argumentativen Auseinandersetzung von vornherein aus dem Wege zu gehen. Immer das gleiche Spiel...
Zitat von stefanolix im Beitrag #15Ich stimme zwar dem Grundtenor des Artikels zu: Alle Schichten dürfen auf ein Wachstum des Wohlstandes und auf eine Verbesserung des Lebensstandards zurückblicken. Aber im Detail gibt es sehr große Unterschiede zwischen der Mittelschicht (z.B. ein Ehepaar mit zwei Schulkindern und zwei mittleren Einkommen) und den wirklich Reichen (die für ihr Einkommen nicht selbst arbeiten müssen). Der Reiche sieht merkwürdigerweise immer so aus, als ob er wesentlich besser ausgeschlafen sei …
Ich sehe das, lieber Stefanolix, eher zwei orthogonale Dimensionen: Ob man ein hohes oder niedriges Einkommen hat, ob und wie hart man arbeitet.
Die vielbeschimpften "gierigen Manager" sind Leute, die gar nicht viel schlafen. Hartz-4-Leute sehen oft sehr ausgeschlafen aus.
Zitat von stefanolix im Beitrag #15Und beim »Material« für das Kochen gibt es auch wesentlich größere Unterschiede, als es im Artikel beschrieben ist. Nur am Beispiel Käse: Ich mag den Roquefort nun nicht so gern und kann die Qualitätsunterschiede nicht einschätzen. Aber beim Parmesan, beim Gorgonzola, beim Mozzarella oder beim Pecorino gibt riesige Qualitätsunterschiede. Legen Sie mal einen abgepackten Gorgonzola aus der Kühltheke des Supermarkts neben einen Gorgonzola, den Ihnen die Mitarbeiterin an einer guten Käsetheke vom Laib schneidet. Lassen Sie sich die Augen verbinden und schnuppern Sie an beiden Proben ;-)
Beim Gorgonzola kann nun wieder ich das nicht beurteilen, weil ich ihn selten esse. Generell ist mein Eindruck, daß sich an der Spitze nichts geändert hat, daß aber das Mittelfeld immer näher an die Spitze rückt.
Wenn man vor dreißig Jahren bei Aldi eingekauft hat, dann war das Welten entfernt von dem, was es im Feinkostladen gibt. Heute ist es noch davon entfernt, aber eben viel weniger. Die Mittelschicht rückt den Reichen immer mehr auf den Leib.
Zitat von Zettel im Beitrag #23Ich sehe das, lieber Stefanolix, eher zwei orthogonale Dimensionen: Ob man ein hohes oder niedriges Einkommen hat, ob und wie hart man arbeitet. Die vielbeschimpften "gierigen Manager" sind Leute, die gar nicht viel schlafen. Hartz-4-Leute sehen oft sehr ausgeschlafen aus.
(…)
Beim Gorgonzola kann nun wieder ich das nicht beurteilen, weil ich ihn selten esse. Generell ist mein Eindruck, daß sich an der Spitze nichts geändert hat, daß aber das Mittelfeld immer näher an die Spitze rückt.
Wenn man vor dreißig Jahren bei Aldi eingekauft hat, dann war das Welten entfernt von dem, was es im Feinkostladen gibt. Heute ist es noch davon entfernt, aber eben viel weniger. Die Mittelschicht rückt den Reichen immer mehr auf den Leib.
Die meisten (und vor allem die hart arbeitenden) Manager gehören meiner Meinung nach eher zur mittleren oder oberen Mittelschicht. Die Spitzenmanager gehören natürlich zur Oberschicht. Dort sind aber vor allem viele »von Geburt an Reiche« zu finden. Gemeinsam ist den Mitgliedern der Oberschicht, dass alle materiellen Grundlagen mehrfach abgesichert sind und dass sie wirklich jede Tätigkeit delegieren können.
Der letzte Fürst von Thurn und Taxis soll einmal gesagt haben, ein großes Vermögen könne man nicht verfressen oder versaufen. Man könne es nur durch sehr große Dummheit verlieren (das Originalzitat ist nach meiner Erinnerung noch etwas drastischer formuliert). Solche Kreise meine ich mit den wirklich Reichen: Die sich von Geburt an niemals Gedanken über ihre materiellen Grundlagen machen müssen. Und die meisten Spitzenmanager stammen aus solchen Kreisen.
Sicher ist ein gewisser Anteil der Empfänger von ALG-II auch sehr gut ausgeschlafen. Neulich wurde ja hier ein Buch empfohlen, in dem unter anderem von einer Ausbeutung der Mittelschichten »von unten« ausgegangen wird. Aber ALG-II-Empfänger leben in relativ hoher Unsicherheit, auch wenn sie es vielleicht nicht immer merken. Sie können sich wirklich nur die Grundbedürfnisse befriedigen und sie können in der Regel gar keine Arbeit delegieren.
Zitat von Zettel im Beitrag #1Ich halte Peer Steinbrück für einen der intelligenten und vertrauenswürdigen Sozialdemokraten
Intelligent wohl schon - aber unfähig. Er ist ziemlich mit Allem, was er angefaßt hat, inhaltlich gescheitert: Als Ministerpräsident, als Wahlkämpfer, als Finanzminister, als Bankenaufseher. Er hat aber ein hohes Geschick darin, mit Großmäuligkeit von seinem Scheitern abzulenken und mit populistischen Sprüchen Sündenböcke vorzuschieben. Deswegen halte ich ihn überhaupt nicht für vertrauenswürdig.
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