In Deutschland könnte sich die Homo-Ehe im Bundestagswahlkampf zum polarisierenden Thema entwickeln. In Frankreich wird über die Ausweitung des Vermählungsrechts bereits legiferiert und dagegen demonstriert. Für den unbeliebten Präsidenten François Hollande wäre die Verabschiedung des betreffenden Gesetzesvorhabens ein dringend benötigter Erfolg.
Zitat von Noricus im Beitrag #1In Deutschland könnte sich die Homo-Ehe im Bundestagswahlkampf zum polarisierenden Thema entwickeln.
Das würde mich wundern. Eigentlich wird das von der Union nur gespielt, um ihre total verärgerten konservativen Anhänger mit einem Zuckerchen zu locken. Und die übrigen Parteien wollen sich umgekehrt gegen die "reaktionäre" Union profilieren.
Aber real interessiert das m. E. fast niemand. Durch die eingetragene Partnerschaft sind alle wesentlichen Forderungen der Betroffenen längst erfüllt, jetzt geht es maximal um Abrundung. Und genau deswegen ist auch der Widerstand der Konservativen eher symbolischer Natur - im Prinzip ist das Thema durch.
Zitat von Noricus im Beitrag #1In Deutschland könnte sich die Homo-Ehe im Bundestagswahlkampf zum polarisierenden Thema entwickeln.
Das würde mich wundern. Eigentlich wird das von der Union nur gespielt, um ihre total verärgerten konservativen Anhänger mit einem Zuckerchen zu locken. Und die übrigen Parteien wollen sich umgekehrt gegen die "reaktionäre" Union profilieren.
Genau, und deshalb könnte Rot-Grün das Thema m.E. gefahrlos, gewinnbringend und mit großer Geste aufgreifen. Denn so kurz vor der Wahl gibt Merkel die "Anti"-Position sicher nicht preis, nicht nachdem man in den vergangenen Jahren dem konservativen Wähler so einiges zugemutet und man die innerparteiliche Diskussion über die Homo-Ehe mit einem Nein beendet hat.
So viele Themen, bei denen sich Rot-Grün fundamental von Schwarz unterscheidet, gibt es ja nicht mehr; da können die linken Parteien also nicht wählerisch sein. In ein paar Monaten werden wir mehr wissen
Was mich wundert, lieber Noricus, ist, daß die Franzosen die Demos zur Homoehe als Vehikel für Demonstrationen gegen die ökonomischen Zustände nutzen. Im Grunde werden dabei doch beide Anliegen verwässert, oder? Witzig fand ich die Bilder von den Demos. Die waren so farbenfroh, voller Luftballons und bunter Banderolen, wie bei uns der Christopher Street Day
Ob das Thema hier ein Wahlkampfrenner wird, scheint mir aber auch zweifelhaft. Ich habe nirgendwo den Eindruck, daß die Diskussion mit Herzblut geführt wird, ich glaube, das Thema ist den meisten Leuten (und auch Politikern) herzlich egal. Ansonsten sehe ich es wie R.A.; im Prinzip ist der Käse bereits gegessen.
Herzlichen Gruß und danke für die interessante Serie, die wohltuend an die Frankreichserien Zettels erinnert,
Zitat von Doeding im Beitrag #4Was mich wundert, lieber Noricus, ist, daß die Franzosen die Demos zur Homoehe als Vehikel für Demonstrationen gegen die ökonomischen Zustände nutzen. Im Grunde werden dabei doch beide Anliegen verwässert, oder?
Ich glaube, dass denjenigen, die gegen Hollandes Wirtschaftspolitik demonstrieren, die Homo-Ehe eigentlich egal ist. Sie sind wohl eher darüber verstimmt, dass sich die Politik um dieses Thema kümmert und nicht um die augenfällige ökonomische Misere. In Frankreich gibt es ja schon seit Längerem eingetragene Lebensgemeinschaften (sog. PACS = pacte civil de solidarité, also wörtlich "bürgerlicher Solidaritätspakt"), die sowohl Homo- als auch Heterosexuellen offenstehen. (Anmerkung: Der inflationäre Gebrauch des Wortes "Solidarität" in der französischen Rechtssprache begann, soweit ich sehe, aber erst mit Hollande.)
Zitat Witzig fand ich die Bilder von den Demos. Die waren so farbenfroh, voller Luftballons und bunter Banderolen, wie bei uns der Christopher Street Day
Das ist richtig. Klischeehaft würde man auf so einer Demo ja eher ein uniformes, grau-gesetztes Publikum erwarten. Ohne dies jetzt belegen zu können (es ist eher ein subjektiver Eindruck): Diese Buntheit hat wohl viel damit zu tun, dass die traditionelle Familie als Wert in Frankreich quer durch die Generationen und Schichten in Ehren gehalten wird, jedenfalls mehr als in Deutschland.
Zitat Herzlichen Gruß und danke für die interessante Serie, die wohltuend an die Frankreichserien Zettels erinnert
Dieses außerordentliche Lob weiß ich sehr zu schätzen, lieber Andreas. Vielen herzlichen Dank dafür
Schwacher Erinnerung nach war in der DDR der 50er Jahr die Homosexualität noch verpönt - zumindest im katholischen Milieu; vermutlich wie auf der anderen Seite des Stacheldrahtes auch. Das hat sich unterschwellig gewandelt, in den 80ern waren offen gelebte Partnerschaften dieser Art bereits normal; es gab sogar (Wunder!!) bereits gemeinsame Wohnungen.
Trotzdem bin ich, als konservativer Vater und Großvater, nach wie vor von der fundamentalen / gesellschaftsbildenden Rolle der klassischen Familie überzeugt.
mfG
----------------------------------------------------- Mehr Liberalismus wäre dringend vonnöten. Zettel
Zitat von Hausmann im Beitrag #6Schwacher Erinnerung nach war in der DDR der 50er Jahr die Homosexualität noch verpönt - zumindest im katholischen Milieu; vermutlich wie auf der anderen Seite des Stacheldrahtes auch.
Das war auch im Westen ganz sicher so, lieber Hausmann.
Zitat Das hat sich unterschwellig gewandelt, in den 80ern waren offen gelebte Partnerschaften dieser Art bereits normal; es gab sogar (Wunder!!) bereits gemeinsame Wohnungen.
Hier auf dem oberbayerischen Land gab es in den 80ern kaum Single-Wohnungen. Homosexuelle in einer Wohnung? Wohl undenkbar oder höchstens über irgendwelche Alibi-Konstruktionen (Schein-Untermiete).
Es mag eine seltsame Koinzidenz der Geschichte sein: Aber die gesellschaftliche Liberalisierung hat hier im erzkonservativen Süden ungefähr zu der Zeit begonnen, als die Mauer fiel. Und dann ging es plötzlich ganz schnell. Dass ich in gesellschaftlichen Fragen liberal geworden bin, hat wohl in erster Linie damit zu tun, dass ich noch anderes erlebt habe.
.........Trotzdem bin ich, als konservativer Vater und Großvater, nach wie vor von der fundamentalen / gesellschaftsbildenden Rolle der klassischen Familie überzeugt.
mfG
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Lieber Hausmann,
die Konsistenz zwischen dem letzten Satz Ihres Kommentars einerseits sowie Ihrer Signatur andererseits leuchtet mir nicht so ganz ein. "Konservativ" und "liberal" mag ja beides honorig sein. Aber beides verrührt?.....grübel..... Aus liberaler Sicht, scheint mir, ist eine Sache nicht schon deswegen gut, weil gewohnt oder hergebracht. Außerdem: Soweit die klassische Familie erodiert, geschieht das aus allen möglichen Gründen, z.B. wegen der allseits bejubelten "Flexibilität" im Arbeitsleben, WEGEN der Schwulenehe aber mit Sicherheit nicht. Es besteht zwischen diesen beiden Lebensformen keine Konkurrenzsituation.
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