Liebe Turbofee,
das freut mich, daß du heute gut drauf bist.
Da wird es dich freuen, daß dein Text unverändert bleibt. (Wie fast immer das, was jemand hier schreibt. Die Richtlinien, nach denen ich redaktionell eingreife, habe ich ja hier aufgeschrieben.)
Zitat von Turbofee
Aber das Problem besteht ja nun. Das hat man sich selbst geschaffen. Aus Gutmenschentum hat man irgendwann, als sich das Problem abzeichnete, keine humanen, keine vernünftigen Entscheidungen treffen können und wollen.
Ich bin gar nicht sicher, daß es heute - in Frankreich, in Deutschland - mehr Obdachlosigkeit gibt als, sagen wir, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
In Paris wimmelte es jedenfalls in dieser Zeit von SDFs, die die Deutschen gern als "Clochards" romantisierten.
Jetzt sieht man sie auch noch, aber eher seltener als damals. Weniger unter den Brücken als an den U-Bahn-Entlüftungs-Schächten und besonders in den Eingängen der Kaufhäuser und Einkaufszentren, sobald diese geschlossen werden. Ich habe den einen oder anderen fotografiert, nachdem ich ein Gespräch begonnen, ihn um Erlaubnis gefragt und ihm ein Honorar gegeben hatte. Mal sehen, vielleicht finde ich noch eines dieser Fotos.
In Antwort auf:
Dieses Beispiel ist nur sympomatisch für die Einstellung, die auch auf anderen Gebieten zu Verhältnissen führt, bei denen man keine Lösung mehr sieht und nur noch hilflos sagen kann: "Ja was sollen wir denn machen?" Jedenfalls habe ich selbst gehört, wie einem unserer etablierten Politiker (nicht in Frankreich, sondern hier bei uns) diese Bemerkung entfahren ist.
Wir leben, liebe Turbofee, halt in einer Zeit gewaltiger Umbrüche. Die Globalisierung ist ein geschichtlicher Vorgang, den man allenfalls mit der dorischen Wanderung, der Völkerwanderung, dem Zeitalter der Entedeckungen und der Kolonialisierung vergleichen kann.
Ich kann es "den Politikern" nicht übelnehmen, wenn sie - wie wir alle - mit diesen Herausforderungen nicht immer zurechtkommen. Sie geben sich redlich Mühe. Sie machen es ja auch - die demokratischen Parteien - alles in allem gut.
Die Gefahr in Deutschland ist, daß das bisher stabile Parteiensystem instabil wird. Die Gefahr ist groß, weil die Linksextremen sehr wahrscheinlich auf Dauer über 5 Prozent liegen, bundesweit. Es bleibt nur zu hoffen, daß das nicht auch noch die Rechtsextremen schaffen.
Dann stünden wir wirklich vor Weimarer Verhältnissen.
Was die Kanzlerin angeht - sie ist zu Recht so ungewöhnlich beliebt. Vor Sarkozy hat sie voraus, daß sie verläßlich ist und stets rational handelt. Sarkozy ist ein hochintelligenter und sehr dynamischer Mann. Aber was wird er sich noch alles einfallen lassen, nachdem er als eine seiner ersten Taten ausgerechnet mit Ghadafi angebändelt und dem gar ein AKW in Aussicht gestellt hat?
Herzlich, Zettel