Es ist ja auch problematisch. Wenn man keine wirklichen Probleme hat, dann ist es ja zwangsweise so, dass man welche schaffen muss. Wozu wären sonst die ganzen Leute da, die dazu da sind, Probleme zu lösen. Insbesondere Politiker. Aber es ist auch ein Problem jedes einzelnen. Wenn es einem nur noch gut geht, dann kann es einem ja nicht gut gehen.
Aber vielleicht löst sich das Problem auch von selbst...
Es wäre denkbar, daß, ganz ab von der obligatorischen Flachserei, dahinter ein wunder Punkt liegt; wie beim Chesterton'schen "wenn die Menschen nicht mehr an Gott glauben, glauben sie an alles" (wobei sich herausstellt, dass das 1.) "When men choose not to believe in God, they do not thereafter believe in nothing. They then become capable of believing in anything" heißt & 2.) gar nicht von G.K.C. stammt. ) Das Religionsbedürfnis scheint ziemlich fest in den Aufbau der menschlichen Psyche eingebaut; mit dem Bedürfnis nach existenzbedrohender Krise könnte es ähnlich beschaffen sein. Ein gottloser Soziobiologe könnte versucht sein, das darauf zurückzuführen, daß seine Ahnen ein paar Millionen Jahre lang eine größere Chance hatten, zu solchen zu werden, wenn sie in jedem Moment mit dem Schlimmsten rechneten, anstatt die Seele baumeln zu lassen.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #2Ein gottloser Soziobiologe könnte versucht sein, das darauf zurückzuführen, daß seine Ahnen ein paar Millionen Jahre lang eine größere Chance hatten, zu solchen zu werden, wenn sie in jedem Moment mit dem Schlimmsten rechneten, anstatt die Seele baumeln zu lassen.
Wenn da nicht die bis ins Mittelalter reichende Gewissheit des Christentums wäre, dass die Apokalypse jederzeit bevorstehen könnte...
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #2Das Religionsbedürfnis scheint ziemlich fest in den Aufbau der menschlichen Psyche eingebaut
Dass wir Menschen inhärent religiöse Tiere sind, ist mir klar (immerhin habe auch ich es nicht geschafft, Atheist oder auch nur Agnostiker zu werden). Mich würde allerdings einmal ein evolutionsbiologischer Ansatz interessieren, der nach dem "Warum sind Menschen religiöse Tiere" fragt. Meiner - ganz unerheblichen, aus religiös und naturwissenschaftlich geprägtem Verstand basierten - Meinung nach sind Menschen deshalb religiös, weil nur die Religion die Frage nach dem Sinn des Lebens mit ausreichendem Wohlfühlfaktor beantwortet - während Ideologien dieses absolut außen vor lassen. Was auch letztlich das Scheitern der Ideologien bei Kontakt mit Religion in sich trägt. Im Übrigen - es ist ja dem Bedürfnis nach Religion völlig egal, ob da viel Weihrauch und Gesang und Ritual dabei ist - ist der heute vielfach so genannte Ökologismus auch eine Religion - die aber bitte nicht mit neopaganen Gaia-Gläubigen oder anderen Neuheiden oder Wiccas verwechselt werden sollte. Auch Gaia-Anhänger werden sich mit Grausen von Naturschutzgebieten, die durch Windparks vernichtet werden oder riesigen Halden toxischen Abfalls der Photovoltaik-Zellen-Produktion abwenden, während die Anhänger des Ökologismus diese quasi willkommen heißen, solange sie nicht vor ihrer Haustür sind.
Zitat mit dem Bedürfnis nach existenzbedrohender Krise könnte es ähnlich beschaffen sein. Ein gottloser Soziobiologe könnte versucht sein, das darauf zurückzuführen, daß seine Ahnen ein paar Millionen Jahre lang eine größere Chance hatten, zu solchen zu werden, wenn sie in jedem Moment mit dem Schlimmsten rechneten, anstatt die Seele baumeln zu lassen.
Mag sein. Vielleicht liegt es aber - wie auch Rayson es andeutete - am Religionsbedürfnis? Viele Religionen sagen eine absolute Katastrophe vorraus - hieße sie nun Harmaggeddon, Apokalypse, Ragnarök oder Gehenna.
Zitat von adder im Beitrag #4 Dass wir Menschen inhärent religiöse Tiere sind, ist mir klar (immerhin habe auch ich es nicht geschafft, Atheist oder auch nur Agnostiker zu werden). Mich würde allerdings einmal ein evolutionsbiologischer Ansatz interessieren, der nach dem "Warum sind Menschen religiöse Tiere" fragt.
Als religiös orientierter Mensch würde ich antworten "Weil die Menschen die Wahrheit ahnen, ohne sie in diesem Fall beweisen zu können" Ein Atheist würde vermutlich antworten "Weil es offensichtlich evolutionsbiologisch von Vorteil ist, wenn Menschen Wahnvorstellungen haben". Allerdings kann er nicht begründen, worin diese Vorteile liegen (auch der Vorteil, dass man weiß, was der Sinn des Daseins ist, ist evolutionsbiologisch unklar. Bakterien kommen ganz gut ohne diesen Vorteil aus)
Zitat von adder im Beitrag #4 Mag sein. Vielleicht liegt es aber - wie auch Rayson es andeutete - am Religionsbedürfnis? Viele Religionen sagen eine absolute Katastrophe vorraus - hieße sie nun Harmaggeddon, Apokalypse, Ragnarök oder Gehenna.
Zitat von adder im Beitrag #4Mich würde allerdings einmal ein evolutionsbiologischer Ansatz interessieren, der nach dem "Warum sind Menschen religiöse Tiere" fragt.
Eine mögliche Erklärung wäre aus meiner Sicht, dass in einem „Bewußtsein“ die Forderung nach einem Gott inhärent ist. Ein Bewußtsein zu haben, damit „Warum?“ fragen zu können aber keine Antwort zu kennen, lässt nur den logischen Schluß auf die Existenz eines Gottes zu. Ganz gleich wie abstrakt er wird und sei es der Gott der den Geist der komplexesten physikalischen Modelle atmet.
Eine weitere mögliche Erklärung könnte sein, dass Religion in der Tat evolutionstechnisch bedingt ist, mit dem Zweck das soziale Miteinander zu organisieren. Platt ausgedrückt stellte sich für „die Evolution“ das Problem, wie ein recht egoistisches Lebewesen für das Leben in sehr komplexen gesellschaftlichen Strukturen „hergerichtet“ werden sollte. Religion als ein höheres ordnendes Prinzip also, welches über den daraus abgeleiteten Moralbegriff dem Egoismus die Beliebigkeit des Handelns nimmt und damit den Erhalt der Art, die auf komplexe Gruppenstrukturen angewiesen ist, sicher stellt. (Womit auch leicht zu erkennen ist, dass Religion (im Sinne eines Gottes) gegen jedes andere ordnende Prinzip austauschbar ist und damit wäre zu verstehen, warum auch die Atheisten schnell wieder bei einem „Glauben an irgendetwas anderes“ landen. Die Bewahrung der Natur als höheres ordnendes Prinzip zum Beispiel.)
Am wahrscheinlichsten erscheint mir persönlich die erste Erklärung, die sich die Evolution sehr geschickt und effizient zunutze machte, um ihr (in der zweiten möglichen Erklärung beschriebenes) Problem einer Lösung zuzuführen.
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #6 Eine mögliche Erklärung wäre aus meiner Sicht, dass in einem „Bewußtsein“ die Forderung nach einem Gott inhärent ist. Ein Bewußtsein zu haben, damit „Warum?“ fragen zu können aber keine Antwort zu kennen, lässt nur den logischen Schluß auf die Existenz eines Gottes zu. Ganz gleich wie abstrakt er wird und sei es der Gott der den Geist der komplexesten physikalischen Modelle atmet.
Diese Erklärung ist nicht zwingend. Denn warum sollte man die "warum" Frage überhaupt beantworten (aus evolutionsbiologischer Sicht). Für Fortpflanzung und Überleben sind andere Fragen viel wesentlicher (wie bekomme ich etwas zu essen, mit wem kann ich mich paaren, wie entkomme ich meinem Feind etc.). Wenn aber eine Frage nicht zwingend zu beantworten ist, dann ist es auch nicht schlimm, sie als offen zu deklarieren. Aber genau so reagieren die Menschen nicht. Vielmehr ist die Überlebensleistung statistisch gesehen gemindert, wenn man die Frage offen läßt und das bleibt in diesem Szenario rätselhaft.
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #6 Eine weitere mögliche Erklärung könnte sein, dass Religion in der Tat evolutionstechnisch bedingt ist, mit dem Zweck das soziale Miteinander zu organisieren. Platt ausgedrückt stellte sich für „die Evolution“ das Problem, wie ein recht egoistisches Lebewesen für das Leben in sehr komplexen gesellschaftlichen Strukturen „hergerichtet“ werden sollte.
Auch diese Erklärung ist nicht wirklich gut, denn man kennt sehr viele Gemeinschaften und alle haben ein ordnendes Prinzip, auch bei Tieren, deren Abstraktionslevel weit unterhalb einer Vorstellung Gottes liegt. Dafür wird in der Biologie in der Regel die Schwarmintelligenz bemüht, also eigentlich sehr kurzreichweitige soziale Interaktionen, die sich im Schwarm dann zu großflächigen Reaktionen auswachsen.
Irgendwie scheint es mir, als hätte die Evolutionsbiologie keine Antwort auf das Phänomen Religion. Es sei denn, man nimmt an, dass da etwas Reales dahinter steckt...
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