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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 19 Antworten
und wurde 3.873 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Frank2000 Offline




Beiträge: 3.424

24.05.2013 08:18
Investitionen in Infrastruktur: Gedanken zum politischen Gefangenendilemma Antworten

Eigentlich wissen ja alle, dass auch eine Brücke nicht ewig hält. Den (Zu)Stand der Dinge habe ich hier beschrieben.

123 Offline



Beiträge: 287

24.05.2013 09:25
#2 RE: Investitionen in Infrastruktur: Gedanken zum politischen Gefangenendilemma Antworten

Die verfallende Infrastruktur ist Ausdruck eines zuvor erfolgten moralisch-kulturellen Verfalls.

Bzw. der veränderten ethischen Parameter. Infrastruktur als Grundlage für Wohlstand stand für unsere Eltern und Großeltern ganz oben auf der Wunschliste. Heute sind dies moralische Werte, nämlich sozial und ökologisch.

Enstprechend erfolgen die staatlichen Ausgaben. Das allermeiste Staatsgeld wird im Sozialsektor versenkt und letztlich verkonsumiert. Hätte man 1950-70 schon diese Einstellung gehabt, wäre dieser Wohlstand nie entstanden.

Der Turbosozialstaat wird unablässig ausgebaut, während für Infrastruktur, und ebenso Bildung, angeblich das Geld fehlt.
Falsch an dieser in allen Medien als Konsens dargestellten Meinung ist, daß das Geld durchaus vorhanden ist, aber falsch verteilt wird. Nur müsste man für eine Korrektur die Prioritäten anders setzen. Diese folgen jedoch der herrschenden Moral - sozial zuerst. Alles andere ist untergeordnet.

Wie im Eingangsbeitrag treffend dargestellt, bevorzugen die Wähler gemäß ihrer im Klima der von den linksextremen 68igern iniziierten Sozialisation genau das, was man ihnen als Prioritätensetzung anerzogen hat: Ausbau des Sozialstaates, ohne Rücksicht auf dessen Finanzierbarkeit, ohne auf negative Auswirkungen dieser Entwicklung zu achten.

Zur materiellen Infrastruktur als Grundlage zur Generierung von Wohlstand kommt die der Bildung und die Ethik der Leistungsbereitschaft hinzu. Auch bei dieser künftigen Wohlstandsgrundlage Schlaglöcher wohin man sieht.

Demokratie entwickelt sich in ihren Inhalten gemäß den Wertvorstellungen der wählenden Bevölkerung. Die Werte, die Wohlstand ermöglichten, sind heute gradezu verachtet: Fleiß, Disziplin, Leistungswillen, Eigenverantwortung, Genuß materieller Güter,....

Ganz oben stehen: Sozial und ökologisch sein. Straßen z.B. repräsentieren etwas, das man heute moralisch nur noch negativ sieht. Die Nutzung von Autos. Folglich ist die Neigung hierfür Geld auszugeben viel geringer, als die Sozialetats noch mehr aufzublähen.

Nun ist fast jeder Wähler zugleich Autofahrer. Bekommt also mit, wie seine eigenen moralischen und somit staatsfiskalischen Prioritäten zu seinen Ungunsten wirken.

Doch die Psyche des Menschen folgt einer anderen Ratio als es eine rein ökonomische Sichtweise verlangt. Die oberste Priorität bei fast allen Menschen ist immer, sich im moralischen Konsens der Umgebung zu bewegen. Selbst wenn dieser Konsens massiv zu Ungunsten von einem selbst oder den eigenen Kindern wirkt. Wie stark diese unbewusste Verhaltenssteuerung ausgeprägt ist, erkennt man an Extrembeispielen, die jedoch innerhalb von spezifischen Gruppen verbreitet und Konsens sind. Die Opferbereitschaft diesbezüglich ist absolut unlimitiert. Sie erklärt, warum Eltern ihre Kinder Kinder genital verstümmeln, sie gar ermorden bei moralischem Fehltritt, sie mit Stolz in einen Krieg schicken, oder verlangen, daß sie in Schulen gehen, in denen sie diskriminiert und Opfer von Gewalt werden, in eine Lebenswelt der Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit, des schwindenden Wohlstandes hineinwachsen sollen.

Die Neigung zur Anpassung steht immer über den Interessen, die ein Betrachter außerhalb des jeweiligen Wertesystems als legitim betrachten kann. (Aber nur deshalb, weil der äußere Beobachter nicht selbst den Zwängen und Repressionen, die innerhalb des Konsens bestehen, ausgesetzt ist)

Der Verfall der Infrastruktur dokumentiert anschaulich den Werteverfall einer Gesellschaft, die sich nicht nur von den ethischen Grundlagen ihres Wohlstandes immer mehr abwendet, sondern die man dazu erzogen hat, diese massiv und hoch emotional als destruktiv zu werten.

Eine Revision dieser Entwicklung ist nur möglich, wenn man die Ethik der linken 68iger entsorgt, und durch eine der Befürwortung von Wohlstand und Leistungsbereitschaft ersetzt. Dies gelänge nur, wenn es ausreichend Personal gäbe, das diese Ethik noch verinnerlicht hat, und in den Sozialisationsinstanzen, Schulen, Universitäten, Medien, vertritt. Da dieses Personal so ausgestorben ist, wie die entsprechende Ethik, wird der verfallenden Infrastruktur letztlich die gesamte Gesellschaft folgen.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.424

24.05.2013 09:42
#3 RE: Investitionen in Infrastruktur: Gedanken zum politischen Gefangenendilemma Antworten

Werter 123,
Sie haben mein Eingangsthema verallgemeinert und ich stimme Ihnen zu. Letztlich bin ich der Meinung, dass alles, was ich sagen könnte so oder ähnlich von Sarrazin geschrieben wurde. Aber der ist ja so was von Autobahn, der geht ja gar nicht...

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

24.05.2013 10:52
#4 RE: Investitionen in Infrastruktur: Gedanken zum politischen Gefangenendilemma Antworten

Lieber Frank,

völlig richtig. Ich kenne mich ja in einem anderen, zur Zeit heftig diskutierten Infrastrukturbereich ein wenig aus, und zwar dem der Höchstspannungsnetze.

Die meisten Phänomene, die Sie beschreiben, gelten für Stromleitungen in gleicher Weise wie für Straßen, der Hauptunterschied ist nur der, dass die Stromnetze in privater Hand sind. Ein Glücksfall für die Politik; denn so kann sie das für eine dezentrale Energieerzeugung nicht geeignete Netz auf das pöhse Profitstreben der Eigentümer schieben.

Das beschriebene Dilemma existiert aber in genau der gleichen Form - für eine Anpassung des Stromnetzes an die Trittin-Ausstiegspläne bzw. an die schwarz-gelb-laufzeitverlängerte Erzeugung hätte man alle Zeit der Welt gehabt. Dann kam die "kollektive Besoffenheit" - in ihrem Beispiel durchaus vergleichbar mit z. B. einem Ausstieg aus dem ICE-Schienenverkehr, der noch mehr Autos auf die Straße zwingt - und die Probleme wurden eminent.

Insgesamt heißt das: Das Infrastrukturproblem ist nicht darin begründet, ob der Eigentüber staatlich oder privat organisiert ist. Dem Aktionärsinteresse auf privater Seite entsprechen politische Partikularinteressen auf staatlicher Seite. Da gibt es Abgeordnete, die ihren Wahlkreisbewohnern versprechen, dass die Leitung selbstverständlich nicht in der Näher ihrer Reihenhäuschen vorbeilaufen wird usw.; je kommunaler um so extremer.

Andererseits muss man aber auch die Privatisierungsfreunde enttäuschen - ohne Staat (und zwar den Bund!) geht im Bereich größerer Infrastrukturprojekte gar nichts.

Gruß Petz

"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln

Llarian Offline



Beiträge: 7.117

24.05.2013 17:49
#5 Woanders ist es schon so weit Antworten

Passt ganz gut: In der neuen Ausgabe von Stahl-Eisen war ein sehr passender Artikel dazu (kann ich leider nicht verlinken, ist nicht öffentlich), der sich mit dem Problem von Schwertransporten auseinandersetzt. Da ist die Situation die hier droht, bereits deutlich eingetreten: Es sind bereits etlich Brücken in für den Schwerverkehr gesperrt, was natürlich die meisten nicht mitbekommen. Alternativen existieren nicht wirklich, da die Bahn solche Lasten nicht transportiert und eine Transport per Flug bei 200 Tonnen (und mehr) auch nicht mehr möglich ist.
In der Folge werden Schwertransporte auf normale Strassen gelenkt (mit entsprechenden Kosten), was aber noch schlimmer ist, sie werden zunehmend unplanbarer. Wo man früher zwei Tage für einen Transport (in Deutschland !) brauchte, benötigt man heute teilweise sechs. Für einen Großanlagenbauer ist das eine ziemlich untragbare Situation, denn der Kunde erwartet das Teil zu einem bestimmten Termin. Davon ab weiss keiner so genau, wie grosse Lasten (Walzenständer können auch mehr als 300 Tonnen wiegen) überhaupt noch in ein paar Jahren transportiert werden können.

So werden die Brücken zu einem zunehmenden Infrastrukturproblem. Man darf sich nicht wundern, wenn die Fertigung solcher Teile irgendwann auch im Ausland stattfindet, denn wenn jemand seine Produktionsanlagen verlegen muss, dann in aller Regel nicht innerhalb von Deutschland.

Paul Offline




Beiträge: 1.285

24.05.2013 19:06
#6 RE: Investitionen in Infrastruktur: Gedanken zum politischen Gefangenendilemma Antworten

Als ich Ihren Beitrag gelesen habe, lieber Frank, sind ganz starke Erinnerungen in mir hoch gekommen. Erinnerungen an die DDR. Den Zustand in den letzten 10 Jahren der DDR habe ich als einen Zustand empfunden, den ich als "Leben aus der Substanz" empfunden habe.
Auch im privaten Bereich gab es diese Situation früher. Viele Rentner haben die Substanz des früher Geschaffenen verbraucht. Es gab eine Zwischenphase in der die älteren Menschen dies nicht so sehr machen mussten. Inzwischen beginnt aber in meinem unmittelbaren Umfeld auch schon wieder das "Leben aus der Substanz". Möbel werden nicht mehr neu gekauft und auch bei der Bekleidung ist die alte auch noch gut genug. Gut, beim Rentner ist wegen der Endlichkeit des Lebens, das Verbrauchen der Substanz kein Nachteil. Die Kinder und Enkel werfen die Reste nach dem Tod ihrer Eltern und Großeltern sowieso weg.

Auch bei der DDR wurde durch das Leben aus der Substanz ein Grund, wenn nicht die Ursache für ihren Untergang. Wegen der "Auffanggesellschaft" Bundesrepublik Deutschland war das kein Verlust.

Wer aber, soll uns auffangen, wenn wir so weiter machen? Wo soll das enden?
Ich mag mir das mögliche Szenario nicht vorzustellen, weil ich Enkel und Urenkel habe.
Um ganz ehrlich zu sein, einen Ausweg aus diesem Teufelskreis sehe ich auch nicht.

In Berlin erinnert mich der Zustand unserer Straßen immer mehr an die Verhältnisse in der DDR.
Das ist nur ein Beispiel. Andere Kommentare beschreiben andere genauso unhaltbare Zustände.

Kann es sein, dass jetzt ein schmerzlicher Schnitt gemacht werden muss, um durch eine radikale Umverteilung der Verwendung der zur Verfügung stehenden Mittel, diesen Teufelskreis zu durchbrechen?
Welche politische Partei würde das überstehen?
Es ist immer gut auf andere zu schauen, aber wir sitzen im gleichen Boot wie die Griechen, die auch jahrzehntelang über ihre Verhältnisse gelebt haben.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

24.05.2013 20:06
#7 RE: Investitionen in Infrastruktur: Gedanken zum politischen Gefangenendilemma Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #1
Eigentlich wissen ja alle, dass auch eine Brücke nicht ewig hält. Den (Zu)Stand der Dinge habe ich hier beschrieben.


Danke für diese Erklärung, warum wir Probleme mit verfallender Infrastruktur haben.

Nicht weil das Geld fehlt, die Schweiz kommt schließlich mit niedrigerer Staats-, Steuer- und Schuldenquote aus, um pro Schüler mehr in Bildung zu stecken und trotzdem gut in Infrastruktur investieren zu können.

Aber die Schweiz hat halt auch direktdemokratische Elemente, auch in haushaltsrelevanten Fragen.

Wenn das verfügbare Geld natürlich für Prestige-Projekte draufgeht, da kein Referendum (in einigen Kantonen ab einer bestimmten Summe sogar obligatorisch als Automatismus) als Schutz dagegen steht...

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

Jakob Nierstein Offline



Beiträge: 133

24.05.2013 23:27
#8 Viele Wähler sind einfach Konsumidioten Antworten

und daher haben die Politiker leichtes Spiel. Ich beispielsweise bin jemand, der sein Geld investiert. Ich kaufe Fachliteratur und ich kaufe Aktien. Kollegen, auch nicht schlecht bezahlt, investieren einfach nichts, sondern geben sich dem Konsum hin. Und so sind leider viele Menschen. Ich überlege wäge bei einem Auto sehr genau ab: Brauche ich wirklich eines, wie hoch sind später die Betriebskosten und letztendlich komme ich zu der Entscheidung, kein Auto zu kaufen. Es gibt Menschen, die diese Entscheidung absolut nicht nachvollziehen können. Gerald Hörhan nennt diese Menschen Konsumidioten. Recht hat er.

Wenn ich an die Autovernarrtheit meiner Mitmenschen denke, denke ich auch sofort an den Spaßbadirrsinn. Spaßbäder wurden einfach so gebaut und damit wurden Wahlen gewonnen, nicht verloren. Da denkt keiner an die Folgekosten: Wasser, Heizung, Reinigung, Personal und die recht schwachen Einnahmemöglichkeiten. Man lügt sich in die Tasche, dass ein Spaßbad sogar dem Tourismus diene. Also ich habe noch nie gehört, dass ein Spaßbad ausschlaggebend für eine Reise war. Genauso lügen sich Autoverkäufer in die Tasche, dass ein neues Auto eine Investition wäre, weil der Kraftstoffverbrauch einen halben Liter pro 100 km weniger beträgt. Natürlich kann man nicht abstreiten, dass man dann später Kraftstoff spart bei gleichbleibenden Fahrtlängen. Aber den Kaufpreis holt man damit nicht heraus.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

25.05.2013 09:55
#9 RE: Investitionen in Infrastruktur: Gedanken zum politischen Gefangenendilemma Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #7
Nicht weil das Geld fehlt, die Schweiz kommt schließlich mit niedrigerer Staats-, Steuer- und Schuldenquote aus, um pro Schüler mehr in Bildung zu stecken und trotzdem gut in Infrastruktur investieren zu können.

Völlig richtig.
Die Schweiz ist in so vielen Punkten ein Vorbild für uns. Man kann mit deutlich weniger staatlichen Ausgaben deutlich mehr Leistungen für die Bürger finanzieren - wenn man auf den Schnickschnack verzichtet, der nur kleinen Lobbygruppen nützt.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

25.05.2013 10:02
#10 RE: Viele Wähler sind einfach Konsumidioten Antworten

Zitat von Jakob Nierstein im Beitrag #8
Also ich habe noch nie gehört, dass ein Spaßbad ausschlaggebend für eine Reise war.

Aber sicher kann es das sein.
Wenn ich mehrere ansonsten halbwegs gleich gute Reiseziele zur Auswahl habe (und das ist sehr häufig der Fall), dann gibt die Existenz eines attraktiven Bads vor Ort den Ausschlag.

Es gibt ja auch einige Bäder in Deutschland, die gewinnbringend arbeiten. Dazu muß man natürlich auch Eintrittspreise nehmen, die nicht "sozial" sind. Was ich bei einer solchen Einrichtung der gehobenen Freizeitkultur auch für völlig angemessen halte.

Problematisch sind die vielen Bäder, die von prestigesüchtigen Kommunalpolitikern hingeklotzt wurden ohne die Rahmenbedingungen zu verstehen. Wenn schon drei Bäder in unmittelbarer Umgebung existieren, wird sich ein weiteres nicht tragen. Wenn man keine ausreichenden Eintrittspreise nimmt, wird selbst ein gut besuchtes Bad defizitär bleiben. Und am schlimmsten ist es, wenn dann in der Planungsphase "gespart" wird. D.h. man baut die teure Infrastruktur, knausert dann aber bei der Ausstattung. Ein normales Hallenbad mit zwei Rutschen und einer kleinen Sauna ist eben keine "Therme", mit der man Gäste locken kann.

TF Offline



Beiträge: 281

25.05.2013 13:06
#11 RE: Viele Wähler sind einfach Konsumidioten Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #10
Zitat von Jakob Nierstein im Beitrag #8
Also ich habe noch nie gehört, dass ein Spaßbad ausschlaggebend für eine Reise war.

Aber sicher kann es das sein.
Wenn ich mehrere ansonsten halbwegs gleich gute Reiseziele zur Auswahl habe (und das ist sehr häufig der Fall), dann gibt die Existenz eines attraktiven Bads vor Ort den Ausschlag.

Es gibt ja auch einige Bäder in Deutschland, die gewinnbringend arbeiten. Dazu muß man natürlich auch Eintrittspreise nehmen, die nicht "sozial" sind. Was ich bei einer solchen Einrichtung der gehobenen Freizeitkultur auch für völlig angemessen halte.

Problematisch sind die vielen Bäder, die von prestigesüchtigen Kommunalpolitikern hingeklotzt wurden ohne die Rahmenbedingungen zu verstehen. Wenn schon drei Bäder in unmittelbarer Umgebung existieren, wird sich ein weiteres nicht tragen. Wenn man keine ausreichenden Eintrittspreise nimmt, wird selbst ein gut besuchtes Bad defizitär bleiben. Und am schlimmsten ist es, wenn dann in der Planungsphase "gespart" wird. D.h. man baut die teure Infrastruktur, knausert dann aber bei der Ausstattung. Ein normales Hallenbad mit zwei Rutschen und einer kleinen Sauna ist eben keine "Therme", mit der man Gäste locken kann.



Naja, eine "Therme" wird man in Deutschland fast überall in nicht allzu großer Entfernung vom Wohnort finden. Abgesehen davon gibt es außerhalb des deutschsprachigen Raums sehr wenige öffentliche Bäder, da badet man ja auch als Tourist eher im Meer oder in Seen oder als Pauschaltourist im Pool der Ferienanlage. Aber jeder hat halt andere Vorstellungen vom Urlaub. Ich persönlich meide Bäder fast komplett, weil ich das Chlor an den Augen schlecht vertrage. Ich sehe auch nicht, welche Nutzen für die Allgemeinheit Bäder haben sollten. Das sollte komplett Privatangelegenheit sein. So um 1970 rum meinte ja fast jede Gemeinde, ein eigenes Bad zu benötigen und zogen überall ein Bad mit 25m-Becken und einen Planschbecken daneben hoch, die alle hochdefizitär waren. Dann bauten einige ihre Bäder zu "Spaßbädern" um, die übrigen Bäder werden fast nur von Vereinen, Schulen und ein paar Dauerkunden benutzt. In zwischen haben bei mir in der weiteren Umgebung mindestens zwei Gemeinden ihr 0815-Hallenbad ersatzlos platt gemacht. Da war wohl mehr Finanznot als Einsicht im Spiel. Auch teure anstehende

Der Begriff Infrastruktur wird m.E. sowieso überdehnt. Der Staat sollte sich darauf beschränken, eindeutig notwendige Dinge selbst bereit zu stellen oder zu gewährleisten (wie Straßen oder Strom) und Dinge wie Bäder oder Kultur komplett privater Initiative überlassen.

Im privaten Bereich betreiben viele Menschen durchaus Vorsorge. Vielleicht nicht unbedingt speziell dafür, dass die Heizung erneuert werden muss oder größere Reparaturen am Auto nötig sind, aber Geld für unerwartete Ausgaben zurücklegen tun nicht wenige und das ist auch vernünftig. Es sind ja noch viel mehr hohe und ungeplante Ausgaben möglich als Ersatz oder Reparatur von Anlagevermögen.

emjot Offline



Beiträge: 73

25.05.2013 14:20
#12 Vielleicht sollte man... Antworten

...die Vorgehensweise der Telekom auf das Verkehrsnetzt übertragen und eine Drossel in Autos einbauen. Wenn er dann 500km im Monat zurückgelegt haben, kann der Besitzer lediglich 30km/h schnell fahren, bis Ende des Monats...

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

25.05.2013 14:27
#13 RE: Vielleicht sollte man... Antworten

Zitat von emjot im Beitrag #12
...die Vorgehensweise der Telekom auf das Verkehrsnetzt übertragen und eine Drossel in Autos einbauen. Wenn er dann 500km im Monat zurückgelegt haben, kann der Besitzer lediglich 30km/h schnell fahren, bis Ende des Monats...


Der Vergleich hinkt und zwar ganz Gewaltig: Ein gedrosseltes Auto behindert andere Autofahrer. Ein gedrosselter Anschluss schafft mehr Platz für den Rest.

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

emjot Offline



Beiträge: 73

25.05.2013 14:30
#14 Und ein rein Deutsches Problem... Antworten
Florian Offline



Beiträge: 3.171

25.05.2013 14:30
#15 RE: Vielleicht sollte man... Antworten

Zitat von emjot im Beitrag #12
...die Vorgehensweise der Telekom auf das Verkehrsnetzt übertragen und eine Drossel in Autos einbauen. Wenn er dann 500km im Monat zurückgelegt haben, kann der Besitzer lediglich 30km/h schnell fahren, bis Ende des Monats...


Ich sehe die Analogie anders.

Bisheriges System: Ich bezahle einmal im Monat einen Fixbetrag und kann dann an der Tankstelle soviel tanken wie ich will.
Und jetzt will auf einmal der Tankstellenbetreiber auf ein System umstellen, bei dem derjenige der viel fährt mehr zahlen muss als der, der wenig fährt. Ach wie böse.

Im Ernst:
Wenn Ihnen das Gebührenmodell der Telekom nicht passt, dann suchen Sie sich doch einfach einen anderen Anbieter. Es herrscht da wahrlich kein Mangel an Alternativen, das ist ja das schöne am Wettbewerb.
Aber ein Menschenrecht auf eine Flatrate gibt es halt nicht.

emjot Offline



Beiträge: 73

25.05.2013 14:34
#16 RE: Vielleicht sollte man... Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #13
Zitat von emjot im Beitrag #12
...die Vorgehensweise der Telekom auf das Verkehrsnetzt übertragen und eine Drossel in Autos einbauen. Wenn er dann 500km im Monat zurückgelegt haben, kann der Besitzer lediglich 30km/h schnell fahren, bis Ende des Monats...


Der Vergleich hinkt und zwar ganz Gewaltig: Ein gedrosseltes Auto behindert andere Autofahrer. Ein gedrosselter Anschluss schafft mehr Platz für den Rest.


Nunja ein Auto, was auf 30 gedrosslt ist könnte auch nicht mehr auf die Autobahn (60 Km/h Mindestgeschwindigkeit), selbst auf Landstrassen würde sich dann wohl keiner mit gesundem Menschenverstand mehr wagen.
...ausserdem war diese Aussage eher sarkastisch gemeint! ;-)

emjot Offline



Beiträge: 73

25.05.2013 14:44
#17 RE: Vielleicht sollte man... Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #15
Zitat von emjot im Beitrag #12
...die Vorgehensweise der Telekom auf das Verkehrsnetzt übertragen und eine Drossel in Autos einbauen. Wenn er dann 500km im Monat zurückgelegt haben, kann der Besitzer lediglich 30km/h schnell fahren, bis Ende des Monats...


Ich sehe die Analogie anders.

Bisheriges System: Ich bezahle einmal im Monat einen Fixbetrag und kann dann an der Tankstelle soviel tanken wie ich will.
Und jetzt will auf einmal der Tankstellenbetreiber auf ein System umstellen, bei dem derjenige der viel fährt mehr zahlen muss als der, der wenig fährt. Ach wie böse.

Im Ernst:
Wenn Ihnen das Gebührenmodell der Telekom nicht passt, dann suchen Sie sich doch einfach einen anderen Anbieter. Es herrscht da wahrlich kein Mangel an Alternativen, das ist ja das schöne am Wettbewerb.
Aber ein Menschenrecht auf eine Flatrate gibt es halt nicht.


Naja ihre Analogie hinkt hier aber auch etwas. Ich sehe die Telekom hier eher als einen Infrastrukturdienstleister. Das wäre wie wenn ich für eine Privatstrasse mir ein allgemeines durchfahrtsrecht für einen Monat kaufen würde und dann aber nach der 13. Überfahrt doch zahlen muss. Oder der Kontrolleur im Bus zu mir sagt: "Sie besitzen zwar eine Monatskarte, sind aber schon so oft gefahren, bitte lösen sie einen Fahrschein."

Ich wollte auch gar keine Diskussion beginnen, ob richtig oder falsch was die Telekom da treibt. Aber ich meine, dem Wachstum bestimmter Internetdienste und Sparten wird die Vorgehenensweise nicht zuträglich sein. Anbietern wie Maxdome steht sicher schon der Schweiss auf der Stirn! ;-)
Ja und ich habe einen anderen Anbieter als die Telekom und in meinem Vertrag gibt es auch keine Drosselklausel. Kann ich nur hoffen, dass dies auch in Zukunft so bleibt... ;-)

Aber eigentlich wollte ich gar keine Diskussion zu diesem Thema beginnen, deshalb teile ich demnächst, wenn ich solche Beiträge schreibe einen Sarkasmusdetektor aus! ;-)

Llarian Offline



Beiträge: 7.117

25.05.2013 15:33
#18 RE: Vielleicht sollte man... Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #15
Wenn Ihnen das Gebührenmodell der Telekom nicht passt, dann suchen Sie sich doch einfach einen anderen Anbieter. Es herrscht da wahrlich kein Mangel an Alternativen, das ist ja das schöne am Wettbewerb.

Kein Problem. Nehmen wir der Telekom die letzte Meile und den dazugehörigen Verteilerkasten ab und alle sind zufrieden. Obwohl, nicht alle, einer will das nicht: Die Telekom.

Zitat
Aber ein Menschenrecht auf eine Flatrate gibt es halt nicht.


Ein Menschenrecht sicher nicht. Aber anfangen könnten wir damit, dass der Begriff Flatrate der Telekom verboten wird. Wenn ich drüber nachdenke: Genau das passiert ja gerade. Und wer wettert dagegen: Genau, die Telekom.

Übrigens sind diese Argumente alle in einem anderen Thread schon gefallen.

Kritiker Offline



Beiträge: 274

25.05.2013 16:37
#19 RE: Vielleicht sollte man... Antworten

Wir klagen in Deutschland auf hohem Niveau. Ich war vor einiger Zeit in Indien. Das was die (abseits von Dehli) Hauptstrasse nennen, geht bei uns höchstens als Ackerweg durch.

Aber langer Beitrag kurzer Sinn "Wir müssen mehr Geld für Strassenbau und Reperatur ausgeben". Ähnliche Aussagen kenne ich in der Form

"Wir müssen mehr für Bildung ausgeben"
"Wir müssen mehr für innere Sicherheit ausgeben"
"Wir müssen mehr für Forschung ausgeben"
"Wir müssen mehr für unsere Aufgaben in der Nato und unsere Soldaten ausgeben"
"Wir müssen mehr für die Sicherung des Euro ausgeben"
"Wir müssen mehr für Familien ausgeben"
"Wir müssen mehr für Integration ausgeben"
"Wir müssen mehr für die Förderung der sportlichen Betätigung ausgeben"
"Wir müssen mehr für unsere Gesundheit ausgeben"
...

Kennt eigentlich jemand ein Ressort das sagt "Ich habe genug Geld, bei mir könnt ihr kürzen"?

Der Kritiker

Llarian Offline



Beiträge: 7.117

25.05.2013 16:54
#20 RE: Vielleicht sollte man... Antworten

Zitat von Kritiker im Beitrag #19
Wir klagen in Deutschland auf hohem Niveau. Ich war vor einiger Zeit in Indien.

Vergleichen wir uns jetzt ernsthaft mit Indien ? Die Frage ist durchaus ernst gemeint, denn gemessen an indischen Verhältnissen geht es uns super. Allerdings war das auch schon vor 50 Jahren so und ich bin eigentlich ganz froh, dass wir nicht mehr unter den selben Umstände leben wie vor 50 Jahren.

Zitat
Aber langer Beitrag kurzer Sinn "Wir müssen mehr Geld für Strassenbau und Reperatur ausgeben". Ähnliche Aussagen kenne ich in der Form
[...]


Aussage kann man viel, aber nur weil andere nach etwas schreien, wird es dadurch nicht falsch. Ich hätte auch gerne mehr Geld. Und ein Schwimmbad direkt vor der Tür, einen U-Bahn Anschluss, einen Stadtpark und wenn ich nachdenke werden mir noch hunderte Sachen einfallen. Alleine ist die Frage ob das wirklich sinnig ist. Die Frage ob wir morgen (und ich meine morgen) noch eine Infrastruktur haben, die unsere Gesellschaft und Wirtschaft tragen kann, halte ich für deutlich wichtiger als "sportliche Betätigung zu fördern" oder "den Euro zu sichern".

Es geht am Ende immer um Prioritäten. Und natürlich wäre es schön, wenn jede Stadt 10 Stadtparks hätte und jeder Immigrant 20 Sprachkurse. Wichtiger dagegen ist eine Feuerwehr, die in 10 Minuten da ist, eine Verwaltung die keine Jahre braucht um eine Entscheidung zu treffen und ebenso ein Strassennetz, dass es erlaubt sicher und halbwegs schnell von A nach B zu kommen. Denn sonst wird man sich schwer tun auch nur einen Stadtpark oder einen Sprachkurs zu bezahlen. Das der deutsche Staat Geld hat um beispielsweise Entwicklungshilfe (!) an die Türkei zu überweisen, aber seine eigenen Brücken vergammeln lässt, ist ein Witz, der, wenn er nicht so traurig wäre, das Zeug zum Schenkelklopfer hätte.

 Sprung  



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