Das ist in der Tat skandalös. Mich wundert dabei allerdings vor allem, daß die christlichen Kirchen in Deutschland kaum etwas zu diesem Thema verlauten lassen. Sie wären doch diejenigen, von denen man am ehesten entsprechende Proteste erwarten würde.
Zitat von Mark Mallokent im Beitrag #2Mich wundert dabei allerdings vor allem, daß die christlichen Kirchen in Deutschland kaum etwas zu diesem Thema verlauten lassen.
Das wundert mich auch. Ich halte diese Politik, wenn es sich denn um ein bewußtes Schweigen handelt, für verkehrt. Um etwas ins öffentliche Bewußtsein zu bringen, muß man laut sein, das heißt in dem Fall, es immer und immer wieder erwähnen.
Politisch korrekt zu sein, ..., wäre, so zu tun, als könne man Hundekacke an der sauberen Seite anfassen Michael Robotham (Krimiautor)
Was mich am meisten wundert ist die äußerst passive Haltung des Papstes und der Kurie. Hier hat der Vatikan aus dem Pontifikat von Pius XII. nichts gelernt. Im Versuch der Amtskirche, in muslimischen Ländern in der (Dhimma)Nische geduldet zu werden, überhört sie das schreiende Unrecht der dort lebenden Christen. Allenfalls für ein paar müde Worte in der jährlichen Weihnachtsbotschaft reicht das Engagement.
Ich will dem Papst nicht unterstellen dass er das Thema nicht ernst nimmt, aber er könnt mehr tun.
Die christlichen Kirchen (zumindest die westlichen, also katholischen und protestantischen) haben, genau wie der gesamte Westen, den Glauben an sich selbst verloren. Zu viele Amtstraeger scheinen der Ueberzeugung zu sein, dass die Ursache einer Christenverfolgung nur bei den Christen selbst liegen kann - vielleicht hatten sie zu wenig Respekt vor ihren andersglaeubigen Mitbuergern, haben ihre Ueberzeugungen zu selbstsicher zur Schau gestellt, oder die ganze Gesellschaft ist einfach noch als Spaetfolge des Kolonialismus traumatisiert, und wir Europaeer sind an allem schuld. Und ueberhaupt sollten wir uns lieber erst fuer die Kreuzzuege von vor 800 Jahren schaemen, bevor wir andere kritisieren. Welche Ueberlebenschancen eine Kultur hat, die sich selbst fuer den Kern alles Uebels haelt, kann sich wohl jeder selbst ausrechnen.
Dass die Christenverfolgung leider kaum ein Thema ist, liegt wohl nicht zuletzt daran, dass sonst ja auffiele, dass für die Verfolgung meist Moslems verantwortlich sind. Und es ist halt politisch korrekt, den Islam zu verharmlosen.
Die logischen Verrenkungen dazu sind schon atemberaubendend. Als Ratzinger noch als Präfekt der Glaubenskongregation sagte, Katholiken sollten Homosexuellen mit "Achtung, Takt und Mitleid" begegnen, gab es großes Geschrei. Wenn man aber Schwule im Iran ohne Achtung, Takt und Mitleid am Baukran baumeln lässt, hört man gar nichts. Dass sich gerade die Linken für Moslems stark machen, die ja zweifellos ein sehr traditionelles Familienbild haben und absolut schwulenfeindlich sind, wird vielen von ihnen noch sehr leid tun. Vielleicht sollten sich die Linken auch einmal informieren, welche Rechte "Ungläubige" (also die Mehrheit der Linken) nach islamischer Vorstellung haben. Absolut gar keine, wärend Christen und Juden ja immerhin noch begrenzte Rechte haben. Aber blinder Hass auf alles Westliche und vor allem die katholische Kirche benebelt sie.
Zur Ursachenforschung für die Indifferenz. Da kommt ein ganzes geballtes Bündel zusammen. Von Seiten der "Aufgeklärten", der Intelligenzija, der chattering classes, wie auch immer, sicher die schlichte Sicht auf die eigene Geschichte, derzufolge Aufklärung, Fortschritt, pp. stets im Widerstand gegen Aberglauben & Tradition erkämpft worden sei: im hiesigen Bereich also gegen die christlichen Kirchen. Das setzt bruchlos eine Traditionslinie von Luther über den Kirchenkampf bis zu den diversen Spielarten des Sozialismus fort. Anderen Religionen das Voltaire'sche "Écrasez l'infâme!" entgegenzuhalten, wäre übler Kolonialismus (Voltaire selbst hatte da bekanntlich keine Skrupel). Deschners "Kriminalgeschichte des Christentums" ist da eine besonders hysterisch geifernde Ausprägung. Draufgesetzt wird dann die Version, daß nicht nur die christliche Tradition, sondern die gesamte westliche Moderne alle üblen Potentiale zum Ausbruch bringt: "Entfremdung", "Entzauberung der Welt". Dann noch etwas wohlfeilen Exotizismus drauf: die Kirchen haben keinen Draht mehr zum "wahren Kern" des Religiösen: das wird dann durch importierte Gurus & Yoga bedient (natürlich nicht durch den Islam oder Buddhismus, wie er wirklich im Alltag gelebt wird), mit farbiger Folklore über bunten Götterkarneval gewürzt (zur Not kann man dann auch in nachgemachtes Neuheidentum abtauchen, wicca u.ä.). Schließlich noch herablassender Paternalismus: wir Aufgeklärten brauchen keine Religion mehr, wir haben solchen flachen Aberglauben hinter uns. Die=da, die Unaufgeklärten in Barbaristan, die geistig noch im Mittelalter hausen, wird das noch gnädig zugestanden: aber dann doch bitte kein Christentum, das ja nur eine ganz-üble Ausprägung des Kolonialismus sein kann ("Sie sagen Gott und meinen Kattun"). Das alles wild & unreflektiert durcheinander & als dumpfes Bauchgefühl einen ausgezeichneten Pavlov'schen Reflex abgebend.
Zitat von Mark Mallokent im Beitrag #2Das ist in der Tat skandalös. Mich wundert dabei allerdings vor allem, daß die christlichen Kirchen in Deutschland kaum etwas zu diesem Thema verlauten lassen. Sie wären doch diejenigen, von denen man am ehesten entsprechende Proteste erwarten würde.
Die christlichen Kirchen weisen weitaus häufiger auf die Christenverfolgung hin als es die Medien an exponierter Stelle wiedergeben. ES gibt wenige positive Ausnahmen*.
Zitat von FocusDie katholische Kirche werde daher noch intensiver als bisher auf das Problem aufmerksam machen. Für den 26. Dezember organisiere sie in Deutschland einen „Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen.“ Zollitsch: „In den Fürbitten am Zweiten Weihnachtsfeiertag wollen wir Katholiken an die Christen denken, die weltweit ausgegrenzt, unterdrückt oder gar getötet werden.“
Zitat von Catholic HeraldThe Pope paid tribute to Shahbaz Bhatti, a Catholic and government minister for minorities in Pakistan, “whose untiring battle for the rights of minorities ended in his tragic death” when he was murdered last March.
“Sadly, we are not speaking of an isolated case,” the Pope told the diplomats gathered in a formal, frescoed hall of the Apostolic Palace.
"In many countries, Christians are deprived of fundamental rights and sidelined from public life; in other countries they endure violent attacks against their churches and homes,” he said, mentioning particularly the Christmas Day attacks against churches in Nigeria.
*Jörg Lau hat einen lesenswerten Artkel für seinen Blog in der Zeit geschrieben: Die letzten Jünger
Zitat von Jörg Lau Dem aufgeklärten Kirchgänger des Westens dürfte schon der Begriff Christenverfolgung unangenehm sein. Aber es gibt tatsächlich wieder Christen, die ihres Glaubens wegen ihr Leben lassen. In Europa wird das Christentum selbstkritisch mit Macht, Reichtum, Imperialismus und Kolonialismus assoziiert. Doch im Nahen Osten, an den ältesten Stätten ihrer Religion, den historischen Orten der Urgemeinde, sind Christen heute unter Druck, verletzlich, schwach – und in Gefahr. Am Schicksal der christlichen Minderheiten in Ägypten, im Irak, in Syrien und anderswo wird sich zeigen, wie human und tolerant die demokratiehungrigen islamischen Gesellschaften sind.
Weitaus typischer für die veröffentlichte Meinung sind Daniel Baxens Bedenken, dass alleine die Erwähnung von "Christenverfolgung" einen falschen Zungenschlag in die Diskussion bringt.
Zitat von KopftuchblättchenEvangelikalen Gruppen wie konservativen Katholiken dient das Schlagwort von der "Christenverfolgung" zu propagandistischen Zwecken. Dass sie zugleich weltweit aktiv für den eigenen Glauben missionieren, macht sie dabei nicht nur unglaubwürdig. Es heizt auch die Rivalität zwischen den Religionen weiter an.
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