Man kann Fasching feiern und Krapfen essen oder die betreffenden Wörter zum Anlass für einen Lobgesang auf den plurizentrischen Charakter der deutschen Sprache nehmen.
Sehr schön. Ich konnte mich eines leichten Schmunzelns nicht erwehren.
Da ich nicht von Geburt, aber von Erziehung her einen Dialekt spreche, der aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen irgendwann mal in den Stand des Hochdeutschen erhoben wurde, und aufgrund eigener Umzüge und diverser Verwandtschaftsverhältnisse mit diversen regionalen sprachlichen Eigenheiten konfrontiert wurde, kann ich die Freude an der Verschiedenheit nur nachvollziehen. Im Dialekt kommen auch manchmal die unterschiedlichen Mentalitäten der jeweiligen Landsmannschaften ganz gut zum Ausdruck: das Bellen der Berliner Schnauze, das Bedächtige, Gedehnte der Norddeutschen, das Gemütliche der Rheinländer oder das Listige, Gewitzte der Hessen. Kann natürlich auch sein, dass ich das sozusagen vom Klischee her nachträglich hineinlese, aber ich finde, es passt.
Ähnlich wie mit dem "Berliner", bei dem es sich ohne Frage und selbstverständlich um einen Pfannkuchen handelt, ist es ja mit dem Brötchen, Weck oder Runds-tück. Mein Vater, der kurz nach dem Krieg aus dem Westfälischen nach Berlin versetzt wurde, erzählte gern die Geschichte, als er, frisch angekommen, an einer Imbissbude eine Bratwurst (oder gar Currywurst?) verlangte, woraufhin er von der Verkäuferin im liebenswürdigsten Berlinerisch (das Uneingeweihte gerne mit Kasernenhofton verwechseln) gefragt wurde: "Schrippe?" Noch voller Schreck und sich nicht der Gefahr eines Widerspruchs aussetzen wollend, erwiderte mein Vater daraufhin ganz vorsichtig "Ja...". Und also bekam er zur Wurst auch noch das Brötchen.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
bei uns in München, Oberbayern und bis hin nach Landsberg heißt es:
"ein" Spezi, nicht einen Spezi, denn das ist der "Kumpel"
der Österreicher bestellt "a Spezi", wohl eher aber eine Frucade!
zum Thema Krapfen: heutzutage tut man sich um die Faschingszeit schwer hier in Bayern einen Krapfen mit Marillen/Aprikosenfüllung zu bekommen. Primär gibt es diese ekligen "Berliner" mit Pudding/Tiramisu/Erdbeerlimes/Champagnercreme-Füllung, gerne mit einer gruseligen Glasur "verschönert". Noch nicht einmal "an gscheidn Krapfen mit am Senft" kriegt man mehr um den Arbeitskollegen den Nachtisch zu "versüßen" :-) Zwar traditionell, aber weniger wohlschmeckend als der mit Aprikosenfüllung, ist der Krapfen mit Hagebuttenmark ("man soll Gott für alles Danken, auch für Schwaben und für Franken", weil die Franken den Hagebuttenkrapfen verbrochen haben. Ganz schlimm der Krapfen mit dem roten Schleim auch Konditorkrapfen geheißen.
bei uns in München, Oberbayern und bis hin nach Landsberg heißt es:
"ein" Spezi, nicht einen Spezi, denn das ist der "Kumpel"
Lieber Yossarian,
in meiner Gegend (südöstliches Oberbayern) ist der Spezi sowohl das Cola-Mix als auch der Freund.
Aber Oberbayern ist halt nicht gleich Oberbayern. Es soll ja auch Teile unseres schönen Regierungsbezirks geben, in denen Derndl das Mädchen und Dirndl das Kleid ist, während für meinereinen Dirndl das Mädchen ist und das Kleid Dirndlgwand heißt. "Das Mädchen trägt ein Dirndl" klingt für meine Ohren deshalb ein bisschen spaßig.
Sehr schön! Tja, die deutschen Sprachvarietäten sind schon sehr vielfältig - als ich das erste Mal das Wort "Teilchenbeschleuniger" hörte, musste ich lachen, weil ich dachte, da in Genf hätten sie eine Art Katapult, um Apfeltaschen, Zimtschnecken oder eben auch Berliner durch die Gegend zu schießen.
Auch das Wort "Quantenphysik" sorgte beim ersten Hören für Erheiterung meinerseits - Nichtrheinländern muss dazu erklärt werden, dass sich dieses Wort nach einer eigenen physikalischen Disziplin anhört, die sich eigens mit großen Füßen beschäftigt...
Awer seker doch. Elementarer Bestandteil dessen ist d. "Quark" (masc./neut.). Und: "Getretener Quark wird breit, nicht stark. / Schlägst du ihn aber mit Gewalt / In feste Form, nimmt er Gestalt."
Zitat von Noricus im Beitrag #1Man kann Fasching feiern und Krapfen essen oder die betreffenden Wörter zum Anlass für einen Lobgesang auf den plurizentrischen Charakter der deutschen Sprache nehmen.
Am Beispiel des Pfannkuchens(!) hier mal die Verteilung der Begrifflichkeiten auf der D-A-CH-Karte. Als mir meine niederrheinische Holde ins Süd-Märkische folgte, gab es da anfangs auch Verwirrungen. Den Pfannkuchen findet sie immer noch seltsam bis schlimm, während sie sich ans ostdeutsche Jägerschnitzel sehr schnell gewöhnt hat. Leider hat sie nicht viele Begriffe aus meiner Heimat verinnerlicht, während ich den rheinischen Driss, den Ussel und das laff durchaus als Bereicherung in meinen aktiven Wortschatz übernommen habe. Übel finde ich aber immer noch, dass sie Uhren und Hüte penetrant anzieht, statt sie anzulegen (märkisch: ummachen) bzw. aufzusetzen. Schade aber, dass in meiner Schwiegerfamilie das Rheer Platt auch schon fast ausgestorben ist. Ich finde diese Begriffe, welche für mich erst einmal einer Übersetzung bedürfen, unheimlich interessant.
Auf das hier
Zitat von ZRDie Moral von der Geschicht: Um einander zu verstehen, Muss man nicht im Gleichschritt gehen. Des Einheitsbreis bedarf es nicht.
gibts jedenfalls ein herzliches
Beste Grüße, Calimero
P.S. Was mich aber bei Frau Burmester gewundert hat: wieso spricht sie als Hamburgerin von Zwetschgenmus? Ich habe da jetzt noch nicht besonders drauf geachtet, hätte aber schwören können, dass das Zeugs hier (wie bei uns im Brandenburgischen) Pflaumenmus geheißen wird.
------------------------------------------------------- Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel
Zitat von Calimero im Beitrag #8Übel finde ich aber immer noch, dass sie Uhren und Hüte penetrant anzieht, statt sie anzulegen (märkisch: ummachen) bzw. aufzusetzen.
In meinem Heimatdialekt würde man sogar Kleidung "anlegen".
Zitat P.S. Was mich aber bei Frau Burmester gewundert hat: wieso spricht sie als Hamburgerin von Zwetschgenmus? Ich habe da jetzt noch nicht besonders drauf geachtet, hätte aber schwören können, dass das Zeugs hier (wie bei uns im Brandenburgischen) Pflaumenmus geheißen wird.
Manche Leute behaupten, zwischen Zwetschgen/Zwetschken und Pflaumen gebe es einen Unterschied. Nämliches wird für den Topfen/Quark postuliert. Ich halte diese Ansicht aber für ebenjenen.
Zitat von Yossarian im Beitrag #3zum Thema Krapfen: heutzutage tut man sich um die Faschingszeit schwer hier in Bayern einen Krapfen mit Marillen/Aprikosenfüllung zu bekommen.
Meine beiden Fotomodelle gehörten dieser Spezies an. Vergangenheit, da ihre Karriere kurz nach dem Shooting abrupt endete.
Zitat von Noricus im Beitrag #9Manche Leute behaupten, zwischen Zwetschgen/Zwetschken und Pflaumen gebe es einen Unterschied. Nämliches wird für den Topfen/Quark postuliert. Ich halte diese Ansicht aber für ebenjenen.
Auf die Gefahr hin, mich nur als zu den "Manchen", die Quark absondern, zugehörig zu erkennen zu geben:
Zwischen Zwetschgen und Pflaumen besteht ein Unterschied. Letztere sind größer, rundlicher und geschmackloser, erstere das Gegenteil, dunkler in der Farbe; nur Zwetschgen sind für einen Zwetschgendatschi* geeignet, da nur sie die nötige Geschmacksintensität, Säure und Festigkeit mitbringen. Zwetschken sind aber nichts anderes als Zwetschgen in den Händen österreichischer Orthographen.
Topfen und Quark werden zwar oft auch als Synonyme behandelt, aber es besteht auch da ein wesentlicher Unterschied: Topfen ist fester und trockener, ordentlich ausg'ronnen, Quark dagegen lockerer und feuchter. Deshalb kann man Topfenstrudel nur mit eben diesem machen, sonst läuft einem d'Suppn davon. Will man dagegen eine "gesunde" Auflage fürs Knäckebrot, dann bleibt einem der Quark weniger im Halse stecken.
EDIT: * Bei meinem Vater aus dem Hunsrück hieß das Ding übrigens "Quetschekuche" -- nur der Vielfalt wegen erwähnt.
bei uns in München, Oberbayern und bis hin nach Landsberg heißt es:
"ein" Spezi, nicht einen Spezi, denn das ist der "Kumpel"
Komisch, ich bin auch östlich vom Ammersee, aber westlich von München aufgewachsen und würde nie was anderes als "der Spezi" sagen. Dafür ist der Kumpel der Spezl.
Und weil wir gerade bei Mischgetränken sind, muss ich feststellen, dass auch bei uns pippilangstrumpfanalog der in meiner Jugend noch völlig verbreitete "Näga" mittlerweilen zum politisch-korrekten, aber stinklangweiligen "Colaweizen" oder "Colaweißbier" gesäubert worden ist.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat von Noricus im Beitrag #9Manche Leute behaupten, zwischen Zwetschgen/Zwetschken und Pflaumen gebe es einen Unterschied. Nämliches wird für den Topfen/Quark postuliert. Ich halte diese Ansicht aber für ebenjenen.
Auf die Gefahr hin, mich nur als zu den "Manchen", die Quark absondern, zugehörig zu erkennen zu geben:
Sie brauchen sich, lieber Fluminist, meine unverständige Einschätzung ja nicht zu Eigen zu machen.
Zitat Zwetschken sind aber nichts anderes als Zwetschgen in den Händen österreichischer Orthographen.
Dass Zwetschgen und Zwetschken nur Schreibvarianten sind, wurde gar nicht in Frage gestellt.
Bei einem Bäcker in meinem Aktionsradius gibt es übrigens Semmeln und Schrippen. Erstere sind rund und weisen ein Sternmuster auf, Letztere sind hingegen (wenn ich mich recht erinnere) länglich und haben einen Längseinschnitt. Ist das die Originalform der Berliner Schrippe oder hat der Bäcker nur nach einer Benennung für diese länglichen Semmeln gesucht? Werden Sternsemmeln in Berlin auch als Schrippe bezeichnet?
Ich jedenfalls hätte bisher alle beiden Darreichungsformen als Semmel bezeichnet. Ist es vielleicht bei den Zwetschgen und Plaumen, dem Topfen und dem Quark so, dass hier nachträglich eine Bedeutungsdifferenzierung eingetreten ist, welche die Alten nicht kannten, weil für sie alles Topfen und Zwetschgen bzw Quark und Pflaumen war?
Zitat von Noricus im Beitrag #1Man kann Fasching feiern und Krapfen essen oder die betreffenden Wörter zum Anlass für einen Lobgesang auf den plurizentrischen Charakter der deutschen Sprache nehmen.
Lieber Noricus,
was für ein köstlicher und, mit Blick auf die ernsten Themen der letzten Tage, auch auflockernder Text und thread, den er angestoßen hat. Als im Raum Hannover Aufgewachsener kam ich mir, wenn ich im Land ein wenig herumgekommen bin, oft etwas verarmt vor aufgrund meines weitgehenden mundartlichen Mangels. Interessant fand ich dabei immer, welche Idiome für mich stets sympathisch klangen und welche nicht bzw. womit (d. h. in welchen Assoziationen) solche Präferenzen wohl begründet sein mögen . Seit nunmehr 10 Jahren Wahlsauerländer ("Hömma, Mutter, Schultens Gisela hat heute Morgen glatt ihre Knifte vergessen, woll!"), bin ich in dieser Frage noch nicht wirklich weiter gekommen. Ach so, dat Dingen heißt hier übrigens auch Berliner .
Zitat von Noricus im Beitrag #1Man kann Fasching feiern und Krapfen essen oder die betreffenden Wörter zum Anlass für einen Lobgesang auf den plurizentrischen Charakter der deutschen Sprache nehmen.
Wenn ich diese wunderbare Abhandlung um Eigenheiten meiner geliebten Rheinhessischen Heimat erweitern darf: Bei uns heißen die Krapfen "Kreppel". Pflaumenmus, über den hier auch gesprochen wurde, ist übrigens Latwersch.
Eine weitere lustige Eigenheit des rheinhessischen (die mir erst sehr spät im Leben bewußt wurde, als eine Freundin aus dem Schwäbischen laut begann loszulachen) ist die Verwednung von "mir" und "dir" als Possesivpronomen: "Der Kreppel ist mir."... oder eben dir.
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von Noricus im Beitrag #13Ist es vielleicht bei den Zwetschgen und Plaumen, dem Topfen und dem Quark so, dass hier nachträglich eine Bedeutungsdifferenzierung eingetreten ist, welche die Alten nicht kannten, weil für sie alles Topfen und Zwetschgen bzw Quark und Pflaumen war?
Das ist ein interessanter Gedanke. Daß wir die verschiedenen Wörter parallel verwenden, ist wahrscheinlich ein rezentes Ergebnis der "Globalisierung" im Sinne der Mobilität von Menschen und Waren im deutschsprachigen Raum. Ursprünglich war es wohl eher so, daß es in einer Region nur eine Sorte des Dings und nur ein Wort dafür gab; so hat man im bairischen Sprachraum seinen Quark sowohl als Topfen bezeichnet als auch besser abtropfen lassen. Noch heute bekommt man außer im Fachhandel ja meistens nur entweder das eine oder das andere angeboten. (Bei Pflaumen und Zwetschgen hat man öfter die Auswahl, aber Obst wird ja ohnehin viel in Europa und der Welt hin- und hergefahren. Andererseits: Zwetschgen (statt Pflaumen) und gscheiter (nämlich weißer) Spargel sind hier bei mir im westeuropäischen Ausland praktisch nicht zu kriegen. )
Vielen Dank für den Artikel! Es lebe die Vielfalt der deutschen Sprache!
Zitat Was mich aber bei Frau Burmester gewundert hat: wieso spricht sie als Hamburgerin von Zwetschgenmus? Ich habe da jetzt noch nicht besonders drauf geachtet, hätte aber schwören können, dass das Zeugs hier (wie bei uns im Brandenburgischen) Pflaumenmus geheißen wird.
Stimmt, Norddeutsch - Pflaumenmus!
Meine "pälzer" Vorfahren an der "Glan" in Kusel sagen Zwetschgenmus.
edit: Wiki
Pflaume wurde 1753 von Carl von Linné erstbeschrieben. Sie wird in sieben Unterarten eingeteilt:[1] Schon vor etwa 2000 Jahren dichtete der Römer Marcus Valerius Martial: „Nimm Pflaumen für des Alters morsche Last, denn sie pflegen zu lösen den hartgespannten Bauch.“
Die Pflaumen wurden vermutlich durch Alexander den Großen nach seinen Kriegszügen mit in die Heimat gebracht. Als Zentrum des Pflaumenhandels etablierte sich Damaskus, und beim Begriff „Zwetschge“ könnte es sich um die Entlehnung und nachfolgende Angleichung von „Damaszener“ handeln, wie Sprachforscher vermuten. Dass Pflaumen und Zwetschgen systematisch in Mitteleuropa angebaut wurden, soll der Verdienst Karls des Großen gewesen sein.[5]
Zwetschge (Prunus domestica subsp. domestica) Kriechen-Pflaume oder Hafer-Pflaume (Prunus domestica subsp. insititia) Halbzwetsche (Prunus domestica subsp. intermedia) Edel-Pflaume (Prunus domestica subsp. italica) Spilling (Prunus domestica subsp. pomariorum) Ziparte (Prunus domestica subsp. prisca) Mirabelle (Prunus domestica subsp. syriaca) Über den Ursprung der Pflaume gibt es bisher nur Spekulationen, genauere Untersuchungen fehlen.
In der 1. Auflage der Exkursionsflora von Österreich werden noch weitere Unterarten angegeben, "den Veröffentlichungen von H. L. Werneck ... (mühsam) entnommen, die glaubhaft darlegen, dass die Gestalt des Steins wesentlich bedeutsamer ist als die Farbe der Frucht(Haut)":[2]
Zitat von Noricus im Beitrag #13Ist es vielleicht bei den Zwetschgen und Plaumen, dem Topfen und dem Quark so, dass hier nachträglich eine Bedeutungsdifferenzierung eingetreten ist, welche die Alten nicht kannten, weil für sie alles Topfen und Zwetschgen bzw Quark und Pflaumen war?
Das ist ein interessanter Gedanke. Daß wir die verschiedenen Wörter parallel verwenden, ist wahrscheinlich ein rezentes Ergebnis der "Globalisierung" im Sinne der Mobilität von Menschen und Waren im deutschsprachigen Raum. Ursprünglich war es wohl eher so, daß es in einer Region nur eine Sorte des Dings und nur ein Wort dafür gab; so hat man im bairischen Sprachraum seinen Quark sowohl als Topfen bezeichnet als auch besser abtropfen lassen.
Genau so, lieber Fluminist, stelle ich mir das vor. Früher waren Topfen und Quark wohl inhaltlich absolut synonym, aber an eine bestimmte Region gebunden. (Italienische Linguisten nennen so etwas geosinonimi, was ich einen sehr schönen Ausdruck finde.) Durch den Sprachkontakt kam dann das Wort Quark nach Bayern. Vollständige Synonyme haben nach dem Prinzip der Ökonomie der Sprache die Tendenz zur Bedeutungsdifferenzierung, weil es ja Verschwendung wäre, für ein Ding mehrere Bezeichnungen zu haben. (Die Differenzierung kann freilich auch "nur" bzw. hauptsächlich im Bereich der Konnotationen liegen, wie z.B. bei Ross/Pferd/Gaul.)
Bei Nahrungsmitteln bietet sich natürlich eine Differenzierung anhand bestimmter Eigenschaften an, und so verkauft mein Bäcker (übrigens erst seit kurzem, wenn ich recht sehe) neben (runden) Semmeln auch (längliche) Schrippen. Zwar gab es dieses längliche Gebäck auch schon früher, aber das war dann eine Bindestrichsemmel. Ich würde aber Stein und Bein schwören, dass die Schrippe jedenfalls noch vor einigen Jahren in oberbayrischen Bäckereien höchstens dann eine Rolle gespielt hat, wenn einem Berliner (gemeint ist der Mensch, nicht der Krapfen ) ein sprachlicher Fauxpas analog dem in meinem Beitrag eingangs dargestellten unterlaufen ist.
Zitat von Noricus im Beitrag #19Bei Nahrungsmitteln bietet sich natürlich eine Differenzierung anhand bestimmter Eigenschaften an, und so verkauft mein Bäcker (übrigens erst seit kurzem, wenn ich recht sehe) neben (runden) Semmeln auch (längliche) Schrippen. Zwar gab es dieses längliche Gebäck auch schon früher, aber das war dann eine Bindestrichsemmel.
Bindestrichsemmel?
Zitat von Noricus im Beitrag #13Bei einem Bäcker in meinem Aktionsradius gibt es übrigens Semmeln und Schrippen. Erstere sind rund und weisen ein Sternmuster auf, Letztere sind hingegen (wenn ich mich recht erinnere) länglich und haben einen Längseinschnitt. Ist das die Originalform der Berliner Schrippe oder hat der Bäcker nur nach einer Benennung für diese länglichen Semmeln gesucht? Werden Sternsemmeln in Berlin auch als Schrippe bezeichnet
Ich glaube, die Schrippe ist eine original Berliner Bezeichnung. Ringsum (im märkischen, wie auch hier oben bei HH) heißen die Dinger jedenfalls schlicht Brötchen. Und diese Sternsemmeln scheinen mir das zu sein, was ich als Kaiserbrötchen bzw. Kaisersemmeln kenne. In meiner Kindheit gab es beim Bäcker übrigens auch die Unterscheidung zwischen Brötchen und Semmeln. Brötchen waren dabei diese normalen, ovalen Dinger mit Längseinschnitt, während Semmeln so eine Art Doppelbrötchen waren. Also zwei Teigstücke aneinandergepappt und dann zusammen gebacken. Als Kind nannte ich diese Dinger "Mickeymouse-Ohren".
Beste Grüße, Calimero
------------------------------------------------------- Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel
Zitat von Calimero im Beitrag #20In meiner Kindheit gab es beim Bäcker übrigens auch die Unterscheidung zwischen Brötchen und Semmeln. Brötchen waren dabei diese normalen, ovalen Dinger mit Längseinschnitt, während Semmeln so eine Art Doppelbrötchen waren. Also zwei Teigstücke aneinandergepappt und dann zusammen gebacken. Als Kind nannte ich diese Dinger "Mickeymouse-Ohren".
In meiner Kindheit in München hießen die "Remische" (betont auf dem ersten e), die waren besonders gut, der Teig war auch etwas anders als bei den normalen Semmeln.
Wenn ich mich recht erinnere war der Teig nicht nur etwas anders. Es war ein dunkler Teig, mit viel Kümmel und einer harten Kruste. Remische und Maurerloabi vom Bäcker Karl! Ein Hochgenuss.
Zitat Komisch, ich bin auch östlich vom Ammersee, aber westlich von München aufgewachsen und würde nie was anderes als "der Spezi" sagen. Dafür ist der Kumpel der Spezl.
Und weil wir gerade bei Mischgetränken sind, muss ich feststellen, dass auch bei uns pippilangstrumpfanalog der in meiner Jugend noch völlig verbreitete "Näga" mittlerweilen zum politisch-korrekten, aber stinklangweiligen "Colaweizen" oder "Colaweißbier" gesäubert worden ist.
Gruß Petz
Dann kommen wir aus der selben Gegend, aber "einen Spezi" habe ich in den letzten 40 Jahren so nicht gehört. Spezl ist klar, aber Spezi als Kumpel gabs bei uns auch. Wobei das dann eher abwertend war:" der X und sein Spezi..".
Aber mir scheint, dass das sogar ortsabhängig zu sein scheint. Auf jeden Fall wurde während meiner Sozialisation und auch heute immer "ein Spezi" (ergo: "ist das Dein Spezi?") bestellt.
Ja, der "Näga", ein Kultgetränk damals, vor allem im Biss In. Ganz schlimm die Oberpfalz, die zu Weißbier "Weizen" sagt (wie der Rest der Republik).
Heute bestellt der zugereiste Münchner eher "einen Spritz" oder "Hugo". Auch die Modewelle des "Tegernseer Helles"-Biersaufen hat ihren Höhepunkt erreicht. Gott sei Dank. Dann wieder zurück aufs August....
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