... mit ihren besonderen Einschränkungen rechtfertigen?
Dabei beziehe ich mich auf die Einschränkung der Kunst-, Rundfunk- und Rederfreiheit, sowie das Tanzverbot auch für Veranstaltungen, die nicht unter freiem Himmel stattfinden und keinen überdurchschnittlichen Geräuschpegel nach außen verursachen. Ich beziehe mich nicht auf Einschränkungen für lauthals vor einem religiösen Gebäude vorgetragenen Freudentänzen.
Wie komme ich gerade auf das Thema? Weil ich gerade wieder auf eine Einschränkung der Kunstfreiheit aufmerksam wurde. Die Kunstfigur "Cindy aus Marzahn" erhielt keine staatliche Genehmigung für den Totensonntag:
Zitat Cindy aus Marzahn darf nicht wie geplant am Sonntag in Augsburg auftreten. Der Grund: Am Totensonntag ist Spaß in der Fuggerstadt nicht erwünscht. Eigentlich sollte eure Cindy mit ihrem aktuellen Bühnenprogramm „PINK IS BJUTIFUL“ am 24. November in Augsburg auftreten. Da an diesem Tag jedoch Totensonntag ist, erteilen die zuständigen Behörden keine Genehmigung für die Veranstaltung. Ersatztermin ist der 26.11.2013. Eure Karten behalten selbstverständlich ihre Gültigkeit.
Diese Maßnahme läßt sich als Städtemarketing rechtfertigen, da sich Augsburg sonst schwertut, seinen hart erarbeiteten Ruf & Alleinstellungsmerkmal als frömmlerisches Pfaffennest, rückwärtsblickender Betschwesternhort, mittelalterliches Fossildomizil, in dem nur deshalb an 95 Wochenden p.a. die Gehsteige nicht hochgeklappt werden, weil es an denselben mangelt, glaubhaft zu vertreten. Man sollte diese Marktnische nicht konkurrenzlos friedliebenden Religionen überlassen. Außerdem darf man mutmaßen, daß die Verbannung von Landplagen größeres Spaßpotential freisetzt als ihre Gegenwart.
Die stillen Feiertage werden - soweit ich weiss - immer noch mit religiösen Gründen gerechtfertigt, und das seit Jahrhunderten. In der Tat kann man ihre Existenz hinterfragen. Wenn man jedoch das Argument, dass stille Feiertage ein Eingriff in die Handlungsfreiheit bzw. wirtschaftliche Betätigungsfreiheit sind, gelten lässt, ist es m. E. naheliegend alle Sonn- und Feiertage als "verpflichtende" freie Tage abschaffen.
----- Widders Ecke - Freiheitliche Gedanken zum Zeitgeschehen
Zitat von Widder im Beitrag #3Die stillen Feiertage werden - soweit ich weiss - immer noch mit religiösen Gründen gerechtfertigt, und das seit Jahrhunderten. In der Tat kann man ihre Existenz hinterfragen. Wenn man jedoch das Argument, dass stille Feiertage ein Eingriff in die Handlungsfreiheit bzw. wirtschaftliche Betätigungsfreiheit sind, gelten lässt, ist es m. E. naheliegend alle Sonn- und Feiertage als "verpflichtende" freie Tage abschaffen.
Jein. Zum einen sind stille Feiertage nicht nur eine Einschränkung der allgemeinen Handlungsfreiheit und wirtschaftlicher Freiheit, sondern auch der Kunst- und Rundfunkfreiheit.
Zum anderen steht ein gemeinsame arbeitsfreier Tag pro Woche, an dem die meisten Menschen frei haben, grundsätzlich nochmal auf einem anderen Blatt als spezifische, religiöse Feiertage. Wobei der arbeitsfreie Wochentag, wenn man sich auf einen solchen einigt, natürlich der kulturell und historisch überlieferte Wochentag seien kann, auch wenn der konkrete Tag über die Religion in die Kultur einfloss. Bei anderen Feiertagen haben Sie aber grundsätzlich recht. Nur für seine eigenen Einrichtungen muss der Staat natürlich festlegen, wann sie frei haben und geschlossen bleiben sollen. Auch hier kann sich der Staat an kulturellen Gegebenheiten orientieren, auch historisch-religiös begründeten.
Sobald der Staat aber Grundrechte einschränkt, sollte die Trennung von Religion und Staat doch genauer beachtet werden.
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #4 Zum anderen steht ein gemeinsame arbeitsfreier Tag pro Woche, an dem die meisten Menschen frei haben, grundsätzlich nochmal auf einem anderen Blatt als spezifische, religiöse Feiertage. Wobei der arbeitsfreie Wochentag, wenn man sich auf einen solchen einigt, natürlich der kulturell und historisch überlieferte Wochentag seien kann, auch wenn der konkrete Tag über die Religion in die Kultur einfloss. Bei anderen Feiertagen haben Sie aber grundsätzlich recht. Nur für seine eigenen Einrichtungen muss der Staat natürlich festlegen, wann sie frei haben und geschlossen bleiben sollen. Auch hier kann sich der Staat an kulturellen Gegebenheiten orientieren, auch historisch-religiös begründeten.
Richtig. Und weil der Sonntag vor allem aus religiösen Gründen als freier Tag festgelegt wurde, kann er auch als Feiertag angesehen werden. Analog dazu ist im Islam meines Wissens der Freitag der wochenfreie Tag und im Judentum der Sabbat bzw. Samstag. Wenn man die religiösen und kulturellen Gründe außen vor lässt, müsste man doch aus liberaler Sicht jedem selbst überlassen, wann er seine arbeitsfreien Tage einlegt, oder? Wäre praktisch natürlich nur schwerlich umsetzbar...
----- Widders Ecke - Freiheitliche Gedanken zum Zeitgeschehen
Zitat von Widder im Beitrag #5 Richtig. Und weil der Sonntag vor allem aus religiösen Gründen als freier Tag festgelegt wurde, kann er auch als Feiertag angesehen werden. Analog dazu ist im Islam meines Wissens der Freitag der wochenfreie Tag und im Judentum der Sabbat bzw. Samstag. Wenn man die religiösen und kulturellen Gründe außen vor lässt, müsste man doch aus liberaler Sicht jedem selbst überlassen, wann er seine arbeitsfreien Tage einlegt, oder?
Bitte nicht die Entscheidung für einen arbeitsfreien Wochentag mit der Entscheidung für einen konkreten Tag verwechseln!
Wenn man sich auf die gesetzliche Festschreibung eines arbeitsfreien Wochentages einigt, muss das nicht religiös begründet sein. In Folge dieses Beschlusses kann man die Wahl des konkreten Tages dann aber natürlich auch von kulturellen Gegebenheiten abhängig machen. Bei uns der Sonntag, in Israel der Samstag und in der islamischen Welt der Freitag.
Wenn wir uns als Gesellschaft also darauf einigen, dass es einen Tag im Jahr geben sollte, an dem die Regierung mal Theaterzensor spielen darf und eine Vorzensur ausüben soll, um ihre Fantasien nach Kontrolle des Geistes- und Kulturlebens einmal ausleben zu können, und an dem ansonsten verhinderte Zensoren mit staatlicher Macht ausgestattet mal ihr Neigungen ausleben dürfen, um Druck abzubauen, dann kann man sich auf der Suche nach einem konkreten Tag natürlich gerne auch auf den Karfreitag einigen.
Zitat von Widder im Beitrag #3Die stillen Feiertage werden - soweit ich weiss - immer noch mit religiösen Gründen gerechtfertigt, und das seit Jahrhunderten. In der Tat kann man ihre Existenz hinterfragen. Wenn man jedoch das Argument, dass stille Feiertage ein Eingriff in die Handlungsfreiheit bzw. wirtschaftliche Betätigungsfreiheit sind, gelten lässt, ist es m. E. naheliegend alle Sonn- und Feiertage als "verpflichtende" freie Tage abschaffen.
Die Frage ist sicherlich gerechtfertigt. Allerdings sehe ich es zwar eigentlich wie Techniknörgler, möchte aber trotzdem einwenden, dass die Sonn- und Feiertage (und in meinem Fall noch zusätzlich die Samstage) als arbeitsfreie Tage sehr gerne genommen werden. Es wäre sicherlich toll, sich statt dessen im Jahr nicht nur 20-30 Urlaubstage frei wählbar gönnen zu können, sondern 20-30 Urlaubstage + 2*52 ehemalige Wochenendtage + 20 ehemalige gesetzliche Feiertage, also trotzdem rund 1/3 des Jahres frei zu haben, nur halt genau dann, wenn ich will. Eigentlich will ich das aber auch nicht: denn 1) wäre es dann viel einfacher für Arbeitgeber und Arbeitnehmer und auch Selbstständige, nur noch ganz wenige freie Tage anzubieten oder zu nehmen (was auch ein gesundheitliches Problem werden kann) und 2) ist es für Arbeitgeber und Arbeitnehmer und auch Selbstständige extrem schwierig, unter solchen Umständen die ganzen Freizeiten zu koordinieren. Gibt es halbwegs planbare Betriebsferien (z.B. 25./26.12., eventuell per Betriebsferien verlängert auf 24.12. - 2.1. oder so), ist das einfacher. Auch das allwöchentliche Wochenende ist für die Arbeitgeber ein Segen - im Vergleich zu wilden Abwesenheitszeiten verteilt über die ganze Woche.
Ob man aber dann an traditionellen Feiertagsrechten festhalten sollte? Weiß ich nicht. Meinetwegen nicht - aber mich stört es auch nicht.
Zitat von Widder im Beitrag #3Die stillen Feiertage werden - soweit ich weiss - immer noch mit religiösen Gründen gerechtfertigt, und das seit Jahrhunderten. In der Tat kann man ihre Existenz hinterfragen. Wenn man jedoch das Argument, dass stille Feiertage ein Eingriff in die Handlungsfreiheit bzw. wirtschaftliche Betätigungsfreiheit sind, gelten lässt, ist es m. E. naheliegend alle Sonn- und Feiertage als "verpflichtende" freie Tage abschaffen.
Die Frage ist sicherlich gerechtfertigt. Allerdings sehe ich es zwar eigentlich wie Techniknörgler, möchte aber trotzdem einwenden, dass die Sonn- und Feiertage (und in meinem Fall noch zusätzlich die Samstage) als arbeitsfreie Tage sehr gerne genommen werden. Es wäre sicherlich toll, sich statt dessen im Jahr nicht nur 20-30 Urlaubstage frei wählbar gönnen zu können, sondern 20-30 Urlaubstage + 2*52 ehemalige Wochenendtage + 20 ehemalige gesetzliche Feiertage, also trotzdem rund 1/3 des Jahres frei zu haben, nur halt genau dann, wenn ich will. Eigentlich will ich das aber auch nicht: denn 1) wäre es dann viel einfacher für Arbeitgeber und Arbeitnehmer und auch Selbstständige, nur noch ganz wenige freie Tage anzubieten oder zu nehmen (was auch ein gesundheitliches Problem werden kann) und 2) ist es für Arbeitgeber und Arbeitnehmer und auch Selbstständige extrem schwierig, unter solchen Umständen die ganzen Freizeiten zu koordinieren. Gibt es halbwegs planbare Betriebsferien (z.B. 25./26.12., eventuell per Betriebsferien verlängert auf 24.12. - 2.1. oder so), ist das einfacher. Auch das allwöchentliche Wochenende ist für die Arbeitgeber ein Segen - im Vergleich zu wilden Abwesenheitszeiten verteilt über die ganze Woche.
Ob man aber dann an traditionellen Feiertagsrechten festhalten sollte? Weiß ich nicht. Meinetwegen nicht - aber mich stört es auch nicht.
Ja, aber für eine solche Koordination braucht es ja nicht den Staat. Es wird vermutlich weiter gesellschaftliche Konventionen geben, denen die meisten einfach stillschweigend folgen. Ein wenig würde dies auch durch den Staat mit den Feiertagen für seine eigenen Einrichtungen gelenkt werden, aber eben nicht mit Zwang für jeden durchgesetzt. An Weihnachten werden die meisten weiterhin frei haben wollen, es wird eventuell in Tarifverträgen verankert und bietet sich dann aus Koordinierungsgründen für die meisten Arbeitgeber auch einfach an. Die meisten anderen Betriebe haben zu und dort ist für Rückfragen und Klärungsbedürftiges niemand erreichbar, der Chef will an dem Tag selber nicht arbeiten und dann bleibt der Betrieb halt an Pfingsten geschlossen, einfach aus Gewohnheit. Aber wenn jemand an dem Tag arbeiten will und es sich anbietet - warum nicht? In den USA sind die Feiertage auch nicht für Privatunternehmen verbindlich - die meisten halten sich einfach daran, aus den eben genannten Gründen. Und wenn jemand es unpraktisch findet an dem Tag alle wirtschaftliche Tätigkeit einzustellen und er Arbeitswillige findet, dann ist es ihm nicht verboten.
Beim McDonalds stehen am Heilig Abend so gut wie ausschließlich Menschen mit Migrationshintergrund hinter der Theke - warum nicht? Es hat keine religiöse und kulturelle Bedeutung für sie und wenn ich an dem Abend unterwegs bin - und ich war es einmal - dann kann es doch zum beiderseitigen Nutzen sein, oder?
Sehe ich auch so. Es sollte jedem selbst überlassen werden, wann er seine Berufstätigkeit ausübt. Man sollte es also auch an "stillen Tagen" bzw. grds. an Sonn- und Feiertagen dürfen. Übrigens sollte nicht vergessen werden, dass faktisch bereits eine Reihe von Unternehmen und damit ein Teil der Arbeitnehmer auch an Sonn- und Feiertagen tätig sein dürfen und es auch sind. Die Krankenhäuser sind das Standardbeispiel. Aber vor allem Restaurants und Tankstellen dürften ganzjährig öffnen, während viele Einzelhändler es nicht dürfen (ich erlaube mir an dieser Stelle auf einen Beitrag von mir zu verweisen: http://widdersecke.wordpress.com/2013/10...-sonntag-wagen/). Der Vergleich der an "stillen Tagen" geschlossenen Veranstaltungsstätten mit Restaurants zeigt doch eigentlich die Widersprüchlichkeit der Regelungen. Denn warum darf ich an einem "stillen Tag" in Restaurants oder Kneipen feiern, aber keine Kabarettveranstaltung besuchen?
----- Widders Ecke - Freiheitliche Gedanken zum Zeitgeschehen
Zitat von Widder im Beitrag #10Es sollte jedem selbst überlassen werden, wann er seine Berufstätigkeit ausübt. Man sollte es also auch an "stillen Tagen" bzw. grds. an Sonn- und Feiertagen dürfen.
Das Problem ist: Von der Grundkonzeption her sind "stille Tage" wie Abseits im Fußball. Wenn ein nicht völlig unerheblicher Teil nicht mitmacht, scheitert das Ganze.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat von Widder im Beitrag #10Es sollte jedem selbst überlassen werden, wann er seine Berufstätigkeit ausübt. Man sollte es also auch an "stillen Tagen" bzw. grds. an Sonn- und Feiertagen dürfen.
Das Problem ist: Von der Grundkonzeption her sind "stille Tage" wie Abseits im Fußball. Wenn ein nicht völlig unerheblicher Teil nicht mitmacht, scheitert das Ganze.
Ja. Aber was heißt hier nicht mitmachen? Das ich in einem abgeschlossenen Theaterraum etwas sehe, was Sie nicht mögen? Muss Sie das stören?
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
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