Weihnachten steht jedes wieder unerwartet vor der Tür. Hätte niemand mit rechnen können. Und regelmäßig deckt ein Informant auf, dass Regierungen bespitzeln. Hätte auch niemand mit rechnen können. Außer ein paar Liberalen natürlich, aber was wissen die schon.
Ein sehr schöner Artikel; herzlichen Dank dafür. Ich weiß zwar nicht, ob es unbedingt «Pflicht» des Bürgers ist, die Staatsmacht in die Schranken zu begrenzen, aber in seinem Interesse ist es auf jeden Fall. Hierzulande gab es ja auch schon Haussuchungen in Zeitungs-Redaktionen, weil die Polizei mal wissen wollte, welcher ihrer (!) Kollegen zuviel geplaudert hatte. Oder nehmen wir den Staatstrojaner, der angeblich nur für die furchtbarsten Verbrecher gedacht war, dann aber auf dem Notebook eines Handlungsreisenden landete, weil man den Verdacht hegte, er könnte evtl. illegal Medikamente eingeführt haben. Oder den Fall Andrej Holm. Man überwachte ihn auf Schritt und Tritt, konnte aber nichts finden, um den Verdacht gegen ihn zu erhärten. Das nahm man aber nicht zum Anlass, die Überwachung einzustellen sondern ganz im Gegenteil als Indiz dafür, dass er sich «konspirativ» verhalte – also erst recht verdächtig sei und noch viel intensiver überwacht werden müsste.
Gib der Regierung Macht, und sie wird sie missbrauchen.
Zitat Eigentlich könnte man auch sagen: Für spätere Historiker wird unsere Zeit über Überfülle an Daten bereit halten.
Nein, wird sie nicht. - Das liegt schon an der Flüchtigkeit unserer Medien. Ich habe rund 2000-3000 Briefe aus meiner Familie aus den letzten hundertundetwas Jahren, vor allem aus den Kriegen. Dass ich den letzten Brief geschrieben habe, ist Jahre her; es läuft die gesamte schriftliche Kommunikation über E-Mail, und sobald der Mailordner gelöscht ist, ist alles weg.
Zumindest dürfte nun das Problem der Langzeitarchivierung all unserer Daten gelöst sein.
Zitat Eigentlich könnte man auch sagen: Für spätere Historiker wird unsere Zeit über Überfülle an Daten bereit halten.
Nein, wird sie nicht. - Das liegt schon an der Flüchtigkeit unserer Medien. Ich habe rund 2000-3000 Briefe aus meiner Familie aus den letzten hundertundetwas Jahren, vor allem aus den Kriegen. Dass ich den letzten Brief geschrieben habe, ist Jahre her; es läuft die gesamte schriftliche Kommunikation über E-Mail, und sobald der Mailordner gelöscht ist, ist alles weg.
Zumindest dürfte nun das Problem der Langzeitarchivierung all unserer Daten gelöst sein.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #3[quote="Gansguoter"|p97801] Zumindest dürfte nun das Problem der Langzeitarchivierung all unserer Daten gelöst sein.
Der Obama ist bloß ein lausiger Vermarkter. Europa macht es vor: «Enteigung» heißt jetzt «Solidarität» – «Insolvenzverschleppung» nennt man «Rettungsschirm» und statt «Umverteilen» spricht man von «Stabilitätsmechanismus». In dieser schönen neuen Welt muss doch auch die NSA nicht mehr «abhören» oder gar «spitzeln» wenn sie doch «archivieren» oder «Backups» machen kann. Rettungsschirm statt Spargroschen, Lauschangriff statt Datensicherung.
Jede Institution entwickelt Eigeninteresse, sie will sich erhalten als wäre sie ein lebender Organismus. Dazu gehört, daß sie um ihre Existenz zu rechtfertigen, ihren Nutzen beweisen will. Wenn der Anlaß für die Gründung einer Organisation nicht oder nur noch stark reduziert existiert, sucht sie neue Begründungen für ihre Existenzberechtigung.
Beispiel: Organisationen die sich um den Hunger in der 3.Welt kümmern. Nun sind aber Hungersnöte aufgrund abnehmender kriegerischer Konflikte, verbessertem Saatgut, besserer Agrartechnologie und der Ausweitung von Marktwirtschaft deutlich zurückgegangen in den letzten Jahrzehnten. Doch keine solche Organisation verkündet einfach - endlich sind wir überflüssig und lösen uns auf.
Statt dessen erweitert man einfach sein Geschäftsfeld. Nun will man die Versorgung mit Drinkwasser verbessern, usw.
In der Sozialindustrie lebt man sogar davon, Probleme nicht zu lösen, sondern nur zu verlagern. Oder gar Strukturen für neue Probleme zu schaffen, um die man sich dann wieder profitabel kümmern kann. Etwa indem man mehr Geld für "Bedürftige" fordert, diese Bedürftigen aufgrund immer höherer Sozialtransfers nicht mehr einsehen für ihr Einkommen Eigenverantwortung zu übernehmen, oder gar erkennen, daß die Hartz-Gelder höher sind als erzielbare Einkommen. Hinzu kommt die gezielte Förderung von Einwanderung in diese Sozialsysteme.
Auf diesen Mißstand reagiert die Institution der Sozialindustrie nicht, indem sie die Ursache benennt: Die sozialstaatliche Steuerung der Selbstsabotage der Leistungsbezieher, sondern sie fordert im Eigeninteresse noch mehr Geld um die selbst geschaffenen Symptome zu lindern.
Umweltbehörden und Insitutionen zum Zwecke des Klimaschutzes begründen ihre Notwendigkeit mit Aktionismus gegen Heizschirme und Kfz-Feinstaub-Fahrbeschränkungen, obwohl kein meßbarer Nutzen dieser Maßnahmen nachgewiesen werden kann. Haben sie sich durchgesetzt, suchen sie sich neue Themen.
Im Fall der US-Antiterrorabwehr kommt hinzu, daß man natürlich weiß, daß Terroranschläge nicht zu verhindern sind. Doch hat jeder Verantwortliche in dieser Behörde ein Eigeninteresse sich abzusichern gegen Vorwürfe, er hätte nicht genug getan. Also unternimmt man das maximal mögliche, auch wenn es weit über jedes rational sinnvolle Maß hinaus geht. Wobei eine ethische Güterabwägung stattfindet. Menschenleben gegen Menschenrechte - Terroropfer gegen Privatsphäre als Grundlage der freien Meinungsäußerung. Kurzfristig richtig gedacht, langfristig eine Katastrophe, denn sind solche Überwachungsinstitutionen erst einmal geschaffen, lassen sie sich beliebig gegen jeden einsetzen, der bestimmten Machtinteressen entgegen steht.
Gemeinsamkeit der genannten Institutionen ist die Weigerung die Ursachen der Probleme anzuerkennen.
Der Terror hört erst auf, wenn die ihn legitimierende Ideologie nicht mehr existiert. Der leistungsaverse, degenerierte Sozialtransferempfänger gibt seine Haltung auf, wenn sie ihm Nachteile einbringt. Einwanderung in die Sozialsysteme findet nur so lange statt, wie sie offen für Mißbrauch sind. Und mit mehr Marktwirtschaft in der 3.Welt, anstatt mehr Entwicklungshilfe, nimmt der Hunger ab und der Wohlstand zu, und Wohlstand aufgrund von Marktwirtschaft ist der beste Verbündete gegen Kriege.
Nur wären dann all diese Organisationen überflüssig, Einkommen ginge verloren, bzw. müsste sich wo anders gesucht werden, vor allem aber bedeutet es Machtverlust und die Möglichkeit der Selbstbestätigung, weil derartige Intitutionen ein Selbstbild als selbstlose, der Gemeinschaft Nützenden pflegen. Ihr Widerstand gegen ihre Abschaffung ist entsprechend groß. Man wird sie erst los, wenn das System, von dem sie sich ernähren, kollabiert. Wenn es zum wirtschaftlichen Zusammenbruch kommt, oder - diesem vorgreifend, zum ethischen Paradigmenwechsel.
Eine kleine tour d'horizon über Ausmaß & Tiefe der Angelegenheit auf dem Perlentaucher: Privatheit war mal (mit reichlichen Links zu den einzelnen Artikeln).
Noch ein positiver Aspekt ("ac-cen-tchu-ate the positive" scheint dringend geboten): Des Superpräsi Mittelinitial steht hinfort nicht mehr für das irgendwie orientalische "Hussein", sondern für "Honecker."
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #7 Eine kleine tour d'horizon über Ausmaß & Tiefe der Angelegenheit auf dem Perlentaucher: Privatheit war mal (mit reichlichen Links zu den einzelnen Artikeln).
Um mal 'n bissl wider den Empörungsstachel zu löcken:
Nehmen war mal an, durch die PRISM-Maßnahmen konnte so ein Ding der Kategorie 9/11 oder auch 'ne Nummer kleiner (vielleicht aber auch größer) tatsächlich verhindert werden. Ein paar tausend Leute sind weiterhin lebend, die andernfalls tot wären. Noch besser: Man gehört selbst zu diesen (geretteten) Personenkreis.
Das Problem liegt auf der Hand: Man kann NIE zweifelsfrei beweisen, dass durch Prävention dies oder jenes verhindert wurde. Hinweise darauf gelten gemeinhin als Ausrede und erhöhen eher die Empörungsbereitschaft.
Außerdem: Irgend etwas, was, wie auch immer, über elektronische Netze, egal welche, zu verbreiten ist immer gleichbedeutend mit Auf-dem-Marktplatz-per-Megaphon-verkünden - vorausgesetzt, jemand will zuhören.
Möglicherweise leiden die meisten Leute eher daran, dass Letzteres meistens NICHT zutrifft.
Andernfalls gäbe es den allgemeinen Veröffentlichungswahn, Facebook und ähnlichen Krampf ja nicht.
So, hoffentlich wird das jetzt von ganz, ganz vielen gelesen.
Inzwischen muss man hinzusetzen: auch Firmen bespitzeln.
Denn Daten sind Geld wert, also wollen die Firmen auch alles mögliche über die Menschen wissen. Dass Regierungen dann auf die Idee kommen, das zu nutzen, ist naheliegend und in den USA auch völlig normal.
Daher hat es auch keinen Zweck, so etwas wie den "Internet-Radiergummi" zu fordern - selbst wenn er technisch Sinn machen würde. Facebook hat zwar versprochen, gelöschte Datehn auch wirklich zu löschen, aber wer glaubt das denn? Vielleicht sind die gelöschten Daten nicht mehr so einfach öffentlich zugänglich, wie früher, aber Facebook und Daten wegwerfen? Nie im Leben.
Zitat von Dennis the Menace im Beitrag #9Außerdem: Irgend etwas, was, wie auch immer, über elektronische Netze, egal welche, zu verbreiten ist immer gleichbedeutend mit Auf-dem-Marktplatz-per-Megaphon-verkünden - vorausgesetzt, jemand will zuhören.
Möglicherweise leiden die meisten Leute eher daran, dass Letzteres meistens NICHT zutrifft.
Dass alles, was man auf Facebook und Konsorten schreibt, mehr oder weniger öffentlich ist, ist eine Sache. (Leider ist das wohl immer noch zu wenigen Nutzern bewusst.) Facebook ist ja wohl auch nicht das Hauptziel der Überwachung, denn Terroristen werden sich wohl nicht über Facebook organisieren. ("Osama bin Laden hat Sie zu einer Veranstaltung eingeladen" )
Etwas ganz anderes ist aber etwa E-Mail, Skype-Konferenzen oder auch der klassische Telefonanruf. Da erwartet sich man doch Privatsphäre und daher hinkt der Vergleich "elektronisches Netz = öffentlich verkünden" gewaltig.
Wenn man beim Marktplatz-Vergleich bleiben, wäre das in etwa so, als ob die NSA auf öffentlichen Plätzen und Straßen hochempfindliche, versteckte Richtmikrofone anbringen würde und alle Aufnahmen speichern und analysieren. Wenn Sie sich auf der Straße mit jemanden unterhalten - zack, das landet in der Abhördatei, denn Sie haben es ja "in der Öffentlichkeit" gesagt ...
Zitat von PirxEtwas ganz anderes ist aber etwa E-Mail, Skype-Konferenzen oder auch der klassische Telefonanruf. Da erwartet sich man doch Privatsphäre und daher hinkt der Vergleich "elektronisches Netz = öffentlich verkünden" gewaltig.
Jein. Wenn ich heute von Datenschutz und Privatsphäre höre, schwanke ich immer zwischen einem achselzuckenden "so what!?" und einem augenzwinkernden "wie naiv kann man sein?". Seit ich, das muß Anfang der 90er gewesen sein, erstmals vom Echelonsystem gehört habe, gibt es für mich die Vorstellung von Privatsphäre im Zusammenhang mit Informations- und Kommunikationstechnologien nicht mehr. Ich hielt es damals schon für völlig illusorisch, dass eine solch gewaltige Überwachungsarchitektur nur dann eingesetzt wird, wenn bestimmte Stichworte wie Bombe oder Terror fallen. Umgekehrt leide ich darunter aber auch nicht besonders. Alles, was ich kommuniziere, darf auf Seite 1 der Bildzeitung ist die Maxime, der ich zu folgen versuche. PRISM Lässt mich vor diesem Hintergrund persönlich völlig kalt.
Zitat von Doeding im Beitrag #12Alles, was ich kommuniziere, darf auf Seite 1 der Bildzeitung ist die Maxime, der ich zu folgen versuche.
... denn ich habe ja nichts zu verbergen. So meinte ich vor rund 30 Jahren auch, bei interessanten politischen Diskussionen im Fahrstuhl eines DDR Großbetriebes beispielsweise. Inzwischen denke ich eher, daß man diesem allmählichen Wachstum eines Krebsgeschwüres sehr, sehr lange ungerührt und vollkommen schmerzfrei zusehen kann...
Wünsche ein angenehmes Wochenende!
----------------------------------------------------- Mehr Liberalismus wäre dringend vonnöten. Zettel
Zitat von Doeding im Beitrag #12Alles, was ich kommuniziere, darf auf Seite 1 der Bildzeitung ist die Maxime, der ich zu folgen versuche.
... denn ich habe ja nichts zu verbergen. So meinte ich vor rund 30 Jahren auch, bei interessanten politischen Diskussionen im Fahrstuhl eines DDR Großbetriebes beispielsweise. Inzwischen denke ich eher, daß man diesem allmählichen Wachstum eines Krebsgeschwüres sehr, sehr lange ungerührt und vollkommen schmerzfrei zusehen kann...
Wünsche ein angenehmes Wochenende!
Autschn. Auch Ihnen ein schönes Wochenende, lieber Hausmann. Ich lebe zwar seit 20 Jahren gut mit diesem Geschwür, aber möglicherweise haben Sie recht insofern, als ich meine Kinder nicht bedacht habe. Andererseits: mal wirklich, wen staatlicherseits interessiert denn im Ernst mein Gequatsche? Heute und in 20 Jahren? Und spätestens anschließend entziehe ich mich meiner Verantwortung ohnehin durch vollendetes Versterben.
_____________ Sales of at least three editions of 1984 have skyrocketed in recent days, according to Amazon's Movers & Shakers page, which tracks items with the biggest positive sales change over the past 24 hours. Sales of the Centennial Edition of the book, for instance, had increased by more than 4,000 percent as of Tuesday afternoon. The book was ranked fifth on the Movers & Shakers list at press time.
(Orwell's Animal Farm, another dystopian classic, has also seen an increase in popularity of more than 250 percent.)
As the Los Angeles Times points out, President Obama even referenced 1984 last week as he defended the NSA's broad and controversial Internet surveillance program, details of which recently leaked to the public.
"In the abstract, you can complain about Big Brother and how this is a potential program run amok, but when you actually look at the details, then I think we've struck the right balance," Obama said. _____________
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