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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 11 Antworten
und wurde 1.931 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
R.A. Offline



Beiträge: 8.171

08.01.2014 17:48
Die immergleiche Zukunft Antworten

Immer wieder empfehlen Architekten und Stadtplaner merkwürdige Wohnvisionen - jedenfalls für andere Leute.
Selber wohnen sie dann meistens in schön renovierten Altbauten ...

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

08.01.2014 18:17
#2 RE: Die immergleiche Zukunft Antworten

Zitat R.A. im Blog
________________
"Ansonsten aber immer die gleichen Prognose-Irrtümer."
________________

"The human race, to which so many of my readers belong, has been playing at children's games from the beginning, and will probably do it till the end, which is a nuisance for the few people who grow up. And one of the games to which it is most attached is called "Keep to-morrow dark," and which is also named (by the rustics in Shropshire, I have no doubt) "Cheat the Prophet." The players listen very carefully and respectfully to all that the clever men have to say about what is to happen in the next generation. The players then wait until all the clever men are dead, and bury them nicely. They then go and do something else. That is all. For a race of simple tastes, however, it is great fun.

For human beings, being children, have the childish wilfulness and the childish secrecy. And they never have from the beginning of the world done what the wise men have seen to be inevitable."
- G. K. Chesterton, The Napoleon of Notting Hill (1904)

Immerhin schwingt ja in solchen Prognosen wieder oder noch die stillschweigende Anahme mit, daß es überhaupt eine Zukunft gegben werde (zumindest eine, in der man so komische Dinge wie künstliche Wohnhöhlen benötigt). Die ursprünglichen Vorstellungen vom Wesen der Zeit dachten sich diese kreisförmig, als ewige Wiederholung, zumeist mit Abnutzungserscheinungen vom Goldenen Zeitalter zum Papiernernen; die monotheistischen Religionen als Zielgerade eines überschauberen Wettlaufens; die Aufklärung als offen; der Zeitgeist seit 65 Jahren als Abstellgleis mit Prellbock; die Fahrzeit bis zum Großen Knall betrug stets exakt 20 Jahre.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

08.01.2014 18:28
#3 RE: Die immergleiche Zukunft Antworten
Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

08.01.2014 19:17
#4 RE: Die immergleiche Zukunft Antworten

Zitat
________________
"Ansonsten aber immer die gleichen Prognose-Irrtümer."
________________

Nicht nur. Manche Visionen sind auch Solitär geblieben - wie z.B. der persönliche Atomreaktor im Keller:

"The basic questions of design, material, and shielding, in combining a nuclear reactor with a home boiler and cooling unit, no longer are problems. Except for inadequate supplies of fissionable materials, the 'A-Boiler' for home use could be produced today. The system would heat and cool a home, provide unlimited household hot water, and melt the snow from sidewalks and driveways. All that could be done for six years on a single charge of fissionable material costing about $300."

- Robert E. Ferry, General Manager of the Institute of Boiler and Radiator Manufacturers (), June 1, 1955.

Noch so eine Energiewende, die nur eine Eiskugel pro Monat kostet... Mgw. aber, angesichts der nicht nur in den USA verbreiteten Neigung zum Heimwerken, eine leicht vorschnelle Idee: http://en.wikipedia.org/wiki/SL-1.

PS: SL-1; Zitat
________________
The SL-1, or Stationary Low-Power Reactor Number One, was a United States Army experimental nuclear power reactor which underwent a steam explosion and meltdown on January 3, 1961, killing its three operators. ... It was intended to provide electrical power and heat for small, remote military facilities, such as radar sites near the Arctic Circle ... Operating power was 200 kW electrical and 400 kW thermal for space heating. ... Some of the more important criteria included: - All components able to be transported by air.
[...]
[A]t 9:01 p.m. this rod was suddenly withdrawn too far, causing SL-1 to go prompt critical instantly. In four milliseconds, the heat generated by the resulting enormous power surge caused water surrounding the core to begin to explosively vaporize. The water vapor caused a pressure wave to strike the top of the reactor vessel, causing water and steam to spray from the top of the vessel. This extreme form of water hammer propelled control rods, shield plugs, and the entire reactor vessel upwards. A later investigation concluded that the 26,000-pound (12,000 kg) vessel had jumped 9 feet 1 inch (2.77 m) and the upper control rod drive mechanisms had struck the ceiling of the reactor building prior to settling back into its original location.
[...]
The third man was discovered last because he was pinned to the ceiling above the reactor by a shield plug and not easily recognizable.[7] On January 9, in relays of two at a time, a team of ten men, allowed no more than 65 seconds exposure each, used sharp hooks on the end of long poles to pull Legg's body free of the shield plug, dropping it onto a 5-foot (1.5 m) by 20-foot (6.1 m) stretcher attached to a crane.
________________

Der Erste, der jetzt Opa Hoppenstedts "Wir spielen jetzt Atomkraftwerk" zitiert, wird mit einer Ehrenmitglidschaft bei den Ganz Neuen Liberalen bestraft.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

08.01.2014 20:30
#5 RE: Die immergleiche Zukunft Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #4
..."Wir spielen jetzt Atomkraftwerk"...


"Komm' wir spielen „Atomkraftwerk”"

Zitat Kölnische Rundschau, 23.06.2009
________________
"Oelde - Aus Langeweile haben zwei Sechsjährige im münsterländischen Oelde "Atomkraftwerk" gespielt und damit Polizei und Feuerwehr auf den Plan gerufen. Die Jungen hatten Gehäuseteile eines Computers auf einen Gehweg gestellt und ihr Bauwerk mit einem Schild beklebt, das Radioaktivität anzeigt. Das Symbol hätten sich die Sechsjährigen aus dem Internet heruntergeladen, teilte die Polizei in Warendorf am Dienstag mit. Als sie nach einer kurzen Pause zu Hause wieder zu ihrem "Atomkraftwerk" zurückkehrten, war das Umfeld weiträumig abgesperrt.

Die Bevölkerung wurde wegen des am Montagabend von Passanten entdeckten verdächtigen Päckchens über das Radio aufgefordert, Wohnungen und Häuser nicht zu verlassen. Messungen der Feuerwehr ergaben dann keine radioaktive Strahlung. Kurz darauf gaben die Einsatzkräfte Entwarnung."
________________

*Ächz* *Stöhn*

Xälsbär ( gelöscht )
Beiträge:

08.01.2014 20:57
#6 RE: Die immergleiche Zukunft Antworten

Zitat
Flexible Wohnungsgrundrisse? Ein Haus, daß sich über die Jahrzehnte den Bedürfnissen der Bewohner von der Wiege bis zur Bahre anpaßt? Schlichter Unfug.



Vielleicht wird das Umbauen in Zukunft so billig, dass es doch funktioniert. WikiHouse erstellt Baupläne für Häuser, deren Teile man auf CNC-Maschinen aus Sperrholz aussägen lassen kann, und die sich dann von Laien zusammensetzen lassen:
http://www.wikihouse.cc



„Demokratisierung impliziert [...] eine Zunahme der für bedrohliche Aktivitäten gesellschaftlich aufgewendeten Zeit; und sie ist ein Vorgang, der naturgemäß auch die sozialen Aufwendungen an Zeit erhöht, die zur Abwehr solcher zunehmenden bedrohlichen Aktionen auf sich genommen werden müssen.“ -- Hans-Hermann Hoppe

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

08.01.2014 22:20
#7 RE: Die immergleiche Zukunft Antworten

Zitat von Xälsbär im Beitrag #6
Vielleicht wird das Umbauen in Zukunft so billig, dass es doch funktioniert. WikiHouse erstellt Baupläne für Häuser, deren Teile man auf CNC-Maschinen aus Sperrholz aussägen lassen kann, und die sich dann von Laien zusammensetzen lassen:
http://www.wikihouse.cc


Das bestätigt nur die These des Blogbeitrags, daß es auf den Markt der Utopieverhökerer nur zu Umverpackungen, nicht aber zu einer Ausweitung der Produktpalette gekommen ist. (Es gibt bekanntlich 4 Grade in dieser Zunft: Die Schwergewichtler tuns nicht unter mindestens ganzen Staatswesen oder der Welt; entweder gründen sie die UNO, retten das Klima oder wollen den Mars mal eben umbauen; die Mittelgewichtler bauen gern Millionenstädte für den Neuen Menschen, wie Le Corbu oder Oschcar Niemeyer; die Bantamgewichtler die 4 Wände & den Schrebergarten drumrum; die Fliegengewichtler fangen bei der kleinsten Einheit an zu optimieren & verkaufen Veggiebutter & Yoga). Die, welche Führer-Schein Klasse III im Tornister haben, sind nb. häufig genug der Ansicht, "4 Wände" seien der Grund des Ganzen Elends der Moderne; der Mensch sei nur für runde Kraale eingerichtet, an deren Wand man kein Bild hängen kann. (Le Corbusiers Idealvorstellung war immer die einer Pfahlbauhütte, die nur aus diesem Grund kreisrund zu sein hatte.)

Das Phantasma der Laubsägehütte verdankt sich der Kollision der Gartenstadt-Entwürfe von Ebenezer Howard (ca.1899) mit den Massenfertigungsweisen des Taylorismus ~15-20 Jahr später: Kleine Häuschen nach Baukastenprinzip, billig & leicht transportierbar. Die Licht-&-Luft-Ideen aus der Lebensreformbewegung um 1900 hinzu addiert ergeben die Idee, daß man womöglich je nach Sommer oder Winter umziehen kann & die Hütte mitnehmen kann. (Das andere Erbe von Licht & à la 1900 ist übrigens der Skisport ; fürs Eislaufen mußte man ja nicht nach St. Moritz pilgern.) Der erste dahingehende Entwurf war Buckminster Fullers Dymaxion House von 1928, das per Zeppelin eingeflogen sollte; so richtig nach Zukunft sah dann das Futuro von 1968 aus, das aber leider auch noch nicht aus eigener Kraft fliegen konnte.

Die Ironie liegt nun darin, daß in der sublunaren Welt temporäre Ansiedlungen, die auf mobilen Einheiten basieren, sehr schnell zur Immobilität tendieren, inkl. Schrebergarten.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

09.01.2014 10:30
#8 RE: Die immergleiche Zukunft Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #2
The players then wait until all the clever men are dead, and bury them nicely. They then go and do something else. That is all. For a race of simple tastes, however, it is great fun.

Wunderbar. Wie schaffen Sie es immer nur, solche passenden Zitate zur Hand zu haben.

Zitat
Manche Visionen sind auch Solitär geblieben - wie z.B. der persönliche Atomreaktor im Keller


Das würde ich jetzt aber zu den Haustechnik-Details rechnen, die ich bei den Prognosen ausgenommen habe ;-)

Wobei der Unterschied zwischen einem modernem BHKW mit aller Regelungstechnik zum typischen Kohleofen der 50er Jahre fast einen ähnlichen Technologiesprung darstellt wie der SL-1.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

09.01.2014 10:35
#9 RE: Die immergleiche Zukunft Antworten

Zitat von Xälsbär im Beitrag #6
Vielleicht wird das Umbauen in Zukunft so billig, dass es doch funktioniert.

Das Verändern einiger (nicht-tragender) Wände ist doch schon heute kein großes Problem. Teuer (auch mit solchen neuen Techniken) wird es erst, wenn Leitungen betroffen sind. Die Grundstruktur einer Immobilie vor allem mit den Treppen und den tragenden Teilen ist ohnehin nur mit unverhältnismäßig viel Aufwand zu ändern.

Umgekehrt bieten normale Räume ohnehin schon genügend Flexibilität für die üblichen Nutzungsänderungen. Nur Küchen und Bäder sind stärker fixiert, daran wird sich auch nichts ändern.

Wenn sich im Laufe eines Lebens die Benutzeranforderungen im größeren Maßstab ändern, dann betrifft das eben Aspekte, die NICHT von flexiblen Grundrissen etc. bedient werden können: Lage des Objekts, Grundstruktur (Anzahl der Ebenen), Gesamtgröße, Außenbereich.

truth hurts Offline



Beiträge: 38

09.01.2014 11:31
#10 RE: Die immergleiche Zukunft Antworten

offenes wohnen ist ja heute schon eher standart als fiktion. die mehrzahl der neubauten die ich kenne verbindet mindestens wohnen und kochen zu einem raum. auch möglichst offen und großzügig wirkende verbindungen zu den außenanlagen, sofern ansehnlich und sinnvoll, werden mehrheitlich bestmöglich und entsprechend dem budget realisiert.

auch den versuch möglichst flexible grundrisse, eventuell über die schaffung kleiner einliegerwohnungen bei abnehmenden raumbedarf, zu realisieren ist so außergewöhnlich nun auch nicht mehr. viele wünsche und vorstellungen dürften letztendlich am budget scheitern. ich selber habe mir gedanken über verschiebbare wände gemacht - leider zu teuer. das es nicht sinnvoll sein kann ein leben oder wenigstens ein halbes leben in einer immobilie zu verbringen, dem möchte ich entschieden widersprechen ;)

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

09.01.2014 13:07
#11 RE: Die immergleiche Zukunft Antworten

Zitat von Xälsbär im Beitrag #6

Zitat
Flexible Wohnungsgrundrisse? Ein Haus, daß sich über die Jahrzehnte den Bedürfnissen der Bewohner von der Wiege bis zur Bahre anpaßt? Schlichter Unfug.


Vielleicht wird das Umbauen in Zukunft so billig, dass es doch funktioniert. WikiHouse erstellt Baupläne für Häuser, deren Teile man auf CNC-Maschinen aus Sperrholz aussägen lassen kann, und die sich dann von Laien zusammensetzen lassen:
http://www.wikihouse.cc


Die Amis baue so doch seit Äonen, nur ohne wikihouse und CNC Maschine. Für uns Fans massiv gemauerter Häuser ist das doch nichts.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

09.01.2014 15:04
#12 RE: Die immergleiche Zukunft Antworten

Zitat von xanopos im Beitrag #11
Für uns Fans massiv gemauerter Häuser ist das doch nichts.

Also mit Sperrholz könnte ich mich auch nicht anfreunden, aber wer es gut, günstig und modular haben möchte, könnte z.B. hier fündig werden. In meinem Heimatdorf hat ein Berliner auf diese Art mit einem "Wochenendhaus im Grünen" angefangen und mittlerweile sieht man dem Stück für Stück ausgebauten Wohnhaus sein Inneres gar nicht mehr an.

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Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel

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