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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 15 Antworten
und wurde 4.317 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

19.02.2013 00:55
Sorge Antworten

Das Titelbild zeigt, wie Sie wahrscheinlich gesehen haben, den sehr großen Thomas Jefferson.

adder Offline




Beiträge: 1.073

19.02.2013 07:25
#2 RE: Sorge Antworten

Zitat
Deutschland braucht Linke. Es braucht Liberale. Es braucht Konservative. Es braucht als Ideengeber sehr Linke, sehr Liberale, sehr Konservative.



Ich möchte Ihnen widersprechen, lieber Zettel. Das Land braucht (ohne direkt die Parteien zu meinen) Sozialdemokraten*, es braucht Liberale, Freidemokraten und es konservative Anhänger unserer Republik. Was es nicht braucht, sind Sozialisten/Kommunisten, Faschisten, Anarchisten und sonstige Ideologen, die entweder parlamentarische Demokratie oder föderale Republik abschaffen wollen. In Bezug auf diese Leute ist es für das Land/die Republik/unsere Demokratie nur notwendig, deren Meinungsfreiheit nicht zu beschränken. Sie brauchen... gerade das tut due Republik nicht, außer vielleicht im Sinne einer Schärfung der Wachsamkeit.

Ob die Bevölkerung nun Vertreter extremer politischer Positionen braucht, lasse ich einmal dahingestellt. Der Wahlerfolg einiger solcher sozialistischen Parteien in Deutschland läßt darauf schließen. Der (reproduzierbare) Erfolg der Vertreter einer im besten Sinne sozial-liberalen Partei bei Raab's Absolute Mehrheit läßt zumindest darauf schließen, dass die Menschen aber eine bürgerrechtsliberale, sozialliberale, aber dennoch nicht marktfeindliche Politik auch schätzen.

*der linke Flügel der FDP ist genau das, wie auch ein großer Teil der CDU. Die FDP als Gesamtheit ist meiner Einschätzung nach zur Zeit genau dort, wo sie zu ihren besten Zeiten in Koalition mit Helmut Schmidt oder Willy Brandt und deren Kanzlerwahlverein auch war - sozialliberal, bürgerrechtsliberal und die soziale Marktwirtschaft verteidigend. Das ist meiner Meinung nach auch die Position, in der die FDP dem Land am besten dient - allerdings fehlt der konservative, "republikanische" Teil des Parteienspektrums. Gelegentlich übernimmt Bayern's Herz-Jesu-Sozialistenpartei diesen Job mehr schlecht als recht. Obwohl ich eine solche konservative Partei nicht wählte (ist das jetzt eigentlich korrekt? oder doch wählen würde?), fehlt genau sie dem Land sehr.

Ich hätte diese konservative Partei gerne mit ca. 20% Sitzen als mittleren Partner einer Sozialliberal geführten Dreierkoalition (eine sozialliberale Mehrheitspartei, eine marktliberale/radikale kleine und diese mittlere konservative...) - so wie es in Holland einmal recht durchwachsen probiert wurde.

Juno Offline



Beiträge: 332

19.02.2013 08:01
#3 RE: Sorge Antworten

Die kleine Bemerkung ist nicht nur "vollkommen trivial"- sie ist auch vollkommen liberal.

Dass ein Gemeinwesen vielfältige und widersprüchliche Positionen braucht, glauben die Rechten, die Linken (und die Ökologischen) ja nur in dem Maße, wie sie selbst liberale Züge tragen. Die extremeren Flügel glauben das nicht und haben im Liberalismus schon immer den auszurottenden Erzfeind gesehen.

Der Liberalismus kann sich nicht auf einen Stammplatz im politischen Spektrum berufen, sondern er muss sich diesen Platz immer wieder neu argumentativ erkämpfen. Auch dadurch, dass er die Debatten in den anderen Lagern intellektuell beeinflusst. Gelingt ihm das nicht, dann wird er niedergewalzt.

Das beliebte Argument mancher FDP-Politiker, man solle sie wählen, weil Deutschland einfach "ein liberales Element braucht", ist insofern eine brandgefährliche Selbsttäuschung. Den Liberalismus "braucht" nur, wer selbst wenigstens ein bisschen liberal ist. Alle anderen empfinden ihn als überflüssig und störend, erhaltenswert nur insoweit, wie er für den linken oder rechten Machterhalt notwendig ist.

Karl Offline



Beiträge: 26

19.02.2013 12:57
#4 RE: Sorge Antworten

Ich glaube, daß der Liberalismus nicht irgendwo zwischen Links und Rechts zu suchen ist. Und daß Liberale, die diese Bezeichnung verdienen, nicht entweder mehr rechts oder mehr links sind. Dieses Bild entsteht erstens durch die pragmatische Notwendigkeit, Koalitionen bilden zu müssen, und zweitens durch die dogmatische Prämisse, ein Spektrum politischer Positionen müsse eindimensional an einer Strecke (von Rechts nach Links) veranschaulicht werden.

Ich bevorzuge die Verortung des Liberalismus, so wie sie einst Hayek veranschaulicht hat. Demnach bildet die bekannte Strecke von Links nach Rechts eine Seite eines Dreiecks und die liberale Position bezeichnet den Punkt, der ihr gegenüber liegt. Denn Liberale wollen nicht mehr rechte Politik oder mehr linke Politik, sondern sie wollen grundsätzlich weniger Politik.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

19.02.2013 13:56
#5 RE: Sorge Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Das Titelbild zeigt, wie Sie wahrscheinlich gesehen haben, den sehr großen Thomas Jefferson.

Das ist doch der mit dem schönen Zitat:
"Der Baum der Freiheit muß von Zeit zu Zeit mit dem Blut der Patrioten und der Tyrannen begossen werden. Dies ist der Freiheit natürlicher Dünger."

Nun mag es heute schwierig sein zu entscheiden, wer denn Patriot und wer Tyrann ist. Aber glücklicherweise empfiehlt Jefferson ja für beide das gleiche Rezept.
Damit ließe sich ein Grunddissens in diesem Forum schließen: Für Zettel ist Frau Merkel eine Patriotin, für die übrigen Zimmerleute eine Tyrannin.
Darüber müßten wir gar nicht weiter streiten - wir müssen nur Jeffersons Rat folgen und den Baum der Freiheit mit Merkels Blut begießen

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

19.02.2013 14:11
#6 RE: Sorge Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #5
Darüber müßten wir gar nicht weiter streiten - wir müssen nur Jeffersons Rat folgen und den Baum der Freiheit mit Merkels Blut begießen

Häh?

FAB. Offline



Beiträge: 523

19.02.2013 14:28
#7 RE: Sorge Antworten

Zitat von R.A.
Nun mag es heute schwierig sein zu entscheiden, wer denn Patriot und wer Tyrann ist. Aber glücklicherweise empfiehlt Jefferson ja für beide das gleiche Rezept. Damit ließe sich ein Grunddissens in diesem Forum schließen...


Jeffersonsche Patrioten zeichnen sich wohl zuvörderst dadurch aus, daß sie selbst ihr Blut für die Freiheit des Vaterlandes vergießen. Frau Merkel zeigt m.W. keine Tendenzen in eine solche Richtung...

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

19.02.2013 15:06
#8 Liberalismus Antworten

Zitat von Karl im Beitrag #4
Ich glaube, daß der Liberalismus nicht irgendwo zwischen Links und Rechts zu suchen ist. Und daß Liberale, die diese Bezeichnung verdienen, nicht entweder mehr rechts oder mehr links sind. Dieses Bild entsteht erstens durch die pragmatische Notwendigkeit, Koalitionen bilden zu müssen, und zweitens durch die dogmatische Prämisse, ein Spektrum politischer Positionen müsse eindimensional an einer Strecke (von Rechts nach Links) veranschaulicht werden.

Ich bevorzuge die Verortung des Liberalismus, so wie sie einst Hayek veranschaulicht hat. Demnach bildet die bekannte Strecke von Links nach Rechts eine Seite eines Dreiecks und die liberale Position bezeichnet den Punkt, der ihr gegenüber liegt. Denn Liberale wollen nicht mehr rechte Politik oder mehr linke Politik, sondern sie wollen grundsätzlich weniger Politik.

Das stimmt, lieber Karl, sozusagen idealtypisch.

Faktisch hat es aber immer einen Links- und einen Rechtsliberalismus gegeben; Nationalliberale und Freisinnige usw.

Die FDP war im "Halben Mond" in Heppenheim als vereinigte liberale Partei gegründet worden. Sie hatte beide Flügel. Das reichte von sehr Nationalliberalen wie Preusker bis zu Linksliberalen wie Dehler.

Dehler habe ich als Schüler in einer Veranstaltung erlebt; das hat mich entscheidend geprägt.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

19.02.2013 15:16
#9 RE: Liberalismus Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #8

Dehler habe ich als Schüler in einer Veranstaltung erlebt; das hat mich entscheidend geprägt.

Hier Informationen zu Thomas Dehler.

Er kam aus der linksliberalen DDP; so, wie eben andere aus der DNVP und der DVP in die FDP kamen. Heute fehlt der rechte Flügel.

Herzlich, Zettel

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

19.02.2013 16:00
#10 RE: Liberalismus Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #9
Heute fehlt der rechte Flügel.

Schwer zu sagen - was wäre denn heute der "rechte" Flügel?
Das klassische Thema "Nationalliberalismus" ist doch mit der Wiedervereinigung erledigt. Man könnte auch sagen: Als die FDP sich in der Hauptstadtabstimmung fast komplett für Berlin Votum und damit die Sache entschieden hat, war das der krönende Abschluß für den deutschen Nationalliberalismus.

Der "rechte" Flügel in der FDP müßte ja der sein, der dem linken Flügel entgegensteht. Und den gibt es eigentlich schon, auch wenn er nicht mit traditionellem nationalem Pathos daherkommt. Der liberale Aufbruch und ähnliche Positionen mit Themen wie "keine EU-Schuldengemeinschaft", "gegen den grünen Nanny-Staat" und einer eher kritischen Haltung zu linken Themen wie Energiewende, Frauenquote, GEZ und Subventionen - das wäre wohl heute der "rechte" Flügel. Er ist nur noch nicht faßbar organisiert wie früher üblich - aber das ist der "linke" Flügel auch nicht.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

19.02.2013 19:36
#11 RE: Sorge Antworten

Zitat von ZR
Der Liberalismus soll nur noch in seiner linken Version akzeptabel sein


Früher, zu Eugen Richters Zeiten war Liberalismus links. Der Manchesterliberalismus war links. Der Wirtschaftsliberalismus war links.
Es ging gegen den ostelbischen Adel, später auch gegen die Großindustrie die wie er, auf den Geschmack kam, Einfuhrzölle auf die Waren der internationalen Konkurrenz zu fordern und sie von Bismarck auch bekam.
Nur, was damals links war, ist heute rechts. Und das eigentlich irre ist, dass dies auch umgekehrt stimmt. Was damals rechts war, ist heute links!
Der Nationalliberalismus von Friedrich Naumann kann getrost als so eine Art Marxismus bezeichnet werden.
Also wohin bewegt sich die FDP noch mal?

Viele Grüße, Erling Plaethe

DrNick Offline




Beiträge: 809

19.02.2013 20:42
#12 RE: Sorge Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #11
Früher, zu Eugen Richters Zeiten war Liberalismus links. Der Manchesterliberalismus war links. Der Wirtschaftsliberalismus war links.
Es ging gegen den ostelbischen Adel, später auch gegen die Großindustrie die wie er, auf den Geschmack kam, Einfuhrzölle auf die Waren der internationalen Konkurrenz zu fordern und sie von Bismarck auch bekam.


Was verstehen Sie denn dabei unter "links"? Gegen diejenigen zu sein, die ökonomisch oder politisch den größten Einfluß haben?

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

19.02.2013 21:29
#13 RE: Sorge Antworten

Eine zum Thema passende, äußerst interessante Rezension des neuen Buchs von F. Schirrmacher:

http://www.cicero.de//salon/ego-von-fran...-egoisten/53543

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

19.02.2013 21:59
#14 RE: Sorge Antworten

Zitat von DrNick im Beitrag #12
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #11
Früher, zu Eugen Richters Zeiten war Liberalismus links. Der Manchesterliberalismus war links. Der Wirtschaftsliberalismus war links.
Es ging gegen den ostelbischen Adel, später auch gegen die Großindustrie die wie er, auf den Geschmack kam, Einfuhrzölle auf die Waren der internationalen Konkurrenz zu fordern und sie von Bismarck auch bekam.


Was verstehen Sie denn dabei unter "links"? Gegen diejenigen zu sein, die ökonomisch oder politisch den größten Einfluß haben?

Ich meine ausgeführt zu haben, was allgemein unter links verstanden wurde und jetzt verstanden wird. Mit meiner Ansicht hinsichtlich dessen, was links ist, hat das wenig zu tun.

Ich beziehe mich in meiner historischen Einschätzung auf Ralph Raico in "Die Partei der Freiheit". Es geht mir nicht um den politischen Einfluss derjenigen, welche einen signifikanten Beitrag zum Steueraufkommen des Staates leisten, sondern um die Auswirkungen des Protektionismus auf die Preise und das Eingreifen des Staates bezüglich eines Freihandels.
Fokussiert sich der Blick zurück auf die begünstigten Personengruppen wird eine Parallele sichtbar zur heutigen personenenbezogenen Argumentation der Linken, z.B. gegen "Reiche". Ich denke schon, dass dies typisch links ist, nur ging es mir um eine andere Art des Schwerpunktes.
Damals war die linksliberale Opposition gegen immer höhere Einfuhrzölle und heute gibt es von Leuten die sich auch anerkanntermaßen linksliberal nennen, die Forderung nach höheren Steuern für "Reiche". Beides "links".

Mal sehen wie sich die politischen Lager bei den zukünftigen Freihandelsverhandlungen mit Amerika positionieren. Ich würde mich sehr wundern, wenn die Linke in Deutschland diesen freudig entgegensehen. Die verbliebenen Wirtschaftsliberalen, welche diesen erneuten Versuch befürworten, werden politisch heutzutage eindeutig rechts eingeordnet.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.02.2013 01:08
#15 Rinks und lechts Antworten

Zitat von DrNick im Beitrag #12
Was verstehen Sie denn dabei unter "links"? Gegen diejenigen zu sein, die ökonomisch oder politisch den größten Einfluß haben?

Ich glaube inzwischen den Unterschied begriffen zu haben, lieber DrNick. Linke fühlen sich anderen Menschen überlegen.

Herzlich, Zettel

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

20.02.2013 05:46
#16 RE: Rinks und lechts Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #15
Zitat von DrNick im Beitrag #12
Was verstehen Sie denn dabei unter "links"? Gegen diejenigen zu sein, die ökonomisch oder politisch den größten Einfluß haben?

Ich glaube inzwischen den Unterschied begriffen zu haben, lieber DrNick. Linke fühlen sich anderen Menschen überlegen.

Ja, lieber Zettel, das ist der Unterschied schlechthin. Er bezieht sich nicht nur auf die ethische, sondern vor allem auf die intellektuelle Ebene.

Nachtrag:
Nur, trifft dies auch auf die Linksliberalen der Bismarck-Zeit zu?

Viele Grüße, Erling Plaethe

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