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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 6 Antworten
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notquite Offline



Beiträge: 506

06.03.2014 22:29
Anzahl der Hartz-IV-Empfänger aus BG und RO steigt um 50 % - "Wir haben zu danken" Antworten

Auf Sueddeutsche Online konnte man heute einen brillianten Artikel des ohnehin überhaus brillianten Journalisten Thorsten Denkler lesen.

Aktueller Anlass ist die Meldung der Sueddeutschen Zeitung, dass die Anzahl der Hartz-IV-Empfänger aus Rumänien und Bulgarien binnen Jahresfrist um 50 % (!) auf 44.000 gestiegen ist. Dem stehen laut Denkler immerhin "160.000 Bulgaren und Rumänen" gegebenüber, "die in Deutschland arbeiten", "davon 126.000 in sozialversicherungspflichtigen Jobs". Dies sei jedoch nicht weiter problematisch, immerhin gebe es doch "4,37 Millionen Menschen in Deutschland, die im Januar 2014 von Hartz-IV abhängig waren", mithin seien also gerade mal 0,99 % der HArtz IV - Empfänger aus Bulgarien und Rumänien. Außerdem müsse man schließlich all jenen dankbar sein, die es überhaupt ins böse, böse Nazi-Deutschland geschafft hätten und hier einer Arbeit nachgingen, von der irgendwelche dubiosen Schlachtereibetriebe, äh, sorry "Deutschland" profitiere - "Wir haben zu danken".

Aus irgendwelchen Gründen lese ich SZ Online immer noch relativ regelmäßig. Bei Herrn Denkler frage ich mich allerdings regelmäßig, ob aus seinen Artikeln, speziell den Kommentaren (wobei die Trennung zwischen Fakten und Meinung bei ihm ohnehin kaum vorhanden ist), journalistische Unfähigkeit und Unkenntnis oder doch eher der Wille zu brutalstmöglicher Propaganda trieft - und was davon nun schlimmer wäre. Interessant in diesem Fall, wie man sich um eine scheinbare Objektivierung des Skandals bemüht und dem Leser das Zahlenmaterial zur Widerlegung frei Haus serviert:

erstens - jeder einzelne "Empfänger" für sich genommen ein Skandal bei geltender Rechtslage,
zweitens - ist unklar, ob die genannten 160.000 überhaupt in dieser Höhe einer Berufstätigkeit nachgehen oder nicht doch eher als "Selbstständige" Obdachlosenzeitungen verkaufen,
drittens - selbst wenn diese Zahlen stimmen, was ist das für eine Struktur, in der über 20 % der Beschäftigten keiner sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nachgehen,
viertens - selbst wenn wir all diese Zahlen akzeptieren, bleibt immer noch der schlichte Fakt, dass selbst hier auf den ersten Blick erkennbar ist, dass der relative Anteil der Hartz IV-Empfänger um den Faktor 2-3 höher ist als in der Gesamtbevölkerung, oder besser gesagt: WAR, denn
fünftens stammen diese Zahlen aus dem November des letzten Jahres (Vergleichswerte aus November 2012), als Deutschland in Sachen Sozialtourismus noch im Tiefschlaf und die Sozialstruktur derer, die auf Basis des von der EU garantierten Freizügigkeitswahns dieses Land betreten durften, durch diverse Restriktionen noch halbwegs ausgeglichen war.

Aber was sind schon schlichte Fakten gegen dieses wohlige Gefühl, dass "wir" Zuwanderung halt brauchen und "wir" davon "profitieren" (interessant auch, wie Leute, die mit Deutschland so überhaupt nichts anfangen können, dieses Land immer wieder mit den Interessen irgendwelcher Industrien in eins setzen.)

Ich warte schon auf die Artikel im Februar 2015 - nun gut, der Hartz IV-Anteil sei nun auf annähernd 50 % gestiegen, aber immerhin seien es doch immer noch nur 2 % der Gesamtempfänger, es sei doch nur eine geschätzte Milliarde Euro pro Jahr (Binnenkonjunktur, my ass) und schließlich seien die Rumänen und Bulgaren im Vergleich zu den hiesigen Libanesen und Nigerianern doch immer noch quasi vorbildlich.

Willkommen im Irrenhaus.

http://www.sueddeutsche.de/politik/zuwan...anken-1.1906079

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

06.03.2014 23:09
#2 RE: Anzahl der Hartz-IV-Empfänger aus BG und RO steigt um 50 % - "Wir haben zu danken" Antworten

Eine Retourkutsche auf ähnlichem Niveau wäre, die Zahl der tatsächlichen oder vermeintlichen Opfer rechtsextremer Gewalt durch Verweis auf die Toten durch Verkehrsunfälle oder das Rauchen zu relativieren. Darüber, was verwerflicher ist, kann man sich dann streiten, peinlich ist beides allemal für den, der solche Vergleich anstellt.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

07.03.2014 10:23
#3 RE: Anzahl der Hartz-IV-Empfänger aus BG und RO steigt um 50 % - "Wir haben zu danken" Antworten

Auch wenn ich mich wiederhole, Bulgaren und Rumänen sind nicht in den selben Topf zu werfen: http://img.welt.de/img/wirtschaft/crop12...Hartz-IV-jb.jpg

Der Anteil der Rumänen, die Hart IV empfangen, entspricht genau dem der Gesamtbevölkerung.


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Frank2000 Offline




Beiträge: 3.261

07.03.2014 11:27
#4 RE: Anzahl der Hartz-IV-Empfänger aus BG und RO steigt um 50 % - "Wir haben zu danken" Antworten

Zitat von xanopos im Beitrag #3

Der Anteil der Rumänen, die Hart IV empfangen, entspricht genau dem der Gesamtbevölkerung.


Ich werde mich nicht tiefer in dieses Thema einmischen; werter xanopos, aber diese Aussage ist so wörtlich genommen schwer nachzuvollziehen.

1. Die heiss diskutierte Frage ist, warum Ausländer -und nach deutschem Recht sind auch EU-Bürger weiterhin Ausländer im Sinne ohne deutsche Staatsangehörigkeit- überhaupt in Deuschland Sozialhilfe abräumen sollten.

Natürlich gibt es eine FORMALE Antwort, die da ist "Weil Deutschland Mitglied der EU ist und ein Abkommen akzeptiert hat, das gegenseitige Sozialhilfezahlungen zulässt". Dieses FORMALE Argument wird zur Zeit von deutschen Gerichten geprüft. Aber entscheidend ist eine INHALTLICHE Antwort, eine POLITISCHE Antwort, warum das so sein sollte. Die Antwort der europagläubigen Politiker dazu schwankt zwischen einem hilflosen "Weil wir dankbar dafür sein müssten, so die Sünden unserer Nazi-Eltern abzutragen" und einem energischen "Das ist so offensichtlich, dass nur Neonazis und andere Extremisten überhaupt diese Frage stellen". Manchmal wird auch diffus von einem "Friedensprojekt" gesprochen; ich vermute mal, damit ist so etwas ähnliches gemeint wie die Ablassbriefe im Mittelalter.

2. Unabhängig von Frage 1 gibt es auch statistische Einwände gegen obige Aussage von Ihnen. Warum sollte der Anteil der Rumänen an der deutschen Gesamtbevölkerung einen Anspruch auf Sozialhilfe begründen? Wäre es nicht viel sinnvoller daraufhin zu arbeiten, dass Migranten eine Bereicherung für den deutschen Arbeitsmarkt sind und somit einen relativ kleineren Anteil an Hilfsempfängern haben müsste? Und: was meinen Sie mit der Aussage überhaupt? Meinen Sie
a) der Anteil der Sozialhilfeempfänger in der Migrantengruppe "Rumänen" entspricht dem Anteil der Sozialhilfeempfänger der Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit
oder
b) der Anteil der Sozialhilfeempfänger in der Migrantengruppe "Rumänen" entspricht dem Anteil der Migrantengruppe "Rumänen" in Bezug auf die deutschen Innländer?

Freundliche Grüße
Frank

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

07.03.2014 12:41
#5 RE: Anzahl der Hartz-IV-Empfänger aus BG und RO steigt um 50 % - "Wir haben zu danken" Antworten

Zitat
1. Die heiss diskutierte Frage ist, warum Ausländer -und nach deutschem Recht sind auch EU-Bürger weiterhin Ausländer im Sinne ohne deutsche Staatsangehörigkeit- überhaupt in Deuschland Sozialhilfe abräumen sollten.

Zahlen in Deutschland arbeitende EU-Bürger mit nicht-deutscher Staatsbürgerschaft nicht die gleichen Steuern und Abgaben wie deutsche Staatsbürger?

Zitat von Frank2000 im Beitrag #4
Warum sollte der Anteil der Rumänen an der deutschen Gesamtbevölkerung einen Anspruch auf Sozialhilfe begründen?
Die Rumänien, die Sozialhilfe beziehen, tun das, weil sie zuvor Ansprüche erarbeitet haben, sprich mindestens 6 Monate beschäftigt waren.

Zitat
Auf Arbeitslosengeld II (Hartz IV) – also die Grundsicherung für Erwerbsfähige – haben EU-Ausländer in Deutschland allerdings nicht automatisch Anspruch. In den ersten drei Monaten ihres Aufenthalts ist ein Bezug von Arbeitslosengeld II sogar ausgeschlossen. Wer länger als sechs Monate in Deutschland sozialversicherungspflichtig angestellt war und unverschuldet seinen Job verliert, hat in der Regel Anspruch auf Arbeitslosengeld II



Zitat
Wäre es nicht viel sinnvoller daraufhin zu arbeiten, dass Migranten eine Bereicherung für den deutschen Arbeitsmarkt sind und somit einen relativ kleineren Anteil an Hilfsempfängern haben müsste?

Das funktioniert bei den Rümanen im Gegensatz zu den Bulgaren bisher doch gut.

Zitat
Und: was meinen Sie mit der Aussage überhaupt? Meinen Sie
a) der Anteil der Sozialhilfeempfänger in der Migrantengruppe "Rumänen" entspricht dem Anteil der Sozialhilfeempfänger der Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit
oder
b) der Anteil der Sozialhilfeempfänger in der Migrantengruppe "Rumänen" entspricht dem Anteil der Migrantengruppe "Rumänen" in Bezug auf die deutschen Innländer?

Ich meine, das was die Welt meint, immerhin ist von dort die Grafik, und das wäre der Anteil der Sozialhilfeempfänger in der Migrantengruppe "Rumänen" entspricht dem Anteil der Sozialhilfeempfänger an der Gesamtbevölkerung (deuschte Staatsbürger + EU-Bürger + nicht-EU-Bürger).


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notquite Offline



Beiträge: 506

07.03.2014 17:18
#6 RE: Anzahl der Hartz-IV-Empfänger aus BG und RO steigt um 50 % - "Wir haben zu danken" Antworten

Zitat von xanopos im Beitrag #3
Auch wenn ich mich wiederhole, Bulgaren und Rumänen sind nicht in den selben Topf zu werfen: http://img.welt.de/img/wirtschaft/crop12...Hartz-IV-jb.jpg

Der Anteil der Rumänen, die Hart IV empfangen, entspricht genau dem der Gesamtbevölkerung.


So ...?

Dieses Faktum kann man ja nun auch ganz anders interpretieren. Nichtdeutsche beziehen etwa 3x so oft Hartz IV wie die Gesamtbevölkerung. Das kann man so verstehen, dass der Anteil der Deutschen unter den Leistungsbeziehern nochmal deutlich unter den 7,4 % laut "Welt" liegt. Mithin liegt also schon heute der Anteil der ALG II-Empfänger bei den Rumänen über jenem der Deutschen. Die Entwicklung der Quote bei den Bulgaren ist noch einmal wesentlich schlechter. Wenn man berücksichtigt, dass die Ausländerquoten in puncto Hartz IV vor allem durch das verheerende deutsche Asyl-System produziert werden und die Bulgaren sich jener Gesamtquote offensichtlich mit jedem Tag weiter annähern, dann ergibt sich ein durch und durch deprimierendes Bild, das nach politischen Lösungen schreit. Das nur zum technischen Aspekt.

Davon unberührt bleibt meine offenbar etwas altmodische Vorstellung, dass selbst annähernd gleiche Bezugsquoten bei Deutschen und Rumänen, die doch angeblich in der Mehrzahl zum Arbeiten hier sein sollen, ganz sicher kein Grund zum Feiern wären. Unter Berücksichtigung der Faktoren, die die aktuellen Quoten sicher noch äußerst günstig beeinflussen (vergleichsweise gute Arbeitsmarktsituation und durch bisher bestehende Restriktionen relativ gutes - Betonung auf relativ - Qualifikationsprofil der "Einwanderer" aus BG und RO), sind schon die aktuellen Zahlen ein Skandal, selbst wenn man die offensichtlichen Folgewirkungen in Form späterer Leistungsansprüche ignoriert. Es ist absehbar, dass sie sich noch weiter verschlechtern werden.

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

08.03.2014 11:19
#7 RE: Anzahl der Hartz-IV-Empfänger aus BG und RO steigt um 50 % - "Wir haben zu danken" Antworten

Zitat von notquite im Beitrag #6
Das kann man so verstehen, dass der Anteil der Deutschen unter den Leistungsbeziehern nochmal deutlich unter den 7,4 % laut "Welt" liegt.


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