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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 57 Antworten
und wurde 12.901 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.01.2013 14:20
Deutsche Stämme Antworten

Bevor es - vermutlich - in der Politik wieder richtig ernst wird, hier noch ein kleines Feuilleton.

C. Offline




Beiträge: 2.639

02.01.2013 15:25
#2 annerschtwo is annerscht, und halt net wie in de Palz Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Bevor es - vermutlich - in der Politik wieder richtig ernst wird, hier noch ein kleines Feuilleton.


Zitat von Zettel
Die Pfälzer und die westlichen Thüringer rechne ich jetzt einfach zu den Hessen



Was hänn mer Pälzer mit eisch Hässe zu tu? Nix, wann misch frogscht, schunn gar nett als "Stamm" (Neimodisch Ferz). Mer hänn schunn Fußbodeheizung ghatt, da wars bei eisch Chatten noch iwwerall schattisch.

Zitat von Die anonyme Giddarischde - Palzlied
Kennscht du Trippstadt, Herdlingshause, Grienschtadt, Eiseberg un Forscht?
hoscht du emol uf nem Woifscht denne Leid dort zugehorcht?
trinkst du gern emol en Schorle un ischt gern e Lewwerworscht?
gehscht du efters in die Volle un hoscht mehr wie annre Dorscht?

Des wär alles nix besonnres sagscht du un du müschtch jetzt geh
weil es gäb außer de Palz jo a noch anneres zu seh
sicher hoscht du recht wonn du sagscht dass ders annerschtwo a gfallt
awwer annerschtwo is annerscht, und halt net wie in de Palz!



Zur Nachhilfe

Der Riesling gehört zu Deutschland.

Skipper ( gelöscht )
Beiträge:

02.01.2013 15:25
#3 RE: Deutsche Stämme Antworten

Dabei spricht einiges dafür, die Hessen - früher Chatten genannt - zu den Franken zu rechnen.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

02.01.2013 15:58
#4 RE: Deutsche Stämme Antworten

Sehr vergnüglich - ein schöner Start ins neue Jahr.

Aber bei den Pfälzern muß ich schon widersprechen. Die haben nun recht wenig mit den Hessen gemein, gehören aber mit den Elsässern zusammen (mit den nördlichen, im südlichen Elsaß sind es Alemannen).
Wobei es "die Hessen" eigentlich gar nicht gibt. Die Nordhessen, das sind die eigentlichen Hessen, die Nachfahren der Chatten. Und durchaus eng verwandt mit den Thüringern.
Aber die Südhessen sind Rheinfranken, ein ganz anderer Dialekt und es ist historische Zufall, daß diese sehr verschiedenen Stämme in einem Bundesland gelandet sind.

Es fehlen übrigens die Österreicher. Unabhängig von irgendwelchen staatlichen Strukturen sind die schon ein deutscher Stamm mit interessanten Eigenheiten.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

02.01.2013 16:55
#5 RE: Deutsche Stämme Antworten

Zu den Preußen gibt's nichts zu attributieren? Nur die großen Köpfe? Auch irgendwie bezeichnend.

Aber im Ernst, ich habe mal überlegt was meine Landsleute so auszeichnet. Biertrinkerland, erdig, emotional eher zurückgenommen. Manchmal zu laut, oft zu leise. Gar nicht unbedingt obrigkeitshörig, aber doch sehr bequem obrigkeitshinnehmend. Im persönlichen Umgang erstmal misstrauisch-reserviert, aber nicht von vornherein ablehnend. Bestimmt leichter "zu knacken" als manch anderer Volksstamm. Man muss allerdings schon auf die Leute zugehen, von selbst kommen die nicht. Wenn man das aber nicht möchte, gilt "leben und leben lassen" - landsmannschaftlichem Konformitätsdruck ist man da eher weniger ausgesetzt, was vielleicht auch am Bevölkerungsaustausch nach dem Zweiten Weltkrieg liegt. Ist aber meine subjektive Sicht.
Genauso, wie ich die Gene der DDR vor allem im ehemaligen Preußen konserviert sehe, während "der Ossi" sich nach dem Ende der DDR doch noch vor allem in der Karikatur eines sächselnden Vokuhila-Trägers manifestierte.

Beste Grüße, Calimero

----------------------------------------------------
Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

Stitch Jones Offline




Beiträge: 86

02.01.2013 17:17
#6 RE: Deutsche Stämme Antworten

Zitat
Der Ruhrpott. Nirgends habe ich mich in Deutschland so wohlgefühlt wie dort. Eine urbane Kultur, aber ohne die Arroganz, die Städte wie Berlin und Paris prägt. Man ist zusammengewachsen; vom westfälischen Unna bis hin zum rheinischen Duisburg. "Zuwanderer" wurden schon "integriert", als es beide Wörter noch nicht gab. Polen erst, später die Gastarbeiter. Im Ruhrgebiet geht es ehrlich, tolerant und direkt zu.



Freut mich ganz ehrlich, lieber Zettel, dass Sie sich in meiner Heimat so wohlgefühlt haben. Vielleicht ist das - die provinziell-bodenständige Urbanität und das "ehrlich, tolerant und direkt" - ja dann doch der Grund, warum ich hier nie weggegangen bin.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

02.01.2013 17:37
#7 RE: Deutsche Stämme Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Bevor es - vermutlich - in der Politik wieder richtig ernst wird, hier noch ein kleines Feuilleton.
Nicht ganz konsequent gehen Sie mit dem Widerspruch zwischen geerbter obrigkeitlicher Zugehörigkeit und regionaler Zugehörigkeit um. Da ist der Saarländer ein Irrtum der Geschichte, der "Preuße", der angeblich Brandenburg bevölkert hingegen nicht, obwohl Preußen doch östlich der Weichsel liegt.
Freilich kann man beides nicht sauber trennen, weil seit der Zeit der Nationalstaaten die Obrigkeiten ein Interesse an homogenen Staaten hatten. Doch insofern sind Saarländer und brandenburgische Preußen dasselbe: Erfundene Identitäten, um staatlichen Grenzen den Anschein nationaler Notwendigkeit zu geben.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

02.01.2013 17:57
#8 RE: Deutsche Stämme Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #7
Doch insofern sind Saarländer und brandenburgische Preußen dasselbe: Erfundene Identitäten, um staatlichen Grenzen den Anschein nationaler Notwendigkeit zu geben.

Das würde ich jetzt nicht so gleichsetzen.
Bei Preußen wurde nur der Name "verpflanzt", auf eine historisch und landsmannschaftlich geschlossene Einheit. Die sich dann auch über Jahrhunderte mit dem Namen identifiziert hat.
Das Saarland dagegen ist eine Kunstgeburt, aus Resten zusammengefügt. Wie übrigens auch Rheinland-Pfalz.

Man darf eigentlich bei den "Stämmen" überhaupt nicht in Bundesländern denken. Es gibt kein Bundesland, das auch nur annähernd deckungsgleich wäre mit einem historisch und sprachlich gewachsenem Volksstamm.
Im Fall Rheinland-Pfalz gibt es eigentlich die Moselfranken um Trier, an der Saar und in Luxemburg. Und die Pfälzer, deren andere Hälfte im nördlichen Ba-Wü lebt.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.01.2013 18:49
#9 RE: annerschtwo is annerscht, und halt net wie in de Palz Antworten

Zitat von C. im Beitrag #2

Zitat von Die anonyme Giddarischde - Palzlied
sicher hoscht du recht wonn du sagscht dass ders annerschtwo a gfallt
awwer annerschtwo is annerscht, und halt net wie in de Palz!


Un es will mer ned in de Kopp enei,
wie kann nor en Mensch ned aus Frankford sei.

Dear C. ihr kommt doch nicht drum herum, daß ihr zu dem - freilich ungleich bedeutenderen - Kulturraum Hessen gehört.

Dem südhessischen. Da hat R.A. natürlich Recht, daß wir mit den Nordhessen - das sind die hinter dem Limes - wenig gemein haben. Sie reden ja auch unverständlich, in ihrer nach Germanenart mit Vokalen angefüllten Sprache.
"Aisch hunn papair", das muß man sich mal vorstellen.

Herzlich, Zettel

lepus Offline



Beiträge: 2

02.01.2013 19:05
#10 RE: Deutsche Stämme Antworten

Als gebürtiger Westfale wurmt es mich ein wenig, dass mein Stamm nur mit dem angeblich so fürchterlichen "Töttchen" Erwähnung findet (für alle, die damit keine kulinarische Erfahrung gemacht haben: Töttchen ist ein köstliches Kalbsragout!) Ansonsten dürfen wir Westfalen zumindest den nordwestlichen Ruhrpott als zu uns gehörig betrachten. Das entsprechende Lob ernten wir natürlich auch gerne.
Die längste Zeit meines Lebens verbringe ich nun schon in Südhessen (genauer im Rheingau). Die Rheingau(n)er haben lange Zeit zu Mainz gehört, demzufolge verbindet sie mehr mit den Pfälzern und Rheinhessen (= Rheinland-Pfalz) als mit den Nordhessen, obwohl Erstere auf der "ebsch Seit" vom Rhein wohnen (das ist so etwas wie die "schäl Sick" für die Kölner). In der Mitte geht halt alles ein wenig durcheinander - und das ist gut so.

Florian Offline



Beiträge: 3.136

02.01.2013 19:27
#11 RE: Deutsche Stämme Antworten

@ R.A.:

Zitat
Zitat von Emulgator im Beitrag #7
--------------------------------------------------------------------------------
Doch insofern sind Saarländer und brandenburgische Preußen dasselbe: Erfundene Identitäten, um staatlichen Grenzen den Anschein nationaler Notwendigkeit zu geben.
--------------------------------------------------------------------------------

Das würde ich jetzt nicht so gleichsetzen.
Bei Preußen wurde nur der Name "verpflanzt", auf eine historisch und landsmannschaftlich geschlossene Einheit. Die sich dann auch über Jahrhunderte mit dem Namen identifiziert hat.



Emulgator hat da m.E. schon recht.

Und auch als der Kurfürst von Brandenburg sich König in(!) Preußen zu nennen begann, da war dieses Preußen eben nie eine landsmannschaftlich geschlossene Einheit. Es reichte von Lippe an der holländischen Grenze bis ins hinterste Polen. Mit verschiedenen Sprachen und verschiedenen Religionen und auch nach 1871 noch mit großen nicht-deutschsprachigen Minderheiten.
Brandenburg war in diesem Gebilde zwar die Kernprovinz. Aber selbst in dieser Kernprovinz werden sich auch im Jahr 1700 oder 1800 die Bewohner in erster Linie als "Brandenburger" empfunden haben und nicht als "Preußen".
Ein vereinigtes Bundesland Brandenburg+Berlin in "Preußen" umzubenennen wäre m.E. auch historisch nicht korrekt, weil die historische Landschaft "Preußen" komplett außerhalb von Brandenburg liegt.

(Übrigens habe ich über die Weihnachtstage "Iron Kingdom" von Chris Clark gelesen.
Eine Historie von Preußen aus einem sehr schön unaufgeregten ausländischen Blickwinkel.
Lesenswert.
http://www.amazon.com/Iron-Kingdom-Downf...7/dp/0674031962)

Frank Offline




Beiträge: 187

02.01.2013 20:01
#12 RE: Deutsche Stämme Antworten

Die eigentliche Thematik, die Alemannen (oder/und Schwaben) wurde aber bisher ausgelassen. Dabei haben die vier Gruppen, um die es geht, doch eine gemeinsame Wikipediasprachvariante.
Elsässer
Alemannen im Badischen
Alemannen in der Deutschschweiz, im österreichischen Bundesland Vorarlberg und im italienischen Aostatal und Piemont
Schwaben in Süd-und Mittelwürttemberg, aber auch im Tiroler Lechtal und im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben

http://als.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:...28Elsassisch%29

P.S.: Der Niederrhein ist sprachwissenschaftlich eher niederfränkisch, also niederländisch!
das französische Departement Moselle ("Lothringen") ist fränkisch wie Luxemburg und das gesamte Rheinland bis Benrath

>>>>
Sit intra te concordia et publica felicitas
>>>>

C. Offline




Beiträge: 2.639

02.01.2013 20:32
#13 RE: Deutsche Stämme Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #9
Dear C. ihr kommt doch nicht drum herum, daß ihr zu dem - freilich ungleich bedeutenderen - Kulturraum Hessen gehört.


Nö, ich lasse dich aber gerne in dem Glauben, das macht uns Pfälzer aus, wir sind weltoffen und tolerant gegenüber allen die Riesling, Saumagen und Lewwerworscht nicht verschmähen. "Kulturraum Hessen" scheint mir auch so einen Werbefuzzierfindung zu sein wie die "Metropolregion Rhein-Neckar".

Der Riesling gehört zu Deutschland.

Karl Offline



Beiträge: 26

02.01.2013 20:36
#14 RE: Deutsche Stämme Antworten

Zitat von Frank im Beitrag #12


P.S.: Der Niederrhein ist sprachwissenschaftlich eher niederfränkisch, also niederländisch!
das französische Departement Moselle ("Lothringen") ist fränkisch wie Luxemburg und das gesamte Rheinland bis Benrath



Tja, wir sind nämlich a) Franken, b) Rheinländer und c) Niederrheiner - da kommt einiges zusammen! Jedenfalls ist eine Unterscheidung Rheinländer - Niederrheiner kokolores, wie ja die Begriffe vorgeben: Niederrheiner ist eine Differentia specifica von Rheinländer. Und sie, die westlichen Deutschen nördlich der Benrather Linie, sind auch Franken, aber eben Niederfranken. Daß Niederfränkisch=Niederländisch ist, stimmt auch nur insofern, als die spät gezogene Reichsgrenze eben keine Sprachgrenze ist. Das ist aber etwas her. Und inzwischen werden solche Subsumtionen angesichts des offiziellen Algemeen Beschaafd Nederlands, das in der Tat über die Jahrhunderte aus dem Altniederfränkischen hervorgegangen ist, auch viel zu ungenau. Auch sprechen nur Minderheiten hier noch im Dialekt. Natürlich bleibt ein besonderer Klang unserem Deutsch erhalten, den wir gern in Berlin zum Ärger der Thierseschen Sprachpolizei zum besten geben würden. Aber zudem ist der echte Niederrheiner auch ein überzeugter Separatist, und die Loslösung dieser schönsten Landschaft der Welt von Berlin käme uns sehr gelegen. Ein Unabhängiges Rheinland ist genau das, was ich noch erleben möchte.

Karl

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

02.01.2013 20:38
#15 RE: Deutsche Stämme Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #11
Und auch als der Kurfürst von Brandenburg sich König in(!) Preußen zu nennen begann, da war dieses Preußen eben nie eine landsmannschaftlich geschlossene Einheit. Es reichte von Lippe an der holländischen Grenze bis ins hinterste Polen. Mit verschiedenen Sprachen und verschiedenen Religionen und auch nach 1871 noch mit großen nicht-deutschsprachigen Minderheiten.
Genau das hatte ich im Hinterkopf. Ich hatte mal im Gespräch eine junge Polin gefragt, woher sie sei, und sie sagte, sie sei Oberschlesierin. Da hätte mancher einen Frevel gegen die politische Korrektheit geargwöhnt und die junge Frau entsprechend der obrigkeitlichen Geschichtsauffassung über ihre Heimat belehrt. In Wahrheit aber hat sich die oberschlesische Identität trotz der habsburgischen, hohenzollerischen und polnischen Obrigkeit erhalten.

ahs Offline



Beiträge: 27

02.01.2013 21:17
#16 RE: Deutsche Stämme Antworten

Einfach herrlich - auch alle Kommentare. Als gebürtiger Hesse, Sohn eines in Österreich geborenen Sachsen (Familie war 1934 geflüchtet - aber eben nicht weit genug) und einer in den 50ern in den Ruhrpott geflüchteten, gebürtigen Anhaltinerin habe ich in den ersten 18 Jahren meines Lebens den kompletten Süden kennengelernt: Kindergarten nacheinander in Hessen und Schwaben, Grundschule in Schwaben und Franken, Gymnasium in Franken, der Pfalz und im Rheinland. Deshalb wage ich, hier auch (Vor-)Urteile abzugeben:
Ja, mit den Norddeutschen und Westfalen bin ich nie warm geworden. Ich liebe die Landschaften, liebe die See, die Stürme. Aber lieber als Urlaubsliebe, nicht als Heimat.
Ähnlich geht es mir mit dem Osten. Obwohl ursprüngliche Heimat aller meiner Familienwurzeln, bleiben mir vor allem die Menschen so richtig fremd, ich finde keinen Draht.
Rheinländer und Bayern sind sehr unterschiedlich, und doch so ähnlich: eher extrovertiert, viel Lebenslust, viel Genuß. Ich mag das, es wurde mir aber ebenfalls nie Heimat.
Am wohlsten fühle ich mich dort, wo die Sonne Deutschland am meisten liebt: die Pfalz, Baden, Rheinhessen, Südhessen/Rhein-Main, das Saarland. Sehr ähnliche Mentalitäten, sehr stark durch das benachbarte Frankreich geprägt, Leben und leben lassen, Wein, Genuß, Wärme, Lebensfreude.
Klar, vieles davon sind nur Gefühle, keine empirisch nachweisbaren Realitäten...trotzdem lässt sich das graue und regnerische Rheinland am besten dadurch ertragen, dass ich in eine saarländische Familie (die ursprünglich aus der Ortenau stammt) eingeheiratet habe und auch bei Dienstreisen entscheiden kann, dass ich lieber nach Saarbrücken und Offenburg fahre...

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

02.01.2013 21:18
#17 RE: Deutsche Stämme Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag
Roman Herzog ist so ein souveräner Franke



Geboren wurde Herzog in Landshut (und studiert sowie anfänglich gelehrt hat er in München). Dass er besondere landsmannschaftliche Beziehungen zu Franken hätte, war mir bisher nicht bekannt.

Zitat von Zettel im Beitrag
Wohlgefühlt habe ich mich in München nie.



Ich auch nicht, lieber Zettel.

Llarian Online



Beiträge: 6.920

02.01.2013 21:46
#18 RE: Deutsche Stämme Antworten

Zitat von ahs im Beitrag #16
Ja, mit den Norddeutschen und Westfalen bin ich nie warm geworden. Ich liebe die Landschaften, liebe die See, die Stürme.

Oh, wie wahr. Als jemand der in Westfalen aufgewachsen ist kann ich nur sagen, es ist schon ein eigener Schlag Mensch, der da in den Dörfern wohnt und einer, den ich lieber vermeide und dem gegenüber ich die Bewohner meiner heutigen Wahlheimat, dem Rheinland, doch sehr deutlich vorziehe. Der Westfale ist reichlich konservativ, er achtet auf den Schein und was andere über ihn denken ist ihm oftmals wichtiger als das, was er wirklich ist. Was vermutlich auch daran liegt das Westfalen von kleinen Städten geprägt ist.

Der Rheinländer ist im Vergleich ein gänzlich anderer: Jeder Jeck is anders und es hätt noch immer joot jegange. Ich wüsste keinen deutschen Volksstamm bei dem ich lieber leben würde, auch wenn ich selbst kein nativer Rheinländer bin. Und dennoch: Westfalen ist die Heimat, es gibt keine Landschaft der Welt die so schön ist, die Wälder, die Wiesen, die Talsperren und Flüsse, die Felder, der Regen, der Nebel. Und ja, gerade der Regen, wenn man damit aufwächst hat man einen anderen Bezug dazu. Nur sind eben die Westfalen auch da. Nichts ist perfekt. ;)

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

02.01.2013 22:19
#19 RE: Deutsche Stämme Antworten

Zitat von ZR
Die Sachsen. Sie haben mich nicht enttäuscht, nach 1990. So vif, so intelligent und zielstrebig, daß sie als erste vergessen machen konnten, daß auch dort einmal DDR gewesen ist. Sie haben sich sozusagen geschüttelt, und weg war das Erbe der Diktatur. Bewundernswert.


Die Sachsen, stefanolix möge mir das verzeihen, haben das SED-Regime repräsentiert wie kein anderer Stamm dort, wo einst die DDR lag. Nicht nur durch die Polizei und die Stasi, oder das MfS, wurde man im sächsischen Dialekt angesprochen. (Fast) jeder Parteisekretär und Bereichsleiter war Sachse.
Allerdings haben die Sachsen nicht nur den Unterdrückungsapparat geprägt, sondern auch die mutigen Bürger, welche trotz Verbot und Drohungen der "Sicherheitskräfte" auf die Strasse gegangen sind.
Seitdem habe ich meine einst tiefsitzenden, weil tagtäglich gefütterten, Vorurteile ihnen gegenüber abgelegt. Leicht war das nicht, vor allem weil in Berlin und Brandenburg diese Vorurteile noch sehr präsent sind, auch wenn sie seit einiger Zeit durch die gegen alles Schwäbische etwas in den Hintergrund treten.

Zu Preußen fällt mir vor allem eines ein: Die Aufklärung.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

02.01.2013 23:02
#20 RE: Deutsche Stämme Antworten

Ich bin zwar nicht so weit rumgekommen wie die geschätzte Mitforistin ahs, aber einige Flecken Deutschlands durfte ich dann doch aus näherer Anschauung kennen lernen.

Tief im Herzen bin ich noch irgendwo Berliner, und immer, wenn ich in der Stadt bin, fühle ich mich irgendwie zu Hause, auch wenn die Stadt seit der Maueröffnung viel internationaler geworden ist, viel weniger provinziell und damit leider auch viel weniger unverwechselbar. Aber ab und zu scheint er noch durch, dieser typische Berliner Menschenschlag: rotzig, pampig, die eigene Schwäche hinter lautstarkem Poltern verbergend. Aber mit einem grinsend vorgetragenen Gegenstänkern kann man sie knacken , denn Selbstironie können sie erstaunlicherweise auch, was man z.B. in einigen Hertha-Foren nachlesen kann.

Da ich in Niedersachsen aufgewachsen bin, sind mir die Menschen dort am nächsten. Wobei es natürlich noch ein gewaltiger Unterschied ist, ob jemand aus Göttingen, Lüneburg oder Aurich kommt. Aber auch die Hamburger sind mein Fall: Kein Wort zuviel, nur nicht zu vertraulich, aber sehr herzlich, wenn man erstmal "drin" ist. Westfalen habe ich durch Verwandtschaft von ähnlicher Art kennen gelernt. Bei den kommt aber noch ein guter Schuss Starrsinn dazu.

Wo war ich noch? Ah ja. München. Da schließe ich mich Zettel an. Zwar wird von den Eingeborenen immer wieder behauptet, München sei nicht wie Bayern, aber die Unterschiede erschließen sich wohl nur dem Experten. Mir jedenfalls war es noch viel zu bayerisch da: Auch laut polternd, aber dazu noch mit einem Schuss Arroganz oder Größenwahn.Und abweisend gegen alles Fremde.

Die Ecke Wiesbaden/Mainz kenne ich auch noch, und von daher auch etwas von Hessen und Rheinhessen.Jo, die Hessen sind ganz o.k.. Trauen würde ich ihnen wirklich nicht immer, aber es sind angenehme Zeitgenossen, in deren Gegenwart man sich wohlfühlt (jetzt nicht unbedingt die Wiesbadener selbst...). Für die Rheinhessen gilt das auch, und die können dazu noch Gemütlichkeit viel besser.Das einzige Problem bei beiden ist, dass man Riesling für ein genießbares Getränk hält.

Und die Badener... Da gibt es ja die (ich bin in den feinen Unterschieden nicht so bewandert) auch sprachlich eher an die Pfälzer erinnernden im Norden, z.B. meinem geliebten Karlsruhe. Durch und durch liebenswerte Leute, kann ich nur sagen. Offen, warmherzig, vielleicht sogar etwas naiv und treuherzig. Und dann gibt es die im Süden, die fast schon Schweizer sind. Die sind zugeknöpfter, tauen aber sofort auf, wenn man sich selbst öffnet und auf sie zugeht. Hier regiert das "Leben und leben lassen" schon sehr, mit einem Schuss ins Nachlässige, das aber durch viel Improvisation wieder korrigiert wird.

Die Schwaben hingegen sind ein Völkchen, das ich wohl nie verstehen werde. Wirklich nicht. Ich habe es oft versucht, wegen Verwandtschaft und aus anderen Gründen, aber wie die ticken, wird mir ewig fremd bleiben. So verbissen kommen die rüber, nee...

Den Osten des Landes kenne ich nur von Besuchen. Mecklenburg-Vorpommern empfand ich trotz meiner Vorliebe für den Norden als abweisend, während die Sachsen von Zettel wirklich treffend beschrieben wurden - die blühen im demokratischen Deutschland geradezu auf.

Den Rest kenne ich nur aus dem Fernsehen oder durch einzelne Personen. Was ja beides nicht zählt. Und wenn ich mir so einige Kommentare hier durchlese (sehr erhellend übrigens, danke!), dann "weiß" ich jetzt schon, dass ich mit Rheinländern eher nicht so viel am Hut haben werde, was eher Gutes für die Bekanntschaft mit Leuten vom Niederrhein erwarten lässt (trotz der nervigen Lkws), und dass ich die Franken (trotz ihrer weltberühmtesten Persönlichkeit, die so prominent ist, dass sie von sich in der dritten Persoin spricht) wohl eher mögen würde.

Und all das ist natürlich in Stein gemeißelt und unrevidierbar. Wo kämen wir denn auch sonst hin.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

Bernd314 Offline



Beiträge: 133

02.01.2013 23:25
#21 Suebi id est Alamanni Antworten

Warum die Unterscheidung zwischen Schwaben und Alemannen ?

Der Alemannische Sprach- und Kulturraum ist nicht auf die Gegend um den Bodensee beschränkt, sondern reicht von Stuttgart bis Zermatt:

http://www.alemannisch.de/unser_sprooch/herkunft.htm

So versteht zum Beispiel ein Bewohner der schwäbischen Alb problemlos auch die Schweizer Mundarten:

Ein Beispiel: Ziischtig (Schwizer dütsch) = Zeischtig (Schwäbisch) = Dienstag (hochdeutsch)

Auch der gebürtige Schwabe Hermann Hesse hat ja sein "Alemannisches Bekenntnis" geschrieben.

Zitat:
In selleme "Alemannebuech" het er anschtelli vuneme Vorwort sii "Alemannisches Bekenntnis" gschriibe, wu ner erklärt het, was für bsunderi heimetlichi Gfüehl er iiberechunt, wu au immer er sich im alemannische Sprooch- und Kulturruum uffhalte duet
[/qoute]

(http://als.wikipedia.org/wiki/Hermann_Hesse)

ahs Offline



Beiträge: 27

02.01.2013 23:31
#22 RE: Deutsche Stämme Antworten

Ja, spätestens nördlich von Karlsruhe beginnt die Kurpfalz, dort spricht man dann eben auch keinen alemannischen Dialekt, sondern eine Form des Rheinfränkischen - wie die Pfälzer und die Hälfte der Saarländer (der Rest im Saarland spricht dann schon moselfränkisch, wie die Trierer und Lützelburger). Deshalb funktioniert ja auch die "Metropolregion Rhein-Neckar": sie entspricht in Teilen der alten Kurpfalz und da sind subkutan noch Zusammengehörigkeiten vorhanden, die den Heidelberger und Mannheimer enger an Speyer und Landau bindet, als an Stuttgart.

Florian Offline



Beiträge: 3.136

02.01.2013 23:42
#23 RE: Suebi id est Alamanni Antworten

Zitat von Bernd314 im Beitrag #21
Warum die Unterscheidung zwischen Schwaben und Alemannen ?



Vermutlich, weil ein Badener sich selbst durchaus als Alemanne bezeichnen würde. Ein Stuttgarter eher nicht.

Aber unabhängig von der genauen Bezeichnung:

Es gibt einen ganz deutlichen Unterschied zwischen Badenern und Württembergern, den ja auch viele Mitforisten erkennen:
Die Badener sind lebenslustig, feierfreudig und nett.
Die Schwaben sind strebsam, unlustig und verbissen.

Meine persönliche Erklärung für dieses Phänomen:
Die Badener sind Katholiken, die Württemberger Protestanten (und zwar sogar eine besonders ausgeprägte Subspezies. Teilweise auch Piätisten).


Es tut übrigens richtig gut, hier einmal alle seine Vorurteile in aller Plattheit ausleben zu können.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

02.01.2013 23:47
#24 RE: Deutsche Stämme Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #20
Da ich in Niedersachsen aufgewachsen bin, sind mir die Menschen dort am nächsten. Wobei es natürlich noch ein gewaltiger Unterschied ist, ob jemand aus Göttingen, Lüneburg oder Aurich kommt. Aber auch die Hamburger sind mein Fall:

Na, endlich verteidigt die mal jemand! Mir gefallen die Bewohner meiner neuen Wahlheimat nämlich bisher ganz gut. Freundlich, offen und unstieselig ist mein Eindruck. Ich mag die Norddeutschen, die ich bisher kennengelernt habe.

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Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.009

02.01.2013 23:48
#25 RE: Deutsche Stämme Antworten

Geehrter Zettel, da haben Sie aber mal was losgetreten, haha...

...mal etwas privates, es passt ganz gut in die bisherige Diskussion:

Meine Eltern stammen beide aus dem Saarland (i.e. das Land, das es nicht wirklich gibt)... und sind im Alter von 20-22 Jahren, Ende der 60er, aus oekonomischen Grunden nach Muenchen umgezogen (mein Vater hat dort einen gut bezahlten Job gefunden, bei einem, klingelt's?... Kirchenbauer natuerlich, haha). 20 Jahre spaeter hat mein Vater nur noch bayerisch geredet und war wohl der stoltzeste Bayer im ganzen Land; und hat angefangen ueber die Saarlaender und andere zu laestern, die nichts gebacken bekommen. Projektion der eigenen Erfahrung auf ein ganzes Volk, vielleicht? Man weiss es nicht.

Ich fuer meinen Teil komme als geborener Bayer mit allen deutschsprachigen Menschen gut aus, die Kartoffelsalat mit Essig und Oel anstatt mit Mayo zubereiten ... mir sind Menschen aus Niedersachsen fremder als Leute aus Oesterreich oder Suedtirol, obwohl da 1-2 Staatsgrenzen dazwischenliegen. Und da soll noch mal jemand sagen, Kultur waere unwichtig.

Zu unserem Vize-Bundestagspraesidenten kann man uebrigens nur sagen: Er kann froh sein, dass Berlin nicht mehr von den Preussen regiert wird

Gruesse,
Fonzo

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