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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 68 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.02.2013 18:47
Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

"Unsere Bundeswehr", nicht wahr, das werden Sie selten lesen oder im TV hören.

Dazu ein, wie ich finde, wichtiger und ausgezeichneter Gastbeitrag von Andreas Döding.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

20.02.2013 19:19
#2 RE: Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
"Unsere Bundeswehr", nicht wahr, das werden Sie selten lesen oder im TV hören.

Dazu ein, wie ich finde, wichtiger und ausgezeichneter Gastbeitrag von Andreas Döding.

In der Tat. Dem möchte ich mich ausdrücklich anschließen, vollumfänglich. Danke, lieber Andreas Döding.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

20.02.2013 19:29
#3 RE: Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

Zitat von Erling Plaethe
In der Tat. Dem möchte ich mich ausdrücklich anschließen, vollumfänglich. Danke, lieber Andreas Döding.



Das freut mich sehr, lieber Erling Plaethe, auch und gerade weil es von Ihnen kommt. Das Thema liegt mir emotional schon lange am Herzen, und ich bin dankbar, daß ich das in ZR einmal formulieren durfte.
Herzlichen Gruß und schönen Abend,
Andreas Döding

H_W Offline



Beiträge: 456

20.02.2013 19:40
#4 RE: Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

Zitat von Andreas Döding
Wie können demokratisch gesinnte Menschen damit ein Problem haben?



Lieber Herr Döding, diese Frage ist doch überflüssig!

Demokratisch gesinnte Menschen haben kein Problem mit unserer Bundeswehr.
Die Leute, die ein Problem damit haben, brauchen keine Demokratie mehr, da sie selber schon die rechte Gesinnung und Erkenntnis haben.
Für demokratisch halten die, wenn ihre rechte Gesinnung als allgemeinverbindlich durchgesetzt wird, weil sie ja einstimmig ihrer eigenen Meinung sind.

Vielen Dank, daß Sie das wichtige Thema "Unsere Bundeswehr" zum Thema Ihres Aufsatzes gemacht haben.

Gruß, H_W

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Woran erkennt man ein linksgrünes Märchen?
Es beginnt mit: Es wird einmal sein.
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AldiOn Offline




Beiträge: 983

20.02.2013 19:49
#5 RE: Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

Zitat von dem Blogbeitrag
Sie werden sicherlich keine Hauswände mehr mit der Aufschrift "Soldaten sind Mörder!" verunstalten. Aber haben sie auch ihre Meinung geändert?

Nein
Jetzt sorgen sie dafür daß die Bundeswehrsoldaten bei Auftritten in den Schulen von Wehrdeinstverweigerern und anderen Feinden dieses Staates begleitet werden.

Ich frage mich ernsthaft wie so etwas abgeht.

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

20.02.2013 19:54
#6 RE: Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

Lieber Andreas Döding,

auch von mir die volle Unterstützung! Ich hatte oft den Eindruck, daß unsere Soldaten schon gar nicht mehr erwartet haben, in der Öffentlichkeit Unterstützung und Freundlichkeit zu erfahren. Bei mir haben sie immer ein Bier frei; das ist durchaus als Aufforderung gedacht!

Herzlichen Dank für diesen Artikel!

Thomas

Frankenstein Offline




Beiträge: 891

20.02.2013 20:10
#7 RE: Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

Zitat von Doeding
[...] Ohne Wachstum kein Wohlstand, [...]


Diese Pauschalisierung ist falsch.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

20.02.2013 20:30
#8 RE: Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

Zitat von AldiOn im Beitrag #5

Zitat von dem Blogbeitrag
Sie werden sicherlich keine Hauswände mehr mit der Aufschrift "Soldaten sind Mörder!" verunstalten. Aber haben sie auch ihre Meinung geändert?
Nein
Jetzt sorgen sie dafür daß die Bundeswehrsoldaten bei Auftritten in den Schulen von Wehrdeinstverweigerern und anderen Feinden dieses Staates begleitet werden.

Ich frage mich ernsthaft wie so etwas abgeht.



Wehrdienstverweigerer pauschal als "Feinde des Staates" zu bezeichnen erscheint mir nicht richtig. Es ist vermutlich auch keine annähernd richtige Pauschalisierung.
Bezogen auf die Wehrdienstverweigerer, welche Propaganda in Schulen betreiben wollen, dürfte die Gleichsetzung aber, so befürchte ich, erschreckend häufig zutreffen.

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."
-Thomas Jefferson
Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

20.02.2013 20:47
#9 RE: Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

Zitat von AldiOn
Nein
Jetzt sorgen sie dafür daß die Bundeswehrsoldaten bei Auftritten in den Schulen von Wehrdeinstverweigerern und anderen Feinden dieses Staates begleitet werden.




Lieber AldiOn, da muß ich mich jetzt einmal outen. 1988, im Alter von 18 Jahren, habe ich eine 18seitige Wehrdienstverweigerung geschrieben, übrigens handschriftlich im Krankenhaus; ich hatte damals eine lebensbedrohliche Erkrankung. Die Verweigerung wurde sofort, was damals nicht selbstverständlich war, akzeptiert. Ich bin ungedient, und das bedauere ich heute sehr. Ich war aber auch damals kein Feind dieses Staates, ich hatte nur keine Ahnung, wie verteidigungswert dieser Staat eigentlich ist.
Herzlichen Gruß,
Andreas Döding

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

20.02.2013 20:57
#10 RE: Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

Zitat von Frankenstein
Zitat von Doeding
[...] Ohne Wachstum kein Wohlstand, [...]

Diese Pauschalisierung ist falsch.




Vermutlich haben Sie recht, lieber Frankenstein, ich bin kein Ökonom. Mögen Sie es mir kurz erklären?
Danke und herzlichen Gruß,
Andreas Döding

Döblinger Offline



Beiträge: 9

20.02.2013 20:59
#11 RE: Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

Lieber Herr Döding,

vielen Dank für den Beitrag, den ich sehr gelungen finde.
Nur am Rande:
Ich frage mich oft, ob der hier gepflegte Pazifismus wirklich reine Friedensliebe ist. Diese Gesellschaft ist in der Lage, virtuell unendliche Gewalt zu goutieren und ihr die Weihen der Hochkultur zu verleihen (vgl. die hymnischen Rezensionen zum jüngsten Tarantino-Film als Beispiel unter vielen). In der realen Welt ist sie im Regelfall gegenüber Gewalt, die von außerwestlichen Mächten ausgeübt wird, indifferent oder begrüßt diese mal mehr, mal weniger heimlich. Gehasst wird lediglich die "eigene" Gewaltausübung, und daher gibt es auch kaum ein gutes Wort für die eigenen "Handwerker der Gewalt".

Ich werde auch die Vermutung nicht los, dass hinter dem (gehässigen) Hypermoralismus, der die Kritik an der Bundeswehr und einer als militaristisch empfundenen Außenpolitik prägt, regelmäßig eine (Teil-)Identität der Zielvorstellungen zu den jeweiligen "Kriegsgegner" steckt. Letztlich führen die Taliban ja auch nur einen anti-imperialistischen Befreiungskampf, und der Kampf gegen westliche Mächte, koloniale Grenzziehungen etc. ist immer der gerechte.

In diesem Sinne

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

20.02.2013 21:06
#12 RE: Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

Zitat von Frankenstein im Beitrag #7

Zitat von Doeding
[...] Ohne Wachstum kein Wohlstand, [...]

Diese Pauschalisierung ist falsch.


Und das muss nicht begründet werden?
Wachstum wirkt dem entgegen was man Inflation nennt.
Ohne Wachstum verlieren Güter schneller an Wert, weil der Wert nicht erhalten werden kann. Stagnation ist deshalb mit Wohlstandseinbußen verbunden.
Ohne Wachstum gibt es keine Investitionen, weil sie sich nicht armortisieren können.
Dieses Zitat ist keine Pauschalisierung, sondern eine ökonomische Notwendigkeit.
Aber vielleicht begründen Sie, lieber Frankenstein, ihre Entgegnung noch, dass ich sie besser nachvollziehen kann.

Viele Grüße, Erling Plaethe

AldiOn Offline




Beiträge: 983

20.02.2013 22:15
#13 RE: Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

Zitat von Döblinger im Beitrag #11
Ich werde auch die Vermutung nicht los, dass hinter dem (gehässigen) Hypermoralismus, der die Kritik an der Bundeswehr und einer als militaristisch empfundenen Außenpolitik prägt, regelmäßig eine (Teil-)Identität der Zielvorstellungen zu den jeweiligen "Kriegsgegner" steckt.
Danke
Sie haben das netter und gefälliger formuliert als das mir möglich war.

Hohenstaufen Offline



Beiträge: 30

20.02.2013 22:19
#14 RE: Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

Die Mehrheit der Deutschen steht der Budeswehr positiv gegenüber. Dies ist deshalb bemerkenswert, da die Massenmedien über die Bundeswehr häufig eher negativ berichten.
Das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr gibt jedes Jahr Umfragen zum Ansehen der Streitkräfte in der Bevölkerung in Auftrag, beispielsweise sagten 86% der Befragten, dass die Bundeswehr wichtig für Deutschland sei.

Link zum PDF der Umfrage 2012 "Kurzbericht zur Bevölkerungsumfrage 2012":http://www.kommando.streitkraeftebasis.d...5BtqMiACveH84!/

Llarian Offline



Beiträge: 7.064

20.02.2013 22:42
#15 Gegenpunkt Antworten

Da hier vermutlich nicht allzuviele Pazifisten rumlaufen erlaube ich mir mal den Gegenpunkt zu setzen, damit das ganze nicht zu einseitig wird.

Klar kann man die Bundeswehr unterstützen. Aber ebenso klar muss man das nicht. Man kann auch Polizei, Gerichte und die GEZ unterstützen. Man muss aber nicht. Die Ablehnung organisierter, militärischer Gewalt mag weltfremd sein, aber es ist ein legitimer Standpunkt. Er ist nicht anrüchig, er ist nicht feige, er ist nicht schmuddelig und er hat mit all den Widerlichkeiten, die auch hier versteckt gerne dagegen geäussert werden (Verweigerer sind Staatsfeinde, Pazifisten sympathisieren mit Terroristen oder anderen Undemokraten) nicht zwingend zu tun. Es ist ein Standpunkt und den sollte man auch erst einmal so hinnehmen. Die Bundeswehr selbst ist dabei übrigens deutlich weiter als einige der Teilnehmer hier, sie kann nämlich damit umgehen dass es Leute gibt, die eben nicht so viel von ihr halten.

Ich zumindest halte, auch wenn ich die Bundeswehr für sinnvoll halte, nicht allzuviel von der Glorifizierung die manchen umtreibt. Die Bundeswehr ist eine Berufsarmee geworden, böse Leute würden das als Söldner diffamieren, was ehrabschneidend ist, aber auch nicht völlig neben der Wahrheit liegt. Ich habe einige Soldaten in meinem Leben kennengelernt und die wenigsten hat ein fanatistischer Patriotismus umtrieben wie das wohl gerne idealisiert wird, die meisten haben schlicht ihre Arbeit dort gefunden. Es ist ein Job, meinetwegen Beruf. Genauso wie der eines Polizisten, eines Staatsanwaltes oder einer Politesse. Er ist vermutlich gefährlicher als viele andere Jobs, aber er ist auch ganz gut bezahlt gemessen am Qualifikationsniveau. Die Leute machen ihren Job für Geld. Daran ist nichts anrüchiges. Aber auch nix besonders ehrenhaftes. Der Soldat geht weniger aus Patriotismus an den Hindukusch sondern weil er dafür bezahlt wird. Ob das adäquat ist kann man diskutieren. Aber das kann man ebenso für Bautaucher in Berlin diskutieren oder für Fischer in der Ostsee, deren Job auch nicht ungefährlich ist.

Und ich für meinen Teil bin eigentlich gar nicht so ganz böse, dass wir die Art von Hurra-Patriotismus, den die Amerikaner ihren Truppen entgegenbringen, hier nicht ganz so sehr geteilt wird. Die Amis haben da einen schönen Spruch: "Right or wrong, my country." Und das drückt sich auch in der Haltung gegen die Truppen aus. Ich halte das sowohl für naiv wie auch für gefährlich, denn es enthebt eine Berufsgruppe der Kontrolle durch die restliche Gesellschaft. Und das kann ziemlich verheerende Folgen haben.

Eins noch: Herr Döding äussert dass er es wichtig findet die Truppen zu unterstützen, wenn das Parlament sich einmal so entschieden hat. Da kann ich nur deutlich sagen: NEIN. Ich unterstütze auch keinen Polizisten der ein Unrecht begeht zu dem ihn ein Parlament ermächtigt hat. Das ist das Äquivalent von Kadavergehorsam. Und wenn die Bundeswehr Verbrechen beginge, dann werde ich die nicht unterstützen, weil das deutsche Parlament ein Verbrechen begehen will. Ich darf daran erinnern das wir vor gar nicht allzu langer Zeit einige Angriffskriege hinter uns gebracht haben, beispielsweise Jugoslawien. Ich denke nicht dass man das unterstützen muss. Und ich denke auch nicht das demokratische Entscheidungen zwangsnotwendig richtig sind. Im Gegenteil, viele sind falsch. Dafür kann der kleine Soldat natürlich überhaupt nichts. Aber das ändert nix am Prinzip. Und man kann nicht fordern etwas ad hoc für richtig zu befinden, weil eine Mehrheit das auch glaubt.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.02.2013 22:55
#16 Krieg und Frieden Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #15
Man kann auch Polizei, Gerichte und die GEZ unterstützen. Man muss aber nicht. Die Ablehnung organisierter, militärischer Gewalt mag weltfremd sein, aber es ist ein legitimer Standpunkt.


Ich kenne, lieber Llarian, eigentlich niemanden, der militärische Gewalt nicht ablehnen würde.

Ich gehöre zu den vermutlich Wenigen hier im Forum, die Krieg erlebt haben. Ich habe als Kind im Luftschutzkeller gesessen. Meine Großmutter hat erzählt, wie die Leiche einer Nachbarin aufgrund der Druckwelle ihr entgegenflog, als sie die Tür des Luftschutzkellers öffnete.

Ich habe zugleich mit dem Spracherwerb gelernt, die Luftschutzsirene nachzusingen. Ich träume noch jetzt von diesen entsetzlichen Nächten. Kälte, flackerndes Licht, das Getöse. Niemand wußte, ob das Haus noch stehen würde, wenn der Angriff vorbei war.

Mir braucht man, lieber Llarian, also nicht die Vorzüge des Friedens zu preisen. Die Frage ist nur, ob man Frieden schaffen kann, indem man sich wehrlos den nicht Friedfertigen ausliefert.

Herzlich, Zettel

Llarian Offline



Beiträge: 7.064

20.02.2013 23:19
#17 RE: Krieg und Frieden Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #16
Die Frage ist nur, ob man Frieden schaffen kann, indem man sich wehrlos den nicht Friedfertigen ausliefert.

Zwei Punkte, lieber Zettel:

Zum einen, das der Standpunkt weltfremd ist, habe ich nicht bestritten. Nur weltfremd ist nicht das selbe wie unmoralisch oder unethisch. Zwei ihrer Poster haben sich entschlossen unmoralische Gründe gegen diese Haltung ins Feld zu führen, einen dieser Ansätze finde ich persönlich sogar beleidigend. Der Punkt ist der: Es ist absolut legitim Pazifist zu sein. Es ist vielleicht nicht klug, aber das ist eine andere Frage. Ich halte auch Homöopathie für reichlich weltfremd, aber ich käme nicht auf die Idee den Glauben daran als illegitim zu bezeichnen. Welcher Ethik oder welcher Moral sich ein Mensch unterordnet ist immernoch seine Sache. Und nebenbei, ein jeder Christ, der wirklich ein Christ sein wollte, wie es mal im neuen Testament steht, dürfte sich gar nicht anders verhalten.

Zum anderen, Frieden ist eins, aber gerade in dem was Horst Köhler erklärt hat und was auch heute durchaus Realität ist, geht es nicht unbedingt immer darum Frieden zu schaffen. Es geht auch durchaus um glasklare wirtschaftliche Interessen. Ich habe damit kein Problem, ich meine nur, dass man damit ein Problem haben kann, selbst ohne ein naiver Pazifist zu sein. Ein Einsätze am Hindukusch oder jetzt eben in Mali sind ja selbst in Deutschland zu Recht umstritten. Deutschland wird eben nicht in Afghanistan verteidigt, seine Interessen vielleicht, aber sicher nicht das Land. Insofern ist das so eine Sache, ob man militärische Gewalt wirklich ablehnt. Denn dann müsste man auch konsequent dagegen sein.
Insofern lieber Zettel: Sind Sie wirklich sicher, dass fast alle Leute militärische Gewalt ablehnen ? Ich glaube das nicht. Ich glaube die meisten wollen keine am eigenen Leib erfahren, aber kategorisch ablehnen tun es gar nicht so viele.

Am_Rande Offline




Beiträge: 196

20.02.2013 23:37
#18 RE: Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

Sehr verehrte Mitdiskutanten,

auch ich möchte eher dem verehrten Mitdiskutanten „Llarian“ beistimmen.
Herr de Maizière und Herr Döding fordern mich also auf: „Unterstützt unsere Bundeswehr!“
Dazu kann ich nur sagen: „Das tue ich doch. Ich zahle meine Steuern hier und die Soldaten werden davon bezahlt.“
Was verlangt man denn mehr?
Dass ich als Bürger mit Taschentuch in der Hand und Tränen in den Augen „unseren Jungs“ zujubele, wenn sie für „Volk und Vaterland“ den „Heldentod“ auf dem „Feld der Ehre“ riskieren? Das hatten wir doch alles schon…
Ein Mensch, der sich heute entscheidet, zur Bundeswehr zu gehen, tut das freiwillig und sollte dies als erwachsener Mensch im vollen Bewußtsein tun, dass der Krieg eine gesundheits- und lebensgefährliche Sache ist.
Diese Entscheidung kann ich akzeptieren.
Mehr aber auch nicht.
Und, was ist mit: „Unsere Sicherheit wird nicht nur, aber auch am Hindukusch verteidigt."?
Ach, ein schönes Wort.
Nur: „Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit“.
Jedes Krieges.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.191

21.02.2013 00:26
#19 RE: Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

Zitat von Am_Rande im Beitrag #18
Und, was ist mit: „Unsere Sicherheit wird nicht nur, aber auch am Hindukusch verteidigt."?
Ach, ein schönes Wort.


Bei der Sache "Hindukusch" handelte es sich erinnerlich um den Bündnisfall. Natürlich hätte man sich auch elegant entschuldigen können, aber damit hätte man zu erkennen gegeben, daß die Deutschen verläßlich unsichere Kantonisten sind & auf die Freiheit der westlichen Welt pfeifen. Lieber glaubt man alle möglichen Feinde dadurch kaltstellen zu können, indem man Schecks in beliebiger Höhe ausstellt.

Zitat von Am_Rande im Beitrag #18
Nur: „Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit“.
Jedes Krieges.



Historisch gesehen, ist dieser Satz unzutreffend. Er gilt zwar für die unmittelbare Zeit der Kriegsführung, & da zumeist nur für aggressiv auf Bellizismus gestimmte Parteien. Ansonsten: während dieser Zeit gilt das für die technischen Entwicklungen & den Stand strategischer Operationen.
Seit dem Krimkrieg & dem Amerikanischen Bürgerkrieg (die ersten Kriege, die fotografisch dokumentiert wurden), war "das Gesicht des Krieges" aber stets ungeschönert sichtbar, Das Beispiel, das das andere Extrem, nicht das "dulce et decorum", sondern der Greuelpropaganda, Einhalt geboten hat, war die anti-deutsche Propaganda während des 1. Weltkriegs. Was die strategische Lage, die Operationen, auch und gerade die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung, angeht, so ist man seit dem Krimkrieg (wo die Korrespondentenberichte der Times kriegsentscheidend waren) in Ländern mit einer freien Presse immer in der Lage gewesen, sich in ziemlich zutreffendes Bild zu verschaffen. Als Kernpunkte: die Berichterstattung über den Spanischen Bürgerkrieg; John Herseys Bericht über Hiroshima; die Berichte über den Vietnamkrieg.
Die Literatur, vor allen aber die Spielfilme, darüber, seit 80 Jahren, von Remarque über "Catch-22" bis hin zu "Black Hawk Down" lassen allerdings den Verdacht aufkommen, daß hier die Wahrheit - daß Kriege durchaus sinnvoll & nötig sein können, daß dies der Preis für die Freiheit sein kann - tatsächlich mit wohlfeilem Moralismus überkleistert wird.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

21.02.2013 00:35
#20 RE: Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

Ob man alle Einsätze unterstützt, die der Bundeswehr auferlegt werden, ist natürlich eine Frage des politischen Standpunkts. Aber den Leuten die Daumen zu drücken, die da für einen Beschluss des demokratisch gewählten Parlaments ihr Leben riskieren, sollte auch für einen weniger militaristisch oder nationalistisch empfindenden Demokraten eine Selbstverständlichkeit sein. Und zu sagen, die sollten sich mal nicht so haben, wäre doch nur ihr Job, ist in meinen Augen ein Zynismus, der den so Sprechenden nicht gerade zur Ehre gereicht.

An dieser Stelle sei auch eine Buchempfehlung ausgesprochen, über die mehr hier zu lesen ist: http://augengeradeaus.net/2012/10/berich...er-schlammzone/

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

21.02.2013 00:52
#21 RE: Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

Zitat von Am_Rande im Beitrag #18
Dass ich als Bürger mit Taschentuch in der Hand und Tränen in den Augen „unseren Jungs“ zujubele, wenn sie für „Volk und Vaterland“ den „Heldentod“ auf dem „Feld der Ehre“ riskieren? Das hatten wir doch alles schon…

Deshalb muß es ja nicht falsch oder anrüchig sein, liebe(r) Am Rande.

Es ist weltweit das Normale. Warum, darüber kann man nachdenken. Es ist vielleicht die Dankbarkeit gegenüber denen, die für alle ihr Leben und ihre Knochen riskieren. Es hat vielleicht auch viel mit nationaler Identität zu tun.

Niemals war eine Nation erfolgreich, die nicht wehrhaft war. Wie man durch eine das ganze Volk durchziehende Kultur der Wehrhaftigkeit den Frieden sichern kann, zeigt die Schweiz.

Wir Deutsche sind aber fast siebzig Jahre nach dem Ende der Nazis wohl immer noch nicht zur Normalität gekommen.

Herzlich, Zettel

Solus Offline



Beiträge: 384

21.02.2013 07:56
#22 RE: Unterstützt unsere Bundeswehr! Antworten

Zitat
Die Bundeswehr hat den verfassungsmäßigen Auftrag, die freiheitlich-demokratische Grundordnung, also unseren demokratischen Rechtsstaat, zu schützen. Die deutschen Streitkräfte sollen gleichsam die "Ewigkeitsklausel" des Grundgesetzes sichern helfen, die verhindern soll, daß auf deutschem Boden jemals wieder eine menschenverachtende Diktatur Fuß fassen kann.


http://en.wikisource.org/wiki/The_Federalist_Papers/No._46
Dass man die Verteidigung der Verfassung so gänzlich dem Staat in Form von Heer, Polizei und Verfassungsschutz allein übertragen hat, dürfte einen gewichtigen Anteil daran haben, dass sich die Bürger nicht so recht mit der Bundeswehr identifizieren können.

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

21.02.2013 08:31
#23 RE: Gegenpunkt Antworten

Zitat von Llarian
Klar kann man die Bundeswehr unterstützen. Aber ebenso klar muss man das nicht. Man kann auch Polizei, Gerichte und die GEZ unterstützen. Man muss aber nicht. Die Ablehnung organisierter, militärischer Gewalt mag weltfremd sein, aber es ist ein legitimer Standpunkt.



Lieber Llarian,

natürlich muß man das nicht, ich werbe nur dafür. Es ist sicher auch eine Frage von Moral und Gewissen.
Allerdings hat sich bei dem Thema bereits Frau Schavan mächtig "verzettelt", wenn man so sagen darf

Ich halte es daher mit einem ausgesprochen simplen Moralkonzept: moralisch ist, was Menschenleben rettet. Heißt im Zweifel aber auch: was möglichst wenige Menschenleben kostet.

Als der große "Appeaser" Neville Chamberlain 1938, nach der Münchner Konferenz, ein wertloses Stück Papier gen Himmel hielt und meinte, damit wäre der Frieden auf Jahre gesichert, mag man das für moralisch anständig gehalten haben, es war aber vor allem eines: dumm, wenn auch aus ehrenwerten Motiven.

Wenn Frau Margot Käßmann, von der Kanzel herab, predigt, man solle für die Taliban beten, und es ansonsten dabei bewenden lassen, dann mag man das für moralisch anständig halten, es ist aber vor allem eines: verlogen. Beten hilft den Taliban, eine neue Schreckensherrschaft aufzubauen, mit vielen toten und verstümmelten Afghanen. Beten hilft, in Afghanistan erneut eine logistische Operationszentrale des internationalen islamistischen Terrorismus zu installieren. Beten hilft bei der Planung und Durchführung terroristischer Großangriffe gegen westlische Gesellschaften mit vielen tausend Toten. Beten tötet, wenn man sonst nichts tut.

Radikaler Pazifismus führt letztlich zu Terrorherrschaften mit im Zweifel Millionen Toten. Extremer Militarismus mit aggressiven Expansionsbestrebungen bewirkt das Gleiche. Das, ich will es mal "dynamische Gleichgewicht des Friedens" nennen, befindet sich irgendwo dazwischen und hat zum Ziel, möglichst viele Menschenleben zu retten, indem man möglichst wenige Menschenleben opfert. Das empfinde ich als moralisch anständig.

Aber um diese großen politischen und moralischen Linien ging es mir eigentlich nur am Rande, es ging mir tatsächlich um die Situation und Befindlichkeit des einfachen Soldaten. Und dessen Tätigkeit mit der einer Politesse zu vergleichen, empfinde ich als ausgesprochen zynisch. Es fehlt hier nur noch der Verweis auf dessen "Freiwilligkeit" um gänzlich bei Helmut Berger und somit im Dschungelcamp anzukommen.

Herzlichen Gruß,
Andreas Döding

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

21.02.2013 10:34
#24 Chamberlain Antworten

Lieber Andreas Doeding,

ich stimme Ihrem Beitrag vollkomen zu, aber hier habe ich Zweifel:

Zitat von Doeding im Beitrag #23
Als der große "Appeaser" Neville Chamberlain 1938, nach der Münchner Konferenz, ein wertloses Stück Papier gen Himmel hielt und meinte, damit wäre der Frieden auf Jahre gesichert, mag man das für moralisch anständig gehalten haben, es war aber vor allem eines: dumm, wenn auch aus ehrenwerten Motiven.

England hatte, soweit ich das beurteilen kann, damals kaum eine andere Wahl, weil es mit seiner Rüstung nicht weit genug war.

Den Schwachen bleibt oft nur das Appeasement.

Herzlich, Zettel

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

21.02.2013 11:11
#25 RE: Chamberlain Antworten

Zitat von Zettel
England hatte, soweit ich das beurteilen kann, damals kaum eine andere Wahl, weil es mit seiner Rüstung nicht weit genug war.

Den Schwachen bleibt oft nur das Appeasement.



Ja, das kann ich sehen, lieber Zettel. Nach dem Abkommen von München (ich glaube auch schon vorher) hat GB dann ja auch die Rüstung forciert. So naiv wie das berühmte "Peace for our time" heute anmutet, war die britische Regierung dann wohl doch nicht. Allerdings war die akute Schwäche 1938 ja eben auch ein Ergebnis eines jahrelangen Verschließens der Augen vor den unheilvollen Vorzeichen aus Deutschland. Verstehbar, aus der großen damaligen Kriegsmüdigkeit der Bevölkerung heraus. Andererseits gab es ja früh wortgewaltige Mahner wie Churchill, der richtigerweise meinte, daß Appeasement nur aus einer Position der Stärke heraus funktionieren könne.

Als "dumm" kann man das historisch natürlich nicht bewerten, aber es paßte mir gut in den polemischen Kram.

Herzlichen Gruß,
Andreas Döding

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