Die Große Koalition ist in Amt und Würden. Als Überraschung gilt die Ernennung Ursula von der Leyens zur Verteidigungsministerin. Vielerorts gilt diese Personalie als Erfolg für die Niedersächsin. Hier wird eine etwas andere Lesart vertreten.
Lieber Noricus, Du hast nicht unrecht, aber das ist nur die eine Seite der Medaille, nämlich die Merkelsche, die keine Fürsten (oder Fürstinnen) neben sich zulässt. Es gibt aber auch eine andere, die des UvD Leyen, und die sieht so aus: "Wenn Mutti meint, mich hier verheizen zu können, werde ich ihr die Suppe versalzen. Jeder erwartet mein Scheitern, so dass, wenn ich wider Erwarten Erfolg habe, mein Stern um so höher leuchten wird. Angesichts der Probleme meiner Vorgänger würde man sogar ein Scheitern nicht unbedingt mir anlasten. Ich kann also nur gewinnen."
Ich vermute, dass UvD Leyen von allen bisherigen Verteidigungsminstern diejenige sein wird, die in der Truppe und im Ministerium die beliebteste ist. Sie wird als die Fürsprecherin aller Soldaten angesehen werden und sich damit allseits Respekt und Zuneigung verdienen. Warum? Weil es ihrer innersten Neigung entspricht? Quatsch. Weil genau das der Trick ist, die nächsten vier Jahre als Erfolg aussehen zu lassen. Und vielleicht müssen es ja auch nur zwei werden.
Meine bescheidene Erfahrung im Management von nicht allzu unbekannten Unternehmen sagt mir jedenfalls, dass UvD Leyens Chancen durch dieses Amt steigen, nicht fallen.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat von Noricus im Beitrag #1Die Große Koalition ist in Amt und Würden. Als Überraschung gilt die Ernennung Ursula von der Leyens zur Verteidigungsministerin. Vielerorts gilt diese Personalie als Erfolg für die Niedersächsin. Hier wird eine etwas andere Lesart vertreten.
Die neue Verteidigungsministerin wird bald Gelegenheit bekommen zu zeigen, wie die bündnispolitische Ausrichtung der neuen Regierung aussieht. Aber sollte sie es schaffen auch nur das Image der Bundeswehr in Deutschland zu verbessern, hätte sie schon viel erreicht und ihre Amtszeit wäre ein Gewinn für das Land.
Zitat von Rayson im Beitrag #2 Meine bescheidene Erfahrung im Management von nicht allzu unbekannten Unternehmen sagt mir jedenfalls, dass UvD Leyens Chancen durch dieses Amt steigen, nicht fallen.
Das stelle ich auch gar nicht in Abrede. Nur - von der Leyens Chancen werden dadurch nicht raketenartig steigen. Es ist durchaus möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich, dass nach vier (oder auch schon zwei) Jahren ein positives Fazit der Amtsführung der Frau von der Leyen gezogen wird. Es wird aber meines Erachtens nicht der Zeitpunkt kommen, an dem Merkel von der Parteibasis und/oder der veröffentlichten Meinung dazu gedrängt wird, den Stab an die Verteidigungsministerin zu übergeben. Lass es mich so formulieren: Das Wehrressort soll keinen Karrierekiller, sondern eine Karrierebremse darstellen.
Calimero
(
gelöscht
)
Beiträge:
18.12.2013 21:26
#5 RE: Marginalie: Ursula von der Leyen und die Tragödie der Union
Zitat von Noricus im Beitrag #1Als Überraschung gilt die Ernennung Ursula von der Leyens zur Verteidigungsministerin. Vielerorts gilt diese Personalie als Erfolg für die Niedersächsin. Hier wird eine etwas andere Lesart vertreten.
Dem schließe ich mich hundertprozentig an. Ich hätte zu gern das Gesicht von der Leyens gesehen, als Merkel ihr das Verteidigungsministerium anbot (wahrscheinlich als letzte Möglichkeit ein wichtiges, weil klassisch-obligatorisches, Ressort zu besetzen).
Die Personalie "Panzer-Uschi" ist aber nicht nur aus macchiavellistischen Gründen interessant. Bei dem ganzen erbärmlichen Quotengewürfel der schwarz-roten Kompetenzgranaten sticht die zukünftige Übermutter aller Kompanien noch meilenweit heraus. Zuerst erschien es einfach ulkig, mir die leichtgewichtigen anderthalb Meter Ursula als Zentrum des traditionellen Männervereins mit dem bunten Tuch vorzustellen, aber sie ist ja nun mal nachgewiesenermaßen auch kein sanftes Lämmlein. Eher eine übersteigert selbstbewusste Hardcore-Nervensäge ohne jegliche Zweifel an der eigenen Kompetenz. Zudem noch mit einem persönlichen Problem, wenn es um die gedeihliche Zusammenarbeit mit Männern geht.
Das wird jetzt interessant werden. Entweder sie verdirbt es sich gleich grundsätzlich mit dem gesamten Apparat und macht sich bei den Grasfressern unsterblich lächerlich, oder aber sie macht das Beste aus der merkwürdigen Situation und gibt fürderhin eine aggressive Tigermutter ab, die sich im Zweifelsfall erstmal fauchend vor ihre Schützlinge stellt.
Ich freu' mich drauf, denn so hat man vielleicht doch noch was zum Lachen bei dieser "Bestenauswahl" unserer sozialdemokratischen Volks-Regentschaft.
Beste Grüße, Calimero
------------------------------------------------------- Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #3 Die neue Verteidigungsministerin wird bald Gelegenheit bekommen zu zeigen, wie die bündnispolitische Ausrichtung der neuen Regierung aussieht.
Schön, dass Sie das ansprechen, lieber Erling Plaethe. Hat Außenpolitisches, genauer gesagt: Bündnispolitisches in den Koalitionsverhandlungen eigentlich irgendeine Rolle gespielt? Ich fürchte, in diesem Bereich wird es eine hundertprozentige Kontinuität geben. Von der Leyen könnte in diesem Zusammenhang wohl wirklich Akzente setzen. Doch ich bezweifle, dass sie das überhaupt will.
Zitat von Noricus im Beitrag #4Nur - von der Leyens Chancen werden dadurch nicht raketenartig steigen.
Die Frage ist ja: Bug oder Feature? Ich plädiere für Feature. Zu kometenhaft neigt zum Verglühen. "Langsam und unvermeidlich" ist es, worauf politische Karrieren aufgebaut werden.
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Zitat von Noricus im Beitrag #6Hat Außenpolitisches, genauer gesagt: Bündnispolitisches in den Koalitionsverhandlungen eigentlich irgendeine Rolle gespielt? Ich fürchte, in diesem Bereich wird es eine hundertprozentige Kontinuität geben. Von der Leyen könnte in diesem Zusammenhang wohl wirklich Akzente setzen. Doch ich bezweifle, dass sie das überhaupt will.
Muss sie auch nicht. Es gibt genug andere, und womöglich sogar wichtigere Baustellen. Das "Bündnispolitische" wird, wollen wir uns doch keinen Zweifeln hingeben, eh von Mutti bestimmt. Aber UvD Leyen kann viele Punkte sammeln, wenn sie das BMVg quasi von unten, von den Soldaten her, angeht. Und wenn sie das erkennt und umsetzt, gibt es für ihre Karriere keine Grenzen.
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Zitat von Noricus im Beitrag #6Hat Außenpolitisches, genauer gesagt: Bündnispolitisches in den Koalitionsverhandlungen eigentlich irgendeine Rolle gespielt? Ich fürchte, in diesem Bereich wird es eine hundertprozentige Kontinuität geben. Von der Leyen könnte in diesem Zusammenhang wohl wirklich Akzente setzen. Doch ich bezweifle, dass sie das überhaupt will.
Warum sollte sie denn nicht wollen? Die Bundeswehr ist eine Riesenbaustelle die fertiggestellt werden muss. Frau von der Leyen sollte wollen, sonst scheitert sie. Und das ist sicher keine Option für diese durchsetzungsstarke Frau. Aber ein weiteres lavieren ist auch gut möglich und auch sehr wahrscheinlich. Wenigstens kann sie englisch und hat in Stanford studiert. So was soll ja mitunter nützlich sein.
Zitat Noricus im Blogbeitrag ____________ Andererseits ist der politische Einfluss des Verteidigungsressorts doch ein eng umgrenzter... ____________
Realistischerweise dürfte dieser Betrag mit "0" anzusetzen sein. Nicht nur, daß das natürlich so gewollt ist & alles andere auch mindestens einen Hautgout hätte - wenn auch hier natürlich die Möglichkeiten gemeint sein dürften, die dieses Amt dem Amtsträger als Karrieretreibsatz dienlich ist. Das war ja selbst bei einer Ausnahmeerscheinung wie FJS, der die beiden Gegensatzpole von Matador & Stier in sich perfekt vereinigte, eher weniger der Fall. Zudem dürfte dieses Ressort dasjenige darstellen, in dem die Gestaltungsmöglichkeit des Chefs am geringsten ist (Erfüllungsgehilfe aller beliebigen politischen Vorgaben; ohne die Möglichkeit des Selbstschutzes). Andererseits wird ihm jeglicher wirkliche wie vermeintlicher Mißstand gleich als persönliches Versäumnis angekreidet. Das BMVg dürfte das einzige Ressort sein, dem man ganz man Belieben die Mittel kürzt; ganz n.Bel. Sisyphusaufgaben stellt & sich dann beschwert, wenn das Plansoll nicht übererfüllt wird; alles von denselben Protagonisten.
UvdL hat keineswegs in Stanford studiert...wie auch ihre gesamte akademische Karriere ein bisschen duenn ist. Aber als Ministerin braucht man sowas ja auch nicht unbedingt. Reicht doch wenn das Personal qualifiziert ist.
Zitat von john j im Beitrag #11UvdL hat keineswegs in Stanford studiert...wie auch ihre gesamte akademische Karriere ein bisschen duenn ist. Aber als Ministerin braucht man sowas ja auch nicht unbedingt. Reicht doch wenn das Personal qualifiziert ist.
Laut General Breedlove schon:
Zitat von http://www.welt.de/politik/deutschland/a...um-Staunen.htmlVon der Leyens medizinische Ausbildung an der US-Universität von Stanford, diesem "absolute superior college", fiel ihm ebenso ins Auge wie ihre ersten Lebensjahre in Brüssel.
Aber vielleicht ist mir da auch ein ironischer Fingerzeig entgangen. Wissen Sie mehr, lieber john j?
Zitat von john j im Beitrag #11UvdL hat keineswegs in Stanford studiert...
Aber vielleicht ist mir da auch ein ironischer Fingerzeig entgangen.
From der horse's mouth: http://www.bundestag.de/bundestag/abgeor...yen_ursula.html "Aufenthalt in Stanford, Californien/USA 1992 bis 1996; Auditing guest: Stanford University, Graduate School of Business 1993; Marktanalyse, Stanford Health Services Hospital Administration 1995; Wissenschaftliche Mitarbeiterin Abteilung Epidemiologie 1998 bis 2002; Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (MHH)." (Wir vermuten mal, daß das korrektere guest auditor für "Gasthörer" gemeint sein dürfte.)
Angesichts ihrer Initialen stand es UvdL aber sicher in ihren Sternen geschrieben, daß sie dereinst zur Mutter der Kompanie bestimmt sein würde. (Obwohl so manchen Ungedienten die Dienstbezeichnung U.v.D. weniger geläufig sein dürfte.) "Kismet, Hardy," wie Admiral Nelson meinte. Tusch: Verdi, La forza del destino (für die Kulturkonservativen) oder Tom Lehrer, "It Makes a Fellow Proud to be a Soldier" (1959):
"One of the many fine things one has to admit is the way that the army has carried the American democratic ideal to its logical conclusion in the sense that not only do they prohibit discrimination on the grounds of race, creed, and color, but also on the grounds of ability. ... Our lieutenant is the up-and-coming type. Played with soldiers as a boy you just can bet. It is written in the stars He will get his captain's bars, But he hasn't got enough box tops yet."
(Unsereiner hat die letzte Zeile bisher stets als den Mondegreen "he hasn't got enough buckstop yet" verhört. Wumbabas Vermächtnis...)
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