In wenigen Ländern der Welt - England und Frankreich ausgenommen - waren die Gewerkschaften zeitweise so mächtig wie in den USA; ganz im Gegensatz zu dem Klischee vom Raubtierkapitalismus.
Mit einem Relikt aus der Blütezeit der Gewerkschaften hat nach anderen Staaten in dieser Woche Michigan aufgeräumt: mit den union shops.
Zum ersten Mal habe ich übrigens von der Macht der US-Gewerkschaften aus dieser Titelgeschichte des "Spiegel" vom April 1957 erfahren. Vielleicht ist es für Nachgeborene ja ganz interessant, das einmal nachzulesen.
Ich verstehe Ihren Artikel auch als Mahnung, was die Beurteilung der Klagen der hießigen Gewerkschaften angeht, es könne nicht sein, dass ihre Mitgliedszahlen und -beiträge sänken, gleichzeitig aber eine ganze Branche von ihrer Leistung profitiere.
Als ich kürzlich in der Zeitung von dieser Debatte las, habe ich mir wirklich die Augen gerieben, denn es fiel mir schwer zu glauben, dass die Gewerkschaften immer noch solche Bedingungen durchsetzen können.
Immerhin ein guter Anlass, um sich mit der Rolle der Gewerkschaften in einer Marktwirtschaft zu beschäftigen.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich Friedman zustimmen kann. Eine Gewerkschaft ist ja ihrem Wesen nach ein Kartell. Wie sollte eine Anti-Kartell-Behörde hier regulieren?
Zitat von Christoph im Beitrag #3 Eine Gewerkschaft ist ja ihrem Wesen nach ein Kartell. Wie sollte eine Anti-Kartell-Behörde hier regulieren?
Eine exzellente Frage. Allgemein würde ich sagen wie bei jedem anderen Kartell welches den Wettbewerb zum Erliegen bringt auch. Nur auf Deutschland bezogen gilt das Gewerkschaftskartell als gesellschaftlicher Fortschritt, welches sich auf der Arbeitgeberseite seinem Pendant, dem BDA, gegenübersieht. Einer der großen Unterschiede zwischen dem deutschen Korporatismus und einer freien Marktwirtschaft. Milton Friedmann behandelt gewerkschaftliche Monopole nicht anders als andere auch - als vorrübergehenden Phänomen welches ein freier Wettbewerb über kurz oder lang aufhebt.
Zitat Ich bin mir nicht sicher, ob ich Friedman zustimmen kann.
Was genau ist denn eigentlich die Position von Friedman?
Ein Freund von Gewerkschaften war er doch m.E. nicht.
Ich würde daher vermuten, dass es lediglich das Institut "closed shop" ist, das er akzeptabel findet. "Closed shop" ist aber nun eine freiwillige Vereinbarung zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeber. Es steht dem Arbeitgeber (zumindest formal) frei, ob er seinen Laden als "closed shop" führen will. Und Friedmans Position ist es (falls ich das richtig vermute), dass der Staat freiwillige Vereinbarungen zwischen einem einzelnen Arbeitgeber und einer Gewerkschaft nicht verbieten sollte.
Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #6 Bist du Liberal, oder Wohlfahrtsmaximierer? Ein Wohlfartsmaximierer darf keine Kartelle dulden... ein Liberaler duldet alles, schaedlich oder nicht.
Ähm ... das wäre mir aber neu. Bei liberalen Vordenkern habe ich bisher immer das Gegenteil davon gelesen, was ja auch logisch ist. Wo man Kartelle und Monopole duldet gibt es keinen freien Markt mehr und damit sowohl keine Wahlfreiheit für Kunden wie auch keine Chance für Konkurrenz von Anbietern. Sogar ein Minimalstaat hätte die wichtige Aufgabe das Entstehen von Kartellen und Monopolen zu verhindern.
Wer sowas zulassen oder "dulden" möchte, kann sich das ganze schöne Liberalismusding von vornherein klemmen.
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Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #6 Bist du Liberal, oder Wohlfahrtsmaximierer? Ein Wohlfartsmaximierer darf keine Kartelle dulden... ein Liberaler duldet alles, schaedlich oder nicht.
Ähm ... das wäre mir aber neu. Bei liberalen Vordenkern habe ich bisher immer das Gegenteil davon gelesen, was ja auch logisch ist. Wo man Kartelle und Monopole duldet gibt es keinen freien Markt mehr und damit sowohl keine Wahlfreiheit für Kunden wie auch keine Chance für Konkurrenz von Anbietern. Sogar ein Minimalstaat hätte die wichtige Aufgabe das Entstehen von Kartellen und Monopolen zu verhindern.
Wer sowas zulassen oder "dulden" möchte, kann sich das ganze schöne Liberalismusding von vornherein klemmen.
Dazu zwei Zitate von Friedrich August von Hayek:
Zitat "Das Wichtigste, was man im Auge behalten muß, das oft durch das übliche Gerede über Monopole verdunkelt wird, ist, daß nicht das Monopol als solches, sondern nur die Verhinderung von Wettbewerb schädlich ist. Es ist sowenig dasselbe, daß wiederholt werden sollte, daß ein Monopol, das gänzlich auf überlegener Leistung beruht, durchaus begrüßenswert ist - selbst wenn ein derartiger Monopolist die Preise auf einem Niveau hält, auf dem er große Gewinne macht, und nur gerade niedrig genug, um es anderen unmöglich zu machen, mit ihm erfolgreich zu konkurrieren." Friedrich A. von Hayek
Zitat "Jene 'Neoliberale' … die glauben, sie müßten ihre Unparteilichkeit dadurch beweisen, daß sie gegen alle Unternehmensmonopole genauso wettern wie gegen alle Gewerkschaftsmonopole, wobei sie vergessen, daß Unternehmensmonopole häufig das Resultat besserer Leistung sind, während alle Gewerkschaftsmonopole auf der zwangsweisen Unterdrückung des Wettbewerbs beruhen." Friedrich A. von Hayek
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #8Dazu zwei Zitate von Friedrich August von Hayek: (...)
Jupp, und jetzt suchen sie bei ihm bitte noch was Schönes zu Kartellen raus, dann streiche ich bei mir die "Monopole" die ich mal leichthin in denselben Topf geworfen habe.
Beste Grüße, Calimero
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Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #8Dazu zwei Zitate von Friedrich August von Hayek: (...)
Jupp, und jetzt suchen sie bei ihm bitte noch was Schönes zu Kartellen raus, dann streiche ich bei mir die "Monopole" die ich mal leichthin in denselben Topf geworfen habe.
Gerne :
Zitat "Ich sehe eigentlich nur eine sehr geringe Notwendigkeit für eine spezielle Antikartellgesetzgebung und sehe eine große Gefahr darin, daß wir eine Anti-Großbetriebsmaßnahme erlassen. An sich ist Größe keine Gefahr, im Gegenteil: die Wiederkehr der Konkurrenz ist gerade durch den 'ungeheuren' Großbetrieb entstanden." Friedrich A. von Hayek
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #8Dazu zwei Zitate von Friedrich August von Hayek: (...)
Jupp, und jetzt suchen sie bei ihm bitte noch was Schönes zu Kartellen raus, dann streiche ich bei mir die "Monopole" die ich mal leichthin in denselben Topf geworfen habe.
Gerne :
Zitat "Ich sehe eigentlich nur eine sehr geringe Notwendigkeit für eine spezielle Antikartellgesetzgebung und sehe eine große Gefahr darin, daß wir eine Anti-Großbetriebsmaßnahme erlassen. An sich ist Größe keine Gefahr, im Gegenteil: die Wiederkehr der Konkurrenz ist gerade durch den 'ungeheuren' Großbetrieb entstanden." Friedrich A. von Hayek
Leider lässt sich die Marktwirtschaft durch staatliche Interventionen in Form von Patenten und Urheberrechten aushebeln (groteskerweise führen dann die Auswirkungen dieser staatlich gewährten Privilegien nicht selten zu Kartellverfahren).
Hier bedürfte es eines Hayek 2.0, der sich speziell mit dieser Fragestellung befasst.
Zitat "Ich sehe eigentlich nur eine sehr geringe Notwendigkeit für eine spezielle Antikartellgesetzgebung und sehe eine große Gefahr darin, daß wir eine Anti-Großbetriebsmaßnahme erlassen. An sich ist Größe keine Gefahr, im Gegenteil: die Wiederkehr der Konkurrenz ist gerade durch den 'ungeheuren' Großbetrieb entstanden." Friedrich A. von Hayek
Verdammt, ich geb mich geschlagen. Hab gerade mal im Schnelldurchlauf meine Bibliothek geflöht. Sowohl bei Hazlitt, als auch bei Hayek und Mises habe ich in etwa gleichlautend gefunden, dass schädliche Kartellbildung eigentlich nur aufgrund staatlichen Protektionismus' stattfinden kann.
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Zitat von Frankenstein im Beitrag #11 Leider lässt sich die Marktwirtschaft durch staatliche Interventionen in Form von Patenten und Urheberrechten aushebeln (groteskerweise führen dann die Auswirkungen dieser staatlich gewährten Privilegien nicht selten zu Kartellverfahren). Hier bedürfte es eines Hayek 2.0, der sich speziell mit dieser Fragestellung befasst.
Hayek hat sich damit befasst und er steht dem Patentrecht äußerst kritisch gegenüber, hält es geradezu für überflüssig … naja, man kann nicht alles haben. http://archive.mises.org/9247/hayek-on-p...and-copyrights/ Allerdings hat das Patentrecht den Unterschied zwischen der europäischen sozialen Marktwirtschaft und der amerikanischen freien Marktwirtschaft nicht nivellieren können. Aber für Sie, lieber Frankenstein, habe ich angesichts Ihres Avatar auch etwas in diesem Sinne: Die Montan-Mitbestimmung von 1951, das Tarifvertragsgesetz vom 11. 1. 1952 und das Betriebsverfassungsgesetz vom 11. 10. 1952 wurden beschlossen als Ludwig Erhard Bundeswirtschaftsminister war. Damals wurden die Grundlagen für das Gewerkschaftskartell gelegt.
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