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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 2.060 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

16.09.2014 21:14
Arbeit lohnt sich nicht Antworten

In einem Blog auf zeit.de erschien eine interessanter Artikel, wie sich für Behinderte die Arbeit durch die Anrechnung von Einkommen auf Sozialleistungen nicht mehr lohnt.

Ich befürchte nur, auf den Gedanken, dass sich diese Erkenntnis verallgemeinern lässt, wird in der ehemals liberalen Zeit wohl niemand kommen, tendieren doch Linke dazu alle politische Themen aus der Warte einer Unterteilung der Gesellschaft in Unterdrücker, Unterdrückte und Anwälte der Unterdrückten zu betrachten, während Liberale eher abstrakte, verallgemeinerte Handlungsprinzipien hochhalten.

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

HR ( gelöscht )
Beiträge:

16.09.2014 23:34
#2 RE: Arbeit lohnt sich nicht Antworten

Das logische Ergebnis solcher Politik ist die Schwarzarbeit. Sie blüht immer gemeinsam mit dem Sozialismus.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

17.09.2014 12:06
#3 RE: Arbeit lohnt sich nicht Antworten

Ich wäre skeptisch, ob sich diese Erkenntnis wirklich verallgemeinern läßt.

Es ist ein Anachronismus, daß die Hilfe für Behinderte an die Sozialhilfe gekoppelt ist. Kommt wohl aus einer Zeit, als es für Behinderte kaum möglich war, sich beruflich zu qualifizieren und ihr eigenes Geld zu verdienen. Einen sachlichen Grund für diese Kopplung gibt es nicht, eine Änderung wäre auch problemlos möglich (mit recht überschaubaren Folgen für die öffentlichen Finanzen).

Bei normalen Beschäftigten ist die Relation zwischen staatlicher Hilfe und möglichem Eigenverdienst deutlich anders. Da kann die Anrechnung eine Beschäftigung zwar unattraktiv machen (wenn die Arbeit nur noch einen relativ geringen Mehrwert bringt), aber m. W. lohnt sich die Arbeit trotzdem immer noch.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

17.09.2014 13:48
#4 RE: Arbeit lohnt sich nicht Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #3
Ich wäre skeptisch, ob sich diese Erkenntnis wirklich verallgemeinern läßt.

Es ist ein Anachronismus, daß die Hilfe für Behinderte an die Sozialhilfe gekoppelt ist. Kommt wohl aus einer Zeit, als es für Behinderte kaum möglich war, sich beruflich zu qualifizieren und ihr eigenes Geld zu verdienen. Einen sachlichen Grund für diese Kopplung gibt es nicht, eine Änderung wäre auch problemlos möglich (mit recht überschaubaren Folgen für die öffentlichen Finanzen).

Bei normalen Beschäftigten ist die Relation zwischen staatlicher Hilfe und möglichem Eigenverdienst deutlich anders. Da kann die Anrechnung eine Beschäftigung zwar unattraktiv machen (wenn die Arbeit nur noch einen relativ geringen Mehrwert bringt), aber m. W. lohnt sich die Arbeit trotzdem immer noch.


Das stimmt. Allerdings gilt das in dem Moment nicht mehr, in dem ein Mindestlohn mit der Argument eingeführt wird, die Tätigkeit würde durch die Lohnergänzungsleistungen subventioniert werden.

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

Florian Offline



Beiträge: 3.136

17.09.2014 13:49
#5 RE: Arbeit lohnt sich nicht Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #3

Bei normalen Beschäftigten ist die Relation zwischen staatlicher Hilfe und möglichem Eigenverdienst deutlich anders. Da kann die Anrechnung eine Beschäftigung zwar unattraktiv machen (wenn die Arbeit nur noch einen relativ geringen Mehrwert bringt), aber m. W. lohnt sich die Arbeit trotzdem immer noch.


Aus meiner Erfahrung als Arbeitgeber:
Es gibt immer wieder Fälle, bei denen ein Arbeitnehmer zu mir kommt und kündigt (oder weniger arbeiten will), weil sich die Arbeit ÜBERHAUPT nicht lohnt.
Das mag kein Massenphänomen sein. Aber es kommt vor.

Jüngst hatte ich z.B. einen Fall, der das von E.Plaethe geschilderte Problem auf die Spitze treibt:
Eine (gesunde!) Frau will nicht mehr arbeiten, weil die staatl. Unterstützung für ihren kranken Mann mit ihrem Einkommen 100% verrechnet wird.

Aktuell hinzugekommen ist z.B. die unsägliche Frühverrentung.
Im Alter 63 bis 65 lohnt sich für die betroffenen Personen die Arbeit kaum.
(Und wenn sie sich noch einen 450€-Job besorgen, dann bleibt vielen Normalverdienern Netto oft mehr als beim bisherigen regulären Job).

Oder noch ein Klassiker:
Ehefrau (mit schlechter Steuerklasse) arbeitet auf 450€-Basis mit Pauschalversteuerung.
Kinder sind irgendwann größer und sie will Teilzeit arbeiten. Und hat dann auf einmal statt der Pauschalversteuerung den individuellen Steuersatz (der schlechten Steuerklasse) plus Krankenversicherungsbeiträge (die ihr nichts bringen, weil sie ohnehin beim Ehemann mitversichert war).
Hat in meinem Unternehmen schon zu Fällen geführt, in denen die Grenz-Abgabenlast über 100% lag.
D.h. die Frau hätte Netto WENIGER gehabt als mit ihrer geringfügigen Beschäftigung.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

17.09.2014 14:19
#6 RE: Arbeit lohnt sich nicht Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #5
Zitat von R.A. im Beitrag #3

Bei normalen Beschäftigten ist die Relation zwischen staatlicher Hilfe und möglichem Eigenverdienst deutlich anders. Da kann die Anrechnung eine Beschäftigung zwar unattraktiv machen (wenn die Arbeit nur noch einen relativ geringen Mehrwert bringt), aber m. W. lohnt sich die Arbeit trotzdem immer noch.


Aus meiner Erfahrung als Arbeitgeber:
Es gibt immer wieder Fälle, bei denen ein Arbeitnehmer zu mir kommt und kündigt (oder weniger arbeiten will), weil sich die Arbeit ÜBERHAUPT nicht lohnt.
Das mag kein Massenphänomen sein. Aber es kommt vor.

Jüngst hatte ich z.B. einen Fall, der das von E.Plaethe geschilderte Problem auf die Spitze treibt:
Eine (gesunde!) Frau will nicht mehr arbeiten, weil die staatl. Unterstützung für ihren kranken Mann mit ihrem Einkommen 100% verrechnet wird.

Aktuell hinzugekommen ist z.B. die unsägliche Frühverrentung.
Im Alter 63 bis 65 lohnt sich für die betroffenen Personen die Arbeit kaum.
(Und wenn sie sich noch einen 450€-Job besorgen, dann bleibt vielen Normalverdienern Netto oft mehr als beim bisherigen regulären Job).

Oder noch ein Klassiker:
Ehefrau (mit schlechter Steuerklasse) arbeitet auf 450€-Basis mit Pauschalversteuerung.
Kinder sind irgendwann größer und sie will Teilzeit arbeiten. Und hat dann auf einmal statt der Pauschalversteuerung den individuellen Steuersatz (der schlechten Steuerklasse) plus Krankenversicherungsbeiträge (die ihr nichts bringen, weil sie ohnehin beim Ehemann mitversichert war).
Hat in meinem Unternehmen schon zu Fällen geführt, in denen die Grenz-Abgabenlast über 100% lag.
D.h. die Frau hätte Netto WENIGER gehabt als mit ihrer geringfügigen Beschäftigung.



Ja, das ist ein Problem. Die Linke Lösung wäre:

450€-Basis-Sonderregelungen abschaffen, damit diese unsägliche Subvention der Arbeit bei ihnen aufhört.
Da die Betroffenen dann weniger verdienen würden, in der Folge die Lohnersatzleistungen so erhöhen, dass die gute Frau im Falle der Arbeitslosigkeit Netto möglichst so viel Einkommen hat wie jetzt mit ihrem 450€-Job.

Das ist dann auch nötig, denn jede Lohnergänzungsleistung ist ja eine Subvention der Arbeit und gehört abgeschafft und ein Mindestlohn muss auf der Höhe der fiktiven Brutto-Lohnersatzleistungen festgelegt werden. Die Arbeit lohnt sich dann noch weniger, selbst wenn kein formaler Mindestlohn eingeführt würde, so dass die Stelle weiter angeboten werden könnte, denn die Lohnersatzleistungen wären höher als ihr erzielbarer Netto-Lohn. Ist aber kein Problem, sie erhielte ja dann eben höhere Lohnersatzleistungen fürs Nichtstun. Hauptsache, die Arbeitnehmer bei ihnen werden nicht subventioniert, auch wenn dann insgesamt weniger Arbeitsleistung erbracht wird.

Wie höhere Lohnersatzleistungen für Erwerbsuntätige erwirtschaftet werden sollen, wenn weniger Arbeitskraft genutzt wird, also der Wirtschafts-Output und damit das BIP real sinkt (oder falls es durch andere Faktoren steigt, weniger ansteigt)? Was soll die Frage? Hängen Sie etwas neoliberale Logik an?

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Es ist diese Paradoxon in der Linken-Mindestlohn-Logik, das ich aufzeigen wollte:

Je höher das soziokulturelle Existenzminimum festgelegt wird, umso weniger Arbeitkraft kann genutzt werden, um das BIP zu erwirtschaftet, aus denen die Lohnersatzleistungen gezahlt werden müssten.

Ich finde, hier wird die linke Motivation extrem deutlich: Nicht ob es Betroffenen besser geht, nicht ob unnötig Resourcen (Arbeitskraft) brach liegen, nicht

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

17.09.2014 14:20
#7 RE: Arbeit lohnt sich nicht Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #5

Jüngst hatte ich z.B. einen Fall, der das von E.Plaethe geschilderte Problem auf die Spitze treibt: ...

Lieber Florian, vielen Dank, aber der Artikel ist vom geschätzten Kollegen Techniknörgler.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

17.09.2014 14:32
#8 RE: Arbeit lohnt sich nicht Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #7
Zitat von Florian im Beitrag #5

Jüngst hatte ich z.B. einen Fall, der das von E.Plaethe geschilderte Problem auf die Spitze treibt: ...

Lieber Florian, vielen Dank, aber der Artikel ist vom geschätzten Kollegen Techniknörgler.


Ist unser Schreibstil so leicht zu verwechseln? *Grübel* Hatte bisher nicht den Eindruck.

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

17.09.2014 15:27
#9 RE: Arbeit lohnt sich nicht Antworten

Zitat
Und nicht nur das: Auch Sparen darf Raul nicht, denn bei 2.600 Euro ist Schluss. [...] das sie auch nicht fürs Alter vorsorgen, auf ein Auto sparen oder sich ein Haus kaufen können.


Vor dem Problem steht jeder Langzeitarbeitslose. Ein Eigenheim darf man/frau als Mindestsicherungsbezieher in Österreich besitzen. Ersparnisse nicht. Wer sein Einkommen verschleudert, wird im Fall der Fälle sofort subventioniert. Der etwas erspart hat, muss davon erst zerren. In unsicheren Beschäftigungsverhältnissen ist Sparen somit Unsinn, am besten alles ins Eigenheim stecken, das ist ja geschützt.
Wer kurz vor dem Hauskauf in die Arbeitslosigkeit stürzt, hat Pech gehabt.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

17.09.2014 15:28
#10 RE: Arbeit lohnt sich nicht Antworten

Zitat von xanopos im Beitrag #9

Zitat
Und nicht nur das: Auch Sparen darf Raul nicht, denn bei 2.600 Euro ist Schluss. [...] das sie auch nicht fürs Alter vorsorgen, auf ein Auto sparen oder sich ein Haus kaufen können.

Vor dem Problem steht jeder Langzeitarbeitslose. Ein Eigenheim darf man/frau als Mindestsicherungsbezieher in Österreich besitzen. Ersparnisse nicht. Wer sein Einkommen verschleudert, wird im Fall der Fälle sofort subventioniert. Der etwas erspart hat, muss davon erst zerren. In unsicheren Beschäftigungsverhältnissen ist Sparen somit Unsinn, am besten alles ins Eigenheim stecken, das ist ja geschützt.
Wer kurz vor dem Hauskauf in die Arbeitslosigkeit stürzt, hat Pech gehabt.



Yep, es ist Unsinn, nicht nur, wenn es um Behinderungen geht.

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

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