Herrlich! Der ewig angenervte Becker-Sohn war einfach genial. Ich schaue die Sendungen heute noch und amüsiere mich köstlich.
Die meisten Dialoge waren wirklich "dem Volk aufs Maul geschaut". Aber es zeigt auch, bei aller Diskrepanz der Generationen, niemals hätte sich "Stefan" so im Ton vergriffen gegenüber seinen Eltern, wie es heute üblich scheint.
Und na klar, der Dialog über die verlorene Christbaumspitze ist so was von genial, ich kannte es aus meinem Elternhaus und später tatsächlich in meiner eigenen Familie immer noch, nebst Drama, wenn "Lametta" nicht mehr vom Vorjahr aufgehoben worden war. Christbaum ohne Lametta - eine Katastrophe. Hat schon mal jemand versucht an einem Heiligabend noch Lametta zu kaufen? Goldfarben war verpönt, es mußte Silber sein, aber da war nix zu machen und man sah allenfalls die Schlußlichter des Kunden, der einem die letzte Packung vor der Nase wegschnappte.
Zusammen ergibt es einen Teil der spießbürgerlichen Szene wieder, die wohl nur noch die älteren unter uns kennen. Dennoch, der kleinbürgerliche zuweilen miefige "Geruch" begann sich zu verflüchtigen. Wir waren die neue Generation.
Christbaumspitze und Lametta sind aus heutiger Sicht, für mich ein Indikator für eine fast zufriedene Zeit mit allen Höhen und Tiefen aber ohne Zukunftsängste. Nicht das die Welt in Ordnung gewesen wäre, aber zufriedener und wohl auch bescheidener. Es war eine Zeit in der jeder, wirklich jeder, der, wenn er denn wollte, beruflich "vorwärtskommen" konnte. Es war eine Zeit in der uns wirklich die Welt offen stand, kein no Future, obwohl die Rock-Band Sex Pistols 1977 diese Metapher zum erstenmal trällerte. Doch das bezog sich zunächst erst auf Queen Elisabeth II.
Unsere Kinder gingen zur Schule und kamen, wenn sie nicht grad bei Rot über die Ampel liefen, gesund nach Hause. Immer noch im Besitz ihrer Habseligkeiten. Sie brachten Schulfreunde mit und diese fanden in den Familien gleiche Erziehungsstrukturen wie zu Hause. Eltern verließen sich auf Eltern.
Wir konnten Zukunft noch planen und die Gesetzgebung änderte sich auch nicht mit jeder Landtags- oder Bundestagswahl. Gemeckert über Politik wurde immer, aber gemessen an heutigen Themen waren das Kinkerlitzchen. Autos mußten nicht für 270 kmh gebaut werden und meine erste Bosch-Waschmaschine lief über 20 Jahre einwandfrei, wie auch einige andere teuer angeschaffte technische Errungenschaften.
In dieser Zeit wurde ein Wohlstand erarbeitet, der längst verprasst wurde, ein friedliches Europa geschaffen, welches in eine europäisch ungewählte Oberaufsichtskommission gepresst wurde und die von finanziellen "Grabenkämpfen" begleitet, wieder mal zum bösen Deutschen führt.
Statt Lametta hängen nun Handys an den Christbäumen, aber nur, wenn diese nicht schon durch allerlei "Kunstgebilde" ersetzt wurden, mit Rücksicht auf den "demografischen Wandel".
Soweit meine Assoziation wenn ich an Stefan denke und an die Beckers.
Edit: Für ein Kind dieser Zeit, ist es überhaupt nicht ungewöhnlich, mehrere Berufszweige zu ergreifen, daß lag wohl auch daran, das nicht nach der 4. bis 6. Klasse schon ein Lebensweg vorbestimmt wurde.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Zitat Ist es nicht gerade ein Zeichen der häufig geforderten Flexibilität, wenn jemand die Qualifikation verwertet, mit der er sich gerade am besten behauptet?
Die Flexibilität ist natürlich zu loben. Aber das Problem bei so krassen Änderungen ist natürlich, daß ein guter Teil der erworbenen und durch Berufspraxis vertieften Qualifikationen dadurch entwertet werden.
Im konkreten Fall haben ja sowohl Weber als auch sein damaliger Lehrherr einige Zeit und Arbeit investiert, damit er in einem guten Restaurant kochen kann. Diese Zeit und Arbeit stellen sich nun als Fehlinvestition heraus - denn grundsätzlich wird diese Qualifikation ja immer noch nachgefragt.
Zitat Ist es nicht gerade ein Zeichen der häufig geforderten Flexibilität, wenn jemand die Qualifikation verwertet, mit der er sich gerade am besten behauptet?
Die Flexibilität ist natürlich zu loben. Aber das Problem bei so krassen Änderungen ist natürlich, daß ein guter Teil der erworbenen und durch Berufspraxis vertieften Qualifikationen dadurch entwertet werden.
Im konkreten Fall haben ja sowohl Weber als auch sein damaliger Lehrherr einige Zeit und Arbeit investiert, damit er in einem guten Restaurant kochen kann. Diese Zeit und Arbeit stellen sich nun als Fehlinvestition heraus - denn grundsätzlich wird diese Qualifikation ja immer noch nachgefragt.
Ja, aber alles wird in der Zwischenzeit ja nicht verlernt haben. Wer weiß, was er später einmal damit anfangen kann.
Der Entwertung des akkumulierten Humankapitals steht aber die Abwechslung gegenüber, die einen ganz eigenen Nutzen haben kann. Und wie Noricus andeutet, können die gemachten Erfahrungen in einem ganz anderen Bereich auf eine ganz neue Art nützlich werden. Daß bei Deutschen derlei kurvige Karrieren selten und nicht erwünscht sind, mag vielleicht von "Weisheiten" wie "Schuster, bleib bei deinen Leisten" kommen. Mittelalterliches Zunftwesen, Regulierung und Starrheit gegen Markt, Freiheit und Abwechslung.
Zitat von Emulgator im Beitrag #5Der Entwertung des akkumulierten Humankapitals steht aber die Abwechslung gegenüber, die einen ganz eigenen Nutzen haben kann.
Haben kann.
Noricus:
Zitat Wer weiß, was er später einmal damit anfangen kann.
Auch hier nur die Möglichkeit angedeutet.
Ich widerspreche in beiden Fällen nicht (und habe auch selber einen etwas kurvigen Lebenslauf). Man sollte für Veränderungen offen sein, viele Erfahrungen lassen sich an überraschend anderer Stelle wieder einsetzen. Aber man sollte auch im Hinterkopf behalten, daß jede größere Änderung Investitionen in Ausbildung und Erfahrung vernichtet. Insbesondere wenn man sich in völlig andere Tätigkeitsbereiche begibt. Bei Weber sind halt Koch in einem Berliner Nobelrestaurant und Presseoffizier in Afghanistan so komplett verschiedene Tätigkeiten, daß wenig Erfahrung weiterverwertet werden kann.
Zitat Daß bei Deutschen derlei kurvige Karrieren selten und nicht erwünscht sind ...
... ist bei der hierzulande oft üblichen strengen Auslegung ein Fehler, da stimme ich zu. Das andere Extrem - ähnlich falsch - sieht man oft bei den Kollegen in den USA. Die sind flexibel (schön!), aber oft so flexibel, daß sie fast gar keine Ahnung von dem haben, was sie eigentlich machen. Kurz angelernt, nach einigen Dutzend Jobs völlig anderer Natur, keine vernünftige Basis. Das kann einen in gemeinsamen Projekten zum Wahnsinn treiben.
Zitat von R.A.Bei Weber sind halt Koch in einem Berliner Nobelrestaurant und Presseoffizier in Afghanistan so komplett verschiedene Tätigkeiten, daß wenig Erfahrung weiterverwertet werden kann.
Wer weiß. Man ahnt als Außenstehender oft gar nicht, welche Fähigkeiten jeweils zu ungeahntem Erfolg führen könnten, und zu welchen Berufen dann Parallelen bestehen. Aus meiner Erfahrung würde ich immer gegen schablonenhafte Vergleiche plädieren. Letztlich kommt es immer auf den Typen an (oder die Typin): Wie schlau ist er/sie? Wie flexibel? Wie neugierig? Wie empathisch? Wie sympathisch? Wie gebildet? Sicher: Es gibt Bereiche, wo es ohne jahrelange spezifische Erfahrung nicht geht. Aber das sind weniger, als wir glauben.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat von Rayson im Beitrag #7Man ahnt als Außenstehender oft gar nicht, welche Fähigkeiten jeweils zu ungeahntem Erfolg führen könnten, und zu welchen Berufen dann Parallelen bestehen. Aus meiner Erfahrung würde ich immer gegen schablonenhafte Vergleiche plädieren.[...]
Meine Rede seit 45! Heute wird man oft gefragt: Wozu brauche ich dies und das überhaupt (Gleichungssysteme meinetwegen), ich werde doch (beruflich) mal ... . Derartige Jugendliche machen mich alten Opa nur noch sprachlos. mfG
----------------------------------------------------- Mehr Liberalismus wäre dringend vonnöten. Zettel
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