Zitat von R.A. im Beitrag #23Die deutschlandweite Selbstmordwelle nach dem Erscheinen des "Werther".
...bei der es sich aber nur um eine Legende handelt. Nicholas Boyle hat im 1. Band seiner Goethe-Biografie eine jus-historische Schrift von 1903 ausgegraben, in der der Verfasser mal versucht hat, diesen Robert-Enke-Effekt anhand belastbarer Quellen dingfest zu machen - mit dem Ergebnis, daß kein einziger Fall übrigblieb - mit der möglichen Ausnahme der Weimarer Hofdame Christiane von Laßberg 1778 ("Angeblich wurde sie am Tag nach ihrem Selbstmord mit einer Ausgabe von Goethes "Die Leiden des jungen Werthers" in der Tasche gefunden"). Was es allerdings gegeben hat (insofern stimmt die Sache wieder), war eine Welle von empörten Kapuzinerpredigten (die dann diese Selbstmordwelle behaupteten und ihrerseits als Beleg herhalten mussten): obwohl das auch längst nicht so viel Wind gemacht hat, wie die Göte-Fans seit 200 Jahren gern glauben. Diesen Nicht-Effekt teilt das Buch übrigens mit dem Lied vom traurigen Sonntag, bei dem auch keine davon untermalten Selbsttötungen nachgewiesen sind, sondern das nicht mal aus dem Radio verbannt worden war... https://www.youtube.com/watch?v=RapXvSiMVGU (Auf diese Legenden ist gar kein Verlaß. Wahrscheinlich war nicht mal Einstein in der Schule schlecht in Mathe.)
Das überrascht mich jetzt aber doch einigermaßen, lieber Ulrich Elkmann . Daß es eine Nachahmtendenz bei Suiziden gibt, gilt als gesichertes psychiatrisches Wissen, allerdings bezieht sich dies meist auf Suizide im näheren Umfeld, also Freunde und Familie. Meines Wissens hat man aber auch nach der Ausstrahlung der Fernsehserie "Tod eines Schülers" 1981 einen deutlichen Anstieg der Suizide von Schülern, die sich in einer ähnlichen Situation wie der Protagonist befunden haben, nachgewiesen. Die "Gegengutachten", die das ZDF Jahre später eingereicht hat, galten meines Wissens dagegen immer als eher schwachbrüstig (die habe ich aber nie im Original gesehen).
Zitat von Doeding im Beitrag #26Daß es eine Nachahmtendenz bei Suiziden gibt, gilt als gesichertes psychiatrisches Wissen, allerdings bezieht sich dies meist auf Suizide im näheren Umfeld, also Freunde und Familie.
Deswegen gibt es ja auch die Regeln, bei Medienberichten (wenn denn möglich), genaue Angaben zur Tat oder zum Ort zu vermeiden, um keine Nachahmungen ("copycat suicides") auszulösen. Der Begriff "Werther-Effec/kt" ist von David P. Philipps geprägt worden ("The Influence of Suggestion on Suicide: Substantive and Theoretical Implications of the Werther Effect," American Sociological Review, Vol. 39, No. 3 (Jun., 1974), pp. 340-354). Abstract: "This paper shows that suicides increase immediately after a suicide story has been published in the newspapers in Britian and in the USA, 1947-1968. The more publicty devoted to a suicide story, the larger the rise in suicides thereafter. The rise in suicides after a story is restricted mainly to the area in which the story was published." Gleich am Anfang hebt er auf die Quelle seiner Begriffsprägung ab: "...and it was said that people in many countries imitated Werther's manner of death ... Widespread imitation of Werther`s suicide was never conclusively demonstrated, but authorities were sufficiently apprehensive to ban the book in several areas, including Italy (Gray, 1967), Leipzig, and Copenhagen (Rose, 1929). More than a hundred years after Werther was written, Durkheim (1897) reviewed research linking suicide and suggestion (e.g., Tarde 1903) and found no conclusive evidence relating imitation and the social suicide rate." (340) (Ich nehme mal an, daß bei ED das Augenmerk auf der Rate lag.)
Zitat von Florian im Beitrag #24Hier einmal auf die Schnelle ein Versuch: Man betrachte die Liste der weltweit meistverkauften Musik-Alben
Das halte ich für keinen glücklichen Ansatz. Wenn man Geld ausgeben muß, hemmt das die Verbreitung natürlich. Ich meine Youtube-Szenen, die frei verfügbar sind und irgendwelche witzigen oder sonstwie beeindruckenden Kurzszenen zeigen.
Die Musikszene ist eher ein Beispiel dafür, daß die neuen Vertriebswege dazu führen, daß sich die Interessen immer mehr differenzieren.
Zitat Ein Jugendlicher, der 1983 "Thriller" nicht kannte, war eigentlich kaum vorstellbar
Ganz ehrlich: Habe ich damals nicht gekannt. Bzw. ich kenne das Album bis heute nicht, ich wußte nicht einmal, daß es das gibt.
Zitat von Florian im Beitrag #24Ein Jugendlicher, der 1983 "Thriller" nicht kannte, war eigentlich kaum vorstellbar
Ganz ehrlich: Habe ich damals nicht gekannt. Bzw. ich kenne das Album bis heute nicht, ich wußte nicht einmal, daß es das gibt.
Lieber R.A., das Video zu "Billie Jean" - Jackson brachte die Gehsteigplatten durch Schuhberührung zum Aufleuchten - war damals der letzte Schrei der Tricktechnik. (Heute wäre es wohl mit Trivialsoftware leicht zu reproduzieren.) Seinerzeit hat wirklich fast jeder über diesen Song und sein filmisches Begleitmaterial geredet. Ich denke, sogar meine Eltern haben damals was davon mitgekriegt.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.