Was reizt uns an der Natur? Ich meine, das Alleinsein. Selbst in einem der dichtest besiedeltsten Teile Mitteleuropas ist es möglich, stundenlang im Wald zu spazieren ohne eine Menschenseele zu treffen. Ein paar Kilometer entfernt in den Ortschaft sind Tausende, in den Wald verirrt sich relativ selten jemand. Warum ist das so? Ich weiß es nicht. Vielleicht eine Urangst vor dem Wald. Ist der Waldgang nur was für richtige Männer?
Zitat Wir lieben die unberührte Natur der Jäger- und Sammlerzeit. Wölfe, Bären und Wildkatzen sind wieder eingeführt wie die Adlerpaare für das Revier ihrer Quadratkilometer.
Wir wollen das mystische Erleben der Natur, was immer das auch genau sein soll. Wir wollen nicht in der Natur leben. Eine richtige Begegnung mit Bären und Wölfen, lieber nicht, wer ist schon darauf vorbereitet?
Wunderschön, lieber Kallias, Dank, daß Sie uns diesen Artikel zum Lesen geben! (Ich muß unbedingt wieder Goethe lesen!) Ich habe Etliches von dem abbekommen, was als "Natuererlebnis" bezeichnet werden kann, allesamt ganz verschieden voneinander. Einmal die Bergwiesen in ihrer puren unglaublichen Schönheit, einmal wilde See in ihrer respektgebietenden Erhabenheit, dann wieder das blaueste griechische Wasser. Schönheit ist angeblich immer Geschmackssache, aber allein die Zahl der Menschen, die die gleiche Schönheit erkennen wie ich, läßt mich daran zweifeln, ob das immer so stimmt. Sicherlich spielt dabei die Zivilisationsferne eine Rolle, die Bewährung unter schwierigen Umständen, die im Büro nicht möglich ist, natürlich vereinfacht durch das "Eigelb" der Zivilisation, das man ja mitnimmt in die Wildnis, in Gestalt von Leinen, die nie reißen, Vorräten extrem guter Qualität und so weiter. Man genießt den Zustand ohne Herr und Gesetz, ohne die Kleinlichkeiten der selbsternannten Vormünder, und für eine absehbare Zeit, an deren Ende wieder eine Rasur und eine Dusche winkt. Aber am eindrucksvollsten war immer die Schönheit, die sich dort zeigte, wo man besser nicht wohnt. Das ist sicherlich auch ein Effekt der Zivilisation - für Jemand, der unfreiwillig in eine solche ursprüngliche Landschaft geraten ist, ist sicherlich der Anblick einer menschlichen Siedlung das Allerschönste.
Zitat von Kritiker im Beitrag #5Ich muss dabei immer an einen Spruch aus der Zeichentrickserie Darkwing Duck denken:
"Wenn die Natur zu mir zurück will, soll sie mir doch ein Fax schicken"
Hört sich nach einer grauenvoll schlechten Übersetzung der englischen Redewendung "...wants to get back to me..." im Sinne von "will mir antworten" oder "will mich kontaktieren" an.
Zum Thema "Natur" fällt mir immer wieder ein: "Die Natur hat mit dem Kampf ums Überleben angefangen, und jetzt wo sie anfängt zu verlieren, versucht sie sich zu verdrücken."
Vielen Dank für den ausgezeichneten Gastbeitrag „In der freien Natur“ von Prof. Dr. Ludwig Weimer, eine lesenwerte und originelle „sommerliche Besinnung“, aufklärend, spannend, befreiend und abschließend dazu ermutigend: „heraustreten aus sich und sich den Fragen des Kosmos an uns und seiner erhabenen Meinung über dich und mich zu stellen“. Als Zettel-Leser bin ich auf den nächsten Gastbeitrag dieses Autors wieder sehr gespannt!
Ich möchte mich gleichfalls bedanken für den anregenden Artikel!
Mein Provinzstädtchen hat einen sehr schönen und auch sehr ausgedehnten "Stadtwald", und dort gibt es bestimmte Refugien und Zeiten, wo man sich mal richtig, stundenlang mit der Frau zusammen "alleine" fühlen darf, was wir sehr genießen - in dem sonst recht quirligen Ambiente. Es mag eine Alterserscheinung sein, aber das "Durchrudern" durch dichte Menschenansammlungen bereitet mit inzwischen Probleme.
mfG
----------------------------------------------------- Mehr Liberalismus wäre dringend vonnöten. Zettel
Es ist aber wohl so, daß diese Natursucht eine typisch deutsche Sache ist (andere germanische Völker teilen sie etwas, aber nicht so mythisch überhöht). Für die Romanen sind Waldspaziergänge eigentlich kein Thema. Da macht man höchstens einen gesitteten Spaziergang in einem wohlgestutzten Park oder einer Uferpromenade.
Dieses unterschiedliche Verhältnis zur Natur sieht man auch beim Wohnen: Das Ideal des Deutschen (oder Engländers) ist die Villa im Grünen. Oder bei Geldmangel die grotesk verstümmelte Variante "Reihenhaus mit Handtuchgarten". Aber einem gewissen Einkommen ist es völlig ungewöhnlich, NICHT in einem Haus mit Garten zu wohnen.
Das ist in den romanischen Ländern völlig anders. In den letzten Jahrzehnten sind zwar inzwischen auch Vorortviertel mit Einzelhäusern und Gärten entstanden - aber die Standardwohnform (auch bei Neubauten) ist immer noch die städtische Wohnung in einem Wohnblock. Meist sogar ohne Balkon, das Leben findet komplett im geschlossenen Raum statt. Bei besseren Vermögensverhältnissen werden diese Wohnungen größer und schöner - aber es bleiben Etagenwohnungen in der Stadt, abseits der Natur. Sehr viele beste Wohnlagen in Paris, Rom oder Madrid wären in Deutschland fast unverkäuflich, weil kein Millionär bereit wäre, eine Luxuswohnung ohne Garten oder Terasse zu kaufen.
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