-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Dem Artikel kann ich an meinem momentanen Verständnishorizont zustimmen, allerdings möchte ich gerne wissen, ob die Argumente tatsächlich so gemeint sind, daß sie den "kanonischen" Gegenargumenten standhalten. Damit meine ich folgendes:
Zitat Diese behaupten, ihre Verfassung sei die Bibel, aber ihr Leben deckt und interpretiert nicht die Sprache der Bibel.
Dieser Vorwurf verfängt nicht ganz, denn der Anspruch des Christen ist weniger die Befolgung der Schrift, sondern vielmehr die Überwindung der Nichtbefolgung, d.h. der (Erb-)Sünde.
Zitat Nur eine aktuell erlebte Heilsgeschichte im Verein mit einer neue Sprache würden die Wahrheit der alten Wundersprache haben retten können.
Da sagt die katholische Seite, daß in der Eucharistie gerade die Heilsgeschichte miterlebt wird. In diesem Sakrament opfert sich Jesus Christus in der Gestalt von Brot und Wein. Wer dabei ist, ist auch bei der Kreuzigung dabei.
Zitat Lessing wollte die Konsequenz aus dem seinerzeitigen Ausbleiben des wunderbaren Lebens der Christen ziehen: also kann ich auch den alten Wundern und darf ich den Dogmen nicht glauben. [...] Unser Ergebnis: Die Praxis der Christen war und ist das Problem. Wir haben auch heute nicht den Ehrgeiz der Naturwissenschaft zu fürchten, sondern den Untergang des gelebten biblischen Menschenbildes, das an die Decke der Sixtina so herrlich gemalt ist, aber von staatssubventionierten und Weltfremdes nachplappernden Christen nur armselig und hohl kopiert wird.
Den Schritt von den ausbleibenden Wundern hin zum nicht gelebten biblischen Menschenbild verstehe ich überhaupt nicht. Sollten sich durch andere menschliche Einstellung Wunder einstellen? Oder reicht es, den Begriff des Wunders auf eine Ebene zu senken, wo liebevolles Verhalten schon als Wunder gilt? So wie ein Blinder, an dem das abgesenkte Wunder geschieht, daß er wieder sehend wird, wenn ihn ein Sehender durch ein ihn unbekanntes Hindernis (z.B. eine Baustelle) lotst?
Wunderbar, Herr Kollege Weimer! Es sind ja nicht die Erkenntnisse der Naturwissenschaft, die den Atheismus befördern - auch wenn gelegentlich Propagandisten wie Richard Dawkins auftauchen, die das behaupten. Sie deuten es ja selber an: Die „Verdunstung“ des Glaubens hat ganz andere Quellen, z.T. auch unter den Theologen selber: Viel haben nicht mehr verstanden, was ‚Zeichen und Wunder’ eigentlich sind und haben sich eine Art magischer Pseudodeutung zurechtgeschneidert, die dann allerdings mit der Naturwissenschaft kollidiert. Gespannt auf weitere Beiträge von Ihnen und mit den besten Wünschen, Ihr M. Drieschner
Zitat von mdrieschner im Beitrag #4Viel haben nicht mehr verstanden, was ‚Zeichen und Wunder’ eigentlich sind und haben sich eine Art magischer Pseudodeutung zurechtgeschneidert, die dann allerdings mit der Naturwissenschaft kollidiert.
Ich hab mir zwar nichts zurechtgeschneidert, da ich gut damit leben kann etwas nicht zu verstehen. Irgendwann kommt immer der Moment, in dem sich solche zurückgelegten, unbeantworteten Fragen dem Versuch einer Klärung erneut nähern. Zum Beispiel in der Person eines Theologen der verstanden hat, was mir bisher verborgen blieb. Die angedeutete Erklärung Ludwig Weimers Wunder und Zeichen betreffend, erinnerte mich sehr an den Begriff der Idee in Platons Ideenlehre. Wie wäre es, lieber mdrieschner, hätten Sie Lust für mehr Verständnis bei mir zu sorgen und zu erklären, was für Sie "Zeichen und Wunder" sind?
Kleine Frage am Rande: Ist vorehelicher Sex aus SIcht der katholischen Kirchen nicht eher schädlich/ eine Sünde als unnütz?
Das passt auch zu den Fracking-Gegnern, da geht es weniger um die Frage ob Fracking in Deutschland nützlich und sinnvoll ist, sondern Fracking ist in deren Augen eine Sünde, und damit hat sich die Diskussion auch schon erübrigt.
Zitat von xanopos im Beitrag #6Kleine Frage am Rande: Ist vorehelicher Sex aus SIcht der katholischen Kirchen nicht eher schädlich/ eine Sünde als unnütz?
Das passt auch zu den Fracking-Gegnern, da geht es weniger um die Frage ob Fracking in Deutschland nützlich und sinnvoll ist, sondern Fracking ist in deren Augen eine Sünde, und damit hat sich die Diskussion auch schon erübrigt.
Falscher Thread, lieber Xanopos. Dazu hatte ich hier gestern bereits etwas geschrieben.
Zitat von xanopos im Beitrag #6Kleine Frage am Rande: Ist vorehelicher Sex aus SIcht der katholischen Kirchen nicht eher schädlich/ eine Sünde als unnütz?
Eher im Gegenteil, scheint mir: Can.1084 §1
----------------------------------------------------- Mehr Liberalismus wäre dringend vonnöten. Zettel
Vielen Dank für den zweiten Gastbeitrag von Prof. Dr. Ludwig Weimer mit der einmaligen und aufklärenden Begründung, woher das Un-Verstehen zwischen Wissenschaft und biblischem Glauben eigentlich kommt. Ich bewundere den selbst-kritischen Mut dieses katholischen Theologen, seine Beiträge bestätigen das Motto von Zettel: „VERNÜNFTIGE GEDANKEN VON GOTT, DER WELT UND DER SEELE DES MENSCHEN, AUCH ALLEN DINGEN ÜBERHAUPT“. Als täglicher „Zettel-Leser“ freue ich mich schon auf weitere Beiträge dieses Autors
Zitat Emulgator: Den Schritt von den ausbleibenden Wundern hin zum nicht gelebten biblischen Menschenbild verstehe ich überhaupt nicht. Sollten sich durch andere menschliche Einstellung Wunder einstellen? Oder reicht es, den Begriff des Wunders auf eine Ebene zu senken, wo liebevolles Verhalten schon als Wunder gilt? So wie ein Blinder, an dem das abgesenkte Wunder geschieht, daß er wieder sehend wird, wenn ihn ein Sehender durch ein ihn unbekanntes Hindernis (z.B. eine Baustelle) lotst?
Zitat Weimer: Juden- und Christentum sind aber Aufklärungswege anhand einer Geschichte. Der gesamte jüdische und christliche Glaube beruht im Unterschied zu den anderen Religionen nicht auf Gedanken und Gefühlen, Kult und Riten, sondern auf der Geschichte eines Volkes Gottes mit seinem Gott, also ganz auf „Geschichtswahrheiten“, auf dem Leben nach der Weisung der Zehn Gebote, also auf Personen, die sie lehrten und danach lebten: auf Mose, Elija, Jesus, den Aposteln.
Leben nach der Weisung der Zehn Gebote ist mehr als die Änderung einer menschlichen Einstellung, glaube ich. Es würde nämlich eine andere "Sozialgestalt" von Kirche entstehen. Das Wunder war und ist, dass Menschen darauf setzen, dass Gott mit ihnen eine Geschichte schreibt und sich in diese Geschichte hineinnehmen lassen. - Da ist die Geschichte von dem Rabbi, der auf die Mitteilung, der Messias sei gekommen, das Fenster öffnet, hinausschaut und es wieder schließt und sagt: Es stimmt nicht, die Welt hat sich nicht geändert. Die Christen, interpretiere ich Herrn Weimer, bleiben die Veränderung der Welt schuldig, die in der Tat ein - ganz und gar nicht abgesenktes - Wunder wäre.
Zitat Wie wäre es, lieber mdrieschner, hätten Sie Lust für mehr Verständnis bei mir zu sorgen und zu erklären, was für Sie "Zeichen und Wunder" sind?
Lieber Erling Plaethe, das ist natürlich etwas zu viel Aufgabe für einen Blog-Beitrag. Aber einen Punkt kann ich jedenfalls nennen: Ich rede von „Wundern und Zeichen“ um den Charakter des Zeichens hervorzuheben: Ein Wunder bedeutet etwas. Ein Geschehnis, auf das man aufmerksam wird vor allem durch die Deutung, die ihm gegeben wird. Wenn also von einem Wunder erzählt wird, dann gehört zum Erzählen die Hervorhebung des Verwunderns über das Ereignis, das Bemerkenswerte, eben das Wunderbare daran – das auf eine Bedeutung "dahinter" verweist. Es ist also ein Zeichen. Die Bedeutung, die das Zeichen hat, ist an einen bestimmten Kontext gebunden; es muß Zeichen für jemanden sein, für Leute, die es in einen gemeinsamen Hintergrund einordnen können. Darauf weist Weimer, wenn ich ihn recht verstehe hin: Wunder im christlichen Rahmen sind Ereignisse, die ein 'wunderbare' Bedeutung für das (gemeinsame!) Leben der Christen haben. Bei all dem ist von Naturwissenschaft überhaupt nicht die Rede. Jedenfalls ist ein Wunder nicht ein Zauberkunststück, bei dem man vergeblich nach einer Erklärung sucht. Die Naturwissenschaft spielt vielmehr in einer ganz anderen Liga, könnte man sagen. Da geht es um objektivierende Erklärung, um Erkundung und Anwendung von Naturgesetzen. Da haben andererseits Deutungen nichts verloren. Die Meinung, Wunder müßten gegen Naturgesetze verstoßen, scheint mir eine unglückliche Vermischung, vielleicht aus der Hilflosigkeit der Verteidiger gegenüber einer unwiderleglich scheinenden Naturwissenschaft, der sie etwas entgegensetzen wollten, während die Basis der Wunder, die Deutungsgemeinschaft der Gläubigen, schon kaum mehr zu finden war. – So weit nur eine Andeutung dessen, was ich meinte – und was mir auch bei Weimer herauszukommen schien. M. Drieschner
Vielen Dank, lieber Ludwig Weimer, fuer diesen mutigen Beitrag! Ohne glaubwuerdige Christen ist die Kirche zu schwach, um auf die veraendernde Kraft des Evaneliums verweisen zu koennen, die allein den Argumenten eines Craig Venter standhalten koennte. Das ist fuer mich die Kernaussage Ihres Beitrags. Viele Gruesse aus den USA, wo die Christen ohne Staatssubventionen doch Erstaunliches zustande bringen.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.