Ich hatte schon vor einigen Monaten einen Beitrag geplant und zu schreiben begonnen, in dem der französische Politiker Manuel Valls - damals Innenminister - porträtiert wird. Jetzt ist der gute Mann Premierminister, weshalb in der 5. Folge der Frankreich-Serie "Feu tricolore" die Rede vom neuen Hausherrn des Hôtel Matignon sein soll.
Zu den vielen Dingen, die wir seit dem Tod Zettels vermissen, gehört ganz sicher der wiederkehrende, ebenso liebevolle wie informative Blick über den Rhein. Vielen Dank, lieber Noricus, für diese kleine Anknüpfung an die Tradition.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat von Rayson im Beitrag #2Zu den vielen Dingen, die wir seit dem Tod Zettels vermissen, gehört ganz sicher der wiederkehrende, ebenso liebevolle wie informative Blick über den Rhein. Vielen Dank, lieber Noricus, für diese kleine Anknüpfung an die Tradition.
Danke, lieber Rayson, und dieses Mal ist ja auch für Dich als Fußballfan etwas dabei.
Calimero
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02.04.2014 08:22
#4 RE: Feu tricolore (5): Manuel Valls – ein „rechter“ Sozialist und Frauenschwarm im Hôtel Matignon
Ich habe nur gestern im Radio vom neuen Mann gehört. Vom äußersten rechten Flügel sei er , und hätte sogar mal vorgehabt das Wort "Sozialismus" aus dem Parteiprogramm zu streichen. Und jetzt kommt dieser Valls, obwohl mir ein anderer Sender gerade kurz zuvor gesteckt hatte, dass Hollandes Wahldebakel auch darauf zurückzuführen sei, dass die Franzosen mit dessen unzureichender Sozialpolitik unzufrieden seien. Keine Ahnung wie das für die Radiofritzen alles zusammenpasst, aber jetzt sehe ich zumindest klarer. Vielen Dank für die Aufklärung, lieber Noricus.
Beste Grüße, Calimero
------------------------------------------------------- Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel
Es wurde schon gesagt: La France vue d'outre-rhin. Zettel's Spezialität wiederaufgenommen.
Aber, ob die Valls Hype gerechtfertigt ist, muss sich erst noch zeigen, denn so flotte Jungs, die "gescheiterte" PM ablösen – dat gab's in F schon öfters. Fabius ist auch mal so gestartet (als "moderner Sozialist" - später eher als Bettvorläger gelandet), Mauroy ablösend, als die Verstaatlichungsprogramme den Staatsbankrott erwarten ließen.
Gescheitert ist bei diesen ewigen Neuer-PM-Bäumchen-wechsel-dich-Spielchen indessen eher der Präsident, denn der PM is natürlich nicht viel mehr als ein besserer Briefträger für die Strecke Président - Assemblée nationale. Dem Ministerrat sitzt der Präsident vor, ein ziemlich überflüssiger Job also, höchstens zusätzlich noch als Blitzableiter geeignet, wie sich jetzt ja zeigt – und als Sprungbrett für später – im eher seltenen Erfolgsfall. Le Premier ministre n'est que le premier des ministres - wie Pompidou das mal so nett zu formulieren pflegte.
Man kann im vorliegenden Fall also nur sich der schwachen Hoffnung hingeben, dass sich dieser Präsident regel- und verfassungswidrig nunmehr so halb aufs Altenteil begibt und seinen flotten Schwiegersohntyp mal machen lässt.
Bei Hollande, der offenbar nur versehentlich sich zum Präsidenten hat wählen lassen und mit all den politischen Kalamitäten wohl am liebsten nchts zu tun hätte, könnte es möglicherweise sogar so kommen, dass er mit der Rolle als Grüßgottonkel und Staatsbanketteinlader (statt Staatsbankrotteinlader) sich zufrieden gibt und Valls freie Hand lässt. Mal sehen.
Wird wie üblich etwas übertrieben sein, aber da steckt ein wahrer Kern drin: Die Lage in Frankreich ist desolat und es trifft inbesondere Jugendliche.
Aber die werden nicht mehr lange nach Deutschland kommen. Die GroKo ist ja dabei, mit Mindestlohn etc. genau die Fehler zu wiederholen, die Frankreich in die Misere geführt haben.
Zitat von R.A. im Beitrag #6Die Lage in Frankreich ist desolat und es trifft inbesondere Jugendliche.
Aber die werden nicht mehr lange nach Deutschland kommen. Die GroKo ist ja dabei, mit Mindestlohn etc. genau die Fehler zu wiederholen, die Frankreich in die Misere geführt haben.
Ich kann mich noch an die Aussagen der SPD Grössen beim Machtwechsel damals erinnern. Wie sie Hollande als die große Hoffnung für das Gute in Wahre in Europa begrüßten, der die sozial(istisch?)e Idee endlich zum Sieg führt. Der den Mut für das Richtige hat und damit endlich zeigen wird, wie eine bessere Gesellschaft geht.
Es macht mich sprachlos, dass Leute wie Nahles und Co mit Blick auf das angerichtete Desaster immer noch mit ihrem pausbäckigen Lächeln ihr verseuchtes, fauliges Brackwasser als einen edlen Château Pétrus verkaufen und die Menschen, ob sie wollen oder nicht, damit abfüllen bis es ihnen aus den Ohren wieder heraus läuft....
Wird wie üblich etwas übertrieben sein, aber da steckt ein wahrer Kern drin: Die Lage in Frankreich ist desolat und es trifft inbesondere Jugendliche.
Aber die werden nicht mehr lange nach Deutschland kommen. Die GroKo ist ja dabei, mit Mindestlohn etc. genau die Fehler zu wiederholen, die Frankreich in die Misere geführt haben.
Es gibt auch eine Sicht die Politiker weniger Fehler machen sieht, als vielmehr Taten aus Überzeugung. Das widerspricht vielleicht Hanlon's Razor, aber nur wenn man von Böswilligkeit ausgeht - und das tue ich nicht. Ich gehe konform mit dieser Aussage:
Zitat von http://m.welt.de/article.do?id=wirtschaf...Startseite&pg=3Die Bundesregierung werde sich deshalb für einen Abbau der Ungleichgewichte einsetzen, versichert der Vizekanzler und verweist dabei ausdrücklich auf "die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns" sowie "die Orientierung von Zeit- und Leiharbeit auf ihre Kernfunktionen".
Im Klartext: Die Koalitionäre sorgen ganz bewusst für eine Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit, um auf diese Weise die Ungleichgewichte innerhalb der Euro-Zone zu verringern. Vor allem Frankreichs Präsident Hollande lobte denn auch die in Berlin vollzogene Kehrtwende.
Und nun kann man sich ja mal überlegen, ob das nicht nur auf den Mindestlohn zutrifft. Sondern auch auf die Energiewende. Und bei der Gelegenheit führt man sich die Diskussion über die "Schädlichkeit" eines sich ständig steigernden Wirtschaftswachstums vor Augen.
Viele Grüße, Erling Plaethe
xanopos
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02.04.2014 15:12
#9 RE: Feu tricolore (5): Manuel Valls – ein „rechter“ Sozialist und Frauenschwarm im Hôtel Matignon
Zitat von R.A. im Beitrag #6Sondern auch auf die Energiewende. Und bei der Gelegenheit führt man sich die Diskussion über die "Schädlichkeit" eines sich ständig steigernden Wirtschaftswachstums vor Augen.
Der Einzige, der wirklich von einem immerwährenden Wirtschaftswachstum abhängig ist, ist unser aufgeblähter Sozialstaat.
Bitte denken Sie an die Umwelt bevor Sie diesen Kommentar ausdrucken
Zitat von Dennis the Menace im Beitrag #5 Man kann im vorliegenden Fall also nur sich der schwachen Hoffnung hingeben, dass sich dieser Präsident regel- und verfassungswidrig nunmehr so halb aufs Altenteil begibt und seinen flotten Schwiegersohntyp mal machen lässt.
Das würde der geschriebenen Verfassung aber genau entsprechen, lieber Dennis. Denn nach Art. 20 Abs. 1 Franz. Verfassung (Link ist im ZR-Beitrag enthalten) bestimmt die Regierung die Politik der Nation. Dem Präsidenten wird von der Verfassung eine Prärogative in der Verteidigungs- und Außenpolitik (Art. 15 und 52) zugewiesen. Dass in Zeiten, in denen nicht cohabitiert wird, der Präsident eine Art Richtlinienkompetenz hinsichtlich aller Politikbereiche ausübt, hat sich zwar als Element der Realverfassung eingebürgert, ist aus dem Normtext aber nicht abzuleiten.
Der Witz ist ja, dass in der Anomalie der cohabitation die Machtverteilung zwischen dem Präsidenten (als Herrn der Außen- und Verteidigungspolitik) und dem Premierminister (als Herrn über die restliche Politik) genau dem von der geschriebenen Verfassung vorgesehenen System entspricht.
Zitat von aus dem BlogbeitragAls Reaktion auf die für die Sozialisten wenig erfreulich ausgegangenen Kommunalwahlen
Ich wundere mich über diese allgemeine Wahrnehmung. Immerhin haben die Sozialisten ca. 41% der Stimmen erhalten und die meisten ihrer Hochburgen gehalten. Angesichts der chaotischen Politik und der - angeblichen - Unbeliebtheit von Hollande ein überragender Erfolg.
Gegen so gut wie alle notwendigen Reformen der verkrusteten französischen Wirtschaft wehren sich die Franzosen energische. Damit ist jede beliebige Regierung zur Erfolglosigkeit verurteilt. Und so läßt sich auch der Erfolg der Sozialisten erklären - weil sie nämlich kaum was geändert haben.
__________________________________________ Wegen der aktuellen Krise werde ich fortan Krimsekt, russischen Kaviar, russische Puppen, russische Eier und Boeuf Stroganoff boykottieren
Zitat von aus dem BlogbeitragAls Reaktion auf die für die Sozialisten wenig erfreulich ausgegangenen Kommunalwahlen
Ich wundere mich über diese allgemeine Wahrnehmung. Immerhin haben die Sozialisten ca. 41% der Stimmen erhalten und die meisten ihrer Hochburgen gehalten. Angesichts der chaotischen Politik und der - angeblichen - Unbeliebtheit von Hollande ein überragender Erfolg.
Nun, wenn man die Ergebnisse an einem Worst-Case-Szenario misst, dann schon, lieber AldiOn. Dieser Graphik ist zu entnehmen, dass das linke Lager in den Städten > 10.000 Einwohnern 160 Bürgermeistersessel verloren hat. Das ist schon eine ganze Menge. Und wenn Sie sich anschauen, dass deutlich mehr Städte von links nach rechts gekippt sind als umgekehrt, dann können die Sozialisten damit nicht zufrieden sein.
Zitat Gegen so gut wie alle notwendigen Reformen der verkrusteten französischen Wirtschaft wehren sich die Franzosen energische.
Das ist schon richtig. Und auch mit Valls wird es wohl nichts der Agenda 2010 Vergleichbares geben. Aber möglicherweise wird er - mit Hollandes Segen - versuchen, einige der schlimmsten Auswüchse der sozialistischen Politik zurechtzustutzen. Mehr ist zweifellos nicht drin.
HR
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03.04.2014 23:02
#13 RE: Feu tricolore (5): Manuel Valls – ein „rechter“ Sozialist und Frauenschwarm im Hôtel Matignon
Zitat von Rayson im Beitrag #2Zu den vielen Dingen, die wir seit dem Tod Zettels vermissen, gehört ganz sicher der wiederkehrende, ebenso liebevolle wie informative Blick über den Rhein. Vielen Dank, lieber Noricus, für diese kleine Anknüpfung an die Tradition.
Und ich vermisse seit jeher, von Adenauer über Kohl und Zettel bis hinzu Merkel, den Blick über den Kanal auf unsere Blutsbrüder, die Angeln und Sachsen.
Zitat von HR im Beitrag #13Und ich vermisse seit jeher, von Adenauer über Kohl und Zettel bis hinzu Merkel, den Blick über den Kanal auf unsere Blutsbrüder, die Angeln und Sachsen.
Na, seit Wilhelm dem Eroberer sind da aber auch unsere Freunde von jenseits des Rheins kräftig dabei. Und dann passt es ja wieder, oder?
Ansonsten: Ich vermisse halt nur das, was schon mal da war. Man kann sich viel wünschen, aber was einmal möglich wurde, steht für alle Zeiten.
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Zitat von HR im Beitrag #13Und ich vermisse seit jeher, von Adenauer über Kohl und Zettel bis hinzu Merkel, den Blick über den Kanal auf unsere Blutsbrüder, die Angeln und Sachsen.
Na, seit Wilhelm dem Eroberer sind da aber auch unsere Freunde von jenseits des Rheins kräftig dabei.
Du meinst die, die einige Jahre vorher von jenseits des Danewerkes und Beltes in die Normandie eingewandert sind, oder? Die waren ja nur zufällig auch jenseits des Rheines.
Zitat Ansonsten: Ich vermisse halt nur das, was schon mal da war. Man kann sich viel wünschen, aber was einmal möglich wurde, steht für alle Zeiten.
Och, vermissen kann man auch etwas, was noch nicht da war. Zumindest für die Bewohner der ehemaligen BBZ (britische Besatzungszone) gab es aber eine kleine Zeit, wo der Blick nach London dazu gehörte. Einige hatten sogar kurze Zeit einen britischen Pass...
Zitat von Rayson im Beitrag #14Na, seit Wilhelm dem Eroberer sind da aber auch unsere Freunde von jenseits des Rheins kräftig dabei.
Spätestens seit den Rosenkriegen fast nicht mehr - im Prinzip haben sich die Normannen-Nachfahren in England weitgehend gegenseitig ausgerottet. Auf der Insel leben (neben Angelsachsen und Kelten) inzwischen wohl deutlich mehr Nachfahren von Indern, Polen, Holländern oder Jamaikanern als von Franzosen.
Zitat Ich vermisse halt nur das, was schon mal da war. Man kann sich viel wünschen, aber was einmal möglich wurde, steht für alle Zeiten.
Zitat von Rayson im Beitrag #2Zu den vielen Dingen, die wir seit dem Tod Zettels vermissen, gehört ganz sicher der wiederkehrende, ebenso liebevolle wie informative Blick über den Rhein. Vielen Dank, lieber Noricus, für diese kleine Anknüpfung an die Tradition.
Und ich vermisse seit jeher, von Adenauer über Kohl und Zettel bis hinzu Merkel, den Blick über den Kanal auf unsere Blutsbrüder, die Angeln und Sachsen.
Lieber HR, vielen Dank für diesen Hinweis. Mir fehlt zum UK leider die (wenn auch geringfügige) biographische Verbindung, die ich zu Frankreich habe, aber das schließt ja noch lange nicht aus, dass man sich mit diesem äußerst interessanten Land beschäftigen könnte.
Vielleicht möchte ja auch einmal ein(e) Kommentator(in) dazu einen Gastbeitrag platzieren?
HR
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14.04.2014 03:24
#18 RE: Feu tricolore (5): Manuel Valls – ein „rechter“ Sozialist und Frauenschwarm im Hôtel Matignon
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