Zitat von R.A. im Beitrag #1 Aber ansonsten stimmt alles an der "fetten Hoppe".
Interessant. Obwohl ich kaum noch vor dem TV-Gerät sitze, habe ich diesen "Tatort" auch gesehen. Ihrer Äußerung, dass
Zitat von R.A. in ZRnicht alle Witze und Wortspiele [...] olympiareif [sind,]
muss ich mich anschließen. Zwar habe ich nichts gegen Kalauer, aber bisweilen hätte der Humor doch etwas schärfer und schwärzer sein dürfen. Bei manchem Schimanski und manchem Thiele/Prof. Börne habe ich mich mehr amüsiert.
Positiv ist aber zweifellos Folgendes (und das sprechen Sie ja auch an): Die Polizisten sind mal ausnahmsweise keine durch die Institutionen marschierten Post-68er, die exklusive Hobbys wie die feine Küche oder Opernbesuche pflegen (dasselbe gilt freilich auch für Schimanski und Thiele) und den Fall eher wie ein Sozialarbeiter als wie ein Ermittler angehen. Nein, nein, dieses Paar hat schon Potenzial (es soll ja offenbar mindestens eine weitere Folge mit den beiden geben), aber etwas weniger Klamauk und etwas mehr Boshaftigkeit wären durchaus wünschenswert.
Das Krimi-Genre ist tatsächlich fast zu Tode gerittene. Beim Tatort kann ich nicht mitreden, denn ich finde selten die Geduld, über eine Stunde anzusehen, was hier in 2 Minuten dargestellt ist. Leider kommt mir auch die Kriminalkomödie nicht wesentlich frischer vor. Da gibt es Pfarrer Braun, die Wilsberg-Reihe, den Tatort-Reiniger, den «Mord mit Aussicht», Kluftinger und die ganze Regional-Krimi-Plage Marke «heiter bis tödlich». Deren Helden bieten meist Stoff für ein, zwei lustige Folgen – gedreht werden aber um die zwanzig oder mehr.
Krimi und Humor haben zwar gemein, dass sie den Blick in die menschlichen Abgründe werfen. Gerade im Tatort (Weimar, Börne und Co.) scheint mir aber die Vermischung zwischen Humor und ernsthaftem Kriminalfall nicht zu funktionieren – der «Humor» wirkt bloß wie aufgepropft, hat mit dem Fall gar nichts zu tun, wie das zititierte Beispiel mit dem Marder beweist. Die Weimar-Schauspieler sind wenigstens begabte Komödianten (auch das zeigt die Szene mit dem Marder) – der «Fall» ist als Anlass für ihre drolligen Scherze aber doch garzu lieblos hingepfuscht.
Börne dagegen scheint mir eher wie eine Chargenrolle – viel zu dick aufgetragen und recht vorhersehbar. Schon bei der zweiten Folge, die ich von ihm sah, waren mir seine lustigen Eigenheiten bloß noch nervige Marotten.
Viel überzeugender scheinen mir da die Wolf-Haas-Verfilmungen (Silentium, Knochenmann) mit Josef Hader als Brenner; oder der «Tod einer Brieftaube» (auch wegen der Musik). Vielleicht bloß ein Zufall, dass die Helden hier keine Polizisten mehr sind, sondern Privat-Detektive.
Zitat von Christoph im Beitrag #3Das Krimi-Genre ist tatsächlich fast zu Tode gerittene. Beim Tatort kann ich nicht mitreden, denn ich finde selten die Geduld, über eine Stunde anzusehen, was hier in 2 Minuten dargestellt ist.
Danke, der Video-Clip trifft es genau.
Seit etwa 15 Jahren habe ich mir abgewöhnt, den Tatort anzuschauen. Aber inzwischen wird ja sogar im Radio noch für den nächsten Tatort Werbung gemacht und der Tatort nach der Ausstrahlung am Folgetag zusammengefasst und bewertet (oft sogar positiv). Da gibt es kein Entrinnen. Sogar die Tatort-Verar...e wie "Tatort mit Till" vom SWR ist spätestens nach der zweiten Folge unerträglich.
Political Correctness ist nichts anderes als betreutes Denken.
Zitat von Noricus im Beitrag #2Zwar habe ich nichts gegen Kalauer, aber bisweilen hätte der Humor doch etwas schärfer und schwärzer sein dürfen. Bei manchem Schimanski und manchem Thiele/Prof. Börne habe ich mich mehr amüsiert.
Schon richtig, er war vergleichsweise brav. Münster bleibt besser. Aber für einen entspannten Abend hat es gereicht - das gibt es beim deutschen Fernsehen selten.
Zitat Nein, nein, dieses Paar hat schon Potenzial (es soll ja offenbar mindestens eine weitere Folge mit den beiden geben), aber etwas weniger Klamauk und etwas mehr Boshaftigkeit wären durchaus wünschenswert.
Angeblich war eigentlich nur eine Folge mit Lessing/Dorn geplant (das merkt man der Handlung ja auch an, ein wesentlicher Gag ist jetzt verbraucht) - aber wegen des Erfolgs sollen jetzt doch noch mehr Folgen kommen.
Zitat ... und die ganze Regional-Krimi-Plage Marke «heiter bis tödlich». Deren Helden bieten meist Stoff für ein, zwei lustige Folgen – gedreht werden aber um die zwanzig oder mehr.
Der Fluch des Erfolgs. Die meisten Regionalkrimis sind wohl nur für Ortsansässige aushaltbar, die sich daran freuen, Ort und Anspielungen zu erkennen. In unserem (ohnehin durch viele Bücher mit Lokalbezug auffälligem) Darmstadt gibt es inzwischen sechs (!) verschiedene Regionalkrimi-Reihen. Wer soll das aushalten?
Zitat der «Humor» wirkt bloß wie aufgepropft, hat mit dem Fall gar nichts zu tun
Der Humor muß nicht immer passen, aber der Gag bei einer Krimisatire ist ja, daß der Fall selber überhaupt nicht mehr ernst genommen wird.
Zitat Viel überzeugender scheinen mir da die Wolf-Haas-Verfilmungen (Silentium, Knochenmann) mit Josef Hader als Brenner; oder der «Tod einer Brieftaube» (auch wegen der Musik). Vielleicht bloß ein Zufall, dass die Helden hier keine Polizisten mehr sind, sondern Privat-Detektive.
Danke für den Hinweis, kommt alles auf die Liste ;-)
Zitat von R.A. im Beitrag #5 Angeblich war eigentlich nur eine Folge mit Lessing/Dorn geplant (das merkt man der Handlung ja auch an, ein wesentlicher Gag ist jetzt verbraucht) - aber wegen des Erfolgs sollen jetzt doch noch mehr Folgen kommen.
Wenn es sogar auf der offiziellen Plattform des Demokratieabgabe-Fernsehens verlautbart wird, dann steht der MDR gegenüber dem zahlungspflichtigen Publikum im Wort, würde ich mal sagen.
Ich fand diesen Tatort gut, nicht überragend. Einem Borowksi oder dem Berliner Team (wird leider abgesetzt) können die nicht das Wasser reichen. Was ich vermisse am Tatort: Nicht mehr die logische Schlussfolgerung führt zum Lösen des Falls, sondern durch irgendein Zufall geht den Ermitteln zwischen 21:30 und 21:40 ein Licht auf, dann gibt es noch eine Verfolgungsjagd, wo natürlich der Verfolgte immer durch eine quer kommende Limousine zum Halt gebracht wird. Quietschen muss es. Mir sind viele Tatorte einfach zu blöd geworden, weil's immer gleich abläuft. Bestimmte Tatorte schalte ich gar nicht mehr ein. Neue Teams, die als besonders originell oder actionlastig gepriesen werden, schalte ich gar nicht mehr ein, genauso wie das Hypnotikum aus der Schweiz.
Youtube ist eine feine Sache. Da gibt es für den Krimifreund fast alles: Viele Sherlock-Holmes-Verfilmungen und -Hörspiele, Columbo, Miss Marple, Hercule Poirot, Maigret usw.
Zitat von Noricus im Beitrag #8Wenn es sogar auf der offiziellen Plattform des Demokratieabgabe-Fernsehens verlautbart wird, dann steht der MDR gegenüber dem zahlungspflichtigen Publikum im Wort, würde ich mal sagen.
Deswegen war es umso erstaunlicher, dass der MDR eine Tatort-Satire hinbekommt. Der MDR-Zuschauer will normalerweise Musikantenscheune und keine intelligente Unterhaltung, schließlich muss man bei Satire nachdenken.
Der Tatort mit Joachim Król als der Kotzbrocken Frank Steier war auch sehenswert, aber leider war es der letzte mit Król. Laut Umfragen sind ja Ballauf/Schenk total beliebt, die ja gleich nach Król antreten durften... abgedroschener als die beiden geht's ja wohl kaum. Übrigens gab's bei "Fette Hoppe" einen Seitenhieb auf die beiden: Am Ende des Films waren die Ermittler an einer "Wurstbraterei".
Zitat von Jakob Nierstein im Beitrag #10Der MDR-Zuschauer will normalerweise Musikantenscheune und keine intelligente Unterhaltung, schließlich muss man bei Satire nachdenken.
Auf beliebige Ausländer bezogen, würde das im Mainstream locker als Rassismus durchgehen. Ich halte das einfach nur für arrogant. Und zwar für die unbegründete Variante.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat von Jakob Nierstein im Beitrag #10Der MDR-Zuschauer will normalerweise Musikantenscheune und keine intelligente Unterhaltung, schließlich muss man bei Satire nachdenken.
Auf beliebige Ausländer bezogen, würde das im Mainstream locker als Rassismus durchgehen. Ich halte das einfach nur für arrogant. Und zwar für die unbegründete Variante.
Sollte das pro domo gesprochen sein: ja. Handelt es sich hingegen um Rollenprosa, d.h. um einen mehr-oder-weniger begründeten Einfühlsversuch in die vermutete Trübnis, die im Inneren eines Programmdirektors, Abt. ÖR, so vor sich hin denkt: eher weniger. Wenn man miterlebt hat, wie vermutete Akademiker von Radiomoderatoren im Vormittagsprogramm von WDR2 vorab vergattert werden: "Herr Doktor, bitte verwenden Sie keine schwierigen Wörter. Wir machen hier 'ne Sendung für Doofe." - neigt man eher der letzteren Variante zu.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #12Sollte das pro domo gesprochen sein: ja. Handelt es sich hingegen um Rollenprosa, d.h. um einen mehr-oder-weniger begründeten Einfühlsversuch in die vermutete Trübnis, die im Inneren eines Programmdirektors, Abt. ÖR, so vor sich hin denkt: eher weniger. Wenn man miterlebt hat, wie vermutete Akademiker von Radiomoderatoren im Vormittagsprogramm von WDR2 vorab vergattert werden: "Herr Doktor, bitte verwenden Sie keine schwierigen Wörter. Wir machen hier 'ne Sendung für Doofe." - neigt man eher der letzteren Variante zu.
Hier ging es deutlich weniger um die Perzeption des typischen Zuschauers durch den verantwortlichen Redakteur als um den angeblich typischen Zuschauer an sich.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
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