Zitat Ich habe vorgestern im Fernsehen (Sender schon wieder vergessen) eine Reportage über die letzten Tage der rosa ZEIT gesehen. Herzzerreißend. Diese Nichtskönner haben das Kunststück fertiggebracht, mit 300 Mitarbeitern ein Wurstblatt zu produzieren, für die gerade mal fünfzigtausend Menschen freiwillig bezahlt haben.
Welche "rosa Zeit"? Die Bezeichnung sagt mir nichts. Oder meinen Sie einfach die Zeit? Die hat nur 50.000 verkaufte Exemplare? Wirklich? Oder meinen Sie eine andere Zeitschrift?
“Being right too soon is socially unacceptable.” ― Robert A. Heinlein
"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and those which are not." -Thomas Jefferson Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/
Zitat von Aktivist im Beitrag #19Und ich freu mich auch, dass Augstein sein Hetzblatt ebenfalls gesundschrumpfen muss.
Was ja auch zeigt, was für ein mieser Heuchler Augstein ist. Nach den üblichen von ihm und anderen Linken an Unternehmer angelegten Maßstäbe wäre es Teil seiner sozialen Verantwortung, seinen Beschäftigten auch weiterhin Lohn und Brot zu bieten. Was ihm ja auch finanziell problemlos möglich wäre. Aber nein, er folgt genau denselben Renditemaßstäben, die er sonst kritisiert.
Zitat von lemmyPaz im Beitrag #24 Tatsache bleibt auch, dass die durchschnittlichen Einkommen der Mitte der Gesellschaft eher stagnieren, während sie bei den oberen 10% stark überdurchschnittlich ansteigen.
Woher wissen Sie das? (Die Aussage ist allein schon deshalb schwer verifizierbar, weil die Gruppe der "oberen 10%" ja im Zeitablauf nicht konstant ist).
Und um hier einmal ein paar interessante Fakten einzustreuen: vor mir liegt gerade die renommierte Studie "GmbH-Geschäftsführer-Vergütungen 2013" (BBEmedia). Datenbasis sind knapp 4000 deutsche GF-Gehälter. Die durchschnittlichen Gesamtbezüge (incl. Tantieme) für Geschäftsführer von Unternehmen mit über 25 Mio. € Umsatz liegt bei 267 Tsd. Euro (Median).
Unternehmen mit über 25 Mio. Umsatz sind nun allerdings schon ganz schön große Betriebe. Davon gibt es in Deutschland vermutlich weniger als 10.000. Bei Geschäftsführern dieser Betriebe handelt es sich also sicher nicht nur um die "oberen 10%, sondern eher um die "oberen 0,1%".
Natürlich ist 267 Tsd. Euro nicht wenig Geld. Aber doch auch nicht gerade obszön viel. Man kann auf jeden Fall nicht erkennen, dass die Entlohnung der "oberen 0,1%" sich in vollkommen anderen Sphären bewegen würde.
Der Reichtum Singapurs, das hohe Wachstum Panamas, der Anstieg der deutschen Exporte an nicht-EU von 38% (2009) auf 43% (2012). Wir leben in einer Zeit der hohen Gewinne für etwas, das man im ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit "Großkaufleute" genannt hat. Waren politische Gebilde, in der diese Gruppen eine starke Stellung innehatten, sonderlich stabil? Über einen längeren Zeitraum eher nicht. Die nord/mittelitalienischen Stadt-Staaten, die küstennahen Städte der Niederlande und Flanderns, die Hanse-Städte, Portugal und Sevilla, die alle gingen irgendwann unter. Gebilde, die auf die tätige schöpferische Kraft des Mittelstandes setzt, sind da schon deutlich stabiler: Skandinavien im 20. Jhdt, die USA seit 1789, die Bundesrepublik, Südkorea, Australien, Kanada und Japan.
Interessante Betrachtung. Aber ich finde sie etwas zu undifferenziert. Nehmen wir einmal die Niederlande. (Ich vermute, Sie beziehen sich auf deren "große Zeit" im 17. bis 18 Jahrhundert?) Dass die kleinen Niederlande überhaupt Großmacht werden konnten, verdanken sie ihrem "Großkaufmann-Status". Es ist eigentlich extrem beeindruckend, wie gut sich dieses kleine Gemeinwesen im 80(!)-jährigen Krieg gegen die damalige Supermacht Spanien behaupten konnte. Im eigentlichen Sinne untergegangen sind die Niederlande bis heute nicht. Es war eher ein langsamer relativer Niedergang im Vergleich zu den wesentlich größeren Nationalstaaten Frankreich, Großbritannien, Deutschland. Der "Großkaufmann-Status" hat es den Niederlanden über Jahrhunderte erlaubt, in einer Gewichtsklasse zu kämpfen, die über die relativ kleine Bevölkerungsbasis deutlich hinaus geht.
Zitat von Florian im Beitrag #29Dass die kleinen Niederlande überhaupt Großmacht werden konnten, verdanken sie ihrem "Großkaufmann-Status".
Korrekt. Und noch viel beeindruckender finde ich, wie der im Großhandel gewonnene Reichtum das ganze Volk wohlhabend machte. Das sieht man recht gut an der berühmten niederländischen Malerei dieser Epoche. Da waren nicht nur die Großkaufleute die Auftraggeber, sondern auch Bauern und Handwerker - im restlichen Europa ziemlich undenkbar.
Zitat von Florian im Beitrag #29Es war eher ein langsamer relativer Niedergang im Vergleich zu den wesentlich größeren Nationalstaaten Frankreich, Großbritannien, Deutschland.
Und noch beeindruckender wird es im Vergleich zu den von der Größe vergleichbaren "Südländern" Spanien und Portugal, die ja nun massiv abgestürzt sind.
Zitat von Florian im Beitrag #29Es war eher ein langsamer relativer Niedergang im Vergleich zu den wesentlich größeren Nationalstaaten Frankreich, Großbritannien, Deutschland.
Und noch beeindruckender wird es im Vergleich zu den von der Größe vergleichbaren "Südländern" Spanien und Portugal, die ja nun massiv abgestürzt sind.
Der Absturz mag massiv gewesen sein.
Viel faszinierender finde ich den Aufstieg.
Nehmen wir Portugal: Ein auch im 16. Jahrhundert kleines Land (auch kulturell) an der europäischen Peripherie mit eigentlich sehr begrenzten Ressourcen erobert sich ein Weltreich. Man muss dabei auch noch berücksichtigen, dass der technologische Vorsprung Europas nur relativ gering war. Gegenüber den anderen Hochkulturen wie China, Indien und der islamischen Welt war der Vorsprung im frühen 16. Jahrhundert ohnehin kaum vorhanden. Aber auch gegenüber den "primitiven" Völkern Afrikas und Südamerikas war der Vorsprung aus heutiger Sicht eigentlich nicht allzu gewaltig. Bei einer primitiven Vorderlade-Muskete brauchte man im frühen 16. Jahrhundert schier ewig zum Nachladen. Und doch schaffen es jeweils gut 100 spanische Soldaten mit diesen primitven Musketen das Inkareich und das Aktekenreich zu erobern.
Zitat von AldiOn im Beitrag #31Und noch beeindruckender wird es im Vergleich zu den von der Größe vergleichbaren "Südländern" Spanien und Portugal, die ja nun massiv abgestürzt sind.
Ich würde das nicht "Absturz" nennen. Es hat doch einige Jahrhunderte und viele Kriege gebraucht, um diese beiden Großmächte auf das heutige Niveau Mittelmacht bzw. Kleinstaat zurückzustutzen.
Zitat von Florian im Beitrag #32Man muss dabei auch noch berücksichtigen, dass der technologische Vorsprung Europas nur relativ gering war. Gegenüber den anderen Hochkulturen wie China, Indien und der islamischen Welt war der Vorsprung im frühen 16. Jahrhundert ohnehin kaum vorhanden.
Aber der Vorsprung konzentrierte sich auf die beiden strategisch wichtigen Bereiche Waffentechnik und Hochsee-Navigation/Schiffbau.
Und dazu kam ein ganz erstaunlicher mentaler Vorteil: Die unglaubliche Kühnheit und Kampfbereitschaft der europäischen Entdecker. Die Portugiesen in Indien und die Spanier in Mittel-/Süd-Amerika hatten u. a. deswegen Erfolg, weil sie auch bei völlig krasser Unterlegenheit frech angegriffen und ihre Gegner massiv verunsichert haben.
Zitat Bei einer primitiven Vorderlade-Muskete brauchte man im frühen 16. Jahrhundert schier ewig zum Nachladen.
Aber die Wirkung machte den Einsatz doch lohnend. Wobei man nicht unterschätzen sollte, daß die konventionelle Waffentechnik der Europäer viel wichtiger war - also die Qualität der Metallverarbeitung bei Schwertern, Harnischen und Helmen.
xanopos
(
gelöscht
)
Beiträge:
18.12.2012 13:17
#35 RE: carefull (jetzt ist es richtig einsortiert)
Zitat Bei einer primitiven Vorderlade-Muskete brauchte man im frühen 16. Jahrhundert schier ewig zum Nachladen.
Aber die Wirkung machte den Einsatz doch lohnend. Wobei man nicht unterschätzen sollte, daß die konventionelle Waffentechnik der Europäer viel wichtiger war - also die Qualität der Metallverarbeitung bei Schwertern, Harnischen und Helmen.
Zudem es kaum eine Metallverarbeitung bei den Inkas gab, jedenfalls nichts was für das Kriegshandwerk taugt. Neben Stahl und Schießpulver waren für die Inkas auch Pferde völlig unbekannt, berittene Truppen waren da mehr als nur einschüchternd.
Zitat von Florian im Beitrag #32Man muss dabei auch noch berücksichtigen, dass der technologische Vorsprung Europas nur relativ gering war. Gegenüber den anderen Hochkulturen wie China, Indien und der islamischen Welt war der Vorsprung im frühen 16. Jahrhundert ohnehin kaum vorhanden.
Aber der Vorsprung konzentrierte sich auf die beiden strategisch wichtigen Bereiche Waffentechnik und Hochsee-Navigation/Schiffbau.
War da im frühen 16. Jahrhundert Europa wirklich überlegen?
Auch in Indien, China und der islamischen Welt gab es zu jener Zeit Kanonen und Musketen auf einem ganz vergleichbaren technischen Niveau. Gerade die islamische Welt war militärisch in jener Zeit gegenüber Europa eindeutig in der Offensive. 1453 wurde Konstantinopel erobert, in den folgenden Jahrzehnten der gesamte Balkan erobert, 1529 dann Wien belagert (und verblüffend spät, nämlich 1683 dann noch einmal). Ok, 1492 gab es die Rückeroberung von Grenada. Aber in gesamthafter Betrachtung war der Islam in jener Zeit militärisch dem christlichen Europa überlegen oder zumindest ebenbürtig.
Und was den Schiffbau betrifft: Mindestens bis 1571 (Lepanto) war die islamische Welt auch im Mittelmeer dem christlichen Europa mindestens ebenbürtig. Von den Chinesen gar nicht zu reden. Im 15. Jahrhundert (also einige Jahrzehnte vor Kolumbus) unternahm der chinesische Admiral Ho Erkundungen bis nach Ostafrika. Und zwar mit riesigen Dschunken, gegenüber denen die "Santa Maria" wie Spielzeug ausgesehen hätte.
Also auch hier keine technologische Überlegenheit.
Was es hingegen gab - und das sprechen Sie auch zu recht an - war eine andere Kultur in Europa. Eine Kultur die Typen wie einen Pizarro hervorbrachte. Unternehmerisch, draufgängerisch, selbständig denkend, den persönlichen Vorteil witternd. Plus eine politische Fragmentierung, die Innovation begünstigte. Kolumbus mochte in Genua verspottet worden sein. Dann ging er halt wo anders hin. Irgendein Hof in Europa würde ihm seine Schiffe schon finanzieren. (Während im zentralistischen China die Hochsee-Expeditionen eingestellt wurden, nachdem der Kaiserhof kein Interesse mehr hatte. Es gab schlicht keine andere Institution, die ihre Chance hätte wittern und die Lücke hätte füllen können). Es ist nebenbei gesagt schade, dass der Vorteil von zwischenstaatlichen Wettbewerb heutzutage nicht mehr so recht gesehen wird. Stattdessen heißt es heute "Wir brauchen ein einiges Europa, um in der Globalisierung zu bestehen". Dummerweise wird "Einigkeit" meist mit "Vereinheitlichung" übersetzt. Und weniger interner Wettbewerb wird Europa langfristig ganz sicher nicht stärken.
Natürlich ist richtig, dass es gegenüber den Inkas und Azteken tatsächliche eine technologische Überlegenheit gab. Aber dies allein hätte schwerlich ausgereicht. Selbst wenn die Inkas komplett unbewaffnet gewesen wären: sie waren Pizarro MINDESTENS 1000 zu 1 überlegen (vermutlich eher 10.000 zu 1). Noch so gute Schwerter können das nicht ausgleichen. Es war hier einfach eine unglaubliche Chuzpe, die zum Erfolg führte.
Zitat von Florian im Beitrag #36Plus eine politische Fragmentierung, die Innovation begünstigte. Kolumbus mochte in Genua verspottet worden sein. Dann ging er halt wo anders hin. Irgendein Hof in Europa würde ihm seine Schiffe schon finanzieren. (Während im zentralistischen China die Hochsee-Expeditionen eingestellt wurden, nachdem der Kaiserhof kein Interesse mehr hatte. Es gab schlicht keine andere Institution, die ihre Chance hätte wittern und die Lücke hätte füllen können). Es ist nebenbei gesagt schade, dass der Vorteil von zwischenstaatlichen Wettbewerb heutzutage nicht mehr so recht gesehen wird. Stattdessen heißt es heute "Wir brauchen ein einiges Europa, um in der Globalisierung zu bestehen". Dummerweise wird "Einigkeit" meist mit "Vereinheitlichung" übersetzt. Und weniger interner Wettbewerb wird Europa langfristig ganz sicher nicht stärken.
Unbedingte Zustimmung. Kann man gar nicht oft genug wiederholen.
Zitat von Florian im Beitrag #36Natürlich ist richtig, dass es gegenüber den Inkas und Azteken tatsächliche eine technologische Überlegenheit gab. Aber dies allein hätte schwerlich ausgereicht. Selbst wenn die Inkas komplett unbewaffnet gewesen wären: sie waren Pizarro MINDESTENS 1000 zu 1 überlegen (vermutlich eher 10.000 zu 1). Noch so gute Schwerter können das nicht ausgleichen. Es war hier einfach eine unglaubliche Chuzpe, die zum Erfolg führte.
Ganz so war es ja nicht. Die Inkas waren wohl brutale Kriegernaturen, die fremde Stämme in einer Weise unterjochten, daß es Pizzarro gelang einheimische Hilfstruppen, die wohl in erster Linie von den Inkas die Schnauze gestrichen voll hatten, auf seine Seite zu ziehen. Das tatsächliche Verhältnis lag wohl eher bei 1:1 mit dem Unterschied, daß es auf der spanischen Seite eine (sehr) kleine Gruppe übermächtig bewaffneter und extrem entschlossener Kämpfer gab.
Unter diesen Bedingungen wäre es eher verwunderlich gewesen, wenn sich Pizaaro nicht durchgesetzt hätte. Und so ähnlich wird es auch an anderen Orten gewesen sein. Nur bei rein ethnischer Betrachtung waren die Kolonisten in extremer Unterzahl. Tatsächlich hatten sie meist irgendwelche einheimischen Hilfstruppen zur Verfügung.
Die Hilfstruppen sollte man nicht überschätzen. Zunächst war eine Machtdemonstration nötig um überhaupt als Alternative wahrgenommen zu werden. Ohne militärische Überlegenheit trotz extrem Unterzahl hätte es diese nicht gegeben. Aber auch später waren die Spanier dank ihrer Waffentechnischen Überlegenheit zu Dingen in der Lage, die die Inka sich noch nicht einmal vorstellen konnten. Ihnen war weder Mobilität von Pferden, noch die Reichweiter von Pulverwaffen oder die verheerende Wirkung der Kanone zugänglich. Oder was unterschätz wird die schneller Wirkung des Rapiers und der Kampf in geschlossener Formation.
Zitat von Florian im Beitrag #36Auch in Indien, China und der islamischen Welt gab es zu jener Zeit Kanonen und Musketen auf einem ganz vergleichbaren technischen Niveau.
Bei den Osmanen auf jeden Fall (aber m. W. im wesentlichen auf europäischen Entwicklungen beruhend). Die Chinesen haben zwar schon früh Schwarzpulverwaffen eingesetzt - aber die haben noch wenig gebracht. Erst später wurden Kanonen nach europäischem Vorbild hergestellt. Über Indien weiß ich direkt nichts. Aber als die Portugiesen Calicut angriffen (eigentlich ein Wahnsinnsmanöver - eine kleine Expedition gegen ein Großreich) beschossen sie die Hauptstadt, aber von einer Artillerie-Entgegnung durch die Inder ist keine Rede.
Entscheidend war wohl der europäische Vorsprung in der Metalltechnik, der machte sich natürlich auch in der Artillerie bemerkbar.
Zitat Gerade die islamische Welt war militärisch in jener Zeit gegenüber Europa eindeutig in der Offensive.
Das war aber eine Folge guter Organisation und numerischer Übermacht - nicht der Militärtechnik. Und das war dann auch der letzte Höhepunkt der islamischen Welt, während die Europäer in den übrigen Weltgegenden expandierten.
Zitat Und was den Schiffbau betrifft: Mindestens bis 1571 (Lepanto) war die islamische Welt auch im Mittelmeer dem christlichen Europa mindestens ebenbürtig.
Bei den schlichten Mittelmeerschiffen, nicht auf der Hochsee. Die arabischen Dhaus im indischen Ozean waren für Handel geeignet, aber den portugiesischen Schiffen völlig unterlegen.
Zitat Und zwar mit riesigen Dschunken, gegenüber denen die "Santa Maria" wie Spielzeug ausgesehen hätte.
Die waren größer, aber wohl nicht unbedingt kampfkräftiger. Das ist jetzt völlig fiktiv - aber bei einer Seeschlacht der chinesischen Expedition in den indischen Ozean gegen die portugiesische Expedtion würde ich meinen Wetteinsatz nicht auf die Dschunken setzen.
Überhaupt müßte man im Detail anschauen, über welche Technologien man genau redet. Da gehört Navigation rein, die bessere Segeltechnik - bis hin zur Versorgung. Komplette Weltumsegelungen, bei denen man zwischendurch eigentlich nur Trinkwasser und minimal Frischvorräte benötigt, das sind komplexe Gesamtleistungen.
Zitat Eine Kultur die Typen wie einen Pizarro hervorbrachte. Unternehmerisch, draufgängerisch, selbständig denkend, den persönlichen Vorteil witternd.
Richtig.
Zitat Es ist nebenbei gesagt schade, dass der Vorteil von zwischenstaatlichen Wettbewerb heutzutage nicht mehr so recht gesehen wird. Stattdessen heißt es heute "Wir brauchen ein einiges Europa, um in der Globalisierung zu bestehen". Dummerweise wird "Einigkeit" meist mit "Vereinheitlichung" übersetzt. Und weniger interner Wettbewerb wird Europa langfristig ganz sicher nicht stärken.
Völlig Zustimmung!
Zitat Selbst wenn die Inkas komplett unbewaffnet gewesen wären: sie waren Pizarro MINDESTENS 1000 zu 1 überlegen (vermutlich eher 10.000 zu 1). Noch so gute Schwerter können das nicht ausgleichen.
Schwerter und Rüstungen! Und das Ausnutzen der Geographie, so daß die Gegner ihre numerische Überlegenheit nicht voll ausspielen können. Dann kommt halt schnell der Punkt, wo die 1000:1 Überlegenheit nichts mehr bringt, weil die Spanier schon hunderte von Gegnern niedergemacht haben, ohne daß diese nennenswert Gegentreffer landen konnten. Da bricht dann die Moral ein.
Zitat Es war hier einfach eine unglaubliche Chuzpe, die zum Erfolg führte.
Richtig - aber eine begründete Chuzpe. Die Spanier sahen die Chance, ihre Vorteile auszuspielen und damit die des Gegners zu neutralisieren.
Anlass ist eine aktuelle Studie von Thomas Piketty namens "World Inequality Report 2018"
Der Spiegel fasst diesen Bericht wie folgt zusammen: "Piketty-Report über weltweite Ungleichheit Der große Graben Arm und Reich driften auseinander: Zu diesem Schluss kommt ein neuer Bericht über Ungleichheit in aller Welt."
Klingt ja ziemlich dramatisch. Wenn man sich die Daten in Pikettys Bericht anschaut, sieht das ganze schon weniger dramatisch aus. (ausführlicher Bericht siehe hier: http://wir2018.wid.world/files/download/...ort-english.pdf ) Insbesondere möchte ich in diesem Bericht auf eine Tabelle auf S. 45 aufmerksam machen.
In der Tabelle wird die weltweite Einkommensentwicklung von 1980 bis 2016 dargestellt, aufgeteilt auf einzelne Weltregionen.
Demnach hat in Europa das reale Einkommen pro Erwachsenen um 40% zugenommen. Die einzelnen Einkommensgruppen waren unterschiedlich erfolgreich: die "Bottom 50%" haben um 26% zugelegt, die "Middle 40%" um 34%, die "Top 10%" um 58%.
Ähnlich ist das Bild auch in allen anderen Weltregionen: die Top 10% haben sich in jeder einzelnen Region am besten entwickelt, die "Bottom 50%" am schlechtesten. Auf den ersten Blick stützt das also die These von der zunehmenden Ungleichheit.
Aber nun der entscheidende Punkt, auf den ich hinaus will: in der Spalte "World" werden alle Regionen aggregiert. Und dort ergibt sich folgendes Bild: Gesamte Bevölkerung: real + 60% pro Einwohner davon: Bottom 50%: + 94% Middle 40%: + 43% Top 10%: + 70%
In der Betrachtung der gesamten Welt sind es also gerade die ärmsten 50%, die am stärksten zugelegt haben!
Wie kann es sein, dass in jeder Einzelgruppe die Bottom 50% die relativen Verlierer waren, im Aggregat aber die größten Gewinner? Ganz einfach: es haben gerade die ärmsten Weltregionen (zu denen 1980 noch China und weite Teile Asiens zählten) am meisten gewonnen. Und damit eben besonders viele vormals arme Menschen.
Es ist also genau umkehrt wie vom Spiegel dargestellt: Die Studie von Piketty zeigt, dass die weltweite Ungleichheit in den letzten Jahrzehnten dramatisch ABGENOMMEN hat. Und dass insbesondere die Ärmsten der Welt die größten Wachstumsgewinne hatten. Die Ärmsten haben ihr reales Pro-Kopf-Einkommen seit 1980 fast verdoppelt, während der Weltdurchschnitt "nur" um 60% zugenommen hat.
Dies nur als kleines Gegenargument um die immer häufiger zu hörende Aussage zu kontern, die Ärmsten in den Entwicklungsländer würden im Zuge der Globalisierung vom Westen ausgebeutet. Das Gegenteil ist richtig: Die Globalisierung hat die Einkommensschere weltweit SCHRUMPFEN lassen.
Zitat von Florian im Beitrag #40 ... eine aktuelle Studie von Thomas Piketty namens "World Inequality Report 2018"
Es fällt schon schwer etwas von Piketty als "Studie" ernst zu nehmen. Nicht nur, daß er die falschen Schlußfolgerungen zieht (wie Sie das ja dargestellt haben).
Auch seine Ausgangsdaten sind ja - vorsichtig gesagt - "unzuverlässig". Bei seinem "Kapital" haben die Experten ja erhebliche Fehler im Datenmaterial gefunden. Und ich gehe davon aus, daß das auch hier wieder der Fall sein wird. Wo sollen denn auch zuverlässige Daten zu Einkommen und Vermögen in den meisten Teilen der Welt herkommen? In der dritten Welt läuft der größte Teil der Volkswirtschaft am Fiskus und der offiziellen Statistik vorbei. Sämtliche alten Statistiken aus SU und Ostblock kann man in die Tonne treten. Und selbst im OECD-Bereich gibt es viele Länder, in denen der Anteil der Schattenwirtschaft so hoch liegt, daß alle diese Vergleichsrechnungen nur wackelig sein können. Darüber hinaus betrachtet er nur Bruttoeinkommen, läßt also die Umverteilungsaspekte per Progression und Sozialetats in den westlichen Ländern komplett weg.
Und selbst bei einer vergleichsweise zuverlässigen statistischen Basis wie den bundesdeutschen Finanzamtsdaten hat es gravierende Veränderungen gegeben, die einen langjährigen Vergleich fragwürdig machen. Da wäre insbesondere die Einführung der Besteuerung von "geldwerten Vorteilen" zu nennen, die früher einen großen Teil des Einkommens von Führungskräften ausmachten. Das Gehalt eines Abteilungsleiters war vor 50 Jahren deutlich höher als auf dem Gehaltszettel ausgewiesen, die Steigerungen seitdem gleichen zu einem großen Teil nur aus, daß die Vorteile weggefallen sind.
Zitat von Florian im Beitrag #40 ... eine aktuelle Studie von Thomas Piketty namens "World Inequality Report 2018"
Es fällt schon schwer etwas von Piketty als "Studie" ernst zu nehmen. Nicht nur, daß er die falschen Schlußfolgerungen zieht (wie Sie das ja dargestellt haben).
Noch etwas Grundsatz-Kritik an Piketty:
Er wurde berühmt mit folgender Aussage: "Wenn die Kapitalrendite r langfristig höher ist als die volkswirtschaftliche Wachstumsrate g, dann führt dies unweigerlich zu einer immer höheren Vermögenskonzentration" gekoppelt mit der empirischen Erkenntnis, dass diese Voraussetzung ("r>g") in den letzten Jahrzehnten (anders als früher) zunehmend der Fall sei und dies dies daher die zunehmende Vermögenskonzentration erkläre.
Hier gibt es allerdings mehrere Denkfehler:
Erstens: Nein, auch wenn r>g führt dies nicht zwangsläufig zu Vermögenskonzentration. Dies wäre erst dann der Fall, wenn Kapitaleigentümer nichts konsumieren würden. Sofern sie ausreichend viel konsumieren kann die Vermögenskonzentration hingegen sogar abnehmen, auch dann wenn r>g.
Zweitens: Empirisch ist gerade das Gegenteil richtig: Die Kapitalrenditen haben die letzten Jahrzehnte weltweit deutlich abgenommen. Zwar haben auch die Wachstumsraten abgenommen, allerdings weit weniger als Kapitalrenditen. Weltweit gesehen sind die durchschnittlichen volkswirtschaftlichen Wachstumsraten deutlich höher als die durchschnittlichen Kapitalrenditen.
Zitat von Florian im Beitrag #40 ... eine aktuelle Studie von Thomas Piketty namens "World Inequality Report 2018"
Es fällt schon schwer etwas von Piketty als "Studie" ernst zu nehmen. Nicht nur, daß er die falschen Schlußfolgerungen zieht (wie Sie das ja dargestellt haben).
Noch etwas Grundsatz-Kritik an Piketty:
Er wurde berühmt mit folgender Aussage: "Wenn die Kapitalrendite r langfristig höher ist als die volkswirtschaftliche Wachstumsrate g, dann führt dies unweigerlich zu einer immer höheren Vermögenskonzentration" gekoppelt mit der empirischen Erkenntnis, dass diese Voraussetzung ("r>g") in den letzten Jahrzehnten (anders als früher) zunehmend der Fall sei und dies dies daher die zunehmende Vermögenskonzentration erkläre.
Hier gibt es allerdings mehrere Denkfehler:
Erstens: Nein, auch wenn r>g führt dies nicht zwangsläufig zu Vermögenskonzentration. Dies wäre erst dann der Fall, wenn Kapitaleigentümer nichts konsumieren würden. Sofern sie ausreichend viel konsumieren kann die Vermögenskonzentration hingegen sogar abnehmen, auch dann wenn r>g.
Richtig. Es gilt indem Fall, indem der Kapitaleigentuemer von seinem Kapital gar keinen Gebrauch macht. Das kann man aber schwerlich dann "Kapitalismuskritik" nennen. Seine Beruehmtheit verdankt Piketty nur der Politisierung seiner an sich an Trivialitaet nicht zu ueberbietenden Aussage.
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