Ihrer Schlußfolgerung stimme ich zu: das zdf sollte nicht nachgeben – mit der Argumentation habe ich zwei, drei Probleme. Erstens sehe ich nicht, warum das Ansinnen, einen bestimmten Moderator nicht zu beschäftigen, einen «demokratisch legitimierten Empfänger» bräuchte. Irgend jemand ist für die Programmgestaltung verantwortlich, und an den kann man eine Bitte richten. Einen Getränke-Hersteller kann ich ja auch bitten, den Geschmack seiner Brause zu ändern, neue Sorten einzuführen oder alte aus dem Programm zu nehmen. Ob man so was dann Petition nennen muß, ist eine andere Frage. Hier ist es wohl mehr eine Unterschriftensammlung oder ein Leserbrief.
Zweitens:
Zitat Trotzdem darf eine Petition zur Absetzung der heute-Show in einem demokratischen Land mit freien Medien nicht zum Erfolg führen.
Schon recht, aber hier ist gerade die Rede von einem Staatssender, und nicht von einem freiem Medium. Die GEZ, die das zdf finanziert, handelt, auch wenn sie sich nicht so nennt, wie eine Behörde. In Verwaltungs- und Fernsehrat des zdf sitzen Politiker und Vertreter von Organisationen, die Staat und Politik nahestehen: Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Kirchen, etc. Entsprechend fällt das Programm aus, wie heute-show, neues aus der Anstalt, Lanz, etc. zeigen.
Drittens:
Zitat Auch wenn alle Bürger zwangsweise den Rundfunkbeitrag entrichten müssen, ist das ZDF ihnen keine Rechenschaft über die Verträge mit Moderatoren schuldig.
Tatsächlich? Juristisch gesehen nicht, aber sonst? Über die Verwendung anderer Beiträge hat der Staat ja auch Rechenschaft zu geben, und tut es auch. Die Bürger können die Verwendung von Mitteln beeinflussen. Durch Wahlen, in Bürgersprechstunden; z.T. durch Befragungen oder eben durch Petitionen.
Sie haben recht: es ist ein Fehler, Petitionen gegen die Programmgestaltung eines Senders zu ergreifen. Aus meiner zweiten und dritten Anmerkung ist jedoch zu folgern,daß das Problems an anderer Stelle wurzelt: Der Staat lässt keinen Rundfunk-Markt bestehen. Er betreibt selbst eine Unzahl von Radio- und Fernsehsendern. Auch die s.g. «Privat-Sender» unterliegen engen Regeln (zum entsprechenden Gesetz in NRW gab es in ZR auch schon mal einen Beitrag). Die Verwaltungen dieser Sender sind politisch besetzt und das Programm ist meist staats- und oft regierungstreu. Auch kritische Beiträge weichen nur selten von dieser Linie ab. Da nun die Politik den Rundfunk zu ihrem Gegenstand gemacht hat, ist es nur folgerichtig, dass die Zuschauer (und Bürger) ihn auch als solchen begreifen und ihrerseits die Mittel der Politik ergreifen, um das Programm zu beeinflussen.
Zitat von ZRDie Aufforderung, den Vertrag des Moderators mit dem ZDF zu kündigen, ist ein gravierender Eingriff in die redaktionelle Freiheit. Das ZDF kann und darf auf diese Aufforderung nicht reagieren: Gäbe es den Unterzeichnern der Petition recht, dann käme das einem »Selbstmord aus Angst vor dem Tod« gleich. Dann wäre ein Präzedenzfall geschaffen, auf den sich viele weitere Wutpetenten beziehen würden.
Och, ich finde die Idee eigentlich recht charmant. Da hätte man ein schönes Beispiel dafür geschaffen, was passiert wenn man jeder aufgeregten Minderheit nachgibt. Die Wutpetenten könnten sich gegenseitig ihre Lieblinge rauskegeln bis am Ende nur noch etwas übrig bleibt, das gar niemandem mehr gefällt. Bei den Öffis täte das wenigstens keinem weh. Die wirklich guten Leute kämen sicherlich auch irgendwo bei den Privaten unter, und wenn die Staatsfunkämter nur noch eine leere Hülle wären, könnte man die Frage nach Aufwand und Nutzen noch mal stellen.
Beste Grüße, Calimero
------------------------------------------------------- Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel
Zitat von ZRDie Aufforderung, den Vertrag des Moderators mit dem ZDF zu kündigen, ist ein gravierender Eingriff in die redaktionelle Freiheit. Das ZDF kann und darf auf diese Aufforderung nicht reagieren: Gäbe es den Unterzeichnern der Petition recht, dann käme das einem »Selbstmord aus Angst vor dem Tod« gleich. Dann wäre ein Präzedenzfall geschaffen, auf den sich viele weitere Wutpetenten beziehen würden.
Och, ich finde die Idee eigentlich recht charmant. Da hätte man ein schönes Beispiel dafür geschaffen, was passiert wenn man jeder aufgeregten Minderheit nachgibt. Die Wutpetenten könnten sich gegenseitig ihre Lieblinge rauskegeln bis am Ende nur noch etwas übrig bleibt, das gar niemandem mehr gefällt. Bei den Öffis täte das wenigstens keinem weh. Die wirklich guten Leute kämen sicherlich auch irgendwo bei den Privaten unter, und wenn die Staatsfunkämter nur noch eine leere Hülle wären, könnte man die Frage nach Aufwand und Nutzen noch mal stellen.
Beste Grüße, Calimero
Gute Idee. Es scheitert aber daran, dass wohl kaum eine Petition gegen den offensichtlichen Unsinn Erfolg haben wird. Ich sehe z. B. auf Dienstreisen im Hotel oft das "Morgenmagazin", um mich über Nachrichten & Wetter zu informieren. Journalistisch ist es erschreckend schlecht: oft werden »Experten« und linksgrüne Politiker mittels Stichwortgeben hofiert, auch erschreckend dumme antiisraelische Beiträge sind mir schon aufgefallen. Aber trotzdem (deswegen?) ist es bei den Zuschauern sehr beliebt und würde niemals per Petition beendet werden. Dagegen hätte eine Petition gegen den Kabarettisten Dieter Nuhr vermutlich sofort Erfolg, weil er beim Satiregipfel noch den einen oder anderen liberalen Gedanken äußert.
Zitat von Christoph im Beitrag #2 Ihrer Schlußfolgerung stimme ich zu: das zdf sollte nicht nachgeben – mit der Argumentation habe ich zwei, drei Probleme. Erstens sehe ich nicht, warum das Ansinnen, einen bestimmten Moderator nicht zu beschäftigen, einen «demokratisch legitimierten Empfänger» bräuchte. Irgend jemand ist für die Programmgestaltung verantwortlich, und an den kann man eine Bitte richten. Einen Getränke-Hersteller kann ich ja auch bitten, den Geschmack seiner Brause zu ändern, neue Sorten einzuführen oder alte aus dem Programm zu nehmen. Ob man so was dann Petition nennen muß, ist eine andere Frage. Hier ist es wohl mehr eine Unterschriftensammlung oder ein Leserbrief.
In diesem Teil ging es mir letztlich genau darum: Dass man es nicht Petition nennen sollte! Eine Petition ist etwas Ernsthaftes, muss formalen Regeln genügen – und dazu gehört, dass sie an eine bestimmte Instanz gerichtet ist. ZDF-Redaktion oder Geschäftsführung sind keine solche Instanz.
- Das Anliegen muss von allgemeinem Interesse sein. - Es darf keine persönlichen Bezüge enthalten. - Anliegen und Begründung müssen knapp und allgemein verständlich formuliert sein. - Es werden nur Themen veröffentlicht, bei denen eine sachliche Diskussion zu erwarten ist.
Zitat von Christoph im Beitrag #2Schon recht, aber hier ist gerade die Rede von einem Staatssender, und nicht von einem freiem Medium. Die GEZ, die das zdf finanziert, handelt, auch wenn sie sich nicht so nennt, wie eine Behörde. In Verwaltungs- und Fernsehrat des zdf sitzen Politiker und Vertreter von Organisationen, die Staat und Politik nahestehen: Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Kirchen, etc. Entsprechend fällt das Programm aus, wie heute-show, neues aus der Anstalt, Lanz, etc. zeigen.
Ich bezweifle, dass sich das Programm nach den Forderungen der beiden Räte richtet. Zumindest formal sind die Redaktionen unabhängig.
Zitat von Christoph im Beitrag #2Tatsächlich? Juristisch gesehen nicht, aber sonst? Über die Verwendung anderer Beiträge hat der Staat ja auch Rechenschaft zu geben, und tut es auch. Die Bürger können die Verwendung von Mitteln beeinflussen. Durch Wahlen, in Bürgersprechstunden; z.T. durch Befragungen oder eben durch Petitionen.
Sie haben recht: es ist ein Fehler, Petitionen gegen die Programmgestaltung eines Senders zu ergreifen. Aus meiner zweiten und dritten Anmerkung ist jedoch zu folgern,daß das Problems an anderer Stelle wurzelt: Der Staat lässt keinen Rundfunk-Markt bestehen. Er betreibt selbst eine Unzahl von Radio- und Fernsehsendern. Auch die s.g. «Privat-Sender» unterliegen engen Regeln (zum entsprechenden Gesetz in NRW gab es in ZR auch schon mal einen Beitrag). Die Verwaltungen dieser Sender sind politisch besetzt und das Programm ist meist staats- und oft regierungstreu. Auch kritische Beiträge weichen nur selten von dieser Linie ab. Da nun die Politik den Rundfunk zu ihrem Gegenstand gemacht hat, ist es nur folgerichtig, dass die Zuschauer (und Bürger) ihn auch als solchen begreifen und ihrerseits die Mittel der Politik ergreifen, um das Programm zu beeinflussen.
Das ist alles richtig und deshalb müsste eine Petition an den Deutschen Bundestag(!) auch ganz woanders ansetzen. Sie müsste eine unabhängige Instanz anregen, die über die Einhaltung der Grundsätze des Journalismus wacht. Also eine Art Qualitätskontrolle – aber nicht nach politischen Gesichtspunkten, wie sie offenbar bei der Petition mitgespielt haben.
Zitat von stefanolix im Beitrag #4Ich sehe z. B. auf Dienstreisen im Hotel oft das "Morgenmagazin", um mich über Nachrichten & Wetter zu informieren. Journalistisch ist es erschreckend schlecht: oft werden »Experten« und linksgrüne Politiker mittels Stichwortgeben hofiert, auch erschreckend dumme antiisraelische Beiträge sind mir schon aufgefallen. Aber trotzdem (deswegen?) ist es bei den Zuschauern sehr beliebt und würde niemals per Petition beendet werden.
Wow, ich kann mich daran (Cherno Jobatay und MoMa-Tassen) zwar nur noch schwach erinnern, aber ich glaube um das ertragen zu können, musste man sehr leidensfähig sein.
Zitat von stefanolix im Beitrag #4Dagegen hätte eine Petition gegen den Kabarettisten Dieter Nuhr vermutlich sofort Erfolg, weil er beim Satiregipfel noch den einen oder anderen liberalen Gedanken äußert.
Bin ich mir nicht sicher, könnte aber sein. Was wäre aber wohl gewesen, wenn nach dem unsäglichen Beckmann-Tribunal mit Sarrazin jemand auf die Idee mit der ersten "Wutpetition" gekommen wäre? Genug Potenzial hätte es gegeben.
Beste Grüße, Calimero
------------------------------------------------------- Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel
Ohne Ihren sicher hochinteressanten Beitrag gelesen zu haben, verehrter Stefanolix, und ohne das allergeringste Interesse an einem Herrn Markus Lenz: Ich stimme blind für dessen Rauswurf. Und für den Rauswurf des nächsten und übernächsten seiner Art und auch des Über-über-nächsten und so weiter ... Je schneller, desto besser!
Zitat von Hausmann im Beitrag #7Ohne Ihren sicher hochinteressanten Beitrag gelesen zu haben, verehrter Stefanolix, und ohne das allergeringste Interesse an einem Herrn Markus Lenz: Ich stimme blind für dessen Rauswurf. Und für den Rauswurf des nächsten und übernächsten seiner Art und auch des Über-über-nächsten und so weiter ... Je schneller, desto besser!
Freiheit oder Sozialismus
Zwei Fragen: 1. Welchen Nutzen würden diese Rauswürfe bringen? 2. Ist Lanz jetzt Freiheit oder Sozialismus? ;-)
Zitat von Calimero im Beitrag #6Bin ich mir nicht sicher, könnte aber sein. Was wäre aber wohl gewesen, wenn nach dem unsäglichen Beckmann-Tribunal mit Sarrazin jemand auf die Idee mit der ersten "Wutpetition" gekommen wäre? Genug Potenzial hätte es gegeben.
Beste Grüße, Calimero
Damals fehlte mir die Leidensfähigkeit. Ich konnte Beckmanns Befragungstechnik keine 5 Minuten aushalten, aber Sarrazins Argumentationen ehrlich gesagt auch nicht viel länger.
Tatsache ist: Sarrazin wurde von einigen Medien und Politikern persönlich Unrecht angetan. Ich habe mich damals geschämt, dass so wenig gegen diesen Umgang gesagt wurde.
Aber die Petition gegen den Umgang mit Sarrazin wurde im Buchladen und bei Amazon »unterschrieben«.
Zitat von stefanolix im Beitrag #5Das ist alles richtig und deshalb müsste eine Petition an den Deutschen Bundestag(!) auch ganz woanders ansetzen. Sie müsste eine unabhängige Instanz anregen, die über die Einhaltung der Grundsätze des Journalismus wacht. Also eine Art Qualitätskontrolle –
Der Versuch, die Faktenlage klar & ausgewogen darzustellen? Audiatur et altera pars? Klare Trennung von Meldung und Meinung? Vielleicht ein bißchen Kenntnis der Geschichte & geistigen Modetorheiten, die über die aktuellen 2 Jahre & 33/45 hinausreicht (& dort auf anderem als Knopp-Niveau)? Mal zur Abwechslung kein Skandal, sondern höfliches Interesse? Da können wir gleich den ganzen ÖR-Laden umstandslos dicht machen. ()
Zitat von stefanolix im Beitrag #5Das ist alles richtig und deshalb müsste eine Petition an den Deutschen Bundestag(!) auch ganz woanders ansetzen. Sie müsste eine unabhängige Instanz anregen, die über die Einhaltung der Grundsätze des Journalismus wacht. Also eine Art Qualitätskontrolle –
Der Versuch, die Faktenlage klar & ausgewogen darzustellen? Audiatur et altera pars? Klare Trennung von Meldung und Meinung? Vielleicht ein bißchen Kenntnis der Geschichte & geistigen Modetorheiten, die über die aktuellen 2 Jahre & 33/45 hinausreicht (& dort auf anderem als Knopp-Niveau)? Mal zur Abwechslung kein Skandal, sondern höfliches Interesse? […]
Welche Chancen hätte eigentlich eine privat finanzierte Talkshow mit den Merkmalen
Zitat von Ulrich Elkmann - Audiatur et altera pars - Klare Trennung von Meldung und Meinung - Kenntnis der Geschichte [Ergänzung: überhaupt Fachkenntnis!] - kein Skandal, sondern höfliches Interesse?
im Netz? Gibt es dafür keinen Markt? Warum stellt (z. B.) die F.A.Z. so etwas nicht auf die Beine?
Ich würde gerne auf eine Sache eingehen, die mir persönlich wichtig erscheint, über die aber immer gerne schnell hinweggegangen wird: Den Nazi Vergleich.
Ich kenne Joffes Beitrag nicht, kann mich also nicht direkt auf ihn beziehen. Aber mir geht es um etwas grundsätzliches und wie mir erscheint sehr entscheidendes. Wenn man die Barbarei der Nazis als Grundlage nimmt, verbietet sich jeder Vergleich mit den Nazis. Solche Barbarei gibt es zum Glück in unserem Kulturkreis derzeit nicht. Der Punkt ist nur, wenn man einen Vergleich in jedem Falle ablehnt werden einem Parallelen entgehen, die möglicherweise Aufmerksamkeit verdienen.
Denken in Feindbilden, Denken in Stereotypen, Argumentieren aus einer absoluten Moral. Dies sind Dinge, die wesentliche Charakteristika für die Rechtfertigung (vor sich selbst) der Verbrechen des Dritten Reiches waren. Und dieses Denken in Feindbilden, denken in Stereotypen, Argumentieren aus einer absoluten Moral findet man auch heute sehr oft. Dies zu vergleichen ist absolut zulässig und ich finde sogar mehr als das: Es ist wichtig, denn es kann Bewußtsein dafür schaffen, wie schmal der Grat ist auf dem wir wandern. Was wir gerne Zivilisation nennen und als Schutz gegen den Rückfall in die Barbarei sehen, ist (nach meinem dafürhalten) in ganz wesentlichen Teilen Wohlstand. Und ob es jetzt die Straßen Griechenlands waren, wo zu heißen Phasen der Schuldenkrise Gebäude mit Menschen darinnen angezündet wurden, oder die "Pariser Unruhen" vor einigen Jahren oder die in Schweden zeigt nur: Wo der Wohlstand fällt, ist der "zivilisierte Umgang miteinander" in Gefahr.
Es wird oft so getan, als trennten uns Äonen an Zivilisiertheit von der Nazibarbarei und daher sei jeder Vergleich eine Unverschämtheit. Ich bin mir da nicht so sicher. Das kultivieren von Stereotypen findet sich auch in unserer heutigen Zeit. Ob die Abwesenheit der Barbarei rein durch Wohlstand oder auch durch einen höheren Grad an Zivilisiertheit zustande kommt, ist sicher keine einfache Frage und ganz sicher eine sehr kontroverse Fragestellung. Gewisses Unbehagen empfinde ich aber zumindest, wenn ich darüber nachdenke.
Im vorliegenden Fall ist das Maß der Petitionsführer mit dem Unrecht gegen Wagenknecht gemessen wird, ein völlig anderes als das mit dem sie Unrecht gegen Lanz messen. Sie meinen einen Menschen gegen die Unbill eines schlechten Interviews verteidigen zu müssen und nehmen dabei eine beträchtliche wirtschaftliche und gesellschaftliche Unbill (kündigung) eines anderen Menschen in Kauf. Grund: Die "politische Gesinnung und Moral" der betroffenen Personen, die das in den eigenen Augen rechtfertigt.
Ganz banal gesprochen ist dies Doppelmoral. Und Menschen die offensichtlich eine Doppelmoral leben und sich gerne als die Besitzer der alleingültigen Moral ausrufen, ist in meinen Augen größtes Mißtrauen entgegen zu bringen.
Das ist für mich der Punkt, der mir Bauchschmerzen bereitet bei dieser Sache. Dass dies auch überhaupt nicht thematisiert wird: Dass bei den Petitionsführern für Menschen mit anderer politischer Gesinnung andere ethische und moralische Maßstäbe zu gelten scheinen als für Gesinnungsgenosssen. Das Lanz möglicherweise ein schlechter Moderator ist, das ZDF Programm nicht anzuschauen, tut überhaupt nichts zur Sache.
Herzlichst
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von stefanolix im Beitrag #5In diesem Teil ging es mir letztlich genau darum: Dass man es nicht Petition nennen sollte! Eine Petition ist etwas Ernsthaftes, muss formalen Regeln genügen – und dazu gehört, dass sie an eine bestimmte Instanz gerichtet ist. ZDF-Redaktion oder Geschäftsführung sind keine solche Instanz.
- Das Anliegen muss von allgemeinem Interesse sein. - Es darf keine persönlichen Bezüge enthalten. - Anliegen und Begründung müssen knapp und allgemein verständlich formuliert sein. - Es werden nur Themen veröffentlicht, bei denen eine sachliche Diskussion zu erwarten ist.
Lieber stefanolix,
Diese Regeln und Formalien gelten für Petitionen die über diese Plattform an den Bundestag gerichtet sind. Die Klage über Lanz war nicht an den Bundestag gerichtet und bewusst auf einer anderen Plattform geschaltet. Im Grundgesetz steht nur:
Zitat von Grundgesetz Art. 17Jedermann hat das Recht, sich einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen schriftlich mit Bitten oder Beschwerden an die zuständigen Stellen und an die Volksvertretung zu wenden.
Dann gibt es sicher weitere Gesetze, die regeln, welche Institution auf welche Weise mit solchen Petitionen umgeht. Nirgendwo steht aber, daß Petitionen auschließlich solche «Bitten und Beschwerden» im Sinne des Grundgesetzes sind und daß sie an keine andere als die dort benannten Stellen zu richten sind.
Das, was die Lanz-Gegner forden und formulieren ist nicht allzu weit entfernt von dem, was üblicherweise Petition genannt wird.
Zitat Ich bezweifle, dass sich das Programm nach den Forderungen der beiden Räte richtet. Zumindest formal sind die Redaktionen unabhängig.
Nun gut. Formal ja. Real sieht es schon schlechter aus, wenn die Redaktionen vom Staat überwacht und bezahlt werden. Zudem fragt sich, wie viel die Unabhängigkeit von Leuten wert ist, die von vorn herein nach politischer Konformität ausgewählt wurden. Bei den privaten Medien gibt es prinzipiell das selbe Problem; nur müssen die selber Käufer für ihr Produkt finden.
Zitat […] deshalb müsste eine Petition an den Deutschen Bundestag(!) auch ganz woanders ansetzen. Sie müsste eine unabhängige Instanz anregen, die über die Einhaltung der Grundsätze des Journalismus wacht. Also eine Art Qualitätskontrolle – aber nicht nach politischen Gesichtspunkten, wie sie offenbar bei der Petition mitgespielt haben.
Ich halte es für einen fatalen Irrweg, den Staat die «Grundsätze des Journalismus» bestimmen zu lassen. Niemand ist weniger dazu berufen. Die Politik kann kaum eine politisch unabhängige Kontrolle bewerkstelligen. Das zeigt sich beim ÖR, der angeblich staatsfern sei, und nicht ist. Er könnte es nur sein, wenn er nicht politisch kontrolliert würde, was bedeutete: überhaupt nicht mehr kontrolliert würde. Ohne Kontrolle würde er aber zu einem geldverschlingenden Moloch anwachsen. Achso: das ist er heute schon.
Kontrollgremien gibt es schon und noch ein neues einzurichten wäre nur ein weiterer Schritt auf einem Irrweg. Die Lösung ist doch viel einfacher: den ÖR auf 5…10% des heutigen Budgets zurückstutzen oder ganz und gar abschaffen. Eine freie Gesellschaft braucht keinen Staatssender und erst recht nicht 50 bis 100.
Zitat von stefanolix im Beitrag #4Dagegen hätte eine Petition gegen den Kabarettisten Dieter Nuhr vermutlich sofort Erfolg, weil er beim Satiregipfel noch den einen oder anderen liberalen Gedanken äußert.
Das glaube ich. Ich mag Nuhr genau deshalb. Bei Youtube gibt's einen Ausschnitt, da sitzt er bei Kerner und sagt offen und ehrlich, dass er die Linkspartei für eine gefährliche Partei halte, die unsere Freiheit bedrohe: http://www.youtube.com/watch?v=0rtiYxGTB8M Es gab einen Shitstorm und immer, wenn es um Dieter Nuhr gibt, gibt es diese linken Shitstorms, ob nun bei spiegel.de, faz.net, welt.de oder bei handelsblatt.com.
Wenn man das, was in den Foren abgelassen wird, für repräsentativ hält, dann hat eine Knallcharge wie Ken Jebsen mehr Befürworter als ein Dieter Nuhr.
Zitat von Jakob Nierstein im Beitrag #14 Es gab einen Shitstorm und immer, wenn es um Dieter Nuhr gibt, gibt es diese linken Shitstorms, ob nun bei spiegel.de, faz.net, welt.de oder bei handelsblatt.com.
Das zeigt meines Erachtens nur eines. Für CDU-nahe und Liberale ist das Internet mit all seinen Techniken immer noch #Neuland. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Und dass liberal denkende Menschen in der Mehrheit die Entwicklung der Technik verpasst haben, wird nun damit bestraft, dass sie die Deutungshoheit in den entsprechenden Medien verloren haben.
Zitat von Kritiker im Beitrag #15Das zeigt meines Erachtens nur eines. Für CDU-nahe und Liberale ist das Internet mit all seinen Techniken immer noch #Neuland. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Und dass liberal denkende Menschen in der Mehrheit die Entwicklung der Technik verpasst haben, wird nun damit bestraft, dass sie die Deutungshoheit in den entsprechenden Medien verloren haben.
Der Kritiker
Um ehrlich zu sein, befremdet mich diese Äusserung sehr, aufgrund ihres äußerst spekulativen und dabei gleichzeitig wertenden Charakters. Was ich aber gar nicht nachvollziehen kann: Wann genau hatten liberal denkende Menschen irgendwo in diesem Land irgendeine Deutungshoheit?
Wenn es humoristisch gemeint war, bitte ich um Entschuldigung für die Äusserung meiner Verwunderung. Aber die Ebenen des Humors wären mir in diesem Falle und Zusammenhang völlig verschlossen.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von Kritiker im Beitrag #15Das zeigt meines Erachtens nur eines. Für CDU-nahe und Liberale ist das Internet mit all seinen Techniken immer noch #Neuland. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Und dass liberal denkende Menschen in der Mehrheit die Entwicklung der Technik verpasst haben, wird nun damit bestraft, dass sie die Deutungshoheit in den entsprechenden Medien verloren haben.
Der Kritiker
Vielleicht liegt es nur daran, dass anständige Leute einer Arbeit nachgehen und keine Zeit haben, Knöpfchen zu drücken.
Zitat von Kritiker im Beitrag #15Für CDU-nahe und Liberale ist das Internet mit all seinen Techniken immer noch #Neuland.
Sprach's und klickte auf "Beitrag speichern" in dem Kommentarforum zu einem Blog mit überwiegend liberaler Ausrichtung. Das Trollen müssen einige wohl auch noch erst richtig lernen...
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat von Kritiker im Beitrag #15 Das zeigt meines Erachtens nur eines. Für CDU-nahe und Liberale ist das Internet mit all seinen Techniken immer noch #Neuland. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Und dass liberal denkende Menschen in der Mehrheit die Entwicklung der Technik verpasst haben, wird nun damit bestraft, dass sie die Deutungshoheit in den entsprechenden Medien verloren haben. Der Kritiker
Das bezweifle ich. Linke sind einfach besser im Pöbeln. Ich lese häufig die Kommentar unter den Artikel, unter den Videos. Shitstorm ist fast immer links. Und Linke können auch im richtigen Leben besser pöbeln, z. B. wie hier in Göttingen: http://www.youtube.com/watch?v=-TCIxw2pEwg
Rechte Pöbler gibt es auch, z. B. die Truppe von PI-News. Aber die sind nicht so stark präsent, wahrscheinlich weil immer der Nazivorwurf im Raum steht. Meine Vermutung ist auch, dass beispielsweise bei SPON Studenten für schmales Geld die Zensur durchführen. Meine Beiträge zur SED/PDS/Linkspartei werden häufig zensiert, obwohl ich nicht zur Fäkalsprache neige, keinen Politiker der Linken persönlich herabsetze oder Gerüchte streue. Oder ist es ein Gerücht, dass die Linkspartei mal SED hieß und eine Diktatur führte? Wenn ich sehe, dass meine Beiträge zensiert werden, während der Unrat über Westerwelle und Rösler kübelweise ausgekippt werden kann (Man kann ja das Ergebnis lesen.), dann ist es doch naheliegend, dass da PDS-Sympathisanten die Zensur durchführen.
Zitat von Kritiker im Beitrag #15Das zeigt meines Erachtens nur eines. Für CDU-nahe und Liberale ist das Internet mit all seinen Techniken immer noch #Neuland.
Hhmm. Erste publizistische Erfahrung mit den noch nicht von den Bäumen gestiegenen Vorgängern des Netzes - Bulletin-Boards, USEnet & dgl. - erfolgte so-um 1983 herum in den Kolumnen von Jerry Pournelle, allgemein als der knobelbecherigsten & kommißköppigsten SF-Schreiber einer verschrieen; die erste Nachricht, die eher über diesen Buschfunk Verbreitung fand als über die alten Magischen Kanäle des Globalen Dorfes, war im März 1988 die Todesmeldung von Robert A. Heinlein (definitiv über Usenet gepostet), auch linker Tendenzen weitgehend unverdächtig. Zudem serviert die (freilich auf wenige Zufallszeugnisse beschränkte) Erinnerung an die unmittelbare Nach-Berners-Lee-Ägide (~1994-98), daß in deutschen Fernsehkrimis diese finstre Neuerung nur dann vorkam, wenn sich eine Glatze einloggte, um per Email oder in Chatrooms braune Umtriebe auszuhecken. (Abschluß dieser Phase war dann wohl Grassens Im Krebsgang von 2002.) Zumindest rechtsaußen hat sowohl realiter wie fiktional die Avantgarde also schleunig angedockt.
ich weiß, das Thema „Lanz versus Wagenknecht“ ist eigentlich schon Schnee von vor-vorgestern; in unserer schnellebigen Zeit wird ja längst schon eine andere Sau durchs mediale Dorf gehetzt.
Aber ich fand an der „damaligen“ Diskussion über die Lanz‘sche Gesprächsrunde politisch interessant, dass es dieser Satz war, der Herrn Lanz so aufgeregt hat:
“Die EU ist eine neoliberale, militaristische und weithin undemokratische Macht.” (Aus dem Entwurf für das Europa-Wahlprogramm der Linkspartei)
Das Schlimmste, was Herr Lanz (und Herr Jörges) Frau Wagenknecht in der Diskussion dann auch vorgeworfen haben, war, mit der rechten AfD gemeinsam populistische Stimmung „gegen Europa“ zu schüren. Und Frau Wagenknecht hätte sogar Herrn Lucke in mancher Hinsicht recht gegeben.
Skandal!
Aber in der folgenden breit(!)getretenen Diskussion schien mir dieser inhaltliche(!) Aspekt gar nicht beachtet worden zu sein.
Der Grund, warum ich jetzt hier dennoch noch einmal auf das Thema „Lanz versus Wagenknecht“ zurückkomme, ist, dass ich (hier) ein Gespräch mit dem europapolitischen Sprecher der Linken, Diether Dehm, gefunden habe, in dem es genau um den Punkt der „linken“ Kritik an diesem EU-ropa geht.
Zitat Diether Dehm:
Zitat So wie es früher Medien gelungen ist, Kritik an Natoraketen für antiamerikanisch und Kritik an der israelischen Regierung für antisemitisch auszugrenzen, wird jetzt Kritik an den Verträgen der EU als “antieuropäisch” diffamiert.
Interessant scheint mir zu sein, dass in dieser Ansicht „Europa“kritiker von links und nicht-links übereinstimmen.
Nur darf in diesem, unseren Sozialdeutschland ein Linker das in „polite society“ natürlich deutlicher aussprechen als ein pöhser Nicht-linker.
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