Zitat E.J. Dionne, linksliberaler Kolumnist der "Washington Post", beinahe verzweifelt, warum "die Deutschen amerikanischer sind als wir"? Nachkriegsdeutschland habe nach dem US-Vorbild ein auf Konsenz gründendes politisches System geschaffen. Das Zusammenwirken von Märkten und Staat sei dort "kein Nullsummenspiel", wie der Deutschlandkenner Jackson Janes bemerkt: "Die Deutschen streiten über dieselben Probleme wie wir, aber ihr Ausgangspunkt ist, dass alle drei Kräfte zusammenarbeiten sollten: Kapitalismus mit einer starken Wohlfahrts-Dimension, gelenkt von einem Staat, der Verbündeter ist, nicht Feind."
So waren wir auch einmal, notiert E.J. Dionne. Er liebe sein Land, er sei stolz auf seine Traditionen, seine rauhe Freiheitsliebe und die Naturschönheit. "Aber warum erinnern sich die Deutschen an Ideen aus unserer Geschichte, die uns die ´Shutdown´-Betreiber vergessen machen wollen?"
Immer wieder stelle ich fest, wie Linke aus dem angelsächsischen und anglo-amerikanischen Raum Deutschland als Vorbild und ausgewogenes Erfolgsmodell sehen. Sie Blicken nach Deutschland, sehen das es Deutschland gerade relativ gut geht und sie sehen, was der deutschen veröffentlichten Meinung und der Politik gerade wichtig ist. Und sie denken, das gehört zusammen.
Das habe ich nicht nur in einer deutschen Zeitschrift gelesen, ich hatte auch schon mehrere Artikel aus Großbritannien (oder waren es die USA?) gelesen, auch eine Online-Artikel einer großen Zeitschrift, die in die selbe Kerbe schlugen. Ich finde im Moment nicht die Links. Darin wird Deutschland teilweise als "ausgewogen" bezeichnet, was mit dem deutschen Erfolg in Verbindung gebracht wird. Deutschland kommt da allgemein gut weg.
Wer klärt die englischsprachige Welt nun darüber auf, dass diese "Ausgewogenheit" eine deutsche Stromlinienförmigkeit ist und die Grundlage des deutschen Erfolges in der Vergangenheit liegt, aber nicht in dem was die heutige veröffentlichte Meinung in Deutschland erreichen will, dass im Gegenteil die heutigen Ziele das deutschen Zeitgeistes auf dem als selbstverständlich wahrgenommen Wohlstand gedeihen?
Ich fände es Schade, wenn durch das "Vorzeigevorbild Deutschlands" die USA und GB tatsächlich sich zu ökosozialen Narreteien hinreißen ließen (also mehr als jetzt schon und genau so unbelehrbar stur). Dabei gäbe es sicherlich einiges, wo man von Deutschland lernen könnte (wie man allgemein viel voneinander lernen könnte), nur befürchte ich sind linksgerichtete Multiplikatoren dazu die falschen.
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #1Ich fände es Schade, wenn durch das "Vorzeigevorbild Deutschlands" die USA und GB tatsächlich sich zu ökosozialen Narreteien hinreißen ließen (also mehr als jetzt schon und genau so unbelehrbar stur).
Aus englischer Binnensicht erscheint es bereits so, daß man sich dort um Einiges Grüner vorkommt als der Rest der Welt - wobei die explodierenden Energiepreise dort nicht an den Sonnenfarmen, sondern an der rapiden Vermehrung der Windmühlen festgemacht wird:
"Wind farm developers are facing a dramatic escalation of opposition from dozens of MPs who say they will fight every application in their constituencies."
"Britain's biggest energy giant British Gas is planning to hit millions of customers with price increases of £100 or up to 8 per cent, taking household energy bills to record levels just as temperatures begin to fall."
Nachtrag zu #2: Die Grundlage für das englische Desaster ist nicht das EEG 2000 in Tateinheit mit der Energiewende 2011; sondern der Climate Change Act von 2008.
"On 8 June 2008, following the Second Reading of the Bill, only five members of the House of Commons voted against. The five were Christopher Chope, Philip Davies, Peter Lilley, Andrew Tyrie, and Ann Widdecombe." (*)
(* nb.: alles Tories.) Unprogressive Klimajakobiter haben da schon Parallelen zu den Five Members von 1642 gezogen.
"Unfortunately, when doomsday forecasts fail, cult supporters don't immediately give up. A US social scientist infiltrated a cult whose leader predicted the apocalypse would arrive on 21 December, as would a flying saucer to save her followers. When neither came on the appointed day, most of her followers, far from abandoning the cult, accepted their leader's message that doom had been postponed and became even more fanatical."
Das bezieht sich auf Leon Festingers Studie "When Prophecy Fails" (1956). Beim gegenwärtigen Stand der offiziösen Klimadebatte dürfte es sich um einen Anwendungsfall von Festingers übergeordnetem Thema (zu dem die Prophecy-Feldstudie 1 wichtiger Mosaikstein war) handeln: nämlich um massive kognitive Dissonanz.
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