Es gibt wenig Neues unter der Sonne, insbesondere ist Spionage so alt wie es Staaten gibt. Der wohl konsequenteste Vorläufer der NSA war das österreichische Evidenzbüro.
Aus eigenem Erleben kann ich ein Schmankerl beitragen.
Meine Frau arbeitete auf dem Postamt in Berlin-Niederschönhausen. Niederschönhausen wurde das bevorzugte Diplomatenviertel in Ostberlin. Überall gab es Botschaften, meist kleinerer Länder. Aber auch Residenzen von Großbritannien, den USA, Italiens und vieler anderer Länder befanden sich dort. Auch Gauß wohnte dort. Die Post an diese Adressen erfuhr eine Sonderbehandlung. Junge Männer in neuen Postuniformen erhielten einen Teil des Postamtes zugewiesen, der von den übrigen Mitarbeitern nicht betreten werden konnte. Die Fahrzeuge, die sie benutzten waren auch neu. Teilweise wurden die Postsäcke direkt dort angeliefert. Anderswo durchgerutschte Post, wurde dann auf dem Postamt aussortiert und diesen "Postmitarbeitern" übergeben. Begründet wurde dies den normalen Postmitarbeitern gegenüber mit einem besonderen Service, der eine sicherere und schnellere Beförderung der Diplomatenpost gewährleisten sollte. Ich habe dann meine Frau darüber aufgeklärt, dass dies die Stasi ist. So war es dann auch. Nun gut, man kann sagen, dass es sich um "Feinde" gehandelt hat die bespitzelt wurden. Ich glaube aber nicht, dass die befreundeten Länder ausgespart wurden.
Das wird vermutlich heute nicht anders sein.
Wie sagt man so richtig? "Wissen ist Macht."
Allerdings fehlen mir in der gegenwärtigen NSA-Abhöraffäre die letzten Beweise.
Zitat von aus dem BlogbeitragEs wird nie der fremde Geheimdienst sein, der morgens vor der Tür steht und Verhaftungen vornimmt.
Nun kommen die ansonsten generell fleißigen Geheimdienstmitarbeiter nicht von selber auf den Dreh morgens früher aufzustehen und Leute abzuholen. Dazu braucht es denn schon eine entsprechende Weisung von ganz oben. So gut wie nie die Gehemdienste selber sondern die sie beauftragenden Regierungen sind das Problem.
Deshalb habe ich den Eindruck, daß die die am meisten schimpfen vor allem deshalb schimpfen, weil sie selber überwacht werden. Den politischen Gegner zu überwachen und ggfls. einzuknasten - dagegen hätten sie gewöhnlich nichts.
Das Anliegen Deutschlands und Brasiliens Geheimdienstmaßnahmen vor die UN zu bringen und verbieten zu lassen ist natürlich auch was für die Satiriker.
Zitat Der wohl konsequenteste Vorläufer der NSA war das österreichische Evidenzbüro.
Eine Großmacht auf absteigendem Ast bespitzelt die Kommunikation von Konkurrenten, Verbündeten, kleinen Verbündeten, Untertanen und den Untertanen ihre kleinen Verbündeten, um sich mittels der gewonnen Informationen mit Intrigen, Manipulationen und Unterdrückung an der Macht zu halten - Obama als Kaiser Ferdinand I./ Franz Josef I. und die Geheimdienstcommunity der USA als Metternich - führt man den Vergleich weiter hat er durchaus etwas für sich. Da bleibt nur die Hoffnung auf ein anderes Ende.
Zitat von AldiOn im Beitrag #4Das Anliegen Deutschlands und Brasiliens Geheimdienstmaßnahmen vor die UN zu bringen und verbieten zu lassen ist natürlich auch was für die Satiriker.
At face value: ja. Zumal diese Lautgebungen aus dem Hintergrund zumeist pawlow'sches Bauchgrimmen darstellen. Andererseits könnten die Vordenker jenseits des Politentertainments sich etwas in jener Richtung gedacht haben: wenn das von der UNO auf den Index gesetzt wird, werden sich zwar die Schlapphüte das o.e. Ei darauf backen; aber man kann damit in Rücken trefflich Handelssanktionen aussprechen: nur noch eigene Software, nur noch das eigene Netz...(bei den Chinesen kann man sich schon mal schlaumachen, wie das geht).
Die Brasilianer haben da eine gewisse Tradition, was die Entwicklung eigener Marken angeht (Elektronik, Kraftfahrzeuge, Raumfahrt), um die "Unabhängigkeit zu wahren". Zu der Tradition gehört freilich auch, daß diese Vorstöße außer Spesenrechnungen & Korruption nichts erzeugt haben. Da lohnt es sich, auf deutsches Know-How zu bauen. Daß die deutsche Ingenieurskunst mittlerweile auf brasilianischem Niveau angelangt ist, hat die dortige Industriespionage noch nicht ausgespäht.
Am Beispiel des altklassischen "Evidenzbüros" auf uralte Selbstverständlichkeiten abgehoben. Das Evidenzbüro war ja, so wie geschildert, noch auf sehr biederem Niveau. Auch andere Formen der Informationsbeschaffung waren aber seit alters immer üblich auch in Alt-Österreich, bis z.B. zum Rastatter Gesandtenmord von 1799. Gut der Hinweis auf die gespielte Naivität der Kanzerin. Oder, sollte ihre Empörung echt sein, wäre das ein sehr schlechtes Zeichen für ihren politischen Verstand. Sehr unwahrscheinlich. Denn im Spiel für ein Volk, das auf politischem Kindergartenniveau gehalten werden soll, und sich dort gerne halten läßt, ist sie anerkannter Meister.
Das ist leider der Kern des Problems. Wenn man die Medien, die Kommentare, die Talkshows, die Foren , die Volksstimme beobachtet, kann man nur erschüttert über dieses Ausmaß eines politischen Bildungsnotstands sein. Das zeigt sich bei jedem der Aufregerchen, mit denen uns die politische Klasse mit Hilfe ihrer medialen Lohnlakaien versorgt, ob Flüchtlingselend, Limburger Bischof, Mindestlohn, Abhöraffäre, Doktortitel, Freiheitskämpfer all überall in der Welt, Klimaerwärmung in allen Schattierungen, Umweltgifte, Fukushima immer wieder neu, schmutziges Öl, heldenhafte Umweltaktivisten, vor denen ärgerlicherweise immer nochnicht alle dankbar auf die Knie fallen usw. usf., es höret nimmer auf. Unsere Infaltilgesellschaft, in der historisches Wissen und politisches Verständnis aus den Gehirnen gewaschen und durch die Moral einer Sandkastenidylle - jetzt noch unter der weisen Aufsicht der allgütigen Tante, gleich "Mutti" genannt - umfassend verkleistert und verdrängt wird.
Immerwährende Vermischung von Indiviualmoral mit den Gesetzen politischen Handelns. So auch hier in der öffentlichen Meinung die Verwechslung persönlicher Freundschaft mit politischer Freundschaft, die af gemeinsamen Politischen Interessen beruht, immer auch mit Gegensätzen rechnen muß und z.B. deshalb auch das Bespitzeln des poltischen Freundes nicht von vorherein "gar nicht gehen" läßt.
Lustig die Eiertänze von Politikern angesichts des Volkszorn, der den Abbruch von Verhandlungen über eine Freihandelszone fordert. Politiker sind ja nicht so blöd, wie das von ihnen maniplierte Volk. Wieder eine naive Vermischung der frustrierten(?) Stimmung einer Einzelperson(Kanzlerin) mit den wirtschaftlichen Interessen von 360 oder 380 Millionen Menschen. Politischer Bildungsnotstand eben.
Zitat von ossi_normalo im Beitrag #8...dieses Ausmaß eines politischen Bildungsnotstands...
Der Befund ist zwar zustimmungsfähig, aber man dürfte fehl gehen, wenn man annimmt, daß es damit irgendwann in der näheren oder ferneren Vergangenheit besser bestellt war. Die medial vermittelten Debatten der letzten 30, 40 Jahre liefen, sobald sie 1x ins Rollen gekommen waren, eigentlich stets auf ein solches plattes Niveau hinaus - ob nun im deutschen Herbst (der dann auf die Facetten "Berufsverbote" & "Isolationsfolter" abgekürzt wurde); "1968" ("Muff von 1000 Jahren"), Brandts Ostpolitik, Nachrüstung ("die USA planen den atomaren Erstschlag"), Datenschutz gleich anschließend ("Überwachungsstaat"), "AKW - nee" ... in endloser Fortsetzung. Es bleibt zwar den Eindruck, das Niveau der Debatte sei vor 40 oder 60 Jahren klüger & reflektierter gewesen (als Lichtblick galt immer Werner Höfers "Internationaler Frühschoppen") - aber das waren eher die Ausnahmen (die mgw. bei einer Nachprüfung auch einiges an Glanz verlieren könnten). Ein Durchgang durch die alten Ausgaben des Spiegels beispielsweise wirkt da recht ernüchternd.
Weiter Zurückliegendes wird ja nur noch durch die historische Ausbereitung vermittelt (d.h. der O-Ton, der "Sound" der Debatte geht weitgehend verloren); aber wenn man die Berichte über die Dreyfus-Affäre, die Eulenburg-Affäre, die Halsbandaffäre, die Königsmarck-Affäre oder die übrigen chroniques scandaleuses der letzten 320 Jahre Revue passieren lät, scheint das Niveau im Großen & Ganzen gleich zu bleiben. (Der Kreis der aufgeregt Gackernden wird freilich beständig größer.)
Was unzweifelhaft zugenommen hat, ist das Tempo, mit dem die mediale Sauhatz durchs globale Dorf inszeniert wird. Unter drei gleichzeitigen Skandalen pro Woche geht es nicht mehr. Zudem ist "das Politische", das früher einmal am Tag aufgeblendet wurde (in der Tagesschau oder den Tagesthemen; 1x pro Woche durch "Monitor" oder "Report" oder einen "Brennpunkt", falls irgendwo der Baum brannte), dadurch daß es in die endlosen Talkshows verlagert wurde, zu einem allgegenwärtigen & nie abflauenden Hintergrundrauschen geworden. Der Gedanke, daß die allermeisten Probleme keine politischen sind & dieses Personal nur stört - dieser Gedanke freilich dürfte sowohl dem Publikum wie den Medienfexen so denkunmöglich sein wie dem mittelalterlichen Menschen der Zweifel an der Existenz Gottes.
Die Argumentation erscheint mir etwas zu kurz gesprungen. "Ist eben so, muss man mit leben."
Nein, denke ich nicht. Vielleicht ein anderes, historisches Beispiel: Jahrhundertelang war es völlig üblich, dass Entscheidungsträger bestochen wurden, um Aufträge zu bekommen. Das gipfelte noch vor einigen Jahrzehnten darin, dass solche Bestechungen gar von der Steuer abgesetzt werden konnten. Man kann sagen, gerade im Geschäft mit Großaufträgen dürfte die Entscheidungsfindung über schwarze Aktenkoffer eher der Norm entsprochen haben, als das Geschäft ohne. Und heute ? Sieht die Welt ganz anders aus. Heute gibt es nahezu keine grössere Firma, die nicht einen eigenen Compliance-Leitfaden herausgäbe, oder eigene Compliance-Beauftragte beschäftigt. Firmen, die sich bei offenen Bestechungen erwischen lassen, müssen heute Folgen bis zur wirtschaftlichen Vernichtung fürchten. Strafen für Bestechungen sind empfindlich geworden und kaum jemand ist noch bereit den Koffer in die Hand zu nehmen. Nun ist die Welt nicht perfekt, und es wird immernoch der eine oder andere erwischt. Kommt vor. Aber die Welt ist eine ganz andere geworden. Das ganze Bewusstsein für Bestechung hat sich gewandelt und es kann sich niemand hinstellen und sagen "Die Leit' sind halt noch ung'schickt. Es wird schon werden."
Ich denke nicht, dass man Spionage mal eben so hinnehmen muss. Das ist eine Frage des Bewusstseins und der Folgen. Im Moment glauben die Amerikaner noch, dass sie genau wie die Auftraggeber des "Evidenzbüros" mal eben so damit davonkommen. Das ist aber nicht gesagt. Irgendwann tun sich die anderen zusammen und dann hat das Folgen. Ob das jetzt passiert ? Ich glaubs eher nicht. Aber wartens ab: Wenn Europa zum Beispiel auf die Idee kommt, dass sie kein Windows mehr verwenden wollen, weil es durchseucht ist, dann merken das auch die Amis. Und dann überlegt man sich zweimal, ob das alles so eine gute Idee ist.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #6Daß die deutsche Ingenieurskunst mittlerweile auf brasilianischem Niveau angelangt ist, hat die dortige Industriespionage noch nicht ausgespäht.
"Viele Eurofighter der Bundeswehr können über Jahre nicht eingesetzt werden. Technische Probleme und fehlende Ersatzteile von EADS halten die Jets am Boden. Die Luftwaffe bestätigte die Probleme,"
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #6Daß die deutsche Ingenieurskunst mittlerweile auf brasilianischem Niveau angelangt ist, hat die dortige Industriespionage noch nicht ausgespäht.
"Viele Eurofighter der Bundeswehr können über Jahre nicht eingesetzt werden. Technische Probleme und fehlende Ersatzteile von EADS halten die Jets am Boden. Die Luftwaffe bestätigte die Probleme,"
Oje, ein wehrtechnische Artikel in der Tageszeitung. Es sind immer (!) Flugzeuge am Boden zur Wartung. Der Weltartikel regt sich über eine Verfügbarkeit von 70% auf, wie ist der Stand bei den anderen Eurofighter-Betreibern? Bei den Rafales der franzöischen Luftwaffe? Ein Kampfjet ist kein PWK, der nur ein mal im Jahr zum Service muss.
Das Stichwort, welches die gegenwärtige Hysterie am besten beschreibt, ist Naivität. Ich wundere mich, wie man so naiv sein kann, dass man davon ausgeht, dass die Amerikaner nicht spionieren, nur weil es sich um Verbündete handelt. Als ich vor elf Jahren die Wehrpflicht erfüllte, wurde uns Rekruten beigebracht, dass wir uns als Privatreisende im Ausland nicht als Soldaten zu erkennen geben dürfen und uns vor Spionage in Acht geben sollten. Und wir waren nur dumme Wehrpflichtige, ohne interessante Informationen.
Und im Grund genommen wissen die Spitzenbeamten im Innenministerium auch, dass spioniert wird und dass man selbst den Verbündeten nicht trauen darf, sonst hätten sie ja Merkel nicht mit einem "Kryptohandy" ausgestattet. Da Merkel und Co. sich den Sicherheitsrichtlinien bewusst verweigerten, mag bestimmt "motivierend" auf die Beamten wirken.
Besonders seltsam finde ich auch die Reaktion der Medien. Da hat man echt den Eindruck, als säßen da nur Weltfremde in den Redaktionsstuben.
Zitat von Uwe Richard im Beitrag #15Wenn Sie, Allerwertester, den Term Heuchelei gegen Kalkül tauschen würden, wäre ich bei Ihnen.
Ist Heuchelei nicht fast immer kalkuliert? Im konkreten Fall ist das auf jeden Fall so, da stimme ich zu.
Dass diese Frau sich so verhält, wie sie sich verhält, ohne irgendeine Absicht dahinter (Kalkül), kann ich mir schlechterdings nicht vorstellen. Nur, was will Frau Merkel im konkreten Fall erreichen, was sie nicht auch so erreichen kann/könnte?
Prinzipiell kann ja jede Regierung jeden bestehenden Vertrag kündigen oder modifizieren sowie auch einen neuen abschließen, ohne einer anderen Rechenschaft ablegen zu müssen, auch wenn im Einzelfall wegen Empfindlichkeiten Konzessionen gemacht werden müssen/sollten.
-- Wer mich ertragen kann, erträgt auch das Leben – Uwe Richard
Zitat von R.A. im Beitrag #14Kleiner Nachschlag aus der Presse: Über die allgemeine Heuchelei in Sachen NSA und ein Essay von Leon Winter.
Wenn Sie, Allerwertester, den Term Heuchelei gegen Kalkül tauschen würden, wäre ich bei Ihnen.
Zitat Zitat aus der Heuchelei, die dann zum Kalkül wurde: Die Welt: Sie können sich vorstellen, dass aus der deutschen Botschaft in Washington heraus spioniert wird?
Bamford: Ich würde annehmen, dass sie es tun. Dafür hat man einen Nachrichtendienst. In der deutschen Botschaft gibt es Antennen, und damit lassen sich Kurzwellensender abhören.
Ich würde das auch annehmen. Allerdings (zumindest) an G. Westerwelle vorbei, "dessen Gewissen man nicht unnötig belasten wollte".
Bei Frau Merkel vermute ich auch eher Kalkül, immerhin habe ich von Beginn ihrer 1. Amtszeit an immer auf das Handy in ihren Händen hingewiesen. Fast immer wenn die Kamera "zufällig" auf Frau Merkel gerichtet war, las sie die ihr zugetragenen "Neuigkeiten", so jedenfalls mein Eindruck. Außerdem glaube ich nicht, daß es viel "geheime Politik" gegenüber den USA gibt. Jedenfalls keine Deutsche. Dafür sind die Banken zusehr aneinander gekoppelt durch ihre "Aktivitäten" und ohne einen kalten Krieg auch überflüssig.
Wirtschaftsspionage und abhören derselben halte ich für weitaus bedenklicher. Aber das sind ja auch keine Pensionsabhängigen Beamte sondern doch meist gestandene Wirtschaftsbosse, die ihre Pfründe so gut als möglich schützen werden.
Also Frau Merkel weiß genau was sie tut und wieviel sie über ihr Handy bewegt und preisgibt und auch das wahrscheinlich mit Kalkül.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Ich finde die Art und Weise, wie die NSA Affäre hier von den meisten diskutiert wird, zynisch.
Ja, ein Nachrichtendienst soll und muss Informationen sammeln, dazu ist er da. Aber ein Nachrichtendienst, der jenseits des Gesetzes steht? Der eigene und fremde Gesetze bricht und internationale Abkommen ignoriert? Der weder rechtsstaatlich noch sonstwie zu belangen ist? Das ist Rückfall in den Absolutismus.
Zitat von Kritiker im Beitrag #20Ja, ein Nachrichtendienst soll und muss Informationen sammeln, dazu ist er da.
Ich fürchte, hier liegt ene Velwerchsung vor. Es handelt sich nicht um Nachrichtenagenturen, sondern um Geheimdienste.
"ich bin ein Geheimagent, / den zum Glück kein Schwein erkennt. / Würde mich ein Schwein erkennen, / Wär ich nicht geheim zu nennen. / Ach wie gut, daß niemand weiß / Daß ich Null-Null-Sieben heiß*!" (Robert Gernhardt.)
In der Regel halten sich Geheimdienste recht genau an die Gesetze ihres Gastlandes, da alles andere ihre Arbeit gefährdet - mit Ausnahme der Beschaffung, Weitergabe & Verwendung nichtöffentlicher Information (Nachtrag: und der eigenen Bestandswahrung, natürlich). Auch da gab es, zumindest historisch, Ausnahmen. Wie man Tim Weiners Legacy of Ashes entnehmen kann, hat die CIA in den frühen 50er Jahren jahrelang in Teheran ein Büro unterhalten, ohne daß einer der Agenten des Arabischen oder des Farsi mächtig war. Die Performance hat dies nicht beeinträchtigt, die sich auf die Lektüre englischer & französischer Zeitungen beschränkte & gelegentliche "Arbeitsessen" mit israelischen Kollegen. Der Zweck war freilich nicht Spionage, sondern die Aufblähung der eigenen Behörde: "wir sind weltweit präsent". Nach dem Mossadegh-Putsch fiel das dem Dienst höchst peinlich auf die Füße.
Zitat von Kritiker im Beitrag #20Der weder rechtsstaatlich noch sonstwie zu belangen ist?
Für sonstwie steht beispielsweise das Karriereende Sidney Reillys.
Zitat von Kritiker im Beitrag #20Der eigene und fremde Gesetze bricht und internationale Abkommen ignoriert?
Dass ein Nachrichtendienst fremde Gesetze bricht, gehört praktisch zu seiner Definition. Wir können davon ausgehen, dass in Berlin und anderswo haufenweise Schlapphüte tätig sind, die nach Herzenslust deutsche Gesetze übertreten. Wie auch BND-Leute in anderen Hauptstädten die dortigen Gesetze zu missachten pflegen, jedoch anscheinend weniger erfolgreich. Die ignorierten internationalen Abkommen wären aber welche?
Rechtsstaatlich zu belangen ist die NSA selbstverständich auch. Nur eben in dem Land, in dem sie ihren Sitz hat. Nicht so gänzlich unüblich.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #21...die sich auf die Lektüre englischer & französischer Zeitungen beschränkte...
Mitunter fördert auch das kriegsentscheidende Details zutage. Margaret Thatcher war erinnerlich durch Pfälzer Saumagen traumatisiert. Aus dem Express vom 25.10. erfährt man die Fortsetzung aus der Achse Sarko vs. Angie:
ZitatPerlentaucher, Magazinrundschau, 29.10. __________________ Aber er berichtet auch über ein Missverständnis zwischen Nicolas Sarkozy und Angela Merkel, das der NSA vielleicht entgangen ist. Was Sarkozy über Merkel sagte, hat [Frédéric] Mitterrand so notiert: "Mein einziges Problem mit Angela, wirklich mein einziges, ist ihre Kohlsuppe. Jedes Mal wenn sie mich einlädt, will sie mir Rotkohlsuppe machen. Am liebsten mag sie Rotkohlsuppe mit Paprika. Sie ist fest davon überzeugt, dass das eine Vorliebe von mir ist, seit ich die Suppe beim ersten Mal aus Höflichkeit gelobt habe. Jedes mal wieder will sie mir diese Suppe machen, ich versuche abzuwinken, aber sie denkt, das tue ich aus Zurückhaltung. Ich verabscheue Rotkohlsuppe mit Paprika. In der Küche ist das wohl die Sache, die ich am heftigsten verabscheue." __________________
Fällt das unter "biologische Kriegführung"? Nachschlag: als Dessert hier die Restaurantkritik im O-Ton:
"Mon seul problème avec Angela, vraiment mon seul problème, c'est quand elle m'invite chez elle et qu'elle veut me faire la cuisine. Ce qu'elle aime le plus, c'est la soupe au chou rouge avec du paprika. Elle est persuadée que c'est ce que je préfère depuis que je lui ai dit que c'était bon la première fois par politesse. Elle m'en fait à chaque fois, j'essaie de négocier mais elle pense que c'est par discrétion. Je déteste la soupe au chou rouge avec du paprika. Je crois qu'en cuisine, c'est ce que je déteste le plus au monde!"
Unter dem Namen James Bond (sein Deck- und zugleich Klarname) wird er auf dem Gutshof des Schurken vorstellig, aber seine Doppelnullnummer ist streng geheim! Die kennen nur höchstrangige MI5-Kader ... und natürlich der Schurke, sobald er unauffällig auf dem Bildschirm unterm Schreibtisch Bonds gewikileakte Personalakte eingesehen hat ... außerdem selbstverständlich alle irgendwie mit MI5 verbundene double agent dates, die er im Laufe seiner Mission aufgabelt und einweiht ... SMERSH natürlich auch ...
Zitat von Rayson im Beitrag #22 Dass ein Nachrichtendienst fremde Gesetze bricht, gehört praktisch zu seiner Definition.
Die NSA bricht auch amerikanische Gesetze und ignoriert völkerrechtlich bindende Verträge der USA. Aber die USA hatten schon immer die Einstellung, dass ihre staatlichen Einrichtungen jenseits aller Gesetze stehen, egal welcher. Busch hat z.B. die Folter wieder eingeführt und auch Inhaftierung ohne gesetzliche Grundlage. Das genau ist das, was in einem demokratischen, freiheitlichen Umfeld massiv zu kritisieren ist. So etwas erwartet man von einem Iran oder einem Nord-Korea. Aber Recht und Gesetz sollten in einer Demokratie mehr wert sein.
Ich finde auch die gegenseitige Bespitzelung unter Verbündeten nicht korrekt. Mag sein, dass alle hier der Meinung sind, das ist normal und muss gut geheissen werden und höchstens neidisch sind, dass die Deutschen nicht so gut bespitzeln können. Ich bin dagegen der Meinung, dass unter Verbündeten andere Regeln gelten müssen als unter potenziellen Kriegsgegnern. Und vor allem sollten vereinbarte Regeln auch eingehalten werden (siehe Rechtsstaatlichkeit).
Nur als Vorschlag könnte man ja auch sagen, dass die Bespitzelung noch nicht weit genug geht. Dazu die folgenden Vorschläge:
- Jedes Produkt, das aus den USA erworben wird, enthält einen nicht abschaltbaren Internetzugang und meldet seine Standortdaten automatisch - Jeder Bildschirm und jeder Rechner, Tablet oder Smartphone wird mit einer nicht abschaltbaren Kamera ausgestattet und geht genauso ins Internet. - Jede Scanner Kasse beschreibt den Internetzugang des Produkts automatisch mit den Daten des Käufers.
Was man damit alles an Terroristen - und Kriminalitätsbekämpfung erreichen könnte...
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