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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 46 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Frank Böhmert Offline




Beiträge: 927

15.11.2013 12:24
#26 Einpersonenpartei Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #25
Eine solche Einpersonen-Partei gab es im Nachkriegsdeutschland noch nie

Und diese hier?
http://de.wikipedia.org/wiki/Partei_Rech...icher_Offensive

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

15.11.2013 12:50
#27 RE: Einpersonenpartei Antworten

Zitat von Frank Böhmert im Beitrag #26
Und diese hier?

Guter Punkt.
Was nun aber kein gutes Zeichen für die AfD ist ...

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

15.11.2013 15:22
#28 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #25
Wenn das wahr ist (und es sprechen viele Indizien dafür), dann ist VolkerDs Sektenvergleich durchaus angebracht.
Dass sich FDPler hier nicht lange mit differenzierenden Überlegungen aufhalten und lieber zur Abwertung greifen, ist ja verständlich, gerade auch angesichts der eigenen, mehr als erbarmungswürdigen Lage. Bei nüchterner Betrachtung muss man aber konstatieren, dass die Gründe für die Wichtigkeit Luckes andere Gründe haben.

Für eine frisch gegründete Anti-Euro-Partei sind folgende Dinge enorm wichtig: nachgewiesener ökonomischer Sachverstand, glaubhafte Abgrenzung gegen Rechtsaußen, Fernsehwirksamkeit. Lucke bringt nicht nur all das ein. die Gründung der Partei ist auch im Wesentlichen sein Verdienst, seine Idee. Gerade jetzt, in einer Phase, wo es darum geht, die grundsätzliche Einordnung im deutschen Parteienspektrum zu untermauern, braucht diese junge Partei, die eben nicht von Politprofis gegründet wurde (auch nicht von bei kommunistischen Splittergruppen jahrelang in Parteitaktik geschulten), einen Orientierungspunkt, und den stellt Lucke insbesondere auch programmatisch dar. Er steht für die Einordnung als liberal-konservative Partei, und diese Ausrichtung steht z.Zt.. im Konflikt mit den bei dieser Partei zu erwartenden Spinnern: also den ganz allgemein Verwirrten und Grenzdebilen, die sich bei jeder Neugründung einzufinden pflegen, und eben auch den Radikalinskis von ganz Rechts.

Wenn sich dieser Konflikt einmal geklärt hat, und ein größerer inhaltlicher Grundkonsens aus dieser Quasi-Einmann-Gründung eine richtige Partei gemacht haben wird (das Risiko des Scheiterns ist allerdings weiterhin groß), dann verblasst auch die Abhängigkeit von Lucke. Im Moment kann aber nur er dafür sorgen, dass der Großteil der Mitglieder, die auch eine AfD nach Luckeschem Geschmack haben wollen, bei der Stange bleiben und die Attacken von innen und außen ertragen. Ich kann die Parteimails lesen und bekomme von daher eine Ahnung, was da alles abgeht.

Die AfD kann auf Lucke z.Zt. ebenso wenig verzichten wie die CDU auf Merkel, nur um mal die andere, m.E. viel stärker auf die Person als Guru fixierte und inhaltsbefreite Sekte zu nennen. Der Unterschied ist: Merkel wird, wie die anderen Parteichefs in der Regel auch, für ihre Parteiarbeit vom Steuerzahler bezahlt (auch wenn lustige Vorschriften da eine Trennung nicht nur suggerieren, sondern auch durchsetzen wollen). Warum ausgerechnet das jetzt das Kriterium für Seriösität sein soll, muss mir mal unbedingt einer erklären.

Laut Lucke wird ihm übrigens ein "nachgewiesener Verdienstausfall für längstens zehn Monate" ersetzt. Wie sich daraus eine Besserstellung ableiten lässt, müsste man vielleicht diejenigen fragen, die da Zahlen in Umlauf gebracht haben.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

Tiefseetaucher Offline




Beiträge: 353

15.11.2013 16:44
#29 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #24

Von "Ansammeln" kann bei Beamtenpensionen ja keine Rede sein. Er bekommt die Pension abhängig vom Gehalt seiner letzten Stellung. Da ist es (im Gegensatz zu gesetzlich Versicherten) nicht relevant, ob er zwischendurch mal ein paar Jahre aussetzt.


Da muss ich jetzt widersprechen. Bei Beamten wird der Höchstsatz erst nach 40 Dienstjahren erreicht, also ist es für die Pension schon relevant, ob er zwischendurch mal ein paar Jahre aussetzt. Nachzulesen im Beamtenversorgungsgesetz oder Wikipedia.

Ich weiß natürlich nicht, wann Herr Lucke verbeamtet worden ist. Theoretisch wäre es also möglich, dass er unabhängig von irgendwelchen Auszeiten locker die 40 Dienstjahre erreichen wird. Dann wären diese Auszeiten wirklich nicht relevant für die Pension.

A common mistake that people make when trying to design something completely foolproof is to underestimate the ingenuity of complete fools.
Douglas Adams

Störoperator Offline




Beiträge: 88

16.11.2013 14:28
#30 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #24
Ich sehe noch nicht, daß ein Bundesvorsitz wirklich eine hauptamtliche Tätigkeit sein muß. Schon gar nicht bei einer kleinen Partei mit sehr einfachen Strukturen.
Wenn man einen solchen Vorsitz nicht mehr ehrenamtlich machen kann (weil die Erwartungshaltung der Partei zu hoch ist), dann werden die Möglichkeiten, sich für so einen Vorsitz zu bewerben, ziemlich eingeschränkt. Ich weiß nicht, ob die AfD diese Konsequenz bedacht hat und wirklich will.


Die (jede) Partei, einschließlich ihrer Basis, sollte sich sicherlich gründlich Gedanken zu dem Thema machen, nicht zuletzt auch wegen potentieller Kontroversen, die durch bezahlte Posten ausgelöst werden können.
Allerdings gibt es m. E. auch einiges, was für eine hauptamtliche Tätigkeit spricht, neben den schon in dieser Diskussion genannten und auch den von Ihnen im Blogbeitrag wiedergegebenen nicht zuletzt auch eben die „Rekrutierungsbasis“, die ich als gar nicht unbedingt eingeschränkt sehe. Es gibt sicherlich potentielle Kandidaten, die den Job nicht machen können, wenn er als hauptamtlich definiert ist, auf der anderen Seite stehen aber die, die rein zeitlich nicht neben ihrer Arbeit Parteivorsitzender sein können, man denke an Landwirte, Kleinunternehmer (die sich vertreten lassen können), Menschen, die auf Honorarbasis arbeiten, ….
Ich denke beide Lösungen haben ihre Vor- und Nachteile und man kann keine von beiden als grundsätzlich schlechter ansehen.

Frank Böhmert Offline




Beiträge: 927

16.11.2013 16:12
#31 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #28
Laut Lucke wird ihm übrigens ein "nachgewiesener Verdienstausfall für längstens zehn Monate" ersetzt.

Interessant. Danke! Dann bin ich mal gespannt, wie sich das zurechtruckelt.

TF Offline



Beiträge: 281

16.11.2013 17:31
#32 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Zunächst mal ist ein bezahlter Parteivorsitzender nichts Neues, das gibt es auch bei den Grünen, wo diese Konstruktion wegen der ursprünglichen strikten Trennung von Partei- und Staatsämtern entstand. Das Amt eines Bundesparteivorsitzenden ist – Splitterparteien ausgenommen – kaum mit einer normalen Berufstätigkeit zu vereinbaren, wenn man den Posten wirklich ausfüllen will. Die AfD hat formal drei Sprecher, faktisch ist aber Lucke der Chef und mindestens einer muss die Partei natürlich tatsächlich nach außen repräsentieren. Normalerweise wird der Parteivorsitz mit einem Abgeordneten- und/oder Ministeramt kombiniert, wodurch dann die wirtschaftliche Basis gegeben ist. Die AfD hat jetzt das Problem, einerseits eine zumindest vorläufig relevante politische Partei zu sein, andererseits aber eben über keine Abgeordneten oder Regierungsmitglieder zu verfügen. Da ist vorläufig kaum eine andere Lösung realistisch, als Lucke über die Partei zu bezahlen. Das wird aber nicht von Dauer sein. Lucke wird kommendes Jahr bei der Europawahl kandidieren. Die AfD wird sehr wahrscheinlich mindestens 3% bekommen und Lucke wird Europaabgeordneter. Sollte die AfD die 3% nicht schaffen, darf man sie als gescheitert ansehen und Lucke dürfte auf seinen alten Posten zurückkehren So ist auch die Befristung auf 10 Monate plausibel.

Ich kann nicht erkennen, wo hier ein diskussionswürdiges Problem liegen soll.

michael m. Offline



Beiträge: 26

18.11.2013 20:20
#33 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Zitat
Zitat von Calimero im Beitrag #18
Ich kenne mich da nicht so aus, aber wird ein Beamten-Bruttogehalt genauso geschröpft wie ein Nichtbeamtensalär? Sprich: Wenn er jetzt brutto auch mehr hat, ist dann sein Netto zwangsläufig auch höher?

und muss vermutlich seine Krankenversicherung komplett selbst zahlen, die Kosten dafür sind stark von Gesundheitszustand, Alter, Familie, etc. nicht aber dem Gehalt abhängig, da er kaum eine Chance haben dürfte in die GKV zu wechseln.



öhm, greift bei der derzeitigen gesetzeslage nicht auch das problem von obamacare?

ich versichere mich in jungen jahren privat und wechsle, wenn ich krank bin, in den 'gkv-tariv' der privaten versicherung?

;)

Störoperator Offline




Beiträge: 88

18.11.2013 21:32
#34 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Zitat von michael m. im Beitrag #33
öhm, greift bei der derzeitigen gesetzeslage nicht auch das problem von obamacare?

ich versichere mich in jungen jahren privat und wechsle, wenn ich krank bin, in den 'gkv-tariv' der privaten versicherung?

;)


Diesen „GKV-Tarif“, wie Sie es nennen, bieten die PKVs in der Tat nur gezwungenermaßen an. Ich meine aber, der gesetzliche Höchstsatz für diesen Tarif (der natürlich auch der ist, der erhoben wird), entspricht, wenn ich mich richtig erinnere, etwa dem der GKV bei einem Einkommen der Beitragsbemessungsgrenze (≈45 000 €), ist also erst ab dem Einkommen etwa dem Tarif der GKV. Ob da eine Familienversicherung inklusive ist weiß ich nicht – eher nicht.
Das Problem dürfte damit deutlich kleiner sein als in den USA, da nur wenige privat versichert sind (sein dürfen), und von diesen wiederum viele gar nicht bei stark gestiegenen Beiträgen vom Zwangstarif der PKV (der für sie nicht dem Tarif der GKV entspricht) profitieren.

Was hat Obamacare eigentlich mit Herrn Lucke zu tun? Da konnte ich Ihnen nicht folgen.

VolkerD Offline



Beiträge: 101

19.11.2013 14:51
#35 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

http://m.welt.de/article.do?id=politik%2...nhaften-Zustand

Zitat
Zu den Interna, mit denen sich die Partei derzeit beschäftigt, zählt unter anderem das Gehalt für Bernd Lucke, dass die Lücke zwischen seinem vollen Professorengehalt und seinen durch Teil-Beurlaubung reduzierten Bezügen schließen soll. Von einer Selbstbedienungsmentalität ist die Rede. Andere verweisen auf die Parteisatzung, die es dem Vorstand nicht erlaube, über eine Bezahlung seiner Mitglieder eigenmächtig zu entscheiden. Lucke weist die Vorwürfe zurück. "Das ist falsch. Es gibt kein solches Verbot", sagte er der "Welt".

Ein weiterer Streitpunkt ist die Herkunft von einer Million Euro wenige Wochen vor der Bundestagswahl. Das Geld floss in zwei Tranchen von je 500.000 Euro auf ein Konto der Partei. Es handelt sich dem Vernehmen nach um ein Darlehen eines mit der AfD sympathisierenden Unternehmers. Er soll der Partei außergewöhnlich gute Konditionen eingeräumt haben. Offenbar aber sind heute nicht mehr alle mit der Annahme dieses Darlehens einverstanden. Einige Landesvorstände hätten Lucke dafür kritisiert, heißt es. Sie sorgten sich um die Rückzahlung und fürchteten den Unmut ihrer Mitglieder.

Lucke hatte sich mit Blick auf den Bundestagswahlkampf für das Darlehen entschieden. "Ohne die Million hätten wir niemals so professionell agieren können", räumt ein hochrangiges AfD-Mitglied ein. Anscheinend gab es jedoch keine demokratische Abstimmung über die Darlehensaufnahme. Sie soll eine einsame Entscheidung des Vorstands gewesen sein – gegen erheblichen Widerspruch aus den Ländern.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

20.11.2013 12:26
#36 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #28
Dass sich FDPler hier nicht lange mit differenzierenden Überlegungen aufhalten ...

Was das Thema selber anbetrifft sollte bei genauer Lektüre schon klar geworden sein, daß hier sehr wohl differenziert wird und ich die AfD eben NICHT für diese Idee kritisiere.
Und VolkerDs Sektenvergleich bezog sich auf das Verhalten gewisser AfD-Anhänger. Die benehmen sich in der Tat manchmal in einer Weise, die schwer erträglich ist - und das darf man auch als Angehöriger einer anderen Partei so sagen.

Zitat
Bei nüchterner Betrachtung muss man aber konstatieren, dass die Gründe für die Wichtigkeit Luckes andere Gründe haben.


Daß Lucke für die AfD wichtig ist, ist völlig unbestritten und auch nicht zu kritisieren. Wenn es aber tatsächlich so wäre (bitte den Kontext nicht ausblenden!), daß nur Lucke den Unterschied zwischen einer 0,5%-Splitterpartei und dem jetzigen Stand der AfD ausmacht - dann wäre das weit mehr als nur eine wichtige Rolle.
Mir sind Parteien grundsätzlich suspekt, die sich zu sehr an einer einzigen Person ausrichten (siehe auch das Beispiel "Schill").

Zitat
Die AfD kann auf Lucke z.Zt. ebenso wenig verzichten wie die CDU auf Merkel


Wenn es Merkel morgen nicht mehr geben würde, dann hätte die CDU eine Nachfolgekrise, sie hätte einige Prozent weniger, falls überraschend eine Bundestagswahl käme - aber sie hat selbstverständlich Substanz genug, um auf Merkel verzichten zu können.

Zitat
Laut Lucke wird ihm übrigens ein "nachgewiesener Verdienstausfall für längstens zehn Monate" ersetzt.


Das ist neu und stand nicht in den bisherigen Presseartikeln.
Es wäre m. E. (auch bei anderen Parteien) seriös, wenn die entsprechenden Beschlüsse mit ihren Nebenregeln jedem Parteimitglied bekannt gemacht würden.

Wobei ich das "längstens zehn Monate" nicht gut finde. Da wird offensichtlich (wurde hier ja auch schon thematisiert) darauf spekuliert, daß Lucke demnächst als MdEP bezahlt wird. Was ja grundsätzlich ok ist.
Nur: Dann soll man das halt auch als klare Regel formulieren à la "Der Vorsitzende bekommt X,- pro Monat, Einkünfte aus Mandaten werden damit verrechnet". Dann ist die Sache klar und gilt grundsätzlich, wäre auch entsprechend klar vor der nächsten Vorsitzendenwahl.
Denn es ist ja nicht damit zu rechnen, daß diese 10-Monats-Begrenzung bleibt, falls Lucke aus irgendeinem Grund NICHT ins EP käme. Nach den aktuellen Erfahrungen müßte man damit rechnen, daß er dann die Bezahlung durch einen neuen Beschluß ohne Befristung weiter bekäme.

Es ist dieses ad-hoc-Entscheiden und diese Personenbezogenheit, die mich hier stört. Es wird nicht nach VORHER beschlossenen und für alle gültigen Regeln bezahlt, sondern das Geld fließt willkürlich nach Einzelentscheidungen.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

25.11.2013 12:07
#37 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Das Thema zieht Kreise.
Wobei es bei den Piraten hier in erster Linie um den Posten des Geschäftsführers geht. Das ist eigentlich ein ausführender Parteiangestellter und bekommt in der Regel auch bei anderen Parteien Bezahlung.
Es wird bei den Piraten aber wohl auch über die Bezahlung von Vorstandsposten nachgedacht. Wobei ich es persönlich für fraglich halte, ob dafür künftig überhaupt noch Geld da sein wird - die Überlebenschancen der Partei sind ja fragwürdig.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

25.11.2013 19:31
#38 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #36
Und VolkerDs Sektenvergleich bezog sich auf das Verhalten gewisser AfD-Anhänger. Die benehmen sich in der Tat manchmal in einer Weise, die schwer erträglich ist - und das darf man auch als Angehöriger einer anderen Partei so sagen.
Dann sollte man das auch so sagen und sich nicht auf nachträgliche Exegese verlegen. Finde ich.
Zitat von R.A. im Beitrag #36
Wenn es aber tatsächlich so wäre (bitte den Kontext nicht ausblenden!), daß nur Lucke den Unterschied zwischen einer 0,5%-Splitterpartei und dem jetzigen Stand der AfD ausmacht - dann wäre das weit mehr als nur eine wichtige Rolle.
Mir sind Parteien grundsätzlich suspekt, die sich zu sehr an einer einzigen Person ausrichten (siehe auch das Beispiel "Schill").
Ich sehe es jedenfalls so, dass die AfD ohne Lucke nichts ist. Wer das für suspekt hält, muss jede nicht-linke Parteineugründung für suspekt halten. Auf der Linken ist es nicht nur denkbar, sondern wird auch praktisch so angepackt, dass Neugründungen eher personenunabhängig erfolgen, sondern vor allem programmatisch ausgerichtet sind. Wie soll aber auf der "Rechten" (jetzt mal relativ auf Deutschland bezogen, wo alle Parteien in vielen anderen Ländern als "links" gelten würden) Programmatik anziehend wirken, wenn schon die "rechtesten" demokratischen Parteien im Bundestag Programme eher als Hindernis auf dem Weg zum "pragmatischen" Machterhalt betrachten und auf diese bezogene Debatten gänzlich unüblich sind - bei der Union werden Programmpunkte von einem parteivorsitzenden Kanzler dekretiert und hinterher von der Partei in einem Hochamt abgesegnet. Gute römisch-katholische Tradition halt.

Rechte Parteien sind meistens personenbezogen. Vermutlich liegt das an genau denselben Eigenarten der Menschen, die sie ihren Ideen folgen lässt. Es ist darüber hinaus auch so: Man kann als "rechte" Partei alles Mögliche in ein Programm hineinschreiben, man wird nie daran gemessen, sondern an irgendwelchen Aussagen von irgendwelchen Typen, in denen dann das "wahre Gesicht" der Partei offenbar werden soll. Lucke hat den Spagat bisher geschafft, den Wählern und Mitgliedern eine kompetente Alternative zur merkelschen Alternativlosigkeit zu vermitteln und gleichzeitig überzeugend gegen rechtsradikale Tendenzen einzutreten. Lucke verkörpert sozusagen eine "Vorwende-CDU", und das ist in Deutschland die einzige Klammer, die eine Partei rechts von der Union zu mehr als 5% verhelfen kann.

Euro-Kritiker wie ich haben natürlich die Hoffnung, dass daraus mal mehr entstehen kann, dass sich die Partei von ihrem Vorsitzenden unabhängiger machen kann. Aber zur Zeit wäre das Selbstmord. Noch ist das Verhältnis von Spinnern zu Normalos als aktive Mitglieder der Partei nicht klein genug. Erst müssen von den einen viele resigniert raus und von den anderen viele ermutigt rein, damit daraus was wird. In der Phase ist die Partei gerade. Die Weichen werden gerade gestellt. Ereignisse in Hessen, Baden-Württemberg und Berlin künden davon.

Die FDP sollte sich allerdings keine falschen Hoffnungen machen. Es geht sehr schnell, Vertrauen zu verspielen, aber es dauert sehr, sehr lange, wieder welches aufzubauen. Wenn man es denn überhaupt will. Ich könnte mir zukünftig auch vorstellen, mein Kreuz bei der Wahl durch einen Zufallsgenerator bestimmen zu lassen.

Zitat von R.A. im Beitrag #36
Wenn es Merkel morgen nicht mehr geben würde, dann hätte die CDU eine Nachfolgekrise, sie hätte einige Prozent weniger, falls überraschend eine Bundestagswahl käme - aber sie hat selbstverständlich Substanz genug, um auf Merkel verzichten zu können.
Wenn die CDU ein Viertel ihrer Wähler verliert, ist sie immer noch stärker als die SPD. Wenn die AfD ein Viertel ihrer Wähler verliert, ist sie praktisch nicht mehr existent.
Zitat von R.A. im Beitrag #36
Das ist neu und stand nicht in den bisherigen Presseartikeln.
Es wäre m. E. (auch bei anderen Parteien) seriös, wenn die entsprechenden Beschlüsse mit ihren Nebenregeln jedem Parteimitglied bekannt gemacht würden.
Von einer solchen Bekanntmachung habe ich es auch.
Zitat von R.A. im Beitrag #36
Es ist dieses ad-hoc-Entscheiden und diese Personenbezogenheit, die mich hier stört. Es wird nicht nach VORHER beschlossenen und für alle gültigen Regeln bezahlt, sondern das Geld fließt willkürlich nach Einzelentscheidungen.
Ja, gut, meinetwegen. Ist eben so. Aber die Partei hat schon noch ganz andere Probleme.

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L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

schattenparker Offline



Beiträge: 150

28.11.2013 01:11
#39 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Jedem Marketing-Fachmann ist völlig klar, daß es zwei wichtige Variablen bei Werbung und Öffentlichkeitsarbeit gibt - und das sind Bekanntheit und Image.

Eine neue Partei ist notwendig darauf angewiesen, daß ihr Führungspersonal - und wenn es nur eine Person ist, dann eben diese eine Person - bekannt ist und ein Image als kompetenter Problemlöser aufbaut. Die Partei wird dann als so kompetent angesehen, wie die jeweilige Führungsperson. Erst langsam, gaaaanz langsam, dringen weitere Namen in das Bewußtsein der Wähler: Dobrindt kann auch CSU, Schäuble kann CDU, Nahles darf SPD, etc.

Von einer nicht mal 1 Jahr alten Partei zu erwarten, sie sei schon jenseits des "Personenkults", ist einigermaßen naiv.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

28.11.2013 11:24
#40 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #38
Ich sehe es jedenfalls so, dass die AfD ohne Lucke nichts ist.

Scheint dann also wirklich so zu sein - und damit ist die AfD für mich völlig unten durch. Trotz einer Reihe von inhaltlichen Gemeinsamkeiten und unabhängig davon, wo sie sich in den nächsten Monaten programmatisch positioniert.
So eine Personenfixiertheit ist mir persönlich zutiefst zuwider, dafür würde ich mich nie politisch engagieren.

Zitat
Wer das für suspekt hält, muss jede nicht-linke Parteineugründung für suspekt halten.


Nein. Nicht-links bedeutet nicht automatisch die Dominanz von Personen über Programmatik.

Zitat
Auf der Linken ist es nicht nur denkbar, sondern wird auch praktisch so angepackt, dass Neugründungen eher personenunabhängig erfolgen, sondern vor allem programmatisch ausgerichtet sind.


Das kann man so nicht sagen.
Zum Einen ist gerade die Linke berüchtigt für Personenkult und Sektiererei. Nicht umsonst werden wesentliche linke Strömungen (und "Abweichler"-Bewegungen) nach ihren Anführern benannt, nicht nach inhaltlichen Unterschieden.
Und zum Anderen ist es im nicht-linken Spektrum völlig üblich, Parteien nach programmatischen Gesichtspunkten zu gründen. Eine liberale Partei ist gar nicht anders denkbar, das gilt eigentlich auch für christliche oder nationalistische Parteien (die allerdings auch links sein können).

Zitat
bei der Union werden Programmpunkte von einem parteivorsitzenden Kanzler dekretiert


Die programmatischen Defizite der deutschen Union bedeuten nicht, daß bürgerliche Parteien grundsätzlich so verfaßt sein müssen. Diese Aushöhlung bzw. der Verzicht auf konservative oder christliche Positionen wird ja auch von vielen (Ex-)Mitgliedern und Wählern sehr negativ bewertet.

Zitat
Rechte Parteien sind meistens personenbezogen.


Es gibt solche Fälle, aber schon das "meistens" sehe ich nicht, geschweige denn daß das eine allgemeine Regel wäre.

Zitat
Man kann als "rechte" Partei alles Mögliche in ein Programm hineinschreiben, man wird nie daran gemessen, sondern an irgendwelchen Aussagen von irgendwelchen Typen, in denen dann das "wahre Gesicht" der Partei offenbar werden soll.


Das kommt darauf an. Wenn in einem Programm klare Inhalte drinstehen, dann wird die Partei auch daran gemessen. Wenn geschwurbelt wird, hält man sich ersatzweise an Einzeläußerungen.
Und wenn Programm und Promi-Äußerungen sich widersprechen, dann ist das natürlich immer ein gefundenes Fressen für die Öffentlichkeit, bei rechten wie linken Parteien.

Zitat
Lucke hat den Spagat bisher geschafft, den Wählern und Mitgliedern eine kompetente Alternative zur merkelschen Alternativlosigkeit zu vermitteln und gleichzeitig überzeugend gegen rechtsradikale Tendenzen einzutreten.


Richtig. Er repräsentiert in der Medienwahrnehmung die AfD. Wobei ich es interessant finde, daß zwischen kompetenter Alternative und Abwehr von Rechtsradikalismus ein Spagat nötig sein soll. Ich würde das im Gegenteil für deckungsgleich halten.

Trotzdem ist es ein entscheidender Unterschied, ob jemand erfolgreich die Inhalte einer Partei nach außen transportiert - oder ob er selber der Inhalt ist.

Zitat
Noch ist das Verhältnis von Spinnern zu Normalos als aktive Mitglieder der Partei nicht klein genug. Erst müssen von den einen viele resigniert raus und von den anderen viele ermutigt rein, damit daraus was wird.


Schon richtig - aber das kann doch nur über Inhalte erfolgen. Die Falschen sollten resignieren, weil sie im Programm ihre Wünsche nicht mehr finden, und die Richtigen sollten damit motiviert werden.
Statt dessen scheint das Kriterium zu sein: Wen Lucke mag, der darf rein und Karriere machen, wen Lucke nicht mag, der soll gehen.

Zitat
Die FDP sollte sich allerdings keine falschen Hoffnungen machen.


Was immer die FDP sich an Hoffnungen macht - mit der AfD oder deren weiterem Verbleib hat das nur sehr wenig zu tun. Das wesentliche Wählerreservoir, daß die FDP für ihren Wiederaufstieg anzapfen muß, hat im September CDU gewählt.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

28.11.2013 13:53
#41 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #40
Zitat von Rayson im Beitrag #38
Ich sehe es jedenfalls so, dass die AfD ohne Lucke nichts ist.

Scheint dann also wirklich so zu sein - und damit ist die AfD für mich völlig unten durch. (...) So eine Personenfixiertheit ist mir persönlich zutiefst zuwider, dafür würde ich mich nie politisch engagieren.

Nuja, ganz so drastisch ist es ja nun nicht. Ich habe hier ja die Gründung des Hamburger Landesverbands der AfD als Gast miterlebt, und da waren doch einige interessante und (in meiner Wahrnehmung) integre Leute beteiligt. Lucke scheint mir da auch kein "Großer Vorsitzender" zu sein, kein Geert Wilders oder Ronald Schill, sondern eher ein Kristallisationskeim. Kern einer Zelle aus auch schon 50 Leuten, an die sich immer mehr Gleichgesinnte anhängen konnten.
Lucke ist aber auch das mediale Aushängeschild der AfD. Im TV zumindest, - und darauf kommt es an. "Der jungenhafte Professor" hat schon bewiesen, dass er demokratieabgabenfinanzierte Tribunalsendungen als moralischer Sieger überleben kann. Das ist ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Dieses sollte tunlichst nicht "beschädigt" werden, könnte die Intention sein. Deshalb die herausgehobene Stellung Luckes. Man hat bisher einfach noch niemanden gefunden, der als medialer Sidekick mit Vertreteranspruch fungieren könnte. Oder besser - man hat es noch nicht versucht. Denn allzuviele Versuche dürften der AfD hier nicht eingeräumt werden.

Was auch absolut gegen eine Personenfixiertheit, also eine Art Personenkult spricht: Lucke ist zwar eloquent, aber (in meinen Augen) kein mitreißender Redner. Kein wortgewaltiger Charismat, sondern eher ein Harmlosigkeit ausstrahlender Sympath mit zu hoher Stimme.
Die medial üblichen, rituellen Attributierungen, wie Rattenfänger oder Rechtsrandfischer, haben bei Lucke kaum das Potenzial haften zu bleiben. Jedenfalls nicht bei unkonditioniertem Publikum. Das ist schon ein Wert an sich, und diesen Wert möchte man seitens der AfD sicherlich bewahren. Das bedeutet aber nicht, dass die Truppe ohne Lucke nichts ist. Sorry, als ich Lucke da in Hamburg habe reinkommen sehen, mit Anzughose, Freizeitjacke und Studentenrucksack, ging nicht gerade ein Ruck durch die Anwesenden. Einige haben ihn wahrscheinlich erst bemerkt, als er vom Versammlungsleiter begrüßt wurde. Keine Spur von Personenfixiertheit.

Beste Grüße, Calimero

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Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

28.11.2013 14:20
#42 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #41
Nuja, ganz so drastisch ist es ja nun nicht.

Tja, wäre ja auch meine Hoffnung gewesen.
Aber diverse Leute hier (die offenbar die AfD-Interna besser kennen als ich) haben das so dargestellt.

Zitat
Lucke scheint mir da auch kein "Großer Vorsitzender" zu sein ...


Zum Gründungszeitpunkt war er es m. E. wohl wirklich nicht.
Aber eine gewisse Entwicklung in diese Richtung scheint es schon zu geben.

Zitat
Man hat bisher einfach noch niemanden gefunden, der als medialer Sidekick mit Vertreteranspruch fungieren könnte. Oder besser - man hat es noch nicht versucht. Denn allzuviele Versuche dürften der AfD hier nicht eingeräumt werden.


Ich würde der AfD auch nicht raten, ohne Not ihr Zugpferd abzuräumen. Wie überhaupt der ganze Aufhänger nicht war, Luckes besondere Bedeutung zu schmälern.
Kritisch wird es m. E. aber, wenn ein Vorstand deswegen durchaus beträchtliche Geldsummen als reine Nasenprämie verteilt.

Zitat
Lucke ist zwar eloquent, aber (in meinen Augen) kein mitreißender Redner.


Nun ja, die Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Gibt ja offenbar Leute, die Lucke für mitreißend genug finden, daß sie die AfD ohne Lucke als 0,5% Splitterpartei sehen.

Zitat
Sorry, als ich Lucke da in Hamburg habe reinkommen sehen, mit Anzughose, Freizeitjacke und Studentenrucksack, ging nicht gerade ein Ruck durch die Anwesenden.


Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das aber schon einige Zeit her?
Könnte heute also durchaus anders aussehen.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

28.11.2013 14:38
#43 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #42
Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das aber schon einige Zeit her?

Etwa 8 Monate.

Zitat
Könnte heute also durchaus anders aussehen.


Durchaus möglich. Einige Talksendungen, Rattenfängerkampagnen und 'ne Bundestagswahl später halt. Ich finde es ja auch irritierend, dass man außer von Lucke bisher nur was von Alexander Gauland (u.a. Bismarck) und Frauke Petry (social networks) wahrgenommen hat. Nur, liegt das jetzt an der nichts anbietenden AfD oder an den nicht nachfragenden Medien?

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Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

28.11.2013 15:06
#44 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Btw, hier ein aktuelles Interview mit Lucke. Auch zur innerparteilichen Demokratie und der Sicht auf 1-Mann-Parteien. ;)
Ach ja, wenn die Grokos sich mit Regierungsbildung und Hauptausschuss noch bis in den Mai hinein retten könnten, gehörte ihnen die Medienmanege noch bis zur Europawahl allein.

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R.A. Offline



Beiträge: 8.171

28.11.2013 15:25
#45 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #43
Ich finde es ja auch irritierend, dass man außer von Lucke bisher nur was von Alexander Gauland (u.a. Bismarck) und Frauke Petry (social networks) wahrgenommen hat. Nur, liegt das jetzt an der nichts anbietenden AfD oder an den nicht nachfragenden Medien?

Ich würde mal vermuten, es liegt in erster Linie an den Medien.
Wobei das journalistisch durchaus zu rechtfertigen ist. Eine kleine Partei außerhalb des Parlaments und fern jeder Verantwortung hat auch nicht viel mehr Beachtung verdient als eine Meldung alle paar Wochen - und dann fokussiert sich das automatisch auf den Vorsitzenden. Die Piraten und die FDP kriegen auch nicht viel mehr, obwohl sie immerhin wenigstens in Landtagen sitzen.

Die Ausnahme waren immer die Grünen. Die haben auch in schwachen Oppositionszeiten viel mehr Medienaufmerksamkeit bekommen als journalistisch zu rechtfertigen war.

Zitat
Btw, hier ein aktuelles Interview mit Lucke.


Wo halt wieder die Frage aufkommt: Sind das seine privaten Positionen? Oder die der AfD? Obwohl kein AfD-Gremium die beschlossen hat?

Bzw. bei der Rente HAT die AfD Mehrausgaben beschlossen, die durchaus dem ähneln, was Lucke hier (m. E. zu Recht) bei der GroKo kritisiert ...
Aber m. W. gibt es keine AfD-Programmatik zu Mindestlohn oder Mietbremse. Was Lucke da erzählt, finde ich persönlich sehr ok. Aber wird das nun ins Programm kommen? Wo steht überhaupt die Programmarbeit bei der AfD?

Zitat
Auch zur innerparteilichen Demokratie und der Sicht auf 1-Mann-Parteien. ;)


Jau. "Die AfD hingegen legt viel Wert auf Basisdemokratie."
Wobei ich ihm das als persönliche Position sogar abnehme. Ich glaube nicht, daß er gerne der große Parteidiktator sein möchte.
Aber in der AfD-Praxis (wie man sie halt lückenhaft mitbekommt) sehe ich wenig Neigung zur Basisdemokratie, aber viel Sehnsucht danach, daß der große Chef die Gerechten von den Ungerechten scheiden möge.

Bezeichnend z. B. aus den Kommentaren unter dem Artikel: "Wir müssen an der Basis die Ideen von Prof. Lucke umsetzen."
Das hätte auch ein Maoist sagen können. Basisdemokratisch wäre umgekehrt, daß der Vorsitzende die Ideen der Basis umsetzt.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

30.11.2013 00:37
#46 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #40
So eine Personenfixiertheit ist mir persönlich zutiefst zuwider, dafür würde ich mich nie politisch engagieren.
Die "Fixiertheit" ist von dir. Im Moment ist Lucke aber "nur" von großer Wichtigkeit, gerade für die inhaltliche Positionierung. Es ist nun mal so, dass die Mehrheit der neuen Mitglieder wohl aus relativ parteiunerfahrenen Leuten ohne besondere Agenda, aber mit einem meist nicht ideologisch unterfütterten Unwohlsein besteht, denen dann die konvertierten Profis und die üblichen Spinner schnell den Schneid abkaufen könnten. Lucke versucht da, Einfluss zu nehmen. In wirtschaftlichen Fragen hat sein Wort natürlich besonderes Gewicht, wie auch das des - ehemaligen und vielleicht auch wieder zukünftigen - Vorsitzenden in NRW, Alexander Dilger. Es gibt Parteien, da sucht man vergleichbare ökonomische Kompetenz an der Spitze vergebens... Ansonsten ist seine Meinung wichtig, wenn es um die Abgrenzung gegen Versuche von Rechtsaußen geht, die xte ausländerfeindliche Partei zu etablieren. Für alles andere sehe ich keine Vorgaben. In den Nicht-Euro-Themen ist die Partei als Protestpartei naturgemäß sehr heterogen zusammengesetzt. Ich würde es bevorzugen, sie bliebe Protestpartei (für etwas anderes brauche ich sie nicht), aber irgendwie scheinen solche Parteien ja immer zu glauben, ihren Markenkern unbedingt verwässern zu müssen.
Zitat von R.A. im Beitrag #40
Diese Aushöhlung bzw. der Verzicht auf konservative oder christliche Positionen wird ja auch von vielen (Ex-)Mitgliedern und Wählern sehr negativ bewertet.
Um dann doch wieder brav Merkel zu wählen, ohne die ja alles viel schlimmer käme.
Zitat von R.A. im Beitrag #40
Zum Einen ist gerade die Linke berüchtigt für Personenkult und Sektiererei.
Für letzteres ja, aber für ersteres doch eher nicht.
Zitat von R.A. im Beitrag #40
Schon richtig - aber das kann doch nur über Inhalte erfolgen. Die Falschen sollten resignieren, weil sie im Programm ihre Wünsche nicht mehr finden, und die Richtigen sollten damit motiviert werden.
Statt dessen scheint das Kriterium zu sein: Wen Lucke mag, der darf rein und Karriere machen, wen Lucke nicht mag, der soll gehen.
Ich weiß nicht, woher du diese Meinung nimmst. Dass es irgendwo ums "Mögen" ginge, konnte ich in meinen Beobachtungen bisher nicht feststellen. Es gibt in einigen Landesverbänden der AfD z.Zt. personellen Zwist, mit dem aber Lucke nur dann etwas zu tun hat, wenn er als Schlichter zu Hilfe gerufen wird. Wie ich das sehe, müssten da erst ein paar übergroße Egos auf Lebensgröße zurechtgestutzt werden. Es ist wirklich faszinierend zu sehen, wie fanatisch und fixiert manche Leute da vorgehen. Wie im Netz - wenn da ein Forum nicht von einem strengen Moderator geleitet wird, wird daraus in kürzester Zeit auch die Spielwiese von egomanischen Streithähnen, egal, welches Thema da ursprünglich behandelt wurde. Und dann gibt es eben die inhaltliche Diskussion, wo sehr viele Leute gerne ihr privates politisches Steckenpferd in einem Parteiprogramm wiedersehen möchten - da geht es darum, wirren und radikalen Ideen keinen Raum zu geben.

All das ist ziemlich normal für eine Partei mit dieser kuzen Entstehungsgeschichte, die auch nicht als reine Abspaltung einer anderen Partei entstand. Wenn diese Phase überstanden ist, und dank der GroKo könnte das durchaus der Fall sein, wenn irgendwann auch noch Mandate dazukommen sollten, dann wird auch die Bedeutung Luckes normalere Dimensionen annehmen. Im Moment machen aber 2 Prozentpunkte den Unterschied zwischen Hopp oder Top aus, und weil diese Partei noch in diesem Alles-oder-nichts-Spiel drin ist, ist Lucke, an dem ziemlich sicher so viele Prozentpunkte hängen (was im Vergleich zu Größen in anderen Parteien eher lächerlich ist - nur weil die FDP keine solchen Figuren hat, ist bei dir da vielleicht eine Entwöhnung eingetreten...) noch von existenzieller Bedeutung.

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L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

30.11.2013 18:16
#47 RE: Ehrenamt oder Pfründe Antworten

Das hier beschreibt es IMHO ganz gut, was da gerade abgeht in der AfD: http://www.faz.net/aktuell/politik/inlan...d-12687593.html

Zitat von FAZ.net
Alte Rechnungen werden beglichen. Schaumschläger, Alpha-Tiere, Choleriker und Trickbetrüger nennen sich Parteifreunde untereinander. Journalisten erhalten Hinweise, welche Vorstandsmitglieder allenfalls über fragwürdige Hochschulabschlüsse verfügten und wer zu welchem Zeitpunkt von welcher Firma aus ehrenrührigen Gründen entlassen wurde. Es werden Briefe verschickt, Parteifreunde seien in Betrügereien bei der Aufstellung der Bundestagskandidaten verwickelt gewesen. Im Flüsterton wird informiert, wer ein Antisemit sei, dafür gebe es Zeugen, die Telefonnummern gebe man gern weiter.



Zitat von FAZ.net
Hübner hatte gesagt, dass nicht der NSU-Terror, sondern kriminelle Ausländer das Problem seien.


Zitat von FAZ.net
er habe im Unterricht lediglich gesagt: „Neger gehören nicht nach Amerika, weil sie als Sklaven dorthin gekommen sind.“


Zitat von FAz.net
Weber gilt als Fürsprecher einer mindestens rechtspopulistischen Ausrichtung der Partei. Er wettert in dem sozialen Netzwerk Facebook gegen das „US-Imperium“ und die „Holocaust-Industrie“ der Jewish Claims Conference, die Entschädigungen für Holocaust-Opfer „erpresse“.



Da müssen die durch.

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