Das Schlimme an Diskussionen wie derjenigen zu der Brüderle-"Affäre" ist, daß der Gestus der Empörtheit, daß das Podium des Moralisierens, von dem herab abgekanzelt wird, Andersdenkende in eine defensive Position bringen, aus der heraus zu argumentieren oft wenig ersprießlich ist.
Ich glaube nicht, daß in der Stern-Redaktion die Sektkorken geknallt haben. Sie sind zwar in die Schlagzeilen gekommen - aber mit so viel Gegenwind, daß das geschäftlich eher schaden wird. Man spürt schon an ihrer windelweichen nachgeschobenen Erklärung zu dieser "Affäre", daß die Chefredaktion sich inzwischen recht unwohl fühlt. Da hilft es auch wenig, daß der harte Kern der Medienwelt natürlich mitgemacht hat - für eine Kampagne reicht es nicht. Und Brüderle und die FDP sind eher gestärkt worden.
Skorpion
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27.01.2013 17:29
#4 RE: Zitat des Tages: Cora Stephan zur Brüderle-"Affäre"
Am Ende eines Artikels über den Besuchs am Großbauernhof der Familie Holling in Schleswig-Holstein (S. 6, Frankfurter Allgmeine Sonntagszeitung vom 27. 1. 2013):
Zitat Brüderle durfte einst im Esszimmer Platz nehmen. Es gab Kaffee, belegte Brote, Brot-und-Butter-Themen [...] sie hätten Brüderle als sehr sympathisch erlebt, unverkrampft, ganz anders als im Fernsehen, ganz anders als Rösler. Klar, er sei ein alter Mann, der nicht besonders toll aussehe und dem es im alkoholisierten Zustand vielleicht schmeichle, wenn junge Frauen ihm zuhörten. Aber charmant sei er doch. Auch Laura Himmelreich hat damals am Esszimmertisch gesessen. Die Hollings erinnern sich noch daran, dass sie um ein Glas Kuhmilch gebeten und es auch bekommen habe. Ihr Umgang mit Brüderle sei freundlich gewesen. Nach etwa zwei Stunden ist der FDP-Politiker zum nächsten Termin aufgebrochen. Himmelreich hat sich zu ihm in den Dienstwagen gesetzt, gut zwei Monate nach dem Vorfall in der Hotelbar. Sie hatte Gründe dafür: keinen Führerschein zum Beispiel. Auch hatte sie sich von Brüderle, wie der „Stern“ mitteilt, zu keiner Zeit sexuell belästigt gefühlt, schon gar nicht bedroht. Hinzu kommt, dass Journalisten oft mit Politikern im Dienstwagen fahren, um näher an sie heranzukommen.
Wenn das so stimmt, dann stinkt der Artikel des Stern noch mehr als er es schon bisher tat. Dann ist es wirklich nur ein kalkuliertes Anpatzen eines dem Journalisten, der Zeitung nicht genehmen Politikers.
Lesenswert zum konkreten Fall Brüderle/Himmelreich ist auch Claudius Seidl in der FAZ - Prüder in Waffen. Eine Textanalyse - leider nicht online.
Zitat Sexismus ist kein Problem des Begehrens, der Erotik, der Sexualität. Es ist ein Problem der Macht, und es ist die Reporterin, die das Machtspiel beginnt. (Mit der Frage:) Wie finden Sie es, im fortgeschrittenen Alter zum Hoffnungsträger aufzusteigen?
Von Beginn an habe ich mich gefragt, warum eigentlich Herrn Brüderle - der ja über reichlich Lebenserfahrung verfügt, das Problem mit dem Fencheltee durchaus kennt und mit Humor zu nehmen weiß - die denkbar platteste und eindimensionalste Denk- und Redeweise unterstellt wird. Will sagen, wenn ich mich in seine Position versetze und mich ehrlich frage, wie ich wohl selbst unter gegebenen Umständen auf jemanden vom Kaliber der Frau Sternschreiberlingin reagiert hätte, dann muß ich mir eingestehen, daß ich, zumal zu vorgerückter Stunde und nach etlichen Vierteles, es mir wohl nicht hätte verkneifen können, sie veralbern zu wollen.
Der Notwendigkeit, diesen Gedanken konkreter auszuführen, sehe ich mich enthoben, nachdem das jemand anderes bereits in sehr gelungener Form getan hat:
Zitat von RA Ralf HöckerEs ist offensichtlich, daß die ebenso übereifrige wie ungeschickte Reporterin ihn nervt, er will sie ein bißchen provozieren aber irgendwie findet er sie wohl auch halbwegs attraktiv. Brüderle scheint sich mit der Situation zu arrangieren. Schlecht für mich. Ich hätte gerne mehr über sein Verhältnis zu Rösler erfahren. Doch die Dame will einfach nicht gehen. Ich überbrücke die Wartezeit mit einem Riesling und höre Brüderle sagen:
"Ich möchte, daß Sie meine Tanzkarte annehmen!"
Großartig! Er veräppelt sie weiter. Das junge Ding weiß doch gar nicht mehr, was Tanzkarten waren.
Zitat von Juno im Beitrag #6Lesenswert zum konkreten Fall Brüderle/Himmelreich ist auch Claudius Seidl in der FAZ - Prüder in Waffen. Eine Textanalyse - leider nicht online.
Zitat von FAB. im Beitrag #7Wo wir beim Sammeln gelungener Kommentare sind...
Von Beginn an habe ich mich gefragt, warum eigentlich Herrn Brüderle - der ja über reichlich Lebenserfahrung verfügt, das Problem mit dem Fencheltee durchaus kennt und mit Humor zu nehmen weiß - die denkbar platteste und eindimensionalste Denk- und Redeweise unterstellt wird. Will sagen, wenn ich mich in seine Position versetze und mich ehrlich frage, wie ich wohl selbst unter gegebenen Umständen auf jemanden vom Kaliber der Frau Sternschreiberlingin reagiert hätte, dann muß ich mir eingestehen, daß ich, zumal zu vorgerückter Stunde und nach etlichen Vierteles, es mir wohl nicht hätte verkneifen können, sie veralbern zu wollen.
Der Notwendigkeit, diesen Gedanken konkreter auszuführen, sehe ich mich enthoben, nachdem das jemand anderes bereits in sehr gelungener Form getan hat:
Zitat von RA Ralf HöckerEs ist offensichtlich, daß die ebenso übereifrige wie ungeschickte Reporterin ihn nervt, er will sie ein bißchen provozieren aber irgendwie findet er sie wohl auch halbwegs attraktiv. Brüderle scheint sich mit der Situation zu arrangieren. Schlecht für mich. Ich hätte gerne mehr über sein Verhältnis zu Rösler erfahren. Doch die Dame will einfach nicht gehen. Ich überbrücke die Wartezeit mit einem Riesling und höre Brüderle sagen:
"Ich möchte, daß Sie meine Tanzkarte annehmen!"
Großartig! Er veräppelt sie weiter. Das junge Ding weiß doch gar nicht mehr, was Tanzkarten waren.
Zitat von Skorpion im Beitrag #4Und von dort zweimal verlinkt zu Telepolis mit ein paar Hintergrund-Information zur zeitgenössischen J´accuse-Autorin Patricia Dreyer.
Wahrscheinlich wurde Frau Dreyer, unter Androhung sexueller Herabwürdigung, von Kai Dieckmann (Mann! Chef! Gelhaar! Chauvie!) zur Ausleuchtung der Pornokarriere Sibel Kekilis genötigt. #Aufschrei
Nebenbei: Wenn ich jetzt schon kritische Stellungnahmen bei heise.de (!) und von Claudius Seidl lese ... kann es sein, dass die (mediale) Aufschrei-Fraktion den Bogen doch ein bissl überspannt hat? Dass die Männer dieses pauschale Geholze diesmal nicht einfach so klaglos und unterwürfig schlucken? Weil wir hier allesamt und -sonders in den Ferkelstall der Ewighöhlenmenschen gestellt werden?
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Zitat von Calimero im Beitrag #10 Nebenbei: Wenn ich jetzt schon kritische Stellungnahmen bei heise.de (!) und von Claudius Seidl lese ... kann es sein, dass die (mediale) Aufschrei-Fraktion den Bogen doch ein bissl überspannt hat?
Ich sehe bei den medalen kritischen Stimmen die Angst um ein geselliges Zusammensein mit Politikern geprellt zu werden, wo es doch so schön ist über Herrschaftswissen zu verfügen und in die eine oder andere Intrige eingespannt zu sein. Nicht jeder Politiker trägt so sein Herz auf der Zunge wie Wolfgang Kubicki, aber wer jetzt nicht zum Nachdenken angeregt wird, dem ist auch nicht mehr zu helfen.
Zitat von SternDie Schilderung unserer Kollegin ist vor allem eines: ein Tabubruch.
Auch hier ist man beim Stern nicht aufrichtig, Laura Himmelreich hat kein Tabu gebrochen, denn sie entscheidet nicht, was veröffentlicht wird. Das Tabu wurde in der Vergangenheit von den Chefredakteuren gehütet, sie alleine haben die Entscheidungsgewalt.
Zitat von BILDKubicki warf dem Magazin einen „Tabubruch” vor und will wegen der Affäre persönliche Kontakte zu Journalistinnen einschränken: „Bislang waren abendliche Gespräche, ob beim Essen oder nach einem Parteitag an der Hotelbar, ein durch Vertraulichkeit geschützter Bereich.”
Es freut mich ungemein, dass das jetzt ein Ende hat.
Zitat von Calimero im Beitrag #10Nebenbei: Wenn ich jetzt schon kritische Stellungnahmen bei heise.de (!) und von Claudius Seidl lese ... kann es sein, dass die (mediale) Aufschrei-Fraktion den Bogen doch ein bissl überspannt hat? Dass die Männer dieses pauschale Geholze diesmal nicht einfach so klaglos und unterwürfig schlucken? Weil wir hier allesamt und -sonders in den Ferkelstall der Ewighöhlenmenschen gestellt werden?
Sich jetzt zu wehren gibt ja der Aufschrei-Fraktion noch mehr Munition. Zitat einer Soziologin aus den ZDF-Nachrichten von heute: "Die Debatte war überfällig, und ich würde sagen, das wird gerade in der Heftigkeit jetzt auch sichtbar.".
Die, die das sagte, Anna-Katharina Meßmer, ist natürlich Vorstandsmitglied der "Fachgesellschaft Geschlechterstudien/ Gender Studies Association (Gender e.V.)".
Zitat von Fellsen im Beitrag #12Sich jetzt zu wehren gibt ja der Aufschrei-Fraktion noch mehr Munition. Zitat einer Soziologin aus den ZDF-Nachrichten von heute: "Die Debatte war überfällig, und ich würde sagen, das wird gerade in der Heftigkeit jetzt auch sichtbar.".
Die, die das sagte, Anna-Katharina Meßmer, ist natürlich Vorstandsmitglied der "Fachgesellschaft Geschlechterstudien/ Gender Studies Association (Gender e.V.)".
Ja gut, wen die Demokratieabgabe-Verzehrer halt so einladen... Aber ganz ehrlich, bei den Auslassungen dieser ganzen Gender-Elsen und "pro Quote"-FunktionärInnen geht doch jedem anständigen Menschen des Messer in der Tasche auf. Da schaltet doch nicht nur Mann auf Durchzug.
Beste Grüße, Calimero
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Skorpion
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27.01.2013 22:32
#14 RE: Zitat des Tages: Cora Stephan zur Brüderle-"Affäre"
Zitat von Calimero im Beitrag #10Wahrscheinlich wurde Frau Dreyer, unter Androhung sexueller Herabwürdigung, von Kai Dieckmann (Mann! Chef! Gelhaar! Chauvie!) ...
Nicht zu vergessen, die widerwärtigste Eigenschaft: weiß!
Skorpion
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27.01.2013 22:40
#15 RE: Zitat des Tages: Cora Stephan zur Brüderle-"Affäre"
Zitat von SternDie Schilderung unserer Kollegin ist vor allem eines: ein Tabubruch.
Wenn die Stromlinienförmigen, die Überangepassten sich selbst als mutig, als Tabubrecher, als Heißeeisenanpacker adeln, dann ist was faul. Erfahrungsgemäß geht es nur darum, das Fehlen argumentativer Masse durch die Notwehr- und Aufklärungsrhetorik zu überdecken. Ich habe gerade mal google gefragt. Sexuelle Belästigung bringt 1.430.000 Ergebnisse. Wo ist das Tabu?
Zitat von Fellsen im Beitrag #12Zitat einer Soziologin aus den ZDF-Nachrichten von heute: "Die Debatte war überfällig, und ich würde sagen, das wird gerade in der Heftigkeit jetzt auch sichtbar.".
Die, die das sagte, Anna-Katharina Meßmer, ist natürlich Vorstandsmitglied der "Fachgesellschaft Geschlechterstudien/ Gender Studies Association (Gender e.V.)".
Und in der gestrigen Tagesschau durfte die "Sexismus-Expertin" Katja Sabisch diesen einen knackigen Satz äußern: "Wie leben in einer sexistischen Gesellschaft, da eben Männer die Macht haben und Frauen nicht."
Katja Sabisch, Juniorprofessur für Gender Studies, Ruhr - Universität Bochum.
Zitat von Fellsen im Beitrag #12Zitat einer Soziologin aus den ZDF-Nachrichten von heute: "Die Debatte war überfällig, und ich würde sagen, das wird gerade in der Heftigkeit jetzt auch sichtbar.".
Die, die das sagte, Anna-Katharina Meßmer, ist natürlich Vorstandsmitglied der "Fachgesellschaft Geschlechterstudien/ Gender Studies Association (Gender e.V.)".
Und in der gestrigen Tagesschau durfte die "Sexismus-Expertin" Katja Sabisch diesen einen knackigen Satz äußern: "Wie leben in einer sexistischen Gesellschaft, da eben Männer die Macht haben und Frauen nicht."
Katja Sabisch, Juniorprofessur für Gender Studies, Ruhr - Universität Bochum.
Mit gramebeugten und tränenerstickten Fingern, ja, auch Männer dürfen weinen, hämmerte ich folgenden Text, den Ihnen nicht vorzuenthalten ich mir erlaube, in meine Tastatur:
Es wird kommen der Tag, an dem das Weib wird wehmütig klagend zurückblicken, zurückblicken in ferne, schön're Zeiten; Zeiten, in denen es glücklicher war, in denen es ihm untersagt war, eine Universität zu besuchen, und ich leide mit meinen Schwestern und stimme in den Chor der klagenden Weiber mit ein: „Oh weh' mir, weh' - verflucht sei der Tag, seit dem es dem Weibe erlaubt ward, für sich selbst zu sorgen, das Schiff des Lebens selbst zu steuern. Was waren das für Zeiten, als ich einzig Sorge trug, um meines Mannes Wohlergehen und meiner Kinder vielköpf'ger Schar, in denen ich stolz war, eines einer ehrlichen Arbeit nachgehenden Mannes Hemden bügeln zu dürfen. Aus, vorbei, weh' mir Armen!“
Untertänigst
-- Wer mich ertragen kann, erträgt auch das Leben – Uwe Richard
Zitat von Faber im Beitrag #16Katja Sabisch, Juniorprofessur für Gender Studies, Ruhr - Universität Bochum.
Eben. Wie ersichtlich: zuständig fürs Ressort Frauen-&-Gedöns (& dann noch "junior"). Die wirkliche Macht bleibt natürlich in den Händen der alten Phallokraten . Oder können Sie sich eine Frau als Ministerpräidentin vorstellen? Als Bundeskanzlerin? Mächtigste Frau der Welt? Bis dahin muß es heißen: "Lotta continua."
Herrlich, die Gedankenwelt von Jakob Augstein. Mir ist nicht unerklärlich warum so viel Beschränktheit sich über den Untergang einer angeblich zu Ende gehenden brutalen Unkultur auslässt und die Kultur des brutalsten Sexismus, ja des Frauenhasses "guten Gewissens" als zu Deutschland zugehörig betrachtet. Jakob Augstein hat wahrscheinlich nichts gegen Männer welche ihren, als Gebärmaschine eingesperrten entrechteten, Frauen eine Chance auf Herausforderung und den fairen Kampf gesetzwidrig verbieten, damit sie in Deutschland keine Sexismus-Debatte der ehrlichen Art auslösen.
Eine unehreliche Debatte. Ja. Aber eine, mit derm man Auflage und hiogh clickrates generieren kann. D. h. , auf der anderen Site gibt es genug Interessierte, die bereitwillig und gierig solche unehrlichen Debatten genießen. Der Markt bekommt, was der Markt verlangt.
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(& dann noch "junior"). Die wirkliche Macht bleibt natürlich in den Händen der alten Phallokraten 
. Oder können Sie sich eine Frau als Ministerpräidentin vorstellen? Als Bundeskanzlerin? Mächtigste Frau der Welt? 
Bis dahin muß es heißen: "
