Kann mir jemand erklären, warum Giralgeld und klassisches Papiergeld, also Banknoten, eigentlich als so unterschiedlich betrachtet werden?
Bezüglich Banknoten hatte man irgendwann das Banknotenmonopol eingeführt. Bezüglich Giralgeld besteht ein solches nicht. Giralgeld kann von privaten Geschäftsbanken mit nur einem Bruchteil an Deckung in Basisgeld (also Geld aus der Geldmenge M0, die Geld an sich ist und nicht nur einen Anspruch auf Auszahlung einer anderen Sache darstellt, früher Gold oder Silber, heute Zentralbankgeld) eigenständig erzeugt werden.
Ich bin kein Ökonom. Ich weiß nicht ob ein Banknotenmonopol notwendig ist oder ob es schädlich ist oder ob es weitgehend egal ist.
Was ich nicht verstehe ist, warum die Einschätzung, die bezüglich Banknoten getroffen wurde, auf virtuelle Zahlungsmittel, mit denen man bereits früher, insbesondere aber heute genauso universell fast überall bezahlen kann, nicht übertragen wurde und wie man das rechtfertigt.
Die wenigen Stellen, an denen Bezahlen per Karte bzw. Überweisung nicht geht, beziehen sich in der Regel nur auf sehr, sehr kleine Beträge. Aber genauso gibt es Stellen, an denen man nicht mit physischem Bargeld bezahlen kann, sondern nur elektronisch (vor allem das Internet macht hier sicherlich schon die Fälle, in denen es umgekehrt ist, wieder vollständig wett). Ebenso gibt es Automaten , an denen man nur mit Münzen, aber nicht mit Scheinen bezahlen kann. Aber das sind Ausnahmen.
Hinzu kommt, dass die elektronischen Zahlungen im Schnitt größere Transferbeträge umfasst und damit erst Recht ein höheres Volumen ergeben. Und Barzahlungen werden noch weiter zurück gehen. Schweden denkt nun, was immer man davon bezüglich des Datenschutzes und der Überwachungsphantasien des Staates denken mag, über die komplette Abschaffung des Bargeldes nach, zumal dort eh der Bargeldanteil erstaunlich niedrig ist und man selbst in physischen Läden in der Fußgängerzone immer häufiger nur noch elektronisch Bezahlen kann.
Auch gibt es in vielen europäischen Ländern schon Beschränkungen, wie hoch Bargeldzahlungen seien dürfen. Alles darüber muss mit virtuellem Geld getätigt werden. Als Rechtfertigung dient die Bekämpfung der Geldwäsche. Um sich das mal klar zu machen: Mit gesetzlichen Zahlungsmittel dürfen dort nicht alle Schulden beglichen werden! Damit gibt es dort faktisch keine unbeschränkten gesetzlichen Zahlungsmittel mehr! Dafür bleibt als einzigen Zahlungsmittel, das in solchen Fällen dann wohl auch zur Schuldbegleichung genutzt werden muss, Giralgeld übrig. Das Giralgeld also selber kein gesetzlichen Zahlungsmittel sei, sondern nur ein Anspruch auf Auszahlung des selbigen, ist somit kein Argument mehr für eine Ungleichbehandlung.
Damit ist das Guthaben auf Girokonten heute noch viel mehr als in der 1920/30er Jahren (*) das universelle Zahlungsmittel. Und die Tendenz wird den Unterschied immer weiter verwischen bzw. es werden sich die Verhältnisse umkehren und Bargeld immer weiter nur eingeschränkt nutzbar sein, während Giralgeld/zahlungsfähige Sichtguthaben das vielseitigste Zahlungsmittel darstellt - und im Internet, von Kryptowährungen abgesehen, ohne nennenswerte Alternative.
Also, warum wird da eigentlich ein Unterschied gemacht und privaten Banken die Giralgeldschöpfung erlaubt?
* Nachtrag: Damals gab es schon etwas ähnliches, "Scheckbuch-Konten", über die man quasi von jedem Ort aus per Scheck verfügen konnte. Solche Zahlungen haben schon damals in den USA die Zahlungen mit Bargeld in den Schatten gestellt.
Ich bin auch kein Ökonom und ich sehe das als sehr gute Frage.
Meine Vermutung ist, dass hier die technische Entwicklung einfach das Denken links überholt hat. Das Banknotenmonopol ist ja mit verwaltungstechnischen Hürden versehen und betrifft langsame, alte Bezahlweisen. Zunächst waren die technischen Möglichkeiten der elektronischen Bezahlweise wenig ausgenutzt und so vorteilhaft, dass man dort keine Schranken einbaute.
Und als der elektronische Handel immer mehr um sich griff, war es ja so bequem, alles so zu belassen, solange alles gut ging.
Als es dann nicht mehr gut ging, hatte man längst eine Situation geschaffen, die so einfach das Aufbauen der alten Hürden nicht mehr erlaubte, ohne der eigenen Volkswirtschaft zu schaden. Zumindest solange nicht, wie große Volkswirtschaften wie die USA oder England mit solchen Hürden nichts zu tun haben wollten.
Also so ähnlich wie beim Zauberlehrling, der einen ganz neuen, ganz tollen Zauberspruch fand.
Lieber Techniknörgler, mir scheint diese Frage stellen sich die Finanzminister der Eurozone auch. Auch sie sehen nicht ein, warum dies so bleiben soll. Es wird auch hart daran gearbeitet, diesen Unterschied zu nivellieren. Im Prinzip gibt es in der Eurozone gar kein Giralgeld mehr, denn die Kredite der Geschäftsbanken stammen von der EZB. Es gibt eigentlich auch gar keine Geschäftsbanken mehr, sondern Filialen der Zentralbanken. Logischerweise werden diese durch die Bankenaufsicht staatlich reguliert. Ab 2014 von der EZB - jedenfalls was die Großbanken anbelangt. Das Ergebnis ist ein 1-stufiges Bankensystem mit Zentralbank und Kreditvergabe ohne Geschäftsbanken. Als absoluter Laie mache ich mir ja auch so meine Gedanken und vielleicht ist das alles komplett falsch, aber so in der Art stellt es sich für mich dar.
Zitat von EURO_K.O. im Beitrag #4Sehr Richtig, wie ich schon sagte. Letztendlich alles Schattenbanken der EZB.
Da die Banken alle faktisch Pleite sind und nur noch von den Tendern der Zentralbank leben ist das so.
Und am Ende haftet der deutsche Steuerzahler, wenn die EZB dann pleite ist.
Eine Zentralbank kann per Definition nicht pleite gehen. Was passieren kann (und sehr wahrscheinlich passieren wird): die Inflation kann steigen, weil die EZB einfach die Druckmaschinen anwirft (übertragen gesagt - natürlich druckt sie keine neuen Scheine, sondern erhöht nur die im Umlauf befindliche Menge an Giralgeld) und diese über längere Zeit munterst laufen läßt. Der angeschmierte ist dann aber nicht der deutsche Steuerzahler, sondern vor allem der nordeuropäische Sparer und alle, die in (nicht inflationsgeschützte) Lebensversicherungen oder private und betriebliche Altersversorgungen investiert haben.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #3Lieber Techniknörgler, mir scheint diese Frage stellen sich die Finanzminister der Eurozone auch. Auch sie sehen nicht ein, warum dies so bleiben soll. Es wird auch hart daran gearbeitet, diesen Unterschied zu nivellieren. Im Prinzip gibt es in der Eurozone gar kein Giralgeld mehr, denn die Kredite der Geschäftsbanken stammen von der EZB. Es gibt eigentlich auch gar keine Geschäftsbanken mehr, sondern Filialen der Zentralbanken. Logischerweise werden diese durch die Bankenaufsicht staatlich reguliert. Ab 2014 von der EZB - jedenfalls was die Großbanken anbelangt. Das Ergebnis ist ein 1-stufiges Bankensystem mit Zentralbank und Kreditvergabe ohne Geschäftsbanken. Als absoluter Laie mache ich mir ja auch so meine Gedanken und vielleicht ist das alles komplett falsch, aber so in der Art stellt es sich für mich dar.
Oh, der Unterschied besteht noch und zwar ganz heftig. Das Geld auf ihrem Girokonto ist nicht zu 100% mit Zentralbankgeld gedeckt, sondern im Gegenteil nur zu einem Bruchteil.
Der restliche Teil ist mit anderen Aktiva der Geschäftsbanken gedeckt, beispielsweise Wertpapiere, Grundstücke, Gläubigerpositionen.
Wenn nun zu wenig Leute bereit sind, sich bei den Geschäftsbanken zu verschulden, oder zu wenige Leute in der Lage sind (mangels Sicherheiten, damit die Gläubigerposition, welche die Bank dann erhält, auch wirklich für sie einen Wert hat), dann droht übrigens die Giralgeldmenge zu sinken und damit die umlaufende Geldmenge.
Dann muss die Zentralbank herkommen und das ausgleichen - und das macht die EZB auch. Alternativ kann sich der Staat auch bei den Geschäftsbanken verschulden und da Staatsanleihen absolut unfehlbar sind (zumindest laut Eigenkapitalvorschriften ) zu 100 als Sicherheit verwenden. Dann lässt sich noch beides kombinieren, in dem ein Teil der Staatsanleihen bei der EZB für Zentralbankgeld hinterlegt wird. Aber für den Großteil ist dies nicht notwendig, denn die Mindestreserve ist extrem winzig. Früher 2%, seit einiger Zeit nur noch 1%. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten: Staatsverschuldung treibt die Geldmenge an oder kann sie stabilisieren und dies in einem Teilreservesystem auch dann, wenn sie nicht bei der EZB hinterlegt werden um Zentralbankgeld zu erhalten. Und mit dem Geld auf ihrem Girokonto können Sie genauso gut bezahlen.
Genau genommen ist die Staatsverschuldung zur Stabilisierung der Geldmenge in einem Teilreservesystem überhaupt erst notwendig. Sie wäre auch in einem Vollreservesystem notwendig, wenn es sich um eine Fiat-Währung handeln würde, die durch Kreditvergabe der Zentralbank erzeugt wird, aber dann nur bei der Zentralbank.
In einem Teilreservesystem muss ein Großteil der Staatsschulden an die Geschäftsbanken gehen, um bei stabilisieren der Giralgeldmenge zu helfen. Daher darf sich der Staat am besten nicht komplett nur bei der Zentralbank verschulden. Mehr noch, man muss die direkte Verschuldung bei der Zentralbank verbieten oder zumindest einschränken, wir durch die Euro-Verträge geschehen.
In einem Teilreservesystem darf auch nicht zu viel Ausgleich durch eine plumpe Erhöhung der Zentralbankgeldmenge vorgenommen werden. Wenn ich ein Absinken der Giralgeldmenge von 1 Milliarde Euro einfach durch Erzeugung einer Milliarde Zentralbank-Euro ersetze, dann hätte ich den Einbruch zwar erst einmal ausgeglichen, aber im nächsten Aufschwung, in dem die private Kreditvergabe wieder steigt, könnten die Geschäftsbanken damit natürlich wieder ein vielfaches an Giralgeld schaffen.
Im groben ist die Stabilisierung der Geldmenge der Grund, warum sich der Staat bei Keynes im Zweifel bei Privaten verschulden muss, wenn sich sonst kein Schuldner mehr findet, sei es weil nicht genügend wollen, sei es das nicht genügend können. Nachtrag: Übrigens ein sehr interessanter Zusammenhang zwischen Geldmenge M1 (grob gesagt Zentralbankgeld+Giralgeld/zahlungsverkehrfähige Sichteinlagen + Sparguthaben mit einer Fälligkeit bis zu 3 Monate, die Münzen scheint irgendwie jeder - zurecht - zu vernachlässigen.) auf der einen Seite und der Industrieproduktion auf der anderen Seite: http://www.ftd.de/ajax/image/5885610/0
Man beachte, dass der Zusammenhang zwischen M1 und der Produktion besteht, hier wurde kein Vergleich mit der Geldmenge M3 angestellt.
Oh, der Unterschied besteht noch und zwar ganz heftig. Das Geld auf ihrem Girokonto ist nicht zu 100% mit Zentralbankgeld gedeckt, sondern im Gegenteil nur zu einem Bruchteil.
Der restliche Teil ist mit anderen Aktiva der Geschäftsbanken gedeckt, beispielsweise Wertpapiere, Grundstücke, Gläubigerpositionen.
Lieber Techniknörgler, Sie fragten:
Zitat Kann mir jemand erklären, warum Giralgeld und klassisches Papiergeld, also Banknoten, eigentlich als so unterschiedlich betrachtet werden?
Darauf habe ich geantwortet, dass in der Eurozone daran gearbeitet wird, den Unterschied zu nivellieren. Wenn die Geschäftsbanken sich untereinander kein Geld mehr leihen, sondern ihr Geld von der EZB bekommen, dann kann man doch von keiner Erzeugung von Giralgeld durch die Geschäftsbanken reden. Noch dazu sind viele gar nicht mehr solvent. Die erzeugen doch für die EZB das Geld. Und da auch die EZB die Banknoten erzeugt, ist der Unterschied gar nicht relevant, oder? Natürlich ist die Deckung beim Bargeld immer noch eine andere, aber wie gesagt, es wird daran gearbeitet. Denn der Bargeldverkehr in vielen Staaten der Eurozone wird behindert, wie Frank Schäffler in dem Beitrag "Bargeld ist ein Stück gedruckter Freiheit" aufzeigt:
• In Griechenland gilt seit Januar 2011 ein Verbot von Bargeldzahlungen über 1.500€ für Privatpersonen und 3.000€ für Geschäftsleute. Geschäfte und Unternehmen sind dazu gezwungen, elektronische Kartenlesegeräte für den bargeldlosen Zahlungsverkehr bereit zu stellen. • Eine der ersten Amtshandlungen Mario Montis in Italien war im Dezember 2011 die Einführung einer Obergrenze für Bargeldtransaktionen von 1.000€. • In Spanien sind seit November 2012 Bargeldgeschäfte über 2.500€ verboten und Privatpersonen sind dazu gezwungen, Quittungen aller ihrer Transaktionen fünf Jahre lang aufzubewahren. • Auch Frankreich plant ein Verbot von Barzahlungen über 1.000€ ab 2014. Schon heute gilt dort im Regelfall ein Maximum von 3.000€. • In Schweden fordern Gewerkschaften, Unternehmen und Behörden ein komplettes Bargeldverbot. Zwar spielt Bargeld in der schwedischen Wirtschaft ohnehin nur noch eine geringe Rolle, doch viele Menschen wollen weiterhin gerne an dieser Option festhalten.
Zitat Darauf habe ich geantwortet, dass in der Eurozone daran gearbeitet wird, den Unterschied zu nivellieren. Wenn die Geschäftsbanken sich untereinander kein Geld mehr leihen, sondern ihr Geld von der EZB bekommen, dann kann man doch von keiner Erzeugung von Giralgeld durch die Geschäftsbanken reden.
Doch, doch, lieber Plaethe, das kann man sehr wohl.
Schauen Sie sich mal den Unterschied zwischen der Zentralbankgeldmenge M0 und der Geldmenge M1 an. Der ist enorm.
Zitat Noch dazu sind viele gar nicht mehr solvent. Die erzeugen doch für die EZB das Geld.
Für die EZB muss kein anderer das Geld erzeugen. Die Geschäftsbanken erzeugen Giralgeld zur Kreditvergabe aus Eigeninteresse.
Zitat Natürlich ist die Deckung beim Bargeld immer noch eine andere, aber wie gesagt, es wird daran gearbeitet.
Nein, wird es nicht. Aus der EZB kamen ablehnende Äußerungen gegen die Idee einer Vollreserve.
Zitat Denn der Bargeldverkehr in vielen Staaten der Eurozone wird behindert, wie Frank Schäffler in dem Beitrag "Bargeld ist ein Stück gedruckter Freiheit" aufzeigt:
Das hatte ich auch schon angesprochen. Über die Deckung sagt es leider nichts aus.
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #8 Für die EZB muss kein anderer das Geld erzeugen. Die Geschäftsbanken erzeugen Giralgeld zur Kreditvergabe aus Eigeninteresse.
Mit Geld von der EZB. Und demnächst werden sie beaufsichtigt von der EZB. Worin soll denn das Eigeninteresse liegen? Und wo liegt es bei den deutschen Banken, abgesehen von der Deutschen Bank? Da kann ich nur die Interessen von Kommunalpolitikern erkennen. Die Sparkassen machen sogar damit Werbung, dass ökonomische Gesichtspunkte für sie keine Rolle spielen. Aber gut, von mir aus, nennen wir es Eigeninteresse. Und jeder denkt sich seinen Teil.
Zitat Natürlich ist die Deckung beim Bargeld immer noch eine andere, aber wie gesagt, es wird daran gearbeitet.
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #8Nein, wird es nicht. Aus der EZB kamen ablehnende Äußerungen gegen die Idee einer Vollreserve.
Zitat Denn der Bargeldverkehr in vielen Staaten der Eurozone wird behindert, wie Frank Schäffler in dem Beitrag "Bargeld ist ein Stück gedruckter Freiheit" aufzeigt:
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #8Das hatte ich auch schon angesprochen. Über die Deckung sagt es leider nichts aus.
Es wird auch daran gearbeitet in dem das Bargeld verschwinden wird. Dann gibt es keinen Unterschied mehr. Natürlich wird es keine Vollreserve geben.
Zitat Mit Geld von der EZB. Und demnächst werden sie beaufsichtigt von der EZB. Worin soll denn das Eigeninteresse liegen?
Die Beaufsichtigung liegt nicht in deren Interesse, aber die eigene Geldschöpfung.
Ich bin etwas erstaunt, dass Sie, lieber Techniknörgler eigene Interessen zu erkennen vermögen. Nehmen wir mal an, ein ein Unternehmen ist insolvent und wird nur noch mit staatlichen Zuschüssen über Wasser gehalten, handelt es dann auch in eigenem Interesse? Die Firma ist längst Pleite. Es handelt sich um Insolvenzverschleppung. Nur durch die Gnade eines anderen ist sie überhaupt existent. Gibt es da noch eigene Interessen? Gegen welches Risiko müssen diese abgewogen werden, wenn man schon Pleite ist?
Ich verstehe sehr wohl, dass es Ihnen um eine sehr prinzipielle Frage geht und ich bin es ja auch, der von Ihrem Thema abweicht. Nur fällt es mir einfach schwer von Vorraussetzungen auszugehen, die ich nicht gegeben sehe. Und dazu gehören Geschäftsbanken, die als unabhängige Unternehmen nach marktwirtschaftlichen Regeln arbeiten. Sie gehen von privaten Banken aus, die Geld schöpfen, ich hatte fast den Eindruck, Sie wunderten sich, dass der Staat die Banken mehr Geld schöpfen lässt als es ihm durch seine Zentralbank möglich ist. Der Staat hat diese Schöpfung aber längst in seine Dienste gestellt, eben gerade mit der Begründung besser überwachen zu müssen. Der Unterschied zwischen der Schöpfung von Banknoten und Giralgeld war ihm gewissermaßen dienlich so vorzugehen. Mit der Verdrängung des Bargeldes und seiner Bedeutung hinsichtlich der Schöpfung, hat er also durch die Abhängigkeit der Geschäftsbanken (welche sich untereinander kein Geld mehr leihen) von der Zentralbank, die Kontrolle über die Giralgeldschöpfung. Hinzu kommt das der Zinssatz zu dem sich früher die Banken untereinander Geld liehen auch nicht mehr frei gebildet wird. Er wird jetzt im Prinzip von der EZB festgelegt. Mit den Vorschriften über die Höhe der Reserve hat der Staat Kontrolle über die maßgebliche Seite der Geldschöpfung. Und er hat mehr Spielraum als das früher bei den Banknoten der Fall war. Das nennt er dann wohl die Rückkehr des Primats der Politik.
Zitat Ich bin etwas erstaunt, dass Sie, lieber Techniknörgler eigene Interessen zu erkennen vermögen. Nehmen wir mal an, ein ein Unternehmen ist insolvent und wird nur noch mit staatlichen Zuschüssen über Wasser gehalten, handelt es dann auch in eigenem Interesse? Die Firma ist längst Pleite. Es handelt sich um Insolvenzverschleppung. Nur durch die Gnade eines anderen ist sie überhaupt existent. Gibt es da noch eigene Interessen?
Ja, na klar! Nur weil ich Pleite bin, heißt das doch nicht, das ich keine Interessen mehr hätte.
Wäre ich pleite, dann wäre es sogar sehr in meinem Interesse, wenn Sie mich durchfüttern, lieber Erling Plaethe
Reden wir vielleicht aneinander vorbei? Verstehen Sie unter "eigene Interessen" etwas anderes als ich? Ich verstehe darunter nun einmal eigene Interessen. Meinen Sie vielleicht "legitime eigene Interessen"? Das wäre in der Tat eine andere Frage.
Oder meinen Sie wirklich, jemand verliere mit seiner finanziellen Eigenständigkeit auch seine Triebe/Ziele/Eigeninteressen?
Zitat Sie gehen von privaten Banken aus, die Geld schöpfen, ich hatte fast den Eindruck, Sie wunderten sich, dass der Staat die Banken mehr Geld schöpfen lässt als es ihm durch seine Zentralbank möglich ist.
Ja, tatsächlich. Denn das ist ja auch der Fall.
Zitat Der Staat hat diese Schöpfung aber längst in seine Dienste gestellt, eben gerade mit der Begründung besser überwachen zu müssen.
Hier sehen Sie einen Widerspruch, wo es keinen gibt, denke ich. Nur weil die Geldschöpfung dem Staat zugute kommt, in dem er Schuldtitel an die Geschäftsbanken verkauft, heißt dies ja nicht, dass diese Deal den Geschäftsbanken nicht auch zugute käme.
Zitat Der Unterschied zwischen der Schöpfung von Banknoten und Giralgeld war ihm gewissermaßen dienlich so vorzugehen. Mit der Verdrängung des Bargeldes und seiner Bedeutung hinsichtlich der Schöpfung, hat er also durch die Abhängigkeit der Geschäftsbanken (welche sich untereinander kein Geld mehr leihen) von der Zentralbank, die Kontrolle über die Giralgeldschöpfung. Hinzu kommt das der Zinssatz zu dem sich früher die Banken untereinander Geld liehen auch nicht mehr frei gebildet wird. Er wird jetzt im Prinzip von der EZB festgelegt.
Zitat
Mit den Vorschriften über die Höhe der Reserve hat der Staat Kontrolle über die maßgebliche Seite der Geldschöpfung.
Er nutzt sie aber nicht richtig. Die Mindestreserve ist so niedrig, dass der Staat hier keine richtige Kontrolle mehr hat, außer er verschuldet sich bei den Geschäftsbanken. Darüber kann er die Geldschöpfung durchaus steuern und das an der Zentralbank vorbei.
Die Zentralbank muss den Mist dann ausbaden, falls das Schneeballsystem Staatsschulden zu schlingern droht, denn sonst riskiert die EZB einen Zusammenbruch der Geldmenge M1, ein Supergau, der auf jeden Fall verhindert werden muss.
Sie scheinen die Zentralbank als reine Marionette der Regierungen zu sehen, sie ist aber auch getriebene und von der Regierungen unter Zugzwang gesetzt.
Und es ist natürlich im Interesse der Geschäftsbanken, wenn sich die Regierungen bei ihnen verschulden müssen, um die Geldmenge M1 aufrecht zu erhalten.
Nur weil es Staatsinteressen gibt, heißt das doch nicht, das es nicht auch gleichzeitig in privatem Interesse seien kann oder ein privates Interesse dahinter steht. Das ist doch kein Widerspruch, oder?
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #12 Oder meinen Sie wirklich, jemand verliere mit seiner finanziellen Eigenständigkeit auch seine Triebe/Ziele/Eigeninteressen?
Ich will es mal so ausdrücken: "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing"
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #12 Oder meinen Sie wirklich, jemand verliere mit seiner finanziellen Eigenständigkeit auch seine Triebe/Ziele/Eigeninteressen?
Ich will es mal so ausdrücken: "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing"
Jein, kommt auf den Einzellfall an.
Eigentlich bezieht sich ihr Spruch nicht auf die (eventuell nicht öffentlich) verfolgten Eigeninteressen, sondern auf die Außendarstellung.
Nach außen werde ich meinen Brötchengeber nicht brüskieren wollen, da er mir das Übel nehmen könnte. Aber ich behalte trotzdem meine Eigeninteressen und kann einer Interessengruppe beitreten und so an der Finanzierung meiner Interessenlobby teilnehmen. Bei Arbeitnehmern nennt sich das Gewerkschaft.
Die Trillerpfeifen klingen irgendwie anders, als ich mir ein schönes, harmonisches Loblied auf den Arbeitgeber vorstelle.
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