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Dieses Thema hat 27 Antworten
und wurde 5.167 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

25.12.2012 13:24
#26 RE: Delors und Enderlein zur Eurokrise Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #9

Aber es muß ja nun auch gehandelt werden; und es geht dabei nicht zuletzt auch um unser Geld und unseren Wohlstand. Ich finde, da sind Überlegungen wie die in der Notre-Europe-Untersuchung notwendig.

Das ist, so wie ich es verstehe, die große Frage. Und ich bezweifle, ob gehandelt werden muss. Vielleicht sollte eben gerade nicht gehandelt werden.
Das hätte ja eben das Primat des Marktes zur Folge.
Handeln wollen vor allem diejenigen welche in der Krise eine Chance sehen, das durchzusetzen was der Souverän in Europa abgelehnt hat - und immer noch ablehnt. Es ist daher nicht verwunderlich, immer wieder zu hören, die Krise wurde zumindest billigend in Kauf genommen um ein Ideal zu diktieren:
Die Vereinigten Staaten von Europa.
Mit einer Verfasstheit welche so schwere demokratische Mängel aufweist, dass ihr ein Beitritt in eben diese verwehrt bleiben würde.
Zitat von Zettel im Beitrag #9
Das Verheerende ist aus meiner Sicht, daß solche Fragen ideologisiert werden. Die einen wollen um Himmels willen nichts tun, was die "Idee Europa" beschädigen könnte; als wenn noch jemand Europa als eine Idee verstehen würde.

Diese Fragen werden ideologisiert weil ihnen eine rationale Grundlage fehlt - und eine notwendige Legitimität. Diese Idee von Europa ist reinste Ideologie, ihr fehlt der Bezug zur Realität.
Zitat von Zettel im Beitrag #9
Wo sie durchbricht wird ein Mangel des Primats der Politik erkannt, welchem mit mehr Bürokratie abgeholfen werden soll.
Und die anderen möchten am liebsten - jedenfalls kann man den Eindruck haben - große Teile des Prozesses der europäischen Einigung rückgängig machen. Was mir auch nicht viel rationaler vorkommt.

Es gab nicht nur einen Prozess in der europäischen Einigung; ich sehe mindestens zwei: Einen von der europäischen Exekutive verordneten und einen der sich bei den Bürgern der europäischen Staaten, insbesondere der Euro-Länder, vollzieht. Beide Prozesse liefen einst einigermassen parallel bis sie im Lissabon-Prozess vom März 2000 in einen gezwungen wurden.
Wenn besagte "andere" etwas rückgängig machen wollen, dann ist es dieser. Er scheiterte und die europäischen Regierungschefs sind nicht bereit dies zu akzeptieren. Die daraus resultierende, und auch geäusserte, Verachtung dem Souverän gegenüber ist ein hinreichend rationaler Grund den europäischen Einigungsprozess innerhalb starker demokratischer Strukturen auf europäischer Ebene ablaufen zu lassen.

Und dazu gehört ein insolventes Land in die Insolvenz gehen zu lassen und eben nicht zu handeln bzw. zu retten.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Horst Huber ( gelöscht )
Beiträge:

25.12.2012 21:52
#27 RE: Delors und Enderlein zur Eurokrise Antworten

Lieber Erling Plaethe,

Sie sprechen mir aus dem Herzen. Die Wahrheit ist doch die, daß steil ansteigende Zinsen für schwache Euroländer nichts weiter sind als die richtige und vernünftige Reaktion der Finanzmärkte auf die volkswirtschaftlichen Schieflagen in der Eurozone.

Statt nun diese schlechte Nachricht zum Anlaß zu nehmen, die ökonomisch so oder so notwendigen Folgerungen zu ziehen, wird munter weiter in die falsche Richtung marschiert, werden Probleme verschleiert, Zinsen künstlich nach unten manipuliert, nötige Insolvenzen verschleppt und die gesamte Währung zum Schaden der solide wirtschaftenden Bürger, Arbeitnehmer, Rentner und Sparer inflationiert.

Gut, politisch zeichnen sich derzeit leider keine Mehrheiten ab, die an dieser Urkatastrophe der zweiten deutschen Republik etwas zu ändern bereit wären.

Wie ein Damoklesschwert hängt über meinen schlimmsten Ahnungen für die Zukunft unseres Landes das Stephan Zweig-Wort:

Zitat Anfang

Nichts hat das deutsche Volk - dies muss immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden - so erbittert, so hasswütig, so hitlerreif gemacht wie die Inflation. Denn der Krieg, so mörderisch er gewesen, er hatte immerhin Stunden des Jubels geschenkt mit Glockenläuten und Siegesfanfaren. Und als unheilbar militärische Nation fühlte sich Deutschland durch die zeitweiligen Siege in seinem Stolze gesteigert, während es durch die Inflation sich einzig als beschmutzt, betrogen und erniedrigt empfand; eine ganze Generation hat der Deutschen Republik diese Jahre nicht vergessen und nicht verziehen und lieber seine Schlächter zurückgerufen.

Zitat Ende.

Darf ich ins Zimmer die Frage rufen, was uns droht, wenn der Euro unter dem Druck des Faktischen, den berechtigten Angriffen der Finanzmärkte, kollabiert oder eine massive Inflation zu einer weiteren und stärkeren Verarmung des deutschen Kleinbürgertums führen wird?

Ich sehe einen irreparablem Schaden für unsere Demokratie, ich fürchte sogar, daß es uns blühen könnte, rechtspopulistische Kräfte im Bundestag zu finden.

Den hier diskutierenden Persönlichkeiten traue ich eine realistische Einschätzung der Lage zu und ich bin sehr gepsannt auf die Antworten zu der von mir aufgeworfenen Teilfrage der Gesamtthematik.

Freundliche Grüße

Horst.H

Die Zensur ist die jüngere von zwei schändlichen Schwestern, die ältere heißt Inquisition. Nestroy

Der Glaube an eine größere und bessere Zukunft ist einer der mächtigsten Feinde gegenwärtiger Freiheit. Aldous Huxley

Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Erich Kästner

Schwarzhut Offline



Beiträge: 60

26.12.2012 11:55
#28 RE: Delors und Enderlein zur Eurokrise Antworten

Zitat
ich bin sehr gespannt auf die Antworten zu
der von mir aufgeworfenen Teilfrage der
Gesamtthematik.

Freundliche Grüße

Horst.H



Lieber Horst Huber,
das ist in der Tat eine spannende Frage!
Bisher sind bereits klar die negativen Folgen, des von oben verordneten Zwangsverbundes zu sehen.
Zwischen den europäischen Staaten wachsen die politischen und gesellschaftlichen Spannungen. Wirtschaftlich notwendige Sparprogramme und Refomen in vielen Ländern, werden als von Deutschland erzwungene Maßnahmen zur Unterdrückung finanzschwächerer Staaten empfunden. Der im Augenblick noch sichtbare "Erfolg" der deutschen Wirtschaft (wer das Targetproblem verstanden hat, weiß dass dieser nur ein Trugschluss ist), wirkt in zwei Richtungen. Innenpolitisch wiegt er die Deutschen in Sicherheit, außenpolitisch schürt er Neid und alte Resentiments.
Solange dieser Zustand andauert, wird die Masse der Menschen in Deutschland ruhig bleiben und brav die Politik von Frau Merkel weiter unterstützen. (Lt. Umfragen sind Frau Merkel und Herr Schäuble die beliebtesten Politiker!)
Die Mainstreampresse, der öffentlich-rechtliche Rundfunk und die Politik, tun derzeit alles, um keine Unruhe aufkommen zu lassen. Selbst die längst entlarvten Lügen der Vergangenheit ("Es sind nur Bürgschaften", "Für Deutschland wird die Griechenlandrettung sogar ein gutes Geschäft sein", " Mit mir wird es keine Transferunion geben", "wenn es ernst wird muss man lügen", "wir haben die Vertäge gebrochen um den Euro zu retten" usw.) haben an öffentlicher Entrüstung und Verärgerung, im Volk weniger Spuren und hinterlassen und Diskussionen erzeugt, als das Betreuungsgeld.

Sogar die derzeitige stille Enteignung der Sparer durch negative Realverzinsung von Guthaben, sowie sinkende Erträge der Altersversorgung, scheint das Wohlgefühl der Menschen nicht zu trüben. Vielleicht vergleicht man sich mit Spanien oder Griechenland und tröstet sich damit, dass es in Deutschland bisher noch ganz gut läuft. Ganz ähnlich scheinen übrigens die Österreicher zu denken.
Die Strategie einer gemäßigten Inflation, bei künstlich nach unten manipulierten Zinsen, scheint derzeit niemand krumm zu nehmen.
Es gibt in Deutschland keine ausgeprägte Protestkultur, wie in Frankreich, wo ganz schnell mal ein paar Autos brennen, wenn das Volk sich von der Politik nicht richtig beachtet fühlt.
Es scheint auch bisher bei den Unzufriedenen, eher eine Tendenz zur Wahlverweigerung zu geben, als die Bereitschaft, radikal andere politische Meinungen zu wählen. Noch!
Das Aufflackern der Piratenpartei, zeigt ein latentes Bedürfnis an politischer Alternative! Jedoch scheiterten diese, an ihrem eigenen Dilettantismus.
Was passiert, wenn das Bürgertum wirschaftlich existenziell bedroht ist, Unruhen entstehen, Reiche das Land verlassen und ihr Vermögen in Sicherheit bringen, vermag wohl niemand zu sagen.
Eine gewisse Unruhe scheint unsere Politiker bereits befallen zu haben. Für mich deuten jedenfalls die neu aufgeflammten Bestrebungen, die NPD zu verbieten, in diese Richtung.
Die derzeitige Bestrebung der Politik, durch Errichtung eines europäischen Superstaates ohne Legitimation durch den Bürger, mit der Schaffung einer Beamtenoligarchie, die den Bürger- "natürlich nur zu seinem Besten" entmündigt, könnte in viele europäischen Staaten, ein Wiedererstarken nationaler, und radikaler Kräfte fördern.
Mit beunruhigten Grüßen
Schwarzhut

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