Im Falle der in Zypern geplanten Zwangsenteignung der Konteninhaber wurde eine Grenze überschritten. Wenn man das Bargeld verteufelt und das Geld auf den Sparkonten nicht mehr sakrosankt ist, ist das ein direkter Angriff auf die Freiheit der Bürger. Was wir hier gesehen haben sollten wir sehr ernst nehmen.
------------------------------------------------------- Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel
Zitat von CalimeroWas wir hier gesehen haben sollten wir sehr ernst nehmen.
So sieht es aus. Ich stehe der Euro Rettung bereits seit langem ausgesprochen skeptisch gegenüber, aber ich muss zugeben: das hätte ich so bis vor wenigen Tagen nicht für möglich gehalten. Ich komme aus dem entsetzten Staunen/ staunenden Entsetzen immer noch nicht heraus. Der Begriff der Sakrosanz passt im Übrigen. Man darf nicht vergessen: es ging hier nicht um irgend eine Schaumweinsteuer, die seinerzeit zur Finanzierung der Kaiserlichen Kriegsflotte 1902 eingeführt wurde (und bis heute freilich nicht wieder zurückgenommen worden ist; soviel zur Idee, der "Soli" könnte jemals wieder aufgehoben werden), sondern um direkte, ganz unmetaphorische Enteignung. Auch wenn der Versuch für dieses Mal wohl scheitern dürfte, der Rubikon ist überschritten. Alles Weitere ist eine Frage der Zeit.
Und was mich besonders ärgert: wir leben in einer medialen Empörungskultur. Die Medien empören sich über jeden Mist. Aber zu diesem Thema: weitgehende Funkstille, v. a. während der ersten Tage sogar stillschweigende Zustimmung. Es wird inzwischen zurückhaltend über den zypriotischen Widerstand berichtet und wie sich die Europapolitiker jetzt winden. Erst jetzt kommen einige Leitartikler auf die Idee, deutlich kritisch zu berichten. Jetzt, wo es keinen besonderen Mut mehr erfordert.
Deutschland, Deine Medien! Danke für den Artikel! Herzlichen Gruß, Andreas Döding
Zitat von Doeding im Beitrag #2Ich komme aus dem entsetzten Staunen/ staunenden Entsetzen immer noch nicht heraus. Der Begriff der Sakrosanz passt im Übrigen. Man darf nicht vergessen: es ging hier nicht um irgend eine Schaumweinsteuer, die seinerzeit zur Finanzierung der Kaiserlichen Kriegsflotte 1902 eingeführt wurde (und bis heute freilich nicht wieder zurückgenommen worden ist; soviel zur Idee, der "Soli" könnte jemals wieder aufgehoben werden), sondern um direkte, ganz unmetaphorische Enteignung. Auch wenn der Versuch für dieses Mal wohl scheitern dürfte, der Rubikon ist überschritten.
Ich kann das Entsetzen durchaus nachvollziehen, es kommt nur etwa ein bis zwei Jahre zu spät. Im Fall Griechenlands fand es nahezu die gesamte deutsche Öffentlichkeit (die FDP eingeschlossen) ganz prima, daß man den griechischen Staat rettet, indem man die Gläubiger Griechenlands - bekanntlich allesamt böse Spekulanten - "beteiligt", d.h. enteignet. Und nun werden eben die zyprischen Banken und damit auch der Staat Zypern gerettet, indem man die Bankkunden - bekanntlich größtenteils Russen, die dort ihr Schwarzgeld deponiert haben - beteiligt.
Ich kann zwischen beiden Fällen keinen wesentlichen Unterschied erkennen; Eigentumsverhältnisse scheinen in der EU niemanden wirklich zu interessieren.
Zitat von DrNick Im Fall Griechenlands fand es nahezu die gesamte deutsche Öffentlichkeit (die FDP eingeschlossen) ganz prima, daß man den griechischen Staat rettet, indem man die Gläubiger Griechenlands - bekanntlich allesamt böse Spekulanten - "beteiligt
Das kann ich sehen. Ich meine aber dennoch einen Unterschied zwischen beiden Fällen erkennen zu können; lasse mich aber gerne eines besseren -eh, weniger guten- belehren. Letztendlich sind damals doch den Gläubigern Anleihen auf die Füße gefallen, die immer ein Spekulationsrisiko enthalten. Dieses Risiko hatte sich mit der de facto Pleite Griechenlans real manifestiert, der Risikofall war sozusagen eingetreten. Der Spargroschen auf dem Konto ist, meine ich, immer noch eine andere Dimension. Der ist ja eigentlich nicht risikobehaftet, soll heißen, bis letzte Woche schien er es jedenfalls noch nicht. Abgesehen von bereits eingepreister Inflation im Euroraum... Herzlichen Gruß, Andreas Döding
Ich kann Ihnen aus dem Stehgreif ein paar Blogs nennen, wo diese Aktionen angekündigt wurden. Mein Tip: Suchen Sie nicht in auf den Seiten von politischen Zeitungen, suchen Sie auch nicht bei der mit der Demokratieabgabe versorgten Öffentlich rechtlichen. Suchen Sie nach Blogs mit liberal/libertär und Sie werden fündig.
Ich darf Sie auch auf Atlas Shrugged hinweisen, wo dies Aktionen das ganze Buch umfassen. Es gibt eben keine dritten Weg entweder man ist für die Freiheit oder es geht in Gewaltherrschaften über (sei es faschistisch oder sozialistisch oder neuerdings ökologisch)
Das große Problem ist unser Zahlungsmittelbetrugsystem. Und solange das besteht wird es immer zu derartigen Aktionen kommen. Politiker versprechen immer mehr als Sie haben und diese Versprechungen werden mit Krediten "gehalten" - bis es eben zuviel Schulden werden...
Zitat von Doeding im Beitrag #4 Letztendlich sind damals doch den Gläubigern Anleihen auf die Füße gefallen, die immer ein Spekulationsrisiko enthalten. Dieses Risiko hatte sich mit der de facto Pleite Griechenlans real manifestiert, der Risikofall war sozusagen eingetreten. Der Spargroschen auf dem Konto ist, meine ich, immer noch eine andere Dimension.
Genau das ist der Punkt. Eine Anleihe kann ausfallen, eine Aktie abstürzen - das Risiko nehme ich aktiv an. Aber ein Jedermann-Konto? Klar, wenn die Bank pleite geht. Dann ist das auch futsch. Aber da gibt es ja noch diese 100000 Euro Einlagensicherung, die ja anfangs auch einfach mal so den Weg der Maastricht-Kriterien gehen sollte. Und das richtig Miese an dieser Geschichte ist ja der zweite angesprochene Punkt, die langsam aufkeimende Begeisterung für Bargeldverbote. Das heißt, du kannst im worst case nirgendwo mehr hin ausweichen. Du musst größere Geschäfte über Bankkonten abwickeln, aber ob und wieviel man da überhaupt noch bewegen kann hängt wiederum von der Willkür der Euro-Krisenbewältiger ab. Eine richtig schöne Falle.
Beste Grüße, Calimero
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Zitat von Doeding im Beitrag #4[quote="DrNick"] Letztendlich sind damals doch den Gläubigern Anleihen auf die Füße gefallen, die immer ein Spekulationsrisiko enthalten. Dieses Risiko hatte sich mit der de facto Pleite Griechenlans real manifestiert, der Risikofall war sozusagen eingetreten. Der Spargroschen auf dem Konto ist, meine ich, immer noch eine andere Dimension. Andreas Döding
Damit haben Sie völlig recht. Das Unrecht zu der Zeit war, daß die EZB diesen Schuldenschnitt nicht mitmachen mußte. Sondern Sie bekam vorher bessere Qualitäten. Somit konnte der Schein gewahrt werden, daß die EZB Staaten nicht finaziert. Eine weitere ganz dicke Lüge, die offenbar schon wieder so gut wie "vergessen" wurde.
Zitat von FrancisoDAnconia im Beitrag #5Ich darf Sie auch auf Atlas Shrugged hinweisen, wo dies Aktionen das ganze Buch umfassen. Es gibt eben keine dritten Weg.
Lieber FranciscoDAnconia, ich habe das Buch in zwei Ausgaben im Regal stehen. Und wenn Sie mir sagen wo ich Galt's Gulch finde, fange ich morgen mit dem Flugschein an.
Beste Grüße, Calimero
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Die Juncker Doktrin "Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt."
Nun gut, sie habens versucht. Für dieses Mal noch abgewehrt. Aber jetzt ist das Kaninchen aus dem Hut und das Vertrauen in Merkel und Co ist futsch.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Zitat von Nola im Beitrag #9Aber jetzt ist das Kaninchen aus dem Hut und das Vertrauen in Merkel und Co ist futsch.
Hierzulande wäre ich mir da nicht so sicher. Zypern ist ja weit weg - ein Ministaat in Asien. Hier dagegen blühen ja die Landschaften und die Rente ist sischä. Interessant dürfte die Reaktion in den jetzt schon bestehenden Krisenländern werden. Auch die Sensibilität der Inhaber größerer Geldmengen dürfte jetzt rapide gestiegen sein. Da könnten jetzt wirklich Geldfluten anfangen um den Globus zu schwappen - auf der Suche nach einer abgelegenen Bucht.
Beste Grüße, Calimero
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Des Öfteren - gestern hier ja auch in einem anderen Thread - steht das Wort von der "Räuberbande" - Papst Benedikts Wendung, was übrigbleibt, wenn man das Recht wegnimmt & der Leviathan allein übrigbleibt - im Raum. De facto dürfte das zutreffen, moralisch trifft es zu; de jure eher weniger. Über den ESM & seine Satzung haben sich die Verantwortlichen einen Kaperbrief ausstellen lassen; ihre Handlungen & die ihrer Organe sind unter Immunität gestellt & der Strafbewehrtheit enthoben. Man hat natürlich auch selbst dies gar nicht in die Hand genommen, sondern nur der zypriotischen Regierung klargemacht, daß man das das Eintreiben der Schutzgelder von ihr erwarte. Nun, sie hat sich geschlossen geweigert - zuerst zumindest. Ob in einem ähnlich gelagerten Fall die deutsche Regierung den suprantionalen Aufforderungen in dieser entgegentreten würde, darauf würde ich keine substantiellen Summen verwetten.
Zitat von Doeding im Beitrag #4Ich meine aber dennoch einen Unterschied zwischen beiden Fällen erkennen zu können; lasse mich aber gerne eines besseren -eh, weniger guten- belehren. Letztendlich sind damals doch den Gläubigern Anleihen auf die Füße gefallen, die immer ein Spekulationsrisiko enthalten. Dieses Risiko hatte sich mit der de facto Pleite Griechenlans real manifestiert, der Risikofall war sozusagen eingetreten. Der Spargroschen auf dem Konto ist, meine ich, immer noch eine andere Dimension. Der ist ja eigentlich nicht risikobehaftet, soll heißen, bis letzte Woche schien er es jedenfalls noch nicht.
Der einzige (aber unwesentliche) Unterschied, den ich zwischen den beiden Fällen erkennnen kann, ist daß es sich in dem einem Fall um Wertpapiere, im anderen um Einlagen handelt - und daß einmal der Staat, einmal die Bank der Schuldner ist. Der "Spargroschen auf dem Konto" mag für viele gefühlt unriskant sein, letztlich ist es aber nichts als ein der Bank gewährtes Darlehen und ist insofern durchaus mit einer Art von Spekulationsrisiko verbunden.
In beiden Fällen haben sich also die EU-Politiker darauf geeinigt, Gläubiger mal eben zu enteignen. Das ist der eigentliche Skandal.
Um noch mal auf Calimeros Bargeld zurückzukommen: Was in Zypern eingetrieben werden sollte, ist ja noch nicht mal eine Vermögenssteuer. Es ist eine Art willkürlicher (Zahlungs)wegezoll. Da sind wir schon ziemlich nahe an der Räuberbande.
Denkt mal an die kleinen und mittleren Unternehmer auf Zypern. Wer aus geschäftlichen oder privaten Gründen Geld auf seinem Girokonto hat, soll an einen Teil davon nicht mehr herankommen. Das muss aber gar nicht unbedingt sein Vermögen sein. Es kann auch Geld sein, das er Dritten schuldet. Das kann bedeuten, dass er Zahlungspflichten nicht nachkommen kann und letztlich in die Insolvenz geht.
Zitat von DrNickDer "Spargroschen auf dem Konto" mag für viele gefühlt unriskant sein, letztlich ist es aber nichts als ein der Bank gewährtes Darlehen und ist insofern durchaus mit einer Art von Spekulationsrisiko verbunden.
Ja, das leuchtet mir ein. Allerdings müßte beim Schuldner "Bank" im Pleitefall (und genau der droht ja aktuell den Banken, nicht nur dem Staat Zypern, wenn ich es richtig verstehe) ja eigentlich die europ. Einlagensicherung greifen; dergleichen Schutzgarantien gibt es ja nicht bei Wertpapieren mit Schuldner "Staat". Und diese europ. Garantie für Sparer wurde geschliffen (bzw. wenn Zyperns Banken jetzt pleite gehen, greift sie ja möglicherweise wieder); das sehe ich laienhaft schon noch als Unterschied, zumindest mit Blick auf die offene Dreistigkeit des Vorgehens.
EDIT wenn ich das hier richtig verstehe, ist Zypern nicht Teil des europ. Einlagensicherungssystems. Damit entfällt meine obige Argumentation natürlich.
Zitat von DrNick im Beitrag #12Der einzige (aber unwesentliche) Unterschied, den ich zwischen den beiden Fällen erkennnen kann, ist daß es sich in dem einem Fall um Wertpapiere, im anderen um Einlagen handelt - und daß einmal der Staat, einmal die Bank der Schuldner ist. Der "Spargroschen auf dem Konto" mag für viele gefühlt unriskant sein, letztlich ist es aber nichts als ein der Bank gewährtes Darlehen und ist insofern durchaus mit einer Art von Spekulationsrisiko verbunden.
Das ist ja alles richtig. Eine Bank kann pleite gehen und ich bekomme meine Einlagen dort nicht raus. Aber nehmen wir doch mal den Fall, dass in Deutschland eine grüne und eine gelbe Bank am Kippen sind. Um diese beiden Institute zu retten würden jetzt alle Konten bei den blauen, roten, grauen und beigen Banken und Sparkassen des Landes eingefroren und man überlegte sich, ob man alle dort geführten Konten nun um 8, 10 oder 12 Prozent kürzen sollte. Womit bin ich als Kunde meiner lila Dorfsparkasse denn da ein Spekulationsrisiko eingegangen? Damit, dass ich überhaupt ein Konto habe? In meiner näheren Umgebung? In der Währung, die mein gesetzliches Zahlungsmittel darstellt? Ja mein Gott, wo soll ich denn da überhaupt noch hin?
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Zitat von stefanolix im Beitrag #13 Denkt mal an die kleinen und mittleren Unternehmer auf Zypern. Wer aus geschäftlichen oder privaten Gründen Geld auf seinem Girokonto hat, soll an einen Teil davon nicht mehr herankommen. Das muss aber gar nicht unbedingt sein Vermögen sein. Es kann auch Geld sein, das er Dritten schuldet. Das kann bedeuten, dass er Zahlungspflichten nicht nachkommen kann und letztlich in die Insolvenz geht.
Sehr guter Punkt.
Im übrigen muss noch mal betont werden, dass die Teilenteignung nicht durch die Politik abgewendet wurde - noch nicht mal von der Opposition innerhalb der EU - sondern letztlich vom Willen der Zyprioten, den Aufstand zu proben. Und solche Begeisterung, gegen die politische Adelsklasse der EU vorzugehen, gibt es nicht überall. Deswegen glaube ich, dass der nächste Schritt sein könnte, nicht etwa die Sparer in den Krisenländern zur Kasse zu bitten - sondern zum Beispiel deutsche Sparer. Weil man da mit weniger Widerstand rechnen kann...
Zitat von Doeding im Beitrag #14EDIT wenn ich das hier richtig verstehe, ist Zypern nicht Teil des europ. Einlagensicherungssystems. Damit entfällt meine obige Argumentation natürlich.
Wenn ich nicht völlig auf dem Schlauch stehe, ist die Einlagensicherung EU-Recht und gilt entsprechend auch in Zypern. Die englische Wikipedia führt Zypern auch in der Liste auf (http://en.wikipedia.org/wiki/Deposit_ins...#European_Union).
Lieber Calimero, es gab ja vor nicht allzu langer Zeit diese Diskussion um Rettungspakete und dass diese eigentlich nur insolvente Banken bzw. Staaten retten würden. Banken müssen auch Pleite gehen können war der Grundtenor auf liberalen Blogs.
Jetzt werden wieder einmal Banken gerettet, deren "Systemrelevanz" mir nicht einleuchten will, es sei denn, man spricht über das System der organisierten Kriminalität. Also warum werden nicht die Banken geschlossen?*) Warum wird kein Insolvenzverfahren durchgeführt? Und warum wird dieses Rettungspaket der EU nicht mehr kritisiert? Kein Widerwort fällt mehr, wenn die EZB ihre Entschlossenheit bekräftigt, innerhalb der bestehenden Regeln nach Bedarf Liquidität zur Verfügung zu stellen. Dass diese Regeln vom BVerfG anders gesehen werden - Schnee von gestern. Stattdessen wird von einer Zwangsabgabe geredet, die ja eigentlich nichts weiter als eine Gläubigerbeteiligung ist, welche die Kosten für den außerzypriotischen Steuerzahler minimieren soll. Eine interessante Entwicklung - auch bei Frank Schäffler.
Staatsschulden werden immer von den Staatsbürgern beglichen und umso höher sie werden um so mehr wird enteignet. Das ist nichts Neues. Neu für mich ist die Akzeptanz für den Einsatz von deutschen Steuergeldern zur Einlagensicherung zypriotischer Bankguthaben über die 90% für mind. 50.000€ hinaus. Nachtrag: Welche Eurpäisches Recht darstellen. (Wie von Dr. Nick verlinkt) Edit: "nicht geschlossen werden" muss es heißen.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #18Staatsschulden werden immer von den Staatsbürgern beglichen und umso höher sie werden um so mehr wird enteignet. Das ist nichts Neues. Neu für mich ist die Akzeptanz für den Einsatz von deutschen Steuergeldern zur Einlagensicherung zypriotischer Bankguthaben über die 90% für mind. 50.000€ hinaus.
Ganz richtig. Man kann zwar einerseits den Zyprioten anerkennend auf die Schulter klopfen angesichts ihres soweit erfolgreichen Kampfes gegen die Selbstbedienung*, andererseits muß man sich aber vor Augen halten, daß die "einmalige" Kontenabschöpfung ja nur Leverage sein sollte, Teil eines größeren Pakets: in Zypern werden die Sparkonten beknapst als Zeichen des guten Willens, dafür pumpen die anderen Euroländer wieder ein paar Fantastilliarden in die zyprische Finanzwirtschaft, und es kann weitergehen wie bisher. Die Mittel aus dem Euroraum werden zwar nicht unmittelbar von den privaten Konten abgebucht, kommen aber aus Staatshaushalten und der EZB-Druckerei, sind also über Steuern, reduzierte Staatsleistungen und Inflation auch zwangsenteignet, und zwar von allen. Die gehen nur nicht auf die Straße, weil sie es nicht so schnell merken.
*Gerade heute morgen im Radio habe ich original Eurospeak von Seiten eines CDU-MdEP (Name leider überhört) gehört: die zyprischen Parlamentarier hätten zwar im Moment dagegen gestimmt, aber er sei zuversichtlich, daß man sie noch umstimmen werde. Das ist das Schöne an der EU-Demokratie: es wird so lange abgestimmt, bis das richtige Ergebnis herauskommt.
Zitat von stefanolixDenkt mal an die kleinen und mittleren Unternehmer auf Zypern. Wer aus geschäftlichen oder privaten Gründen Geld auf seinem Girokonto hat, soll an einen Teil davon nicht mehr herankommen. Das muss aber gar nicht unbedingt sein Vermögen sein. Es kann auch Geld sein, das er Dritten schuldet. Das kann bedeuten, dass er Zahlungspflichten nicht nachkommen kann und letztlich in die Insolvenz geht.
Zyperns Banken bleiben noch eine weitere Woche geschlossen, ist gerade zu lesen.
Was bedeutet es für eine, wenn auch winzige, Volkswirtschaft, wenn der komplette Inlandsgeldverkehr fast zwei Wochen zum Erliegen kommt?
Zitat von Calimero im Beitrag #15 Das ist ja alles richtig. Eine Bank kann pleite gehen und ich bekomme meine Einlagen dort nicht raus. Aber nehmen wir doch mal den Fall, dass in Deutschland eine grüne und eine gelbe Bank am Kippen sind. Um diese beiden Institute zu retten würden jetzt alle Konten bei den blauen, roten, grauen und beigen Banken und Sparkassen des Landes eingefroren und man überlegte sich, ob man alle dort geführten Konten nun um 8, 10 oder 12 Prozent kürzen sollte. Womit bin ich als Kunde meiner lila Dorfsparkasse denn da ein Spekulationsrisiko eingegangen? Damit, dass ich überhaupt ein Konto habe? In meiner näheren Umgebung? In der Währung, die mein gesetzliches Zahlungsmittel darstellt? Ja mein Gott, wo soll ich denn da überhaupt noch hin?
Ist das denn in Zypern so? Meines Wissens sind die beiden größten Banken in Schieflage geraten. Wieviele gibt es denn noch bei 1 Mio Zyprioten?
Dass Bankeinlagen de facto Darlehen sind, ist ja schon angeführt worden. Trotzdem gibt (gab) es auch von Zypern eine bis 100.000 € garantierte Einlagensicherung für EU Bürger, damit nicht jeder Kleinsparer zum Bankexperten werden muss. Dass bei der Pleite der zypriot. Banken die Bankeinlagen angefasst werden, halte ich deshalb im Prinzip für richtig. Die sind in Zypern die einzigen Gläubiger.
Dass die zypriot. Regierung die Einlagensicherung über Bord wirft, halte ich einerseits für falsch, weil es eine offensichtliche Vertragsverletzung ist. Andererseits sind natürlich die zypriotischen Bürger (die ich mal als synonym für die Sparer mit < 100.000 € betrachte) schon insgesamt in der Pflicht, da sie nun mal die politischen Verantwortung dafür tragen, dass sie Zypern zum kleinen Offshore-Finance Paradies gemacht haben, in dem sie mit 100 Mrd € Bankeinlagen spielen durften.
Die richtigere Lösung wäre vermutlich eine Abgabe auf die Einlagen > 100.000 € und eine Steuer für die Zyprioten. Vielleicht ist für letzteres jetzt einfach keine Zeit mehr, weil man (auch die EU) so lange getrödelt hat.
Zitat von Calimero im Beitrag #15 Womit bin ich als Kunde meiner lila Dorfsparkasse denn da ein Spekulationsrisiko eingegangen? Damit, dass ich überhaupt ein Konto habe? In meiner näheren Umgebung? In der Währung, die mein gesetzliches Zahlungsmittel darstellt? Ja mein Gott, wo soll ich denn da überhaupt noch hin?
Wenn Sie an Werterhaltung interessiert sind, dann sollten Sie weder Ihr Geld zur Bank bringen, noch den Euro nutzen. Dr. Nick hat es sehr treffend ausgeführt, die Kontoguthaben der "Sparer" sind Darlehen an die Banken. Es kann nie ausgeschlossen werden, das Darlehen zum Totalausfall werden, die Kontoguthaben zählen dazu.
Für mich ist die Einlagensicherung ein Witz (In diesem Fall der nette Bruder von Betrug). Kann mir jemand erklären, woher das Geld für die Einlagensicherung kommen soll? Auch in besseren Zeiten war bekannt, dass es nicht möglich ist, allen Sparern gelichzeitig ihre Guthaben auszuzahlen, weil das Geld einfach nicht da ist. Welcher Poliitker erklärt den sogenannten Sparern denn, das sie keine Sparer sondern Investoren bei entsprechenden Risiken sind? Wo hat den dieses System die Wurzel? Ist das alles eine immanente Folge einer ungedeckten Währung und unserers Giralgeldsystems? Irgendwann hat man dochmal Goldmünzen bei der Bank in den Tresor gelegt, sicher ohne die Erwartungshaltung in einem Jahr mehr Goldmünzen zurückzuerhalten als man eingelegt hat. So ist es auch normal, wenn man seine Werte erhalten und nicht unkontrolliert spekulieren will.
Das nächste Zeitalter wird durch das Ende der "modernen" Währungen eingeleitet werden. Schön wird das nicht.
Zitat von DrNick im Beitrag #12 Der einzige (aber unwesentliche) Unterschied, den ich zwischen den beiden Fällen erkennnen kann, ist daß es sich in dem einem Fall um Wertpapiere, im anderen um Einlagen handelt - und daß einmal der Staat, einmal die Bank der Schuldner ist. Der "Spargroschen auf dem Konto" mag für viele gefühlt unriskant sein, letztlich ist es aber nichts als ein der Bank gewährtes Darlehen und ist insofern durchaus mit einer Art von Spekulationsrisiko verbunden.
Dann sind sie aber für genau das blind, was an einer Währung das entscheidende ist: Das Vertrauen der Benutzer nämlich. Tatsächlich sind das echte Spekulationsrisikio oder genaue Schuldner nicht sehr interessante und fast irrelevante Faktoren. So ein Stück Blech oder Papier ist genau wie ein Tabelleneintrag am Computer exakt so viel wert, wie das naive Vertrauen in seinen Wert. Dieses Vertrauen ist alles. Und der Euro ist jetzt - für mich jedenfalls - keine richtige Währung mehr.
Zitat von Nola im Beitrag #9Aber jetzt ist das Kaninchen aus dem Hut und das Vertrauen in Merkel und Co ist futsch.
Hierzulande wäre ich mir da nicht so sicher. Zypern ist ja weit weg - ein Ministaat in Asien. Hier dagegen blühen ja die Landschaften und die Rente ist sischä. Interessant dürfte die Reaktion in den jetzt schon bestehenden Krisenländern werden. Auch die Sensibilität der Inhaber größerer Geldmengen dürfte jetzt rapide gestiegen sein. Da könnten jetzt wirklich Geldfluten anfangen um den Globus zu schwappen - auf der Suche nach einer abgelegenen Bucht.
Dem Dollar wird's erstmal gut tun. Und auf längere Sicht kann man sowieso schon mal üben: Yuan - 元, gesprochen ähnlich wie "jüen".
Zitat von stefanolix im Beitrag #13 Denkt mal an die kleinen und mittleren Unternehmer auf Zypern. Wer aus geschäftlichen oder privaten Gründen Geld auf seinem Girokonto hat, soll an einen Teil davon nicht mehr herankommen. Das muss aber gar nicht unbedingt sein Vermögen sein. Es kann auch Geld sein, das er Dritten schuldet. Das kann bedeuten, dass er Zahlungspflichten nicht nachkommen kann und letztlich in die Insolvenz geht.
Hachja, die ganzen geplatzten Verträge. Bestellungen, die storniert werden müssen. Versicherungen, die platzen. Löhne, die nicht ausgezahlt werden. Stromrechnungen, die nicht gezahlt werden. Probleme an der Zapfsäule. Da die Banken nun weiterhin geschlossen bleiben, wird man wohl bald Lebensmittel und Medikamente auf der Straße verteilen müssen. Sind die Hilfsorganisationen schon unterwegs? Wann ist in Zypern Zahltag? Monatserster?
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