Die Deutschen und ihre Ängste. Manches, das sich zunächst im indivduellen Leben (und Sterben) eines Menschen zeigt, mag sich letztlich auch im kollektiven Gemüt der Deutschen wiederfinden.
Werter Döding, ich hatte oft im Leben Phasen, in denen ich mich "tot" oder "nutzlos" fühlte. Auch schon als Jugendlicher. Seit etwa 10 Jahren habe ich diese Gedanken nicht mehr. Seit ich meine Kinder habe. Es gibt kaum etwas anderes, was so unfassbar anstrengend, entnervend, frustrierend und kostspieleig ist wie Kinder großzuziehen. Dagegen ist alles andere Kinderkram. Und doch. Abends, im Bett: wenn sich langsam Stille über unsere Haus senkt und ich meine eigenen Gedanken wieder hören kann.
Zitat von Doeding im Beitrag #1Die Deutschen und ihre Ängste. Manches, das sich zunächst im indivduellen Leben (und Sterben) eines Menschen zeigt, mag sich letztlich auch im kollektiven Gemüt der Deutschen wiederfinden.
Ein wunderschöner Artikel, lieber Andreas. Was ich mich allerdings frage: Warum bedauert man, wenn man das Ende des eigenen Lebens erreicht, noch irgendetwas? Müsste dann nicht eigentlich alles einerlei werden? Oder ist das zu nihilistisch gedacht?
Wenn man tatsächlich Angst vor Vulkanausbrüchen, Meteoriteneinschägen und Strahlenblitzen hätte würde der Bau von Brütern, Bahnhöfen und Flughäfen dagegen ja nun gar nichts bringen.
Natürlich gibt es da keinen Zusammenhang. Aber es ist nun mal so, daß gegen diese von Ihnen genannten Risiken die Menschheit wehrlos ist. Es ist eben nicht so, daß da was verpaßt wird und es wird und wurde ja immer versucht, Bahnhöfe und ähnliches zu bauen und zum laufen zu bringen.
Zitat von Noricus im Beitrag #3 Warum bedauert man, wenn man das Ende des eigenen Lebens erreicht, noch irgendetwas? Müsste dann nicht eigentlich alles einerlei werden? Oder ist das zu nihilistisch gedacht?
Eine psychologische Erklärung wäre die Theorie der Kognitiven Dissonanz. Wenn wir die Wahl haben zwischen einem roten oder einen grünen Ferrari, und wir entscheiden uns für den roten, dann kommen anschließend meist Gedanken, ob der grüne nicht doch schöner gewesen wäre. Zum Ende des Lebens, wenn eine "Umentscheidung" nicht mehr möglich ist, mögen solche Prozesse verstärkt wirksam werden. Nihilistisch ist es insofern wohl nicht, lieber Noricus, aber dafür wohl hoffnungslos und v. a. überflüssig, da auf bereits gelegte Eier abzielend.
Zitat von AldiOn im Beitrag #4Wenn man tatsächlich Angst vor Vulkanausbrüchen, Meteoriteneinschägen und Strahlenblitzen hätte würde der Bau von Brütern, Bahnhöfen und Flughäfen dagegen ja nun gar nichts bringen.
So war es auch nicht gemeint, lieber AldiOn. Eher die Idee Luthers: "und wenn die Welt Morgen unterginge, ich wollte heute noch einen Apfelbaum pflanzen". Wir treffen politische Entscheidungen auf Basis absurd geringer Risiken, mindern unseren Wohlstand, anstatt das beste aus unserem Leben (individuell wie kollektiv) unter Nutzung der gegebenen Möglichkeiten zu machen. Und das, woran die Menschheit vermutlich wirklich zugrunde gehen wird, können wir tatsächlich nicht beeinflussen. Darum ging es mir.
Zitat Natürlich gibt es da keinen Zusammenhang. Aber es ist nun mal so, daß gegen diese von Ihnen genannten Risiken die Menschheit wehrlos ist. Es ist eben nicht so, daß da was verpaßt wird und es wird und wurde ja immer versucht, Bahnhöfe und ähnliches zu bauen und zum laufen zu bringen.
Ja, aber mit zunehmend geringerem Erfolg aufgrund irgendwelcher Nachhaltigkeitsüberlegungen, die sich vermutlich von selbst erledigen werden. Wir sollten uns mMn mehr auf das besinnen, was wir tatsächlich sind: Sternenstaub, entstanden durch Supernovaeexplosionen massereicher Sterne.
woran man nicht alles denkt, wenn man die Stille des Friedhofs auf sich einwirken lässt. Was Sie m. E. eigentlich sagen wollen, ist doch folgendes: Der zunehmende Realitätsverlust unserer Mitbürger nimmt immer bedrohlichere Züge an und wird uns auf das Abstellgleis der Geschichte führen. Deshalb bauen wir ja auch keine Bahnhöfe mehr. So einfach ist das. Leider!
Zitat von Doeding im Beitrag #6Wir sollten uns mMn mehr auf das besinnen, was wir tatsächlich sind: Sternenstaub, entstanden durch Supernovaeexplosionen massereicher Sterne.
"Not till the fire is dying in the grate, / Look we for any kinship with the stars" (George Meredith, 1862)
Kevin Kelly hat übrigens vor einem Jahr auf die jährlich von John Brockman auf Edge.org gestellte Frage an gut 100 bis 200 namhafte Denker & Querdenker, in diesem Fall "WHAT IS YOUR FAVORITE DEEP, ELEGANT, OR BEAUTIFUL EXPLANATION?" die Antwort geliefert: "We are stardust"
"We are all collected stardust. And by a most elegant and remarkable transformation, our starstuff is capable of looking into the night sky to perceive other stars shining. They seem remote and distant, but we are really very close to them no matter how many lightyears away. All that we see of each other was born in a star. How beautiful is that?"
(Das gilt allerdings nicht für die Wasserstoff- & Heliumatome: die sind direkt vom Urknall übriggeblieben - auch wenn sie einmal zwischendurch Teil eines Sterns gewesen sein sollten ).
Die Theorie der Nukleosynthese ist übrigens 1 schönes Beispiel für die verschlungenen Wege, die der Erkenntnisfortschritt mitunter durchläuft. Die entscheidende Arbeit, "Synthesis of the Elements in Stars" von 1957 (allen Astronomieinteressierten als B²FH, nach den Initialen der Autoren Burbidge (2x), Fowler & Hoyle, bekannt) entstand auf Anregung von Fred Hoyle, der damit die "steady state"-Theorie des Universums stützen & die Gamov'sche Idee des "Urknalls" widerlegen wollte. (Daß Hoyle, wahrscheinlich wegen dieser Versteifung auf seine Lieblingsidee, auch nach der Entdeckung der kosmischen Hintergrundstrahlung, anders als seine Mitautoren, keinen Nobelpreis erhalten hat, hat er nie verwunden.)
Das ist freilich nur die Hälfte der Rechnung - das gilt ja ebenso für alle Felsstücke & Metalladern (unbelebte "Natur"; alles, was stoffwechselt; und die großen Deponien von Mineralien & Öl unter uns, dessen materiele Hinterlassenschaften - es gibt gute Gründe für die Annahme, daß selbst Erzlager & die Kontinentaldrift nicht ohne das Leben entstanden wären - letzteres als längstfristiger Regelmechanismus für die Feinjustierung der Oberflächentemperatur, wenn die Ausarbeitungen der Lovelock'schen Gaia-Hypothese durch Tyler Volk stimmen). Bei uns kommt dazu, daß hier das Universum betrachtet wird - siehe Kelly - & zwar mit Hilfe von Überlegungen, die es, immer genauer, abbilden, und mit "Augen", die weiter reichen, als alles, was die (biologische) Evolution je hervorbringen könnte. M.a.W.: Hier dürfte der einzige Ort vorliegen, an dem das Universum über sich selber nachdenkt. Blaise Pascal wußte das schon: "L'homme n'est qu'un roseau, le plus faible de la nature; mais c'est un roseau pensant."
woran man nicht alles denkt, wenn man die Stille des Friedhofs auf sich einwirken lässt. Was Sie m. E. eigentlich sagen wollen, ist doch folgendes: Der zunehmende Realitätsverlust unserer Mitbürger nimmt immer bedrohlichere Züge an und wird uns auf das Abstellgleis der Geschichte führen. Deshalb bauen wir ja auch keine Bahnhöfe mehr. So einfach ist das. Leider!
Sie meinen, ich hätte mich nicht so verquatschen müssen, lieber Pingris? Vermutlich haben Sie recht
Zitat von Ulrich Elkmann/Kelly"We are all collected stardust. And by a most elegant and remarkable transformation, our starstuff is capable of looking into the night sky to perceive other stars shining. They seem remote and distant, but we are really very close to them no matter how many lightyears away. All that we see of each other was born in a star. How beautiful is that?"
cool...danke für die Hinweise, lieber Ulrich Elkmann.
Wirklich sehr interessante Gedanken, lieber Döding. Dennoch glaube ich nicht, dass die beiden Grundthemen wirklich miteinander zu tun haben. Menschen am Ende ihres Lebens bedauern vieles, auch durchaus Dinge, die sie getan haben. Wenn jemand mit 18 seinen Arm bei einem blöden Unfall verliert, dann ist die Chance nicht gering, dass dieser Mensch, wenn er mit 80 auf den Tod zugeht, sich durchaus Gedanken macht, ob es wirklich so klug war, das Risiko auf dem Motorrad einzugehen. Wir bedauern meistens Entscheidungen, bei denen wir implizit vermuten, dass die Seite, die wir nicht kennengelernt haben, die bessere gewesen wäre. Das kann auch durchaus die Entscheidung sein, ein Risiko nicht einzugehen.
Unabhängig davon scheint mir das zweite Problem eine andere Ursache zu haben: Nämlich die Dummheit und das diese salonfähig geworden ist. Der Grund warum die Deutschen Techniken wir die schnellen Brüter oder die Gentechnik mehrheitlich ablehnen hat gerade damit zu tun, dass die meisten Leute sowohl die Thematik nicht verstehen als auch nicht verstehen was Wahrscheinlichkeiten sind. Aber dennoch eine feste Meinung dazu haben. Ich stelle oft fest, dass selbst gebildete Menschen wenig von Wahrscheinlichkeitsrechnung verstehen. Und deshalb verstehen sie auch den Unterschied zwischen Gefahr und Risiko nicht. Exemplarisch haben die Leute Angst vor Flugzeugabstürzen (eine sehr, sehr seltene Todesursache), aber wenig Sorge davor an einer Grippe zu versterben (deutlich häufigere Todesursache). Das "schlimme" ist, dass diese Geisteshaltung in einer Demokratie eben auch negative Folgen hat. Die Grünen sind geradezu personfiziert eine Folge der Problematik: Es ist nicht wichtig, etwas von der Thematik zu verstehen, es ist auch nicht wichtig zu verstehen, was eine Wahrscheinlichkeit ist, wichtig ist, ob man Angstgefühle nehmen oder vermitteln kann. Das ist eben eine Schwäche der Demokratie auf die es keine Antwort gibt.
Und weil ich gerade am widersprechen bin: Ich glaube nicht, dass das letzte von der Menschheit die Sonden sein werden. Ich glaube das der Mensch in gar nicht so ferner Zukunft das Sonnensystem verlassen wird und nachsehen wird, ob er wirklich alleine ist. Wir mögen "Sternenstaub" sein, aber sehen Sie sich mal an, was wir in 10.000 Jahren Menschheitsgeschichte alles geschafft haben und aus welchem Staub wir gekommen sind. Kosmisch gesehen nicht einmal ein Augenschlag. Da geht noch mehr. Und wenn ich an meinem Tod etwas jetzt schon bedauere, dann ist es weniger etwas was ich getan habe, als das ich davon gerne soviel mehr gesehen hätte.
danke für diesen schönen und klugen Artikel. Bis zu dem Punkt, wo Sie zur Tagespolitik übergingen, war ich voll bei Ihnen. Die politisch-technischen Themen allerdings passen meines Erachtens eher schlecht in den Kontext Ihrer Überlegungen. Wären Sie nämlich anders gesinnt, hätten Sie auch schreiben können: "Wieso haben wir keinen hohen Mindestlohn ausprobiert? Wieso nicht "mehr Sozialismus gewagt"? Wieso nicht einfach mal den Finanzsektor verstaatlicht? ..." .
Zitat Wären Sie nämlich anders gesinnt, hätten Sie auch schreiben können: "Wieso haben wir keinen hohen Mindestlohn ausprobiert? Wieso nicht "mehr Sozialismus gewagt"? Wieso nicht einfach mal den Finanzsektor verstaatlicht? ..." .
Auch wenn Sie nicht mich ansprechen, erlaube ich mir einen Widerspruch: Die Techniken, die Herr Doeding anspricht, schließen nämlich die jeweiligen Alternativen nicht aus. Neben der Atomkraft kann die Wasserkraft, Wind- und Solarenergie genutzt werden, neben im Labor geschaffenen Pflanzensorten können gezüchtete oder wilde bestehen. Mindestlohn, Sozialismus, staatlicher Finanzsektor sind aber allesamt nur exklusiv denkbar. Das Gegenteil vom Verbot ist das Gebot (die Anordnung, die Verpflichtung), nicht die Erlaubnis. Verbot und Erlaubnis sind sozusagen asymmetrisch: Was verboten wird, darf definitiv nicht getan werden – was erlaubt ist, muss dagegen keineswegs tatsächlich geschehen.
Zudem ist es ja keineswegs so, dass die von Ihnen genannten Ideen nicht erprobt wurden. Sie sind grandios gescheitert.
Lieber Herr Doeding, Ihr Bericht vom Gang über den Friedhof hat mich angeregt über die "letzten Tage" nachzudenken. Über den eigenen Tod und über den von Freunden.
Ich sehe das Leben als einen Tunnel, an dessem Ende es hell wird. Für mich, mit 75 Jahren, ist dieses Licht schon deutlich zu sehen und es wird immer größer. Natürlich ist dieses Bild von meinem Glauben an Gott und das Ewige Leben geprägt. Ob diese Zuversicht mir auch in den letzten Stunden, so ich sie denn bewußt erleben darf, erhalten bleiben wird, weiß ich natürlich nicht. Man kann sich soviel vornehmen. Ob man es auch im konkreten Ereignisfall dann so macht, ist sehr ungewiss. Natürlich kann man sich schon im Vorfeld versuchen entsprechend zu konditionieren und hoffen, dass man es dann auch so umzusetzt. Aber eine Gewissheit gibt es nicht.
Mich haben Erlebnisse mit Freunden beeindruckt. Den einen - Lungenkrebs im Endstadium - durfte ich regelmäßig besuchen. Er war völlig angstfrei. Er sah sein "Haus als bestellt an" und sah beruhigt dem Ende entgegen.(Es gibt also nicht nur den Bilanzselbstmord, sonder auch die positive Bilanzierung des Lebens.) An dem Tag an dem er merkte, dass es wohl dem Ende entgegen gehen würde, wersammelte er alle Kinder, deren Ehepartner und Enkel sowie Urenkel um sein Bett. Im Keller stand Eiswein, der für einen besonderen Anlass gedacht war. Der wurde geöffnet und alle tranken ihm zu. Sie tranken gemeinsam in Erwartung der festlichen Stunde seines Heimgangs. Er wollte nicht, dass geweint wird. Alle sollten heiter sein. Er war es auch. Sicherlich auch bedingt durch die Schmerzmittel, aber auch durch seine gläubige Einstellung zu Leben nach dem Tod. Ein Enkel konnte sich nicht halten und weinte bitterlich. Nach einem Blick des Opas sagte er: "Opa, das sind Freudentränen." Das mögen alles Banalitäten sein. Mich habe sie sehr beeindruckt. Ich wünsche mir solch eine Sterbestunde. Weiß aber nicht, ob ich dazu, trotz aller Vorsätze, die Kraft habe. Jedenfalls bete ich um eine gute Sterbestunde. Er ist dann noch in der selben Nacht ruhig eingeschlafen. Er hat alle weggeschickt und nur eine Person als Sterbebegleitung zugelassen.
Das zweite Ereignis findet gerade statt. Im November wurde bei einem Freund Lungenkrebs diagnostiziert. Die Prognose ist ungünstig. Er lehnt alle lebensverlängernden Chemotherapien ab und ist zu Hause. Er möchte nur möglichst schmerzfrei sein und auch nicht unter Erstickungsangsgefühlen leiden müssen. Die entsprechende ärztliche Betreuung ist in Berlin gesichert. Mit seiner Frau hat er verabredet, dass er so lange zu Hause bleiben möchte, wie sie die Pflege bewältigen kann. Wenn es nicht mehr möglich ist, möchte er in ein Hospiz. Entsprechende Kontakte wurden bereits hergestellt. Ich bin der einzige "Fremde", der ihn einmal in der Woche besuchen darf. Das Gesprächsthema überlasse ich ihm. Im Augenblick "wärmen wir alte Zeiten" auf. Wegen seines Umgangs mit Leben und Tod bewundere ich ihn. So möchte ich es auch gerne machen, weiß aber, dass es trotz aller Vorsätze durchaus anders werden kann. So manches mal habe ich in Krisesituationen dann doch nicht so gehandelt, wie ich es gerne getan hätte.
Zum Abschluss noch etwas Heiteres. Dieser Witz wurde mir heute erzählt. (Ich glaube übrigens an die Duplizität der Ereignisse.) Ich meine er passt als Abschluss zu meinen Gedanken: Ein Mann hat an seinem Rollator einen Navi. Beim Gang über den Friedhof ertönt plötzlich die weibliche Stimme: "Sie haben soeben Ihr Ziel erreicht."
Das erinnert mich alles sehr, lieber Paul, an "Dienstags bei Morrie" von Mitch Albom
Zitat (...)Den Kontakt zu seinem Lieblingsprofessor hatte der erfolgreiche Sportjournalist Mitch Albom eigentlich aufrecht erhalten wollen. Sechzehn Jahre nach seinem Collegeabschluss erfährt er durch Zufall von Morries schwerer Krankheit und stattet dem alten Herrn einen Besuch ab. Ein Pflichttermin in dem prall gefüllten Kalender des Journalisten, der im Laufe der Zeit seine Träume gegen ein gut bezahltes Leben im fünften Gang eingetauscht hatte. Mitch verlässt das Haus tief beeindruckt von der Gelassenheit, ja sogar Heiterkeit, mit der Morrie seine Krankheit erlebt und seinem Tod entgegensieht – dieser feiert zum Beispiel seine Beerdigung zu Lebzeiten, um die Trauer und die ihm gebührende Anerkennung persönlich zu erfahren.
Durch einen Streik an seiner Arbeit gehindert und zum Nachdenken gebracht, macht sich Mitch ein zweites Mal und schließlich regelmäßig jeden Dienstag auf den Weg zu seinem wiedergefundenen Professor. So beginnt der letzte gemeinsame Kurs. Die Gesprächsthemen zwischen Lehrer und Schüler berühren die fundamentalen Fragen unseres Daseins: Es geht um das Leben und seinen Sinn, das Sterben, die Liebe, den Erfolg, Gefühle wie Reue und Selbstmitleid, Familie, das Älterwerden (...)
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Das war ein sehr schöner und interessanter Artikel. Nur in einem Punkt stimme ich nicht mit Ihnen überein. "
Zitat Bleibendes zu schaffen ist aber nur sehr wenigen Menschen vergönnt
Jeder Mensch, der Kinder hat, hat etwas Bleibendes geschaffen. Er hat der Nachwelt seine Gene weiter gegeben und das ist vielleicht das wertvollste, was wir haben.
Lieber Andreas Doeding, ein sehr guter Artikel, der mich schon den ganzen Tag beschäftigt. Ich komme zu keinem wirklichen Schluß, das ist wohl auch nicht möglich und so fällt mir nur das Gedicht von Tennyson ein:
Blume in der rissigen Mauer,
ich pflücke dich aus dem Spalt.
Ich halte dich hier, Wurzel und alles, in meiner Hand,
kleine Blume ; doch wenn ich verstehen könnte,
was du bist, Wurzel und alles, alles in allem,
so würde ich wissen, was Gott und der Mensch ist.
(Tennyson)
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Ja, danke für diese Reflektionen. Mir gefällt diese Kombination von Anlass (Friedhof) und Nachdenken (über die letzten Dinge).Und ich bin bei all meinem früheren Sinnieren endlich zu dem Ergebnis gekommen, dass a) das bewusst erlebte Zusammensein mit geliebten Menschen oberste Prirorität hat (und es ihnen zu zeigen) und b) jeder schöne Augenblick bewusst genossen werden soll. Für einen stark liberal ausgerichteten Menschen ist es dann auch kein Wunder, dass ich auch nie etwas tun werde, nur um den Erwartungen anderer gerecht zu werden. Mir ist es ziemlich egal, was "die Leute" denken, und die Maßstäbe anderer gelten für mich erst mal nicht. Mit der Einstellung von heute hätte ich vor dreißig Jahren allerdings vieles anders gemacht. Aber Nachtrauern lohnt nicht, auch das ist eine Regel, die man in seinem Leben beherzigen sollte, wenn man es nicht bis zum Ende frisch halten will.
Aber diese Reflektionen haben es an sich, dass sie nur individuell gelten können. Um Massenverhalten, also z.B. das "der" Deutschen erklären zu können, taugen sie m.E. nicht.Der Mensch ist, wenn er im Kollektiv aufgeht, nicht mehr Individuum, und er wird dann auch ganz anders gesteuert. Aber eine nachvollziehbare Logik ergibt sich dann doch: Wer am Ende nicht Verpasstem nachweinen will, sollte danach streben, mehr (durchaus kontaktfreudiges) Individuum und weniger (nur) Teil eines (gesteuerten) Kollektivs zu sein.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Lieber Paul, das sind sehr anrührende Berichte von sehr starken und bewundernswerten Persönlichkeiten. Vielen Dank dafür! Immerhin haben diese Menschen einen "Vorteil": Sie können sich auf das Ende vorbereiten. Wir sollten uns aber auch bewusst machen, dass das Ende schon morgen kommen kann, und völlig überraschend. Wobei ich unter "Ende" nicht nur den Tod, sondern auch den Verlust des Ichs verstehe, wie er z.B. nach schweren, aber dennoch überlebten Schlaganfällen auftreten könnte. Beziehungsweise in der vorbereitbaren Variante (wiewohl ohne klare Zäsur) bei Demenz.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Ich weiß, lieber Paul, Sie werden das Buch mögen, es ist wirklich eine Bereicherung.
Und natürlich mußte ich bei diesem Thema an Zettel denken, der bis zum Ende geschrieben und sein Wissen und seine Gedanken mit allen geteilt und weitergegeben hat. Vielleicht auch als eine willkommene Ablenkung von dem Gedanken an ein "danach".
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Wenn Paul sich einen Witz gönnt, kann ich ja nachziehen. Habe heute im Auto unterwegs auf DLF einen Gag von Django Asül gehört, der auch nicht schlecht zu "letzten Dingen" passt:
Zitat von Django AsülIch drückte [im Navi, R.] einen Knopf und es erschien: letzte Ziele. Da habe ich Friede auf Erden eingegeben und prompt stand auf dem Display: Ihr Ziel liegt an einer nicht befahrbaren Straße.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Sie meinen, ich hätte mich nicht so verquatschen müssen, lieber Pingris? Vermutlich haben Sie recht
Lieber Doeding,
so war das nicht gemeint. Ihre Sorge ist sehr berechtigt. Wenn man bedenkt, wie wir unsere Zukunftstechnologien aufs Spiel setzen, weil eine große Zahl unserer Mitbürger die Welt retten möchte, ohne zu merken, dass genau dies eher zu deren oder unserem Untergang beiträgt als auf Wissenschaft und Forschung zu setzen, dann wird einem der Irrwitz des deutschen Gutmenschentums bewusst. Da wird einem nachdenklichen Menschen schnell an einem Ort der Stille und des Friedens klar, welche Entscheidungen hätten getroffen werden müssen, anstatt dem dummen Gefasel von "Institutionsmarschierern", Bedenkenträgern und Lichterketten-Organisatoren zu folgen. Wie Sie richtig sagen: Man weiß nie, wenn man eine Entscheidung trifft, ob sie richtig war oder nicht. Selbst wenn z. B. eine berufliche Entscheidung in die Pleite führt, weiß man nicht, ob das Verharren beim Alten das nicht auch getan hätte. Entscheidend ist, DASS man entscheidet und das Vertrauen in seine FÄHIGKEITEN hat. Damit kommen wir beim Thema Bildung an. Wenn sich die moderne Pädagogik im Multi-Lerngruppen-Integrations-und-Inclusions-Unterricht erschöpft und der Frontalunterricht und ein differenziertes Schulsystem als reaktionär und nicht kindgemäß diffamiert wird, wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Ich hatte immer geglaubt, dass die Intelligenten trotz der Schule lernen, ohne zu bedenken, dass die anderen in der Demokratie das Sagen haben.
Zitat von Llarian im Beitrag #11 Wenn jemand mit 18 seinen Arm bei einem blöden Unfall verliert, dann ist die Chance nicht gering, dass dieser Mensch, wenn er mit 80 auf den Tod zugeht, sich durchaus Gedanken macht, ob es wirklich so klug war, das Risiko auf dem Motorrad einzugehen.
Das mag es geben, lieber Llarian, die Regel ist das aber nicht. Die Regel ist eher, daß ein solcher Verlust den Menschen zunächst in eine existenzielle Krise wirft, die die meisten aber am Ende bewältigen und neuen Lebenssinn finden; sich der veränderten Situation anpassen. Es verzweifeln Wenige dauerhaft an solchen Schicksalsschlägen.
Zitat Unabhängig davon scheint mir das zweite Problem eine andere Ursache zu haben: Nämlich die Dummheit und das diese salonfähig geworden ist. Der Grund warum die Deutschen Techniken wir die schnellen Brüter oder die Gentechnik mehrheitlich ablehnen hat gerade damit zu tun, dass die meisten Leute sowohl die Thematik nicht verstehen als auch nicht verstehen was Wahrscheinlichkeiten sind.
Da will ich Ihnen gar nicht widersprechen, wobei ich es eher nicht Dummheit nennen würde, sondern Unwissenheit und Naivität, die zu einer erhöhten Angstbereitschaft führen. Und Angst ist in den seltensten Fällen ein guter Ratgeber. Aber woher sollen die Leute es denn wissen? Wenn ich alleine überlege, was ich hier in diesem Forum alles über die Kernkraft gelernt habe. Aber solche Informationsquellen sind selten, und man muß sie aktiv aufsuchen. Die Tagesschau kommt dagegen von alleine.
Zitat Und weil ich gerade am widersprechen bin: Ich glaube nicht, dass das letzte von der Menschheit die Sonden sein werden. Ich glaube das der Mensch in gar nicht so ferner Zukunft das Sonnensystem verlassen wird und nachsehen wird, ob er wirklich alleine ist.
Nichts gegen Science Fiction, aber ich glaube, viel weiter als bis zum Mars wirds für uns nicht gehen. Wenn überhaupt. Und zwar aus einem äußerst profanen Grund: die Kosten solcher Projekte (sei es in Geld [in welcher Währung auch immer], technischer Aufwand, psychische Belastung der Astronauten usw.), gegen die der Nutzen (Forschung kann man auch unbemannt betreiben, und das Ultrafernziel "Arche der Menschheit" wird bei heutigen und zukünftigen Entscheidungsträgern kaum je wirksam werden, es sei denn, das Weltende stünde erkennbar kurz bevor) in keinem Verhältnis stehen wird.
danke für diesen schönen und klugen Artikel. Bis zu dem Punkt, wo Sie zur Tagespolitik übergingen, war ich voll bei Ihnen. Die politisch-technischen Themen allerdings passen meines Erachtens eher schlecht in den Kontext Ihrer Überlegungen. Wären Sie nämlich anders gesinnt, hätten Sie auch schreiben können: "Wieso haben wir keinen hohen Mindestlohn ausprobiert? Wieso nicht "mehr Sozialismus gewagt"? Wieso nicht einfach mal den Finanzsektor verstaatlicht? ..." .
Danke für Ihre Anmerkung, lieber Stoertebeker. In der Tat war der Bogen recht weit gespannt. Andererseits: was spricht dagegen? Ich bin sicher, ein Jakob Augstein hätte wie von Ihnen angedeutet argumentiert. Aber ich war schneller. Worum es mir dabei ging, war deutlich zu machen, daß Angst im Leben oft ein schlechter Ratgeber ist. In letzter Konsequenz würden wir heute noch auf den Bäumen sitzen, wenn unsere Vorfahren immer auf die Ängstlichen gehört hätten. Erste Rückwärtsbewegungen zurück auf die Bäume kann man bereits erkennen.
Die Argumente gegen verstaatlichte Banken oder hohen Mindestlohn sind, auch in der öffentlichen Debatte, eigentlich eher sachlich gehalten, zumindest nicht auf Angstaffekte der Menschen aufbauend. Da sehe ich einen Unterschied.
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