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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 15 Antworten
und wurde 4.930 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.01.2013 17:41
Zettels Meckerecke: Augstein und der weiße Mann Antworten

Eigentlich verkneife ich mir Kommentare zu Augstein. Aber in diesem Fall bekam ich von einem Leser die Anregung, doch bitte etwas "über diesen hinterm-Mond-Hausenden" und seine letzte Kolumne zu schreiben. Da habe ich gemerkt, daß ich dazu einmal wieder Lust hatte.

FAB. Offline



Beiträge: 523

29.01.2013 18:18
#2 RE: Zettels Meckerecke: Augstein und der weiße Mann Antworten

Zitat von Zettel
Was ist da motivational im Spiel? Selbsthaß?


Masochismus, schwach sublimiert. Simple as that.

theophil Offline



Beiträge: 82

29.01.2013 18:18
#3 RE: Zettels Meckerecke: Augstein und der weiße Mann Antworten

Lieber Zettel,

ich lese Augstein normalerweise nicht und dieses Mal überraschte ich mich selbst. Ich habe ihm nämlich zugestimmt. Meine Interpretation ist auch eine andere als ihre.

Sie können zwar Mutmaßungen über seinen Selbsthass oder seinen Vater anstellen, aber das ist in meinen Augen unnötig. Dass in unserer wie der meisten Gesellschaften Männer in der jüngeren Vergangenheit wenn nicht sogar heute tonangebend waren, ist ja keine Neuigkeit. Durch den beruflichen Aufstieg der Frauen und den Wandel Deutschlands zum Einwanderungsland ändert sich das. Augstein schreibt explizit, dass dieser Wandel nicht per positiver Diskriminierung alleine die Welt besser machen würde. Aber er existiert eben.

Die gesellschaftlichen Gepflogenheiten ändern sich dadurch. Homogene Gruppen kommen mit wenigen Regeln aus. Man vertraut sich, weil man sich ähnlich ist. Das fühlt sich natürlich unendlich entspannt an. Ich finde es naheliegend, dass mit zunehmender Präsenz von Frauen im Berufsleben, Aspekte der Zusammenarbeit genauer geregelt werden müssen, die vorher kein Problem waren: Wo läuft die Grenze zwischen beruflich und privat beispielsweise? Unter Männern ist das (relativ) egal, man wechselt munter von einem zum anderen und kann auch in der "Sauna" noch über die Arbeit reden.

Zwischen Frauen und Männern kann es da schon mal zu Missverständlichkeiten kommen, wenn Frauen nicht per se durch die Wahl des Ortes schon von der Mitarbeit ausgeschlossen sind. Scheinbar ist in bestimmten Geschäftsbereichen ein Bordellbesuch ja an der Tagesordnung.

Den "weißen" Mann betont Augstein, weil die Sexismus-Debatte z.B. der Debatte um die Diskriminierung farbiger Deutscher sehr ähnelt. Sie erinnern sich vielleicht an den Fall des Studenten, der geklagt hatte, weil er als einziger im Zug kontrolliert wurde. Wie die Polizei bestätigte, aufgrund seiner Hautfarbe.

In beiden Fällen widersprachen letztlich völlig Unbetroffene wie Sie und ich, eben weiße Männer, und zwar auch mit dem Argument "Er oder sie solle sich nicht so anstellen, das ist doch nicht so schlimm." Das eine sei nur Flirten und sie hätte gehen können, das zweite nur eine Ausweiskontrolle.

In meinen Augen stünde es uns besser zu Gesicht, genau hinzuhören. Es stehen Mitbürger auf und sagen, Sie seien mit ihrer Behandlung nicht einverstanden. Mit einer Behandlung übrigens, die mir und Ihnen so nicht widerfahren würde.

http://theophilsblog.com
Politisch. Liberal. Optimistisch.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

29.01.2013 18:36
#4 RE: Zettels Meckerecke: Augstein und der weiße Mann Antworten

Zitat von theophil im Beitrag #3


In beiden Fällen widersprachen letztlich völlig Unbetroffene wie Sie und ich, eben weiße Männer, und zwar auch mit dem Argument "Er oder sie solle sich nicht so anstellen, das ist doch nicht so schlimm." Das eine sei nur Flirten und sie hätte gehen können, das zweite nur eine Ausweiskontrolle.



Alles ein Flirt, oder auch Missverständnisse? Würden Männer mit Frauen so reden, wie sie mit anderen Männern reden, ich glaube, dass würden Frauen sehr schnell missverstehen.

Und zur Ausweiskontrolle: Was ist eigentlich mit Durchsuchungen junger Männer an der deutsch-niederländischen Grenze, die deshalb häufiger als andere durchsucht werden, da man ältere Frauen weniger verdächtigt Kannabis zu schmuggeln? Ist das Diskriminierung?

Und eine solche Durchsuchung geht über eine Ausweiskontrolle deutlich hinaus.

Soll man auch andere genauso häufig durchsuchen, nur damit sich niemand diskriminiert fühlt?

Einge ganz ernst gemeinte Fragen, nicht rhetorisch und auch nicht als Polemik gemeint! Ich kann die Argumente durchaus nachvollziehen, die hier gegen verstärkte Ausweiskontrollen auf Grund äußerlicher Merkmale vorgebracht werden. Ich habe bloß das Gefühl, hier postulieren einige eine angeblich klare und einfache Bewertung, ohne daran zu denken, welche Schlussfolgerungen sich eigentlich daraus konsequent weitergedacht ergeben. Vielleicht ist hier eine einfache, auf Rigorismus setzende Bewertung nicht wirklich zielführend?

Wann ist eine unterschiedliche Handlung bezüglich präventiver Kontrollen auf Grund nicht freiwillig gewählter Merkmale zulässig und wann nicht? Bei der Drogensuche nach dem Geschlecht, bei der (vergleichweise harmlosen) Ausweiskontrolle auf Grund der Hautfarbe, in beiden Fällen oder in keinem der beiden Fälle und warum?

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."
-Thomas Jefferson
Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.422

29.01.2013 18:47
#5 RE: Zettels Meckerecke: Augstein und der weiße Mann Antworten

Zitat Zettel
____
...tollkühn die Brücke zu einem amerikanischen Edel-Spaghettiwestern zu schlagen...
____

...war ja schon bei den "1968"er Heroen drin (zum ganz-frühen Bezug im Umfeld von Meinhof & der Kommune 1 + 2 gehörte u.a. "Viva Maria" von 1965, im weiterem Unfeld auch einiges von Corbucci). Ansonsten gibt es ja bei dieser Art von präpotenten Radikalinskis, die sehr-laut beteuern, daß sie eigentlich die alte Dekadenz in den Staub treten möchten, aber leider durch den üblen kapitalistischen Zwang zum Geld sich nur an der Tastatur austoben können, das Bedürfnis, auf einen Schelm anderthalbe zu setzen: "Tristo è quel discepolo che non avanza il suo maestro". Sartre (der ja einer der Ahnherren dieser Art von Treiben ist), hat damals im Vorwort zu Frantz Fanons "Les Damnés de la Terre" vorgemacht, wie das geht.
Ich fürchte aber, beim Genossen Jakob ist der locker überflügelte Meister nicht der große Zampanò von der rive gauche, sondern Marius Müller-Westernhagen:

"Neger die sind dunkel / im Dunkeln läßt sich's munkeln. / An der Macht da sind die Weißen /darauf reimt sich sch...sch...sch..." ("Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz").

C. Offline




Beiträge: 2.639

29.01.2013 19:10
#6 RE: Zettels Meckerecke: Augstein und der weiße Mann Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Eigentlich verkneife ich mir Kommentare zu Augstein. Aber in diesem Fall bekam ich von einem Leser die Anregung, doch bitte etwas "über diesen hinterm-Mond-Hausenden" und seine letzte Kolumne zu schreiben. Da habe ich gemerkt, daß ich dazu einmal wieder Lust hatte.


Jakob Augstein ist die moderne Ausgabe des Tullius Destructivus und deshalb nehme ich ihn sehr ernst und lese mittlerweile alle seine Kolumnen, selbst wenn sie ausnahmsweise nicht verlinkt werden.

Der Riesling gehört zu Deutschland.

theophil Offline



Beiträge: 82

29.01.2013 21:07
#7 RE: Zettels Meckerecke: Augstein und der weiße Mann Antworten

Zitat


Wann ist eine unterschiedliche Handlung bezüglich präventiver Kontrollen auf Grund nicht freiwillig gewählter Merkmale zulässig und wann nicht? Bei der Drogensuche nach dem Geschlecht, bei der (vergleichweise harmlosen) Ausweiskontrolle auf Grund der Hautfarbe, in beiden Fällen oder in keinem der beiden Fälle und warum?



Das ist ein bisschen off-topic und ich will diese Diskussion nicht wieder aufwärmen. Deshalb kurz: Damit Diskriminierung zulässig ist, muss in meinen Augen nach möglichst klar bestimmten und anzuwendenden Kriterien diskriminiert werden & es muss einen belastbaren Zusammenhang geben. Bei Kontrolle nach Hautfarbe wg illegaler Einwanderung ist mMn beides nicht gegeben. Es gibt keine guten Zahlen zu illegalen Einwanderern, Einwanderung aus Afrika ist allerdings extrem gering lt Zahlen d Innenministeriums, die Hautfarbe dt Staatsbürger wird nicht erfasst und die Entscheidung, wer dunkel genug ist, fällt kaum gleichmäßig aus. Illegale Einwanderer sind ungefähr genauso verteilt wie legale. Also v.a. Südosteuropa, potenziell auch mal USA, und die müssen äusserlich von EU-Ausländern unterschieden werden. Die Kontrolle junger Männer zw 18 und 45 auf ihren Aufenthaltsstatus wäre dagegen in meinen Augen ok und wäre wahrscheinlich sogar statistisch gerechtfertigt. Frauen und Kinder als Illegale sind wohl eher selten.

An der Grenze gilt das gleiche: sucht man Konsumenten ist ein vollbesetzter Kleinwagen mit 20jährigen klar zu identifizieren und evtl Diskriminierung statistisch gerechtfertigt. Das muss man gelegentlich mit Zufallsproben testen. Wer Schmuggler sucht, sollte die alleinreisende 40-jährige Frau auch gelegentlich kontrollieren.

http://theophilsblog.com
Politisch. Liberal. Optimistisch.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

30.01.2013 02:42
#8 RE: Zettels Meckerecke: Augstein und der weiße Mann Antworten

@theophil:

Vielen dank für ihre Antwort. Off-Topic finde ich das Thema also nicht.

Sie sagen also, eine Diskriminierung ist dann gerechtfertigt, wenn sie sich statistisch Begründen lässt? Habe ich Sie da richtig verstanden?

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

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isildur Offline



Beiträge: 366

30.01.2013 08:36
#9 RE: Zettels Meckerecke: Augstein und der weiße Mann Antworten

Ich hege dieser Tage, noch häufiger als nach Fukushima, das Bedürfnis mir eine geistige Decke über den Kopf zu ziehen und mich diesem ganzen medialen Gelaber zu entziehen.

Spiegel na gut, aber wenn schon die FAZ die Debatte um Sexismus als wichtig ansieht?
In meiner persönlichen Realität treffe ich vor allem auf Frauen die wollen, dass Männer Männer sind und insgeheim viel mehr über den Verfall der "guten Sitten", des Kavaliers und Gentlemen klagen als über Sexismus und Belästigung. Eine dumme Anmache ist für sie eine Anektote über die man gemeinsam lachen kann und sie sind allenfalls enttäuscht, wenn zwischen den dummen Kerlen keiner der anständigen mehr den Mut findet sie anzusprechen.
Viel mehr als Brüderle erscheint mir diese Debatte aus der Zeit gefallen zu sein, fern der Lebenswirklichkeit vieler Menschen werden hier Rollen verteilt basierend auf längst überholter Klischees des Feminismus.

Aber vielleicht ist es ja auch ein Zeichen, dass eine Debatte über Sexismus heute flankiert werden muss von Frauenquote und FDP, von Bezügen zur dunkelsten deutschen Vergangenheit einmal abgesehen wohl die wirkungsvollsten Mittel, wenn man etwas zwanghaft in der Öffentlichkeit halten will.

Gruß,
Isildur

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.01.2013 09:17
#10 RE: Zettels Meckerecke: Augstein und der weiße Mann Antworten

Zitat von isildur im Beitrag #9
Aber vielleicht ist es ja auch ein Zeichen, dass eine Debatte über Sexismus heute flankiert werden muss von Frauenquote und FDP, von Bezügen zur dunkelsten deutschen Vergangenheit einmal abgesehen wohl die wirkungsvollsten Mittel, wenn man etwas zwanghaft in der Öffentlichkeit halten will.

Mir scheint, lieger isildur, daß da drei Debatten in Gang gesetzt wurden:

Erstens ging es dem "Stern" darum, einen publizistischen Coup zu landen, zwecks Hebung der wackelnden Auflage. Das war und ist die Debatte um jene Nacht an der Hotelbar, um Brüderle und die Frau Himmelreich, die man zu einem Opfer gemacht hat, das sie nicht war und nicht sein will.

Zweitens wurde das mit einer Kampagne nicht nur gegen Brüderle, sondern gegen die FDP verknüpft; als Antwort auf ihren Wahlerfolg in Niedersachsen. Die Parole lautet: "Die FDP hat ein Frauenproblem". Das soll sie wieder unter 5 Prozent drücken. Jetzt hat sich auch Andrea Nahles namens der SPD eingeschaltet. Ein Vorgeschmack von den Niveau, auf dem die Linke offenbar den Wahlkampf zu führen gedenkt.

Drittens gibt es eine Debatte um sexuelle Belästigung. Sie wird teils feministisch-überzogen geführt; aber es ist ja auch eine notwendige und ernsthafte Debatte. Hier im Forum sind dafür repräsentativ die Beiträge von Semni, Kaa, IsaWolke.

Ich habe schon geschrieben, daß bei Diskussionen in unserem Bekanntenkreis solche Erfahrungen zur Sprache gekommen sind, von denen die betreffenden Frauen bisher nie gesprochen hatten. Allerdings stammen die überzeugenden Berichte, die ich kenne, übewiegend aus der Zeit von vor einigen Jahrzehnten. Es scheint wesentlich eine Generationsfrage zu sein.



Ach ja, und dann gibt es noch als Viertes das Kuriosum, daß Augstein das alles mit Rassismus verknüpfen möchte; getrieben offenbar von seinen persönlichen Obsessionen.

Herzlich, Zettel

theophil Offline



Beiträge: 82

30.01.2013 10:14
#11 RE: Zettels Meckerecke: Augstein und der weiße Mann Antworten

Zitat
@theophil:

Vielen dank für ihre Antwort. Off-Topic finde ich das Thema also nicht.

Sie sagen also, eine Diskriminierung ist dann gerechtfertigt, wenn sie sich statistisch Begründen lässt? Habe ich Sie da richtig verstanden?



Jein. Ich denke das andere Minimalkriterium, also die Wahl eines Diskriminierungsmerkmals, das sozusagen dem Gleichheitsgebot entsprechend, wiederum gleichmäßig angewendet werden kann, ist sogar wichtiger. Die Bundespolizei kann z.B. einen bestimmten Zugwaggon kontrollieren, oder nur jede zweite Sitzreihe etc. Die Diskriminierung erfolgt dann auf Basis eines Zufallskriteriums.

Wenn das Ziel der Diskriminierung die Effizienzsteigerung ist, dann muss dieser Effizienzgewinn außerdem belegt sein. Es muss also ein geeignetes von außen feststellbares Kriterium gegeben, von dem gleichzeitig bekannt ist, dass es eine höhere Korrelation mit irgendetwas anderem gibt, nachdem man sucht. Es ist dann eigentlich auch klar, dass diese Diskriminierung nur zu einer entsprechend höheren Wahrscheinlichkeit, kontrolliert zu werden, führen darf, und nicht zu einer Begrenzung der Kontrollen auf eine bestimmte Gruppe.

http://theophilsblog.com
Politisch. Liberal. Optimistisch.

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

30.01.2013 10:28
#12 RE: Zettels Meckerecke: Augstein und der weiße Mann Antworten

Zitat von theophil im Beitrag #11
Es ist dann eigentlich auch klar, dass diese Diskriminierung nur zu einer entsprechend höheren Wahrscheinlichkeit, kontrolliert zu werden, führen darf, und nicht zu einer Begrenzung der Kontrollen auf eine bestimmte Gruppe.


Das ist der springende Punkt. "Diskriminierung" ist möglicherweise ein etwas übertriebener, irreführender Ausdruck hierfür. Es geht doch um das rein praktische Problem, bei Minimierung des Aufwands die Trefferquote zu maximieren, und zwar auf Basis der verfügbaren Information. Dabei handelt es sich eben leider um Äußerlichkeiten, da kann man nichts machen. Jeder zünftige Bayesianer (ich selbst zähle mich zwar nicht dazu, aber es gibt wohl welche in diesem Forum) kann vorrechnen, daß man zum Zwecke der Optimierung vermehrt Individuen mit solchen Merkmalen überprüfen muß, die auch Merkmale der in der Vergangenheit tatsächlich Straffälligen (oder jedenfalls Problematischen) waren.

Zur Diskriminierung im eigentlichen Sinne wird das erst, wenn eine Vorverurteilung des Individuums damit verbunden wird (also z.B. der Bahnfahrer dunklerer Hautfarbe nicht nur um seinen Ausweis gebeten wird --- was ja jedem passieren kann ---, sondern auch pauschal als Verbrecher behandelt würde, obwohl er selbst sich nichts hat zuschulden kommen lassen), und besonders dann, wenn präventiv Gesetze gegen Träger bestimmter Merkmale erlassen werden (also im Beispiel die Berechtigung der Nutzung der Eisenbahn von der Hautfarbe abhinge).

Joachim Offline



Beiträge: 46

30.01.2013 17:45
#13 RE: Zettels Meckerecke: Augstein und der weiße Mann Antworten

Tom Koenigs hatte seinerzeit immerhin sein Vermögen an den Vietkong verschenkt. Täte Augstein das auch so, könnte man ihn wenigstens halbwegs ernst nehmen. Ansonsten können wir die Karnevalssaison als eröffnet ansehen

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

30.01.2013 19:51
#14 RE: Zettels Meckerecke: Augstein und der weiße Mann Antworten

Zitat von Zettel
Ach ja, und dann gibt es noch als Viertes das Kuriosum, daß Augstein das alles mit Rassismus verknüpfen möchte; getrieben offenbar von seinen persönlichen Obsessionen.

Bist du dir da wirklich so sicher, dass es ein Kuriosum ist, lieber Zettel? Ich nicht.

Es gibt nämlich große Überschneidungen zwischen den "überziehenden Feministinnen" und den radikalen "Antirassisten" z.B. der Richtung "Critical Whiteness", nicht nur personell und methodisch, sondern auch beim Feindbild, das sich entlang einer Art Täterhierarchie orientiert, die, das ist das besondere daran, sich entgegen der Erwartung des Wortsinns nicht durch Taten etabliert, sondern quasi erbsündenartig durch Geburt entsteht.

Unangefochten an der Spitze dieser Hierarchie steht nun einmal der weiße, heterosexuelle Mann. Es gibt zwar innerhalb der Linken noch fast verzweifelt zu nennende Versuche von weißen, heterosexuellen Männern, die trotzdem zu den Guten gehören wollen, doch wenigstens noch nach Klassenzugehörigkeit zu unterscheiden, aber die dringen z.Zt. nicht so richtig durch.Die moderne Linke kommt ohne Mehrwert aus.

Methodisch zeichnen sich diese Ansätze durch gnadenlose Dichotomie aus. Es gibt nur Opfer und Täter. Die Rolle der Opfer ist das Bewerten, Einordnen, Anklagen und Verurteilen, während den Tätern (s.o.), wenn sie in diesen Zirkeln geduldet werden wollen, nur die Rolle des zerknirschten, sich selbst bezichtigenden Büßers bleibt, allerdings ohne jede Aussicht auf Erlösung.

Im Sinn der VertreterInnen (so gehört sich das in diesem Fall natürlich geschrieben) dieser Richtungen hat Augstein also nur einfach eine tiefe Wahrheit gelassen ausgesprochen, der in ihren KreisInnen auch niemandIn widersprechen würde.

In diesem Zusammenhang verwundert es dann überhaupt nicht, dass in der Diskussion um den Sexismus ein großer Bogen um Machokulturen von Einwanderern gemacht wird - die sind eben auch Opfer, verfolgt und bedroht vom Alltagsrassismus der einzig möglichen Täter.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

31.01.2013 22:01
#15 RE: Zettels Meckerecke: Augstein und der weiße Mann Antworten

Es ist auf den ersten Blick erstaunlich, auf den zweiten hingegen absolut konsequent, dass Linke wie Augstein mit Kategorien wie der des weißen Mannes operieren. Es ist schon ein ziemlich starkes Stück, Persönlichkeiten und Charaktere auf ihre Pigmentierung und ihr Y-Chromosom zu reduzieren und in einen mit diesen Versatzstücken versehenen Topf zu werfen. Aber natürlich: Weißsein und Mannsein sind ja hochgradig sozial aufgeladen.

Eine ähnliche Stereotypisierung findet sich bezüglich der in diesem Land lebenden Muslime. Wie selbstverständlich wird davon ausgegangen, dass diese Menschen alle streng religiös sind, weil man ihnen nur eine monotlithische Identität zutraut. Es ist dies eine Form von paternalistischem Rassismus. Da hat es der weiße Mann deutlich besser: Ihm werden wenigstens zwei Identitätsmerkmale zugestanden.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.422

13.02.2013 16:52
#16 RE: Zettels Meckerecke: Augstein und der weiße Mann Antworten

Seit geraumer Zeit bemüht sich ja Frank Schirrmacher, im Zweibund Augstein / Prantl der Dritte zu werden.
Von den Freunden der Offenen Gesellschaft:

Der Augstein-Schirrmacher-Kapitalismus-Komplex

Zitat FDOG
_______
Schirrmacher und Augstein sind Gefangene. Ihr Dilemma ist die Prägung durch das Konstrukt des Marxismus, in dem die Menschen, die ihren Willen verfolgen, schlecht sind und diejenigen, die dem vermeintlichen Gemeinwohl huldigen, gut. Je löchriger die Philosophie desto überhöhter dessen Glorifizierung. Selbst Schirrmacher ist immer noch fassungslos über den Zusammenbruch der osteuropäischen Diktaturen und das Ende der Illusion des Marxismus. In der DDR war der Sozialismus doch einfach nur schlecht gemacht.
...
Das Wachsen des weltweiten Wohlstands basiert nur auf zwei Grundlagen: Dem Eigennutzaxiom und dem Wettbewerb. Und natürlich der Tatsache, dass Wissen immer schneller verbreitet wird und immer preiswerter wird. Und dass die elektronische Kommunikation nicht nur schneller funktioniert sondern deFacto auch fast nichts kostet.

Schirrmachers Billig-Sozialismus bemüht für seine Angst vor den unerbittlichen Finanzkapitalisten, denen das Etikett jüdisch nicht angeheftet wird (Väter der Weltverschwörung sind bei ihm Atomphysiker), den anonymen Algorhytmus, den er nicht versteht. Er lenkt unsichtbar unser egozentrisches Handeln und verzerrt den Charakter des guten Menschen.
_______

Kleine Lästerei: der "Algorithmus" hat natürlich nichts mit der Cybernetik zu tun: es handelt sich um Adam Smiths "unsichtbare Hand".

 Sprung  



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