Die mit diesem Beitrag eröffnete Serie ist dem Namen, nicht aber dem Inhalt nach neu. Meister Petz hat mich dankenswerterweise darauf aufmerksam gemacht, dass Zettel Gleiches unter der Rubrik „Zettels OsterfragerEi“ unternommen hat. Die „Fragen zu allen Dingen überhaupt“ – der geneigten Leserschaft wird die Anspielung auf das Motto von Zettels Raum nicht entgangen sein – sollen aber nicht nur rund um das Auferstehungsfest erscheinen, sondern immer dann, wenn sich ein entsprechendes Problem stellt. Gastbeiträge zu dieser Serie sind jederzeit willkommen.
Nun ist es an Ihnen, liebe Leserinnen und Leser: Sind das Steuerhinterziehen und das Plagiieren bei universitären Abschlussarbeiten in moralischer Hinsicht gleich verwerflich?
Vielen Dank im Voraus für Ihre hoffentlich zahlreichen Antworten. Wenn Sie nicht Mitglied von Zettels kleinem Zimmer sind und/oder Ihre Reflexionen anonym veröffentlicht sehen möchten, können Sie mir Ihre Antwort auch an Noricus<Klammeraffe>gmx.eu schicken (bitte ersetzen Sie in der Empfängeradresse Ihrer E-Mail <Klammeraffe> durch @ - dieses etwas umständliche Prozedere dient der Verringerung von Spam-Nachrichten). Bitte verwenden Sie als Betreff "Steuer Plagiat" und teilen Sie mir mit, ob die Antwort unter Ihrem Namen/einem Nickname oder anonym publiziert werden soll. Die Forumsregeln gelten selbstverständlich auch für die auf diesem Wege eingesandten Kommentare.
vielen Dank für diese (wie ich finde sehr gelungene ) Wiederbelebung einer ZR-Tradition.
Es fällt mir schwer, zu diesem Punkt eine dezidierte Position einzunehmen, da mir hierfür so etwas wie "universelle Kriterien" fehlen. Das können andere vermutlich besser. Und je länger ich in diesem Forum/Blog lese (und schreibe), desto mehr kommen mir ohnehin die universellen Wahrheiten abhanden, was ich für einen großen Fortschritt halte .
Gleichwohl tendiere ich Ihrer Aussage zu, daß Steuerhinterziehungen nicht gehen. Einerseits ärgert mich, wenn insbesondere der ÖR-Rundfunk hier begrifflich zunehmend härtere Geschütze auffährt (früher: Steuersünder [=Fall für die Beichte ] oder -hinterzieher [=eigenständiger Begriff]; heute: Betrüger, was eine deutlich abwertende Konnotation hat; wie Sie richtig schreiben, wird hier kräftig an der Kriminalisierungsschraube gedreht). Dennoch kann ich hier keinen Akt des zivilen Ungehorsams erblicken; vielmehr verschafft sich einer, wie Sie schreiben, einen Vorteil auf Kosten eines anderen, der seine Steuern ehrlich zahlt, auch wenn er es für falsch hält. Man kann eine liberale Partei wählen, oder, falls nicht vorhanden, eine liberale Partei gründen; mehr gibt ein demokratisch verfasster Rechtsstaat nicht her, meine ich. Der Rest ist Ertragen und leiden .
Zu den Dissertationen. Ich habe ein Riesenproblem damit, wenn (oft auch bei historischen Fragestellungen) heute gängige Kriterien 1:1 auf vergangene Zeiten angewandt werden. Frau Schavans Diss ist unter den damals gültigen Bedingungen von ihr erfolgreich verteidigt worden; Doktorvater und Zweitgutachter hatten ihr placet gegeben. Eingebettet in den damaligen Kontext war ihre Diss mit hoher Wahrscheinlichkeit üblich, und die neuerdings fast inquisitorische Suche nach Fehlern in Dissertationen ist nunmal politisch motiviert (es gibt ja, schon aus Gründen das Aufwands, keine Reihenuntersuchungen alter Dissertationen, sondern nur solche bei Personen von "öffentlichem Interesse").
Gerade in solchen Berufen, bei denen die Dissertation v. a. nicht dem wissenschaftlichen Werdegang, sondern vielmehr dem praktisch angewandten Aufstieg historisch gedient hat (Mediziner vor allem, aber wohl auch z. T. Juristen) käme dies einer mittleren Katastrophe für das jeweilige Berufsbild gleich. Will man das? Ich meine den praktischen Arzt um die Ecke; seit 20 Jahren bewährt und beliebt bei seinen Patienten (umgekehrt kann man natürlich auch fragen, welchen Sinn eine wissenschaftliche Arbeit für praktisch Tätige überhaupt macht)
Gegenargument: DNA-Tests, die heute dazu beitragen, "cold cases" aufzuklären. Hier sehe ich jedoch die Verhältnismäßigkeit berührt. Morde waren schon immer verboten und ein Kapitalverbrechen; ich bin nicht sicher, wie streng die Zitierregeln 1980 ausgelegt worden sind, im Wissen um die Unüberprüfbarkeit notabene. Und ein klassisches Betrugsdelikt (jemandem Kohle aus der Tasche ziehen) wäre bei Frau Schavan im übrigen längst verjährt (anders als bei Guttenberg ).
Heute löst sich das Problem, zumindest in den Naturwissenschaften, ja zunehmend von selbst durch das immer gängigere Vorgehen der "kumulierten Dissertation", d. h. des erfolgreichen Platzierens einzelner Artikel in Fachzeitschriften mit peer-Review-Verfahren usw. Hier ist eine sehr viel größere Transparenz gesichert. Für die "alten" Doktores würde ich für Bestandsschutz plädieren, glaube ich; nicht zuletzt wegen des Themas "Faß ohne Boden", aus pragmatischen Gründen also.
Kann man alles auch anders sehen, lieber Noricus, aber so war Ihr Text, wenn ich ihn richtig verstehe, ja auch gedacht .
Herzliche Grüße, Andreas
Calimero
(
gelöscht
)
Beiträge:
31.03.2014 20:28
#3 RE: Fragen zu allen Dingen überhaupt (1): Steuerhinterziehung und Plagiat
Zunächst mal angenommen, wir lebten in einer "idealen Welt" - in der der Staat verantwortungsvoll mit den ihm übertragenen Geldern umgeht, und ihm vorenthaltene Steuern eine direkte Auswirkung auf seine Handlungsfähigkeit im Bereich der staatlichen Kernaufgaben nach sich zögen. Und nehmen wir weiterhin an, dass die Erlangung eines Doktortitels dessen Träger als besonders fähigen Menschen innerhalb der sowieso schon zahlenmäßig kleinen Wissenselite der Akademiker auszeichnete.
Dann müsste man konstatieren, dass der Steuerhinterzieher zwar mehr Leute schädigt (die Mitbürger, deren Gemeinschaftskasse ja geschmälert wird), aber der pro-Kopf-Schaden dann doch nun wieder nicht soo groß sein dürfte. Außerdem ist das Geld ja nicht weg; der Steuerhinterzieher entscheidet nun halt lediglich selbst, wofür er sein erarbeitetes Geld verwendet, statt diese Entscheidung dem Staat zu überlassen. In einer idealen Welt wäre es allerdings trotzdem besser, wenn dem Staat zukäme worauf er Anspruch hat - weil er es a) wirklich benötigt und b) der Steueranteil am erzielten Einkommen nicht überproportional groß sein dürfte.
Immer noch in der idealen Welt, in welcher die Promotion den "höheren" vom "niederen Wissensadel" scheidet, erschleicht sich der Plagiator durch vorsetzlichen Betrug einen immensen Vorteil gegenüber allen anderen Akademikern, die ebenso am - an sich redlich geführten - Wissenswettstreit teilnehmen. Das heißt, er schädigt direkt seine Mit-Wettbewerber und zusätzlich noch "die Wissensgesellschaft" (evtl auch einen zukünftigen Arbeitgeber), weil er einen Platz einnimmt, der ihm nicht zusteht und der höchstwahrscheinlich mit jemand besserem besetzt werden könnte.
Der Plagiator verursachte also sowohl den größeren (direkten) Schaden, als auch einen größeren (direkten) unmittelbaren, unberechtigten Vorteil für sich selbst. Er handelt moralisch verwerflicher als der gemeine Steuerhinterzieher.
Nun leben wir aber nicht in einer idealen Welt.
Ich erlaube mir zum Thema Verwerflichkeit von Steuerhinterziehung mal ein Selbstzitat:
Zitat von Calimero im Beitrag RE: Alice im WunderlandJeder Euro der nicht in den staatlichen Finanzkatakomben verschwindet, schützt uns vor weiterer Schröpfung und verhindert eventuell zusätzlichen Unsinn. Es ist doch so, dass den politischen Geldverteilern niemals genug Steuergeld zur Verfügung steht. Egal wie hoch die Steuereinnahmen sind, man findet (zusätzliche) Wege um alles restlos zu verpulvern und obendrauf noch Schulden zu machen. Je höher die Einnahmen, desto mehr Unsinn wird damit finanziert. Wobei sich jeder einmal subventionierte Unsinn als eine Art Besitzstand zementiert - inclusive der zugehörigen Subventionsverteilungsbürokratie.
Wir wissen auch, dass zusätzliche Einnahmen aus den Taschen ordentlich Verdienenderniemals zu Steuersenkungen, also Entlastung der "ehrlichen" Normalverdiener führen werden. Zusätzliche Einnahmen vergrößern lediglich die rechnerische Basis, auf deren Grundlage zusätzliche Ausgaben und Neuverschuldung für die nächsten Jahre festgelegt werden. Würden heute irgendwelche zusätzlichen Milliarden von bisherigen Steueroptimierern eingesammelt werden können, würde es in den nächsten Jahren heißen, dass diese Milliarden jetzt fehlen würden, was a) eine zusätzliche Neuverschuldung oder b) höhere Steuern auf [beliebiges Lenkungsprojekt einsetzen] erforderlich machen würde.
Heißt zusammengefasst: Jeder in Privathand verbliebene Euro ist auf jeden Fall ungefährlicher, wahrscheinlich sogar nützlicher als ein im Staatshaushalt verbuchter Euro. Einmal in der Staatschatulle verschwunden entlastet er nämlich mitnichten die "ehrlichen Steuerzahler", sondern vergrößert nur die Gefahr dass ebendiese Steuerzahler in Zukunft mehr ablatzen müssen um die nun vergrößerte Staatskasse gefüllt zu halten.
Gut verdienende Steuerverkürzer bewahren uns also tendenziell vor neuen politischen Leuchtturmprojekten, vor zusätzlichen Forderungen irgendwelcher Subventionsjäger, vor zusätzlichen Begehrlichkeiten der EU, der Banken, oder der uns umgebenden Euro-geschädigten Staaten. Den Fiskus knapp zu halten nützt allen, außer natürlich den Nutznießern staatlicher Förderungen, sowie den mit leichter Hand verteilenden politischen Entscheidern (um nicht Stimmenkäufer zu sagen).
Ich sehe in Steuervermeidung in dieser, realen Welt der leichtfertigen Subventionsverteiler, der Steuergeldverschwender, der Wählerstimmen-"Käufer" und der politischen sich-ein-gutes-Gewissen-auf-anderer-Leute-Kosten-Verschaffenden; in dieser Welt, in der diejenigen Interessengruppen am ehesten aus den staatlichen Töpfen ernährt werden, die am lautesten greinen, mittlerweile fast einen Selbst- und Gesellschaftsschutz. Maximal eine lässliche Sünde.
Und zu den Plagiatoren muss man sagen, dass es in Zeiten der allgemeinen Abiturienten- und Akademikerinflation, sowie der Doktorandenschwemme derer, die einfach noch eine Promotion "dranhängen", weil der Arbeitsmarkt eh schon keine Verwendung für ihre Profession hat, auch relativ wurscht ist, ob sich jemand seine Doktorarbeit zusammenkopiert, oder ob er sich selbst einen Kopf um irrelevanten Kram macht. Wieviele Promotionen werden überhaupt noch irgendeinen wissenschaftlichen Wert haben? Wieviele sind einfach nur eine zeitintensive Fleißarbeit des Zusammentragens fremder Gedanken, statt einer Verfassung eigener geistiger Höchstleistungen?
Ist es nicht völlig drittens, ob nun die eine oder die andere Gender-Else mit einer wie und wo auch immer entstandenen Dissertation eine Professur in Gender-studies ergattert? Wieviele Promotionen entstehen einfach dadurch, dass ein Prof oder eine Uni irgendwelche Quoten erfüllen muss?
Trotzdem ist der vorsätzliche Betrug bei der Erlangung akademischer Grade (wie auch bei sonstigen Berufsabschlüssen) moralisch eher zu verurteilen als die "opferlose" Steuerhinterziehung. Da gilt, für mich, das Gleiche wie in der idealen Welt.
Beste Grüße, Calimero
------------------------------------------------------- Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel
Zitat von Doeding im Beitrag #2 Kann man alles auch anders sehen, lieber Noricus, aber so war Ihr Text, wenn ich ihn richtig verstehe, ja auch gedacht .
Selbstverständlich, lieber Andreas. Hier geht es ja um Wertungsfragen, deren Beantwortung ganz unterschiedlich ausfallen kann, sodass man - jeweils schlüssig argumentierend - zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen gelangt.
Welche Sichtweise den interessierten Leser letztlich überzeugt, entscheidet er dann selbst.
Plagiate und Steuerhinterziehung sind beide moralisch falsch.
Allerdings werden auch beide Verfehlungen im derzeitigen Meinungsklima m.E. zu hoch gehängt. Insbesondere wird in beiden Fällen über den Täter ein moralisches Urteil gefällt, das weit über das eigentliche Vergehen hinaus geht.
Im Falle Guttenberg wurde dem Herrn von G. die moralische Eignung für ein Ministeramt abgesprochen. Was ich für überzogen halte. Ich will als Verteidigungsminister einen guten Manager und Verwalter. Keinen guten Wissenschaftler. Guttenberg mag als Minister geeignet sein oder auch nicht - aber dies wird nicht von einem Doktortitel berührt. (Hier war ich auch anderer Meinung als der hier sehr viel strengere Zettel).
Im Falle Hoeneß war die öffentliche Erregung m.E. sogar noch überzogener. Ganz klar: Steuern darf man nicht hinterziehen. Juristisch ohnehin nicht. Und auch moralisch halte ich das für falsch. Und sei es nur aus dem Grund, dass man die Gesetze des Staates in dem man lebt, einhalten sollte. ("Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist" sagte schon Jesus.) Aber eine über dieses Vergehen hinausgehende moralische Aburteilung der Person Hoeneß kann ich dennoch nicht verstehen. Als Beispiel für diese Geisteshaltung hier ein Interview mit einem Moralphilosophen: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgesc...oralphilosophie Zitat:
Zitat Da Hoeneß die Vorteile der Institutionen des Staates genossen hat, ohne seinen fairen Beitrag zu leisten, kann man ihn durchaus als Sozialschmarotzer sehen
.
Ein "Schmarotzer" ist jemand, der seinen Wirt aussaugt ohne dafür eine Leistung zurückzugeben. Konkret hat U.Hoeneß in seinem Leben zig Millionen Steuern gezahlt und zig Arbeitsplätze geschaffen. Es scheint mir ganz offensichtlich, dass Hoeneß der Gesellschaft mehr gegeben hat, als er selbst von ihr empfangen hat. (Wenn er auch weniger gegeben hat, als er lt. Gesetz hätte geben müssen). (Würde man sich in einem Gedankenexperiment vorstellen, es hätte in Deutschland einen U.Hoeneß nie gegeben, dann wäre dieses Deutschland heute ärmer. ) Der Herr Moralphilosoph (und mit ihm weite Teile der Bevölkerung) erkennt dies aber nicht oder will es nicht erkennen. Sein Argument logisch zu Ende gedacht: wer der Gesellschaft auch nur einen einigen von dieser geforderten Euro vorenthält, ist für die Gesellschaft komplett nutzlos bzw. schädlich (=Schmarotzer), ganz unabhängig davon, was er sonst für die Gesellschaft geleistet hat. Was ich als ein moralisch grotesk überzogenes Urteil empfinde.
Zitat von Florian im Beitrag #5 Ich will als Verteidigungsminister einen guten Manager und Verwalter. Keinen guten Wissenschaftler. Guttenberg mag als Minister geeignet sein oder auch nicht - aber dies wird nicht von einem Doktortitel berührt.
Das ist ein interessanter Gedanke, lieber Florian, zu dem ich mir ein kleines Off-Topic gestatten möchte: Wir gelangen hier nämlich wieder zu der Frage, wie moralisch Politiker sein müssen. Ist jemand als Minister tragbar, der sich in seiner Freizeit (derzeit nicht strafbare) Bilder nackter Kinder anschaut? Würde man einem Finanzminister trauen, der spielsüchtig ist? Oder - um zum Thema zurückzukehren - einem Finanzminister, der selbst mal hinterzogen und sich durch eine Selbstanzeige wieder steuerehrlich gemacht hat? Oder seine Strafe verbüßt hat?
Wurde an Schavan von der (ver)öffentlich(t)en Meinung ein strengerer Maßstab angelegt, weil sie seinerzeit Bildungsministerin war und somit bei ihr jedes indirekte Zitat, in dem zu viel Originalwortlaut enthalten war, schon einen Stein des Anstoßes darstellte? Hätten die Medien ihren damaligen Liebling Guttenberg auch dann abgeschossen, wenn sein Plagiat nicht so umfangreich und tiefgreifend gewesen wäre?
Zitat von Noricus im Beitrag #6Würde man einem Finanzminister trauen, der spielsüchtig ist? Oder - um zum Thema zurückzukehren - einem Finanzminister, der selbst mal hinterzogen und sich durch eine Selbstanzeige wieder steuerehrlich gemacht hat? Oder seine Strafe verbüßt hat?
Wenn er Hoeneß heißt, auf jeden Fall. Das legendäre Zitat kommt ja nicht von ungefähr:
Zitat von Uli HoeneßDer Unterschied zwischen Bayern und Dortmund war der: Die Dortmunder sind in der Bank links in die Kreditabteilung gegangen, und wir rechts in die Festgeldabteilung. Das ist bei Schalke auch der Fall. Wenn das so bleibt, werden sie auf Dauer keine Chance haben. Wer alles auf Pump macht, geht unter, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche."
Der letzte Satz sollte für einen Finanzminister als Grundregel gelten. Und zudem: Es gibt kein Indiz dafür, dass Hoeneß dem FCB durch seine persönlichen Finanzgeschäfte geschadet hat. Der Club steht gut da, und besteht in einem internationalen Umfeld, das die Festgeldabteilung noch nie von innen gesehen hat. Genau wie Herr Schäuble.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Ich finde beides moralisch nicht besonders verwerflich, jedenfalls nicht im ethischen Sinne.
Wer Steuern hinterzieht agiert erst einmal gegen den Staat und für sich selbst, daran ist erst einmal nichts Unethisches zu erkennen, es zahlt ja auch niemand mehr Steuern als er muss, obwohl er es könnte. Steuern entstehen aus der Gesetzlage heraus mit der der Staat sich einen Anspruch an den Bürger definiert (!), sie enstehen nicht aus einem Geschäft heraus. Und der Staat setzt diesen Anspruch mit Gewalt durch. Das er das kann, ist eine Frage der Realität, die auch die Frage nach der Moral völlig hinter sich lässt. Er tuts weil er es kann. Und er tut es deshalb nicht noch schlimmer, damit er morgen noch etwas davon hat, nicht weil er meint, der Bürger habe Anrecht auf seine eigene Leistung. Daher ist es für mich schwer Unmoral zu sehen, weil man diesen selbst definierten Anspruch nicht teilt. Es ist etwas anderes, wenn man diesen Anspruch selber gefordert hat, das ist aber eine Randnotiz.
Was nun das Plagiat betrifft (und ich gehe davon aus, hier sollen wissenschaftliche Plagiate, inbesondere Doktortitel besprochen werden) so sehe ich das auch eher entspannt: Es hat ja keiner ein Anrecht für den Doktor mehr zu verlangen als andere. Wenn ich mich mit einem Titel künstlich aufblase brauche ich trotzdem noch jemanden, der darauf reagiert. Und im Laufe der nächsten Jahr nicht merkt, dass ich in Wirklichkeit eine Flachzange bin. Ich halte viele Doktortitel auch für weit überbewertet, schon von einem Lehrstuhl zum anderen sind die Maßstäbe sehr unterschiedlich. Ich musste für meinen Titel noch arbeiten, aber es gibt auch Fachbereiche wo man nicht mal was veröffentlichen muss, um promovieren zu können (den Seitenhieb auf die Medizin spare ich mir). Doktorarbeiten sind viel zu heterogen um daraus ableiten zu wollen, und an der Note erkennt man die Qualität auch nicht (es gibt Flachzangen mit summa und fähige Leute ohne). Im akademischen Bereich reicht der Titel ohnehin zu nix, jeder potentielle Arbeitgeber wird entweder die Arbeit lesen oder, viel wahrscheinlicher, die Veröffentlichungshistorie sehen wollen, spätestens da sollte es auffallen. Das "Problem" existiert eigentlich fast nur da, wo Titel eine Eignung vorstellen (um nicht zu sagen vortäuschen) sollen und das ist eher in der Politik der Fall, denn auch in der Wirtschaft fallen Täuscher schnell auf. Das ist ein begrenztes Problem. Verwerflich finde ich es nicht so sehr (Belügen von Wählern finde ich deutlich schlimmer und das ist Tagesgeschäft), allerdings hat es auch etwas lustiges wenn einer von den Münchhausens enttarnt wird und vor den Trümmern des selbst gebauten Luftschlosses steht.
Insofern: Weder das eine noch das andere. Wer erwischt wird, muss eben mit Konsequenzen rechnen.
Zitat von Florian im Beitrag #5 Ich will als Verteidigungsminister einen guten Manager und Verwalter. Keinen guten Wissenschaftler. Guttenberg mag als Minister geeignet sein oder auch nicht - aber dies wird nicht von einem Doktortitel berührt.
Das ist ein interessanter Gedanke, lieber Florian, zu dem ich mir ein kleines Off-Topic gestatten möchte: Wir gelangen hier nämlich wieder zu der Frage, wie moralisch Politiker sein müssen. Ist jemand als Minister tragbar, der sich in seiner Freizeit (derzeit nicht strafbare) Bilder nackter Kinder anschaut? Würde man einem Finanzminister trauen, der spielsüchtig ist? Oder - um zum Thema zurückzukehren - einem Finanzminister, der selbst mal hinterzogen und sich durch eine Selbstanzeige wieder steuerehrlich gemacht hat? Oder seine Strafe verbüßt hat?
Wurde an Schavan von der (ver)öffentlich(t)en Meinung ein strengerer Maßstab angelegt, weil sie seinerzeit Bildungsministerin war und somit bei ihr jedes indirekte Zitat, in dem zu viel Originalwortlaut enthalten war, schon einen Stein des Anstoßes darstellte? Hätten die Medien ihren damaligen Liebling Guttenberg auch dann abgeschossen, wenn sein Plagiat nicht so umfangreich und tiefgreifend gewesen wäre?
Ich sehe das so: Für eine Position (ganz egal ob nun Minister oder z.B. Führungskraft in der Wirtschaft) muss der Kandidat geeignet sein. Diese Eignung besteht zum einen aus rein fachlichen Eigenschaften: das notwendige "Branchenwissen", Führungserfahrung, etc. Aber schon auch gewisse persönliche Eigenschaften: Zuverlässigkeit, Rechtschaffenheit, etc. Allerdings sollte man hier realistische Anforderungen stellen. Nicht jeder Charakterfehler disqualifiziert einen gleich für alle Aufgaben. Nun kann man natürlich argumentieren: wer plagiiert hat, hat einen Betrug begangen. Und einen Betrüger wollen wir nicht an verantwortlicher Stelle. Nur: Praktisch jeder hat schon mal irgendwann im Leben irgendeinen Betrug begangen: vielleicht ist er als Student mal schwarz U-Bahn gefahren. Oder hat kein Parkticket gelöst. Oder hat bei einer Spesenabrechnug zu viele Kilometer aufgeschrieben. Oder hat in einer Bewerbung eine Schwangerschaft verheimlicht. Oder hat als Schüler einen Spickzettel geschrieben. usw.usf. Würde man also JEDEN Betrug als Ausschlusskriterium nehmen, wäre in Deutschland kaum noch ein Arbeitsplatz zu besetzen.
Daher sollte man solche persönlichen Verfehlungen richtigerweise nur in soweit berücksichtigen, wie daraus ein relevantes Fehlverhalten in der zu besetzenden Position wahrscheinlicher wird und/oder die Vorbildfunktion als Führungskraft nicht mehr gelebt werden kann.
Im Falle Guttenberg würde ich das tendenziell verneinen. Im Falle eines Finanzministers in Privatinsolvenz tendenziell bejahen. (weil dies ein Indiz dafür ist, dass der Mann nicht mit Geld umgehen kann).
So oder so: es ist m.E. eine bedauerliche Fehlentwicklung, dass Politiker häufig v.a. moralisch beurteilt werden. Und viel zu wenig fachlich. Die lächerliche Briefkopf-Affäre war bei Möllemann ein Rücktrittsgrund. Wenn ein Herr Stolpe hunderte Millionen Verluste im "Sachsenring" vergräbt ist das kein Rücktrittsgrund sondern ein Beförderungsgrund zum Verkehrsminister. Und wenn er dann im neuen Amt Milliarden in fehlerhaften Maut-Abrechnungen versenkt, ist auch dies kein Rücktrittsgrund. (Aber wehe, man hätte ihm nachweisen können, dass er mal mit dem Dienstwagen privat zum Supermarkt gefahren ist - dann wär er fällig gewesen).
Bei der Steuerhinterziehung geht es um eine Eigentumsfrage. Den Betrag, welcher hinterzogen wird, hält das Finanzamt für sein Eigentum. Es gehört ihm, würde es sagen. Derjenige, welcher die Steuern erwirtschaftet, ist aber bis zur Erklärung der Eigentümer. Es handelt sich bei der Steuer aus meiner Sicht um einen Eigentumswechsel, der gesetzlich klar geregelt ist.
Bei der Erlangung eines akademischen Titels ist dies nur der Nachweis einer erbrachten Leistung. Einer Leistung, nichts als eine Vorarbeit für die zukünftige Erwerbsmöglichkeit von Eigentum, welches dann versteuert werden kann.
Die Erlangung eines Titels ist, anders als bei Adligen nicht mit einer Erzielung von Eigentum verbunden. Obgleich manche dass anders sehen mögen und durchaus erfolgreich in der Umsetzung sind, in es eine Genese von Eigentum aus Titeln.
Somit hat sich der Steuerhinterzieher über die Frage der Erzielung des Eigentums längst hinweggesetzt, ob mit Titel oder ohne - er repräsentiert den Vollzug, das Resultat.
Auch schon bevor er Steuern hinterzog, ging es ihm darum, seine Ernte zu lagern, während der Gegenspieler noch am sähen war.
Was beide verbindet, ist der Regelbruch im Erfolgsfall. Aus dem der Steuerhinterzieher als Dreher des größeren Rades hervorgeht. Moralisch stehen sie gleich da, was sie unterscheidet ist ihr direkter Erfolg.
Zitat von Llarian im Beitrag #8 Was nun das Plagiat betrifft (und ich gehe davon aus, hier sollen wissenschaftliche Plagiate, inbesondere Doktortitel besprochen werden)
Genau, lieber Llarian. Im Blogpost-Titel "Sind das Steuerhinterziehen und das Plagiieren bei universitären Abschlussarbeiten gleich verwerflich?" kommt das auch zum Ausdruck, für den Thread im Kleinen Zimmer habe ich die Überschrift nur etwas verkürzt.
Zitat von Florian im Beitrag #9 Nur: Praktisch jeder hat schon mal irgendwann im Leben irgendeinen Betrug begangen: vielleicht ist er als Student mal schwarz U-Bahn gefahren. Oder hat kein Parkticket gelöst. Oder hat bei einer Spesenabrechnug zu viele Kilometer aufgeschrieben. Oder hat in einer Bewerbung eine Schwangerschaft verheimlicht. Oder hat als Schüler einen Spickzettel geschrieben. usw.usf.
Oder sich seinerzeit nicht bei der GEZ angemeldet. Noch vor 15 bis 20 Jahren herrschte - jedenfalls in meinem Umfeld - bei jungen Erwachsenen nicht der Hauch eines Unrechtsbewusstseins, wenn man einschaltete, ohne zu zahlen. Vielmehr wurde die GEZ als eine tendenziell zu bedenklichen Mitteln (Besuche der sog. Rundfunkgebührenbeauftragten) greifende Institution gesehen, der sich zu verweigern etwas von lobenswertem zivilem Ungehorsam hatte.
Würde heutzutage noch das alte System gelten, würden Schwarzseher wohl ihrerseits an den Pranger gestellt. Denn wer keine Demokratieabgabe zahlt, hält wohl nicht viel von der Demokratie (was nichts kostet, ist nichts wert).
Schönenborn hat ja schon vor rund einem Jahr für sein berühmt gewordenes Wort (zu Recht) viel Kritik und Häme einstecken müssen. Doch vor 15 bis 20 Jahren wäre wohl niemand in diesem Land, der noch irgendeinen Posten von Relevanz innehaben wollte, auch nur auf die Idee gekommen, den GEZ-Obolus als "Demokratieabgabe" zu bezeichnen. Dies ist vielleicht auch ein Hinweis auf eine geänderte Einstellung der Gesellschaft hinsichtlich des Abgabenzahlens.
xanopos
(
gelöscht
)
Beiträge:
01.04.2014 07:43
#13 RE: Fragen zu allen Dingen überhaupt (1): Steuerhinterziehung und Plagiat
Zitat von Florian im Beitrag #9Nur: Praktisch jeder hat schon mal irgendwann im Leben irgendeinen Betrug begangen: vielleicht ist er als Student mal schwarz U-Bahn gefahren.
Studenten die schwatz fahren sind nur zu faul um rechtzeitig das Studenten Ticket zu lösen. Die Wiener Linien kontrollieren zu Semesterbeginn gerne in Nähe von Universitäten.
Zitat Oder hat kein Parkticket gelöst.
Nicht zu empfehlen. Die Parksherrifs mögen zwar Versorgungsposten für Parteifreunde und potentielle Rotwähler sein, aber es gibt einfach zu viele davon.
Zitat Oder hat in einer Bewerbung eine Schwangerschaft verheimlicht.
Das darf während einer Bewerbung gefragt werden?
Zitat Oder hat als Schüler einen Spickzettel geschrieben.
Das ist Betrug. Mich wundert wie wenig Folgen das bei uns hat. Wer mit 16 Wählen darf, sollte mit 16 auch bei Betrug mit strafrechtlichen Folgen rechnen müssen. Punkt.
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Zitat von Florian im Beitrag #9Oder hat in einer Bewerbung eine Schwangerschaft verheimlicht.
Das darf während einer Bewerbung gefragt werden?
Nein!
Zitat Die Frage nach einer Schwangerschaft ist generell unzulässig. Wenn Sie vom Arbeitgeber danach gefragt werden, dürften Sie die Unwahrheit sagen, d.h. Sie dürfen eine in Wahrheit gegebene Schwangerschaft verheimlichen. Dies ergibt sich aus § 7 Abs.1 Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG) (...)
Vielen Dank lieber Noricus für den interessanten Beitrag.
Ich sehe beide Taten Steuerhinterziehung und Plagiieren als moralisch gleich verwerflich, denn in beiden Fällen geht es um eine betrügerische Vorteilnahme gegenüber den ehrlichen Mitbürgern. Im Falle der Steuerhinterziehung ganz konkret die Vorteilnahme durch mehr eigenes Geld und im Fall der Plagiate um Vorteilnahme in Ansehen und Einfluss, was ja oft auch gleichbedeutend mit Geld ist.
Was natürlich interessant ist, ist die erhöhte mediale Aufmerksamkeit, die beide Themen seit einiger Zeit genießen. Diese ist meines Erachtens in beiden Fällen übertrieben und falsch. Das bedeutet aber NICHT, dass diese Straftaten moralisch in Ordnung wären, wenn sie die Aufmerksamkeit nicht genießen würden. Das mediale Interesse sorgt nur für einen zusätzlichen Strafmodus, der obendrein weder mit einer Unschuldsvermutung abgemildert ist, noch durch ein rational denkendes Gericht in seiner Härte abgewogen wird. Der verachtende Ausstoß aus der Gesellschaft ist falsch und auch in anderen Zusammenhängen untragbar (Lynchmob bei Tötungsvermutung, Ausgrenzung von Tätern, die ihre Strafe abgesessen haben, usw.), aber das ist ein Problem der Mediengesellschaft und nicht ein Problem der Bewertung von Straftaten.
Das Problem der Mediengesellschaft dadurch zu lösen, dass man die Straftaten als heldenhaft und moralisch erstrebenswert darstellt (wie dies hier im Fall der Steuerhinterziehung gemacht wird) ist der vollkommen falsche Ansatz, der einem liberalen Staatsdenken widerspricht und eigentlich die gesetzliche Grundordnung des Staates in Frage stellt. Das ist meines Erachtens ein massives Austrocknen eines Sees, nur um zu versuchen nicht nass zu werden.
Man sollte daher zweigleisig vorgehen. Auf der einen Seite Straftaten als Straftaten benannt lassen. Aber auf der anderen Seite auch das pöbelhafte Geschrei des medialen Interesses angreifen und klar machen, dass ein Ausstoß aus der Gesellschaft und ein verächtlich Daherreden eben auch moralisch verwerflich ist.
mangels Erfahrung mit dem wissenschaftlichen Betrieb kann ich leider keine fundierte Meinung über die Vergleichbarkeit der beiden Vergehen zum Besten geben.
Ich möchte jedoch auf einen Punkt Ihres Beitrages eingehen. Ich bin nicht der Meinung, dass in der Öffentlichkeit Steuerhinterziehung generell stärker verurteilt wird als früher, sondern vielmehr Reichtum. Wer reich ist, ist dies in den Augen von Medien und einem großen Teil der Bevölkerung immer auf Kosten Anderer. Wenn er nun auch noch Steuern hinterzieht betrügt er die restliche Bevölkerung in deren Augen zum zweiten Mal. An den "ehrlichen Arbeiter" werden jedoch ganz andere Maßstäbe angelegt. Um sich gegen "die da oben" zu wehren ist es geradezu seine Pflicht seine Steuererklärung möglichst kreativ auszufüllen und auch mal den ein oder anderen Euro schwarz einzusammeln "weil es ja alle tun".
Herrn Hoeneß traf die Empöhrung meiner Meinung nach mit besonderer Härte, da mit ihm das letzte Denkmal des sozialen Reichen vom Sockel gestürzt werden konnte. "Die sind halt doch alle gleich!"
Zu diesem Themenbereich passt auch die neue Plakatkampagne von Verdi: Wir sind die Guten. Wer sind dann eigentlich die Schlechten? Verdi weiß es bestimmt!
Viele Grüße Nikosch
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”If it tastes good you should sequence it.” Wang Jun
Zitat von Florian im Beitrag #9Oder hat in einer Bewerbung eine Schwangerschaft verheimlicht.
Das darf während einer Bewerbung gefragt werden?
Ja, das darf gefragt werden.
("Darf" im Sinne von: ist nicht strafbewehrt)
Allerdings ist diese Frage unzulässig. D.h. es ist zulässig, auf diese Frage zu lügen. Diese Lüge stellt dann keinen Kündigungsgrund dar.
Soweit die Rechtslage.
Allerdings handelt diese ganze Diskussion ja nicht von der Rechtslage. (Denn dass z.B. Steuerhinterziehung illegal ist, braucht glaube ich nicht weiter diskutiert zu werden). Sondern um die moralische Einordnung. Und da finde ich das Leugnen einer Tatsache, die ggf. die Eignung für eine konkrete Stelle verhindert, tatsächlich moralisch sehr fragwürdig.
Zitat von Kritiker im Beitrag #15Was natürlich interessant ist, ist die erhöhte mediale Aufmerksamkeit, die beide Themen seit einiger Zeit genießen. Diese ist meines Erachtens in beiden Fällen übertrieben und falsch. Das bedeutet aber NICHT, dass diese Straftaten moralisch in Ordnung wären, wenn sie die Aufmerksamkeit nicht genießen würden. Das mediale Interesse sorgt nur für einen zusätzlichen Strafmodus, der obendrein weder mit einer Unschuldsvermutung abgemildert ist, noch durch ein rational denkendes Gericht in seiner Härte abgewogen wird. Der verachtende Ausstoß aus der Gesellschaft ist falsch und auch in anderen Zusammenhängen untragbar (Lynchmob bei Tötungsvermutung, Ausgrenzung von Tätern, die ihre Strafe abgesessen haben, usw.), aber das ist ein Problem der Mediengesellschaft und nicht ein Problem der Bewertung von Straftaten.
Damit machen Sie es sich aber einfach, lieber Kritiker. Auf der einen Seite gibt es eine absolute, sozusagen platonistische "moralische Bewertung" von Straftaten. Aber am Umgang mit den entsprechenden Straftätern sind die Medien schuld. Das ist aber gar nicht wahr. Eine moralische Bewertung einer Tat (egal, ob Straftat oder nicht) folgt gesellschaftlichen Konventionen. Dass Medien die aufgreifen und ggf. verstärken oder abmildern können, ist trivial. Aber der Punkt ist ein anderer: Menschen neigen dazu, nicht die Tat, sondern den Charakter des Handelnden aufgrund der Tat, aber auch aufgrund der Umstände (Vermögen ist z. B. ein wichtiger Punkt) zu bewerten. Und das ist die Schnittstelle zwischen der moralischen Bewertung einer Tat und dem Umgang mit dem Täter.
Zitat von Kritiker im Beitrag #15Das Problem der Mediengesellschaft dadurch zu lösen, dass man die Straftaten als heldenhaft und moralisch erstrebenswert darstellt (wie dies hier im Fall der Steuerhinterziehung gemacht wird) ist der vollkommen falsche Ansatz, der einem liberalen Staatsdenken widerspricht und eigentlich die gesetzliche Grundordnung des Staates in Frage stellt
Haben Sie es nicht ein bisschen kleiner? Mir geht es nicht um heldenhaft oder erstrebenswert, sondern um eine wahrgenommene Verhältnismäßigkeit, deren Beurteilung ja jedem offensteht (so lange man nicht eine objektive Moralität annimmt).
Weiterer Punkt: Ich halte mich ja für gewöhnlich aus den Orthodoxiediskussionen heraus, was jetzt genau "liberal ist" und was nicht. Aber bitte: Inwiefern entspricht es einem "liberalen Staatsdenken", eine gesetzeskonformes bzw. widriges Verhalten derart moralisch zu überhöhen wie Sie es hier zum Besten geben? Ein "liberales Staatsdenken" hat es nicht nötig, Gesetze zu moralisieren. Die Gesetze gelten, und wer sich daran nicht hält, wird bestraft. Die moralische Bewertung ist Privatsache.
Ich glaube, darin liegt auch ein Motiv, einen gewissen rechtfertigenden Notstand gegenüber dem allumfassenden Staat anzunehmen. Übrigens ist das kein liberales oder konservatives Alleinstellungsmerkmal - denken Sie an Sachbeschädigung oder Gewalt gegen Polizisten - da wird oft mehr Heldenmut unterstellt als es hier irgendjemand dem Uli zuschreiben würde.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
ich bin gerade in der Laune eine Betrachtung darzulegen, die zum einen etwas eigenwillig sein mag und zum anderen auch sicherlich nicht unwidersprochen bleiben wird. Man möge mir diese Laune, die mich gerade überfallen hat, verzeihen.
Namen sind Schall und Rauch. So erscheinen es mir auch (akademische) Titel zu sein.
Ich habe vor kurzem eine alte Diskussion zwischen Norbert Bolz und Gesine Schwan gesehen. In ihr sprach Frau Schwan einen (ernst gemeinten) Satz, der mich zusammenzucken lies: „Aber Sie gestehen mir doch sicher zu eine Intellektuelle zu sein.“
Warum ist das für sie wichtig? Weil sie selbst denkt, wie die Mehrheit der Menschen?: Dass sich das „Selbst“ mehr über die begriffliche Zuordnung definiert, denn über das „Seiende“ selbst? Mir ist diese Sicht, dieses Empfinden zuwider. Ich sehe darin Unsicherheit gegen sich selbst und den Versuch sich aus der Verantwortung vor sich selbst zu stehlen. Mehr noch, sehe ich den Versuch „etwas sein zu wollen“ und dieses „Sein“ über die begriffliche Definition der Gesellschaft zu erreichen, anstatt über Reflektion und Vorleben. Daher gefällt mir der Ausspruch „Namen sind Schall und Rauch.“ so gut. Er nimmt solchen Versuchen jedes Versteck.
Zu "Nutzung" eines Titels gehören nun zwei Parteien. Eine, die sich damit definiert und eine die dieser Definition glaubt. Da es mir selbst niemals in den Sinn käme, einen Menschen über seinen Titel zu beurteilen (privat wie beruflich), kann ich keinen realen, zwangsläufigen Schaden im (falschen) "Nutzen" von Titeln sehen. Jeder kann diesen Schaden sehr einfach verhindern, indem er einfach nichts auf Titel gibt. Er muß dann, um den gegenüber in dem zu Erkennen was ihm wichtig ist, Arbeit verrichten: Reflektieren, einordnen, beurteilen. Eine Abkürzung dieser Arbeit durch das Glauben eines Titels ist ein reines Privatvergnügen.
Oder anders, sehr einfach und platt, anhand eines hypothetischen Beispiels formuliert: Wenn Herr Guttenberg Umweltminister geworden wäre und die Energiewende durch ein marktwirtschaftliches System ersetzt hätte, hätte ich ihn als einen großartigen Politiker empfunden. Mit oder ohne Doktortitel, mit oder ohne abgeschrieben. Hätte er aber stattdessen 100 neue Umweltplaketten und Subventionen eingeführt, hätte ich ihn für eine Pfeife gehalten; unabhängig von der Anzahl möglicher, durch ihn rechtmäßig erworbener akademischer Titel. Insofern kann ich persönlich im Plagiatieren zum Erwerb von Titeln nichts Verwerfliches sehen. Damit werden nur die Menschen betrogen, die es selbst so wollen, weil sie einen anderen Menschen an seiner äußerer Form, anstatt anhand seiner selbst, seinem Denken und seinen Taten beurteilen.
Betrachtet man die Steuer, stellt sie sich letztendlich als die Art und Weise dar wie eine Gemeinschaft das Eigentum ihrer zugehörigen Mitglieder regelt. Dazu greift die Gemeinschaft nach selbst verfassten Regeln in das Eigentum des Individuums ein. Die Vielzahl der durchgeführten Steuerdelikte, von falsch angegebenen Kilometern, über die Extrastange Zigaretten aus dem Urlaub, hin zu ohne Rechnung gefliesten Bädern, bis zu nicht abgeführter Einkommenssteuer zeigt aber, dass diese Regeln der Gemeinschaft durch das Individuum anscheinend nicht akzeptiert sind. Die Summe der Individuen (die Gemeinschaft) stellt anscheinend Regeln auf, die jedes Individuum für sich selbst als nicht bindend sieht. Aus dieser Überlegung heraus kann Steuerhinterziehung nichts Verwerfliches sein. Ein Maßstab den man auf sich selbst angewand als inakzeptabel erachtet, kann nicht zum Maßstab einer allgemeinen Moral herhalten. Dass man in diesem Zusammenhang überhaupt die Moral ins Spiel bringt, hat nur den Zweck neben dem strafrechtlichen Drohpotenzial auch noch möglichst hohen Konformitätsdruck zu schaffen, um der Gemeinschaft bessern Zugriff auf das Eigentum ihrer (n-1) Individuen zu ermöglichen.
Aus diesen beiden Betrachtung leite ich folgende Antwort auf die eingangs gestellte Frage ab:
Zitat Nun ist es an Ihnen, liebe Leserinnen und Leser: Sind das Steuerhinterziehen und das Plagiieren bei universitären Abschlussarbeiten in moralischer Hinsicht gleich verwerf lich?
Moralisch gesehen sind beide Handlungen nicht verwerflich und damit aus dieser Sicht gleich einzuordnen. Es gibt allerdings eine Kategorie in der beide Handlungen gleich verwerflich werden, die aber nicht auf die Handlung selbst abstellt.
Im ersten Fall: Wenn einer, der sich selbst Amt und Titel „erschlichen“ hat, den „moralischen Stab“ über einem anderen bricht, der das tat.
Im zweiten Fall: Wenn einer, der selbst Steuern hinterzogen hat, den „moralischen Stab“ über einem anderen bricht, der das tat. (Der Betrag spielt dabei gar keine Rolle; jeder nach seinen Fähigkeiten.)
Dies ist das höchst verwerfliche Verhalten der Doppelmoral, der Ursprung fast aller großer Katastrophen. Der zweite genannte Fall, ist dabei derzeit zum deutschen Volkssport mutiert: Jeder entrüstet sich bei einem anderen moralisch darüber, was er selbst tut. Dies ist die einzige moralische Kategorie in diesem Zusammenhang die mich dermaßen anwidert, dass ich für jede glatte Wand dankbar bin, die ich hochgehen kann.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Die Frage läßt sich, wie sich das in der Wissenschaft gehört, empirisch klären.
- Zu den dreistesten Plagiatoren (=> neuzeitliche Fälle & "topics of human interest" betreffend, um Fälle von rein akademischem Interesse wie Jan Hendrik Schön und Diederik Stapel außen vor zu lassen) gehören Jane Goodall (aus der Wikipedia ) & Alex Haley's "Roots". - Der prominenteste Promi, der wegen Steuerhinterziehung eingebuchtet wurde, hieß Al Capone.
Sapienti sat.
PS. Andererseits: wer seine Diss am (Ab)Schreibtisch unter der Steh(l)lampe erstellt, der ist scheints noch zu ganz-andrem imstand, was fremdes Eigentum betrifft:
"Russian President Vladimir Putin has been accused of plagiarism by fellows at the Brookings Institution who allege that "[l]arge chunks of Putin's economics dissertation on planning in the natural resources sector were lifted from a management text published by two University of Pittsburgh academics nearly 20 years earlier."[88]
On 27 June 1997, at the Saint Petersburg Mining Institute Putin defended his Candidate of Science dissertation in economics titled "The Strategic Planning of Regional Resources Under the Formation of Market Relations".[89] According to Clifford G Gaddy, a senior fellow at Brookings Institution, a Washington DC think tank, sixteen of the twenty pages that open a key section of Putin's 218-page thesis were copied either word for word or with minute alterations from a management study, Strategic Planning and Policy, written by US professors William King and David Cleland and translated into Russian by a KGB-related institute in the early 1990s.[90][91] Six diagrams and tables were also copied.[92] Gaddy said "there's no question in my mind that this would be plagiarism", but nevertheless does not believe that the plagiarism was really intentional "in the sense that if you had wanted to hide where the text came from you wouldn't even list this work in the bibliography."[93]"
Zitat von Noricus im Beitrag #6Wir gelangen hier nämlich wieder zu der Frage, wie moralisch Politiker sein müssen. Ist jemand als Minister tragbar, der sich in seiner Freizeit (derzeit nicht strafbare) Bilder nackter Kinder anschaut? Würde man einem Finanzminister trauen, der spielsüchtig ist? Oder - um zum Thema zurückzukehren - einem Finanzminister, der selbst mal hinterzogen und sich durch eine Selbstanzeige wieder steuerehrlich gemacht hat? Oder seine Strafe verbüßt hat?
Das sind Fragen, die bei mir das Bedürfnis nach sehr kategorischen Antworten assoziieren, die es teilweise nicht gibt. In meiner Wahrnehmung wären folgende Dinge zu berücksichtigen:
1) Nicht strafbare Handlungen dürfen nicht zur „Untragbarkeit“ führen
2) Besteht ein Verdacht auf strafbare Handlung, muß dieser zweifelsfrei ausgeräumt werden, um „tragbar“ zu sein.
3) Erfolgen Taten (in anderem Kontext als dem beruflichen), die Zweifel nähren könnten an der beruflichen Qualifikation (Bsp. spielesüchtiger Finanzminister), handelt es sich dabei auch um Taten, die eine Wertung der Person im beruflichen Kontext zulassen. Diese kann falsch sein, man wäre aber auch schlecht beraten sie völlig zu ignorieren.
4) Gleiches wie bei 3) gilt auch für (im weitesten Sinne) gesühnte Straftaten. Grundsätzlich sollte man die gesühnte Straftat nicht als eine Handlung sehen, die zur „Untragbarkeit“ führt. Gewisse begangene Straftaten, wenn auch gesühnt, sind aber möglicherweise trotzdem ein Hinweis auf eine mangelnde Qualifikationen für bestimmte Tätigkeiten.
In jedem Fall sollte letztendlich eine pragmatische Abwägung von Wahrscheinlichkeiten erfolgen. Mein persönlicher Pragmatismus zum Beispiel würde mir sagen, dass ich meine Tochter nicht in die Betreuung eines ehemaligen Sexualstraftäters geben sollte, auch wenn dieser voll rehabilitiert, reintegriert und geläutert ist.
Eine Kategorie die für mich persönlich aber immer Untragbarkeit signalisiert ist die Doppelmoral. Ein Minister der gegen die „verderbten Steuerhinterzieher“ wettert und selbst beim Hinterziehen erwischt wird, wäre für mich untragbar. Ebenso ein Minister der bei sich selbst das ethisch Vertretbare durch das Strafrecht abgegrenzt sieht, bei anderen aber nicht.
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von Noricus im Beitrag #12 Oder sich seinerzeit nicht bei der GEZ angemeldet. Noch vor 15 bis 20 Jahren herrschte - jedenfalls in meinem Umfeld - bei jungen Erwachsenen nicht der Hauch eines Unrechtsbewusstseins, wenn man einschaltete, ohne zu zahlen.
Ist heute noch so, viele zahlen den Dreck nicht freiwillig. Insbesondere wenn Sie, wie ich, keine Glotze haben. Übrigens war das zu keinem Zeitpunkt ein Betrug, weil niemand dazu verpflichtet war mit den Hilfssheriffs der GEZ auch nur zu reden. Oder simpel gesagt: Denen sage ich nicht einmal die Uhrzeit.
Zitat Vielmehr wurde die GEZ als eine tendenziell zu bedenklichen Mitteln (Besuche der sog. Rundfunkgebührenbeauftragten) greifende Institution gesehen, der sich zu verweigern etwas von lobenswertem zivilem Ungehorsam hatte.
Tendenziell ? Wenn das tendenziell ist, was ist dann erst richtig bedenklich ?
Zitat Würde heutzutage noch das alte System gelten, würden Schwarzseher wohl ihrerseits an den Pranger gestellt. Denn wer keine Demokratieabgabe zahlt, hält wohl nicht viel von der Demokratie (was nichts kostet, ist nichts wert).
Das man mit ARD und ZDF die Demokratie eher abgibt, dem stimme ich ja noch zu. Das andere sehe ich eigentlich nicht. Hier sollte man sehr stark unterscheiden zwischen Wahrnehmung der öffentlich rechtlichen Gebührenkassierer und dem gemeinen Volk. Das wird allenfalls als Demokratieabgabe verballhornt, aber ich kenne niemanden der das wirklich glaubt.
Zitat Dies ist vielleicht auch ein Hinweis auf eine geänderte Einstellung der Gesellschaft hinsichtlich des Abgabenzahlens.
Ich glaube nicht, dass sich diese geändert hat. Ich wüsste auch nicht warum. Ich glaube sogar das Gegenteil hat was für sich: Man hat auf die Haushaltsabgabe umgestellt, weil immer mehr aus der jungen Generation es nicht mehr eingesehen haben mit der GEZ auch nur ein Wort zu reden. Die öffentliche Wahrnehmung soll um Himmels willen davon Abstand nehmen zu sehen wie irrsinnig viel Kohle da sinnlos verbrannt wird.
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #21Eine Kategorie die für mich persönlich aber immer Untragbarkeit signalisiert ist die Doppelmoral.
Das ist ein gutes Stichwort.
Aus meiner Sicht gibt es zwei Kriterien, die hauptsächlich für moralische Urteile herangezogen werden:
1. Vermehrt die Untat Ungleichheit? 2. Wie hoch ist die Fallhöhe des Täters?
Aus 1. erklärt sich z.B., warum die kleine alltägliche Steuerhinterziehung (keine Rechnung, Angabe der Kilometer zwischen Wohnung und Arbeit etc.) toleriert, die große aber kräftig verurteilt wird. Ein kleiner Gauner, der irgendwie durch List und Tücke an Millionen Euro kommt, würde von der Umwelt sehr gnädig aufgenommen werden, aber jemand, der selbst Millionär ist, soll gefälligst nicht auch nur einen Euro hinterziehen. Und bei einer wichtigen Abschlussarbeit zu tricksen, lässt man dem armen Arbeiterkind mit Migrationshintergrund, für das es schon ein Erfolg war, überhaupt so weit zu kommen, eher durchgehen als dem reichen Schnösel, der hier nur wegen Daddys Erwartungen sitzt.
Die Fallhöhe ist individuell: Das kann der Moralist sein, der sich an die eigenen Regeln nicht hält. Das kann ein von den Medien gefeierter Mensch sein. Das kann ein Mensch in gesellschaftlich wichtiger Position sein. Das kann ein Mensch sein, der erwartet, dass andere Menschen ihn in ein Amt wählen. Je höher der Fall, desto harscher das Urteil.
Demzufolge ist die Antwort auf die Ausgangsfrage mit der juristischen Standardantwort identisch: Kommt drauf an.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat von Nikosch im Beitrag #16Ich bin nicht der Meinung, dass in der Öffentlichkeit Steuerhinterziehung generell stärker verurteilt wird als früher, sondern vielmehr Reichtum. Wer reich ist, ist dies in den Augen von Medien und einem großen Teil der Bevölkerung immer auf Kosten Anderer. Wenn er nun auch noch Steuern hinterzieht betrügt er die restliche Bevölkerung in deren Augen zum zweiten Mal.
Danke, lieber Nikosch, für diese Überlegung, die mir schlüssig erscheint.
Zitat von Noricus im Beitrag #6Wir gelangen hier nämlich wieder zu der Frage, wie moralisch Politiker sein müssen. Ist jemand als Minister tragbar, der sich in seiner Freizeit (derzeit nicht strafbare) Bilder nackter Kinder anschaut? Würde man einem Finanzminister trauen, der spielsüchtig ist? Oder - um zum Thema zurückzukehren - einem Finanzminister, der selbst mal hinterzogen und sich durch eine Selbstanzeige wieder steuerehrlich gemacht hat? Oder seine Strafe verbüßt hat?
Das sind Fragen, die bei mir das Bedürfnis nach sehr kategorischen Antworten assoziieren, die es teilweise nicht gibt.
Da haben Sie Recht, lieber nachdenken_schmerzt_nicht. Ich war eigentlich gar nicht so sehr auf kategorische Antworten, sondern vielmehr auf Abwägungskriterien aus, die Sie hier ja auch äußerst interessant dargelegt haben.
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