Für mich war die Sensation, daß ein Jesuit Papst ist, nicht daß er gewählt wurde. Die Bereitschaft zum Amt, wenn es einem angetragen wird, haben Sie in Ihrem Artikel erklärt. Vielen Dank dafür.
Ich glaube, die Jesuiten sind inzwischen ganz normale Priester, ich war eine Weile Mitglied einer der wenigen Jesuitenpfarreien Deutschlands. Am Pfarrer war nichts besonderes zu merken, weder an Spiritualität noch an Spitzfindigkeit. Das Ordenshaus war nahebei. Ein anderer Ordensbruder war Gefängnisseelsorger, einige haben in der Sozialarbeit gewirkt, bei den anderen weiß ich nicht mehr. Sie waren alle weltoffen, wie ich das von anderen Pfarrern nicht kannte. In diesen Jahren bin ich zur Meinung gelangt, daß die Vorurteile, die man gegenüber Jesuiten hat, nicht mehr stimmen.
Politisch korrekt zu sein, ..., wäre, so zu tun, als könne man Hundekacke an der sauberen Seite anfassen Michael Robotham (Krimiautor)
Heute sendete der DLF zum zweiten Mal eine Diskussion zum Thema "Papst/neu/welche Reformen sind nun zu erwarten".
Einerseits sind die Medien voll von Atheisten, ja von Kirchenverächtern. Im Normalfall fassen sie "fromme" Themen überhaupt nicht, nur mit gaaanz spitzen Fingern oder zum Zwecke gezielten Bashings (dt. "Verunglimpfung") an.
Dreht sichs aber um Päpste, da wird ein sagenhafter Aufstand gemacht. Da wird bewertet, kommentiert, werden Nachrufe versendet, da wird spekuliert unhd diskutiert und gefordert...ohne Ende. Und das, obwohl die Beteiligten deutlich merkbar vom Eigentlichen, nämlich dem Glauben und der Bibel, weder was wissen noch wissen wollen.
Sie behandeln die Kirche wie eine machtvolle, machtgierige politische Partei oder einen Verein, und sie wollen diesem Verein ihre politischen Forderungen aufzwingen, welche gebetsmühlenartig seit Jahrzehnten wiederholt werden: "Weg mit dem Zölibat --- Frauenpriestertum --- weg mit Kondom- und Abtreibungsverbot --- Modernisierung --- Kirche hat zeitgemäß zu sein" etc. pp.
Und dann rufen wieder wutschäumende Altfeministinnen an (in der Sendung) und beschweren sich bitterlich, daß ihnen in der (kath.) Kirche nichts gegönnt und nichts zugestanden wird. Alte Männer in komischen Kleidern haben immer noch zu bestimmen, was Frauen dürfen und was nicht, wie es sich mit dem Sex verhält und so weiter und so weiter.
Ich meine: wie blöd muß man sein? Wem das alles nicht gefällt, der tritt in die ev. Kirche über, dort hat er/sie den wunderschönsten Zeitgeist. Und wer (als Journo) vermeint, mit seinen abgenudelten Forderungen würde er ein Tüttelchen an der kath. Kirche verändern, der muß sich wohl auch die Hosen mit der Kneifzange anziehen. Man könnte doch mal so schlau sein und erkennen, daß die Kirche immer weiter an dem festhält, was sie aus der Bibel und der Tradition quasi "schon immer" ( = 1900 Jahre) herausgelesen hat?? Weil sie ansonsten zu etwas völlig Überflüssigem, Unbrauchbaren würde??
Naja, was geht diese Atheisten bloß der Papst, die Kardinäle, das Konklave, die Kirche an. Was haben die damit am Hut? Kanns mir einer erklären?
Zitat von Kaa im Beitrag #3Ich glaube, die Jesuiten sind inzwischen ganz normale Priester, ich war eine Weile Mitglied einer der wenigen Jesuitenpfarreien Deutschlands. Am Pfarrer war nichts besonderes zu merken, weder an Spiritualität noch an Spitzfindigkeit. Das Ordenshaus war nahebei. Ein anderer Ordensbruder war Gefängnisseelsorger, einige haben in der Sozialarbeit gewirkt, bei den anderen weiß ich nicht mehr. Sie waren alle weltoffen, wie ich das von anderen Pfarrern nicht kannte. In diesen Jahren bin ich zur Meinung gelangt, daß die Vorurteile, die man gegenüber Jesuiten hat, nicht mehr stimmen.
Ich habe nur einmal einen jesuitischen Gemeindepfarrer erlebt, und der war auch nicht ausgesprochen "jesuitisch". Das bringt die Gemeindearbeit wohl mit sich - ein Jesuit kann auch nicht anders taufen und beerdigen als ein Weltgeistlicher oder ein Benediktiner. Aber Jesuiten als Gemeindepfarrer sind, wie Sie selber festgestellt haben, die absolute Ausnahme.
Die meisten Jesuiten finden sich in Bildung und Mission - das sind ihre ureigensten Aufgaben und auch ihre Stärke. Die Hochschularbeit konnte ich selbst miterleben; was die Schulbildung angeht, habe ich aus Erzählungen z. B. von Jesuiten-Abiturienten und welchen aus benidiktinischen Hochschulen den Eindruck, dass es sehr große Unterschiede gibt. Nicht mal zwingend in der Qualität, sondern in der Spiritualität und der Art der Pädagogik. Ähnliches gilt in der Mädchenbildung für die Englischen Fräulein (dem Orden von Maria Ward), die auch nach ignatianischer Regel leben.
Was die Vorurteile an sich angeht - sie sind wie alle Vorurteile Überzeichnungen, die ein gerüttelt Maß an Wahrheit enthalten.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat von Thanatos im Beitrag #4Naja, was geht diese Atheisten bloß der Papst, die Kardinäle, das Konklave, die Kirche an. Was haben die damit am Hut? Kanns mir einer erklären?
Der Papst ist halt für alle da!
Man sieht an solchen Diskussionen, die ewig wiederkehren wie das Rad des Samsara, wie sich manche Traditionen über Jahrhunderte hinweg weitervererben: das geht ja spätestens bei Luther los (auch schon bei den Vorläufern wie Wyclif & Hus), geht über die Aufklärung, den Materialismus des 19. Jh.s bis heute. "Die Kirche" war da immer der dunkle Pol, die Reaktion, der Aberglaube; auf der anderen Seite der Fortschritt, die Vernunft, die Wissenschaft e tutti quanti, alles ungebrochen & unreflektiert ("Sozialismus" wurde ja zeitweise auch gern genommen; mittlerweile leuchtet diese ins rein weltlich gekippte Erlösungssehnsucht etwas stockfleckiger.) Den meisten dürfte gar nicht klar sein, in welch starr-festgefahrenen Bahnen sie sich da bewegen. Ignoranz gegenüber Geschichte & Inhalt des Christentums ist ebenfalls sehr hilfreich.
(Küchenpsychologischer Schlenker: 1 bisserl Neiddiskurs möcht' auch hineinspielen: 's ist halt "ein schickes Amt" (Wolfgang Neuss zu Richard von Weizsäcker); man* will das Papsttum abschaffen, aber vorher will man** unbedingt Päpstin werden: "Die Antrittsrede der amerikanischen Päpstin")
Es gibt freilich auch Atheisten, die Respekt vor der Kirche & ihren Inhalten & Traditionen haben (die es sogar als ihre Pflicht empfinden, darüber Bescheid zu wissen; als "schlichter" Gläubiger kann man das, besonders in den sagen wir "quantentheologischen" Bereichen wie der Trinitas oder der Erbsünde, wo das tertullianische "credo quia absurdum" gilt, ja an die Glaubensspezialisten delegieren); die das Christentum als eins der unabdingbaren Fundamente für die Entstehung der Moderne (neben der Wissenschaft) sehen, die es niemandem verdenken können, wenn er Obhut & Trost in der Kirche findet, die aber die Grundannahme transzendenter Gegebenheiten nicht teilen können & es unehrlich fänden, sowohl sich als auch der Kirche gegenüber, einen "als-ob-Christen" zu mimen. (so wie man ja auch z.B. den Buddhismus schätzen kann, ohne seine Glaubensaxiome zu teilen) (Und wenn man nicht wüßte, was aus ihm geworden ist, könnte man hier Maurice Barres zitieren: "Je suis athée, mais bien sûr je suis catholique."). Aber solche Leute ergeifern sich naturgemäß nicht in der Öffentlichkeit.
Zitat von Thanatos im Beitrag #4Naja, was geht diese Atheisten bloß der Papst, die Kardinäle, das Konklave, die Kirche an. Was haben die damit am Hut? Kanns mir einer erklären?
Der Papst ist halt für alle da!
Und der Papst ist auch einfach eine tolle Projektionsfläche. Gegen Inhalte zu sein ist langweilig, man braucht Symbole, am besten Personen: Bushs, Ackermänner und Päpste.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat von Carlo M Dimhofen im Beitrag #9Eine kleine Ergänzung habe ich noch: nicht nur Heiner Geißler ist ehemaliger Jesuitenschüler, sondern m.W. auch Stefan Raab. ;-)
Ob der nun seinen Midas' touch der jesuitischen Erziehung verdankt, sei dahingestellt...
Danke für das Lob. Das mit Raab wusste ich nicht, ich hatte nur gehört, dass er Ministrant war. Und man sieht bei "Blamieren oder Kassieren", dass er sich in der Kirche auskennt, Fragen dazu sind ein Heimspiel für ihn.
Was den Midas' touch angeht: Ich habe den Eindruck, Metzgerssöhne sind von Haus aus geschäftstüchtig
Und Geißler habe ich als Beispiel genommen, weil er ja sogar das Noviziat angetreten hat.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Als ich das qui sibi nomen imposuit Franciscum hörte, war ich zunächst verwundert, doch durch den Hinweis, daß es sich um einen Jesuiten handelt, war dann für mich momentan alles klar: der Name ist in Anlehnung an den Jesuiten der ersten Stunde und Patron der Missionare, San Francesco Xavier, gewählt.
An den Franz von Assisi, von dem nun dauernd die Rede ist, hatte ich gar nicht gedacht; für den ersten Jesuitenpapst scheint mir auch immer noch der andere Heilige die viel naheliegendere Assoziation.
Ist diese Interpretation völlig abwegig, oder kann es sein, daß Papst Franz I. hier mit der sprichwörtlich gewordenen jesuitischen Hintersinnigkeit seine private Ovation an den Hl. Franz Xaver nach außen hin mit der scheinbaren Anlehnung an den allgemein=katholisch leichter vermittelbaren Prediger der Armut bemäntelt?
Zitat von Fluminist im Beitrag #12Ist diese Interpretation völlig abwegig, oder kann es sein, daß Papst Franz I. hier mit der sprichwörtlich gewordenen jesuitischen Hintersinnigkeit seine private Ovation an den Hl. Franz Xaver nach außen hin mit der scheinbaren Anlehnung an den allgemein=katholisch leichter vermittelbaren Prediger der Armut bemäntelt?
Abwegig ist sie nicht (war auch mein erster Gedanke), aber er hat sich dazu eindeutig geäußert:
Zitat von Papst FranziskusManche wussten nicht, warum der Bischof von Rom sich Franziskus nennen wollte. Einige dachten an Franz Xaver, an Franz von Sales und auch an Franz von Assisi. Ich erzähle Ihnen eine Geschichte. Bei der Wahl saß neben mir der emeritierte Erzbischof von São Paolo und frühere Präfekt der Kongregation für den Klerus Kardinal Claudio Hummes – ein großer Freund, ein großer Freund! Als die Sache sich etwas zuspitzte, hat er mich bestärkt. Und als die Stimmen zwei Drittel erreichten, erscholl der übliche Applaus, da der Papst gewählt war. Und er umarmte, küsste mich und sagte mir: „Vergiss die Armen nicht!“ Und da setzte sich dieses Wort in mir fest: die Armen, die Armen. Dann sofort habe ich in Bezug auf die Armen an Franz von Assisi gedacht. Dann habe ich an die Kriege gedacht, während die Auszählung voranschritt bis zu allen Stimmen. Und Franziskus ist der Mann des Friedens. So ist mir der Name ins Herz gedrungen: Franz von Assisi.
Und dass Franziskus nicht unjesuitisch ist, habe ich ja versucht, in dem Beitrag zu zeigen. Wenn er sich Dominikus genannt hätte, wäre es was anderes gewesen
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat von Thanatos im Beitrag #4und sie wollen diesem Verein ihre politischen Forderungen aufzwingen, welche gebetsmühlenartig seit Jahrzehnten wiederholt werden
Nun ja, bei der evangelischen Kirche haben sie das ja weitgehend geschafft. Da liegt es nahe, es auch bei der katholischen zu versuchen. Und wenn es nur die deutschen Katholiken betreffen würde, hätten sie m. E. auch schon deutlich mehr Erfolg gehabt. Es ist die übrige Weltkirche, die größere Anpassungen an den Zeitgeist im deutschen Katholizismus verhindert.
Zitat von Thanatos im Beitrag #4und sie wollen diesem Verein ihre politischen Forderungen aufzwingen, welche gebetsmühlenartig seit Jahrzehnten wiederholt werden
Nun ja, bei der evangelischen Kirche haben sie das ja weitgehend geschafft. Da liegt es nahe, es auch bei der katholischen zu versuchen. Und wenn es nur die deutschen Katholiken betreffen würde, hätten sie m. E. auch schon deutlich mehr Erfolg gehabt. Es ist die übrige Weltkirche, die größere Anpassungen an den Zeitgeist im deutschen Katholizismus verhindert.
Deswegen ist der Papst für alle da: als einer der wenigen bedeutenden öffentlichen Persönlichkeiten, die unbelehrbar sich dem Zeitgeist widersetzt. Das habe ich als Nichtkatholik sehr zu schätzen gelernt.
Der erste Jesuit auf dem Stuhle Petri - ja, das hat mich spontan an den Musketier Aramis denken lassen, den ersten Jesuiten, den ich in jungen Jahren kennenlernte und der in Dumas' drittem Musketierband tatsächlich einen Versuch unternimmt, Papst zu werden. Ein wirklich typischer Jesuit, den ich einmal erlebt habe, weil oben die Rede davon war, ist der Franzose Xavier Tilliette, ein Katholik, der sich für nichts so sehr interessierte wie für den erzprotestantischen Philosophen Schelling. Das scheint nichts Besonderes.
Eine religionsferne Spekulation: Könnte der neue Stellvertreter vielleicht, wenn er weiter so als Monarch quasi auf Sandalen durch die Geschichte läuft [muß ja nicht gleich über den Tiber sein], gewissermaßen ein subversives Potential aufladen - gegenüber maßlos gefräßgen Staatsbürokratien? Oder ist das nur ein unfrommer Wunsch?
Zitat The American Interest, 4. April 2013 ___________ "Jesus began his ministry by turning water into wine. Pope Francis has started his with an equally astounding feat: winning over the editors of the New York Times, who have published a raft of fawning stories highlighting Francis’s papal humility.
Judging from a recent Pew Forum poll, the editors of the Times aren’t alone in their praise of the new pope. More than 84 percent of US Catholics have a favorable impression of the new pontiff—substantially higher favorability numbers than earned by Pope Benedict immediately after his election (67 percent). More surprisingly, 57 percent of all Americans, not just Catholics, have a favorable impression of Pope Francis." ___________
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.