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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 8 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
R.A. Offline



Beiträge: 8.171

28.05.2014 15:57
Wahldetails Antworten

Ich finde es erschreckend und bezeichnend für die außenpolitische Ignoranz der deutschen Medien, wie wenig über das Wahlergebnis in der Ukraine berichtet wird. Dabei sind gerade einige Details bemerkenswert.

Nachtrag: Zumindens bei WELT und FAZ wurde auch berichtet, daß die Rechtsradikalen keine Rolle spielen.

patzer Offline



Beiträge: 359

28.05.2014 16:28
#2 RE: Wahldetails Antworten

Die Wahlbeteiligung lag landesweit bei 60,29 %. Die höchste Wahlbeteiligung gab es in den im Westen des Landes liegenden Oblasten Lwiw mit 78,1 % und der Ternopil mit 76,6 % gefolgt von der Oblast Iwano-Frankiwsk mit 73,95 %. Die niedrigsten Wahlbeteiligungen gab es im Osten der Ukraine in der Krisenregion Donezk mit 15,4 % und Luhansk mit 38,94 %. In der Hauptstadt Kiew lag die Beteiligung an der Wahl bei 62,7 %.[2](Quelle Wiki)

Ob die Bürger aus Donezk dies anerkennen werden?

Llarian Offline



Beiträge: 7.118

28.05.2014 17:30
#3 RE: Wahldetails Antworten

Man muss die Frage stellen, wie man im Osten ein Ergebnis bewerten wird, bei dem in einigen grossen Städten gar nicht gewählt worden ist. Davon mal ab ist der immer wieder gerne erhobene Vorwurf der Wahlfälschung auch nicht wirklich ein Problem, es war ja keine überwachte Wahl und angesichts der chaotischen Zustände im Land wären Wahlfälschungen auch kein grösseres Problem. Im Gegenteil müsste man die Frage stellen, wie realistisch es wirklich sein kann, dass der beste prorussische Kandidat nur 3% der Stimmen bekommt, das mutet nämlich umgekehrt lächerlich an und erinnert ein wenig an die Abstimmung im Osten zur Selbstständigkeit.

Alles in allem würde ich das nicht überbewerten wollen, das alleine wird Putin nicht daran hindern weiter die grünen Männchen Separation spielen zu lassen. Eins scheint mir sicher: Dieser Konflikt wird nicht an irgendwelchen Urnen entschieden.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

28.05.2014 17:50
#4 RE: Wahldetails Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #3
Man muss die Frage stellen, wie man im Osten ein Ergebnis bewerten wird, bei dem in einigen grossen Städten gar nicht gewählt worden ist.

Ich vermute Du meinst mit "im Osten" die Ostukraine.
Da die nun auch dort im wesentlichen Poroshenko gewählt haben (mit ordentlichen Ergebnissen auch für andere pro-westliche Kandidaten), werden die m. E. damit keine Probleme haben.
Etwas anderes wäre es gewesen, wenn ein "westlicher" und ein "östlicher" Kandidat gegeneinander gestanden hätten, und der Erstere hätte gewonnen, weil die Stimmen aus Donezk fehlen. Das hätte Ärger gegeben.

Zitat
Davon mal ab ist der immer wieder gerne erhobene Vorwurf der Wahlfälschung auch nicht wirklich ein Problem, es war ja keine überwachte Wahl ...


M. W. waren sehr wohl Beobachter vor Ort und die haben auch bestätigt, daß es in den nicht von den Separatisten betroffenen Gebieten ordentlich zuging. Müßte man aber vielleicht verifizieren.

Zitat
Im Gegenteil müsste man die Frage stellen, wie realistisch es wirklich sein kann, dass der beste prorussische Kandidat nur 3% der Stimmen bekommt ...


Es ist nicht der beste (das wäre wohl Tihipko mit 5%), sondern der, der Putin wohl am nächsten steht. Die etwas niedrigere Wahlbeteiligung im Osten zeigt auch, daß wohl einige pro-russische Wähler zu Hause geblieben sind. Die Verteilung von Dobkin - er ist z. B. stärkster Kandidat in seinem Heimat-Oblast - sieht aber sehr realistisch aus.

Zitat
Alles in allem würde ich das nicht überbewerten wollen ...


Ich werte die Wahl als sehr glaubwürdiges und weitgehend repräsentatives Meinungsbild der Ukrainer.
Es gibt dezidiert westlich orientierte Kräfte, die haben aber nicht die Mehrheit. Die radikalen Nationalisten spielen keine Rolle. Die breite Mehrheit will einen Ausgleich und den Zusammenhalt des Landes. Zu Putin will nur eine kleine Minderheit in den Grenzgebieten.

Zitat
das alleine wird Putin nicht daran hindern weiter die grünen Männchen Separation spielen zu lassen.


Er wird es noch ein bißchen tun, weil er kein gescheites Ausstiegsszenario hat. Aber er muß jetzt wohl einsehen, daß seine Subversionstaktik gescheitert ist - die hätte vorausgesetzt, daß (wie auf der Krim) ein größerer Teil der Bevölkerung mitmacht.

Zitat
Eins scheint mir sicher: Dieser Konflikt wird nicht an irgendwelchen Urnen entschieden.


Nicht alleine. Putin hat immer noch die große militärische Option: Wenn er mit offenem und massivem Militäreinsatz die Ukraine "befriedet", wird der Westen das nicht direkt verhindern können. Aber diese Option hat natürlich viele Nachteile.

Aber alle anderen "kleineren" Optionen sind Putin durch die Wahl verbaut worden. Weil die Ukrainer ihm klargemacht haben, daß er bei ihnen keinen Blumentopf gewinnen kann.

Nola Offline



Beiträge: 1.719

28.05.2014 18:21
#5 RE: Wahldetails Antworten

high noon am 6. Juni 2014

Zitat

http://www.rp-online.de/politik/ausland/...n-aid-1.4275177

28. Mai 2014 | 17.24 Uhr
D-Day-Feierlichkeiten in der Normandie 20
Hollande lädt Poroschenko und Putin ein
Poroschenko will "Krieg und Chaos" in Ukraine beenden
Paris. Frankreichs Staatschef François Hollande hat den neuen Präsidenten der Ukraine, Petro Poroschenko, zu den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Alliierten-Landung in der Normandie eingeladen. Hollande habe die Einladung zu den Zeremonien am 6. Juni bei einem Telefonat mit Poroschenko ausgesprochen, teilte der Elysée-Palast in Paris am Mittwoch mit.

♥lich Nola

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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken.
Zettel im August 2008

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 14.515

28.05.2014 19:00
#6 RE: Wahldetails Antworten

Zitat von Nola im Beitrag #5
high noon am 6. Juni 2014


Nun: Herr H. scheint z.Zt. in der grande nation nicht everybody's darling zu sein. Da mag ein Shake-hands vor symbolschwerer Kulisse, zumal am D-Day, ein Camp David à la française ein angemessener morale booster sein.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

29.05.2014 13:38
#7 RE: Wahldetails Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #1
Ich finde es erschreckend und bezeichnend für die außenpolitische Ignoranz der deutschen Medien, wie wenig über das Wahlergebnis in der Ukraine berichtet wird. Dabei sind gerade einige Details bemerkenswert.

Nachtrag: Zumindens bei WELT und FAZ wurde auch berichtet, daß die Rechtsradikalen keine Rolle spielen.


Ja, was wäre Deutschlands Presselandschaft ohne "WELT" und "FAZ". Vielen Dank für Deine sehr informative Zusammenfassung, lieber R.A.!

Viele Grüße, Erling Plaethe

Llarian Offline



Beiträge: 7.118

29.05.2014 20:13
#8 RE: Wahldetails Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #4
M. W. waren sehr wohl Beobachter vor Ort und die haben auch bestätigt, daß es in den nicht von den Separatisten betroffenen Gebieten ordentlich zuging. Müßte man aber vielleicht verifizieren.

Na, viel Glück dabei. Ich frage mich, wie denn die Wahl beobachtet haben soll, denn so neutral ist da kaum jemand. Und die Formel "nicht von den Separatisten betroffene Gebiete" ist mir auch ein bischen unbestimmt, das kann auch der ganze Osten sein. Die Frage ist wie viele Leute nicht zur Wahl konnten. Slawjansk soll ziemlich gross sein, Donezk ist noch grösser.

Zitat
Die etwas niedrigere Wahlbeteiligung im Osten zeigt auch, daß wohl einige pro-russische Wähler zu Hause geblieben sind. Die Verteilung von Dobkin - er ist z. B. stärkster Kandidat in seinem Heimat-Oblast - sieht aber sehr realistisch aus.


Dann haben wir sehr unterschiedliche Vorstellungen von Realismus. Wenn eine Partei, die noch 2010 die Hälfte aller Stimmen auf sich vereinigt auf 5% abfällt, dann ist das schon etwas sehr seltsam. Das ist ungefähr so realistisch wie die Idee, dass die FDP bei der nächsten Bundestagswahl den Kanzler mit einer absoluten Mehrheit stellen wird. Es stinkt schlicht und einfach. Denkbar ist, dass die Wähler einfach nicht wählen konnten oder das die Wahl schlicht gefälscht wurde. Aber ein solcher Absturz ist nicht nachzuvollziehen.

Zitat
Ich werte die Wahl als sehr glaubwürdiges und weitgehend repräsentatives Meinungsbild der Ukrainer.


Ich nicht. Und ich denke die Russen auch nicht. Insofern sind wir wieder da, wo wir vorher waren.

Zitat
Zu Putin will nur eine kleine Minderheit in den Grenzgebieten.


Und genau DAS ist eben nicht glaubhaft. 5% "Idioten" gibts ja schon in Deutschland, hier würden sich schon ähnliche Zahlen finden um den Anschluss an Russland zu fordern. In der Ostukraine sprechen ganze Landstriche eher russisch als ukrainisch. Und die Einflüsse aus Russland sind dort massiv. Zudem kommt dazu, dass der industrielle Kern der Ukraine sich gerade im Osten befindet, ganz ähnlich der Situation zwischen Nord und Süditalien. Da sind nicht 5% Separatisten zu erwarten sondern deutlich mehr. Insofern ist diese Wahl nicht glaubwürdiger als die Wahl der Separatisten mit ihren 95% für die Abspaltung.

Zitat
Er wird es noch ein bißchen tun, weil er kein gescheites Ausstiegsszenario hat. Aber er muß jetzt wohl einsehen, daß seine Subversionstaktik gescheitert ist - die hätte vorausgesetzt, daß (wie auf der Krim) ein größerer Teil der Bevölkerung mitmacht.


Hat er auf der Krim auch nicht gebraucht, wie die Leute auf der Krim denken weiss bis heute kein Mensch. Wie schon gesagt, das Ergebnis dieser Wahl ist für Putin irrelevant. Ob und wie er weitermacht hängt nach meinem Dafürhalten einzig und alleine an China. Nicht an dem, was die Westukraine abgestimmt hat, nicht an dem, was im Osten wirklich abgestimmt worden wäre und auch nicht daran, was man dort wirklich denkt.

Zitat
Wenn er mit offenem und massivem Militäreinsatz die Ukraine "befriedet", wird der Westen das nicht direkt verhindern können. Aber diese Option hat natürlich viele Nachteile.


Richtig. Aber das sind die selben wie auch vor der Wahl.

Zitat
Aber alle anderen "kleineren" Optionen sind Putin durch die Wahl verbaut worden. Weil die Ukrainer ihm klargemacht haben, daß er bei ihnen keinen Blumentopf gewinnen kann.


Sehe ich nicht. Erstens ist, wie gesagt, die Wahl nicht übermässig glaubwürdig. Zweitens hätte auch die Wahl eines pro-russichen Kandidaten nix geändert. Putin möchte die Region gerne eingliedern und die internationalen Folgen sind die selben, egal wer da regiert. Und es hat ja auch keine Folgen, genaugenommen interessiert es niemanden, wer da wie gewählt hat. Russland juckts nicht, China juckts nicht, die Amerikaner am Ende auch nicht, die einzigen, die überhaupt was drauf geben sind die Europäer und das sind die zahnlosesten Tiger der Welt.

Nola Offline



Beiträge: 1.719

29.05.2014 20:38
#9 RE: Wahldetails Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #7
Zitat von R.A. im Beitrag #1
Ich finde es erschreckend und bezeichnend für die außenpolitische Ignoranz der deutschen Medien, wie wenig über das Wahlergebnis in der Ukraine berichtet wird. Dabei sind gerade einige Details bemerkenswert.

Nachtrag: Zumindens bei WELT und FAZ wurde auch berichtet, daß die Rechtsradikalen keine Rolle spielen.


Ja, was wäre Deutschlands Presselandschaft ohne "WELT" und "FAZ". Vielen Dank für Deine sehr informative Zusammenfassung, lieber R.A.!


In seiner Erklärung hat der Rat einige Punkte zusammengestellt und beschlossen. Sogar in deutscher Übersetzung.

Zitat
http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/de/ec/142870.pdf

Rat der Europäischen Union

Erklärung der Staats- und Regierungschefs zur Ukraine

Brüssel, den 27. Mai 2014

2. Wir bekennen uns fest zur Wahrung der Souveränität und territorialen Unversehrtheit der

Ukraine und wir verurteilen scharf die unrechtmäßige Eingliederung der Krim und Sewastopols

in die Russische Föderation durch Annexion und werden diese nicht anerkennen. Wir

bekräftigen erneut das Bekenntnis der Europäischen Union zur Gemeinsamen Erklärung von

Genf vom 17. April und würdigen die Rolle der Sonderbeobachtermission der OSZE bei der

Unterstützung ihrer Umsetzung sowie die bisherigen Bemühungen der ukrainischen Regierung

um diese Umsetzung. Im Lichte der jüngsten Entwicklungen appellieren wir erneut an die

Russische Föderation, Maßnahmen zur vollständigen Umsetzung der Gemeinsamen Erklärung

von Genf zu ergreifen.

7. Es ist wichtig, dass die ukrainische Regierung das makroökonomische Gleichgewicht und das

Geschäftsklima verbessert sowie die Korruption unterbindet. Die internationalen Partner,

einschließlich der Russischen Föderation, sollten diese Stabilisierungsanstrengungen

unterstützen. Im Hinblick auf die Stabilisierung der ukrainischen Wirtschaft ist es wichtig, eine

Einigung über die Bedingungen für Erdgaslieferungen der Russischen Föderation an die

Ukraine zu erreichen. Wir hoffen, dass die laufenden Gespräche, die durch die Europäische

Union unterstützt werden, rasch abgeschlossen werden können. Wir weisen erneut darauf hin,

dass die Verträge über russische Erdgaslieferungen an die Europäische Union eingehalten

werden müssen.

♥lich Nola

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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken.
Zettel im August 2008

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