Zitat von Am_Rande im Beitrag #19Aber warum regt sich dann die „veröffentlichte Meinung“ derartig auf? Nun, ich denke, unsere etatistisch grün-linke Jounaille nutzt die Gelegenheit, um weiter am Narrativ von der „Gefährlichkeit der unregulierten Märkte“ zu basteln.
Ja, da gab es gestern ein Interview erst mit dem Lebensmittelchemiker Udo Pollmer und dann mit Bärbel Höhn (Grüne). Pollmer: Betroffen von Lebensmittelskandalen seien ehr teure Lebensmittel, weil da dem Risiko, erwischt zu werden, wenigstens eine große Gewinnspanne gegenübersteht. Höhn: Es sei wegen Kostendruckes genau andersherum.
Beides kann geschehen: Bei teuren Lebensmitteln besteht der Betrug darin, dass die Zutaten nicht ganz so hochwertig sind, wie es auf der Packung steht – aber immer noch im Rahmen der allgemein üblichen und zugelassenen Zutaten. Beispiel: Manche Restaurants bieten frischen Fisch aus Aquakultur statt frischem Fisch aus Wildfang an. Bei billigen Lebensmitteln besteht der Betrug darin, dass Gammelfleisch, Schlachtabfälle oder überlagerte Zutaten beigemischt werden. Dort sind die Folgen also gravierender, denn es geht nicht nur um einen Schaden für die Brieftasche, sondern um einen Schaden für die Gesundheit.
Das wundert mich nicht; auch bei uns gehört ab und an Pferdefleisch mit auf dem Speiseplan. Dazu nehme ich gerne die knapp einstündige Autofahrt nach Eupen auf mich, zumal es dort neben den Pferdesteaks und der leckeren Knoblauchwurst aus Pferdefleisch auch noch andere Leckereien belgischer und französischer Provenienz gibt.
Um bei ungewöhnlichen Nahrungsmitteln zu bleiben: Lammhoden z.B. kaufen wir bisweilen beim Türken. Geschockt hat mich vor Jahren mal ein örtlicher Metzger, der meine Frage nach Kutteln mit der Gegenfrage beantwortete: "Was ist das denn?" Und sowas kommt von einem deutschen Metzgermeister, nicht zu fassen... Meine Erklärung, was Kutteln denn nun sind, quittierte er mit einem ungläubigen: "Nein, sowas verkaufen wir nicht, das verfüttern wir an die Hunde."
Ein Kollege wurde mal ein wenig blass, als ich, gemeinsam unterwegs in Skandinavien, beim ersten Halt in Norwegen in einem Supermarkt Fischpudding erstand. Ich hatte in den Romanen von Ingvar Ambjörnsen erstmalig von diesem Brotbelag gehört, dessen Konsistenz mich an Blutwurst erinnerte. Mein Angebot, ihm etwas abzugeben, wies der Kollege entsetzt von sich; dabei war der Fischpudding durchaus lecker, und für skandinavische Verhältnisse eine Wohltat für das Spesenbudget.
Mit großer Enttäuschung stellte ich vor einigen Jahren beim Besuch eines peruanischen Restaurants in Köln fest, dass auf der Speisekarte kein Gericht mit Meerschweinchen zu finden war. Ein anderer Teilnehmer dieses Abendessens erklärte mir: "Junge, kein Restaurant mit Meerschweinchen auf der Speisekarte würde in Deutschland lange überleben - keine Frau würde freiwillig dort essen, wo diese süßen Tierchen verspeist werden. Und da die Frauen immer das letzte Wort haben..."
Ich fürchte, er hat recht - es sind halt Emotionen, die vielfach bei der Speisewahl eine (zu) große Rolle spielen. Andererseits zeigt dies, wie gut es uns doch geht; in der unmittelbaren Nachkriegszeit konnten die Deutschen noch nicht so wählerisch sein...
Zitat von DiePresseGeschlachtet werden ausschließlich heimische Tiere aus dem ganzen Land und von diesen zirka zehn in der Woche. In ganz Österreich sind es 900 Schlachtungen im Jahr, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.
Das ist ja mal eine Größe die man vergleichen kann. In einem Land wo Pferdefleisch geschätzt wird.
Landesweit ist der Pferdebestand in den vergangenen Jahren erheblich gesunken: Im September 2012 gab es etwa 600'000 Pferde in Rumänien – im Jahr 2008 waren es noch rund 800'000.
Das sind 50.000 Pferde pro Jahr.
Zitat von http://www.rp-online.de/panorama/deutsch...-werk-1.3194488Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) sieht beim aktuellen Pferdefleisch-Skandal "mafiöse Strukturen“. Bernd Carstensen, stellvertretender Bundesvorsitzender des BDK, sagte unserer Redaktion: "Die Art und Weise, wie hier über mehrere Grenzen hinweg Pferdefleisch verschoben wurde, erfordert einen großen logistischen Aufwand. Dies nährt den Verdacht, dass es sich um ein Geschäft der organisierten Kriminalität handelt", sagte Carstensen. Der Kriminal-Experte erklärte, bereits in der Vergangenheit seien mafiöse Strukturen im europäischen Lebensmittelhandel beim Subventionsbetrug sichtbar geworden. "Die Justiz muss hier mit aller Härte durchgreifen“, forderte Carstensen.
Das Problem sind die Subventionen die den Markt ersetzen. Und wo kein Markt mehr besteht, ist die Mafia nicht weit.
Zitat Das Problem sind die Subventionen die den Markt ersetzen. Und wo kein Markt mehr besteht, ist die Mafia nicht weit.
Das war auch mein erster Gedanke, als ich von dem Logistikgeflecht hörte, das diesem betrug zugrunde liegt. Wir haben uns ja schon lange daran gewöhnt, daß Waren und damit auch Lebensmittel auf undurchsichtigste Weise in Europa hin- und hergekarrt und dabei gelegentlich umdeklariert werden, nur um damit Subventionen abzugreifen. Daß diese Verschiebungen leicht zu Betrug mißbraucht werden können sollte niemanden verwundern.
Im übrigen scheint die Lebensmittelsicherheit per Direktive 178/2002 in die Zuständigkeit der EU übergewechselt zu sein. Das läßt natürlich hoffen.
Zitat von Thomas Pauli im Beitrag #29Wir haben uns ja schon lange daran gewöhnt, daß Waren und damit auch Lebensmittel auf undurchsichtigste Weise in Europa hin- und hergekarrt und dabei gelegentlich umdeklariert werden, nur um damit Subventionen abzugreifen.
Genau. Ich mußte bei der Pferdefleischgeschichte auch gleich an "Der große Reibach" denken, eine frühe Glanzleistung von Christoph Waltz übrigens.
ich meine, das von mir genannte Motiv und das von Ihnen angeführte müssen sich ja nicht widersprechen, vielmehr ergänzen sie sich – aus grünlinker Sicht – ideal. Während Papa Staat sich um unsere (Nahrungsmittel-)Sicherheit kümmert, sorgt Nanny State (mit sanftem Druck) dafür, dass wir unser Konsumverhalten ändern…
Zitat von Zettel im Beitrag PiratenIn den letzten Monaten hat sich die Reichweite von ZR stark erhöht; die Leserschaft hat sich ungefähr verdoppelt.
Oje oje: was kriegen die jetzt-alle für einen Eindruck: "diesen Turboliberalen ist aber auch wirklich alles zuzutrauen: die essen sogar Pferde..." Wo doch jeder weiß, daß Pferde die besseren Menschen sind. Und die klügeren sowieso.
Ne Herr Elkmann, eher der Eindruck, in der Wüste des Irrsinns eine kleine Oase gefunden zu haben. Aber das auch nur unter uns von einem "weißen", heterosexuellen, verheirateten Mann (Rechtshänder, gedient, römisch-katholisch und Freund des Rindersteaks), auch genannt Satan persönlich. Nur zwei Anmerkungen:
1. Schmeckt Pferdefleisch eigentlich wie Hühnchen?
2. Ein Dankeschön an den großen Gott des Kapitalismus, der trotz aller Mängel im Einzelnen es fertig bringt, seinen Gläubigen wie seinen Verächtern ihre tägliche Lasagne für unter 2-3 EUR zu geben.
Zitat von Döblinger im Beitrag #33Ne Herr Elkmann, eher der Eindruck, in der Wüste des Irrsinns eine kleine Oase gefunden zu haben. Aber das auch nur unter uns von einem "weißen", heterosexuellen, verheirateten Mann (Rechtshänder, gedient, römisch-katholisch und Freund des Rindersteaks), auch genannt Satan persönlich.
Zitat WaPo ________ Gov. John Hickenlooper went to unusually great lengths to learn firsthand the strides the oil and gas industry has made to minimize environmental harm from fracking.
The first-term Democrat and former Denver mayor told a Senate committee on Tuesday that he actually drank a glass of fracking fluid produced by oilfield services giant Halliburton.
The fluid is made entirely “of ingredients sourced from the food industry,” the company says, making it safe for Mr. Hickenlooper and others to imbibe.
“You can drink it. We did drink it around the table, almost rituallike, in a funny way,” he told the Senate Committee on Energy and Natural Resources. “It was a demonstration. … they’ve invested millions of dollars in what is a benign fluid in every sense.” ________
Ich war einigermassen erstaunt, dass Pferdefleisch billiger ist als Rindfleisch. Ich besitze mehrere Hunde und füttere rohes Fleisch. Pferdefleisch gilt als besonders gut für Allergiker (Hunde) und kostet bei den Hundefleisch Anbietern fast doppelt so viel wie Rindfleisch....deshalb gibts das bei uns auch nicht
Zitat von lufthexe im Beitrag #38Ich war einigermassen erstaunt, dass Pferdefleisch billiger ist als Rindfleisch. Ich besitze mehrere Hunde und füttere rohes Fleisch. Pferdefleisch gilt als besonders gut für Allergiker (Hunde) und kostet bei den Hundefleisch Anbietern fast doppelt so viel wie Rindfleisch....deshalb gibts das bei uns auch nicht
Interessant. Leider gibt es Pferd auch nahezu nur in hundgerechten Portionen, die natürlich für unsere beiden kleinen Mäusefänger zu groß sind. Aber mit 3,70 pro kg auch nicht wesentlich anders im Preis als Rind (3,50) oder Pute, jedoch deutlich teurer als Huhn.
Und Pferd scheint auch für Katzen geeignet zu sein... - gleich vormerken, sobald da mal kleinere Mengen verfügbar sind.
Mrs. Miller: I'm hungry enough I could eat a bloody horse. John McCabe: Well, at Sheehan's place you probably will. Mrs. Miller: Ah, the frontier wit, I see. (McCabe and Mrs. Miller, Robert Altman, 1971)
Zitat Die Welt _____ Pferdefleisch ist in Deutschland nie so populär gewesen wie in den romanischen Ländern, aber auch nie so tabu wie beispielsweise in England – was dem Skandal auf der Insel erst die rechte Wucht verlieh. Im 19. Jahrhundert wurde es – mehr als ein Jahrtausend nachdem es Papst Gregor III. 732 auf die Liste für Christen verbotener Lebensmittel gesetzt hatte * – auf dem ganzen europäischen Kontinent wieder eingeführt. Es gab richtiggehende Kampagnen für den Verzehr dieses billigen, massenhaft verfügbaren und gesunden Fleischs. Diese Werbung war in Deutschland zwar nie so erfolgreich wie in Frankreich, aber man aß Pferdefleisch auch hier: Traditionell wird beispielsweise Rheinischer Sauerbraten daraus hergestellt. ... Aber vielleicht ist die Zeit reif für eine Wende im Essverhalten: Eine Generation, die gelernt hat Scampi, Calamari oder rohen Fisch zu genießen und die sogar vor Strauß und Känguru nicht zurückschreckt, würde vielleicht auch Pferdefleisch eine Chance geben. Vor allem, wenn man ihr klar machte, wie viel weniger "Chemie" da drin steckt als in Industriehühnern, - schweinen oder -rindern. Die Supermärkte müssten sich nur trauen. _____
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #40Pferdefleisch ist in Deutschland nie so populär gewesen wie in den romanischen Ländern, ....
Pferdesteaks sind auf Sardiniens Speisekarten Standard. Ich hatte es bisher nur gemieden, weil ich mir mal den Floh ins Ohr setzen ließ, dass das Fleisch süßlich schmecke. Nachdem Zettel mich eines Besseren belehrte, mal sehen: Beim nächsten Besuch auf Sardinien.
Daß all diese rezenten Skandale miteinander zusammenhängen, dürfte jedem Verschwörungstheoretiker klar sein. Das Thema der deutschen Liebe zu untoten Pferden lappt jedenfalls auch in den Bereich "Darf man Negerkönige nachbessern?" - Bei der Recherche nach "Band 19: Hanni und Nanni retten die Pferde" ergibt sich Folgendes:
Zitat _____ Von Hanni und Nanni veröffentlichte der Franz Schneider Verlag ab 1965 auf Deutsch insgesamt 27 Bände, diverse Sammelbände und Sonderausgaben. Allerdings entsprechen nur sechs Bände, die von Christa Kupfer übersetzt wurden, den jeweiligen Bänden der Originalreihe St. Clare’s, so dass in der deutschen Fassung im Anschluss an die Originalbände 1-4 nach der 2. Klasse ein völliger neuer Handlungsstrang entsteht. Band 11 und 13 sind die deutschen Übersetzungen der letzten beiden Original-Bände.
Die restlichen deutschen Bände handeln dem Titel nach zwar weiterhin von Hanni und Nanni, sind jedoch deutschsprachige Auftragsarbeiten des Franz Schneider Verlags, und die Geschichten und die Hauptfiguren haben mit den Originalfiguren außer dem Namen nicht mehr viel gemeinsam. Die späteren Bände behandeln auch nicht mehr das Internat und seine typische Atmosphäre. _____
Es kommt aber noch ärger: ____ Die deutsche Fassung weicht teilweise erheblich von den englischen Originalbänden ab, so wurden etwa die Personen- und Ortsnamen eingedeutscht. Auch dass Enid Blyton die Internatsgeschichten in Cornwall angesiedelt hat und St. Clare’s als eine streng anglikanische Anstalt angelegt ist, geht aus der Übersetzung nicht mehr hervor: Aus der Beschreibung des Alltags in einem typischen englischen Internat der 1940er Jahre wurde die Atmosphäre eines deutschen Internats der 1960er Jahre.
Um die zeitliche Verschiebung plausibel zu machen, wurden Geräte, Technik und Kultur modernisiert: aus einem Grammophon im Gemeinschaftsraum wurde ein Plattenspieler, die Mädchen hören nicht mehr Jazz, sondern Schlager, statt zur Post gehen zu müssen, kann in Telefonzellen telefoniert werden usw.
Auch die sportlichen Aktivitäten wurden landesspezifisch angepasst: Aus dem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in England bei Mädchen beliebten Ballsport Lacrosse wurde im Deutschen Handball, und auch über andere, typisch englische Freizeitaktivitäten ist in der Übersetzung kaum noch etwas zu erfahren.
In den Ausgaben des Schneider-Verlags fehlen Teile von Kapiteln oder sogar ganze Kapitel. ____
Da ist's auch gar-kein Wunder, wenn arme Seelen, die an solche Art von Texttreue herangeführt werden, entsprechende Doktorarbeiten abliefern.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #42Von Hanni und Nanni veröffentlichte der Franz Schneider Verlag ab 1965 auf Deutsch insgesamt 27 Bände, diverse Sammelbände und Sonderausgaben.
Der Franz Schneider Verlag! Was habe ich den als Kind geliebt. "Minnewitt macht nicht mehr mit". Die Geschichte eines Ausreißers. Und dann "Minnewitt und Knisterbusch in Australien".
Aber das erste Buch war ungleich besser. Fast könnte ich sagen, daß mein Liberalismus auf diese Geschichte eines Ausreißers zurückgeht, der sich keinen Befehlen fügt.
Fürwahr. Es gibt nämlich den hartnäckigen Verdacht (seit gut 70 Jahren), daß schon die Originale gar nicht von Enid Blyton stammen:
Zitathttp://de.wikipedia.org/wiki/Enid_Blyton ______ Blyton sagte, dass sie in dieser Zeit täglich zwischen 10.000 und 12.000 Wörter schrieb, um die enormen Nachfragen der Verleger und damit der Leser zu befriedigen. 1957 war Enid Blytons produktivstes Jahr: Sie veröffentlichte 37 neue Bücher... Die Anschuldigung, Blyton hätte einen Ghostwriter beschäftigt, da ihre Massenproduktion von Büchern, Kurzgeschichten und Zeitungskolumnen von einer einzigen Person nicht zu bewältigen sei, wies die Autorin strikt von sich. Für sie sei ein solcher Arbeitsausstoß durchaus verkraftbar. ______
#Enidplag! * Und wie nannte man, vor 100 Jahren, aus dem Frz. übernommen, solch einen Geisterschreiber? Richtig: "Neger".
Zitat "Nègre littéraire" ____ Un nègre est l’auteur anonyme d’un texte signé par une autre personne, souvent célèbre. L’emploi du mot « nègre » dans cette acception date du milieu du XVIIIe siècle, en référence à l’exploitation des populations noires d’Afrique. Aujourd’hui, certains estiment qu’il est plus politiquement correct d’utiliser le mot « nègre » avec des guillemets ou de le remplacer par la locution « nègre littéraire1 » ; ces locutions sont parfois remplacées par l’anglicisme « écrivain fantôme » (« ghost writer » en anglais, cf. le film de Roman Polanski The Ghost Writer) ou par l’expression « prête-plume ». ____
Freilich: beim Verfertigen primärer Quellen sieht das ganz-anders aus als beim Nachspüren. Arno Schmidt hat das 1957 in einem größeren Essay mal zu kategorisieren versucht: "Die Meisterdiebe" (der natürlich im Netz nicht abgreifbar ist). Wobei AS selbst in dieser Disziplin mitspielte: Sein wüstes Pamphlet "Atheist? Allerdings", ebenfalls von 1957, besteht zu mindestens 90% aus unausgewiesenen Zitaten, zumeist von Wilhelm Heinse & Karl Philipp Moritz. 4-5 der "Stürenburg"-Geschichten: ditto. #Arnoplag! (Gibt's schon: heißt Bargfelder Bote.) Malone zufolge stammen von den 6043 Gedichtversen 1771 von irgendwelchen Vorgängern, 2373 hat er lediglich umgedichtet, und nur 1899 können ihm selbst zugeschrieben werden, möglicherweise mangels Vergleich. (Lalanne)#Shakesplag! Voltaire hat ganze Gedichte von Maynard als die seinen ausgegeben (#Voltaireplag!); Alfred de Musset: "Mein Glas ist nicht groß, doch trinke ich aus meinem Glase": das sind Stellen von Carmontelle, die er sich angeeignet hat, bis aufs Komma genau. Machiavelli? Dieselbe Geschichte: In seiner "Vita di Castriccio" legt er seiner Figur Plutarchs "Apophthegamata" in den Mund. Ignatius von Loyola, "Ejercicios espirituales"? Werfen Sie mal einen Blick in die "Ejercicios espirituales" von García Cismeros...
(Nur ich bin auf der sicheren Seite, wg. quod non est in rete, non est in rebus, & somit wird niemand feststellen, daß die Passage von "Malone..." bis "...Cisneros" eine wörtliche Übernahme aus Jean-Marie Blas de Roblès Wo Tiger zu Hause sind, S. Fischer, 2012, S. 578 & 549 darstellt...)
Zitat ____ It seems that she was “astonishingly prolific”, and she has been attributed to writing 10,000 words a day. If she worked a respectable eight hour day, this means she wrote day to day at a constant 20.8 words per minute (wpm). This is around the rate at which typist beginning to learn their craft work at (and they’re probably not constructing subversive childrens stories whilst typing). This pace seems positively infernal. ____
(P.S. Der Verdacht, daß es sich hier um eine Parodie auf die Reaktionen von verpeilten Frömmlern angesichts des Erfolges eines gewissen Zauberknaben in einem anderen Internat handelt, ist natürlich abwegig.)
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #44Blyton sagte, dass sie in dieser Zeit täglich zwischen 10.000 und 12.000 Wörter schrieb, um die enormen Nachfragen der Verleger und damit der Leser zu befriedigen.
Das wären etwa 20-24 Seiten pro Tag, 3 Textseiten die Stunde. Bei einer schlichten Geschichte, die man einfach so in die Schreibmaschine erzählt, ist das durchaus machbar.
Zitat 1957 war Enid Blytons produktivstes Jahr: Sie veröffentlichte 37 neue Bücher...
Die müssen natürlich nicht alle im Jahr der Veröffentlichung geschrieben worden sein.
Simenon hat wohl häufiger nur eine Woche für einen Roman gebraucht. Aber bei seinem eigentümlichen Stil halte ich es für unwahrscheinlich, daß da ein Ghostwriter im Spiel war (bei Enid Blytons Texten wäre es eher denkbar). Wobei Simenon wohl mehr Zeit gebraucht hat, um sich ein neues Thema auszudenken, als das für einen Enid-Blyton-Roman nötig ist.
Grundsätzlich scheint es mir daher möglich, über 30 Romane in einem Jahr zu schreiben.
Glaube ich nicht. Erst einmal weckt der Name "Stalingrad" natürlich diverse Assoziationen - aber gerade von dort sind ja viel zu wenige Soldaten zurückgekommen, um zu den Eßgewohnheiten nach 1945 einen Beitrag leisten zu können.
Generell war die Versorgungslage im Krieg in Deutschland und auch meistens an der Front vergleichsweise gut - da müßten eher andere Nationen Traumata entwickelt haben. Bis auf Ausnahmen kam der richtige Hunger erst nach dem Krieg. Und da sind eher die Steckrüben in der Erinnerung geblieben als Pferdefleisch.
Eher denkbar sind einzelne schlimme Erlebnisse bei den Flüchtlingstrecks, weil da Leute ganz plötzlich aus ihrer vertrauten Umgebung gerissen wurden und in den Folgewochen teilweise sehr heftige Ereignisse verkraften mußten. Insgesamt aber bestimmt nicht in einer Anzahl, daß es die Eßkultur von 80 Millionen beeinflußt hätte.
Bei den Soldaten dagegen gilt wohl eher, was auch zu anderen Zeiten und in anderen Kriegen Erfahrung war: Die haben über die Jahre Fronteinsatz erstaunlich viele Sachen als Lebensmittel schätzen gelernt. M. E. wird sich ein erfahrener Landser viel eher mit Appetit ein Pferdesteak auf den Teller legen als seine verwöhnte Nachkommenschar.
Zitat von R.A. im Beitrag #45Wobei Simenon wohl mehr Zeit gebraucht hat, um sich ein neues Thema auszudenken, als das für einen Enid-Blyton-Roman nötig ist.
Vor allem, weil Blyton nur 3 oder 4 Bücher geschrieben hat, die aber jeweils 80 Mal... Die wirklich wild produzierten Romane Simenons waren aber die frühen: Groschenhefte. Das wurde dann später immer länger, vor allem, in den non-Maigret-Romanen, mit denen er beweisen wolte, daß er ein "richtiger" Autor war. Gibt's auch anderweitig: Kipling hat während seiner indischen Journalistenzeit, 1885-90, jede Woche 3-4 Erzählungen veröffentlicht; am Wochenende dann jeweils eine etwas längere von 30-40 Seiten. Robert Silverberg zwischen 1955-59 jeweils 60-80 Erzählungen pro Jahr; nachdem der SF-Markt zusammengebrochen war, dann *hüstel* nicht-ganz-jugendfreie Romane, Umfang 180 Seiten; in 4 Jahren 150 Stück. Plus 30 Sachbücher. Von Edgar Wallace gibt's ja die Anekdote, daß sein Verleger anrief & beschieden wurde: bitte nicht stören, er hat gerade einen neuen Roman angefangen. - "Macht nichts, ich warte, bis er fertig ist".
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #47Von Edgar Wallace gibt's ja die Anekdote, daß sein Verleger anrief & beschieden wurde: bitte nicht stören, er hat gerade einen neuen Roman angefangen. - "Macht nichts, ich warte, bis er fertig ist".
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