Vielleicht erinnern Sie sich: Im Frühling 2011 hatte ich angekündigt, überhaupt nicht mehr über Politik zu schreiben, sondern über Literatur, Wissenschaft, Philosophie.
Diesen Vorsatz habe ich dann stracks gebrochen; er war natürlich auch einer gewissen Verzweiflung über die Politik entsprungen gewesen.
Aber es ist schon so, daß mir das Schreiben über Wissenschaft und Literatur und Philosophie vergnüglich ist. Es macht Freude. Die Tagesaktualitäten, die Meckerecken usw. nicht.
Hier ein Remake zu dem genialen Lewis Caroll und zu dem bewundernswerten Martin Gardner. Und eine Erinnerung an den Literarischen Rätselsalon.
Wahrscheinlich ist das kleine Zimmer schon a bisserl ungewöhnlich, was den Umgangston angeht. Das liegt mit daran, daß ich mir den Rätselsalon zum Vorbild genommen habe.
Zitat Hinein in ein Welt, in der manches invertiert ist (rechts und links zum Beispiel); anderes wiederum nicht (oben und unten zum Beispiel - woher eigentlich dieser Unterschied?).
Lieber Zettel,
in einem Spiegel wird nicht Links mit Rechts, sondern Vorne mit Hinten vertauscht.
Die klassische Abhandlung über das Spiegelparadoxon (für Nicht-Adepten in den esoterischeren Bereichen der Physik, i.e. solche, die man mit einem Feynman-Diagramm exorzieren kann) stammt von Martin Gardner: The Ambidextrous Universe (1964 & seit der 3. Ausgabe von 1990 The New Ambidextrous Universe).
Mit Spiegeln muss man sowieso vorsichtig sein: Die "Verbannung in den Spiegel" ist eine kleine, aber wirkungsvolle Trope der phantastischen Literatur (am eindrücklichsten vielleicht in der Filmfassung von Roald Dahls The Witches von 1990), und Borges warnt vor der Fauna, die im Spiegelland lebt:
"One night the mirror people invaded the earth. Their power was great, but at the end of bloody warfare the magic arts of the Yellow Emperor prevailed. He repulsed the invaders, imprisoned them in their mirrors, and forced on them the task of repeating, as though in a kind of dream, all the actions of men. He stripped them of their power and of their forms and reduced them to mere reflections. Nonetheless, a day will come when the spell will be shaken off. The first to awaken will be the Fish.
Deep in the mirror we will perceive a very faint line and the color of this line will be like no other color. Later on, other shapes will begin to stir. Little by little they will differ from us; little by little they will not imitate us. They will break through the barriers of glass or metal. Side by side with these mirror creatures, the creatures of water will join the battle. And this time, they will not be defeated."
The Fauna of Mirrors (The Book of Imaginary Beings, 1967) (Nachzulesen ist dieses "this time..." bei China Miéville, The Tain [2005])
P.S. Das Mädchen in The Witches - im Buch Solveig, im Film Erica - wird allerdings in einem Gemälde gefangen, nicht in einem Spiegel: http://www.youtube.com/watch?v=wd1fajtL1bU "While oil paintings are traditional, any kind of picture can be used. Another common variant is to use a mirror. With these, people looking in the mirror may see the prisoner in place of their reflection, or dimly superimposed on it."
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #3 Mit Spiegeln muss man sowieso vorsichtig sein:
Als guter Christenmensch denkt man bei through the looking-glass wohl gleich an 1 Kor 13,12 (in Luthers Übersetzung: "Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht.")
Zitat von Thomas Pauli im Beitrag #2in einem Spiegel wird nicht Links mit Rechts, sondern Vorne mit Hinten vertauscht.
Ein ebener Spiegel erzeugt keine reellen optischen Abbildungen, kann also auch nichts "vertauschen". Dazu benötigen Sie schon ein menschliches Auge & Gehirn. Und warum wohl erscheint dort eine rechts/links Vertauschung?
Lieber Zettel, das war ein sehr schöner Artikel, und ich wünsche mir für das Neue Jahr viele dieser Art! Ein nachdenklich machender Jahresanfang: nach Schrippe begegnet mir also auch der Rätselsalon. Thank you for the memories! Herzlich, R.r
Zitat von Reader im Beitrag #7 Thank you for the memories!
Ja, das war ein schönes Forum. Ob außer dir, dear Reader, sich daraus noch jemand in der Forenwelt herumtreibt?
Und für alle hier im Forum - außer dir - noch die kleine Information: Der Nick "Wamba" ist damals entstanden. Es ist der Narr in Walter Scotts Ivanhoe. (Irgendwann habe ich es wohl schon mal erwähnt).
Was ich damals noch nicht wußte, weil ich Eckermanns "Gespräche mit Goethe" noch nicht gelesen hatte: Goethe hat Scott außerordentlich geschätzt.
Zitat Hinein in ein Welt, in der manches invertiert ist (rechts und links zum Beispiel); anderes wiederum nicht (oben und unten zum Beispiel - woher eigentlich dieser Unterschied?).
Lieber Zettel,
in einem Spiegel wird nicht Links mit Rechts, sondern Vorne mit Hinten vertauscht.
Wird es das, lieber Thomas? (just for the sake of the argument ).
Wenn ich im Bad in den Spiegel gucke, dann steht der reale Zettel vorn und die Dusche ist hinter ihm. Im Spiegel steht der virtuelle Zettel auch vorn, und die Dusche ist hinter ihm.
Wenn ich nun aber den "Spiegel" in den Spiegel halt, dann steht "DER SPIEGEL" da von rechts nach links, statt von links nach rechts.
(Übrigens gibt es Kinder, die Spiegelschrift mit derselben Leichtigkeit schreiben können wir richtige Schrift; oft wohl Linkshänder).
Zitat von Zettel im Beitrag #9Wenn ich nun aber den "Spiegel" in den Spiegel halt, dann steht "DER SPIEGEL" da von rechts nach links, statt von links nach rechts.
Das ist wohl eine der Befürchtungen für den Kassensturz zur nächsten Jahreswende: in der verbliebenen Presselandschaft steht DER SPIEGEL ganz rechtsaußen...
Zitat von ZettelIm Spiegel steht der virtuelle Zettel auch vorn, und die Dusche ist hinter ihm.
mag sein, lieber Zettel, daß das in Ihrem Bad so ist.
Bei mir sieht es so aus, daß direkt vor mir mein Spiegelbild ist. Noch weiter vorn wäre die Dusche zu sehen, wenn nicht mein Spiegelbild die Sicht versperren würde.
Ich schätze, daß der Beitrag von Thomas Pauli auch auf diesen Effekt abzielte.
Lieber Thomas Pauli, danke dafür, daß Sie anscheinend etliche zum Nachdenken über dieses doch so alltägliche Thema gebracht haben.
Woran erkennt man ein linksgrünes Märchen? Es beginnt mit: Es wird einmal sein. __________________________________________ __________________________________________
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